54 Mittlere Geschichte. er urkundlich die Schenkung Pippins. Zu gleicher Zeit hatte er aber auch die Unterwerfung der Sachsen begonnen, die ihm aber erst nach mehr als dreißigjährigem Ringen in zwanzig Feldzügen gelang (772—804) \ nachdem Ströme von Blut geflossen, die Kraft des Landes völlig erschöpft und ein fügsameres Geschlecht herangewachsen war, das sich von Jugend auf eher an die fränkischen und christlichen Einrichtungen ge- wöhnen konnte. — § 3. Während der Sachsenkriege unternimmt Karl einen Heereszug über die Pyrenäen gegen die Ungläubigen. Das Gebiet von Barcelona bis Pampeloua wird als spanische Mark eingerichtet (Roland). Dann aber hatte Karl auch mit inneren Feinden zu rechnen: in Thüringen und der Bretagne waren Aufstände niederzuwerfen, und in Bayern der hinter- listige Herzog Thassilo unschädlich zu machen. Derselbe suchte, im Besitze der Alpenpässe und im Bunde mit den Avaren, Karls Machtstellung zu untergraben. Dafür werden Bayern und Kärnten dem Reiche Karls ein- verleibt (788). Hierauf begannen verschiedene Avarenseldzüge. Die Avaren anerkennen die fränkische Oberhoheit, werden christianisiert und gehen bald in den Slaven und Deutschen auf. Das bisherige Avarenland zwischen Drau und Donau wird pannonische Mark. An die Avarenfeldzüge reihten sich die gegen Slaven und Dänen. Beide Völker werden ge- nötigt, Karls Oberhoheit anzuerkennen und sich an den Grenzen ruhig zu verhalten. So umspannte denn der Machtbereich Karls des Großen das ganze heutige Frankreich, Oberitalien, Deutschland bis zur Elbe, Österreich- Ungarn von der Abriet bis zum Donauknie. — § 4. Alle diese Länder wurden einheitlich verwaltet, und ihre Be- i Die Sachsen, vom Niederrhein bis zur Elbe und Eider wohnend, vom Frankenreich ebenso oft abhängig wie abtrünnig, waren ein trotziges, zäh an seiner überlieferten Religion, Freiheit und Sitte hängendes Volk und deshalb den ihnen auf- gedrungenen christlichen Priestern durchaus abhold. Ohne gemeinsames Oberhaupt fanden sie doch, im Franken-und Christenhaß einig, in ihren Adeligen bewahrte Fuhrer, o in Brun, Widukiud und Abbio, die ihre Landsleute immer wieder aufstachelten und die gegenseitige Erbitterung nur noch steigerten und Karl zu den blutigsten und härtesten Strafen greifen ließen. Ein Hauptmittel bestand in den Massenverpflanzungen von Sachsen nach Mittel- und Süddeutschland und von Franken nach NorddeutWaud oder in der massenhaften Einziehung oder Verwüstung von sächsischem Grund und^oden. 777 schien alles gewonnen, Karl hielt sogar in Paderborn emen Reichstag ab. ßa entbrannte während Karls spanischem Feldzug die Empörung von neuem. Erst tue entscheidenden Niederlagen der Sachsen bei Detmold und an der Hase (783) bringen diese zur Vernunft. Ihre Führer stellen sich freiwillig und lassen sich taufen (785). Da brechen neue Aufstände in Holstein aus, die nur mühsam gedämpft wurden. Als dann auch an der Eider der Trotz gebrochen war, war das ganze Werk vollbracht. 162