§ 8. Napoleon bis zur Begründung des Kaiserreichs. 43 ergebenen Staaten vergrößert. Württemberg, Baden und Hessen-Kassel wurden Kurfürstentümer; Österreich wurden die Bistümer Brixen und Trieut einverleibt; Preußen er¬ hielt u. a. Münster, Hildesheim, Paderborn, Erfurt mit dem Eichsfeld, Quedlinburg, Goslar, Mülhausen und Nord¬ hausen. Dem Bringer eines glanzvollen Friedens, der ersehnten inneren Die Neugestai- Ruhe und eines neuen wirtschaftlichen Aufschwunges ergab sich die111110 Frankreichs, dankbare französische Nation willenlos. So konnte Napoleon eine Neugestaltung Frankreichs durchführen, die, ohne den fortschritt¬ lichen Geist der Revolution zu verleugnen, mit den Auswüchsen der Freiheit aufräumte. Der Herstellung der inneren Ruhe diente in erster Versöhnung mit Linie die Aussöhnung mit der katholischen Kirche, der die Mehr- bcr heit des Volkes in unveränderter Ergebenheit anhing; sie wurde durch das „Konkordat" mit Papst Pius VII., der den Kirchenstaat zurück¬ erhielt, wieder zur Staatskirche gemacht. Weiter förderte Napoleon die Versöhnung innerhalb der Nation, indem er den Emigranten Versöhnung der durch eine weitherzige Amnestie die Rückkehr erleichterte. Im übrigen 5ßaite,en" wurde jetzt mit dem durch die Revolution errungenen Rechte der freien Persönlichkeit Ernst gemacht: ohne Rücksicht auf Herkunft, Konfession oder Parteistellung stand jedem nach seinen Fähigkeiten jede Be¬ tätigung im bürgerlichen Berufe wie im Staatsdienste offen. Be¬ sondere Verdienste erwarb sich Napoleon um das Unterrichtswesen, indem er es der Geistlichkeit entzog und dem Staate unterstellte (Be¬ gründung der staatlichen facultes). Das bedeutendste Werk der Kon¬ sularregierung war aber die Abfassung des bürgerlichen Gesetz¬ buches (Code Napoleon), das dem französischen Gesamtstaate ein Der einheitliches Recht gab. Bei diesen wirklichen Verdiensten NapoleonsCode ^apol6on- gewöhnte man sich schnell daran, alles Gute nur von ihm zu erwarten: man ließ ihn als Herrscher schalten (Hofhaltung in den Tuilerien), seine Getreuen und brauchbaren Gehilfen wie ein Herrscher belohnen (Stiftung der Ehrenlegion), unbequeme Gegner durch Depor¬ tation oder Ausschluß aus den staatlichen Körperschaften beseitigen; im Jahre 1802 wurde er unter bedeutender Erweiterung seiner Be¬ fugnisse (z. B. Bestimmung seines Nachfolgers) zum Konsul auf Napoleon Konsul Lebenszeit ernannt und im Jahre 1804 „zur größeren Sicherheit ouf seiner Person und seines Werkes" zum erblichen Kaiser der Fran¬ zosen durch Plebiszit erwählt. Am 2. XII. 1804 fand in der Notre-Napoleon Kaiser Dame-Kirche die religiöse Weihe durch Papst Pius VII. statt, bei der ber ^ö<en der neue Kaiser sich selbst den goldnen Lorbeerkranz aufsetzte. Schon vorher hatte der deutsche Kaiser Franz II. in der richtigen Erkenntnis, daß die ererbte Würde inhaltlos zu werden begonnen hatte, sich zum Erbkaiser von Österreich erklärt.