10 Die 2 ersten Epochen der römischen Religion. III. § 4 welche nur bei gewissen Festen in die Öffentlichkeit hervortraten. Die ihnen Angehörenden waren zu innigster Befreundung in Not und Tod angehalten. Solche Brüderschaften waren: die 12 Salier (Springer), welche den Dienst des M a r s-leiteten; die 12 arvalischen Brüder (Ackerbrüder), welche den Dienst der Erd- und Ackergöttin D e a Dia versahen. Unter Numa war der ganze Gottesdienst noch sehr einfach. Später wurde die Ausrüstung und das Auftreten der priesterlichen Collegien in Rom ein sehr vornehmes und glänzendes. Die Priester durften die Toga praetexta (Toga mit einem Purpursaume) tragen, und es standen ihnen Ehrenplätze zu bei den Festen uno Spielen. Das Opfer wurde mit verhülltem Haupte verrichtet, oder in¬ dem man das Obergewand über den Hinterkops bis zur Stirn vorzog. Bei den aus Griechenland eingeführten Gottesdiensten aber wurde nach griechischem Gebrauche, d. h. mit unverhülltem Haupte geopfert. Zu den himmlischen Gottheiten betete man stehend nach Osten gewendet und mit emporgehobenen Händen, wie die Griechen. Nur bei Bitt¬ gebeten kniete man. die Frauen mit ausgelöstem Haare. Die zweite Epoche der römischen Reli¬ gion. Sie beginnt mit c 616 der Herrschaft der Tar- v.Chr. quinier über Rom, welche den etruskischen Cultus da¬ hin verpflanzten und einen glänzenden Gottes¬ dienst mit Tempeln und Bildern und die Verehrung vieler neuer Götter (namentlich grie¬ chischer) einführten. Tarquinius Priscus erbaute dem Jupiter ein neues, drei- zelliges Heiligtum auf dem Capitol. Hier thronte fortan die göttliche Trias (Dreiheit): Jupiter (die höchste Macht), Juno (die höchste Weib¬ lichkeit) und Minerva (die höchste Weisheit), in unbestrittener Herrschaft und Hoheit. — Auch der Apollodienst wurde von den Tarquiniern nach Rom verpflanzt, s. § 8. Mit der Erhöhung des Glanzes des Gottesdienstes war nicht nur die Errichtung von Tempeln mit Götterbildern verbunden, sondern auch die Feier prunkvoller Spiele. Bei den römischen Spielen bildeten 3 Dinge die Hauptbestandteile: 1. der feierliche Opferschmaus; 2. die feierliche Prozession oder Pompa (Umzug), welche die Attribute (Abzeichen) des Jupiter, der Juno und der Minerva auf Prozessionswagen vom Capitol zum Circus (der Rennbahn) hinabgeleitete, damit die Götter sinnbildlich bei den ihnen gefeierten Spielen zugegen waren; 3. die Spiele selbst im Circus. Fig. 3. Ein römisches Opfer, Basrelief im Louvre in Paris.