162 Neue Geschichte. Markt zu besetzen, um jeder Unruhe vorzubeugen. Buttler, Geraldin und Deveroux aber gingen mit einem Haufen Dragoner nach des Herzogs Woh- nuug. Es war nachts 11 Uhr. Die Schildwachen ließen sie sorglos ein, worauf Buttler die vordere, Geraldin die Hintere Hansthüre besetzte. Dev eroux stieg mit 6 Mann die Treppe hinauf. Ein Kammerdiener im Vorzimmer, der sie abhalten wollte, ward niedergestoßen. Ein anderer schrie: „Rebellen! Rebellen!" und entfloh. Der Herzog, von dem Lärm geweckt, sprang aus dem Bett und eilte zum Fenster. In dem Augenblick erbrechen die Dragoner die Thür, und Deveroux dringt mit vorgehaltener Hellebarde hinein. „Bist du der Schelm," rief er, „der Seiner Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Ohne einen Laut von sich zu geben, empfing Wallenstein den Stoß der Partisane, und röchelnd lag in seinem Blute der Mann, der noch vor wenig Stunden das Geschick von Nationen in seinem Haupte abgewogen hatte. Der Kaiser weihte dem Schicksale seines Generals eine Thräne und ließ für die Ermordeten zu Wien 3000 Seelenmessen lesen; zugleich aber vergaß er nicht, dje Mörder mit goldenen Gnadenketten, Kammerherrnschlüsseln und Rittergütern zu belohnen. Um die That zu rechtfertigen, wurde dem Er- mordeten in einer Schrift eine lange Reihe von Verbrechen znr Last gelegt; allein bis auf den heutigen Tag schwebt über Walleusteins Schuld oder Uu- schuld noch ein geheimnisvolles Dunkel; die Akten sind noch nicht geschlossen. VI. Kaiser Ferdinand III. 1637—1657. 1. Erzherzog Ferdinand. Graf Gallas. Die Schlacht bei Nördlingen 1634. Prager Friede 1635. Verbindung' der Schweden mit Frankreich (Richelieu). Schlacht bei Wittstock 1636. 2. Ferdinand III. 1637—1657. Sieg Bernhards von Weimar bei Rheinfelden 1638. Eroberung von Breisach 1638. Tod Bernhards 1639 und Banvrs 1641. 3. Torstenson. Schlacht bei Breitenfeld 1642. Schwedisch-dänischer Krieg. Torstenson in Holstein. Niederlage der Kaiserlichen bei Jankau 1645. (Friede mit Dänemark und Waffenstillstand mit Sachsen 1645.) Wränget und Tnrenne. Königs¬ mark in Prag. 4. Die Friedensverhandlungen zu Osnabrück und Münster. Der westfälische Friede 1648. Tod Ferdinand des III. 1657. 1. Nach Walleusteins Tod erhielt der Erzherzog Ferdinand, des Kaisers ältester Sohn, den Oberbefehl über das Heer, doch ward dem 26jährigen Fürsten der im Kriege erfahrene Gallas zur feite gestellt. Ferdinand erwarb sich die Liebe seiner Truppen und erfüllte auch das Vertrauen, welches der Kaiser in ihn gesetzt hatte. Er nahm Regensburg (S. 159) ein und rückte siegreich üb$r Ingolstadt ^ und Donauwörths gegen Nördlingen^, das den Nördlingen Schweden anhing. Diese wollten die Stadt retten und eilten zum Entsätze 1634. h^bei, wurden aber am 6. September 1634 geschlagen. Der General Horn ward gefangen, und nur mit wenigen Truppen entkam Bernhard von Weimar über den Rhein. Die Schlacht bei Nördlingen verschaffte den kaiserlichen Waffen wieder das Übergewicht und hatte die wichtige Folge, daß der Kurfürst von Sachsen Prager das schwedische Bündnis verließ und zu Prag (30. Mai 1635) mit dem Friede Kaiser einen Sonderfrieden schloß. Johann Georg erhielt die ihm verpfändete 1635- Lausitz (S. 154) als wirkliches Eigentum und die Erlaubnis, die eingezogenen Kirchengüter noch vierzig Jahre lang zu behalten, machte sich dafür aber an- i Ingolstadt, S. 151 Anm. 2. — Donauwörth, (baierische) Stadt an der Donau, oberhalb der Lechmündung. — Nördlingen, (baiensche) Stadt an der Grenze Würtembergs, nordwestlich von Donauwörth.