IV. Die Geschichte vom Juli 1867 bis Juli 1871. 479 hätte man solche gute Stellungen, wie sie die Franzosen auf dem Geisb^rg bei Weißenburg, auf der Höhe von Froschweiler bei Wörth, auf den Spicherer Höhen südlich von Saarbrücken inne hatten, niemals ent¬ rissen. Durch die geniale Verwendung der deutschen Reiterei (die preußischen Ulanen wurden in Frankreich furchtbar bekannt) waren die französischen Stellungen leicht erkannt, die Bewegungen unserer Armee aber den Franzosen wie durch einen dichten Schleier entzogen worden. Deutschlands Einigkeit, durch den unvermeidlichen Krieg von 1866, wie es schien, auf lange verloren, wurde auf den Schlachtfeldern von Weißenburg und Wörth, wo Nord- und Süddeutsche in Tapfer¬ keit mit einander wetteiferten, wie durch einen Zauber wiederher¬ gestellt. In Paris war auf den übertriebenen Siegesjnbel über Saar¬ brücken bald eine schreckliche Ernüchterung gefolgt, den 9. August trat das Ministerium Ollivier zurück, ihm folgte das sogenannte Mamelucken¬ ministerium, aus den entschiedensten Bonapartisten zusammengesetzt, unter dem Grafen Palicao (Montauban) der durch seine Räubereien in China 1866 bekannt geworden war. Während darauf die dritte Armee unter dem Kronprinzen in Lothringen auf Nancy vorging, machten die erste und zweite Armee ihre berühmte Rechtsschwenkung nach Metz und erreichten es durch drei blutige Schlachttage von Courcelles am 14., Bionville am 16. und Gravelotteam 18. August, Bazaine mit noch etwa 140000 Mann (die 20000 Mann Besetzung ungerechnet) in Metz einzuschließen. Die Opfer dieser drei Tage waren' groß und überargten zusammen die der Völkerschlacht von Leipzig, aber die Resultate rechtfertigten sie voll¬ ständig; allein bei Gravelotte gab es von beiden Theilen zusammen 40.000 Todte und Verwundete. Das dritte (brandenbnrgische) Ar¬ meecorps hielt am 16. allein 6 Stunden gegen die feindliche Ueber- macht aus, überhaupt kämpften bei Viouville nur 120,000 Deutsche gegen 200,000 Franzosen und erreichten doch ihren Zweck, den Fran¬ zosen die südliche Straße Metz-Verdun zu versperren. Noch hätte sich Bazaine zurückziehen können, aber verblendet zog er es vor, in einer aufs sorgfältigste verschanzten Stellung, wie Benedeck bei Kömgsgrätz, die Schlacht bei Gravelotte anzunehmen. Der Sieg war an diesem Tage für die Preußen, die alle ihre Streitkräfte fast gebrauchten, 180.000 Mann gegen wenigstens 160,000 Franzosen weit vollständiger, obgleich dieselben ans den festesten Stellungen vertrieben werden mu߬ ten und lange schien der große Erfolg zweifelhaft, bis zwischen 7 n. 8 Uhr Abends das Eintreffen der Pommern auf dem rechten Flügel und der Sachsen vor St. Privat entschied. Prinz Friedrich Carl hielt