78 Ausbreitung des Christenthums. Das Klosterleben. §. 18. Verheirathung seiner männlichen Nachkommen ^). Seinen Sohn Phi- lipp vermählte er mit Johanna, der Tochter Ferdinand des Katho¬ lischen, Königs des von nun an vereinigten Spaniens und seiner Nebenländer in und außer Europa. Auch begründete er die Ver- mählung seines zweiten Enkels Ferdinand mit der Schwester (Anna) des letzten Königs von Böhmen und Ungarn (Ludwig's II.), wodurch diese beiden Reiche in der Folge an Oesterreich kamen. §■ 18. Culturzustand Deutschlands im Mittelalter. 1. Ausbreitung d es Christenthums. Nachdem mit der Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen (s. S. 25) das Christenthum bei allen Völkern deutschen Stammes eingeführt war, erhielten im 9. und 10. Jahrh. die Slaven dasselbe theils vom griechischen Reiche her, so die Böhmen und Mähren durch Cyrillus von Thessalonich, den „Apostel der Slaven", theils von Deutschland her, wie die Polen unter Otto dem Großen; aber der Versuch des Erzbischoss Adalbert von Prag, auch die Preußen zu bekehren, kostete ihm das Leben (997), und erst nach 53jährigen hartnäckigen Kämpfen gelang es dem deutschen Orden, die Preußen zu unterwerfen und zur Annahme des Christenthums und deutscher Sitten zu bringen 1283, vgl. S. 53. 2. Das Klosterleben, welches in Aegypten durch den heil. Antonius und Pachomius im 4. Jahrh. entstanden war, und, nach bem Abendlande verpflanzt, durch den heil. Benedictus von Nursia eine neue Gestaltung erhalten hatte, verbreitete sich seit dem 9. Jahrh. immer mehr und fand Nachahmung bei den Geistlichen an Stifts- und Domkirchen. Die Mönche, seit dem 10. Jahrhundert meistens Priester, beschäftigten sich nach der Vorschrift des h. Benedictus mit Ackerbau, Handarbeit, Jugendunterricht, Abfassung von Chroniken, Abschreiben alter Schriftsteller u. f. w.; allein das Aufkommen der Laienbrüder, der durch fromme Schenkungen zunehmende Reichthum der Klöster, die ihnen bewilligten Freiheiten und Exemtionen (von der Aufsicht und Gerichtsbarkeit des Bischofs) führten den Verfall der Zucht in manchen Klöstern herbei. Doch fehlte es auch nicht an frommen Männern, welche durch Stiftung neuer Orden mit stren- geren Ordensregeln eine Reform des Klosterlebens versuchten; so !) Siehe die Stammtafel S. 77.