Gesetzgebende Versammlung. 33 durchweg neue Mitglieder enthielt, deren nahmhafteste Führer nach ihrem Wohnort Girondisten genannt wurden. Es war ein böses Zeichen, daß die Mittelklassen sich von der politischen Arbeit zurück- zuziehen begannen und den neuen Elementen das freie Feld ließen, die nun darauf ausgingen den letzten Rest der alten Formen ganz zu zerstören. Die Anrede „Sir", und „Majestät" wurde abgeschafft, der Sitz des Königs in der Versammlung nicht mehr über sondern neben den Stuhl des Präsidenten gestellt. Die wichtigsten Fragen, welche die Versammlung beschäftigten, waren das Verhältnis der unbeeidigten Geistlichen und die Stellung zu den Emi- grauten und zum Auslande. In ihnen lag der Grund zum Sturz der Monarchie und zu den großen europäischen Kriegen. Der König war ein Gegner des Krieges und der Priestereide. Die Giron- disten forderten nun vom deutschen Reiche, daß dieses das Treiben der Emigranten verhindern solle; das wurde von Leopold II. und Friedrich Wilhelm II. mit einem Verteidigungsbündnis beant- wortet. Leopold aber starb 1. Mai 1792, ihm folgte Franz II. ein unerfahrener, eigensinniger Manu, dessen Drohworte in Paris die radikalen Männer ins Ministerium brachten. Diese, unter ihnen besonders Dnmonriez, und die Girondisten zwangen nun den König am 20. April 1792 den Krieg zu erklären, der fast zwei Jahr- zehnte hindurch Europa erschüttern und seine politische Gestalt von Grund aus verändern sollte. Der erste Einfall der Franzosen in Belgien scheiterte kläglich. Diese Vorgänge beschleunigten aber die EntWickelung in Paris. Der König wurde schon auf den Straßen vom Pöbel bedroht; er vermehrte die Unzufriedenheit durch das Ver- bot einer Bewaffnung von 20000 girondistischen Jakobinern in Paris und durch seine Weigerung ein verschärftes Strafdekret gegen die eidweigernden Priester zu erlassen. So kam es am 20. Juni 1792 zu dem Sturm auf die Tuilerieu: der König wurde auf das schmäh- lichfte beschimpft. Dazu kamen schlimme Nachrichten vom Kriegs- schauplatze. Die feindlichen Truppen waren in Frankreich eingedrungen, und der Befehlshaber Herzog Ferdinand von Brauuschweig hatte ein drohendes Manifest erlassen, welches eine ungeheure Erbitterung in Paris hervorrief. Hier traten mehr und mehr die Schreckens- männer Robespierre, Danton, Marat, Desmonlins n. a. hervor. Robespierre verlangte schon die Ersetzung des Königtums und der Gesetzgebenden Versammlung durch einen Nationalkonvent. Molden Hauer, Hilfsbuch. Z