— 15 — Völker gebebt und Rom und Konstantinopel in ihren Grundvesten gezittert. Er selbst nannte sich Godegisil d. i. Gottesgeißel, und alles Land, das er betrat, erfuhr es, daß er wirklich eine Geißel Gottes, eine Zuchtrute der Völker war. 2. Die Hunnenschlacht 451. Um seine Herrschaft auch über Westeuropa 451 auszudehnen, brach Attila mit seiner Streitmacht von mehr als einer halben Million Kriegern aus Ungarn auf und zog, alles vor sich niederwerfend, die Donau aufwärts durch Deutschland; dann drang er über den Rhein nach <Mien vor. Dort traten die vereinigten Heere der Römer, Westgoten und Franken dem Weltstürmer entgegen. In der ungeheuren Schlacht auf den katalaunischen Feldern an der Marne (zwischen Chalons und Troyes) 451 wurde Attila geschlagen und zum Rückzüge nach Ungarn genötigt. 3. Attilas Ende. Im folgenden Jahre unternahm Attila einen Raub- zug nach Italien. Oberitalien fiel in seine Hände und wurde furchtbar ver- wüstet. Viele Bewohner des Landes flüchteten in die Lagunen des adriatifchen Meeres und legten dort den Grund zu der stolzen Jnfelstadt Venedig. Die erschreckte Stadt Rom bat durch eine Gesandtschaft, an deren Spitze der Papst Leol. derGroße stand, den Hunnenkönig um Schonung. Er ließ sich zum Frieden mit den Römern bewegen und führte fein Heer nach Ungarn zurück. Dort starb er (454), von den Hunnen in ihrem Leichengesang gepriesen als „der Vater seines Volkes, die Geißel seiner Feinde, der Schrecken des Erd- balls". Nach seinem Tode löste sich das gewaltige Reich auf; die unterjochten Völker machten sich wieder frei, und die Hunnen verschwanden allmählich aus Europa. § 10. (76.) Italien in der Gewalt der Deutschen. 1. Geiserich in Rom. Kaum war Rom vor den Hunnen gerettet, so kam von der entgegengesetzten Seite das Verderben über die Stadt. Der Vandalenkönig Geiserich landete an der Tibermündung, eroberte die Stadt Rom und gab sie einer 14tägigen Plünderung preis (455). — 2. Odoaker, der König von Italien. Bald darauf wurde das west- römische Reich, das zuletzt nur noch auf Italien beschränkt war, von seinem Schicksal ereilt. Die letzten römischen Kaiser hatten nur noch mit Hilfe ihrer germanischen Soldtruppen die Herrschaft behaupten können. Dadurch ge- rieten sie aber ganz in Abhängigkeit von den Führern dieser Soldtruppen, welche zuletzt nach Belieben die Kaiser ein- und absetzten. Endlich geschah es, daß Odoaker, ein Anführer deutscher Hilsstruppeu im römischen Heere, den letzten Kaiser, Romulns Augustulus, entthronte und sich zum König von Italien machte, 476.