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Utt� Verwandte LeHrcrnstcrtten
I)r. Friedrich Neubauer,
Direktor des Lessiug-Gymnasiums zu Frankfurt n. M,
Dr. Benrhard Seyfert,
Iberlehrer an der I. Realschule zu LeiPzig^
I. Feit:
Griechische und r�mische Geschichte. - Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters.
Mit 64 Abbildungen und 8 Karten. Zweite Auflage. In Leinenband Ji 2,40.
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Zweite Serie: Blatt I. Edda: Baldurs und Nanas Begr�bnis. Blattll. Dietrlchsage: WittigS Ende (Rabenschlacht). Blatt III. Gudrun: Gudruns Abschied von der Heimat. Blatt IV. Edda: Freya auf dem Sonnenwagen.
Dritte Serie: Blatt I. Edda: Soft bei Thrym, dem Thurfen. Blatt II. Dietrichsage: Dietrichs Kampf in Laurins Rosengarten. Blatt III. Edda: Walhalls Wonnen. Blatt IV. Nibelungenlied: Markgraf R�digers letzter Kampf.
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Vortrags in h�heren Gymnasialklassen mit fortlaufenden Belegen und Ausz�gen aus den Quellen. Sechste verbesserte Auflage. geb. Ji 4,25.
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Nothstein, Dr. Oberlehrer. Unterricht im Alten Testament.
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Sach, Dr. Aug., Professor, Die deutsche Heimat. Landschaft und Volkstum. 2. Auflage. Mit 41 Textabbildungen und 22 Vollbildern. 1902. Ji 7,50; geb. Ji 10,�.
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Lehrbuch btr Geschichte
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Oberlehrer an der I. Realschule zu Leipzig.
II. Teil.
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Halle a. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1906.
Alle Rechte vorbehalten.
Georg-Eckert-Instltui
f�r internationale Schulbuchforschung
Braunschweig -Schulbuchbibliothek -
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(0CM6)-Z
Inhalt.
Deutsche Geschichte.
Die Neuzeit.
1. Das Zeitalter der religi�sen K�mpfe. 1519�1648.
L Der �bergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Seite
� 1. Die Kennzeichen der neuen Zeit.............1
�2 � 4. Die Entdeckungen.................2
� 5. Umwandlung des Heer- und Staatswesens.........4
�6�8. Die Umwandlung im geistigen Leben..............5
�9, 10. Martin Luther und die Reformation...........8
2. Karl V. und die deutsche Reformation. 1519�1556.
A. Von Karls V. Thronbesteigung bis zum N�rnberger Religionsfrieden. 1519�1532.
� 11 �14. Karl V. und die Anf�nge der Reformation.........11
� 15, 16. Die Erhebung der Reichsritter und der Bauernkrieg......14
� 17. Die Fortschritte der Reformation............15
� 18. Karls V. Kriege mit Franz I. von Frankreich; die Erwerbung B�hmens
und Ungarns.................16
� 19, 20. Die Reichstage von Speyer und Augsburg und der N�rnberger Reli-
gionsfriede..................17
B. Vom N�rnberger Religionsfrieden bis zum Schmalkaldischen Kriege. 1532�-1545.
� 21, 22. Die Entwicklung des Protestantismus..........19
� 23. Karls V. weitere Kriege...............20
G. Vom Schmalkaldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden. 1546�1555.
�24�26. Der Schmalkaldische Krieg. 1546�1547 ......... 20
� 27, 28. Die Erhebung des Kurf�rsten Moritz und der Augsburger Religions-
friede.................. . 23
3. Die Zeit der Gegenreformation.
� 32 � 35. Die Wiedererhebung des Katholizismus und die Weltpolitik Philipps II.
von Spanien.................27
� 36 � 38. Deutschland im Zeitalter der Gegenreformation.......31
IV
Inhalt.
4. Der Drei�igj�hrige Krieg. 1618-1648. Seite
� 39, 40. Der b�hmisch-pf�lzische Krieg....................34
�41,42. Der nieders�chsisch-d�nische Krieg.......- 36
� 43, 44. Der Siegeszug Gustav Adolfs........ ' ' 3g
c 45 � 47. Der schwedisch - franz�sische Krieg ... A,
AQ ffs� cm-nrvr-rr ^ t � .......
48.
Der Westf�lische Friede......................' 43
� 49, 50. Deutschland am Ende des Drei�igj�hrigen Krieges . ! ! ! 44
n. Das Zeitalter des Absolutismus und des Gmporkommens von Preu�en. 1648�1786.
1.
52 � 54.
Die Zeit Friedrich Wilhelms, des Grotzen Kurf�rsten, und K�nig Friedrichs I. 1640�1713.
Die Anf�nge des Gro�en Kurf�rsten und das damalige Europa 50
� 55 � 58. Friedrich Wilhelms �u�ere Politik..................53
� 59 � 62. Friedrich Wilhelms innere Politik..............57
� 63,64. Friedrich (III.) I. 1688(1701) �1713 ...... 60
� 65�68. Die europ�ischen Kriege zur Zeit des ersten Preu�enk�nigs '. '. 62
2. Die Zeit Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Gro�en 1713-1786.
� 69 � 72. Friedrich Wilhelm I. 1713 � 1740 ..................66
� 73. Friedrichs des Gro�en Jugend.......'' ' 7Q
� 74�76. Die ersten beiden Schleichen Kriege............
� 77 � 84. Der Siebenj�hrige Krieg. 1756 � 1763 .........75
� 85 87. Friedrichs des Gro�en Regentent�tigkeit.........g6
� 88�90. Friedrichs ausw�rtige Politik in seinen letzten Jahrzehnten .' 90
� 94. Die Entstehung der Vereinigten Staaten von Nordamerika . . 98
HI. Das Zeitalter der Zerst�rung des alten Reiches und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums. 1786 -1888.
1. Die Zeit der Franz�sischen Revolution und der Gewaltherrschaft Napoleons. 1789�1815.
A. Die Franz�sische Revolution. 1789 � 1799.
� 95. Die Ursachen der Franz�sischen Revolution........99
� 96, 97. Die Vernichtung des absoluten Staates in Frankreich . 100
� 98, 99. Der Umsturz des franz�sischen K�nigtums und die Campagne in
Frankreich....................
� 100, 101. Der Konvent (1792 �1795) und die Schreckensherrschaft . . . 104 � 102, 103. Die zweite und dritte Teilung Polens und der erste Koalitionskrieg 106
� 104, 105. Napoleons Feldzug nach �gypten und Staatsstreich.....109
B. Die Aufrichtung der Weltherrschaft Napoleons. 1799 � 1812. � 106, 107. Der zweite Koalitionskrieg und der Umsturz der deutschen Reichs-
verfassuug....................
� 108�110. Das napoleonische Kaisertum und der dritte Koalitionskrieg . . Iii
� m, 112. Die Besiegung Preu�ens.................
� 113�115. Napoleon im Kampfe mit England, Spanien und Osterreich . . 118 � 116� 117. Napoleons Krieg gegen Ru�land...........121
Inhalt. V
C. Die Befreiungskriege. 1813� 1815. Seite
� 118�121. Der Neubau Preu�ens.......... . . 124
� 122�124. Der Befreiungskrieg im Jahre 1813..........128
� 125, 126. Der Einfall nach Frankreich. 1814..........135
� 127. Der Feldzug von 1815..............138
2. Die Zeit des Deutschen Bundes. 1815�1866.
� 129, 130. Ereignisse der europ�ischen Politik...........141
� 131-133. Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland .... 143
� 134, 135. Volkswirtschaft und geistiges Leben in Deutschland.....147
� 136, 137. Die Anf�nge Friedrich Wilhelms IV..........151
� 138�142. Die deutsche Revolution. 1848 � 1849 ..................152
� 143. Die preu�ische Union und der Vertrag von Olm�tz.....157
� 144, 145. Die Kriege Napoleons III. Der Ausgang Friedrich Wilhelms IV. 158
3. Die Zeit Kaiser Wilhelms I. 1861-1888.
A. Die Gr�ndung des Deutschen Reiches.
� 146, 147. Wilhelms I. Anf�nge...............160
� 148, 149. Der D�nische Krieg. 1864 ..........................163
� 150�154. Der Deutsche Krieg. 1866 ..........................165
� 156�164. Der Deutsch - Franz�sische Krieg. 1870�1871..............174
B. Die Zeit des inneren Ausbaus des Deutschen Reiches.
� 165. Die Reichsverfassung...............188
� 166, 167. Die �u�ere Politik des Deutschen Reiches........190
� 168, 169. Der innere Ausbau des Deutschen Reiches........192
� 170. Die soziale Gesetzgebung..............195
�171, 172. Das Ende Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs .... 198
� 174. Kaiser Wilhelm II................202
s�chsische Geschichte.
� 29. Die wettinischen F�rsten der Reformationszeit.......25
� 30. Sachsen unter Kurf�rst Moritz. 1547 �1553 ............25
� 31. Sachsen unter �Vater" August. 1553 �1586 ............26
� 51. Kursachsen in der Zeit des Drei�igj�hrigen Krieges.....48
� 91�93. Sachsen in der Zeit des Emporkommens von Preu�en .... 93
� 128. Sachsen in der napoleonischen Zeit..........140
� 132. Die Folgen der Julirevolution in Sachsen........144
� 155. Sachsen im Norddeutschen Bunde...........173
� 173. Sachsen als Glied des Deutschen Reiches........200
Deutsche Geschichte.
Die Neuzeit.
I. Das Zeitalter der religi�sen K�mpfe. 1519�1648.
1. Der �bergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Die Kennzeichen der neuen Zeit.
� 1. Es kommen verschiedene Gr�nde zusammen, die uns be-rechtigen, die letzten Jahrzehnte des f�nfzehnten Jahrhunderts und die ersten des sechzehnten als die Scheide zweier Zeitalter anzusehen. Damals wurden durch k�hne Seefahrer neue Meereswege und neue L�nder entdeckt, weite Fernen �ffneten sich auf einmal dem menschlichen Blick, der Welthandel schlug neue Bahnen ein. Ferner traten im Heerwesen und im Zusammenhang damit im Staatswesen wichtige �nderungen ein. Rittertum und Lehnswesen hatten das Mittelalter gekennzeichnet; an ihre Stelle traten nun das S�ldnerwesen und der Absolutismus, die unumschr�nkte Gewalt des K�nigtums, welches in andauerndem Kampfe den Lehnsstaat allm�hlich beseitigte. Von gr��ter Bedeutung ist sodann die neue Str�mung im geistigen Leben, die wir Humanismus nennen; sie traf zeitlich zusammen mit der Erfindung der Buchdruckerkunst, der wir eine gewaltige Ausdehnung der geistigen Bildung ver-danken. Mit dem Humanismus steht in innerlichem Zusammenhang die wunderbare Bl�te der Malerei, Bildhauerei und Baukunst, die in jene Zeiten f�llt; wir bezeichnen sie als Renaissance, ein Wort, das urspr�nglich Wiedergeburt des klassischen Altertums bedeutet. Das ab-schlie�ende Ereignis endlich bildet die Reformation des religi�sen Lebens durch Martin Luther, welche auf alle Gebiete des menschlichen Tuns und Treibens von Einflu� gewesen ist und deren heilsame Wirkungen nicht allein den V�lkern, die das neue Bekenntnis annahmen, sondern auch denen, die bei der alten Kirche verharrten, zugute gekommen sind.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 1
2
Deutsche Geschichte.
Tie Entdeckungen.
� 2. Die Portugiesischen Entdeckungen. Die Seefahrten der portu-giesischen und spanischen Entdecker wurden erm�glicht durch die Erfindung des Kompasses, der ihnen erlaubte, die Fahrt ins offene Weltmeer zu wagen. Sie gingen aus dem Wunsche hervor, einen neuen Seeweg nach Ostindien zu finden. Die Handelswege durch Vorderasien und �ber �gypten, auf denen man seit alters die Waren des Orients, besonders die Gew�rze Indiens, bezogen hatte, waren durch die Eroberungen der T�rken in Verfall geraten; der Levantehandel war unsicher und gef�hr-lich, die Waren bedeutend teurer geworden. So tauchte der Gedanke auf, das ersehnte Ziel auf anderen Wegen zu erreichen, durch Umsegelung der unbekannten S�dspitze Afrikas oder gar durch eine Fahrt nach Westen �ber den Ozean hin�ber. Ein besonderer Sporn zu solchen k�hnen Unter-nehmungen war die Hoffnung, ungeheure Reicht�mer, besonders an edlen Metallen, zu erbeuten, wie sie nach den Berichten fr�herer Reisender im fernen Osten zu finden sein sollten. Es waren tapfere Abenteurer, welche diese Fahrten ausf�hrten; die Gier nach Gold verb�ndete sich in ihnen mit heldenm�tiger Todesverachtung, Herrschsucht mit christlichem Bekehrungseifer.
Zuerst waren es portugiesische Seeleute, die, zum gro�en Teil ausger�stet und ausgesandt durch den Prinzen Heinrich den Seefahrer, an der Westk�ste Afrikas hinsegelten, in der Hoffnung, die S�dspitze dieses Weltteils aufzufinden. So wurde das Kap Verde, dann der Meerbusen von Guinea erreicht; endlich fand Bartholom�us Diaz das Kap der @�Bte? guten Hoffnung. Vasco da Gama war es sodann, der im Jahre 1498 149a Afrika umsegelte und �ber den Indischen Ozean die K�ste Vorderindiens erreichte. Hier gr�ndeten in den n�chsten Jahrzehnten portugiesische See-fahret und Feldherren ein Kolonialreich, das au�er einigen Punkten an der K�ste Malabar Ceylon, mehrere der Sundainseln und die gew�rz-reichen Molukken umfa�te. Dazu kam au�er einigen afrikanischen K�sten-landschaften auch Brasilien, das ein vom Sturm westw�rts verschlagener portugiesischer Seefahrer entdeckt hatte.
� 3. Die spanischen Entdeckungen. Einige Jahre vorher schon Columbus. hatte der Genuese Christoph Columbus (italienisch Colombo, spanisch Colon) in spanischen Diensten einen neuen Weltteil entdeckt. Von dem Gedanken der Kugelgestalt der Erde ausgehend, hatte er den Plan gefa�t, durch eine Fahrt nach Westen Indien zu erreichen. In Portugal mit seinen Vorschl�gen abgewiesen, wandte er sich an Isabella von Kastilien, die eben Granada, die Residenz des letzten Maurenk�nigs in Spanien,
Die Entdeckungen,
3
eingenommen hatte und ihm in ihrer Siegesfreude drei kleine Schiffe be-willigte. Mit diesen fuhr Columbus im August 1492 aus und erreichte am 12. Oktober 1492 die Insel Guanahani, eine der Bahama-Inseln; Deckung von da fuhr er nach Euba und Haiti, wo er eine Niederlassung gr�ndete. Zum Admiral und Vizek�nig ernannt, machte er noch drei andere Reisen.
Auf seiner dritten Fahrt fand er die M�ndung des Orinoco. Indessen brach Zwietracht in der Kolonie aus, und Columbus wurde, von seinen Feinden angeklagt, in Ketten nach Spanien gef�hrt, dort aber in seine W�rden wieder eingesetzt. Auf der vierten Fahrt entdeckte er die K�ste Mittelamerikas. Er starb 1506 zu Valladolid. Bis zu seinem Tode blieb er der Meinung, da� die von ihm aufgefundenen L�nder zu Indien geh�rten. Der neue Erdteil wurde nicht nach Columbus, sondern nach dem Florentiner Amerigo Vesp�cci benannt, welcher an der K�ste von Amerw S�damerika Entdeckungsfahrten ausf�hrte und der erste war, der �ber die oM"lul' Ergebnisse seiner Reisen ausf�hrliche Berichte ver�ffentlichte; der von dem deutschen Geographen Waldseem�ller vorgeschlagene Name Amerika fand schnell allgemeine Geltung.
Der Entdecker des Gro�en Ozeans wurde Balb�a, der 1513 die Bawoa. Landenge von Panama �berschritt. Die s�dwestliche Durchfahrt nach Indien fand Magalh�es, ein Portugiese in spanischen Diensten, der die nach MagalhSes. ihm benannte Stra�e und den Stillen Ozean durchfuhr; er selbst fand im Jahre 1521 auf einer der Philippinen den Tod, aber eins seiner Schiffe f�hrte die erste Weltumsegelung zu Ende. Die Gr�nder der spanischen Herrschaft auf dem amerikanischen Festlande wurden Ferdinand Cortez Cortez, und Franz Pizarro. Cortez unterjochte (1519�1521) mit einigen hundert Soldaten, unterst�tzt von indianischen V�lkern, das Reich der Azteken in Mexiko, das auf einer ziemlich hohen Kulturstufe stand. Franz Pizarro. Pizarro, ein Mensch von furchtbarer Habsucht und Grausamkeit, eroberte feit 1531 das silberreiche Peru, das Reich der Jnkas. Das spanische Kolonialreich umfa�te bald Westindien, Mexiko und Mittelamerika, S�damerika au�er Brasilien, dazu seit Philipp II. die Philippinen.
� 4, Die Ergebnisse der Entdeckungen. Die Entdeckungen sind Zuckungen von den gr��ten Folgen begleitet gewesen. Die Wissenschaften zun�chst,
vor allem die Erdkunde, erfuhren durch sie eine starke Anregung. Der Welthandel ferner gewann allm�hlich ein ganz anderes Aussehen:
w�hrend bisher das Mittell�ndische Meer und die Ost- und Nordsee die wichtigsten Handelsbeziehungen vermittelt hatten, nahm nunmehr die Be-deutung des ozeanischen Handels von Jahrhundert zu Jahrhundert zu.
l*
4
Deutsche Geschichte.
Die italienischen Handelsst�dte gingen zur�ck, jetzt errangen die Spanier und Portugiesen die f�hrende Stellung im Welthandel.
Ausnutzung s�0tt den Erzeugnissen der Neuen Welt wurden zun�chst die Mchen" e^en Metalle am h�chsten gesch�tzt; war es doch der Traum der meisten Entdecker, ein Goldland (Dorado) aufzufinden. Seit der Mitte des sech-zehnten Jahrhunderts str�mten Gold und Silber in gro�en Massen aus der Neuen nach der Alten Welt (Silberflotten), was allm�hlich eine starke Steigerung der Warenpreise bewirkte. Erst nach und nach bestrebte man sich auch, den fruchtbaren Boden Amerikas in reicherem Ma�e durch An-legung von Plantagen nutzbar zu machen, in denen man teils Erzeug-nisse der Alten Welt, wie Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle, teils solche der Neuen Welt, wie Mais, Kakao, Tabak, anbaute. Man �bertrug ferner amerikanische Pflanzen nach Europa, z. B. die Kartoffel, die am Ende des sechzehnten Jahrhunderts nach England kam. Zur Plantagenarbeit ver-wandte man aus Afrika eingef�hrte Negersklaven. Als endlich das Anwachsen der europ�ischen Bev�lkerung ein m�chtiges Steigen der Aus-Wanderung hervorrief, wurde vor anderen �berseeischen L�ndern Amerika das Ziel, welches die Auswanderer aufsuchten.
Umwandlung des Heer- und Staatswesens.
� 5. Die Umwandlung des Heerwesens in jenem Zeitalter be-ruht vornehmlich auf dem Verfall des Rittertums. Die Ritterheere waren infolge der Schwere ihrer R�stung und ihres Mangels an Beweg-lichkeit dem Fu�volk nicht mehr gewachsen. Au�erdem waren die rittet-lichen Lehnsleute nicht zuvetl�ssig.
Indessen wat der Gebrauch des Geldes jetzt so allgemein geworden, da� die Landesherren, deren wichtigste Einnahmequelle fr�her ihr Besitz an Grund und Boden gewesen war, nunmehr daneben das Steuer-wesen ausbilden konnten. Dadurch wurde es ihnen m�glich, S�ldner anzuwerben, und so kamen die Soldheere immer mehr auf, Heere Die^Lands- von Landsknechten, die, mit langen Spie�en, teilweise auch m�chtigen Schwertern, hier und da mit Hakenb�chsen bewaffnet, ins Feld zogen und in der Schlacht in dichtgeschlossenen, viereckigen Haufen fochten. Es waren todesmutige Gesellen, die sich zur Fahne zusammenschworen. Vor der Schlacht pflegten sie zu beten; sonst f�hrten sie ein wildes Leben, stolzierten in prahlerischen Trachten einher und verschwendeten bei Becher und W�rfelspiel, was sie erbeutet hatten. Ihre Anwerbung kostete viel Geld, ie mehr indessen die Eink�nfte der Landesherren stiegen, desto mehr
Die Umwandlung im geistigen Leben.
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konnten sie daran denken, anstatt von Fall zu Fall Landsknechte in ihren Dienst zu nehmen, sich ein �stehendes Heer" zu schaffen.
Noch eine zweite Neuerung im Kriegswesen trat damals ein: der zunehmende Gebrauch des Schie�pulvers. Das Schie�pulver war in China schon zur Zeit des Altertums bekannt gewesen, und seine Kenntnis ist wohl von da aus nach dem Abendlande gekommen, wo es bereits zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts zum Schleudern von Geschossen ver-wandt wurde. Die �berlieferung schreibt f�lschlich seine Erfindung einem M�nche, namens Berthold Schwarz zu. Aber zun�chst f�hrte der Gebrauch des Pulvers nur im Belagerungswesen zu einer gro�en Wandlung.
Bisher hatte man bei der Belagerung keine anderen Angriffsmittel gehabt als das Altertum: Sturmb�cke, bewegliche T�rme, Schutzd�cher, Schleuder-Maschinen; jetzt wurde es m�glich, starke Steinmauern durch Beschie�ung in Tr�mmer zu legen. Anders stand es beim Fu�volk. Die Lands-knechte waren, wie oben erw�hnt, nur zum kleinen Teile mit Gewehren bewaffnet, und diese waren noch sehr schwerf�llig und unbehilflich; auch brauchte man zum Laden viel Zeit. Noch lange war es Brauch, die Musketen zum Schie�en auf eine �Gabel" zu legen; erst im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts wurden die Gewehre leichter und ihr Gebrauch bei der Infanterie allgemein.
