— 155 — klagen, denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir." Sie hat dem Kaiser sechs blühende S'öhne und eine Tochter geschenkt, welche einfach und streng erzogen werden und das höchste Glück ihrer Eltern sind (Deutsche Jugend 3, Wie lieb die Kaiserin Augusta Viktoria ihre Kinder hat). Während der Kaiser für das Wohl des Vaterlandes un¬ ermüdlich thätig ist, fördert die Kaiserin alle Werke der christlichen Liebe, unterstützt die Notleidenden und tröstet die Unglücklichen (Deutsche Jugend 4, Aus dem Leben der deutschen Kaiserin. Deutsche Jugend 6, Kaiser Wilhelm II.) • c. Regierung. Am Todestage des geliebten Vaters, am 1888 15. Juni 1888, bestieg Wilhelm II. im Alter von 29 Jahren den Kaiserthron. Er hatte in diesem Jahre den Ernst des Lebens genugsam kennen gelernt: den von ihm hochverehrten Großvater hatte er sterben sehen, der geliebte Vater siechte an schwerer, unheilbarer Krankheit dahin. Zu Schmerz und Trauer blieb ihm keine Zeit übrig. Mit Ernst und Thatkraft übernahm er sein schweres Amt. „Auf den Thron meiner Väter berufen", sagte er, „habe ich die Regierung im Ausblick zu dem König aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele meiner Väter ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmig¬ keit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohl¬ fahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein" (Deutsche Jugend 6, Thron¬ rede Wilhelms II.). Der soldatisch straffe und von reger Schaffenslust und Schaffens¬ kraft beseelte beseelte Herrscher trachtete nicht nach kriegerischen Ehren, obgleich Frankreich und Rußland ihm genügend Grund zum Kriege gaben. Im Einverständnis mit dem greisen, treuen Reichskanzler Fürst Bismarck wahrte er den Frieden. „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten mit jedermann", sprach er. Aus Liebe zum Frieden besuchte er andere Herrscher Europas; aus demselben Grunde erneuerte er den Dreibund mit Österreich und Italien und ließ schon in den Jahren 1890 und 1893 eine Vermehrung des deutschen Kriegsheeres eintreten (S. S. 146 und 147). Allen Angelegenheiten seines Landes, auch der Schule, wendet er seine Fürsorge zu. Das von seinem Großvater angefangene Werk der Alters- und Invaliden - Versicherung führte er weiter und erreichte es, daß die alten Arbeiter, die ihrem Berufe nicht mehr nachgehen können, ein Jahrgeld empfangen (Deutsche Jugend 6, Unser Kaiser und die Arbeiter). Im März 1890 schied Fürst Bismarck unter dem herzlichsten Danke des deutschen Volkes aus dem Amte, und der Graf von Caprivi wurde Reichskanzler, dessen Hauptaufgabe bislang darin bestanden hat, durch neue Handelsverträge Handel, Verkehr und Gewerbe zu fördern. Gottes Segen sei mit dem Kaiser unb dem Vaterlande!