2 Die deutschen Völkerstämme, §. 1. 2) Die Völkerstämme in Großgermanienv). Die Germanen, ein Zweig der großen indisch-europäischen Völker- familie, waren in Stämme getheilt, welche durch kein politisches Band zusammengehalten, aber durch Sprache, Rechtsgewohnheiten und Götter- glauben verwandt waren. Bei aller Zersplitterung hatte sich doch das Gefühl der Einheit erhalten ttt der Sage von einem gemeinschaftlichen Stammvater, Thuisco, von dessen drei Enkeln die drei Hauptstämme, die Jngävonen, Jstävonen und Hermioneu, ihren Ursprung herleiteten. A. Die Völkerstämme in West- und Nordgermanien (vom Niederrhein bis über die untere Elbe hinaus). a) Die Jstävonen (oder Westländer), auf dem rechten Ufer des Mittel- und Niederrheins (vom Einstusse des Mains bis zur Mündung der Assel). Unmittelbar am Niederrheine wohnten die Usipeten und Tenktsren, in der Südostecke des istävonischen Landes die Sigambern (südlich von der Ruhr). Das mächtigste unter den istävonischen Völkern waren die BructLrer zu beiden Seiten der Lippe, nördlich bis zur Ems. b) Die Jngävonen (oder Küstenbewohner), an den Küsten der Nordsee vom Ausflusse des Rheines bis in die cimbrische Halbinsel (Jütland). 1) Die Frisen zwischen Rhein und Ems und auf den Inseln an dieser Küste; 2) die Ehauken, der ausgedehnteste Stamm der Jngävonen, in den Marschländern von der Mündung der Ems bis zur Mündung der Elbe; 3) die Saxonen im O. der untern Elbe, im heutigen Holstein. c) Die Hermionen, südlich von den Jngävonen und östlich von den Jstävonen. Zu diesen gehörten nur die beiden Völkerbündnisse der Eherusken (vom Teutoburger-Walde bis zur Elbe und Saale) und der Chatten (südlich von den Eherusken bis zur Vereinigung des Rheins und Mains). B. Die Vö lkerstämme in Süd- und Ostgermanien. Wie schon früher' germanische Schaaren als Kolonisten über den Niederrhein nach dem belgischen Gallien ausgewandert sind, so über- schritten andere theils den hercynischen Wald, theils die Elbe und ließen sich als herrschende Kriegerstämme unter der einheimischen Be- völkerung nieder. *) Siehe den Earton auf der ersten am Ende beigefügten Karte oben rechts und bergt, das letzte Blatt in Pütz, historisch-geographischem Schulatlas, 1. Ab¬ teilung, nebst Text, 3. Aufl.