Die Ver�nderung, die im Heerwesen vor sich ging, wirkte auf das staatliche Leben zur�ck. Die S�ldnerheere, welche die Landesherren in ihren Dienst nahmen, dienten ihnen nicht nur zum Kampf gegen �u�ere Feinde, sondern auch dazu, im eigenen Lande eine unbedingte und un-umschr�nkte F�rstenmacht zu begr�nden. Bisher hatten Adel und St�dte sich vielfach gro�er Selbst�ndigkeit und Unabh�ngigkeit erfreut;
jetzt wurden viele ritterliche Burgen gebrochen und trotzige St�dte zum Gehorsam zur�ckgef�hrt. Die Staatsform, welche in den n�chsten Jahr-Hunderten in den meisten L�ndern Europas, ganz besonders in Frankreich, zur Herrschaft gelangte, war der Absolutismus: kein anderer Wille ^ismus^� hatte neben dem f�rstlichen Geltung. In Deutschland, wo die F�rsten der Einzelstaaten bereits die Landeshoheit erworben hatten, konnte der Kaiser die fr�here Macht nicht wiedergewinnen; hier haben die F�rsten durch Be-zwingung ihrer St�nde ihre absolute Gewalt begr�ndet und einheitliche Staaten geschaffen.
Die Umwandlung im geistigen Leben.
� 6> Humanismus und Renaissance in Italien. Schon im vier- Humanis-zehnten Jahrhundert hatte man in Italien wieder begonnen, mit Eifer die
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Schriftsteller des Altertums zu studieren, die im Mittelalter zum gro�en Teil vergessen worden waren. Man suchte die verstaubten Hand-schriften aus den Bibliotheken wieder hervor, man schrieb sie ab, las und erkl�rte sie, man begeisterte sich an dem Gedankengehalt und der Formen-sch�nheit der antiken Literatur. Die M�nner, welche sich dem Studium des Altertums widmeten und sich bestrebten, die alten Schriftsteller nach-zuahmen und in demselben klassischen Stil ihre lateinischen Briefe zu schreiben und ihre lateinischen Reden zu halten, nennt man Humanisten und die ganze geistige Bewegung den Humanismus. Von Ort zu Ort, von einem F�rstenhof zum andern, von Hochschule zu Hochschule zogen diese Humanisten. Besondere Gunst erfuhren sie an dem Hofe der Mediceer in Florenz.
'enaSnce! Gleichzeitig wandte sich das Interesse der K�nstler den Formen der antiken Kunst zu. Mit Bewunderung studierten sie die Tr�mmer der Bauten des Altertums, wie sie sich zu Rom und anderswo fanden, ma�en ihre Verh�ltnisse aus, verglichen sie untereinander und suchten, den Geist der gro�en antiken Baumeister zu verstehen. Von den Bauformen des gotischen Stils wandten sie sich mit Verachtung ab. Eine neue Kunst sollte aus dem Studium der alten entstehen; m�chtige, schmuckvolle Pal�ste, gewaltige, sch�ngegliederte Kirchen erhoben sich in dem neuen Stil der Renaissance. Der gro�artigste Bau, der jener Zeit entstammt, ist die Peterskirche in Rom, zu deren wundervollem Kuppelbau der Florentiner Michelangelo Buonarr�ti den Plan entworfen hat.
Bildhauer- Wie sich die Baumeister an den Resten der antiken Baukunst bildeten, so die Bildhauer an den Statuen, die sich, wenn auch vielfach verletzt und zertr�mmert, aus dem Altertum erhalten hatten. Auch als Bildhauer hat Michelangelo, der Sch�pfer des z�rnenden Moses, Gewaltiges geleistet; kein anderer Bildhauer der Neuzeit kommt ihm gleich. Und gleich-Malerei, zeitig erbl�hte die Malerei in vielen Schulen zu einer H�he, die nicht wieder erreicht worden ist. Auch hier ist einer der gr��ten Meister Michelangelo, der die Decke der Sixtinischen Kapelle in dem vatikanischen Palast des Papstes ausgemalt hat. Neben ihm steht der mit einem wundervollen Sch�nheitssinn begabte Rassael Santi aus Urbino, der in demselben Jahre wie Luther, 1483, geboren ist, der Sch�pfer vieler Madonnenbilder, unter denen die in der Dresdener Galerie befindliche Sixtinifche Madonna voransteht. Diesen beiden schlie�en sich als geniale Maler der vielseitige Lionardo da Vinci, dessen ber�hmtestes Werk die Darstellung des heiligen Abendmahls ist, und der gro�e, farbenfrohe
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Venetianer Tizian an, der als Maler biblischer Stoffe ebenso gro� ist wie als Portr�tmaler.
� 7. Humanismus und Renaissance in Deutschland. In Deutsch- �gtebre* lanb war, auf Geistlichkeit und Rittertum folgend, das B�rgertum der Tr�ger des geistigen Lebens geworden. Daher weist die Literatur jener Zeit einen volkst�mlichen, oft derben Charakter auf. W�hrend die ritterliche Kunstlyrik abstarb und der Meistergesang, den die Handwerksmeister der oberdeutschen St�dte nach strengen Regeln �bten, sich nicht �ber den Charakter einer Reimkunst erhob, erbl�hte in jenen Jahrhunderten das deutsche Volkslied. Zugleich entstanden die Anf�nge des Dramas. Am Ende des f�nfzehnten Jahrhunderts wurde das Buch vom Eulenspiegel gedruckt, erschien der niederdeutsche �Reineke Vos" und dichtete der Stra�burger Sebastian Brant das �Narrenschiff". Ein fruchtbarer Dichter poetischer Erz�hlungen und derb possenhafter Fastnachtsspiele wurde der N�rnberger Schuhmacher Hans Sachs. Indessen war seit dem f�nf-zehnten Jahrhundert auch in Deutschland der Humanismus eingezogen; die deutschen Humanisten k�mpften in ihren Schriften teils gegen die Kirche und den Papst, teils traten sie f�r Besserung der Schulen und des Unterrichts ein. Der �K�nig der Humanisten" ist Desiderius Erasmus von Rotterdam, der in Basel lebte und sich nicht entschlie�en konnte,
Luthers Bahnen zu folgen. Ihm zur Seite steht der Schwabe Johannes Reuchlin; gr��er noch als er wurde sein Gro�neffe Philipp Melanch-thon, urspr�glich Schwarzerd aus Bretten in der Pfalz, der bereits mit sechzehn Jahren eine griechische Grammatik schrieb, nachher an die Uni-versit�t Wittenberg berufen und Luthers vertrauter Freund und Helfer wurde. Auch der k�hne und feurige Ritter Ulrich von Hutten ist diesen gelehrten Geistern zuzuz�hlen. Um dieselbe Zeit machte ein anderer gelehrter Mann, Nikolaus Kop�rnikus, Domherr zu Frauenburg in Ostpreu�en, eine Entdeckung, die erst allm�hlich gr��ere Bedeutung ge-winnen sollte: da� nicht die Erde, 'sondern die Sonne der Mittelpunkt des Weltsystems sei.
In denselben Jahrzehnten erreichte die deutsche Kunst ihren H�he- Die deutsche punkt, vor allem die Malerei. Damals lebte in N�rnberg Alb recht shmft' D�rer, der gr��te deutsche Maler, der Sch�pfer von Heiligenbildern,
Portr�ts, Kupferstichen und Holzschnittwerken; ein Mann von tiefem,
deutschem Gem�t, zugleich ein treuer Anh�nger Martin Luthers. Ihm steht zur Seite Hans Holbein, ein Augsburger, der aber lange in Eng-land weilte; von ihm stammt das Darmst�dter Bild der Mutter des Heilandes, von dem sich eine Kopie in der Dresdner Galerie befindet.
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Daneben ist Lukas Kranach zu erw�hnen, der in Wittenberg lebte und von dem wir auch Bilder Luthers und seiner Freunde haben. Unter den deutschen Erzgie�ern ragt Peter Bischer in N�rnberg hervor, dessen ber�hmtestes Werk, das figurenreiche Grabmal des heiligen Sebaldus, in der dortigen Sebalduskirche steht. Zugleich sahen Bildhauerkunst und Holz-schmtzerei gl�nzende Tage. In der Baukunst folgte auch bei den Deutschen aus das Zeitalter der Gotik eine Zeit der Renaissance; das herrlichste Baudenkmal jenes Stils ist wohl das Heidelberger Schlo�, das leider durch die Heere Ludwigs XIV. schwer leiden mu�te und heute eine Ruine ist. Endlich erbl�hte auch im Zeitalter der Reformation die Musik; das sechzehnte Jahrhundert war eine sangesreiche Zeit. Der gr��te in Deutsch-land wirkende Tonsetzer dieser Periode ist der Niederl�nder Orlandus Lassus, der lange Zeit in M�nchen lebte und eine gro�e Anzahl von kirchlichen und weltlichen Ges�ngen (Madrigale) schuf.
� 8. Die Erfindung des Buchdrucks. Die Bl�te der Wissenschaft und Kunst kam zun�chst den h�heren St�nden zugute. Die niederen St�nde, zumal die Bauern, lebten in gro�er Unwissenheit dahin; Hand-schristen waren teuer; die Kunst des Lesens und Schreibens war auf einen kleinen Teil der Nation beschr�nkt. Da war es von der gr��ten Bedeutung f�r die allgemeine Volksbildung, f�r die Verbreitung n�tzlicher Kenntnisse, f�r die geistige Anregung der weitesten Volksschichten, da� der Buchdruck erfunden wurde. Bilderholzschnitte, die wohl auch Unterschriften gehabt hatten, waren l�ngst bekannt; da kam um die Mitte des f�nf-Gutenberg, zehnten Jahrhunderts Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, bewegliche, aus Metall gegossene Lettern anzuwenden. In Mainz hat Gutenberg die erste Buchdruckpresse eingerichtet; er hatte mit gro�en Schwierigkeiten zu k�mpfen, da er ohne die n�tigen Geldmittel war und sich seine Gesch�ftsteilnehmer Fust und Sch�ffer als unzuverl�ssig erwiesen.
Von Mainz hat sich die Kunst des Buchdrucks, die �deutsche Kunst", schnell nach den verschiedensten L�ndern verbreitet. Sie erm�glichte die billige Herstellung von B�chern und Flugschriften, die sich nun bald unter allen St�nden verbreiteten; sie kam besonders der Verbreitung der Refor-mation zugute, und eins der verbreiterten B�cher wurde Luthers Bibel-�bersetzung.
Martin Luther und die Reformation.
� 9. Die kirchlichen Zust�nde. Die Klagen �ber die kirchlichen Zust�nde hatten seit dem Konstanzer Konzil, auf dem man vergeblich ver-sucht hatte, die ersehnte Reform der Kirche an Haupt und Gliedern durch-
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zuf�hren, nicht aufgeh�rt. Es gab damals viele, welche von einem herz-lichen Verlangen nach Gott erf�llt waren; die Bibel ist schon vor Luther mehrmals ins Deutsche �bersetzt worden; noch inbr�nstiger als fr�her verehrte man die Jungfrau Maria und die Heiligen; viele suchten durch reichliches Almosengeben, durch Wallfahrten, durch Verehrung der Reliquien die Seele zu befriedigen; viele andere wieder wandten sich von der Kirche ab. In der Tat sa�en damals auf dem p�pstlichen Stuhle M�nner, die mehr von welt- A�nde^ lichen als von geistlichen Interessen erf�llt waren; auch sonst h�rte man laute Klagen �ber das weltliche Leben vieler Geistlichen. Besonders anst��ig war es von jeher gewesen, da� die P�pste unter den ver-schiedensten Gr�nden immer von neuem gro�e Geldsummen aus allen katholischen L�ndern nach Rom zu ziehen verstanden. Eine gro�e Aus-dehnung hatte vornehmlich das Abla�wesen gewonnen. Es war damals Der Abla�, kirchlicher Brauch, zeitliche, von der Kirche verh�ngte Strafen dem reuigen S�nder gegen Zahlung einer Geldsumme zu erlassen; aber dieser Erla� wurde vielfach vom Volke und auch von manchem Abla�prediger mit der Vergebung der S�nden selbst verwechselt. Auch Papst Leo X., der zum Neubau der Peterskirche viel Geld brauchte, schrieb einen Abla� aus;
einer der Abla�prediger, die in Deutschland umherzogen, war der Domi-nikanerm�nch Johann Tetzel, der sogar lehrte, da� man Verstorbene f�r Geld aus dem Fegefeuer erl�sen k�nne. Da trat ihm Dr. Martin Luther entgegen.
� 10. Martin Luther entstammte einer th�ringischen Bauernfamilie.
Sein Vater Hans Luther war von M�hra nach Eisleben verzogen,
wo er als Bergmann t�tig war, wo auch sein Sohn Martin geboren wurde, und arbeitete sich dann in Mansseld zum geachteten B�rger empor. Streng und hart wurde der Sohn im Elternhause erzogen. In Magdeburg und Eisen ach besuchte er dann die lateinische Schule; im Jugend. Hause der Frau Ursula Cotta zu Eisenach lernte er zuerst das Leben von einer heiteren und behaglicheren Seite kennen. Dann bezog er die Hoch-schule zu Erfurt; er sollte nach dem Wunsche des Vaters Jurist werden. 1501. 1505 wurde er Magister der freien K�nste; in demselben Jahre aber trat er, getrieben von tiefem S�ndenbewu�tsein und von dem Verlangen,
�einen gn�digen Gott zu kriegen", in das Erfurter Augustinerkloster.
Durch peinlichste Erf�llung seiner M�nchspflichten und eifriges Studium Klosterzeit, der Heiligen Schrift selbst suchte er den inneren Frieden zu finden; lange vergeblich, bis ihm vornehmlich unter dem Einflu� Johanns von Staupitz, des Generalvikars der deutschen Augustiner, immer klarer die
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Gewi�heit wurde von der vergebenden Liebe Gottes in Christo. Nachdem er inzwischen 1507 zum Priester geweiht worden war, wurde er 1508 .jitten�erger durch Staupitz an die von diesem eingerichtete Wittenberger Uni-versit�t berufen, die Kurf�rst Friedrich der Weise 1502 gegr�ndet hatte. Von dort reiste er 1511 in Verfassungsangelegenheiten seines Ordens nach Rom; 1512 wurde er Doktor der Theologie; zugleich predigte er und nahm eine leitende Stellung in seinem Orden ein. Mehr und mehr studierte er die Bibel und die Schriften des Kirchenvaters Augustin; immer tiefer bildete sich in ihm die �berzeugung aus von der Rechtfertigung und Wiedergeburt allein durch den Glauben.
Von dieser �berzeugung aus geriet er in Widerspruch mit der kirch-Abla�handel, lichen Lehre und Praxis des Ablasses. Leo X. hatte zum Zwecke des Neubaus der Peterskirche, wie bereits erw�hnt, einen Abla� ausgeschrieben. Als die Abla�predigt des Dominikaners Johann Tetzel, obwohl er Kur-sachsen nicht betreten durfte, auch auf manche von Luthers Beichtkindern ihren Einflu� �bte, heftete dieser am 31. Oktober 1517, am Vorabende zweier bldSSSt! kirchlicher Feiertage, seine 95 Thesen an die T�r der Schlo�kirche zu Wittenberg und forderte Tetzel dadurch zur Disputation heraus. Die Thesen verbreiteten sich schnell �ber ganz Deutschland und sanden begeisterte Zu-stimmung, freilich auch heftigen Widerspruch. Luther wurde nach Rom vorgeladen; doch erwirkte Friedrich der Weise, da� er von dem Kardinal Kajetan 1518. Cajetanus (Thomas de Bio) auf dem Reichstage zu Augsburg ver-nommen wurde. Luther verweigerte den Widerruf und entfloh von Augs-b�rg. Zwar erkl�rte er sich auf einer Zusammenkunft mit dem p�pstlichen Miltitz i5i9. Kammerherrn von Miltitz zu Altenburg damit einverstanden, da� ein deutscher Pr�lat die Sache untersuchen solle und beiden Parteien Schweigen auferlegt w�rde. Aber als jetzt der Jngolst�dter Professor Eck Luthers Amtsgenossen Andreas (Bodenstein aus) Karlstadt zur Disputation heraus-Disputation, forderte, kam er diesem zu Hilfe: der Redestreit auf der Leipziger Plei�en-b�rg war dadurch bedeutsam, da� Luther offen bekannte, weder Papst noch Konzilien seien unfehlbar, sondern allein die Heilige Schrift.
Diese Erkl�rung war f�r Luther entscheidend; sie trennte ihn von der alten Kirche. Ihm zur Seite trat jetzt Philipp Melanchthon, keine Kampfnatur wie Luther, zarter und milder angelegt, aber als Ge-lehrter und Schriftforscher ihm ebenb�rtig und tiefinnerlich �berzeugt von der Wahrheit des Evangeliums. Obwohl der Kurf�rst sich von der alten Kirche nicht trennte, so trat er doch in seiner gerechten und milden Art auch ferner sch�tzend f�r Luther ein. In Deutschland aber stieg sein Anhang von Tag zu Tag; zumal viele der Humanisten, insbesondere
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Ulrich von Hutten feierten ihn als den Ihrigen, und der F�hrer der rheinischen Ritterschaft, Franz von Sickingen, bot ihm auf seinen Burgen eine Freistatt an. Luther aber schrieb jetzt die ber�hmten Streit-schriften �An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Kampf-Standes Besserung" und �Von der babylonischen Gefangenschaft der fcmon' Kirche", denen er die Schrift �Von der Freiheit eines Christenmenschen"
folgen lie�. Indessen war Eck nach Rom gereist und hatte bei Leo X.
eine Bulle erwirkt, die Luther, falls er nicht binnen (30 Tagen widerriefe,
mit dem Banne bedrohte. Da verbrannte dieser die Bannbulle am Verbrennung 10. Dezember 1520 im Beisein der gesamten Universit�t vor dem Elster-tore zu Wittenberg; so brach er endg�ltig mit dem Papsttum.
2. Jftarl Y. und die deutsche Reformation. 1519-1556.
A. von Jaarts V. Thronbesteigung bis zum N�rnberger Religionsfrieden.
1519�1532.
Karl V. und die Anf�nge der Reformation.
� 11. Die Wahl Karls V. Im Jahre 1519 war Kaiser Maximilian Karl v. gestorben. Um die Krone des deutschen Reiches bewarben sich zwei fremde F�rsten: K�nig Karl I. von Spanien und K�nig Franz I. von Frank-reich. Erstem war der Enkel Maximilians, der Erbe der burgundischen, habsburgischen und spanischen Lande, zu denen auch Neapel und Sizilien und die amerikanischen Kolonien geh�rten; er war der Herr eines Reiches,
in dem �die Sonne nicht unterging". In den Niederlanden war er ge-boren. Er sprach nur gebrochen deutsch; auch sein Denken und F�hlen war nicht deutsch. Seine Interessen waren nicht die eines deutschen F�rsten, sondern die eines Weltherrschers. Das letzte Ziel seiner Staats-kunst war, dem Hause Habsburg eine beherrschende Machtstellung in Europa zu erwerben. Streng kirchlich erzogen, hielt er durchaus am alten Glauben fest; dem Gedanken einer deutschen Reformation brachte er kein Verst�ndnis entgegen.
Immerhin stand Karl Deutschland n�her als der Franzose, und so wurde er denn, nachdem Friedrich der Weise von Sachsen die Krone abgelehnt hatte, von den Kurf�rsten zum Kaiser gew�hlt und im Jahre 1520 zu Aachen gekr�nt. So erhielt Deutschland in einem der entscheidungs-reichsten Augenblicke seiner Geschichte einen Fremden zum Herrscher.
� 12. Der Reichstag zu Worms. Seinen ersten Reichstag hielt der junge Kaiser in Worms ab, und hier kam neben mancherlei politischen
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Deutsche Geschichte.
Dingen auch die Sache Luthers zur Verhandlung. Ein kaiserlicher Herold lud ihn unter Zusicherung freien Geleits vor den Reichstag; der Refor-mator versprach auch, trotz aller Warnungen und aller Hinweise auf das Schicksal des B�hmen Hus, zu kommen, �und wenn dort", wie er sagte, �so viel Teufel w�ren, als Ziegel auf den D�chern". Seine Reise war wie ein Triumphzug: allenthalben ward er festlich empfangen, in Erfurt kam ihm die ganze Universit�t vor dem Tore entgegen. In Worms hatte Lrms?" sich eine unz�hlige Menge zu seinem Einz�ge eingefunden. Am 17. April ward er zum ersten Male vor den Kaiser und den Reichstag gefordert;' auf die Frage, ob er seine Schriften widerrufen wolle oder nicht, bat er 18i52i.rU stch Bedenkzeit aus, die ihm gew�hrt wurde. Am 18. April, abends 6 Uhr, erschien er von neuem vor dem Reichstage. Aufgefordert, eine klare und b�ndige Antwort zu geben, erkl�rte er, wenn er nicht durch Zeugnisse der Schrift oder durch einleuchtende Vernunftgr�nde �berf�hrt w�rde, so k�nne und werde er nicht widerrufen, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gef�hrlich sei. Er schlo� mit den Worten: �Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helf mir. Amen." Als er in seine Herberge kam, rief er freudig und unerschrocken: �Ich bin hin-durch!" Auf viele unter den F�rsten hatte er Eindruck gemacht. Der Kaiser freilich sagte: �Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Er erlie�, als der Reichstag seinem Ende zuging, mit Zustimmung der noch an-Das Wormser lesenden F�rsten das Wormser Edikt, wodurch Luther in die Reichs-acht erkl�rt und die Verbreitung seiner B�cher und seiner Lehren ver-boten wurde.
