Die neuen Völker. II Ii—s. 79 dem Abzug der Langobarden dehnten sie sich ostwärts aus. Kennzeichen ihrer Ansiedlungen sind die Ortsnamen auf büttel (bodl = Hütte, Haus) und wedel (— Quelle, Sumpf). Das Kernvolk der Ostgermanen, zu denen auch die Bur- gunder zählen, waren die Goten: Ost- und Westgoten und Vandalen. Von der Ostsee her sich südwärts ausbreitend, schoben sie die Marko- mannen vor sich her, zu deren Abwehr Kaiser Trajan die Provinz Dacien (Siebenbürgen und Rumänien) anlegte. Bis nach Athen und Sparta dehn- ten die Goten ihre Raubzüge aus; sie verbrannten den Tempel der Diana zu Ephesus. Endlich nahm Kaiser Aurelian die Westgoten in Dacien auf; dafür hatten sie die Grenze zu Hilten. 3. Unter Julian dienten zahlreiche Germanen; alamannische Krieger hoben ihn nach der Schlacht auf den Schild und riefen ihn zum Kaiser aus (Ibsen, Kaiser und Galiläer). 4. Die römische Erenzwehr hatte die Völkerwanderung, die schon ein halbes Jahrtausend im Gang war, zum Stillstand gebracht. Da führte der Ackerbau zu starker Vermehrung des Volkes, zur Überbevölke- rung. Auch ohne die Ankunft der Hunnen hätte die Wanderung wieder beginnen müssen. Im Römerreich selbst saßen die Germanen längst in Massen. Seit Marius waren germanische Kriegsgefangene wegen ihrer Kraft und Schön- heit als Sklaven geschätzt; freie Germanen wurden auf römischen Gütern als Erbzinsbauern („Kolonen") oder gegen die Verpflichtung zum Kriegsdienst aufgenommen; ganze Völker siedelte man als „Verbündete" in den Erenzländern an, die sie in eigenen Truppenverbänden zu ver- leidigen hatten: so die Ubier in Köln (Colonia Ubiornm), die Westgoten in Dacien. Seit Cäsar dienten Germanen im Feld, seit Konstantin bildeten sie die Mehrzahl der Krieger; manche stiegen durch eigenen Wert zu den höchsten Stellen im Heer, aber auch im Staats- und Hofdienst empor. Als Kaiser Valentinian seinem Minister Arbogast seine Entlassung geben wollte, zerriß der Franke die Urkunde mit den Worten: „Was du mir nicht gegeben hast, kannst du mir nicht nehmen" — und stürzte den Kaiser. Im letzten Jahrhundert des Römerreichs waren Germanen mit den höchsten Familien verschwägert; viele Römer nahmen germanische Tracht und Sitte an; germanische Heerführer pflegten die Cäsaren ein- und abzu- setzen; sie haben auch dem römischen Reich ein Ende gemacht. 5. Die Ostgermanen nebst den östlich von ihnen wohnenden Alanen, die zuerst von der hunnischen Woge fortgerissen wurden, hatten sich noch kaum an den Ackerbau gewohnt; sie nahmen alsbald ihr altes Nomaden¬ leben wieder auf.