— 139 — XXVII. Der erste Kreuzzug. (1096 — 1099). 1. Veranlassungen ?u den LrcnMgen. Peter von Amiens. Schon in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrech¬ nung war es Sitte, Wallfahrten nach dem gelobten Lande zu unternehmen. Besonders häufig wurden fie unter der Regierung des Kaisers Constantinus, wo die Christen aus den übrigen Teilen des römischen Reiches immer zahlreicher nach den heiligen Stätten pilgerten. Den Pilger kleidete der Priester in das einfache Pilgergewand, versah ihn mit dem Kreuze, hing ihm die Pilgerschärpe mit der Pilgertasche um und reichte ihm den Pilgerstab. So verließ der Wall- fahrer, eingesegnet und mit geweihtem Wasser besprengt, den heimischen Boden und konnte in allen christlichen Landen auf gastfreie Aufnahme rechnen. Kehrte er nach Jahren in die Heimat zurück, dann dankte er öffentlich dem Herrn und stellte als Zeichen der geendeten Wallfahrt auf dem Altar der Kirche einen Palmenzweig aus dem gelobten Lande auf. Für die Mühen der Pilgerfahrt belohnte ihn die Achtung, die et in der Heimat genoß, so wie die Erinnerung an das Gebet auf dem Grabe des Heilandes und an das Bad im Jordan. Constantin hatte sich um die Ausschmückung der heiligen Stätte hoch verdient gemacht. Das heilige Grab ward zum prachtvollen marmornen Tempel, und daneben er- hob sich die prächtige Kirche der Auferstehung. Ebenso be- thätigte auch des Kaisers Mutter, die heilige Helena, ihren frommen Sinn dadurch, daß sie, bereits in hohem Alter, zum gelobten Lande wallte und dort Kirchen und Kapellen er- baute. Das Verlangen, in der Kirche des heiligen Grabes zu beten, die Sehnsucht, den Boden zu betreten, wo der göttliche Erlöser gewandelt und gelitten, der Glaube, daß solch frommes Werk von allen Sünden reinige und zum Himmel führe, spornte Unzählige an, das gelobte Land zu besuchen. Dazu kamen in der Folge auch irdische Trieb-