Die Königszeit 763—610. 109 § 81. Die Überlieferung der Königszeit ist zum größeren Teile ein Genlisch von Sagen und später gelehrter Erfindung. R o m u l u s, Romulus der Heros Eponymos der Stadt, gilt für den Gründer und den ersten König; er ist ein Sohn des Mars, seine Mutter stammt aus dem alba- nischen Königshause, das seinerseits wieder von dem aus Troja ent- flohenen Aeneas, dem Sohn der Venus, und seinem Sohne Askanius oder Julus abgeleitet wird. Romulus gründet Rom im Verein mit seinem Bruder Remus, den er dann erschlägt; er vereinigt die ur¬ sprüngliche latinische Gemeinde mit einer sabinischen, deren König Titus Tatius ist, zu einem Einheitsvolke; er unterwirft sodann einige der benachbarten kleinen Ortschaften. Während eines Gewitters wird er schließlich zum Himmel erhoben. Sein Nachfolger Numa Pompilius, welcher der sabinischen Numa Gemeinde entstammt, ein friedlicher und frommer, von der Nymphe Egerta beratener Fürst, gilt für den Schöpfer der Priestertümer und den Organisator des Gottesdienstes; zugleich, indem er die Verehrung des Grenzgottes Terminus einführt, für den Begründer des Privat- eigentums. Der dritte König, Tullus Hostilius, ist wieder Tullus mehr dem Romulus ähnlich, ein Eroberer; er unterwirft nach dem ^ Kampfe der Horatier und Curiatier die Stadt Alba Longa und zer- stört sie später. Ancus Martius dagegen wird als Gründer des Ancus Hafens von Ostia, das auch durch seine Seesalinen von der größtenmartfu8 Bedeutung war, und als derjenige König gefeiert, dem die Plebs ihre Ansiedelung in Rom, und zwar auf dem Aventinus, verdankte. Dann erscheint ein fremdes Geschlecht im Besitz des römischen Königtums, die T a r q u i n i e r. Sie stammten aus Etrurien. Da- L. Tarqui- mals waren die Etrusker das mächtigste Volk Italiens, das Latium"^^"' und auch Kompanien beherrschte; selbst der Name der Stadt Rom wird aus dem Etruskischen abgeleitet. Unter den Tarquiniern, welche die prunkenden Abzeichen der etruskischen Herrscher in Rom einführten, wuchs die Stadt mächtig an; sie schmückten sie nach Art der griechischen Tyrannen durch prächtige und nützliche Bauten, den Juppitertempel auf dem Kapital, die Kloaken, eine Stadtmauer. Der Wohlstand mehrte sich, zugleich die äußere Macht Roms. Der erste dieser Könige ist Lucius Tarquinius Priscus. Ihm folgt S e r v i u s Servws Tullius, nach der Überlieferung der im Palast erzogene Sohn^"^ emer Kriegsgefangenen, in Wirklichkeit wahrscheinlich ein etruskischer Abenteurer; ihm wird von der Überlieferung die neue Heeresordnung die sogenannte servianische Verfassung zugeschrieben. Auf