124 Neuere Geschichte. Mariä Einsiedlen gewesen, wurde er 1519 in Zürich Prediger, wider¬ setzte sich dem Franziskanermönch Samson, als er den Ablaß pre¬ digte, und bewirkte nach seiner siegreichen Disputation mit dem bischöf¬ lichen Vicar Fab er 1523, daß der Züricher Rath die Verordnung zum Reformiren erließ. In Basel war zu gleicher Zeit Oecolampa- diuS (Hansschein) als Reformator aufgetreten. 2. Fortgang der Reformation bis zur Protestatiou von Speier 1521—1529. In Deutschland war nach dem Tode Max I. und der Reichsver- weserschast des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen noch 1519 der Enkel von Max, Köuig Karl 1. von Spanien, zum deut¬ schen Kaiser als Karl V. gewählt worden, gegen König Franz von Frankreich. Noch bevor er mit diesem in Krieg gerieth, berief er auf seinen ersten Reichstag in Deutschland zu Worms 1521 Luther«, dem er freies Geleit ertheilte und ließ ihn zwar nicht, nachdem dieser am zweiten Tage seines Verhörs von seinen angeblichen Irrthümern nicht lassen wollte, wenn man ihm nicht aus der heiligen Schrift wi¬ derlege, wie Kaiser Siegismuud den Huß, verhaften und verbrennen, belegte ihn jedoch mit der Reichsacht. Vor derselben schützte ihn jedoch sein Landesherr Friedrich der Weise, der ihn nach der Wartburg bei Eisenach in Thüringen in Sicherheit brachte, wo Luther bis 1522 als Junker Georg lebte und an der Übersetzung des neuen Testa¬ ments arbeitete. Als aber durch den fanatischen Eifer Carlstadts in Wittenberg eine Bilderstürmern ausbrach, eilte Luther ohne weitere Rücksicht nach Wittenberg und stellte durch seine Predigten in acht Tagen 1522 die Ruhe wieder her; Carlstadt, wegen seiner Maaßlosigkeit der ge¬ fährlichste Feind der Reformation, mußte mit seinem Anhange weichen. Einen wahren Freund und eifrigen Förderer seiner Bestrebungen hatte dagegen Luther in Melauchthou (Schwarzerde) gefunden, einem gründ¬ lichen Kenner der classischen Studien, seit kurzem nach Wittenberg be¬ rufen, der, besonnen und gelehrt, den oft zu ungestümen Reformator zügelte, freilich aber hinter dessen Festigkeit weit zurückblieb. Seine loci communes waren die erste christliche Dogmatik 1521, sie und Luthers Uebersetzuug des neuen Testaments 1522 (bis 1534