132 den Vorsitz im Staatsministerium Otto von Bismarcks, der die neue Heeresordnung in einer großen und kühnen Politik verwertete. Zum Herzog^von Schleswig und Grasen von Holstein war 1460 der Dänenkönig Christian I., ein Oldenburger, unter der Bedingung ge- wählt worden, daß die Lande Schleswig-Holstein ewig ungeteilt bleiben und nach außen wie im Innern eine gewisse Selbständigkeit behalten sollten. Hol stein war als deutsches Reichsland gegen Einverleibung in Dänemark geschützt. Schleswig aber suchten die Dänen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ihrem Königreiche anzugliedern. Die deutsche Presse wurde unterdrückt, deutsche Geistliche und Lehrer aus den nördlichen Bezirken gemischter Bevölkerung aus¬ getrieben und dänische Beamte herbeigezogen. Die Vorstellungen, die Österreich und Preußen dagegen erhoben, fanden keine Beachtung. Endlich wurde sogar (1863) vom dänischen Reichsrat für Dänemark und Schleswig eine neue Ver¬ fassung angenommen. Ein Sturm der Entrüstung erhob sich in Schleswig- Holstein. Offen schloß man sich an den Erbprinzen von Augustenburg an, der bei dem gerade eintretenden Tode Friedrichs VII., mit dem die könig- liehe oder dänische Linie der Oldenburger erlosch, der rechtmäßige Erbe zu sein erklärte. In einmütiger Begeisterung erhob sich auch Deutschland, Fürsten wie Völker, für Schleswig-Holstein und den Augustenburger. Nur die beiden Großmächte, Österreich und Preußen, nahmen eine entgegengesetzte Haltung ein. Österreich haßte die nationale Bewegung und erstrebte die Erhaltung des dänischen Gesamtstaates. Preußen wünschte zwar die volle Befreiung der Herzogtümer, aber, eingedenk der Erfahrungen der Jahre 1849 und 1850, wußte es, daß dies Ziel im Widerspruch mit den europäischen Großmächten nicht zu erreichen sei. Zunächst galt es, gemeinsam mit Österreich vorzugehen. Dieses erkannte es als eine Ehrensache an, die Zurücknahme der Verfassung von Dänemark zu erlangen und im Weigerungsfalle durch Waffengewalt zu erzwingen. Am 16. Januar 1864 wurde die dänische Regierung von Österreich und Preußen aufgefordert, die Verfassung binnen 48 Stunden zurückzunehmen. Als am 18. Januar die ablehnende Antwort kam, war der Krieg entschieden. < Die preußisch-österreichischen Truppen (57000 M.) sammelten sich Ende Januar an der Eider unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Wrangel (zuletzt erhielt der Neffe des Königs, Prinz Friedrich Karl, die Leitung). Am Dane wirk (westlich von der Schlei, vgl. S. 18) erwarteten die Dänen den Angriff, erkannten aber bald die Unmöglichkeit einer längeren Verteidigung und zogen sich nordwärts in die feste Düppelstellung am Alsener Sunde zurück. Darauf besetzten die Verbündeten Nordschleswig und drangen in 1) Otto von Bismarck wurde zu Schönhausen in der Altmark am 1. April 1815 ge¬ boren. Auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster in.Berlin vorgebildet, studierte er die Rechte in Göttingen und Berlin. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er die Ver- waltung der väterlichen Güter (184f>). Sein Urteil über Österreich, mit dem er das Bundes- Verhältnis erhalten wissen wollte, änderte er als Bundestagsgesandter in Frankfurt (1851 bis 1859). 1859 wurde er Gesandter am russischen, 1862 am französischen Hofe. I^Ter dänische Krieg (1864),