III. § 70. Attila und die Hunnenschlacht bei Chalons. 143 § 7«. Attila. Geiserich plündert Rom. Sturz des weströmischen Reiches. Die Hunnen, welche sich inzwischen in Ungarn niedergelassen hatten, wurden damals unter der Herrschaft des Attila vereinigt. Dieser legte dem oströmischen Hof einen jährlichen Tribut auf und zwang viele germa¬ nische Völker zur Unterwerfung und Heeresfolge. So herrschte Attila, die Godegisel (Gottes Geisel) genannt, mit schrankenloser Gewalt über ein großes barbarisches Reich. Er besaß neben der Wildheit eines hunnischen Eroberers große Regenten-Eigenschaften: Festigkeit, Einsicht und Überlegenheit. Es ließen sich tausende von Griechen und Römern, besonders Künstler und Gewerbtreibende, freiwillig in dem ihm unterworfenen Gebiete nieder. Die Hunnen erhielten durch sie den Luxus gebildeter Völker, und ihr Leben zeigte bald eine sonderbare Mischung von Roheit und griechisch-römischen Einrichtungen. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts setzte sich Attila mit der ganzen streitbaren Macht der ihm unterworfenen Völker gegen Gallien in Bewegung. Aetius eilte mit einem Heere nach Gallien und verband sich mit den Westgoten, Burgundern und einem Teil der Franken (diese hatten sich in Nordgallien niedergelassen) zu einer gemeinschaftlichen Verteidigung des Landes. In der Champagne, auf den sogenannten catalaunischen Feldern, bei der Stadt Chalons an der Marne, wurde eine ent- scheidende, blutige Schlacht geliefert. In dieser sollen 160,000 oder 300,000 n' Menschen geblieben sein?) Der Westgotenkönig Theodorich fiel. Die Hunnen wurden zum Rückzug über den Rhein genötigt. Die Westgoten, Bur¬ gunder und Franken teilten sich jetzt in den Besitz von Gallien. Im folgenden Jahre brach Attila in Italien ein und drang verwüstend *52 bis zum Po vor. Bei der Zerstörung von Aquileja flüchteten die Ein- "-Chr. wohner auf die Sandinseln der nahen Lagunen,**) wodurch die Entstehung von Venedig veranlaßt wurde. Schon wollte Attila auf Rom losrücken, da gelang es den Bitten des römischen Bischofs, Leos des Großen, den 453 Hunnenkönig zu einem Friedensschlüsse und zum Rückzüge zu bewegen. —n.Chr. Nach Attila's Tod löste sich sein ungeheures Reich auf. Die Hunnen ^54 wurden über den Pruth in die Weiden an der Wolga zurückgetrieben. In ^ Ungarn gründeten die ihnen seither unterworfenen Gepiden, eine deutsche Völkerschaft, ein großes Reich. Im Süden und Osten ließen sich die Ost¬ goten nieder. In Ravenna tötete Valentinian III. den bei ihm verleumdeten 454 Aetius mit eigener Hand, fiel aber schon im folgenden Jahre selbst, er- n.Chr. mordet auf Anstiften des Senators Maximus, der zum Kaiser ausgerufen 455 wurde und Valentilgan's Witwe Eudoxia (eine Tochter Theodosius II.) n.Chr. zwang, ihm ihre Hand zu reichen. Eudoxia rief den Vandalenkönig *) Solche Erbitterung* beherrschte die rauhen Kriegsscharen, daß nach dem Volksglauben die Geister der Erschlagenen noch 3 Tage lang in den Lüften fortgekämpft hätten. **) Die Lagunen (von dem lateinischen Worte lacuna, Lache, Vertiefung) sind eine Mündungsform der Flüsse und find vom offenen Meere durch langestreckte sandige Inseln geschieden, nur durch einzelne tiefere Stellen mit demselben verbunden. Landeinwärts beginnt Sumpf- und Morastbildung, bis der Boden nach und nach in Festland übergeht.