� 13. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister. Luther war etwa eine Woche nach seinem Verh�r abgereist. Unterwegs wurde er in einem Tale des Th�ringer Waldes auf Befehl des Kurf�rsten Friedrich des Weisen unter dem Schein eines r�uberischen �berfalls aufgegriffen und nach der Wartburg bei Eisenach gef�hrt. Dort fand er f�rs erste eine Freistatt. W�hrend vielfach die Meinung verbreitet war, er sei tot, und mancher gute Deutsche, auch Albrecht D�rer, bitter �ber seinen Heim-gang klagte, lebte der Reformator dort in Reitertracht als Junker J�rg; und auf den freien H�hen dieses Schlosses, umgeben vom gr�nen deutschen �bersetzung'' Wald, begann er, die Bibel, zun�chst das Neue Testament, in die deutsche Sprache zu �bersetzen. So machte er dem deutschen Volke ein herrliches Geschenk; auch dem gemeinen Manne erm�glichte er es, sich in die Worte des Evangeliums zu versenken und Trost, Erbauung und Belehrung daraus zu sch�pfen. Seine Sprache war nicht gelehrt, sondern so volks-
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t�mlich wie m�glich; daher verbreitete sich seine Bibel�bersetzung mit ungemeiner Schnelligkeit in deutschen Landen, und kein Buch hat mehr als dieses zur Entstehung unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache beigetragen.
Kaum ein Jahr verblieb Luther auf der Wartburg. In seiner Ab-Wesenheit traten in Wittenberg �Schwarmgeister" auf, teilweise Tuch- �je^ macher aus Zwickau, Leute, welche von Gott begeistert zu sein glaubten, getfter. ihre Eingebungen f�r bedeutsamer als die Worte der Bibel erkl�rten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst m�sse g�nzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerst�rt, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schlo� sich auch Karlstadt an, und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewaltsam durchzusetzen. Da erschien Luther in Wittenberg. Eine Woche 1522.
lang predigte er t�glich gegen das Unwesen der Bilderst�rmer und Wieder-taufet und erreichte, da� sie aus Wittenberg weichen mu�ten.
Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit 4u�. sp�ter legte er die M�nchskutte ab und heiratete im Jahre 1525 Katharina von Bora, die, aus einem s�chsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in das Kloster (Nimbschen bei Grimma) gebracht worden war und es nun, wie so viele M�nche und Nonnen, verlassen hatte. Treue Freunde standen ihm zur Seite, au�er Melanchthon Justus Jonas, Bugenhagen und andere. Er predigte, auch beriet er in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen F�rsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller St�nde; er schrieb B�cher und Streitschriften; er forschte in der Schrift und fuhr fort, sie zu �bersetzen,
bis sie endlich 1534 vollst�ndig ins Deutsche �bertragen war; er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder, vor allem das evangelische Schutz-und Trutzlied: �Ein feste Burg ist unser Gott". Er war der Held, zu dem ein gro�er Teil der Nation jubelnd und verehrend aufschaute.
� 14. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Reformator wurde Ulrich Zwing�, der als Sohn wohlhabender Bauern LMN in aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universit�ten studiert hatte und dann Geistlicher geworden war. Als Feldprediger hatte er Schweizer S�ldner, �Reisl�ufer", nach Italien begleitet, nachher wurde er Pfarrer in Z�rich. Auch ihn brachte, wie Luther, das Abla�wesen in Gegensatz zu der p�pstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem f�r Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, da� der Rat von
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Z�rich einen Abla�prediger auswies. In den n�chsten Jahren wurde in Z�rich die Reformation durchgef�hrt, dem Papste der Gehorsam auf-gesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus den Kirchen entfernt. Andere Schweizer St�dte, besonders Bern und Basel, schl�ssen sich diesem Vorgehen an.
Tie Erhebung der Reichsritter und der Bauernkrieg.
� 15. Die Erhebung der Reichsritter. Es war nicht nur die religi�se Erregung, die damals gro�e Teile des deutschen Volkes ergriffen hatte, sondern es kamen auch Bewegungen anderer Art hinzu, welche zu schweren Ersch�tterungen gef�hrt haben. Zun�chst erhob sich ein Teil der deutschen Reichsritter unter der F�hrung Sickingens; noch gef�hrlicher wurde der gro�e Bauernaufstand.
^Reichs- Die Reichsritter waren l�ngst in Erregung �ber die Schm�lerung ihrer Selbst�ndigkeit durch die vordringende Macht der F�rsten. Sie hatten zwar ihre Freiheit vielfach �bel angewandt, zu unaufh�rlichen Fehden, zu Raubz�gen, zu Gewalttaten. Aber sie pochten darauf, da� sie von Rechts wegen keinem F�rsten, sondern nur dem Kaiser Untertan seien; sie ha�ten mit besonderem Jngrimme die Geistlichkeit, und viele von ihnen empfanden Zuneigung zu dem Wittenberger M�nch. Ihr Haupt war Sickwgen. Franz von Sickingen, dessen G�ter in der Pfalz lagen; sein Freund und Berater war Ulrich von Hutten, der ritterliche Humanist, ein K�mpfer mit dem Schwert und mit der Feder. Jetzt brach Sickingen pl�tzlich los und fiel �ber den geistlichen Kurf�rsten von Trier her. Aber der Angriff mi�lang v�llig. Andere F�rsten kamen dem Trierer zu Hilfe; Sickingen wurde auf seiner Burg Land stuhl belagert, und ein bei der Beschie�ung abgesplittertes Balkenst�ck verwundete ihn t�dlich. In dem-selben Jahre, 1523, fand auch Ulrich von Hutten den Tod. Er starb Hmtens. als Fl�chtling, von Acht und Bann verfolgt, arm und verlassen auf der Insel Ufnau im Z�richer See.
Xtrtff � 16. Der gro�e Bauernkrieg. Einen weit gr��eren Umfang als krieges. die ritterliche Erhebung hatte der Aufstand der Bauern. Die deutsche Bauernschaft hatte sich im dreizehnten Jahrhundert in vielen Land-schaften recht wohl befunden. Aber im Laufe der Zeit war ihre Lage viel schlechter geworden; denn die adligen und geistlichen Gutsherren erh�hten die Abgaben und Fron-, d. h. Herrendienste und mi�achteten die b�uer-lichen Rechte. So hatten schon im f�nfzehnten und zu Beginn des sech-zehnten Jahrhunderts mehrfach Emp�rungen der Bauern im s�dwestlichen
Die Fortschritte der Reformation.
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Deutschland stattgefunden, erw�hnt seien nur die Aufst�nde des �Bund-schuh" und des ..armen Konrad".
Im Jahre 1524 brach zuerst im s�dlichen Schwarzwalde eine ^unnmeg. neue Erhebung aus, die sich schnell �ber den gr��ten Teil S�ddeutsch-lands mit Einschlu� des Elsasses und �ber Th�ringen erstreckte. Die Bauern fa�ten ihre Forderungen in den �zw�lf Artikeln" zusam-men; sie beriefen sich vielfach auf die �Freiheit des Evangeliums" und darauf, da� nach Gottes Wort alle gleich w�ren. Sie rotteten sich zu Heerhaufen zusammen, die teils von Bauern, Gastwirten, Dorfpfarrern,
teils auch von Rittern, wie G�tz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Florian Geyer, befehligt wurden; sie zerst�rten und ver-brannten Schl�sser, Burgen und Kl�ster und begingen an manchen Orten furchtbare Grausamkeiten: in Weinsberg wurde die ganze ritterliche Besatzung durch die Spie�e getrieben. In Th�ringen stand einer der �Schwarmgeister" an der Spitze des Aufstandes, Thomas M�nzer,
der durch Prophezeiungen und schw�rmerische, blutgierige Predigten die Menge an sich fesselte.
Luther hatte anfangs beiden Parteien, den Herren und den Bauern to5^er ihr Unrecht vorgehalten. Dann aber emp�rten ihn die Roheiten und Gewalttaten der Bauern so, da� er in einer Flugschrift die F�rsten auf-forderte, auf das strengste und h�rteste gegen sie einzuschreiten; diese Schrift hat seiner Beliebtheit gro�en Abbruch getan. Indessen hatten die F�rsten bereits gehandelt. Die Haufen der s�ddeutschen Bauern wurden vom Truchse� von Waldburg zu Paaren getrieben, w�hrend Thomas M�nzer mit seinen Th�ringer Bauern bei Frankenhausen am Kyff-H�user besiegt wurde, er selbst wurde als Fl�chtling auf dem Boden eines Hauses in Frankenhausen gefunden und hingerichtet, den armen Bauern ging es fortan noch schlechter als vordem.
Die Fortschritte der Reformation.
� 17. Kaiser Karl Y. hatte, w�hrend Deutschland diese schwere Revolution durchmachte, im Interesse seines Hauses in Italien Krieg Evangelische gef�hrt. F�r die Reformation war seine Abwesenheit von Nutzen; an die Durchf�hrung des Wormser Ediktes war nicht zu denken. Nicht wenige Reichsst�nde fielen von der alten Kirche ab; unter ihnen war nach dem Kurf�rsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, dem nach seinem Tode sein Bruder Johann der Best�ndige folgte, Landgraf Philipp der Gro�m�tige von Hessen der m�chtigste. Auch eine Reihe von St�dten, z. B. Magdeburg, Bremen, Hamburg, L�beck, N�rnberg, Ulm, Stra�burg,
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Deutsche Geschichte.
f�hrten die Reformation ein. Von besonderer Bedeutung war es, da� i der Hochmeister des Deutschen Ordens, der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg, �bertrat, sein Land s�kularisierte, d. h. in ein weltliches F�rstentum umwandelte und sich von nun an Herzog von Preu�en nannte. Schon ergriff die Reformation auch die nordischen Lande. Der Schweden-k�nig Gustav Wasa, der Schweden von der d�nischen Herrschaft befreite, reformierte sein Land und ebenso der K�nig von D�nemark das seinige.
Im Jahre 1526 beschlo� der Reichstag von Speyer, in religi�sen Angelegenheiten solle es jeder Reichsstand halten, wie er es �gegen Gott : und Kaiserliche Majest�t hoffe und vertraue zu verantworten". Nunmehr gingen Kurf�rst Johann, Landgraf Philipp und andere Reichsst�nde daran, den kirchlichen Verh�ltnissen in ihren Landen eine gesetzliche Ordnung zu Landes- ge6en_ Bisher hatte die katholische, d. h. allgemeine Kirche alle abendl�ndischen Staaten gleichm��ig umfa�t; jetzt entstanden in den einzelnen evangelischen Landen besondere Landeskirchen. Sie konnten nur von der b�rger-lichen Obrigkeit begr�ndet und eingerichtet werden; so kam es, da� dem Landesherrn, obwohl er ein Laie war, meistens eine Art bisch�flicher Machtbefugnis zugesprochen wurde. Ihm und seinen kirchlichen R�ten lag zun�chst die Ernennung von Pfarrern ob, sodann die Einziehung des Kirchenguts, das f�r Staatsgut erkl�rt und zum gr��eren Teil f�r l Kirchen- und Schulzwecke verwandt wurde, ferner die Neuordnung des! Gottesdienstes, in welchem nun Predigt und Gemeindegesang in den Vordergrund traten, endlich auch die Sorge f�r die Schulen, f�r die bisher meist die Kirche gesorgt hatte und die nun der Staat in ferne� Obhut nahm. Das Vorbild f�r andere deutsche L�nder wurde Kursachsen, wo eine umfassende Kirchen- und Schulvisitation stattfand. W�hrend Luther f�r den Religionsunterricht den Gro�en und den Kleinen Katechismus verfa�te, machte sich Melanchthon um die Kirchenordnung und die Ein-richtung von Schulen hochverdient; ihm hat man den Ehrennamen eines , praeceptor Germaniae verliehen.
Karls V. Kriege mit Franz I. von Frankreich ; die Erwerbung B�hmens und Ungarns.
� 18. Karls V. Kriege mit Franz I. Die T�rkengefahr. In den r
Der erste Kriegen, die Karl V. mit K�nig Franz I. von Frankreich f�hrte, handelte 9 �ne0' es sich besonders um die Herrschaft �ber Italien, zumal �ber das deutsche $ Reichslehen Mailand, das die Franzosen in Besitz genommen hatten. In rr Oberitalien wurde mit wechselndem Gl�cke gefochten, endlich wurde Franz I. .1 S*i525. 1525 bei Pavia besiegt, gefangen genommen und nach Madrid gef�hrt..*
Die'Reichstage von Speyer und Augsburg und der N�rnberger Religionsfriede.
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Hier verstand er sich zu einem Vertrage, in dem er alle Forderungen Karls zu erf�llen versprach, und wurde aus der Haft entlassen. Sofort schlo� er gegen den Kaiser ein B�ndnis mit mehreren italienischen Regie-rungen, u. a. dem Papste, der Karls wachsende Macht f�rchtete. Es kam zu einem zweiten Kriege, dessen denkw�rdigstes Ereignis die Erst�rmung �eyette und Pl�nderung Roms 1527 durch die meuternden deutschen Lands- Erst�rmung knechte ist, die vorher selbst gegen ihren bew�hrten F�hrer Georg von Frundsberg ihre Spie�e gekehrt hatten. Zwei Jahre darnach kam es zum sogenannten Damenfrieden, da ihn zwei f�rstliche Frauen ver- �eLfr��"en= mittelten. Franz verzichtete auf Italien. Der Kaiser vers�hnte sich mit dem Papste und empfing von ihm die Kaiserkrone als der letzte deutsche Karl^Kaiser-Kaiser, der vom Papste gekr�nt wurde.
W�hrend der italienischen K�mpfe erschienen die T�rken an den Grenzen Deutschlands. Sie fielen 1526 in Ungarn ein und besiegten den K�nig des Landes, der auf der Flucht ertrank. Der Erbe seiner L�nder Ungarn und B�hmen wurde sein Schwager Ferdinand, der Bruder Karls Y. So entstand die �sterreichisch*Ungarische Mon- Entstehung archie. Freilich war Ungarn zun�chst ein fraglicher Besitz, da sich die unga�A? T�rken sogar bis Wien vorwagten. Monarchie.
Die Reichstage von Speyer und Augsburg und der N�rnberger Religionsfriede.
� 19. Die Reichstage von Speyer 1529 und Augsburg 1530 und der Schmalkaldische Bund. Nach dem Friedensschl�sse mit Franz I. und dem Papste beschlo� der Kaiser, der Ketzerei in Deutschland ein Ende zu machen. Auf dem Reichstage zu Speyer 1529 traten bereits seine Be-ausfragten sehr scharf gegen die Reformation auf, und die Mehrheit des Reichstages beschlo�, da� jede weitere Neuerung in kirchlichen Dingen verboten sein solle. Da gaben eine Anzahl evangelischer Reichsst�nde eine Protestation gegen diesen Reichstagsbeschlu� ab, in der sie sich f�r ^0^ati0n ihr Vorgehen auf ihr Gewissen und auf Gott selbst, �den h�chsten K�nig �on1^et-und Herrn aller Herren", beriefen. Seitdem trugen sie den Namen Protestanten. Von gro�er Wichtigkeit w�re es nun gewesen, wenn sich die Lutheraner und die Anh�nger Zwinglis h�tten einigen k�nnen, und Philipp von Hessen veranstaltete noch in demselben Jahre zu Marburg gAU? ein Religionsgespr�ch, bei dem Luther und Zwingli anwesend waren. Marburg. Aber allzusehr wurden die beiden M�nner durch Verschiedenheiten in ihrer Lehre, besonders der Abendmahlslehre, getrennt, und es ergab sich kein Einverst�ndnis.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II.
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Im n�chsten Jahre erschien nun Karl Y. selbst im Reich und berief einen Reichstag nach Augsburg. Hier fanden sich auch die evangelischen St�nde ein, um ihren Glauben offen zu vertreten. Luther freilich durfte nicht wagen sie zu begleiten, sondern weilte indessen auf der Feste Koburg; daf�r war Melanchthon mitgegangen. Dieser fa�te auch in seinem milden und vers�hnlichen Sinne die Bekenntnisschrift ab, welche die Evangelischen ^burgische' dem Kaiser einreichten und vor ihm verlasen, die Augsburgische Kon-Ko^fessiou. fession. Auch als der Kaiser dagegen durch Dr. Eck eine Widerlegung abfassen lie� und, ohne auf ihre Gewissensbedenken einzugehen, unbedingten Gehorsam forderte, blieben sie fest; ehe der Reichstag ge-schl�ssen worden war, verlie�en Kurf�rst Johann und die anderen evan-gelischen F�rsten Augsburg.
Der^Schmal- Sie mu�ten nunmehr einen baldigen Angriff des Kaisers f�rchten.
So kamen denn im folgenden Winter Kurf�rst Johann der Best�ndige, Philipp der Gro�m�tige, einige andere F�rsten und die Abgesandten mehrerer St�dte in dem Orte Schmalkalden im Th�ringer Walde zu-stimmen und schl�ssen zur Verteidigung ihres Glaubens den Schmal-kaldischen Bund.
� 20, Zwinglis Tod. Der N�rnberger Religionsfriede. An einer Stelle brach in der Tat jetzt bereits ein Religionskrieg aus, in der Schweiz. Im Jahre 1531 fielen die Truppen der katholisch gebliebenen vier Wald-statte in das Gebiet von Z�rich ein, und in der Schlacht bei Kappel T�d kam auch Zwingli um, der als Feldprediger bei dem Aufgebot war.
Der Kaiser aber konnte zun�chst nicht daran denken, einen gro�en Glaubenskrieg zur Unterwerfung der deutschen Protestanten zu f�hren; daran hinderte ihn schon der Umstand, da� Sultan Suleiman von neuem ein gewaltiges T�rkenheer heranf�hrte. So schlo� er mit den evangelischen N�mberger St�nden im Jahre 1532 den N�rnberger Religionsfrieden; es ge- wurde bestimmt, da� bis zu einem allgemeinen Konzil zwischen dem Kaiser und allen Reichsst�nden Friede gehalten werden sollte. Nun sammelte sich ein starkes deutsches Reichsheer, dem auch die protestantischen F�rsten zu-gezogen waren. Aber es kam zu keiner Schlacht mit den T�rken; Sulei-
man zog sich zur�ck.
In den n�chsten Jahren wurde Karl V. wiederum ganz von den Sorgen der ausw�rtigen Politik in Anspruch genommen; der Protestantin-mus konnte indessen ungest�rt gro�e Fortschritte machen.
Die EntWickelung des Protestantismus.
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B. Pom N�rnberger Religionsfrieden bis zum 2chmalkaldischen Kriege.
1532�1545.
Die EntWickelung des Protestantismus.
� 21. Die Fortschritte des Protestantismus. Der erste Erfolg, den W�rttem-die Evangelischen in jener Zeit errangen, war der Gewinn W�rttem-bergs, wo Herzog Ulrich die Reformation annahm.
Im Jahre 1539 wurde, nachdem Herzog Georg von Sachsen, ein heftiger Gegner des Luthertums, gestorben war, von seinem Nach-folger, Heinrich dem Frommen, auch hier die Reformation durchgef�hrt.
Kurf�rst Joachim II. von Brandenburg ferner nahm i. I. 1539 zu Spandau das Abendmahl unter beiderlei Gestalt und reformierte sein branden-Land. Endlich trat auch der Kurf�rst von der Pfalz zum neuen Pfalz. Glauben �ber.
Gleichzeitig ging England dem Papsttum verloren. Hier herrschte Abfall Eng-Heinrich VIII., ein �beraus eigenwilliger, launenhafter und herrischer Papsttum! K�nig, der die Trennung von seiner Gemahlin w�nschte, um die Hof-dame Anna Boleyn heiraten zu k�nnen. Als der Papst nicht auf den Wunsch des K�nigs einging, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit den Verkehr mit dem Papste und machte sich zum Oberhaupte der englischen Kirche. Seine Tochter, die sp�tere K�nigin Elisabeth wurde ein Hort des Protestantismus.
Von gro�er Bedeutung war es ferner, da� in der Schweiz ein Calvin in neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin aus dem @m' n�rdlichen Frankreich, ein Mann von gro�er Schroffheit und R�cksichts-losigkeit gegen Andersdenkende, setzte das Werk Zwinglis fort. In Genf gelangte er seit 1541 zu ma�gebendem Einflu�, ordnete die kirchlichen Verh�ltnisse und f�hrte in dieser wohlhabenden und genu�s�chtigen Stadt eine �u�erst strenge Kirchenzucht ein. In Deutschland wurde die Kur-pfalz das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus bekannte, und der Heidelberger Katechismus die Benntnisschrift der deutschen Calvinisten Ausbreitung oder, wie sie sich auch nannten, �Reformierten". Aber auch nach Frank- Calvinismus, reich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen.
� 22. Die Wiedert�ufer in M�nster. In der Stadt M�nster in Westfalen gewannen zu der Zeit Schwarmgeister, wie sie Luther einst aus Wittenberg vertrieben hatte, eine verh�ngnisvolle Gewalt.
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An ihrer Spitze stand JanBockelson, ein fr�herer Schneider aus Leyden, als K�nig des �neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher f�hrte ein grau-sames Regiment, alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen lassen wollten, wurden ausgetrieben. Endlich gelang es im Jahre 1535 dem Bischof von M�nster, in die Stadt einzudringen und sie nach hartem Kampfe einzunehmen. Bockelson und seine Genossen wurden unter gro�en Martern hingerichtet, und noch lange sah man an einem der Kircht�rme M�nsters die eisernen K�fige, in denen man ihre Leichen aufgeh�ngt hatte. Die Bev�lkerung aber wurde wieder zum alten Glauben zur�ck-gef�hrt.
Karls V. weitere Kriege.
