— 124 — ber Graf Bohemunb von Tarent. Da wegen bes Streites Hein- richs IV. mit Gregor Vir. eine Aussöhnung zwischen Kaiser nnb Papst noch nicht stattgesunben hatte, beteiligten sich an bem ersten Kreuzzuge von beu Deutschen nur bie Lothringer. Aus getrennten Wegeu burch Ungarn, Italien nnb Dalmatien zog bas gewaltige Heer ber Kreuzfahrer, bas, Weiber uub Ktuber mit eingerechnet, 300000 Per¬ sonen gezählt haben soll, nach Constantinopel. Von hier setzte es über ben Hellespont uub eroberte bie Stabt Nicäa. Das Hauptheer nahm baun unter Mühseligkeiten aller Art seinen Weg burch bie wasserarme Hochebene von Kleinasien, eroberte bas feste Antiochia unb schlug, nachbem bie heilige Lanze gesunben war, ein türkisches Heer, bas zum Entsätze ber Stabt heranrückte, in bie Flucht. Der Graf Bohemunb von Tarent würbe mit einem Besatzungsheere zurückgelassen, während Balbuiu mit einer Heeresabteilung nach bem oberen Euphrat gezogen war, Ebessa erobert unb bie Hulbiguug ber Armenier entgegen ge¬ nommen hatte. 3. Die Eroberung von Jerusalem. 15. Juli 1099. Nach fast brei Jahren gelangte bas Heer ber Kreuzfahrer, nur noch 20000 Mann stark, vor Jerusalem an. Im Anblicke ber heiligen Stabt waren alle Leiben uub Mühseligkeiten ber langen unb gefahrvollen Reise vergessen. Freubentränen netzten bie Wangen, heiße Gebete stiegen aus baut- erfüllten Herzen empor, alle waren von hoher Begeisterung ergriffen. Dann begann bie Belagerung ber Stabt. bie burch mächtige Mauern geschützt unb von einem türkischen Heere verteibigt würbe. Den Kreuz- sahrern fehlte alles, selbst das Wasser, um unter ber heißen Sonne beu brennenben Durst löschen zu können. Lebensrnittel unb Belageruugs- geräte mußten zu Schiffe herbeigeschafft werben; bazn hielt ber Tob unter ben Christen eine reiche Ernte. Nachbem bie Sturmgeräte herbei¬ geschafft. bie notwenbigen Vorbereitungen getroffen unb ber Beistanb des Himmels angerufen war, würbe bie Erstürmung ber Stabt gewagt. Der Sturm gelang, unb ber tapfere Herzog von Bouillon war ber erste, ber bie feinblichen Mauern erstieg. Ein furchtbares Blntbab richteten bie Kreuzfahrer unter Türken unb Jubeu an. Hierauf legten fie ihre Rüstung ab, taten Buße nnb besuchten bie heiligen Stätten. 4. Das Königreich Jerusalem. Ilm Jerusalem unb bas heilige Laub gegen bie Rückeroberung burch bie Türken zu schützen, würbe Gottsrieb zum Könige von Jerusalem gewählt, ber sich jeboch nur den Titel „Beschützer bes heiligen Grabes" beilegte. Nur ein Jahr hat er biese ehrenvolle Stelle innegehabt, aber bennoch Großes iit dieser kurzen Zeit geleistet. Er schlug mit 20 000 Mann ein siebenmal