III. § 54. Cäsar's Tod, Marcus Junius Brutus, 111 Rachezug gegen die Parther. Noch lebten jedoch in einem großen Teile der römischen Aristokratie die Vaterlandsliebe und der alte republi¬ kanische Stolz, der keinen Alleinherrscher duldete. Es verschworen sich 60 Männer gegen den Dictator, dessen Tod sie beschlossen. Die berühmtesten der Verschworenen waren: Marcus Zuuius Brutus, ein Pompejaner, welchen Cäsar auf dem Schlachtfeld von Pharsalus begnadigt hatte und der sein Liebling war; Cajus Cassius Longinus, welcher bald nach der Schlacht von Pharsalus mit der ihm anvertrauten Flotte zu Cäsar übergetreten war; Decimus Junius Brutus und Publius Ser- vilius Casca, die beiden letzteren von jeher Freunde Cäsar's. Cassius und Marcus Brurus zeichneten sich, trotz des Irrtums, den sie zu begehen im Begriffe waren, durch Größe des Charakters und durch edle Ge¬ sinnung aus. Brutus war der stoischen Philosophie ergeben. Er war von unbeug¬ samer Standhaftigkeit und verachtete iedes andere irdische Gut gegenüber dem Be¬ wußtsein, recht zu handeln und die Freiheit um ihrer selbst willen zu lieben. Die Verschworenen weihten ihn auf sehr vorsichtige Weise in ihr Geheimnis ein, weil er Cäsar's Günstling war. Sie legten eines Morgens auf seinen Prätorstuhl einen Zettel mit den Worten: „Brutus, schläfst Du?" An die Statue des Stifters der Republik, des Stammvaters von Brutus Geschlecht, schrieben sie: „Daß Du jetzt lebtest!" Die That der Verschworenen wurde durch Cäsars Streben nach dem Glanze der Königswürde beschleunigt. Der von ihm stets bevorzugte und zum Consul ernannte Marcus Antonius überreichte ihm bei einem Feste vor dem versammelten Volke ein Diadem, das er jedoch ausschlug, worüber das Volk in großen Jubel ausbrach. Nun hieß es, die sibylli- nischen Bücher hätten verkündigt, das römische Volk könne nur unter der Anführung eines Königs über die Parther siegen, und der Senat müsse dem Dictator gestatten, sich außerhalb Italiens König nennen zu lassen. Da beschlossen die Verschworenen, den Cäsar im Senate selbst zu töten. Cäsar berief einige Tage, ehe er zum parthischen Feldzuge abreisen wollte, den Senat zu einer Sitzung in den geweihten Saal des von Pom- pejus erbauten Theaters. Die Verschworenen kamen, jeder einen Dolch unter der Toga verbergend. Vergebens war Cäsar durch einen Wahrsager vor den Iden des März gewarnt worden. Ebenso vergebens suchte ihn seine Ge¬ mahlin, durch einen Traum erschreckt, von dem Gange zu der Sitzung ab¬ zuhalten. Noch auf dem Wege dahin erhielt Cäsar eine schriftliche Anzeige der Verschwörung, welche er jedoch nicht mehr las. Als die Senatssitzung eröffnet war, trat einer der Verschworenen vor Cäsar und bat ihn um die Begnadigung seines Bruders. Cäsar verweigerte dieselbe. Da drangen die Verschworenen auf ihn ein. Casca verwundete ihn zuerst. Vergebens suchte der waffenlose Mann Widerstand zu leisten. Als er unter den mit den Dolchen auf ihn Eindringenden auch Brutus erblickte, rief er schmerzlich: „Auchl5.März Du, Brutus!" Er verhüllte sein Haupt mit der Toga und sank, von 23 44 Wunden bedeckt, vor der Statue des Pompejus entseelt nieder. v.^yr. § 55. Das zweite Triumvirat. Der Senat war, als Cäsar in seiner Mitte ermordet wurde, bestürzt auseinander geflohen. Das Volk aber beklagte den Tod des Dictators. Marcus Antonius reizte dasselbe noch mehr durch seine Rede bei