46 Geschichte der alten Welt. §. 54. 55. Spartanern, denen sich noch 700 Bürger der Stadt Thespiä freiwillig an- schlössen, wählte den Heldentod sür's Vaterland. Von beiden Seiten ange- griffen, kämpften sie mit Löwenmuth, bis sie, erdrückt von der Uebermacht und ermüdet vom Kämpfen und Morden, Alle erlagen. Nur die Thebaner, die gezwungen am Kampfe teilgenommen und nach der Bewältigung des Passes die Hände flehend emporhielten, wurden begnadigt, aber, mit dem Brandmal königlicher Sclaven bezeichnet, entehrt in die Heimath entlassen. Levnidas und seine Heldenschaar lebten noch lange im Liede fort, und ein eherner Löwe be- zeichnete in der Folge dem Wanderer die Stelle, wo der dorische Heldenkönig gefallen. Ungehindert unterwarfen jetzt die Perser Böotien und Phocis, drangen verheerend in Attila ein und legten Athen in Asche. Die älteren Krieger, welche die Burg besetzt hatten, wurden nach tapferster Gegenwehr ge* tobtet. Die waffenfähigen Bürger dienten auf der Flotte; Weiber, Kinder und alle Habe waren auf Themistokles' Rath nach Salamis, Aegina und Trözene geschafft worden. Ein Eilbote brachte die Nachricht von dem Siegeszug des großen Königs nach Susa. Nur ein einziger Unfall trübte die Freude. Eine Abteilung des persischen Heeres war nach dem Parnaß gezogen, um das Heiligthum von Delphi zu berauben und zu zerstören. Als die Krieger die steilen Wege in der schauerlichen Gegend emporstiegen, wurden von unsichtbaren Händen Steine und Felsblöcke über sie herabgeschleudert, so daß viele erlagen, die übrigen erschrocken die Flucht ergriffen. Die Delphier unterließen nicht, die Rettung des Tempels ihrem mächtigen Gotte selbst zuzuschreiben. §. 54. Nun wurde Themistokles der Retter Griechenlands. Die vereinigte Flotte der Griechen war unterdessen von dem Vorgebirge Artemisium, wo sie mehrere Tage mit Glück gestritten hatte, in den saronischen Meerbusen ae- segelt, wohin ihr die persische bald nachfolgte. Hier vereitelte Themistokles durch seine Klugheit den verderblichen Plan des spartanischen Flottenführers Eurybiades, sich mit den peloponnesischen Schiffen zu entfernen und den Kampf in die Nähe der korinthischen Landenge zu ziehen, um unter den Schutz der daselbst aufgestellten und durch eine Mauer gedeckten Landmacht zu kommen, indem er durch List und scheinbaren Verrath den Perserkönig zu einem raschen An¬ griff bewog, in den engen Gewässern, wo die feindlichen Schiffe durch ihre eigene 480. Menge gehindert wurden. So ereignete sich die Seeschlacht von Salamis, in welcher die Griechen einen vollständigen Sieg erlangten. Verzweiflungsvoll sah Xerxes von einer nahen Felsenhöhe dem Untergange seiner Flotte zu und trat dann, von dem schlauen Themistokles benachrichtigt, daß die Griechen die Brücken über . den Hellespont abzubrechen gedächten, mit dem größten Thei^seines Heeres schleunig denRückzug durch Thessalien, Macedonien und Thracien an, wo aber noch Tausende seiner Krieger dem Hunger, der Kälte und der Anstrengung erlagen. Ganze Hausen er- tranken im Flusse S trymon, dessenEisdecke, von derSonne gelockert, zusammenbrach. §. 55. Xerxes hatte bei seinem Abzug 300,OOOMamt Kerntruppen in Thessalien zurückgelassen. Diese rückten, als die Athener das dargebotene Bündniß ehrenhaft verwarfen, im nächsten Frühjahr verheerend in Attika ein und zwangen die heim- gekehrten Bürger, welche vergebens die Spartaner zur schleunigen Hülfeleistung gemahnt, nochmals zur Auswanderung unter die „Laubhütten" von Salamis. Als aber endlich auf die dringenden Vorstellungen undDrohungen derAthener inSparta ein peloponnesisches Heer über den Isthmus heranzog, da erfochten in der großen 479. Schlacht von Platää die Griechen unter der Führung des Spartaners Pau- sanias, dem der athenische Feldherr A r i st i d e s untergeordnet war, über die drei- mal stärkere Kriegsmacht des Mardonius einen so vollständigen Sieg, daß sich nur 40,000Perser nach dem Hellespont retteten. Die übrigen, darunter der tapfere Ober- feldherr Mardonius selbst, wurden theils in der Schlacht, theils bei der Erstürmung