� 23. Indessen verbrauchte Karl V. seine Kr�fte in �u�eren Kriegen. Er bek�mpfte in zwei Feldz�gen, das erste Mal mit gro�em Erfolge, das Kriege^gegm �me|te Mal ungl�cklich, die Seer�uber, die von Tunis und Algier aus Seer�uber, j^s westliche Mittelmeer beherrschten, die K�sten unsicher machten und ^Fran?" den Handel lahm legten. Auch der unruhige K�nig Franzi, forderte in einem dritten und vierten Kriege den Kaiser heraus und scheute sich nicht, mit dem T�rkensultan und den Seer�ubern B�ndnisse einzu-gehen. Erst im Frieden von 1544 verzichtete er als Besiegter endg�ltig auf Italien.
Als nun im n�chsten Jahre noch ein Waffenstillstand mit Sultan den T�rken. Soliman zustande kam, dem ein gro�er Teil Ungarns �berlassen werden mu�te, konnte der Kaiser endlich daran denken, den lange geplanten Glaubenskrieg gegen die deutschen Protestanten zu f�hren.
C. Vom Schmalkaldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden.
1546�1555.
Ter Tchmalkaldische Krieg. 1546�1547.
�b"�b � 24. Vorgeschichte des Krieges. Luthers Tod. Mit tiefstem Wider-Krieges, willen hatte Karl das Anwachsen des Protestantismus gesehen. Einen Anla� zum Kriege bot ihm die Weigerung der evangelischen F�rsten, das Konzil zu besuchen, das eben jetzt im Jahre 1545 von dem Papste in der Stadt Trient in S�dtirol er�ffnet wurde; sie hatten erkl�rt, da� sie eine vom Papste geleitete Kirchenversammlung nicht als ein freies Konzil anerkennen k�nnten.
Der Kaiser ging mit besseren Aussichten in den Kamps als die Protestanten. Schon das kam ihm zugute, da� er selbst als oberster Kriegsherr den Befehl f�hrte, w�hrend auf feiten des Schmalkaldischen
Der Schmalkaldische Krieg.
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Bundes vielfach Uneinigkeit herrschte. Er hatte ferner ein B�ndnis mit dem Papste geschlossen, der ihm gegen die Ketzer Geld und Truppen stellte.
Noch wichtiger war sein Einvernehmen mit einem protestantischen F�rsten, dem Herzog Moritz von Sachsen, aus der albertinischen Linie des wachsen" Wettiner F�rstenhauses. Diesem jungen F�rsten bedeuteten die gemein-famen Interessen des Protestantismus nicht viel, desto mehr die Erhebung seines Hauses; er hoffte, dem Ernestiner Johann Friedrich, dem Sohne und Nachfolger Johanns des Best�ndigen, den Kurhut zu ent-rei�en, und trat daher mit dem Kaiser in geheime Verbindung.
Martin Luther sollte den Religionskrieg nicht mehr erleben; er Lmhers Tod starb am 18. Februar 1546 in seiner Vaterstadt Eis leben, wohin er sich 'i߫, trotz seiner Jahre und schmerzender Krankheit begeben hatte. Seine Leiche wurde in feierlichem Zuge nach Wittenberg gebracht; in St�dten und D�rfern l�uteten die Glocken; in der Schlo�kirche wurde fie beigefetzt.
In ihm war ein religi�ser Held, ein glaubensstarker Mann, eine echte deutsche Pers�nlichkeit von starker Willenskraft und zugleich von kindlicher Tiefe des Gem�ts, einer der Gr��ten unfers Volkes, dahingegangen.
� 25. Der Schmalkaldische Krieg. 1546�1547. Als der Krieg im Sommer 1546 ausbrach, standen die Protestanten mit einem starken deutWand. Heere in Oberdeutfchland, w�hrend des Kaifers italienische und spanische Truppen noch nicht �ber die Alpen heranmarschiert waren. Aber sie ent-schl�ssen sich nicht zu tatkr�ftigem Handeln; w�ren sie nach dem Rate des Landsknechtsf�hrers der oberdeutschen St�dte, Sebastian Sch�rtlin, in Tirol eingefallen, um die P�sse zu besetzen, so h�tte der Krieg ein f�r sie g�nstigeres Aussehen angenommen. Indessen zog Karl sein Heer zu-sammen. In den Donaugegenden standen sich die Gegner gegen�ber,
ohne da� es zu einer Entscheidung kam.
Da brach pl�tzlich Herzog Moritz los und fiel in das Gebiet des Kurf�rsten Johann Friedrich ein, das er schnell zu einem gro�en Teil besetzte. Nun kehrte dieser nach Sachsen zur�ck und gewann nicht nur die eigenen Lande schnell wieder, sondern eroberte auch das Gebiet des Gegners bis auf wenige St�dte (Belagerung von Leipzig). Unterdessen wagten aber die s�ddeutschen Reichsst�nde nicht mehr, dem Kaiser Widerstand zu leisten. Die reichen evangelischen St�dte Augsburg, Ulm,
Stra�burg und viele andere, dazu Herzog Ulrich von W�rttemberg schickten ihre Gesandten an Karl, baten um Gnade und erhielten sie auch gegen hohe Geldzahlungen. Im Fr�hling 1547 erschien der Kaiser nunmehr, 1547.
dein Kurf�rsten unerwartet, mit einem starken Heere an der Elbe. Durch
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eine Furt �berschritten die Kaiserlichen, die der Herzog von Alba befehligte, lSitrgei den Strom. Bei M�hlberg kam es zum Kampfe; Johann Friedrich hatte nur 4000 Mann, die bald zersprengt wurden, er ward selbst ver-wundet und gefangen vor den Kaiser gef�hrt. Als er ihn mit den Worten �allergn�digster Kaiser" anredete, fuhr ihn dieser hart an: �Bin ich nun Euer allergn�digster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht gehei�en." Er sprach sogar �ber ihn das Todesurteil aus. Dies wagte er zwar nicht zu vollziehen; aber daf�r verh�ngte er �ewiges Gef�ngnis" �ber ihn und zwang ihn, auf Land und Kur zu verzichten. Auch Witten-berg, das sich bisher tapfer verteidigt hatte, mu�te sich nun unterwerfen. In religi�ser Beziehung verhielt sich Karl ma�voll; er legte dem luthe-rischen Gottesdienst nichts in den Weg. Luthers Grabst�tte anzutasten, was ihm einer aus seinem Gefolge riet, lehnte er ab; er f�hre, sagte er, Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Toten. Die Kur und den gr��ten Teil der ernestinischen Lande �bertrug er Moritz.
PhuA Noch stand Philipp von Hessen unter den Waffen. Er unterwarf von Hessen, fcem Kaiser zu Halle, nachdem sein Schwiegersohn Moritz und der Kurf�rst von Brandenburg f�r ihn beim Kaiser F�rsprache eingelegt hatten; freilich erreichten sie nicht mehr als das Versprechen, ihn nicht am Leibe oder mit ewigem Gef�ngnis zu strafen.
� 26. Das Angsburger Interim. Nur wenige deutsche St�nde f�gten sich dem Kaiser nicht, vor allem Magdeburg. Gro� war jetzt in der Tat des Kaisers Macht. Da war es ihm sehr unwillkommen, da� er sich mit dem Papste �berwarf. Dieser hatte gegen den Willen des Kaisers das Konzil von Trient nach Bologna verlegt. Unter diesen Umst�nden machte Karl den Versuch, selbst�ndig eine vorl�ufige Ordnung der religi�sen Verh�ltnisse herzustellen, die bis zu der Entscheidung eines zuk�nftigen allgemeinen Konzils in Geltung sein sollte. Dieses �Interim", das $>a�u?Ber�" auf dem Augsburger Reichstag 1548 verk�ndet wurde, machte den Pro-Si548m' Restanten einige Zugest�ndnisse, wie z. B. den Kelch beim Abendmahle und die Priesterehe; im �brigen aber verpflichtete es sie, sich der katholischen Kirche wieder zuzuwenden und sich den Bisch�fen wieder unterzuordnen. Solche Anordnungen befriedigten die katholische Partei nicht und verletzten die Evangelischen in hohem Grade; selbst Moritz von Sachsen ver�ffent-lichte es nur in einer abge�nderten Form (Leipziger Interim).
Magdeburg. Am entschlossensten weigerte sich Magdeburg, das Interim anzunehmen. Diese Stadt erlebte damals gro�e Tage. Sie wurde ein Zufluchts-ort vieler, die ihres Glaubens wegen die Heimat verlassen hatten; dort
Die Erhebung des Kurf�rsten Moritz und der Augsburger Religionsfriede.
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wurden die Flug- und Streitschriften gedruckt, in denen gegen die �hispanische Tyrannei" protestiert wurde; Magdeburg erwarb sich damals den Namen �unsers Herrgotts Kanzlei".
Die Erhebung des Kurf�rsten Moritz und der Augsvurger Religionsfriede.
� 27. Die Erhebung des K�rf�rsten Moritz. Magdeburg war vom Kaiser mit der Acht belegt und Kurf�rst Moritz beauftragt worden,
sie zu vollstrecken. Nach l�ngerer Belagerung ergab sich ihm 1551 die Stadt; vorher aber hatte er ihr in geheimen Unterhandlungen ihre Freiheit zugesichert. Denn Kurf�rst Moritz, der eben als der �Judas von Moritz. Mei�en", wie die Protestanten sagten, dem Kaiser zum Siege �ber seine Glaubensgenossen verholfen hatte, ging l�ngst mit dem Gedanken um,
wieder von ihm abzufallen. Karl hatte ihm keineswegs alle seine W�nsche erf�llt und ihn zudem durch die Gefangenhaltung und harte Kerkerhaft des Landgrafen Philipp empfindlich gekr�nkt; Moritz f�rchtete, wenn des Kaisers Macht noch ferner w�chse, weitere Dem�tigungen des deutschen F�rstenstandes. Die Belagerung von Magdeburg hatte ihm den Vorwand gegeben, eine betr�chtliche Truppenmacht bei der Fahne zu halten. Jetzt stellte er sich an die Spitze einer Verschw�rung deutscher F�rsten gegen den Kaiser. Zugleich verband er sich mit K�nig Heinrich II. von Frank-reich, dem Nachfolger Franz' I., wobei er leider kein Bedenken trug, ihm St�cke des deutschen Landes, die franz�sisch sprechenden, aber zum Reich geh�renden Bischofsst�dte Metz, Toul und Verdun zu �berlassen.
Im Fr�hjahr 1552 zog Moritz pl�tzlich durch S�ddeutschland hin-durch auf Innsbruck los, wo Karl weilte. Er marschierte das Lechtal aufw�rts, nahm die Ehrenberger Klause, und kaum konnte der gichtbr�chige Kaiser sich �ber den Brenner nach K�rnten retten; wenige Tage nach seiner Flucht hielt Moritz in Innsbruck seinen Einzug. Das Konzil, das seit einiger Zeit wieder in Trient tagte, l�ste sich auf. Jetzt �bernahm K�nig Ferdinand, Karls Bruder, die Vermittlung; und in Passau kam M�uer ein Vertrag zustande, dem der Kaiser seine Zustimmung gab und welcher 1552� bestimmte, da� au�er dem von Karl bereits freigelassenen Johann Friedrich auch Landgraf Philipp seine Freiheit wieder erhalten und das Interim wieder aufgehoben werden sollte.
Die Erhebung des Kurf�rsten Moritz hatte einen gewaltigen Erfolg gehabt; des Kaisers Herrschaftspl�ne waren vereitelt, der Protestantismus gerettet. Johann Friedrich kehrte in die Heimat zur�ck; etwas sp�ter kam zwischen der Ernestinischen und Albertinischen Linie ein Vertrag zustande,
wonach der ersteren Teile Sachsens verblieben, die heute zu den th�ringischen
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Herzogt�mern geh�ren. Kurf�rst Moritz hatte schon vorher seinen Tod gefunden. Sein fr�herer Bundesgenosse, der wilde Markgraf von Branden-b�rg-Kulmbach, hatte den Passauer Frieden nicht anerkennen wollen, sondern auch fernerhin die Bist�mer gepl�ndert und gebrandschatzt. Da *rat ihm Moritz selbst entgegen; bei Sievershausen unweit Braun-schweig kam es im Jahre 1553 zur Schlacht, in der Moritz zwar siegte, aber fiel. Er z�hlte bei seinem Tode erst 32 Jahre.
toonVefc.0 Kaiser hatte indessen versucht, Metz zu belagern. Aber die
Belagerung schlug fehl; Karl mu�te wieder abziehen. Seitdem befestigte sich in dem vor der Zeit gealterten Manne mehr und mehr der Gedanke, seinen Kronen zu entsagen und sich in die Einsamkeit zur�ckzuziehen.
� 28. Der Augsburger Religionssriede und der Ausgang Karls Y.
friede. >vM x5ahte 1555 f�hrten die Verhandlungen, die zwischen K�nig Ferdinand 1555' und den protestantischen F�rsten stattfanden, zum Abschlu� des Augs-burger Religionsfriedens. Den lutherischen F�rsten, den �Augs-burger Konfessionsverwandten", wurde das Recht freier Religions�bung und jedem weltlichen Reichsf�rsten das Recht zugesprochen, sich zwischen dem katholischen und dem lutherischen Glauben zu entscheiden. Damit erhielten freilich nur die F�rsten, nicht ihre Untertanen das Recht der Gewissensfreiheit. Es galt der Satz: �wessen das Land, dessen der Glaube"; andersgl�ubigen Untertanen ward nur das Recht der Auswanderung zu-gebilligt. Ferner wurde das reformierte Bekenntnis auch jetzt noch nicht reichsgesetzlich anerkannt. �ber die Frage, ob auch ein geistlicher F�rst in seinem Lande die Reformation einf�hren d�rfe, einigte man sich nicht. Die Katholiken setzten es durch, da� der �geistliche Vorbehalt", trotz-dem ihn die Protestanten nicht anerkannten, in den Frieden aufgenommen wurde; danach sollte ein Bischof oder Abt, der zur Reformation �bertreten wollte, verpflichtet sein, sein Amt niederzulegen. Immerhin war ein vor-l�ufiger Friede zwischen den Religionsparteien zustande gekommen. Der Protestantismus war nicht, wie es der Zweck des Wormser Ediktes ge-wesen war, vernichtet worden; vielmehr vermehrte sich auch ferner die Zahl seiner Bekenner.
s6abri?v!9 Karl V. hatte indessen bereits seine italienischen Lande, dabei auch Mailand seinem Sohne Philipp �berlassen; ihm �bertrug er in feierlicher Versammlung auch die Niederlande, die auf diese Weise vom J556. deutschen Reiche losgel�st wurden, und im Jahre 1556 auch Spanien. Er selbst begab sich in das Kloster San Juste in der spanischen Provinz Estremadura. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens und 15&8. starb im Jahre 1558.
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Die wettinischen L�nder in der Zeit der Reformation. 25
Die wettinischen L�nder in der Zeit der Reformation.
� 29. Die wettinischen F�rsten der Neformationszeit. Gar bald nach der Teilung im Jahre 1485 nahmen die Lande der Wettiner eine f�hrende Stellung im Reiche ein: f�rs erste trat der Kurf�rst Friedrich ^Mer der Weise von Sachsen mit an die Spitze derjenigen Bestrebungen, die eine Reichsreform herbeif�hren sollten (f. � 102), ja, ihm wurde sogar 1519 die Kaiserkrone angetragen, die er zum gr��ten Schaden f�r das Reich ablehnte; sodann ging von Kursachsen die Reformation ans. Auf Friedrich den Weisen folgte 1525 in der Kurw�rde sein Bruder J�e|a�t0beer Johann der Best�ndige bis 1532 und dann dessen Sohn Johann 1525-1532. Friedrich der Gro�m�tige bis 1547. In diesem Jahre ver-loten die Ernestiner durch den Schmalkaldischen Krieg die Kurw�rde 1532-1547. und gro�e Teile ihres Landes an den Albertiner Herzog Moritz. Im albertinischen Sachsen hatte nach der Teilung Herzog Albrecht bis Unrechter 1500 geherrscht. Als treuer Vasall seines Kaisers hatte er an den AKAe. gef�hrdeten Grenzen des Reiches, in Ungarn und den Niederlanden,
gek�mpft und war in Emden am Dollart gestorben. Sein Sohn @ bcr Herzog Georg der B�rtige, der Feind Luthers, war ihm gefolgt,
und nach dessen Tode 1539 hatte dessen Bruder Heinrich der Fromme, Hewriq dcr der bisher nur die �mter Freiberg und Wolkenstein innegehabt hatte, 1539-1541. die Herzogsw�rde �bernommen und die Reformation eingef�hrt. Sein Nachfolger ward 1541 Herzog Moritz, ein schlauer Staatsmann und Boritz, gro�er Kriegsheld, der durch seine gewandte Politik den albertinischen 15*7-1553-Kurstaat schuf und die s�chsische Landeskirche vollendete. Nunmehr stand das Albertinische Kursachsen an der Spitze des lutherischen Deutschland.
� 30. Sachsen unter Kurf�rst Moritz. 1547�1553. Infolge der Wittenberger Kapitulation von 1547 verblieben den Ernestinern nur noch eine Anzahl �mter und St�dte im Th�ringischen, wie bereits er- Einteilung w�hnt worden ist, w�hrend die Albertiner ihr Gebiet auf die doppelte Kursachjens. Gr��e des heutigen Sachsens brachten. Das neue Kurland zerfiel in Einziehung vier Kreise (Kurkreis, Osterland, Mei�en und Th�ringen), die unter b%f!e?en' der Verwaltung von Oberhauptleuten standen. Da dem lutherischen Kurf�rsten das Recht der Kirchenhoheit in seinem Lande zustand, so lie� er die katholischen Kircheng�ter einziehen, teils wurden sie ver-kauft, teils auch zu Kirchen- und Schulzwecken verwandt. Von diesen Sch�tzen erhielten die Universit�t Leipzig und die drei F�rsten- und Landesschulen Pforta (1543), Mei�en (1543) und Grimma (1550)
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reiche Spenden. Fr�here Dom- und Klosterschulen wurden in den St�dten vom Rate �bernommen und gleichfalls mit Kircheng�tern be-schenkt. So konnte es nicht fehlen, da� in Sachsen die Bildung be-merkenswerte Fortschritte machte.
Der Bergbau, der noch reiche Ertr�ge lieferte, half den Reichtum des Landes vermehren, man hatte auch noch an anderen Stellen des Erzgebirges Silber gefunden, unter Herzog Georg waren Annaberg, Marienberg und das heute zu B�hmen geh�rende Joachimstal entstanden, wo 1518 die ersten Taler gepr�gt wurden. Zu Moritzens Zeit wurde auch das erste Steinkohlenbergwerk bei Zwickau angelegt.
�31. Sachsen unter �Vater" August. 1553�1586. An die Stelle des fr�h verstorbenen gro�en Staatsmannes Moritz trat nun sein August. Bruder August, der beste Volkswirt Sachsens. Um die �u�ere Politik k�mmerte er sich wenig, in Sachen des Glaubens hielt er in einer Zeit, da der Streit zwischen Lutheranern und Reformierten heftig entbrannte, streng am lutherischen Bekenntnis fest, und von seinem Besitzstande lie� er sich durch die Ernestiner nichts nehmen, f�gte demselben vielmehr erwerbung f�r wenig Geld das waldreiche Vogtland 1569 wieder hinzu. Seine b?an�.t= wichtigste Regentenaufgabe sah er darin, sein Land wirtschaftlich zu einem bl�henden Staatswesen zu gestalten, er betrachtete sich dabei selbst als den gr��ten Grundbesitzer, Bergherrn und Kaufmann d^e Bebauung seines Landes. Die gro�en Kammerg�ter (Dom�nen) vermehrte er und des Landes. verwaltete sie selbst, wobei ihm seine Gemahlin �Mutter" Anna aufs tatkr�ftigste unterst�tzte, indem sie die Oberaufsicht �ber Viehzucht, Gesindewesen usw. f�hrte, und es nicht verschm�hte, das Kammergut Ostra bei Dresden pers�nlich zu bewirtschaften. Der Kurf�rst bereiste oft sein Land, gab m�ndlich und schriftlich Anregung zu einer ertrag-reichen Obstkultur, okulierte und pfropfte wohl auch selbst, spornte die Landleute zu ergiebigem Getreide-, Flachs- und Weinbau an und hatte bald die Freude, ein Land mit reichen Obstg�rten und lachenden Fluren zu beherrschen. Den gro�en Forsten des Landes lie� er eine plan-m��ige Bewirtschaftung angedeihen, auch richtete er auf verschiedenen Fl�ssen eine gro�artige Holzfl��erei ein. Weiterhin widmete er dem dmBergba?. Bergbau, der reiche Ertr�ge an Silber, Zinn, Kobalt (Smalte) und Steinkohlen lieferte, seine umsichtige Pflege. Er unterstellte das gesamte Bergbauwesen dem �Hauptmann der Erzgebirge" und gab so zweck-dienliche Berggesetze, da� sogar die spanischen Silbergruben in Amerika das s�chsische Bergrecht annahmen. Zu Kurf�rst Augusts Zeiten war
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Die Wiedererhebung des Katholizismus und die Wellpolitik Philipps II. von Spanien. 27
als Bergbeamter in Annaberg der Rechenmeister Adam Riese t�tig,
auf den die Redensart �nach Adam Riefe" noch hinweist.
Ferner fanden Handel und Gewerbe in Kurf�rst August einen Udelun? einsichtigen F�rderer. Leipzigs Me�rechte besch�tzte er, die Warenz�ge �eroer6e-der Kaufleute sicherte er durch bewaffnete Geleitsm�nner, auch sorgte er f�r Postverbindungen. Um die s�chsische Industrie zu hebeu,
verbot er die Ausfuhr von Rohstoffen, wie Wolle, Flachs, Hanf,
und zog niederl�ndische Handwerker ins Land, welche die Tuchmachern f�rderten und neue Berufszweige, so die Spitzenkl�ppelei (Barbara Uttmann) einf�hrten.
