— 106 — Ajax aus Lokris, Patroklus unb Philoktetes ans Thessalien, Mnesthens aus Athen, Jdomeneus aus Kreta und andere be¬ rühmte Helden. Der ausgezeichnetste und gefeiertste aller Kämpfer aber war Achilles, Führer der Myrmidönen aus Thessalien, der an Kühn- heit und Gewandtheit einem Löwen glich. Dagegen kam Keiner an Klugheit und Erfahrung dem Odysseus (Ulysses), König von Ithaka, und dem alten Nestor von Pylos (in Messenien) gleich. Die Gesammt- zahl der Griechen belief sich wohl auf hunderttausend Mann, und bei- nahe zwölfhundert Schiffe dienten zur Ueberfahrt. Agamemnon, den mächtigen König des Landes, wählten die übrigen Fürsten zum Ober- ansührer, ließen sich aber dadurch von der Herrschaft über ihre eigenen Völker nichts nehmen. Ein widriger Wind verhinderte lange das Auslaufen der Flotte. Das schien ein Mißfallen der Götter anzudeuten. Man holte einen Priester herbei, Kalchas hieß er; er sollte erforschen, wie man ihren Zorn besänftigen könne. „Nur durch das Blut der geschlachteten Jphi- genta, der Tochter des Agamemnon!" war die schreckliche Antwort. Hierüber entsetzte sich der Vater und wollte es nicht zugeben. Desun- geachtet würde das traurige Opfer wohl gebracht worden sein, wäre nicht plötzlich die Jungfrau verschwundeil. Eine Göttin, so ging die Sage, entführte sie in einer verhüllenden Wolke und schob ein Reh unter. Dieses wurde geopfert. Nun wandte sich augenblicklich der Wind. Die Flotte lief aus und landete glücklich an der trojanischen Küste. Aber wie fanden sich hier die Griechen getäuscht! Die Stadt, aus welcher sie das schöne Weib nebst der reichen Beute zu holen ge- dachten, war durch hohe Mauern und Thürme befestigt. In derselben war ein zahlreiches Heer der Trojaner und ihrer Verbündeten; an der Spitze desselben H e k t o r, der älteste Sohn des Priamus, der es an Muth und Tapferkeit mit jedem Griechen ausnahm. Deshalb verzögerte sich die Eroberung wider alles Erwarten zehn Jahre lang. Aus Mangel an Lebensmitteln konnte das Heer nur selten beisammen sein. Die Truppen zerstreuten sich scharenweise auf's Land, um Vieh und Korn herbeizuholen. Manche trieben Seeräuberei und überfielen die benach- barten Inseln und Küsten. Ein Haufen mußte sogar den Ackerbau be- sorgen. Der zur Belagerung zurückgebliebene Theil machte sich ein großes Lager mit zahllosen Hütten unb Gezeiten und umgab es zur Sicherheit mit einem breiten Graben. Die an's Lanb gezogenen Schiffe