III. § 30. Der erste Samniterkrieg. 57 Wahrend des letzten bedeutenden Streifzuges der Gallier fand, als sich die 350 Heere in Latium gegenüber standen, wieder ein Zweikampf statt zwischen einem y Chr. Gallier und dem jungen Kriegstribunen Marcus Valerius. Auf dessen Helm setzte sich ein Rabe und schreckte den Gallier, so daß Valerius ihn besiegte. Valerius erhielt den Beinamen Corvus (ber Rabe). Um die Leiche des Galliers entstand eine blutige Schlacht, in welcher die Römer siegten. Die Gallier zogen nach Apulien weiter nnb wagten keinen neuen Einfall in Latium. § 30. Der erste Samniterkrieg, 343—340 v. Chr. Die Unterwerfung Latiums. Jetzt beginnen die Kämpfe um die Herrschaft über das mittlere Italien mit dem großen Volke der Samniter, die noch ihre alte Kraft und Un¬ verdorbenheit bewahrt hatten. Sie waren an Volkszahl und Ausdehnung des Gebietes den Römern überlegen, an kriegerischem Sinne und an Mut kamen sie ihnen gleich. Aber es fehlte den Samnitern eine feste Vereinigung. Außerdem besaßen die Römer eine größere Thatkraft als alle andern Völker Italiens. Zu statten kam den Römern auch die (namentlich durch Camillns) getroffene Verbesserung ihres Kriegswesens, s. § 80./ Ungefähr um 424 v. Chr. hatten sich samnitische Auswanderer der c.424 campanischen Küstenebene bemächtigt und die griechische Stadt Cumä v.Chr. sowie die etruskische Pflanzstadt Capua an sich gerissen. Sie waren hier den einfachen Sitten ihrer Stammgenossen untreu geworden und hatten sich dem Luxus der großen von ihnen eroberten Städte ergeben. Dies entfremdete sie vollständig dem Hauptstamme, und dieser, der in den rauhen Bergen seine einfachen Sitten bewahrt hatte, belästigte oft die verweichlichten Campaner. Die tiefe Entsittlichung der Campaner, namentlich der Stadt Capua, spricht sich darin aus, daß nirgends die Werber der Söldnertruppen so zahl¬ reichen Zulauf fanden wie in Capua. Die streitbare campanifche Jugend strömte massenweise nach ©teilten. Nirgends gelangten auch die Fechterspiele zu gleicher Blute. Als die Samniter wiederholt verheerende Einfälle in Carn- panien machten, stellten sich die Capnaner unter den Schutz der Nömer, ^ welche 2 Heere gegen die Samniter ins Feld schickten. Am Berge Ganrns v.Chr. bei Cumä besiegte der Consnl Marcus Valerius Corvus (beim 342 Volke beliebt, wie alle Valerier) die Feinde. Das zweite Heer wurde von v.Chr. seinem Cousul Aulus Cornelius Cossus in eine gefährliche Stellung gebracht, indem er sich in ein enges Thal tief im Gebirge locken„ließ. Da besetzte der tapfere Kriegstribun Pnblins Decins Mus der Ältere, ein Plebejer, sein eigenes Leben opfernd, um das Heer zu retten, mit 1600 Mann eine Höhe, die noch über den Feinden lag. Er beschäftigte dadurch das samnitische Heer mit sich und seiner Schar, und der Consnl konnte mit seinem Heere aus dem Thale entkommen. Auch Decins Mus brach in der Nacht mit den Seinigen durch die Feinde, vereinigte sich mit dem Consnl, und dieser erfocht am Eingang der caudinischen Pässe einen Sieg. Decins Mus ward hoch geehrt und als Held gefeiert. — Bald darauf brachte Valerius Corvus bei Suessula den Samnitern noch eine voll¬ ständige Niederlage bei. Da die Latiner mit Krieg drohten, und ein Teil der römischen . Truppen sich der harten Schuldgesetze wegen empörte, wurde ein billiger 340 Friede mit den Samnitern geschlossen. v.Chr.