Endlich war Vater August seinem Lande auch ein weiser Gesetz- sasetfe�efe^e. geber, ein Landesgesetzbuch, als auch eine Kirchen- und Schulordnung stammen von ihm.
Als der Kurf�rst 1586 starb, hinterlie� er ein Land, in dem ^uMT�d Bildung und Wohlhabenheit zu Hause waren, von letzterer zeugten nicht 1586-nur der Luxus in Kleidern und Lebensgewohnheiten, sondern vor allem die stattliche Anzahl von damals entstandenen herrlichen Kirchen,
Schl�ssern (Augustusburg) und Rath�usern (das alte Leipziger Rathaus).
Z. Die Zeit der Gegenreformation.
Tie Wiedererhevnng des Katholizismus und die Weltpolitik Philipps II. von Spanien.
� 32. Die Zeit der Gegenreformation. Das Zeitalter, welches auf den Augsburger Religionsfrieden folgt, hei�t das Zeitalter der Gegen-reformation. Damals machte die wieder erstarkte, mit neuem Leben erf�llte katholische Kirche den vielfach erfolgreichen Versuch, den Protestan-tismus zur�ckzudr�ngen und die Abgefallenen dem alten Glauben wieder zuzuf�hren. Das Konzil von Trient war, nachdem es zuerst durch den So^tentit�" Papst verlegt, sodann durch Moritz von Sachsen auseinandergetrieben worden, von neuem zusammengetreten und wurde im Jahre 1563 geschlossen. Dieses Konzil hatte die gro�e Bedeutung, die katholische Lehre zu einem innerlich geschlossenen System zusammenzufassen; mancherlei Mi�-br�uche wurden abgestellt. Den Kampf gegen den Protestantismus f�hrte man teils auf gewaltsamem Wege, durch die Verfolgungen der In- Inquisition, quifition, teils durch die Mittel der Predigt, des Unterrichts, der �ber-redung, durch die man die Gem�ter zu gewinnen suchte.
Von gr��ter Bedeutung f�r die Bestrebungen der Gegenreformation wurde die Gr�ndung des Jesuitenordens. Diesen stiftete der Spanier SoKn=
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Deutsche Geschichte.
Jguaz von Loyola, der fr�her spanischer Offizier gewesen, als solcher verwundet worden war und auf dem Krankenlager den Entschlu� gefa�t hatte, sich ganz dem Dienste der Religion zu weihen. Der Orden Jesu verpflichtete seine Mitglieder au�er den �blichen M�nchsgel�bden zum^un-bedingten Gehorsam gegen den Papst; sein Zweck war die Mission unter den Heiden sowie die Bekehrung der Protestanten. Das letztere suchten die Jesuiten zu erreichen, indem sie Schulen und Universit�ten gr�ndeten, indem sie als Beichtv�ter auf die F�rsten und ihre H�fe, als Prediger auf die h�heren St�nde Einflu� gewannen. Sie breiteten sich schnell auch in Deutschland aus; ihnen besonders hat es der Katholizismus zu danken, da� er der Ausbreitung des Protestantismus einen Riegel vorschieben und wieder Boden gewinnen konnte.
Philipp ii. � 33. Philipp II. von Spanien und der Abfall der Niederlande.
F�r den Kampf der beiden Bekenntnisse wurde es besonders bedeutsam, da� auf dem Throne Spaniens ein F�rst sa�, der mit den gro�en Macht-Mitteln seines gewaltigen Reiches f�r die alte Kirche eintrat. Philipp II., ein F�rst von rastloser Arbeitsamkeit und z�her Beharrlichkeit, zugleich aber von d�sterem, mi�trauischem, despotischem Wesen, strebte denselben Zielen wie sein Vater nach, der Weltherrschaft Spaniens, der Herstellung einer unbeschr�nkten k�niglichen Gewalt in allen seinen Landen, zugleich der Ausbreitung des Katholizismus und der Bek�mpfung der Ketzer. Von der Verfolgung dieser Ziele hat er w�hrend seiner mehr als vierzig Jahre langen Regierung nicht abgelassen; zeitweise schien ihm ein gl�nzender Erfolg zu winken, schlie�lich aber erlitt er Mi�geschick auf Mi�geschick, w�hrend Spanien unter dem Drucke der Steuerlast und einer despotischen Regierung verarmte und innerlich verfiel.
�ieattbe"5 Ganz besonders waren es die Niederlande, in denen Philipp die ererbten Freiheiten der St�nde zu vernichten und den umsichgreifenden Calvinismus auszurotten gedachte. Er sandte dorthin den Herzog Alba, der mit blutiger, erbarmungsloser Strenge auftrat. Zwei F�hrer der st�ndischen Partei, den als Feldherrn bew�hrten, ritterlichen und beliebten Grafen Egmont und den Admiral Grafen Hoorn, lie� er verhaften und auf dem Marktplatz zu Br�ssel hinrichten. Er setzte einen Gerichtshof ein, den man bald den Blutrat nannte, weil er zahllose Hinrichtungen ver-f�gte, und dr�ckte das Volk durch schwere Steuern. Da brach in den n�rdlichen Provinzen ein Aufstand aus, an dessen Spitze Graf Wilhelm von Nassau-Oranien trat. Geusen nannten sich die Aufst�ndischen; sie hatten den Spottnamen geux, d. h. Bettler, mit dem sie einst bei
Die Wiedererhebung des Katholizismus und die Weltpolitik Philipps IL von Spanien.
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einem feierlichen Aufzuge in Br�ssel ein spanischer Edelmann bezeichnet hatte, als Parteinamen angenommen.
Alba wurde von Philipp abgerufen; aber auch seine Nachfolger konnten der Erhebung nicht Herr werden, und die sieben n�rdlichen Staaten der Niederlande schl�ssen unter sich eine Union und sagten sich im Jahre 1581 von Spanien los. In langen, schweren K�mpfen haben sie dann, Alande, anfangs von Wilhelm von Oranien, nach dessen Ermordung von seinem 168L Sohne Moritz gef�hrt, ihre Unabh�ngigkeit behauptet. Zugleich erwuchsen sie zu einem Handels- und Kolonialvolk, das eine m�chtige Flotte H�dels? schuf, den hanseatischen Kaufleuten den Ostseehandel entri� und auf den Sundainfeln, auf Ceylon, im Kaplande gewinnbringende Kolonien erwarb.
Damals war Amsterdam der Mittelpunkt des europ�ischen Handels und der geldreichste Platz des Erdteils.
Dem ungeheuern wirtschaftlichen Aufschwung entsprach die Ent- �seet�*8 Wickelung des geistigen Lebens. Besonders erbl�hte im 17. Jahr-hundert die Malerei durch den, gro�en Meister Rembrandt, den Land-schaftsmaler Ruysdael, Franz Hals und andere Genre-, Landschafts- und Bildnismaler, w�hrend zugleich der katholische S�den die gro�en Maler Peter Paul Rubens und van Dyck hervorbrachte.
� 34, Elisabeth von England. Die Armada. Auf dem englischen Elisabeth. Throne sa� damals Elisabeth, Heinrichs VIII. Tochter, die dem Pro-testantismus anhing. Zu ihr floh, durch einen Aufstand aus ihrem Lande vertrieben, die sch�ne katholische K�nigin von Schottland, Maria Stuart,
ihre Verwandte. Sie kam als Schutzflehende; da sie aber als Gro�nichte Heinrichs VIII. einst auch ihrerseits auf den englischen Thron Anspruch erhoben hatte und den englischen Katholiken noch immer als die recht-m��ige K�nigin galt, sah Elisabeth in ihr eine Gegnerin und hielt sie in Haft. Neunzehn Jahre lang blieb Maria Stuart in Gefangenschaft;
als man ihr dann nachwies, da� sie um einen Mordversuch gegen die K�nigin gewu�t habe, ward sie vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Schon vorher hatte der Papst Elisabeth mit dem Banne belegt, und Sendlinge der p�pstlichen Partei hatten in dem unterdr�ckten katholischen Irland einen blutigen Aufstand hervorgerufen. Jetzt unternahm es Philipp von Spanien, Elisabeth vom Throne zu sto�en und England zugleich dem Katholizismus und seiner eigenen Herrschaft zu unterwerfen. Eine ge-waltige Flotte, die un�berwindliche Armada, r�stete er im Jahre Di- Armada. 1588 aus; aber schlecht gef�hrt und durch die Angriffe der englischen
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Schiffe hart mitgenommen, wurde sie zum gro�en Teil vernichtet. Es war der furchtbarste Schlag, der Philipp IL getroffen hat; damit begann der Niedergang Spaniens.
1E5 Dagegen schwang sich Englands Seemacht und Handel empor; w�hrend es anfangs hinter Holland zur�ckstand, �berfl�gelte es dieses Land seit der zweiten H�lfte des siebzehnten Jahrhunderts. Auch das geistige Leben Englands erbl�hte; ein Zeitgenosse Elisabeths ist der gro�e Dramatiker William Shakespeare.
Hugmotten � Die franz�sischen Religionskriege. Auch in Frankreich hatte der Calvinismus Fu� gefa�t. Hier war es besonders ein Teil des Adels und des gebildeten B�rgerstandes, der sich zu ihm bekannte; man nannte die Calvinisten in Frankreich Hugenotten, d. h. Eidgenossen. An der Spitze der katholischen Partei stand die m�chtige Familie Guise, die unter den drei schwachen S�hnen K�nig Heinrichs II., welche einander auf dem Throne folgten, einen gro�en Einflu� aus�bte. Mit der Niedermetzelung der Hugenotten in einem Dorfe der Champagne begann der erste Reli-i^mausnacht gionskrieg. Diesem folgten immer neue Religionskriege; im Jahre 15r2' 1572 f�hrte die Erbitterung der katholischen Partei und der ruchlose Ehr-geiz der K�nigin-Mutter KatharinaMedici zu dem furchtbaren Massen-morde der Hugenotten in der Bartholom�usnacht (24. August), dem auch der ehrenhafte und tiefreligi�se Admiral Coligny, einer der hugenot-tischen F�hrer, zum Opser fiel. Frankreich litt schwer unter den K�mpfen 1589. und Verw�stungen. Auch als im Jahre 1589 K�nig Heinrich III., der letzte m�nnliche Spro� des Hauses Valois, ermordet wurde, war zu-n�chst kein Ende des B�rgerkrieges abzusehen; denn Heinrich Bourbon, der gesetzliche Erbe der Krone, war Protestant, und die katholische Partei wollte, unterst�tzt von Philipp II., der auch Frankreich seinem Einflu� zu unterwerfen gedachte, keinen Ketzer auf dem Throne dulden. Da entschlo� sich Heinrich, zum katholischen Glauben �berzutreten. �Paris ist eine Messe wert", soll er gesagt haben; die Hauptstadt �ffnete ihm jetzt ihre Tore, die Gegner legten die Waffen nieder, und dem zerr�tteten Lande wurde endlich der Friede wiedergegeben. Den Hugenotten aber gestand Heinrich IV. im Jahre 1598 durch das Edikt von Nantes freieReligions-�bung zu.
Phmppsii. $rt demselben Jahre starb Philipp II. Er hatte weder den Pro-1598- testantismus besiegen noch Spaniens Weltherrschaft begr�nden k�nnen. Unter seinen Nachfolgern nahm der Verfall Spaniens zu. Schlecht verwaltet, nach au�en ohnm�chtig, b��te es die Gro�machtstellung ein, zu der es durch Karl V. erhoben worden war.
Deutschland im Zeitalter der Gegenreformation.
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Deutschland im Zeitalter der Gegenreformation.
� 36. Die Zeit Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II.
W�hrend im �brigen Europa die streitenden M�chte und Religionsparteien sich bek�mpften, herrschte in dieser Zeit in Deutschland ein nur selten gest�rter Friede. Ferdinand I. war ernstlich bem�ht, den Augsburger Religionsfrieden aufrecht zu erhalten. Sein Sohn und Nachfolger Maxi- mJf1L milian II. legte sogar eine ziemliche Hinneigung zum Protestantismus an den Tag, so da� man eine Zeitlang seinen �bertritt erwartete. Der in Spanien erzogene, streng katholische Rudolf II. war ein taten- und menschenscheuer, zum Tr�bsinn geneigter F�rst, der schwer Entschl�sse fa�te und sich ungern mit politischen Dingen befa�te; am liebsten gab er sich in der Einsamkeit seinen Lieblingsstudien hin, der Astrologie, d. h. der Sterndeuterei, und der Alchymie (Chemie), durch die man u. a. die Kunst zu entdecken hoffte, Gold zu machen.
So konnte sich zun�chst der Protestantismus immer weiter aus- P^Aantis-breiten. Um 1570 berechnete man, da� etwa neun Zehntel der deutschen mu�-Nation vom alten Glauben abgefallen waren. Zwei Kurf�rsten, die von Brandenburg und Sachsen, waren lutherisch, einer, der Kurf�rst von der Pfalz, calvinisch. In Norddeutschland hatten die meisten weltlichen F�rsten die Reformation durchgef�hrt; aber auch eine ganze Reihe geist-Itcher Stifter waren, dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, s�kularisiert worden und wurden nicht mehr von Bisch�fen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter F�rstenh�user, verwaltet. Die
Ferdinand I. 1558�1564.
Maximilian II. 1564�1576.
Karl von Steiermark
Rudolf II. Matthias.
1576 � 1612. 1612 � 1619.
Ferdinand II.
1619 � 1637.
Ferdinand III. 1637 � 1657.
Leopold I. 1658 � 1705.
Josef I. Karl VI.
1705 � 1711. 1711 � 1740.
Maria Theresia. 1740�1780.
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meisten Reichsst�dte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den L�ndern katholischer F�rsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in B�hmen und �sterreich waren der gr��te Teil des Adels und viele St�dte ihm zugetan. Verh�ngnisvoll aber war es, da� die beiden protestan-tischen Richtungen sich auf das st�rkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist f�r einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen F�rsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurf�rst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pf�lzer Kurf�rst galt als das Haupt der dem Kaiser seind-lich gesinnten Partei.
Unter diesen Umst�nden begann der Jesuitenorden seine stille, aber unerm�dliche T�tigkeit. Unter seinem Einflu� wuchsen insbesondere zwei F�rstens�hne heran, die berufen waren, in den- religi�sen K�mpfen v.Ste^rmark n�chsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand "mtnim"? �OTt Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letztere von Bayern. roar der bedeutendere und kraftvollere, ganz erf�llt von dem Gedanken, den Protestantismus zur�ckzudr�ngen und zugleich Bayern gro� zu machen; er war der erste deutsche F�rst, der ein stehendes Heer schuf. W�hrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum gr��ten Teil evangelisch. Hier aber f�hrte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die pro-testantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln �ffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder aus-zuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er �ber eine W�ste als �ber ein Land voller Ketzer herrschen.
So bereitete sich der gro�e deutsche Religionskrieg vor.
Verciewalti- � 37. Union und Liga. Der clcbifdje Erbfolgestreit. Eine Gewalttat Donau- Maximilians gab den Anla�, da� die beiden Religionsparteien sich ent-schiedener gegen�bertraten. In der kleinen, evangelischen Reichsstadt Donauw�rth hatte der Abt eines dort befindlichen Klosters eine Pro-zession veranstaltet, die vom P�bel gest�rt und auseinandergetrieben worden war. Darauf verh�ngte der Kaiser �ber die Stadt die Acht und beauf-tragte mit ihrer Vollstreckung Maximilian, welcher Donauw�rth einnahm, die B�rger gewaltsam zum katholischen Glauben zur�ckf�hrte und die Stadt auch ferner besetzt hielt; sie wurde aus einer Reichsstadt zu einer bayrischen Landstadt gemacht. Dieses Ereignis bewog eine Reihe evangelischer, vorwiegend s�ddeutscher Reichsst�nde, sich zum Schutze des Glaubens
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und ihrer Selbst�ndigkeit zu einem Bunde zusammenzuschlie�en; es entstand im Jahre 1608 die Union, an deren Spitze Kurf�rst Friedrich IV. von Ungtgaatti> der Pfalz stand. Dem evangelischen Bunde trat im Jahre 1609 ein katholischer gegen�ber, die Liga, zu der au�er ihrem F�hrer Maximilian von Bayern mehrere s�ddeutsche F�rsten geh�rten.
Und bald schien es, als stehe der Ausbruch eines gro�en Krieges ^6�^ unmittelbar bevor. Im Jahre 1609 starb der Herzog von J�lich, Cleve ftreit-und Berg und Graf von Mark und Ravensberg, ohne Kinder zu hinterlassen. Der reiche Besitz wurde von mehreren Erben beansprucht,
unter denen die bestberechtigten der Kurf�rst von Brandenburg und der Erbprinz von Pfalz-Neuburg waren. Auch der Kurf�rst von Sachsen glaubte auf das Erbe Anspr�che zu haben, machte sie aber nicht energisch geltend. Der kaiserliche Hof aber w�nschte, die Lande als erledigte Reichs-lehen einzuziehen. Da besetzten die beiden meistberechtigten Erben, die der Union angeh�rten, das herrenlose Gebiet, und die Union schlo� ein B�ndnis mit K�nig Heinrich IV. von Frankreich, der nur auf einen Krieg mit Habsburg wartete. Andererseits schickte der Kaiser Truppen nach J�lich, und zugleich r�stete die Liga.
Da wurde Heinrich IV. mitten in seinen R�stungen von einem �d]J�bg Iy fanatischen Menschen, namens Ravaillae, der in ihm trotz seines �bertritts einen Feind des katholischen Glaubens sah, im Jahre 1610 ermordet.
Liga und Union schl�ssen einen Waffenstillstand; die beiden Hauptgegner, von denen der Pf�lzer unterdes zum Katholizismus und der Branden-burger zur Lehre Calvins �bergetreten war, verst�ndigten sich in einem Vertrage und teilten das Erbe. So wurde der Ausbruch des Entscheidung^
krieges zwischen den religi�sen Parteien aufgeschoben.
� 38. Der Zwist im Kaiserhause. Matthias. Indessen war
v t Jiil�Ol|S 11.
Rudolf II. von seinen eigenen Verwandten, die mit seinem schlaffen und tatenlosen Wesen, den �an r�misch-kaiserlicher Majest�t zu unterschied-lichen Zeiten sich zeigenden Gem�tsbl�digkeiten", unzufrieden waren, aus der Regierung verdr�ngt worden. Zuerst war er gezwungen worden, auf Ungarn und �sterreich zu verzichten und sie seinem Bruder Matthias zu �berlassen, einem ehrgeizigen und unruhigen Herrn, der indessen an F�higkeiten seinen Bruder kaum �bertraf. So behielt Rudolf nur B�hmen;
und die in der Mehrheit evangelischen St�nde B�hmens benutzten damals die Gelegenheit, um ihm den �Majest�tsbrief" abzutrotzen, eine Urkunde,
in der er ihnen volle Religionsfreiheit zusicherte. Bald darauf aber mu�te
Neubauer-Scyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 3
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Rudolf Matthias auch B�hmen �berlassen; er starb, machtlos und ver-bittert, im Jahre 1612.
i6i2�161b Ihm folgte auf dem kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war, wie Rudolf, kinderlos. So wurde denn bestimmt, da� ihm sein Vetter Ferdinand von Steiermark, der Feind der Protestanten, auf dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, da� in B�hmen und Ungarn seine Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein, welche den Anla� zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutsch-land heimgesucht hat.
4. Der Drei�igj�hrige Jftrieg. 1618�1648.
Ter b�hmisch-pf�lzische Krieg.
� 39. Der b�hmische Ausstand. Der Anla� zum Ausbruch des Krieges war, da� von zwei Kirchen, welche die b�hmischen Protestanten zu Braunau und zu Kl oft er grab auf geistlichem Gebiet errichteten, die eine geschlossen, die andere niedergerissen wurde, was diese als eine Verletzung der ihnen zugestandenen Rechte auffa�ten. Als eine deshalb beim Kaiser eingereichte Beschwerde abgewiesen wurde, wandte sich die Erbitterung der B�hmen gegen einige der kaiserlichen Statthalter, die man f�r die Urheber der 5iu%rogri Abweisung ansah, und im Mai 1618 wurden von bewaffneten Protestanten Mai i6i8. Statthalter M�rtinitz und Slaw�ta nebst ihrem Geheimschreiber aus den Fenstern des Prager Schlosses gest�rzt. Der Anstifter der Tat war Graf Matthias von Thurn, ein ehrgeiziger, unruhiger Mensch, der sich pers�nlich durch den Kaiser verletzt f�hlte. Er trat an die Spitze des Heeres, das die B�hmen jetzt ausr�steten, w�hrend zugleich eine proviso-rische Regierung eingesetzt wurde. Eine wesentliche Hilfe fanden die B�hmen in dem k�hnen S�ldnerf�hrer Ernst von Mansfeld, der ihnen Truppen zuf�hrte. Die kaiserlichen Truppen vermochten keine dauernden Erfolge davonzutragen; M�hren und Schlesien schl�ssen sich dem Auf-stand an.
i6i9. Im Jahre 1619 starb Matthias. W�hrend Thurn vor Wien stand, wurde sein Nachfolger Ferdinand auf der Hofburg durch eine Abordnung der protestantischen �sterreichischen St�nde in gro�e Gefahr gebracht und nur durch das pl�tzliche Erscheinen einer K�rassierabteilung gerettet. Doch erreichte es Ferdinand bei der Uneinigkeit der deutschen Kurf�rsten, da� Ferdinands. er gUm deutschen Kaiser gew�hlt wurde; die B�hmen dagegen setzten Friedrich v." ihn ab und w�hlten an seiner Stelle den dreiundzwanzigj�hrigen, ehr-B�hmeni6i9. geizigen, aber unbedeutenden und haltlosen Kurf�rsten Friedrich Y. von
Der b�hmisch-pf�lzische Krieg.
