Die Zeit der Nationalitäts- und Verfassungs-Kämpfe. 121 
der heiligen Allianz tatenlos zusahen, wie ein christliches Volk im 
Kampf mit Mohammedanern sich verblutete, bildeten sich überall zur 
Unterstützung der Freiheitskämpfer vereine der Philhellenen, um Geld phuhen-nen 
und Streitkräfte zum Kampf gegen die rohen Barbaren aufzubringen. 
Freiwillige eilten in das Land, das den Völkern Bildung und Gesittung 
gebracht hatte. Dichter, wie der Franzose Chateaubriand, der Deutsche 
Wilhelm Müller und der englische Lord Byron, besangen die Helden¬ 
taten der Griechen und feuerten zum Kampf gegen die Barbaren an. 
Als die Pforte in dem Vizekönig Mehemed Ali von Ägypten 
durch das versprechen der Abtretung des pelopomtes und Kretas 
einen mächtigen Bundesgenossen gewonnen hatte und im April 1826 
Mssolunghi trotz tapferer Gegenwehr den vereinten Anstrengungen 
der Türken und Ägypter erlegen war, da nahmen sich endlich Eng- 
land, Frankreich und Rußland des so sehr bedrängten hellenentums 
an. Die vereinigte Flotte lief in den Hafen von Havarmo ein, und 
es kam „zufällig" zu einer gewaltigen Seeschlacht im Oktober 1827, seeMacht 
in der die ägyptisch-türkische Flotte von Grund aus vernichtet wurde. na™*tno 
Trotzdem sich nun England und Frankreich gegen eine Fortsetzung des 
Krieges aussprachen, dauerte er weiter und wurde zu einem russisch- 
türkischen Krieg, in dem die Russen nach anfänglichen Mißerfolgen in Asien 
und Europa Sieger blieben. Schon stand der russische General Diebitsch, 
der wegen seines kühnen Übergangs über den Balkan den Ehrennamen Krteg 
Sabalkansky erhielt, vor Adrianopel, das die Türken preisgaben. Diese 
willigten nun 1829 in den Fried en von Adrianopel, 
Rußland erhielt von der Türkei in Asien an der Gstküste des 
Schwarzen Meeres und im Binnenlande einige feste Plätze. Die Straße Ianös 
der Dardanellen und des Bosporus wurde den Handelsschiffen aller 
Mächte geöffnet. Die Donaufürstentümer und Serbien wurden der Ober- 
hoheit des Sultans fast ganz entzogen. Griechenland, dessen Grenze im 
Norden vom Busen von Arta bis zum Busen von Dolo reichte, wurde 
für unabhängig erklärt und erhielt im Jahre 1832 in Otto, einem Sohn 
König Ludwigs I. von Bayern, einen König. 
von der Zulirevolution bis zur Februar¬ 
revolution. 
§ 77. Einfluß der Zulirevolution auf Deutschland. Durch die 
Pariser Zulirevolution, die sich in ihren Nachwirkungen auch diesseits 
des Rheins bemerkbar machte, wurde in einzelnen Staaten Norddeutsch¬ 
lands die Verfassungsfrage wieder in Fluß gebracht. 3n Braunschweig 
regierte Herzog Karl, „einer der nichtsnutzigsten Fürsten der Zeit", so ganz schweig 
ungleich seinem Dater, der im Jahre 1809 heldenmütig Norddeutschland 
hatte befreien wollen und 1815 bei Quatrebras gefallen war. 1823 trat er 
1829 
Unat», 
hängigkeit 
(Kriechen«