\ — 112 — t'n Bevölkerung des römischen Reiches gegenüber ihrer Kraft bewußt geworden. Mit Mühe erwehrte man sich ihrer Ein- fälle: endlich im I. 375 n. Chr. gab das Erscheinen des asia- tischen Nomadenvolks der Hunnen an den GrenzenEu- ropas den Anlaß zum massenhaften Einbruch germanischer Völker ins Reich, zur Völkerwanderung. Dem germa- nischen Volke der (West-) Gothen mußten Wohnsitze diesseits der Donau, also innerhalb des römischen Reiches, eingeräumt werden: sie blieben Feinde und schlugen im I. 378 den Kaiser Valens bei Adrianopel. Eine Zeit lang hielt Theodo- sins der Große noch die Hoheit des Reiches mit Kraft aufrecht, fügte aber durch Theilung desselben unter seine Söhne Honorins und Arcadius den vielen schon vorhandenen noch einen neuen Grund der Schwäche hinzu (395). Die Plün¬ derungszüge der Gothen unter Alarich endigten mit der Gründung eines gothischen Reiches in Gallien und Spanien, also im Herzen des Reiches (414); andere Stämme besetzten den Rest von Spanien, und von hier aus gründete einer derselben, die Vandalen, ein Germanenreich in Afrika; 449 bemächtigten sich die Angeln und Sachsen Britanniens, die Hunnen unter Attila verheerten das Reich (457): und endlich im Jahre476 setzte Odoacer, ein Fürst der Rngier, deutscher Hülfsvölker im römischen Heer, den letzten Kaiser der westlichen Reichshälfte, Romulus Augustulus ab, und herrschte, nur dem Namen nach ein Vasall des oströmifcheu Kaisers, unabhängig über Italien. Das Weltalter der Ger- manen war angebrochen.