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der Pfalz, der die Krone annahm. Indessen war sein einziger Ver-b�ndeter der eifrig evangelische F�rst Bethlen Gabor (Gabriel Bethlen) von Siebenb�rgen, dagegen fand er nieder bei der Union noch bei seinem Schwiegervater Jakob I. von England Hilfe. Ferdinand dagegen gewann au�er der Unterst�tzung des lutherischen Kurf�rsten Johann Georg I. von Sachsen, der in die Lausitz einfiel, die Hilfe Maximilians von Bayern und der Liga, sowie der Spanier. Das kaiserlich-ligistische Heer unter Tilly brach in B�hmen ein; in der einst�ndigen Schlacht am Wei�en Berge bei Prag wurde Friedrich, der �Winterk�nig", v�llig SSSe geschlagen. Er floh �ber Schlesien und Brandenburg nach Holland; vom 1620-Kaiser wurde er ge�chtet.
An B�hmen aber nahm Ferdinand furchtbare Rache. DenMajest�ts-brief zerschnitt er mit eigener Hand; die Protestanten wurden durch viel-fache Drangsale verfolgt, viele Adlige hingerichtet oder verbannt und ihre G�ter eingezogen. Zugleich mit dem Protestantismus wurden die st�ndischen Freiheiten vernichtet und jeder Widerstand gebrochen, freilich auch durch den furchtbaren Druck der Wohlstand des Landes zerst�rt; viele b�hmische Protestanten wanderten damals aus und suchten anderswo eine neue Heimat.
� 40. Der pf�lzische Krieg. Der Krieg wurde nun nach der Pfalz Kampf um getragen, wohin einerseits Tilly, andrerseits von den Niederlanden her Me^faI�' die Spanier eindrangen. F�r die Sache Friedrichs V. dagegen traten au�er Ernst von Mansfeld zwei evangelische F�rsten unter die Waffen, der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig. Der letztere, ein Vetter der B�hmenk�nigin, deren Handschuh er an seinem Helm befestigt trug, war ein wilder, abenteuer-licher Kriegsmann, der zun�chst die westf�lischen Bist�mer brandschatzte.
Aber mehrere Schlachten, darunter die Schlacht bei Wimpfen, entschieden f�r die Liga, auch Heidelberg fiel in ihre Hand; Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig mu�ten die Pfalz r�umen und sich nach den n�rdlichen Niederlanden zur�ckziehen, die sich nach einem l�ngeren Waffenstillst�nde wieder in offenem Kriege mit den Spaniern befanden. Ein Einfall, den sie von dort im Jahre 1623 nach Westfalen machten, schlug fehl.
*) Johann Tserclaes von Tilly war auf dem Schlo� Tilly in den Niederlanden geboren, diente erst dem spanischen K�nige, dann im kaiserlichen Heere und trat darauf in den Dienst Maximilians, dessen Heerwesen er organisierte.
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Die Truppen der Liga standen nunmehr nicht nur in der Pfalz, sondern auch in den Bist�mern Westfalens. Der Kaiser nahm Friedrich V. de^Ku^auf die Pfalz und die Kur und �bertrug die letztere nebst dem Besitz der Maximilian. Oberpfalz auf Maximilian von Bayern. Die katholische Partei hatte einen gl�nzenden Sieg erfochten und eine Machtstellung gewonnen, die f�r den Protestantismus h�chst bedrohlich war.
Ter nieders�chsisch-d�nische Krieg.
Son s�JJ' � 4L Der nieders�chsisch-d�nische Krieg. Diesen gro�en Erfolgen matL der katholischen Waffen gegen�ber traten ausw�rtige M�chte in den Krieg ein. K�nig Christian IV. von D�nemark, der als Herzog von Hol-stein auch dem deutschen Reiche angeh�rte und von dem nieders�chsischen Reichskreise zum Obersten gew�hlt worden war, r�stete ein Heer; die Niederlande und England, dessen K�nig jetzt endlich sich zur Hilfeleistung verstand, stellten Geldmittel zur Verf�gung. Auch Ernst von Mans-seid erschien von neuem im Felde.
Unter diesen Umst�nden war es dem Kaiser, dem es l�stig war, von der Liga abh�ngig zu sein, und der schon l�ngst gew�nscht hatte, eigene Truppen zu besitzen, besonders willkommen, da� ihm ein bereits bew�hrter Wallenstetn. und bekannter Truppenf�hrer, Albrecht von Wald st ein oder Wallen-stein, anbot, aus eigenen Mitteln ein kaiserliches Heer aufzustellen. Wallenstein war von Geburt ein tschechischer Edelmann und urspr�nglich protestantisch erzogen worden, hatte aber dann auf einem Jesuitenkolleg eine katholische Erziehung erhalten. Er hatte studiert, sich dann im Kriegs-dienst ausgezeichnet und im b�hmischen Kriege auf eigene Kosten ein K�rassierregiment aufgestellt und befehligt. Die Gelegenheit der b�hmischen G�tereinziehung hatte er zu umfangreichen G�terank�ufen benutzt. Jetzt erhielt er als Besitzer der Herrschaft Friedland vom Kaiser den Herzogs-titel und wurde als General mit au�erordentlicher Vollmacht bekleidet. In kurzer Zeit hatte er ein Heer von 50000 Mann aufgestellt, das zeit-weise auf 100000 anwuchs und das er nach dem Grundsatze �der Krieg ern�hrt den Krieg" durch Brandschatzung der besetzten Gebiete unterhielt. Eine wunderbare Macht �bte der �Friedl�nder" �ber seine aus den ver-schiedensten L�ndern Europas stammenden Soldaten aus. Etwas Geheimnis-volles schien ihn zu umschweben, wenn er im Scharlachmantel, eine wallende rote Feder am Hut, durch die Lagergassen schritt, oder wenn er mit seinem Astrologen Seni aus den Sternen das Schicksal zu erforschen suchte. Er war nicht allein Feldherr, wie Tilly, sondern auch Staatsmann; durch
Der nieders�chsisch - d�nische Krieg.
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feine ganze Pers�nlichkeit und das Eigent�mliche feiner politischen Pl�ne ist er eine der merkw�rdigsten Gestalten der deutschen Geschichte geworden.
Im Jahre 1626 traf Wallenstein mit Ernst von Mansseld an der Defsauer Elbbr�cke zusammen und schlug ihn. Der letztere wandte sich nun nach Schlesien; als ihm aber Wallenstein dorthin folgte und ihn zur�ckdr�ngte, f�hrte er den Rest feiner Truppen nach Ungarn,
in der Hoffnung, Bethlen Gabor von Siebenb�rgen werde sich mit ihm vereinigen. Da dieser eben jetzt mit dem Kaiser Frieden schlo�, fa�te er den Entschlu�, sich nach Venedig zu begeben. Unterwegs wurde er in einem bosnischen Dorfe vom Tode �berrascht; er starb stehend, mit dem Harnisch bekleidet, indem er sich aus die Gef�hrten st�tzte.
In demselben Jahre trug auch Tilly �ber Christian IV. bei Lutter am Barenberge einen gl�nzenden Sieg davon. Als nun Tilly und Wallenstein zugleich mit ihren Heeren die Elb- und Weferlande �ber- ��ie6n266er9e-schwemmten, da wichen die Truppen des D�nenk�nigs allenthalben zur�ck.
Auch Holstein, Schleswig und J�tland wurden erobert und ebenso ge-brandschatzt wie die �brigen von den katholischen Heeren besetzten Gebiete. Die Herz�ge von Mecklenburg, die sich aus d�nischer Seite am Kriege beteiligt hatten, wurden ge�chtet und vertrieben und mit ihrem Lande Wallenstein vom Kaiser belehnt. Ja, Ferdinand plante die Errichtung einer kaiserlichen Flotte auf der Nord- und Ostfee mit spanischer Hilfe und ernannte Wallenstein zum �General der kaiserlichen Schiffsarmada wie auch des ozeanischen und baltischen Meeres General". Als dieser aber Stralsund zu nehmen versuchte, um an dieser Stadt einen St�tzpunkt A?Stra"l-s�r die neue kaiserliche Seemacht zu gewinnen, erlitt er einen Mi�erfolg; funb-die Stadt, die er im Zorn sich vermessen hatte herabzurei�en, selbst wenn sie mit Ketten an den Himmel geschlossen w�re, erwehrte sich seiner mit d�nischer und schwedischer Hilfe, und er mu�te abziehen.
Dagegen schlo� Christian IY. zu L�beck mit dem Kaiser Frieden; 8|SbeS er erhielt seine Lande zur�ck, verpflichtete sich aber, sich in die deutschen Angelegenheiten nicht einzumischen.
� 42. Das Restitutionsedikt und die Absetzung Wallensteins. Fer-dinand, der ganz unter dem Einflu� der Jesuiten stand, gedachte, seine gewaltige Machtstellung zu benutzen, um dem Protestantismus einen ver-nichtenden Schlag zu versetzen. Durch das Restitutionsedikt befahl er im Jahre 1629, da� alle Bist�mer, Kl�ster und anderen geistlichen G�ter,
die seit dem Passauer Vertrage s�kularisiert worden waren, der katholischen Kirche zur�ckgegeben werden sollten. Wurde das Edikt durchgef�hrt, so
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wurde das evangelische Bekenntnis in der Tat auf das schwerste gesch�digt, zugleich erlitten diejenigen protestantischen F�rstenh�user, welche geistliche G�ter eingezogen hatten oder deren Prinzen zu Administratoren s�kulari-sierter Bist�mer gew�hlt zu werden pflegten, eine starke Schm�lerung ihres Besitzstandes.
Indessen war die Mi�stimmung �ber Wallensteins eigenm�chtiges und r�cksichtsloses Verhalten und die Besorgnis vor dem ungeheuren Auf-schwung der kaiserlichen Macht immer mehr gewachsen und insbesondere auch bei den katholischen F�rsten weit verbreitet. Man warf dem Feld-Herrn vor, da� er in katholischen Gebieten ebenso gewaltt�tig verfahre wie in evangelischen, da� er viele protestantische Obersten habe, da� er �ber-Haupt nicht f�r die Religion, sondern f�r das Kaisertum Krieg f�hre. In der Tat war Wallenstein ein Gegner des Restitutionsedikts; sein Ziel msetzung^ war, von seinem pers�nlichen ehrgeizigen Streben abgesehen, die �kaiser-163�" liehe Majest�t" zu erh�hen, die �f�rstliche Libert�t" nach Kr�ften einzuschr�nken. An die Spitze der Unzufriedenen trat Maximilian von Bayern; und auf einem Kurf�rstentage zu Regensburg mu�te Ferdinand die Absetzung seines Feldherrn zugestehen. Tilly erhielt den Oberbefehl �ber die kaiserliche und ligistische Armee. Wallenstein h�rte die Abgesandten, die ihm seine Absetzung mitteilten, ruhig an; er habe es, sagte er, l�ngst in den Sternen gelesen, da� der Geist des bayrischen Kurf�rsten den des Kaisers regiere. Er verlie� das Heer und begab sich aus seine G�ter in B�hmen, wo er in k�niglicher Pracht Hof hielt.
Der Siegeszug Gustav Avolfs.
Gustav Adolf. � 43� Gustav Adolf bis zur Schlacht bei Breitellfeld. In den-selben Tagen, in denen zu Regensburg Wallensteins Absetzung beschlossen wurde, landete an der Nordwestk�ste der Insel Usedom Gustav Adolf, K�nig von Schweden. Er war der Enkel Gustav Wasas, unter dessen F�hrung sich das schwedische Volk von der Verbindung mit D�nemark losgemacht und der in Schweden die Reformation eingef�hrt hatte. Er hatte sich zu dem deutschen Kriege vornehmlich aus zwei Gr�nden ent-schl�ssen: erstens, weil er die Machterweiterung des Hauses Habsburg f�rchtete, das jetzt schon nach der Ostsee die H�nde ausstreckte, die Schwedens K�nige zu einem schwedischen Meere zu machen w�nschten; andrerseits, weil er dem evangelischen Glauben zu Hilfe kommen wollte, der durch die Siege der katholischen Waffen auf das �u�erste bedroht war. Denn Gustav Adolf war nicht nur ein weitsehender, klarblickender Staats-mann und furchtloser, kriegsge�bter Feldherr, er war auch ein von seinem
Der Siegeszug Gustav Adolfs.
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Glauben innerlich tief ergriffener evangelischer Christ; in ihm vereinigten sich in bewunderungsw�rdiger Weise Klarheit des Verstandes, Festigkeit des Willens und Tiefe des Gem�ts. Er hatte bisher siegreiche Kriege gegen die Russen und die Polen gef�hrt; jetzt entschlo� er sich zu dem Kriege, durch den Schweden f�r einige Zeit zur Gro�macht des Nordens wurde. Frankreich, obwohl eine katholische Macht, unterst�tzte ihn mit Geld; der gro�e franz�sische Staatsmann und Kardinal, Herzog von Richelieu, derselbe, der, um die Staatseinheit zu begr�nden, die Richelieu. Hugenotten bek�mpfte, stellte sich auf die Seite des evangelischen Schweden-k�nigs, um der Machtentfaltung des Hauses Habsburg, des alten Neben-buhlers des franz�sischen K�nigtums, entgegenzutreten.
Gustav Adolf besetzte zun�chst einen Teil Pommerns, dessen Herzog,
der letzte seines Stammes, ihm die Tore von Stettin �ffnete. Am Wiener Hofe glaubte man, den �Schneek�nig" verachten zu d�rfen; �wir haben halt a Kriege! mehr", sagte Kaiser Ferdinand. In der Tat waren es zun�chst nur wenige deutsche St�nde, die sich dem �L�wen aus Mitter-nacht" anschl�ssen. Insbesondere die beiden Kurf�rsten von Branden-b�rg und von Sachsen dachten, zwischen ihm und dem Kaiser eine neutrale 5ur96' Stellung einzunehmen. Der erstere, Georg Wilhelm, Gustav Adolfs Schwager, lie� sich dabei u. a. von der begr�ndeten Besorgnis leiten, da� Gustav Adolf Absichten auf Pommern habe; dieses nahm aber aus Grund eines Erbvertrags Brandenburg f�r sich in Anspruch. Erst als Gustav Adolf seine Kanonen auf Berlin richtete, verstand sich Georg Wilhelm dazu, sich an ihn anzuschlie�en und ihm Spandau einzur�umen.
Indessen verwandte Tilly seine ganze Kraft darauf, Magdeburg einzunehmen. Jetzt wie zur Zeit des Interims ein Hort des Protestantismus, hatte sich die Stadt dem Restitutionsedikt widersetzt, war daher ge-�chtet und zun�chst von dem General Pappenheim belagert worden, bis Tilly sich selbst vor ihre Mauern legte. Gustav Adolf, durch die Ver-Handlungen mit Brandenburg und Sachsen hingehalten, konnte die Stadt nicht retten. Im Mai 1631 wurde sie erst�rmt und durch eine Feuers- 8er���� brunst, die w�hrend des Stra�enkampfes ausbrach, fast v�llig in Asche sma19^e16ur8 gelegt; au�er dem Dom und einer anderen Kirche blieben nur einige Fischerh�tten erhalten. Die Vernichtung Magdeburgs war ein schwerer Schlag f�r die Sache des Protestantismus.
Gustav Adolf bezog jetzt ein festes Lager bei Werben am linken Elbufer, unweit der Havelm�ndung. Inzwischen brach Tilly in Sachsen ein, um den Kurf�rsten Johann Georg zum unbedingten Anschlu� an die Sache des Kaisers zu n�tigen. Aber dies hatte den entgegengesetzten
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Deutsche Geschichte.
Erfolg. N�mlich, da� Johann Georg Gustav Adolf zu Hilfe rief. Die Fettenfeld. Schweden und Sachsen vereinigten sich, und bei Breitenfeld, n�rdlich 163L von Leipzig, wurde im September 1631 Tilly vollst�ndig geschlagen. Die Schlacht war von entscheidender Bedeutung. Die �bermacht der katholischen Partei war gebrochen; es begann die Siegeslaufbahn Gustav Adolfs.
?M�wz^ � 44 Gustav Adolf in Siiddentschland. Die Schlacht bei L�tzen.
Der siegreiche Schwedenk�nig zog nunmehr durch Th�ringen und die Mainlande nach dem Rhein, ohne Widerstand zu finden. In Mainz hielt er im n�chsten Winter Hof, an der Seite seiner Gemahlin, umgeben von protestantischen Abgesandten und F�rsten, unter denen sich auch der ver-triebene B�hmenk�nig Friedrich V. von der Pfalz befand. Im n�chsten 1632. Fr�hjahr zog der K�nig zun�chst den Main aufw�rts nach dem gut evan-gelischen N�rnberg, wo er mit st�rmischer Begeisterung empfangen wurde; dann erzwang er durch die Schlacht bei Rain, in der Tilly t�dlich ver-wundet wurde, den �bergang �ber den Lech, brach in Bayern ein und
von^nchen. na^m M�nchen, die Hauptstadt Maximilians, der nach Norden ab-gezogen war.
Gustav Adolf stand auf der H�he seines Gl�cks. Er hatte den evangelischen Glauben gerettet und hatte Schweden gro� gemacht. Welche Pl�ne er f�r die Zukunft hegte, ist uns nicht genau bekannt; doch dachte er jedenfalls daran, deutsche Lande, vor allem Pommern, zu erwerben und Schweden einen starken Einflu� auf die deutschen Verh�ltnisse zu sichern, Pl�ne, deren Verwirklichung f�r Deutschlands nationale Entwicklung nicht f�rderlich gewesen w�re. Indessen war ihm ein gewaltiger Gegner gegen-�bergetreten, Wal lenstein, der auf die Bitten des Kaisers wieder ein Heer aufgestellt hatte; allerdings hatte ihm Ferdinand den alleinigen und unbeschr�nkten Oberbefehl zugestehen und zugleich zum Ersatz s�r das ver-Gustaf W�lf lorene Mecklenburg ein anderes F�rstentum versprechen m�ssen. Nachdem BtiSberg. er iu B�hmen eingefallenen Sachsen vertrieben hatte, traten sich die beiden Feldherren bei N�rnberg gegen�ber. Wallensteins Lager befand sich auf einem H�henzuge und war stark verschanzt. Trotzdem versuchte Gustav Adolf, nachdem sich die Heere einige Wochen gegen�bergelegen hatten und Krankheiten in seinem Lager ausgebrochen waren, die feind-liche Stellung zu erst�rmen, wurde aber unter gro�en Verlusten zur�ck-geschlagen. Da zog er in der Richtung auf Bayern ab; als er aber ver-nahm, da� sich Wallenstein nach Sachsen gewandt habe und das Land seines Bundesgenossen furchtbar verheerte, kehrte er um und folgte ihm, unterwegs vielfach von den Evangelischen mit jubelnder Verehrung begr��t.
Der schwedisch - franz�sische Krieg.
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Am 16. November 1682 kam es bei L�tzen zur Schlacht. Am beff5^ Morgen herrschte dichter Nebel; erst gegen Mittag griffen die Schweden 16 glob-163'2-an. Gleich beim Beginn der Schlacht wurde Pappenheim t�dlich ver-wundet, der mit seiner Reiterei kurz vorher eingetroffen war. W�hrend der K�nig immer neue Regimenter vorf�hrte, um die Stellung des Feindes zu ersch�ttern, wurde er mehrmals verwundet und st�rzte vom Ro�, das,
reiterlos zur�cksprengend, den Schweden die Kunde vom Tode ihres K�nigs brachte. Desto erbitterter griffen diese jetzt unter der F�hrung des Prinzen Bernhard von Weimar an; der Kampf entbrannte mit verdoppelter Wut, bis der Feind endlich zum R�ckzug gezwungen wurde. Wallenstein ging nach B�hmen zur�ck; aber der F�hrer der protestantischen Sache war gefallen.
Der schwedisch-franz�sische Krieg.
� 45. Charakter des Krieges. Der Teil des Krieges, der mit dZ�ges. dem Tode Gustav Adolfs beginnt, wird zun�chst dadurch gekennzeichnet,
da� sich jetzt die Franzosen mehr und mehr an der Kriegf�hrung be-teiligten und endlich ein selbst�ndiges Heer aufstellten. Die religi�sen Interessen traten nunmehr in den Hintergrund; es handelte sich jetzt fast nur noch um politische Machtfragen; ausl�ndische M�chte benutzten die Zerrissenheit Deutschlands, um das Haus Habsburg auf deutschem Boden, durch deutsche F�rsten und deutsche Landsknechte zu bek�mpfen.
Daneben gewannen die selbsts�chtigen Bestrebungen einzelner Heer-f�hrer, die sich bei dem allgemeinen Zusammensturz einen F�rstenthron erwerben wollten, einen bestimmenden Einflu�. Die Zuchtlosigkeit der Heere endlich �berstieg alles Ma�; und die Schweden, deren gefallener K�nig immer auf gute Mannszucht gehalten und t�gliche Betstunden im Lager angeordnet hatte, machten sich jetzt durch die greulichen Martern,
die sie erfanden, um die Einwohner zur Auslieferung ihrer versteckten Habe zu n�tigen, einen besonders furchtbaren Namen.
� 46. Wallensteins Untergang. Bei den Schweden �bernahm jetzt der Kanzler Oxenstjerna die politische Leitung, w�hrend Prinz Bern-hard von Weimar, der General Horn und Graf Thurn die Heere befehligten. W�hrend die beiden ersteren am Main und an der oberen Wallensteins Donau standen, wandte sich Wallenstein nach Schlesien, wo er Thurn Ehrung, gegen�bertrat. Nach einer l�ngeren Pause, w�hrend deren er mit dem Gegner Verhandlungen f�hrte, besiegte er diesen und zwang ihn zur �ber-g�be. Aber da� er so z�gernd Krieg f�hrte, da� er mit den Feinden in
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Deutsche Geschichte.
