IV. Deutsche Heldensagen. 41 feinten bie Recken vor bie Feste Vninfyilfrens. Siegfried gab sich für einen Dienstmann Gunters aus und verkündete der Königin, daß Gunter sie zur Gemahlin begehre. Wenn er mich in drei Wettkämpfen besiegt, sprach Brunhilde, so werde ich gern sein Weib; gewinne ich aber in einem Kampse, so geht's euch allen an das Leben. Gunter war damit einverstanden. Siegfried machte sich durch die Tarnkappe unsichtbar, trat vor den Bur- gundenfönig und sprach: Du sollst nur die Gebärden machen bei dem Streit, den Kamps will ich bestehen. So hielt Siegfried ungesehen den Speerwurs seiner Gegnerin aus und streckte Brunhilde zu Boden. Dann warf diese mit gewaltigem Schwung einen Felsblock und sprang in voller Rüstung nach. Sieg¬ fried schleuderte das Felsstück noch viel weiter und sprang, Gunter mit sich tragend, noch über den Steinwurf hinaus. So hatte scheinbar Gunter den Sieg gewonnen, und Brunhilde folgte ihm als Gattin nach Worms. Dort fand dann auch die Vermählung Siegfrieds mit Kriemhilde statt. Danach zog Siegfried mit seiner Gemahlin nach Xanten und erfreute sich zehn Jahre lang eines ungetrübten Glückes. Brunhilde war der Meinung, daß Siegfried der Dienstmann Gunters sei. Daher wunderte sie sich, daß dieser ihrem Gemahle keine Dienste und Abgaben leistete. Sie drang deshalb daraus, daß Siegfried mit Kriem¬ hilde in Worms erscheine. Um ihr den Willen zu tun, lud Gunter seinen Schwager und seine Schwester zu einem großen' Feste nach Worms ein. Besonders Kriemhilde freute sich, ihre Heimat wiederzusehen. Bei dem Feste gerieten die Königinnen in Streit. Im Zorne verriet Kriemhilde, daß nicht Gunter, sondern Siegfried die stolze Brunhilde im Kampfe bezwungen habe. Dadurch wurde Brunhilde so erbittert, daß sie Siegfried nach dem Leben trachtete. Weinend klagte sie dem grimmen Hagen, ihrem ergebenen Diener, daß Kriemhilde sie beleidigt habe. Dieser schwur, die seiner Herrin widerfahrene Kränkung furchtbar zu rächen. Weil er abei fürchtete, dem starken Siegfried in offenem Kampf entgegenzutreten, nahm er zu Hinterlist und Meuchelmord seine Zuflucht. Zum Scheine wurde wieder ein Kriegszug gegen die Sachsen angesagt. Hagen wußte, daß «Siegfried freudig daran teilnehmen würde. Ahnungslos bat Kriemhilde ihren Verwandten Hagen, über Siegfried zu wachen, daß diesem kein Unglück zustoße. Sie nähte ein Kreuz aus das Gewand ihres Gatten, um Hagen die Stelle zu bezeichnen, wo Sieg¬ fried verwundbar war. Hagen sollte diese Stelle schützen. Nun wurde der Krieg wieder abgesagt und eine Jagd veranstaltet. An einer Quelle bückte Siegfried sich, um zu trinken. Hagen nahm die Gelegenheit wahr und erstach den arglosen Siegfried von hinten mit dem Speere. Kriemhilde war ganz untröstlich über den Tod ihres Gemahls. Siegsrieds Leiche wurde im Münster zu Worms aufgebahrt. Kriemhilde