46 Deutsche Geschichte im Mittelalter. Großen zu Tribur (bei Darmstadt) abgesetzt. Ein Jahr darauf starb er (888). Während jetzt die Westfranken den Grafen Odo von Paris zum König erwählten, nahm ein unechter Sohn Karlmanns, des ältesten Sohnes Ludwigs des Deutschen, Arnulf von Kärnten (887—899) den Thron ein. Schon 879 hatte Graf Boso das unabhängige Reich Niederburgund (zwischen Rhone und Westalpen, nach der Stadt Arles auch Arelate genannt) gestiftet, und 888 machte sich Graf Rudolf in Hochburgund (von der Saöne bis zum St. Gotthard) selbständig. Die Normannen hatte man im Westfrankenreiche dadurch beruhigt, daß ihr Führer Rollo 911 die nach ihnen benannte Normandie als erbliches Herzogtum, sowie die Lehnshoheit über die Bretagne erhielt. Rollo wurde Christ und nannte sich Robert; sein Volk verwelschte völlig, büßte aber nichts von seiner kriegerischen Kraft ein. (Vgl. S. 93. S. 101.) Bei Löwen an der Dyle traf Arnulf (891) die Wikinger derartig mit der Schärfe des Schwertes, daß sie bald Ostfranken mieden. Auch er¬ langte er die Kaiserkrone. Unter seinem kaum siebenjährigen Sohne Ludwig (899—911) nahm die Königsgewalt außerordentlich ab; neue Stammesherzogtümer waren aufgekommen, die sich zu behaupten wußten. Während innere Kämpfe das Reich zerfleischten, ritten räuberische Magyarenhorden durch das Land und warfen mehrere deutsche Heere in den Staub. Im Jahre 911 starb Ludwig „das Kind". (Sage von Hatto von Mainz und dem Mäuseturm im Rhein bei Bingen. Vgl. das Gedicht von A. Kopisch: „Der Mäuseturm".) 5. Die Stammesherzogtümer. Die neuen Stammesherzogtümer waren: a. Sachsen unter den am Harz reich begüterten Lindolfingern. Es umfaßte das norddeutsche Land (ohne Ostfriesland) von der Grenze Hollands bis zur Diemel- und Unstrutmündung, unteren Saale und Elbe, dazu Westholstein. Meist damit verbunden war auch Thüringen (zwischen Unstrut und dem Walde). b. Franken am Mittelrhein, Main und an der Fulda. Die Herzogsgewalt errangen die Konradiner. c. Bayern, vom Lech bis zur Enns, vom fränkischen Jura bis zum Böhmerwald; die südlichste Stadt war Brixen. d. Schwaben (Alamannien), vom Wasgau bis zum Lech, vom Neckar bis zum oberen Inn. s. Lothringen, von der Schelde bis zur heutigen Grenze der Provinz Westfalen, von der Mündung der Maas bis zur Quelle der Mosel. (Im 10. Jahrhundert wurde es in Nieder- und Ober¬ lothringen zerlegt; die Grenze lief ungefähr von Bouillon bis Andernach am Rhein.) In Friesland (von der Schelde- bis zur Wesermündung) kam keine herzogliche Gewalt aus.