III. § 19. Die erste Zeit der Republik. 37 bekleiden durfte, also, wie der Geschichtschreiber Mommsen sagt, der erste, aber auch der ohnmächtigste aller römischen Beamten war. Brutus ergänzte die Zahl der Ratsmitglieder (der Senatoren) aus den Rittern wieder auf 300. Die Neuaufgenommenen nannte man Zuge¬ schriebene (conscripti). Der Senat gewann jetzt eine viel bedeutendere Stellung; denn während die Consuln nur eine kurze Zeit ihr Amt ver¬ walteten, besaßen die Senatsmitglieder das ihrige lebenslänglich. Der Senat war denn auch die eigentliche Staatsgewalt: er überwachte die Staatsver¬ waltung, die Rechtspflege, den Staatshaushalt und die Religion. — In der Volksversammlung hatte das Volk nur die vor dasselbe gebrachten Vorschläge entweder zu genehmigen oder zu verwerfen. Der Senat be¬ zeichnete auch durch einen Vorbeschluß die in der Volksversammlung zu wählenden Beamten. — Die 2 Consuln leiteten die Beratungen und Abstimmungen und waren im Kriege die unumschränkten Oberbefehlshaber. Die 24 Sichren, welche dem König vorangingen, waren unter sie verteilt, auch trugen die Consuln anstatt des königlichen Purpurs nur einen Pur¬ pursaum an ihrem Gewände. In Zeiten großer Not und Gefahr wurde auf höchstens 6 Monate von einem der Consuln unter Beirat des Senats aus den gewesenen Con¬ suln (Consularen) ein Dictator ernannt. Derselbe besaß unumschränkte Gewalt, so daß ihm alle Beamten Unterthan waren, und ihm gingen die 24 Lictoren mit den Rutenbündeln (fasces), in welchen die Beile steckten, voran. Die Plebejer durften sich, wenn er schwere strafen über sie ver¬ hängte, nicht an die Volksversammlung wenden. Der nächste nach ihm war der von ihm ernannte Magister equitum (der Oberst der Ritterschaft), welcher in der Schlacht den Befehl über die Reiterei führte. Die Befreier Roms: Lucius Junius Brutus und Lucius Tar¬ quinius Collatinns waren die Ersten Consuln. Der letztere erregte jedoch als Tarquinier Verdacht, legte auf Zureden seines (Sotlegen sein Amt nieder und wanderte aus Rom. An seine Stelle wurde Publius Balerius erwählt. Bald brach, von Gesandten des Tarquinius angefacht, unter mehreren vornehmen Römern eine Verschwörung aus, an der sich auch 2 Söhne des Brutus beteiligten. Als dieselbe entdeckt war, verurteilte Brutus die Verschworenen zum Tode und ließ seine eigenen Söhne enthaupten, ohne dem Vaterschmerze Ausdruck zu geben. So opferte der Römer jedes mensch¬ liche Gefühl der Größe seines Staates. — Das früher königliche Feldstück zwischen Capitolium, Quirinalis und Tiber wurde dem Mars geweiht und Marsfeld (Campus Martins) genannt. Es diente fortan für Waffenübungen und Volksversammlungen. Unterstützt von den Etruskerstädten Veji und Tarq uinii zog jetzt . Tarquinius mit einem Heere gegen Rom. Beim arsischen Walde^/^/. traf er auf die Heere der Consuln. Als Aruns, des Tarquinius Sohn, den Brutus erblickte, sprengte er auf ihn zu; auch Brutus jagte ihm ent¬ gegen. Beide fielen, sich gegenseitig mit ihren Lanzen durchbohrend. Die Schlacht selbst blieb unentschieden. Aus dem nahen Walde verkündete aber in der Nacht eine Stimme, die Römer wären Sieger, weil sie einen Toten weniger hätten. Da zogen sich die Etrusker zurück. Dem Brutus wurde eine Reiterstatue auf dem Capitol unter den 7 Königen Roms errichtet; die Matronen Roms aber trauerten ein Jahr lang um ihn, als ob sie einen Vater verloren hätten.