IL § 49. Lyfandros, der Fall Athens, die 30 Tyrannen. 175 Auch Lysanders Feldherrnjahr war abgelaufen, und er wurde durch den sittenstrengen Kallikratidas ersetzt. Dieser verschmähte es, den Barbaren" zu schmeicheln, und wurde deshalb von den Persern nur lau unterstützt. Trotzdem war er anfangs siegreich und hatte schon den atheni¬ schen Feldherrn Konon bei Lesbos eingeschlossen. Da boten die Athener ihre letzten Kräfte auf und sandten diesem 150 neugerüstete Schiffe zu Hülfe Diese von 10 Strategen geleitete athenische Flotte besiegte die 406 spartanische vollständig bei den arginnsischen Inseln zwischen Lesbos ü-^r- und Kleinasien. Der tapfere Kallikratidas fiel. Die siegreichen Feld- Herrn wurden aber in Athen verklagt, weil sie die Gescheiterten nicht ge- rettet und die Todten nicht aufgefischt hatten. Obgleich sie bewiesen, daß sie'durch einen heftigen Sturm daran verhindert worden waren, wurden sie doch von dem Volke zum. Tode verurtheilt, und 6 von ihnen mußten sofort den Schierlingsbecher trinken. Der Mt Sokrätes hatte allein den Mnth gehabt, gegen das dabei eingeschlagene rechtswidrige Verfahren zu sprechen. , Die Spartaner schickten zu ihrer Flotte wieder den Ly s ander, welcher nach dem Hellespont (Lampsäkos) segelte. Die unfähigen Befehlshaber der Athener legten sich in seiner Nähe an einem sehr ungünstigen Orte bei dem Flüßchen Ägospötamos (d. i. Ziegenfluß) vor Anker. Alkibiädes kam aus dem Chersounes herbei und warnte die Feldherrn, welche seinen Rath aber zurückwiesen und die Flotte jeden Tag in Schlachtordnung gegen Lys and er führten. Dieser nahm die Schlacht nicht an, und die Athener, die ihn für feige hielten, überließen sich darnach immer der größten Sorg- losigkeit. Am 5. Tage, als 'sich die Athener nach vergebens angebotener Schlacht am Ufer gelagert hatten, kam Lysander^herbei und nahm ihnen fast ohne Schwertstreich 170 ihrer unbemannten schiffe. Von der ganzen Flotte entkam nur Konon, welcher gerüstet geblieben war, mit 8 Schiffen nach der Insel Kypros. 3,000 Kriegsgefangene,, ließ Lys and er zu Lamp- säkos hinrichten. Mt dieser Seeschlacht bei Agospvtamvs war der 405 peloponnesische Krieg so gut wie beendet. v.Chr. Lysander eroberte zunächst alle athenischen Städte am Hellespont. Die Besatzungen derselben schickte er nach Athen, damit die Stadt recht überfüllt werde. Darauf vertrieb er aus allen athenischen Bundesstaaten die Demokraten und setzte obligarchische Regierungen ein, denen er immer einen spartanischen Befehlshaber (Harmosten) mit einer Söldnerschaar beigab. Jetzt erst legte er sich mit seiner Flotte vor Athen. Der spartanische König Pausaulas schloß die Stadt zu Land ein. Lange hielt sich dieselbe; als aber Hnngersnoth in ihr ausbrach, schickte sie den Ther a- menes zu Lysauder, und dieser erwirkte nach 4monatlichem Aufenthalte bei der spartanischen Flotte, nicht -ohne Verrath, wie man sagte, den Frie- den für die ausgehungerte Stadt unter den härtesten Bedingungen. Unter Flötenspiel und Tanz und dem Jubel der Thebauer und Korinther ließ v-Ehr Lysander die langen Mauern von Athen niederreißen und die Schiffe bis auf 12 verbrennen; die seitherige Verfassung Athens hob er auf und setzte eine Oligarchie ein. 30 Männer (Tyrannen genannt) führ- ten die Regierung. Anmerk. I: Alkibiädes war dem Perikles nahe verwandt. Er verlor seinen Safer schon früh, und dem vornehmen und reichen Knaben wurde von Nie- mand bei seiner Erziehung die notwendige Strenge gezeigt' so wuchs er wild und launenhaft auf. Niemals an Gehorsam gewöhnt, entwickelte er sich nicht zu Cha-