— 12 — Otto IV., Johanns I. Sohn, war auch ein Freund der Wissenschaften und Künste; an seinem Hofe lebten Gelehrte und Künstler; er griff selbst in die Saiten, eine Reihe seiner Lieder ist in der Manesseschen Sammlung enthalten. Er führte Krieg mit den Pommern, Mecklenburgern und Polen, besonders aber mit dem Erbfeinde der Marken, mit dem Erzbistum Magdeburg. Er hatte alles daran gesetzt, um seinen Bruder Erich auf den erzbischöflichen Stuhl von Magdeburg zu erheben. Das Domkapitel wählte aber einen andern; er zerfiel mit demselben und es kam zum Kriege. Er zog in das Erzbis- tum ein; siegreich rückte er in die Nähe von Magdeburg und bezeichnete drohend einen Tag, wo er seine Rosse in dem Dome zu Magdeburg einstallen würde. Aber die Sache nahm eine ganz andere Wendung. Der Erzbischos ergriff die Fahne des h. Mauritius, des Schutzheiligen der Stadt Magdeburg, trug sie in feierlichem Zuge durch die Straßen und entflammte durch begeisterte Reden das Volk zur Wut. Mit einem ansehnlichen Heere überfiel er Otto, der sich bei Frost an der Elbe gelagert hatte, besiegte ihn und nahm ihn gefangen (1278). Der Erz¬ bischos rächte sich in einer derben, in jener Zeit nicht seltenen Weise: er ließ einen hölzernen Käfig bauen, sperrte den Mark- grasen hinein und stellte ihn zur Belustigung des spottenden Magde- burger Volkes auf dem Markte aus. Ottos trostloser Gemahlin gelang es, ihren Mann aus ber Gefangenschaft zu befreien. Sie bestach einige Domherren unb Dienstmannen bes Stifts, welche bie Entlassung bes Markgrafen für eine geringe Summe bewirkten. Als Otto bas Gelb gezahlt hatte unb wieber zu Rosse saß, fragte er ben Bischof, ob er nun frei sei. Als bieser bas bejahte, ba lachte Otto in keckem Übermute unb rief: Ihr wißt boch wahrlich keinen Markgrafen zu schätzen. Auf einen Streithengst hättet ihr mich mit ausgerichteter Lanze setzen unb mit Golb unb Silber bis zur Spitze Überbecken lassen sollen, bann wäre ich würbig geschätzt worben. Damit sprengte er bavon. Otto war ein guter Herrscher unb beförderte auch Hanbel und Gewerbe. Den Beinamen mit dem Pfeil führte er davon, daß man die Spitze eines Pfeiles, der ihm bei der Belagerung einer Stadt