— 11 — Santangelo, Obereinnehmer der geistlichen Einkünfte von Aragonien, seiner an. Da der königliche Schatz erschöpft war, bot der hochherzige Mann zur Ausrüstung einer kleinen Flotte sein eigenes Vermögen dar. Die Königin nahm das Darlehn an und ließ den Kolumbus, der bereits hoffnungslos das königliche Hoflager wieder verlassen hatte, durch Eilboten zurückrufen. Nun ward der Vertrag unterzeichnet. Kolumbus ward zum Großadmiral aller neuen Meere und zum Unter- könig aller Länder und Inseln, die er entdecken würde, er¬ nannt; der zehnte Teil aller daraus zu hoffenden Einkünfte ward ihm bewilligt, und diese Würden und Vorteile sollten erblich auf feine Nachkommen übergehen. So war denn nach achtzehnjährigem Warten, nach einer so langen Zeit voll Widerwärtigkeit und Trübsal, die Be- harrlichkeit des edlen Mannes endlich gekrönt. Nun wurde in Palos, einem Seehafen in Andalusien, die Ausrüstung der Schiffe, mit denen -er auslaufen sollte, aufs eifrigste betrie- ben. Es waren jedoch nur drei kleine, schlechtgebaute Fahr- zeuge, von denen zwei nicht viel mehr als große Boote, ohne Verdeck in der Mitte, waren. Die Mannschaft bestand aus hundertundzwanzig Personen, von denen die meisten nur höchst ungern und infolge der härtesten Maßregeln der Regierung sich auf ein Unternehmen einließen, das in ihren Augen toll- kühn und gefahrvoll war. Am Tage vor der Abreise ging Kolumbus von allen seinen Gefährten begleitet, in einem feierlichen Aufzuge, nach einem unweit der Stadt gelegenen Kloster. Hier verrichteten alle ihre Andacht, empfingen Ver- gebung der Sünden und genossen das heilige Abendmahl. Am folgenden Tage, den 3. August 1492, kurz vor dem Aufgang der Sonne, stieß die kleine Flotte, unter dem Zuruf unzähliger Zuschauer, vom Lande ab. y 3. Kolumbus erste Entdeckungsreise. 7 (1492—1493.) Kolumbus segelte zunächst gerade auf die canarischen Inseln zu. So lange man noch in bekannten Gewässern schiffte, waren alle gutes Mutes; aber schon am dritten Tage erlebten sie einen Unfall, in dem die abergläubische Schiffsmannschaft eine böse Vorbedeutung erkannte: es brach nämlich ein Steuerruder, vielleicht durch die Schuld eines