Verbindung trat, endlich da� er gegen den Wunsch des Kaisers in B�hmen Winterquartiere nahm und diesem Lande die Lasten der Heeresunterhaltung auferlegte, erregte am Wiener Hofe wachsendes Befremden und Mi�trauen. Es war besonders die jesuitische Partei am Hofe, die ihm �bel wollte; denn auch jetzt widersetzte er sich standhaft ihren W�nschen.
In der Tat hing der Friedl�nder Pl�nen nach, die der Politik des Kaisers zuwiderliefen. Er w�nschte den Frieden in Deutschland her-zustellen, und zwar gemeinsam mit den protestantischen St�nden, mit denen er eine Verbindung plante, um die Schweden aus dem Lande zu treiben; f�r sich selbst hoffte er ein deutsches Land zu gewinnen; falls der Kaiser diesen Gedanken seine Zustimmung versagte, gedachte er, ihn mit Gewalt dazu zu zwingen. Indessen trat er nicht nur mit den Sachsen, sondern auch mit den Schweden und Franzosen in Verhandlung. Als er dann merkte, da� die Umgebung des Kaisers damit umging, ihn abzusetzen, tat er einen bedeutsamen Schritt; er versammelte seine Obersten zu Pilsen um sich und lie� sich von ihnen das schriftliche Versprechen geben, sich in keinem Falle von ihm zu trennen. Jetzt handelten seine Gegner. Sie gewannen die meisten der Obersten durch Versprechungen und Verg�nsti-gungen im geheimen f�r die kaiserliche Partei; dann erlie� Ferdinand eine Verordnung, durch die er Wallenstein seines Oberbefehls enthob. Es folgte ein allgemeiner Abfall; nur wenige Regimenter blieben dem General treu, der mit ihnen nach Eger marschierte, um von dort aus den Schweden Wallcnstews Hand zu reichen. Da wurden auf Veranstaltung des Obersten Butler, i634. eines Iren, und des'Kommandanten von Eger, des schottischen Obersten Gordon, zuerst seine zu einem Mahl vereinigten Anh�nger Terzka, Jlow und Kinsky ermordet; dann fiel der Herzog selbst in seinem Schlafgemach durch die Hellebarde eines seiner Hauptleute.
� 47, Von der Schlacht bei R�blingen bis zum Westf�lischen Frieden. In der n�chsten Zeit fielen dem Kaiser auf dem Gebiete der Heerf�hrung und auf dem der diplomatischen Verhandlungen bedeutende Er-folge zu. Zun�chst trug das kaiserliche Heer, das nunmehr von Ferdinands gleichnamigem Sohne, dem K�nig von Ungarn, und den Gener�len S^achtgbei Gallas und Piccolomini befehligt wurde, in der Schlacht bei N�rd-1634- lingen, in welcher der schwedische General Horn gefangen genommen wurde, einen gl�nzenden Sieg �ber die Schweden davon. Diese mu�ten nunmehr fast das ganze rechtsrheinische S�ddeutschland r�umen. Ferner schl�ssen die Kurf�rsten von Sachsen und Brandenburg im n�chsten Jahre s�mgbems. mit dem Kaiser den Frieden von Prag, worin dieser ihnen einige Zu-
Ter Westf�lische Friede.
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gest�ndnisse machte und an Sachsen die Lausitz �berlie�, jene aber dem B�ndnis mit Schweden entsagten und sich und ihre Truppen der kaiser-lichen Hoheit unterstellten.
Bald allerdings gelang es den Schweden wieder Fortschritte zu machen. Der wilde, ausschweifende General Bansr siegte bei Witt stock im n�rd-lichen Brandenburg; und Bernhard von Weimar eroberte das obere Elsa� und die angrenzenden Gebiete, wo er sich ein Herzogtum zu gr�nden gedachte. Da raffte ihn im Jahre 1639 ein pl�tzlicher Tod dahin; und Be�ards nachdem er selbst, obwohl ein Mann von gut deutscher Gesinnung, sich tion 38eimar-von Frankreich Hilfsgelder hatte zahlen lassen, trat nun sein Heer in franz�sischen Sold und wurde von franz�sischen Feldherren, Cond�,
Turenne u. a., gef�hrt.
Als Befehlshaber des schwedischen Heeres folgte auf Baner der tat-kr�ftige Torstenson, der, obwohl gichtkrank, mit unerh�rter Schnellig-keit Deutschland durchzog und zweimal tief in die �sterreichischen Erblande jSegSre. eindrang; auf diesen Wrangel und K�nigsmark. Auf kaiserlicher Seite zeichnete sich der k�hne Reitergeneral Johann von Werth aus, der ein-mal pl�ndernd und Furcht verbreitend aus den spanischen Niederlanden bis in die Gegend von Paris vordrang. Zu einer endg�ltigen Entscheidung aber kam es nicht; indessen litt Deutschland unter den Verheerungen der Armeen auf das furchtbarste. Die letzte Waffentat in diesem Kriege war der �berfall der Klein feite von Prag, d. h. des auf dem linken Moldau- ms.
ufer liegenden Stadtteils, durch den schwedischen General K�nigsmark;
da erscholl die Kunde vom Friedensschlu�.
Der Westf�lische Friede.
� 48. Seit dem Jahre 1645 fanden in M�nster und Osnabr�ck Verhandlungen �ber den Frieden statt, die sich aber au�erordentlich lange hinschleppten; im Oktober 1648 kam es endlich, nachdem auch der Kaiser, F^wandui seit 1637-Ferdinand III., seine Zustimmung gegeben hatte, zur Unter- i�k-W zeichnung des Friedens.
Was zun�chst die Gebietsverh�ltnisse anlangt, so wurde fol- r,
, � r n. y 1 � ' 1 1 stimmungen
gendes bestimmt: �ber Gebiets-
o- � . y , ^ � Verhaltnisse.
Frankreich wurde f�r ferne Teilnahme am Kriege dadurch ent-sch�digt, da� ihm au�er den Bist�mern Metz, Toul und Verdun, die es bereits 1552 gewonnen hatte, die Landgrafschaft im Ober- und Unterelsa� und die Landvogtei �ber die els�ssischen Reichsst�dte (zu denen Stra�burg nicht gerechnet ward) abgetreten wurde; franz�sische Fahnen wehten also nunmehr am Rhein, und S�ddeutschland stand franz�sischen Einf�llen offen.
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Deutsche Geschichte.
An Schweden fiel Vorpommern mit Stettin, dazu die Stadt Wismar und die Bist�mer Bremen (nicht die Stadt Bremen) und Verden; so beherrschte es die M�ndungen der Oder, Elbe und Weser.
Brandenburg erhielt von dem pommerschen Erbe nur Hinter-pommern, dazu als Entsch�digung die Bist�mer Kammin, Minden, Halber-stadt und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg, dessen Ad-ministrator, ein s�chsischer Prinz, im Jahre 1680 starb.
Bayern behielt die Oberpfalz und die Kur.
Die Rheinpfalz wurde dem Sohne Friedrichs V. zur�ckgegeben und f�r ihn eine achte Kurw�rde geschaffen.
Sachsen erhielt die Lausitz.
Die Schweiz und die Niederlande wurden endg�ltig vom deutschen Reiche losgetrennt.
?estw? Ferner wurden die religi�sen Verh�ltnisse geordnet. Der ge-mungen. w�ltige, anfangs von gro�en Erfolgen begleitete Versuch der katholischen Partei, den Protestantismus auf der ganzen Linie zur�ckzudr�ngen, war schlie�lich mi�lungen. Beide Bekenntnisse wurden von neuem als gleich-berechtigt anerkannt und nunmehr endlich auch die Reformierten in den Religmnsfrieden aufgenommen. Hinsichtlich der geistlichen^ G�ter bestimmte man, da� diejenigen, die im Jahre 1624 katholisch gewesen seien, katholisch, die, welche sich damals in protestantischem Besitz befunden h�tten, prote-stantifch bleiben sollten.
rechtUcheLe- Endlich wurden wichtige Bestimmungen �ber die Reichsverfassung stimmungen. getroffen. In dem Kampf zwischen Kaisertum und F�rstentum hatte das letztere den Sieg errungen. Den F�rsten wurde durch den Westf�lischen Frieden die volle Landeshoheit zugesprochen, insbesondere das Recht, B�nd-nisse untereinander und sogar mit fremden M�chten, au�en gegen Kaiser und Reich, abzuschlie�en.
Teutschland am Ende des Drei�igj�hrigen Krieges.
Weende � 49. Die politischen Verh�ltnisse. Die Folgen des gro�en Krieges DemMands. raaren f�r Deutschland in jeder Beziehung verh�ngnisvoll; zun�chst auf dem politischen Gebiete. Zwar, da� der letzte Versuch, eine starke kaiserliche Gewalt zu begr�nden, gescheitert war, mu�te man als ein gl�ckliches Ergebnis ansehen; denn ein Sieg des Hauses Habsburg h�tte die spanische Fremdherrschaft und die Vergewaltigung der Gewissens-sreiheit bedeutet. Andrerseits war es nunmehr klar, da� die Zersplitterung Deutschlands fortschreiten und der Reichsverband sich noch mehr l�sen w�rde. Das Reich wandelte sich allm�hlich in einen Staatenbund um,
Deutschland am Ende des Drei�igj�hrigen Krieges.
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dessen Mitglieder, Kurf�rsten, weltliche und geistliche F�rsten, Reichsst�dte,
nur lose miteinander verbunden waren und dem ein politischer Mittel-punkt fehlte. Denn der kaiserliche Hof konnte nicht mehr als solcher gelten;
aber der Reichstag, der nunmehr die Form eines Gesandtenkongresses annahm und st�ndig in Regensburg versammelt blieb, war viel zu schwer-f�llig in seinen Formen und viel zu ohnm�chtig, als da� er ein Mittel-punkt des politischen Lebens h�tte sein k�nnen. Damit hing die Ohn-macht des Reiches nach au�en zusammen. Innerlich zwietr�chtig, ohne einheitliche politische Leitung, ohne regelm��ige Geldeink�nfte, ohne ein geordnetes Heerwesen, befand sich Deutschland in einer sehr ungl�cklichen Lage, desto mehr, weil sich in derselben Zeit das benachbarte Frankreich zu einem einheitlich zusammengeschlossenen, von seinem K�nig mit absoluter Machtvollkommenheit beherrschten Milit�rstaat entwickelte.
Auf Kosten des Ganzen hatten sich die deutschen (Sinzelftctcttett ausgebildet. Die meisten von ihnen freilich waren so klein und un-bedeutend, da� man auf sie keinerlei Hoffnungen f�r ein k�nftiges Er-starken der deutschen Nation setzen konnte. In den engen und kleinlichen Verh�ltnissen dieser Staaten blieb der Gesichtskreis beschr�nkt und konnte der nationale Stolz nicht gedeihen. Manche der Regenten jener Zeit zeichneten sich durch landesv�terliche F�rsorge f�r die wirtschaftliche und geistige Hebung ihrer Untertanen aus, andere dagegen waren vor allen Dingen bestrebt, f�rstlichen Glanz zu entfalten, Schl�sser zu bauen und eine prunkvolle Hofhaltung einzurichten, um im kleinen das Beispiel des franz�sischen K�nigs Ludwig XIV. nachzuahmen; so wurden sie zu Be-dr�ckern ihrer Untertanen. Die gr��eren Staaten aber, welche zu einer InzZwa?^! selbst�ndigen Politik imstande waren, nahmen vor allem ihre Sonder-interessen wahr. �sterreich besonders wuchs, w�hrend es durch seine vom Gl�ck beg�nstigte europ�ische Politik sich zur Gro�macht entwickelte, aus Deutschland mehr und mehr heraus. Aber auch die �brigen Staaten waren in erster Linie auf das eigene Wohl bedacht, setzten die nationalen Angelegenheiten hintan und hielten es �fter f�r zweckm��ig, sich mit Frankreich zu verbinden. In Brandenburg trat sehr bald das ener-gische Bestreben zutage, ein einheitliches, machtvolles Staatswesen zu entwickeln, das einst den Kern f�r ein neues deutsches Reich bilden sollte.
� 50. Deutschlands soziale und geistige Zust�nde. Der gro�e Krieg hat auf dem Gebiete des sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens wahrhaft vernichtend gewirkt und einen un�berbr�ckbaren Ri� in der deutschen Entwicklung hervorgerufen.
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Deutsche Geschichte.
licheZust�nde. deutsche Volkswirtschaft zun�chst hatte auf das schwerste ge-
litten. Die Bev�lkerung war im Durchschnitt etwa aus die H�lfte, in manchen Gegenden noch weit mehr zur�ckgegangen; eine gro�e Menge von �f$aftrti D�rfern waren zerst�rt und zu W�stungen geworden. Die Landwirt-schaft befand sich in gro�er Bedr�ngnis, zumal da der Viehstand zu einem gro�en Teil vernichtet, da viele Gutsbesitzer von Schulden erdr�ckt waren, da der Tagelohn bei dem Mangel an Arbeitern sehr hoch war. Bei weitem trauriger aber als die Lage der gro�en Eigent�mer wurde die der Bauern, die sich nur mit gro�er M�he aus der Armut und dem Elend emporarbeiteten. In manchen Gegenden verloren sie ihre Bauernstellen an die Gutsherren, die sie aufs neue mit Fronden schwer dr�ckten (�Bauern-legen"). Dazu kam, da� die verarmten Bauern zur Aufbringung der neuentstandenen Staatssteuern herangezogen wurden.
Auch der st�dtische Wohlstand war schwer getroffen: Deutschland war aus dem reichen Lande, das es im sechzehnten Jahrhundert gewesen Gewerbe, war, ein armes Land geworden. Das fr�her bl�hende Gewerbe lag darnieder und konnte sich, da die Kaufkraft des Volkes gesunken war, da andererseits englische, holl�ndische und franz�sische Waren in Menge Handel. Eingang fanden, nur langsam erholen. Ebenso schwer hatte der Handel gelitten. Er war zum gro�en Teil in der Hand fremder Kaufleute und wurde mit fremdem Gelde betrieben. Die M�ndungen der gro�en deutschen Str�me waren in fremdem Besitz; die der Oder, Elbe und Weser hatten die Schweden mit Beschlag belegt, die des Rheines war in der Hand der Niederl�nder, die Weichselm�ndung geh�rte den Polen. Den Besitz des Sundes, der Pforte zur Ostsee, nutzten die D�nen zur Erhebung des Sundzolles aus. Der Hansebund war auf die drei St�dte Hamburg, Bremen und L�beck beschr�nkt; die beiden ersteren gewannen von jetzt ab als wichtige Einfuhrpl�tze mehr und mehr einen Vorsprung vor L�beck, dessen Ostseehandel ja zum gr��ten Teil in die Hand der Holl�nder und Engl�nder �bergegangen war. In weiten Gebieten des Inneren aber war der einst so lebhafte Verkehr fast erstorben. Neben den Hansest�dten waren fast nur Frankfurt a. M., Leipzig und Breslau noch wichtige Verkehrs-pl�tze. In einer Zeit, wo Holland, England und Frankreich sich zu Handels-und Kolonialv�lkern ersten Ranges entwickelten, wo sie die ertragreichsten Gebiete der fremden Erdteile mit Beschlag belegten und durch eine kluge Handelspolitik ihre Ausfuhr zu m�glichster H�he zu steigern wu�ten, sah sich das vormals so see- und handelsm�chtige Deutschland nicht nur von dem Wettbewerb um �berseeische Gebiete ausgeschlossen/ sondern mu�te m�hsam um die ersten Anf�nge des Wohlstandes ringen.
Deutschland am Ende des Drei�igj�hrigen Krieges.
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Das B�rgertum besa� nicht mehr die Bedeutung und das stolze Selbstgef�hl fr�herer Zeiten; ein dem�tiges und unterw�rfiges, zugleich aber geziertes und f�rmliches Wesen nahm �berhand, und von nationalem Sinn und Selbstbewu�tsein war an vielen Orten keine Spur mehr vor-H�nden. Auch der Adel stand nicht mehr so selbst�ndig und trotzig da,
wie vor Zeiten; er hatte sich der Macht der F�rsten beugen m�ssen und bildete sich eben damals vielfach zu einem Hofadel oder, wie in Branden-b�rg, zu einem Offiziers- und Beamtenadel um. Daf�r wurde er aber auch von den F�rsten in hohem Ma�e gef�rdert und mit Vorrechten aus-gestattet; er geno� das h�chste gesellschaftliche Ansehen und war in jeder Beziehung der erste Stand. Das adlige und h�fische Leben aber nahm damals Formen an, die aus dem Auslande erborgt waren; mit der Etikette des franz�sischen Hofes �bernahm man franz�sische Sitten und Moden, franz�sische Kleider und Per�cken; die franz�sische Sprache wurde die Sprache der feinen Welt, und wer deutsch sprach, glaubte sich dann am geschmackvollsten auszudr�cken, wenn er m�glichst viele Fremdw�rter an-wandte.
Das geistige Leben war �berhaupt durch den Krieg auss schwerste Das geistige betroffen worden. Am schlimmsten war die geistige Roheit bei dem Bauernstande. Aber auch das h�here Schulwesen und die Wissenschaft nahmen erst allm�hlich wieder einen Aufschwung. Aberglaube war weit verbreitet; der Hexenaberglaube insbesondere war allgemein, und zahllose Frauen und M�dchen wurden als Hexen verbrannt. Gegen den Gebrauch der Folter vor Gericht, durch die man auch Unschuldigen oft ein Gest�ndnis abpre�te, hatte sich noch keine Stimme erhoben.
Die deutsche Literatur der Zeit, als deren Vertreter der durch Deutsche das �Buch von der deutschen Poeterey" ber�hmt gewordene Martin atteratur' Opitz und die Dichter der beiden schleichen Dichterschulen zu nennen sind, tr�gt den Charakter des Gelehrten und Gezierten, wodurch sie von dem volkst�mlichen Zuge, wie er die Literatur des vorigen Jahrhunderts beherrschte, scharf geschieden wird. Volksm��ig und wahr blieb fast allein das deutsche Kirchenlied, unter dessen Dichtern Paulus Gerhardt hervorragt. Das religi�se Interesse blieb �berhaupt, wenigstens im deut-schen B�rgerstande, ernst und echt; und wenn das Luthertum unter der Herrschaft einer einseitig die strenge Rechtgl�ubigst betonenden Richtung in eine Art von Erstarrung geraten war, so entwickelte sich ein neues,
reiches Leben durch den Pietismus, der in der zweiten H�lfte des Jahr- Pietismus. ' Hunderts entstand und dessen bedeutendste M�nner Spener und August Hermann Francke waren.
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Musik- In der Kunst bew�hrte nur die Musik in den n�chsten Jahr-zehnten deutsche Art und deutsches Wesen: sie hat in den Oratorien H�ndels und den Passionen und Orgelwerken des Leipziger Thomas-kantors Johann Sebastian Bach herrliche, unverg�ngliche Sch�pfungen hervorgebracht.
Die bildenden K�nste traten ganz unter den Einflu� des Auslandes, Baukunst, besonders Frankreichs. In der Baukunst gelangte der Barockstil zur Herrschaft, der sich aus dem Renaissancestil entwickelt hatte. Glanz und Pracht bilden den Charakter dieses Stiles; die Baumeister der Zeit suchten durch gewaltige Ausdehnung und reiche Dekoration ihrer Bauwerke den Eindruck des W�rdevollen und Gro�artigen zu erreichen, wie er besonders f�r f�rstliche Schl�sser angemessen schien. Dem Barock folgte im Laufe des 18. Jahrhunderts das Rokoko, das weniger auf das Imposante als auf das Grazi�se ausgeht. In diesem Stil sind der Zwinger zu Dresden und das- Schlo� Sanssouci zu Potsdam erbaut.
� 51. Kursachsen in der Zeit des Drei�igj�hrigen Krieges. Die
hohe Bl�te Sachsens unter Kurf�rst August welkte unter seinen n�chsten Nachfolgern und in der b�sen Zeit des Drei�igj�hrigen Krieges dahin. Als 1618 der Krieg in B�hmen ausbrach, trat der lutherische Kurf�rst Johann Georg I. auf die Seite des katholischen Kaisers, sein Ha� gegen alles, was calvinistisch hie�, brachte es mit sich, da� er eher den Feind der Protestanten als den reformierten Kurf�rsten von der Pfalz, den neuen B�hmenk�nig, unterst�tzte. Im Auftrage des Kaisers besetzte Johann Georg die Lausitz (Erst�rmung von Bautzen 1620) und Schlesien. Als freilich der siegreiche Kaiser 1629 durch das Restitutionsedikt auch den Besitzstand Sachsens schwer bedrohte und Tilly nach der Zerst�rung Magdeburgs in das Land des Kurf�rsten einbrach, trat dieser auf die Seite Schwedens und half Tilly bei Breitenfeld besiegen. Nunmehr verheerten die Kaiserlichen, namentlich unter General Holk, Teile Sachsens aufs f�rchterlichste. Da schlo� der Kurf�rst 1635 mit dem Kaiser den Frieden zu Prag und gewann dadurch die Lausitzen. Nun hausten die feindlichen Schweden in dem armen Sachsenlande schlimmer als einst die Husfiten. Fast alle St�dte, das dreimal belagerte Frei-berg und Dresden ausgenommen, wurden von ihnen aufs schrecklichste verw�stet, W�rzen erlebte seine �Marterwoche" und Pirna sein �schwe-disches Elend". Von vielen D�rfern blieb kein Stein auf dem andern, da� man wohl aus alten Kirchenb�chern ihre Namen noch wei�, aber die St�tten nicht mehr kennt, da sie gestanden. Die Einwohnerzahl war
Johann Georg I. auf selten des Kaisers.
Der Kurf�rst auf seilen der Schweden.
Friede zu Prag 1635. Verheerungen tri Sachsen.
