I, Die Zeit der Wanderungen. !>, Die westgermanischen Wanderungen. 1. Die alten Germanen. 1. Das Land. Vor 2000 und mehr Jahren hatten unsere Vor- fahren ihre Wohnsitze an den Gestaden der Ostsee sowie an der Ost- und Südseite der Nordsee inne. Gegen Westen bildeten der Rhein, gegen Süden die Gebirge Mitteldeutschlands die Grenze gegen das schon auf höherer Kulturstufe stehende Volk der Kelten, von dem sie den gemeinschaftlichen Namen, nämlich Germanen, d. i. „Nach- barn" erhielten. Sie zerfielen in drei große Gruppen, die Ost- germanen von dem Weichselgebiete bis über die Oder, die West- germanen von der Elbe bis an den Rhein und die Nordger- malten in Dänemark und auf der skandinavischen Halbinsel. Jede dieser Gruppen war wieder in eine Anzahl von Stämmen oder Völkern gespalten. Das Land war von ungeheuren Wäldern bedeckt, in denen außer den noch jetzt vorhandenen Tieren der riesige Ur, das Elentier, Wölfe und Bären hausten. Zwischen die Wälder verstreut gab es Weide- Plätze sowie Flächen gerodeten Bodens, der schon zum Ackerbau diente. Dichte Nebel lagen infolge der Feuchtigkeit vielfach über den Fluren, minderten die Kraft der Sonne und machten das Klima rauh und unwirtlich. Die Bewohner waren ausgezeichnet durch die Größe und Kraft ihrer Körper, das lang wallende blonde oder rötliche Haar und die strahlenden, blauen Augen. 2. Ter Lebensunterhalt. Nicht gar lange vor der Zeit waren die Germanen herumziehende Viehzüchter gewesen, die auf ihren Wander- zügen aus Jnnerasien bis an die Gestade der Ost- und Nordsee vor- drangen. Allmählich waren sie seßhaft geworden, indem sie aber immer noch vornehmlich Viehzucht trieben. Dann aber gewann für ihre Ernährung der Ackerbau mehr und mehr die Oberhand. Sie bauten insbesondere Dinkel, Gerste, Hafer, Flachs und verschiedene Rübenarten. 3. Politische Gliederungen. Das Volk war in verschiedener Hellwig, Lehrbuch der Geschichte für höhere Schulen. Mittelstufe I. 1