Die Anfänge des Großen Kurfürsten. Der schwedisch-polnische Krieg. 159 der Kriegswirren zu Küstrin, wo er mit seinem Erzieher Wohnung nahm, eine treffliche Ausbildung. Auf Betreiben seiner Mutter, einer Enkelin Wilhelms I. von Dramen, wurde er dann im Alter von vierzehn Jahren nach den Niederlanden gesandt Dort verblieb er vier Jahre lang, studierte eifrig aus der Universität zu Leydm, lernte zugleich aber auch in den Kämpfen der Niederländer gegen die Spanier den Krieg kennen. Es war für sein späteres Leben bedeutsam, daß ihm hier ein Volk entgegentrat, das sich, wie in Handel und Gewerbe, so in Wissenschaft und Kunst> endlich in Vaterlandsliebe und Kriegstüchtigkeit auszeichnete und damals seine Blüte- zeit erlebte. Mit achtzehn Jahren kehrte er zurück, wurde aber auch serner von den Geschäften ferngehalten; da starb sein Vater. Der junge Herrscher trat die Regierung unter den ungünstigsten Ver- Hältnissen an. Bei den Truppen herrschte die größte Zuchtlosigkeit; auch hatten sie nicht nur dem Kurfürsten, sondern zugleich dem Kaiser den Eid geleistet. So entließ er sie denn zum größten Teile; erst allmählich suchte Anfänge der er sich ein stehendes Heer zu schaffen. Die Finanzen des Landes waren 9iC9lem110' in solchem Verfall, daß für den Bedarf der Hofküche zuweilen 15 Taler vom Berliner Magistrat entliehen werden mußten. Da das Land durch den Krieg und die Truppendurchzüge die schwersten Leiden zu erdulden hatte, so schloß der Kurfürst zunächst mit dm Schweden einen Waffenstillstand, wodurch ihre Truppen von Brandenburg ferngehalten wurden. Die Be- Iehmmg mit Preußen erhielt er vom König von Polen nur gegen große Zugeständnisse. Vor allem trat er nunmehr für den allgemeinen Frieden ein, der freilich u. a. dadurch erschwert wurde, daß er sowohl wie Schweden nach dem Besitze Pommerns strebten; Friedrich Wilhelm wünschte den Besitz dieses Landes, um nach holländischem Beispiel dort eine Seemacht zu schaffen und Brandenburg am Welthandel zu beteiligen, Schweden, um seine Herrschaft über die Ostsee zu sichern und zu erweitem. Durch den westfälischen Frieden ®cr fiel dem Kurfürsten nur das hafenarme Hinterpommern zu, währendme|tteb^e Vorpommern nebst der Odermündung im Besitze der Schweden verblieb. 1648' Dafür erhielt er außer dem Bistum Kamm in binnenländische Gebiete, Halberstadt, Minden und die Anwartschaft aus Magdeburg. Inzwischen hatte sich der Kurfürst vermählt, nicht mit Christine von Schweden, wie es zeitweise geplant worden war, sondern mit der ernsten, frommen Prinzessin Luise Henriette von Oranien. Nachdem der Friede geschlossen war, konnte er sich nunmehr der hohen Aufgabe widmen, die ihm vorschwebte, Brandenburg groß und stark zu machen. Seine natür- tichen Feinde warm Schweden, das ihm Vorpommern mit der Oder-