Götter und Göttersöhne. I 12—e. 3 auf die Kinder der Niöbe, der hochmütigen Königin von Theben, weil sie ihre Mutter Letö gekränkt hatte. Über das Meer her waren Aphrodite, die Göttin der Schön- heit, und der Weingott Bacchos (Dionysos) gekommen. 4. Scharen göttlicher Wesen bevölkerten die Natur: in den Wäldern hausten die Nymphen, in den Quellen die Naiaden, in den Bäumen die Dryaden; im Meere spielten die Tritonen, und die fünfzig Töchter des Nereus, die Nereiden, umgaukelten Roßge- spann und Wagen Poseidons und seiner Gattin Amphitrite, die selbst eine Nereide war. 5. Ein ganzes Heldenheer bezeichnete man als Abkömmlinge dieser großen und kleinen Götter. So Herakles (Herkules), der schon in der Wiege zwei Schlangen erwürgte. Hera, die sie gesendet, verwickelte ihn sein Leben lang in schwere Kämpfe. Im Dienste des Königs Cur y st Heus von Argos mußte er zwölf Arbeiten verrichten: die neunköpfige Wasserschlange (Hydra, Hyder) von Lerne erlegen, den Viehhof des Königs Augias in Elis reinigen, den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte und die goldenen Äpfel der Hesperiden holen. Bei dieser Arbeit mußte ihm Atlas helfen, der Riese, der das Himmelsgewölbe auf den Schultern trug. — Zum Lohn ward Herakles in den Olymp entrückt und er- hielt die Göttin ewiger Jugend, Hebe, zur Gattin. 6. Noch andere Helden waren Söhne des Zeus. So die schönen Zwillinge Kastor und Polydeükes (Pollur), die man schlechthin die Zeussöhne (Diosküren) nannte; so Perseus: der schlug mit Athenes Beistand der Gorgone Medusa das schlangenhaarige Haupt ab, dessen Anblick jedes Wesen, auch den Atlas, in Stein verwandelte. Ein Zeussohn war auch König Minös von Kreta: vom Vater empfing er die Gesetze, die er seinem Volke gab; wegen seiner Ge- rechtigkeit wurde er späterhin einer der drei Totenrichter im Hades. Er war der erste, der eine Flotte schuf und das Meer von Seeräubern säuberte. Der Athener Dädalos baute ihm das Labyrinth: ein Schloß von so ungeheurer Größe, daß niemand den Ausgang fand. Nachmals barg das Labyrinth den menschenfressenden Menschenstier Minotauros, bis ihn der athenische Königssohn Theseus erschlug. Den Rückweg aus dem Labyrinth wies ihm der Faden, den ihm Minos' Tochter Ariädne gegeben hatte. 1*