— VI — besitzen, ausführlicher und belebter dargestellt, als es die doch nur skelett¬ artige Gestalt des Leitfadens zuläßt, um das Wesentliche des gehörten Vor¬ trags dem Gedächtnis von neuem einprägen zu können. Was zuerst das Ohr aufnahm, muß später das Auge ruhig und gleichsam im epischen Zu¬ sammenhange zu überblicken Gelegenheit haben. Der größte Feind unsrer Leitfäden ist zudem die bekannte und kaum ausrottbare Vergeßlichkeit der Lernenden. Wie schwer, ja, fast unmöglich ist es, an der Hand eines farblosen Leitfadens einigermaßen vollständige und klare Bilder wieder wach zu rufen, und — das ist eine große Hauptsache — nach längerer Zeit alles in den Einzelheiten zu repetieren; denn der Wert oder vielmehr Unwert eilig vom Schüler hingeworfener Notizen braucht wohl nicht weiter erörtert zu werden, und der etwaige Nutzen von Diktaten des Lehrers steht zum Zeitverluste in keinem Verhältnis! Unter diesen Umständen dürfte der Versuch überall anzuraten sein, statt der Leitfäden gerade für den Geschichtsunterricht speciellere Lehrbücher einzuführen, deren stoffliche Auswahl mit päda¬ gogischem Takte fo getroffen wurde, da!; sie nicht zu viel, — um dem Lehrer seine volle Freiheit zu wahren, — aber auch nicht zu wenig geschichtliches Material'bieten. Freilich muß jede Partie aus den Schulzweck angesehen und fast jeder Ausdruck daraufhin erwogen werden. Wir glauben, daß, selbst ganz von dem praktischen Groß- und Kleindruck abgesehen, auch die zweite Abteilung in dieser Beziehung allen billigen Forderungen entspricht. Eine charakteristische Eigenschaft und ein namhafter Vorzug dieses Buches ist endlich die Beigabe der trefflich ausgeführten Illustrationen, welche gerade für die römische Geschichte besonders reich ausgefallen sind, sowie der Karten. Im Vergleich mit illustrierten Veröffentlichungen ähnlicher Art sei hier hervorgehoben, daß diese Holzschnitte von einer Persönlichkeit ausgewählt wurden, die nicht nur klassisch gebildet ist, sondern auch in der ausübenden Kunst einen verdienten Ruf genießt. — Im ganzen darf wohl dieses also wirklich neue Schulbuch der Geschichte auf Erfolg rechnen, weil es in solcher Weise Gründlichkeit, praktische Ver¬ wendbarkeit und Anschaulichkeit vereinigt. Am Ende ist nicht unwichtig, auch des ungemein billigen Preises (4 Mark für das ganze, mit vielen wertvollen Illustrationen versehene Werk) Erwähnung zu thun. — Möge esdemSchulbuche der alten Geschichte von E. Döring vergönnt sein, sich an recht vielen Orten durch sich selbst zu empfehlen. Iserlohn, Ostern 1881. Gotthold Kreyenberg.