III. § 44. Jugurtha, Marius, Sulla. 91 verbot ein anderer Tribun, welcher bestochen war, dem Könige zu antworten. Jugurtha ging so weit, einen anderen Vetter, welcher Anspruch auf Numi- dien erhob, in Rom selbst umbringen"zn lassen. Nun mußte er denn doch Rom verlassen. Er kehrte in sein Reich zurück, indem er zu seiner Umgebung sagte, die ganze römische Republik sei feil, und es komme nur darauf an, daß man Geld genug habe, um sie zu kaufen. Der Krieg wurde von neuem begonnen, indes teils durch die Unge- lio schicklichkeit, teils durch die Bestechlichkeit des Consuls sehr schlecht geführt, v.Chr. bis der Consul Quiutus Cäeilius Metellus (Numidicus), der 109 Neffe des Metellus Makedoniens, dem Kriege eine bessere Wendung gab. v.Chr. Er schlug den Jugurtha in einem Haupttreffen und nötigte ihn zur Flucht. Jugurtha floh zu seinem Schwiegervater, dem benachbarten mauretanischen l°9 Könige Bocchus. ».©Hr. Cajus Marius verdrängte bald den Metellus vom Oberbefehl gegen Jugurtha, indem er sich das Consulat verschaffte. Er ergriff aber eine 107 höchst gefährliche Maßregel, welche in ihren Folgen zerstörend wirkte und den Staat dem militärischen Despotismus zuführen half. Er setzte nämlich sein Heer vorzugsweise aus den bisher vom Kriegsdienste ausgeschlossenen Bürgern zusammen, aus der sechsten oder untersten Klasse, s. § 17. Die anderen Bürger hätten sich niemals wie diese als blindes Werkzeug ihrer Feldherrn gebrauchen lassen. — Marius führte den Krieg in den Wüsten Afrikas mit Glück; er schlug die beiden Könige Jugurtha und Bocchus mehrmals, und sein aristokratischer Quästor Lucius Cornelius Sulla, s. Anmerk. 1, vermochte den Bocchus, Jugurtha auszuliefern. Der Krieg war *06 damit beendigt. v.Chr. Ein Stück von Numidien wurde dem Bocchus überlaffeu, das übrige erhielt der Halbbruder des Jugurtha. Letzterer ward in Rom gefesselt in dem Triumphe des Marius aufgeführt und dann in das Tullianum des Carcer Mamertinus geworfen (s. § 15), wo er, nach 6 Tagen, dem Hunger und der Kälte noch nicht erlegen, erdrosselt wurde. Die Aristokratie in Rom erhob natürlich das Verdienst Sulla's über das des Marius. Sulla selbst ließ sich zum Verdrusse des Marius einen Siegelring anfertigen, in den die Auslieferung des Jugurtha an ihn eingegraben war. Anmerk. 1: Sulla besaß eine feine Bildung „und große geistige Überlegen¬ heit. Er war ein schöner Mann von auffallendem Äußeren. Sein Herz aber war hart und kalt. ' J § 45. Die Cimbern und Teutonen. Marius und die Unruhen in Rom. bajus Marius war der Sohn eines einfachen Landmannes. Er trat früh in den römischen Kriegsdienst. Im numantinifchen Kriege zeichnete er sich durch Tapfer¬ keit und Klugheit aus, ward bald darauf Tribun und trat mit Rücksichtslosigkeit und Haß gegen den Adel auf. Er besaß alle Eigenschaften eines echtrömischen Patriziers der alten Zeit, aber auch den gemeinen Sinn eines aufstrebenden Bauern. Seine Stimme war und blieb immer rauh, sein Blick wild. Er war von großer Stärke und wuchtiger Gestalt. Durch seine bäuerische Derbheit und seine unbestechliche Recht¬ lichkeit war er ein Mann des Volkes. Der rauhe Kriegsmann mit der leidenschaft¬ lichen, heftigen Natur besaß aber auch einen brennenden Ehrgeiz. Nachdem Marius den numidifchen Krieg beendigt hatte, ward er der Netter des römischen Volkes aus einer anderen, viel größeren Gefahr.