Ludwig IV., der Baier 1314—1347. 103 der Handelsstädte. Da das gewöhnliche Gericht gegen solche Gewaltthaten gar nichts, die heilige gehme1 nur wenig vermochte, so schlössen die Städte zum Schutz ihres Handels bewaffnete Bündnisse, von welchen die Hansa 2 (gegründet 1241) und der rheinische Städtebund (gegründet 1254) die berühmtesten geworden sind. Sollte Deutschland nicht zu Grunde gehen, so mußte wieder em kräftiger Herrscher auf den Königsthron erhoben werden. Dies geschah im Jahre 1273, wo die deutschen Fürsten den Grafen Rudolf von Habsburg zu ihrem Rudolf v. Oberhaupte wählten. Gleich nach der Krönung (24. Oktober 1273) zog er §absburg im Reich umher und sah überall auf Recht und gesetzliche Ordnung. Dem Raubadel war er ein strenger Richter, und selbst größere Vasallen wußte er zum Gehorsam zu bringen, wie er denn den hochfahrenden König Ottokar von Böhmen zur Unterwerfung nötigte. Als letzterer sich wieder empörte, lieferte ihm Rudolf (1278) die Schlacht auf dem Marchfelde 3, in welcher Marchfeld der Böhmenkönig Sieg und Leben verlor. So verschaffte Rudolf dem Reiche 1<5/ö- wieder gesicherte Zustände und dem Königsthrone Ansehen und Würde; mit Recht ziert ihn daher der Ehrenname „Wiederhersteller Deutschlands." Nachdem Rudolf seinen Sohn Albrecht mit den österreichischen Land- schaffen (Österreich, Steiermark und Krain), die durch Ottokars Tod erledigt waren, belehnt und dadurch die Habsburgische Hausmacht begründet hatte, ^ starb er im Jahre 1291. Die deutscheu Fürsten erkoren zu seinem Nachfolger Nassau' den Grasen Adolf von Nassau 1292—1298; als sich dieser aber ihr 1292—98. Mißfallen zuzog, wählten sie Rudolfs von Habsburg Sohn, Albrecht den I. Albrecht I. von Österreich 1298-1308, zum deutschen König. Albrecht war ein 1298-1308. stolzer und herrschsüchtiger Mann. Dabei trieb ihn unersättliche Ländersucht fortwährend an, die Macht seines Hauses zu mehren. So wollte er auch die drei Waldstädte: Schwyz, Uri und Uuterwalden, welche unmittelbar unter dem Kaiser standen 4, habsburgisch machen. Allein dieser Versuch mißlang. Die Wald- städte behaupteten (Neujahr 1308) mannhaft ihre Freiheit5, „ohne jedoch das Hans Habsburg an Land und Leuten zu schädigen." Wohl wollte Albrecht sich rächen, allein der Tod kam seiner Rache zuvor. Albrecht wurde von seinem eigenen Neffen Johann von Schwaben, dem er wider Recht fein väterliches Albrecht i. Erbe vorenthielt, am 1. Mai 1308 ermordet 6. + 1308- Aus Albrecht den I. folgte der Graf Heinrich von Luxemburgs 1 Unter „heiliger Fehme" hat man heimliche Gerichte zn verstehen, welche ihren Hauptsitz auf der „roten Erde" in Westfalen hatten. Der Vorsitzende hieß Fr ei gras, jeder Beisitzer Freischöppe, der Ort der Sitznng Freistnhl. War der Verklagte schuldig, oder erschien er nach mehrmaliger Vorladung nicht, so wurde er für verfehmt erklärt, d. h. den Freischöppen preisgegeben und von diesen bei der ersten Gelegenheit niedergestoßen oder aufgehängt. 2 Der Name £ an ja bedeutet ursprünglich Gesellschaft oder Genossenich ast, hier eine Verbindung von Kaufleuten zu gegenseitigem Schutz und Beistand. Hamburg und Lübeck schlössen (1241) den ersten derartigen Bund; andere Städte, tote Braunschweig, Köln. Danzig:c. traten späterhin gern bei. Der rheinische Städte- bund (1254) verfolgte ähnliche Zwecke; seine wichtigsten Mitglieder waren Nürnberg, Regensburg, Augsburg und Speier. s Marchfeld, Ebene am linken Donauufer, nordöstlich von Wien. — Luxem¬ burg, Schloß südwestlich von Trier, auch Lützelburg genannt. * Die Schweiz gehörte zum transuranischen Burgund (S. 92 Anm. 1.); das cisjuranische Burgund kam um 1300 an Frankreich. 5 Mit diesem Freiheitskampf der Schweizer ist die Tellsage verflochten. «Johann, in der Geschichte Parricida (Verwandteumörder) genannt, war nach der That verschollen; sein Erbe nahm Osterreich in Besitz.