— 187 — gung der Juden. An Papst Clemens VI. fanden die Juden einen Helfer, der ihre Verfolgung mit dem Bann bestrafte. In dieser Zeit des allgemeinen Unglückes gaben sich viele einem schändlichen Sinnengennsse hin, um das vielleicht nur noch kurz bemessene Leben auszukosten, andere suchten durch Bußübungen die Gnade des Himmels auf sich herabzufleheu. Die Flagellanten oder Geißel- brüder durchzogen in Scharen Stadt und Land, saugen Bußlieder und zerfleischten sich den Körper. Da sie aber Zucht und Sitte verletzten und fremdes Gut nicht achteten, traten Staat und Kirche gegen ein fol- ches Unwesen auf. '-^-Streitigkeiten und Kämpfe im Reiche. Unter Karl IV. und seinem Nachfolger herrschte in den Städten Deutschlands ein erbitterter Kampf zwischen Alt- und Neubürgern wegen der Verwaltung der städtischen Angelegenheiten und der städtischen Ehrenstellen. Fast allent- halben lagen auch die Fürsten und die Städte miteinander in Fehde. Die Bemühungen des Kaisers, die Herreu und Städte zu Land- friedensbündniffen zu vereinigen, waren ohue Erfolg; die süddeutschen ' Ritter traten zu Adelsbündnissen (St. Georgs- und Löwenbund, Schlegler) zusammen; zum gegenseitigen Schutze gegen die Fürsten schlössen die Städte ebenfalls Bündnisse miteinander, und so entstanden der fchwä^- bische und rheinische Städtebund. Vornehmlich in Schwaben, wo- Eber ha rd, mit dem Beinamen der Greiner oder der Rauschebart,^) sich zu einem fast unabhängigen Fürsten zu machen bestrebt war, ent- brannte ein heftiger Kampf. In der Schlacht bei Reutlingen (1377) brachten die begeisterten Zunftkrieger von Augsburg, Ulm und anderen Städten^. Eberhards Sohne, dem Grafen Ulrich, eine vollständige'Niederlage bei, wurden aber 1388 bei Döffingen von Eberhard gänzlich besiegt. - 6. Ende der sogenannten babylonischen Gefangenschaft der Päpste. Durch ihren mehr als 70jährigen Aufenthalt zu Aviguou (1305—1377) waren die Päpste in eine beinahe vollständige Ab¬ hängigkeit von den Königen in Frankreich geraten, und in Italien, zumal in dem Kirchenstaate, herrschten die unhaltbarsten Zustände. Karl, der von der Notwendigkeit der Rückkehr der Päpste nach Rom überzeugt war,, reiste deshalb nach Avignon, um den Papst zur Rückkehr zu veranlassen. Durch seine Vermittlung, mehr aber noch durch den Einfluß der hl. Katharina von Siena ließ sich der Papst Gregor XI. bestimmen, Frankreich zu verlassen. ^Vergleiche die Balladen Uhlands: „Graf Eberhard der Rauschebart."