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durch Krieg und Pest etwa auf die H�lfte gesunken, der Viehstand war vernichtet, Ackerbau, Handel, Gewerbe lagen darnieder, und die Sch�chte verfielen. Wenn trotzdem das ersch�pfte Land sich immerhin bald er-holte, so waren daran auch die aus �sterreich und B�hmen zustr�menden Protestanten (etwa 150000) schuld, die teils ganz neue Orte gr�ndeten, wie Johanngeorgenstadt und Neusalza in der Oberlausitz, teils in vielen St�dten �b�hmische Gemeinden" und �b�hmische Gassen" schufen. Aanim Bald auch erstarkten Handel und Gewerbe wieder; in den zahlreichen Orten des Erzgebirges, wo die Silberausbeute eine geringere wurde,
griffen die Bewohner zur Serpentindrechselei, Posamentenfabrikation, Herstellung von Musikinstrumenten und anderen Industriezweigen.
Durch die Erwerbung der Nieder- und Oberlausitz wurde Sachsen um etwa 10000 qkm vergr��ert. Diese Gebiete, in denen sich stellen-weise das Wendentum behauptet hatte (Wendei), waren in alten Zeiten schon wettinisch gewesen, hatten dann teils zu Brandenburg,
teils zu B�hmen geh�rt und waren dann kaiserlich geworden. Die Niederlausitz war freilich in der Entwicklung hinter der Oberlausitz zur�ckgeblieben; hier gelangten die sogenannten �Sechsst�dte" Bautzen,
Zittau, L�bau, Kamenz, G�rlitz und Lauban zu gro�er Selbst�ndigkeit Lausig und Macht, die selbst der Adel sp�ren mu�te. Die Tuchmachern besch�ftigte Taufende der Bewohner, dazu gesellte sich die Leineweberei,
die nach dem Drei�igj�hrigen Kriege ihre Erzeugnisse sogar nach Eng-land ausf�hrte. Da der Kurf�rst von Sachsen bei der �bernahme der Lausitzen sich hatte verpflichten m�ssen, ihre Landes- und Kirchen-Verfassung nicht anzutasten, so konnte die Reformation, die namentlich in den St�dten der Lausitz viele Anh�nger gesunden hatte, nicht gesetzlich eingef�hrt werden. Daher kommt es, da� noch heute dort viele Katholiken wohnen, da� Bautzen noch einen Bischof und ein Domkapitel besitzt und da� sich in der Lausitz noch die beiden Kl�ster Marienstern und Mariental befinden. Beide Konfessionen lebten aber durchaus friedlich nebeneinander, ja, sie benutzten sogar � wie noch heute � die Petri-tirche in Bautzen gemeinsam zu ihren Gottesdiensten (Simultankirche).
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Geich. II.
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II. Das Zeitalter des Absolutismus und des Kmporkommens von Greu�en. 1648 �1786.
1. Die Zeit Friedrich Wilhelms, des Gro�en Kurf�rsten, und K�nig Friedrichs I. 1640 �1713.
Der Grone Kurf�rst. 1640�1688.
� 52. Die Mark Brandenburg bis zum Regierungsantritt des Gro�en Kurf�rsten. Die Vorgeschichte der Mark Brandenburg �hnelt der-jenigen der Mark Mei�en, auch hier galt es, in Jahrhunderte langen K�mpfen die slavischen Volksst�mme zu unterjochen und die gewonnenen Gebiete zu ger-manisieren. In derselben Zeit, als die Wettiner in Mei�en die erbliche Mark-Albrecht der grafenw�rde empsingen, belehnte Kaiser Lothar von Supplinburg Albrecht 1134! den B�ren aus dem Hause Askanien (Aschersleben) mit der Nord-mark, der heutigen Altmark. Dieser erwarb die Havelgebiete und nannte sich Markgraf von Brandenburg. Nach dem Aussterben der As-W'ttelsbacher kanier beherrschten die Wittelsbacher und dann die Luxemburger die Mark;
und Luxem-
burger. besonders lie� ihr Kaiser Karl IV. seine F�rsorge angedeihen und erhob sie zum Kurf�rstentum. Nachher erlebte das Land eine b�se Zeit, in der namentlich der trotzige Adel die kleineren St�dte brandschatzte und die Kauf-Fr^edrichsvon ^eu*e pl�nderte. Auf dem Reichstage zu Konstanz �bertrug 1415 Kaiser Hostenzolleril Sigmund die Mark und die Kur zu Lehen an den Burggrafen
mit der Mark � u y
1415. Friedrich VI. von N�rnberg, aus dem fr�nkischen Zweige der Hoh,enzollern. Unter einer stattlichen Reihe hohenzollernscher Kur-surften gedieh das Land im Innern und wuchs nach au�en, wie sein Nachbar-staat, das Land der Wettiner. Aber w�hrend diese ihre L�udewien 1485 Das teilten, setzte der brandenburgische Kurf�rst Albrecht Achilles in einem Hausgesetz. Hausgesetz die Unteilbarkeit der m�rkischen Lande fest.
Der Reformation Luthers standen die Brandenburger erst feindlich gegen�ber, doch f�hrten sie diefelbe allm�hlich in ihrem Lande ein, kurz vor Ausbruch des Drei�igj�hrigen Krieges jedoch trat der Kurf�rst zur refor-Erwerbungen, mierten Kirche �ber. Derselbe F�rst, Johann Sigismund, ge-wann um diese Zeit durch Erbschaft ewige L�nder: im Westen Cleve, Mark und Ravensberg, im Osten Preu�en, das alte Ordensland, allerdings noch, als polnisches Lehen, und erhob so Brandenburg zum m�chtigsten deutschen Staate nach �sterreich. Nachdem das Land unter einem schwachen Regenten alle Greuel des Drei�igj�hrigen Krieges erfahren hatte,
Der Gro�e Kurf�rst. 1640 � 1688.
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trat der Mann an seine Spitze, der den Grund zur Gro�macht Preu�en legte.
� 53. Friedrich Wilhelms Anf�nge. Friedrich Wilhelm war 1620 Smm geboren und erhielt zu K�strin eine treffliche Erziehung. Vier Jahre seiner 5u�enb" Jugend �erbrachte er in den Niederlanden, die damals ihre Bl�tezeit erlebten.
Hier studierte er flei�ig auf der Universit�t zu Leyden, lernte Hanbel und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst und auch den Krieg kennen, was alles f�r sein sp�teres Leben h�chst bedeutsam war. Als Zwanzigj�hriger trat er die Regierung unter den ung�nstigen Verh�ltnissen an. Bei den Truppen herrschte die gr��te Zuchtlosigkeit, er entlie� sie gr��tenteils und suchte sich allm�hlich ein stehendes Heer zu schaffen. Die Finanzen des Landes waren in solchem Verfall, da� f�r den Bedarf der Hofl�che zuweilen 15 Taler vom Berliner Rat entliehen werden mu�ten. Da das Land durch den Krieg und die Truppendurchz�ge die schwersten Leiden zu erdulden hatte, so schlo� der Kurf�rst zun�chst mit den Schweden einen Waffenstillstand und trat bann aufs nachhaltigste f�r den Frieden ein, der endlich 1648 zu- AschN^e-st�nde kam und ihm Hinterpommern, die Bist�mer Kammin, 1648-Halberstadt, Minden und die Anwartschaft aus Magdeburg einbrachte.
Inzwischen hatte sich der Kurf�rst mit der Prinzessin Luise Hen-riette von Dranteit, einer ernsten, frommen Frau, verm�hlt. Nach-dem der Friede geschlossen war, konnte er sich nunmehr der hohen Aufgabe widmen, die ihm vorschwebte, Brandenburg gro� und stark zu machen. Seine Regierung?-nat�rlichen Feinde waren Schwed?n, das ihm Vorpommern geraubt hatte, auf0a6en' und Polen, dessen Lehnshoheit in Preu�en ihm dr�ckend war; dazu hatte er zeitweise auf der einen Seite Frankreichs K�nig Ludwig XIV., der Deutschlands Freiheit bedrohte, andrerseits den Kaiser, der Brandenburgs Emporkommen nicht w�nschen konnte, zu Gegnern. Um Branden-b�rg zum Kampf mit solchen Widersachern zu bef�higen, brauchte der Kur-f�rst vor allen Dingen ein H e e r, zu dessen Erhaltung er die Staatseink�nfte erh�hen und den Widerstand der allzu m�chtig gewordenen St�nde brechen mu�te. Zugleich aber dachte er, der erste Volkswirt auf Brandenburgs Thron, die Bev�lkerung seiner L�nder wirtschaftlich zu st�rken, die Landwirtschaft, das Gewerbe, den Handel zu f�rdern und so den allgemeinen Wohlstand zu heben.
�.54. Die damalige Lage in Europa. Das deutsche Reich,
innerlich zerrissen und uneinig, hatte M�he, sich der st�rkeren Nachbarn
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Temsche Geschichte.
zu erwehren. Auch das in eine deutsche und eine spanische Linie zerfallende �sterreich. Haus Habsburg war von seiner stolzen H�he gesunken. Der Kaiser, von 1637�1657 Ferdinand III., von 1658�1705 der langsame und bed�chtige Leopold L, �bte im deutschen Reich keinen beherrschenden Ein-flu� aus, litt fortw�hrend Mangel an Geld und hatte sich gegen zwei aus-w�rtige Gegner zu wehren, die T�rken, die damals ihre Eroberungskriege erneuerten, und die Franzosen, die alten Nebenbuhler seines Hauses. Die Spanien, spanisch-habsburgische Linie aber war noch ohnm�chtiger. S p a ^ nten, dessen europ�ische Nebenl�nder, Unteritalien, Mailand, die bur-gundische Freigraffchaft und die Niederlande, weit zerstreut lagen, dessen Finanzen zerr�ttet waren, dessen Volkswohlstand mit schweren Steuern be-lastet wurde, dessen geistiges Leben unter hartem Drucke litt, war in unans-haltsamem Verfall begriffen, eine lockende Beute f�r den franz�sischen Nachbar.
Schweden. Durch den Drei�igj�hrigen Krieg war Schweden emporgekommen und zur ersten Macht der Ostsee geworden. Aber es war doch nur eine f�nft-liche Gro�macht zu nennen; Schweden war weder reich noch stark bev�lkert;
Niederlande. |e{ne einzige St�tze war sein Heer. Auch die Niederlande, wenn auch ein reiches Land und damals der erste Handels- und Kolonialstaat Europas, waren doch zu klein, um sich auf die Dauer gr��eren V�lkern gegen�ber behaupten zu k�nnen.
�ngiand. Anders stand es mit England. Unter den K�nigen aus dem Hause Stuart, welche den Absolutismus auszurichten strebten und dadurch in schwere K�mpfe mit dem Parlament, der Vertretung des Volkes, gerieten, war es hier zu einer Revolution und zum B�rgerkrieg gekommen. Karl I., der Nachfolger Jakobs I., war besiegt, gefangen genommen und im Jahre 1649 zu London im Angefichte seines Residenzschlosses hingerichtet worden. England wurde zu einer Republik. Die m�chtigste Pers�nlichkeit war Oliver Crom well, der als Heer- und Parteif�hrer emporgekommen war, ein Mann von starker religi�ser �berzeugung, von durchdringendem Verst�nde, von m�chtiger, r�cksichtsloser Willenskraft. Als Lord-Protektor von England herrschte er mit Strenge und H�rte, erhob aber zugleich sein Vaterland, zu dessen gr��ten Staatsm�nnern er geh�rt, zu einer gebietenden Stellung in Europa. Aber er starb schon 1658. Zwei Jahre sp�ter wurde Karls I. Sohn, Karl II., zur�ckgef�hrt und so das Haus (Stuart wieder auf den Thron erhoben. Unter ihm aber sank England schnell wieder von der erworbenen Gr��e herab; ja, es wurde, da Karl II. von Ludwig XIV. Jahrgelder annahm, zeitweise ein Vasallenstaat Frankreichs.
Frankreich. Frankreich war zweifellos damals der erste Staat Europas. Hier
Friedrich Wilhelms �u�e>e Polilik.
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hatte der Kardinal Herzog von Richelieu, der gewaltige Minister Lud-wigs XIII., Au�erordentliches f�r die Staatseinheit und die absolute Ge- SlIbtoig XIV walt des K�nigs geleistet. Ihm folgte in diesem Bestreben Mazarin, 16436151715-der w�hrend der Kindheit und Jugend Ludwigs XIV. die Stellung eines ersten Ministers einnahm. Seit dessen Tode leitete Ludwig XIV. selbst die innere und �u�ere Politik Frankreichs. Er war ein Mann, zum Herrfchen geboren, von gro�en Geistesgaben, von starker Willenskrast, von au�erordent-lichem Ehrgeiz und Selbstgef�hl. Er umgab sich mit dem gr��ten Prunk und erbaute pr�chtige Schl�ffer, vor allem das ausgedehnte Schlo� V e r -f ailles, das mit feinen gro�artigen, in �der, ungefunder Gegend angelegten G�rten ungeheure Summen kostete. Er hat in Frankreich die Staatseinheit und den Absolutismus durchgef�hrt, zugleich aber auch durch feine Herrschsucht sein Land und Europa in verheerende Kriege, durch feine Ver-fchwendung und die gro�en Kosten seiner Feldz�ge einen gro�en Teil seines Volkes in bittere Armut gest�rzt. Wie er im Innern nach dem Grundsatz:
�l'Etat c'est moi" keinen Willen neben dem seinigen duldete, so suchte er nach au�en Frankreich zur beherrschenden Macht Europas zu erheben. Die Gegner, auf deren Kosten er sich zu vergr��ern suchte, waren vor allem Spanien und das deutsche Reich.
Friedrich Wilhelms iiustere Politik. � 55. Der schwedisch-polnische Krieg. 1655�1660. Auf die ^ix
K�nigin Christine von Schweden, die Tochter Gustav Adolfs, folgte Gustav^von ihr Vetter Karl X. Gustav aus dem Haufe Pfalz-Zweibr�cken in der Regierung. Ein kampflustiger F�rst, begann er 1655 einen Krieg mit dem K�nige von Polen, der auch den Kurf�rsten von Brandenburg in feiner Eigenschaft als Herzog von Preu�en in Mitleidenschaft zog. Friedrich Wil- @wt 6et Helm trat auf die Seite der siegenden Schweden, half mit feinen 8500 Brandenburgern in der dreit�gigen Schlacht bei Warschau das viermal st�rkere Polenheer besiegen und erreichte, da� Karl X. auf die Lehns-hoheit �ber Preu�en verzichtete und dem Kurf�rsten den souver�nen Be-sitz des Landes zugestand.
Als dann der Schwedenk�nig in einen Krieg mit D�nemark verwickelt wurde, �berlie� er Friedrich Wilhelm den Kampf gegen Polen. Da wechselte 'Wehlou. dieser die Partei und schlo� 1657 mit dem Polenk�nig den Vertrag von Wehlau, worin auch dieser ihm die Souver�nit�t in Preu�en zugestand. Im weiteren Verlaufe des Krieges blieb er Schwedens Gegner. Er hatte dabei die Hoffnung, Vorpommern zu erwerben; aber er war sich auch bewu�t,
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Deutsche Geschichte.
da� er das Interesse des ganzen deutschen Volkes in diesem Kriege ver-teidigte. Damals lie� er die Flugschrift verbreiten, in der es hei�t: �Ehr-licher Deutscher, dein edles Vaterland war leider bei den letzten Kriegen unter dem Vorwande der Religion und der Freiheit gar zu j�mmerlich zugerichtet und an Mark und Bein derma�en ausgesogen, da� von einem so herrlichen corpore schier schon nichts �brig geblieben ist als das blo�e Skeleton. Was sind Rhein, Elbe, Oder, Weserstrom heute anders als fremder Nationen Ge-fangene? Was ist unsere Freiheit und Religion mehr, als da� Fremde damit spielen? Bedenke, da� du ein Deutscher bist!"
Der Krieg wurde besonders in Pommern und Schleswig-Holstein gef�hrt; damals bereits erst�rmten brandenburgische Truppen Alsen. Die Hoffnung, Pommern zu erwerben, erf�llte sich zwar nicht; doch wurde nach Karls X. pl�tzlichem Tode im Frieden von Oliva (bei Danzig) im
8nDittia0n Jahre 1660 dem Kurf�rsten der souver�ne Besitz von Preu�en 1660- best�tigt.
Saubweg � 56. Friedrich Wilhelm im Kampf mit Ludwig XIV. (Erster
totgfxiv und zweiter Raubkrieg.) . Ludwig XIV. wandte seine Waffen zuerst gegen die spanischen Niederlande, in die er pl�tzlich unter nichtigen Vor-w�nden einbrach. Andere M�chte vermittelten zwar im Jahre 1668 den Frieden, aber dieser war f�r Frankreich g�nstig und n�tigte Karl II., den k�rperlich und geistig schwachen K�nig von Spanien, zur Abtretung einer Reihe wichtiger Grenzpl�tze.
Raubkrieg Im Jahre 1672 st�rzte sich Ludwig ebenso pl�tzlich auf Holland; er i6726isi679. hatte vorher B�ndnisse mit England, Schweden und auch mit einigen deutschen Reichssurften abgeschlossen, durch deren Gebiete er den Rhein abw�rts zog, um das im ersten Augenblicke wehrlose Land mit seinen Truppen zu �ber-fluteti Nun war �Holland in Not". In dieser Lage st�rzten die Nieder-l�uder durch eine Revolution die bestehende Regierung und erhoben; den jungen Wilhelm III. von Oranien, den Neffen Friedrich Wilhelms, zum Erbstatthalter; zugleich durchstachen sie die Deiche und setzten ihre Fluren unter Wasser, um das Vordringen der Feinde aufzuhalten. Der erste aber, der ihnen zu Hilfe kam, war der Kurf�rst von Brand enburg, der, falls die Niederlande dem ehrgeizigen K�nig unterl�gen, die gr��ten Ge-fahren f�r Deutschland und den evangelischen Glauben bef�rchtete. Darauf schloffen auch der Kaiser und Spanien ein B�ndnis mit Holland.
Zwar sah sich der Kurf�rst durch die z�gernde und zweideutige Haltung des kaiserlichen Feldherrn und die franz�sischen Erfolge im Jahre 1673 gen�tigt, mit Frankreich einen Sonderfrieden zu schlie�en, aber als im
Friedrich Wilhelms �u�ere Politik.
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n�chsten Jahre ein B�ndnis zwischen dem Kaiser, dem Reich, Spanien und Holland gegen Frankreich zustande kam, erschien auch er wieder mit einer Armee von 20 000 Mann im Elsa�, wo es jedoch wiederum an Zwtstig-leiten zwischen ihm und dem kaiserlichen General nicht fehlte.
� 57. Der Einfall der Schweden und die Schlacht bei Fehrbellin.
Indessen sielen die mit Frankreich verb�ndeten Schweden von Pommern aus unter Wrangel in die von Truppen entbl��te Mark Brandenburg ein, Einfall, in der sie �bel hausten; sie drangen allm�hlich bis an die Havel vor und drohten, die Elbe zu �berschreiten. Die Gefahr war gro�. Da kehrte der Kurf�rst zur�ck. �ber Magdeburg marschierte er der Havel zu; Rathenow, der Mittelpunkt der feindlichen Stellung, wurde von seinem Reitergeneral Derfflinger, einem �sterreichischen Bauernsohn, der einst unter schwedischen Fahnen gefochten hatte und dann in brandenburgische Dienste getreten war, �berfallen. Bei Fehrbellin erreichten am 28.Juni 1675 die Branden-burger, nur 6400 Mann Kavallerie stark, da die Infanterie nicht so schnell 2816p5unt folgen konnte, den 11000 Mann starken und besser mit Gesch�tzen versehenen Feind. Der tapfere Reiterf�hrer Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, der die Vorhut f�hrte, begann mit Ungest�m den Angriff.
Bald darauf kam Derfflinger mit der Hauptmacht heran. Es war ein hartes Ringen, und lange schwankte der Kamps hin und her; der Kurf�rst war selbst oft mitten im Get�mmel, und neben ihm fiel sein Stallmeister Froben. Endlich war der Feind nach mehrst�ndigem Kampfe gezwungen,
unter gro�en Verlusten den R�ckzug anzutreten. Ihn zu vernichten, wie der Kurf�rst gehofft hatte, gelang nicht. Trotzdem war die Schlacht von Fehr-bellin von gr��ter Bedeutung: es war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen, desto bedeutungsvoller, weil er �ber die waffenber�hmten Schweden davongetragen worden war.
Nunmehr warf sich Friedrich Wilhelm, jetzt �der Gro�e Kurf�rst" ge- Eroberung nannt, auf das schwedische Pommern. Er nahm nach l�ngerer Belagerung frommem". Stettin und eroberte das ganze Festland und die Insel R�gen. Ein Einfall,
den die Schweden im Winter 1678/79 unter dem Feldmarschall Horn von Livland her in Preu�en machten, mi�lang v�llig. Der Kurf�rst eilte mit Schwedischer feinen Truppen herbei, f�hrte sie auf Schlitten �ber das festgefrorne Frische Preu�en. Haff, marschierte sodann �ber das Eis des Kurischen Haffs und jagte die Feinde vor sich her, die keinen Widerstand versuchten und bis Riga flohen.
Aber die Frucht solcher Erfolge sollte ihm nicht zufallen. Seme Verb�ndeten n�mlich, die Holl�nder, die Spanier und der Kaiser, hatten indessen Friedens- Umwegen Verhandlungen mit Frankreich angekn�pft und den Frieden von Nim-
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Deutsche Geschichte,
wegen abgeschlossen, durch welchen Frankreich sich wiederum stark ver-gr��erte und unter anderem Freiburg im Breisgan erwarb, Von einem franz�sischen Heere bedroht, von Kaiser und Reich im Stich gelassen, mu�te ^Friede von sich der Kurf�rst zum Frieden entschlie�en. Aus dem Schlosse St.
1679. Germain bei Paris wurde er unterzeichnet; die schwedischen Eroberungen mu�ten wieder herausgegeben werden.
� 58. Zerw�rfnis und Vers�hnung mit dem Kaiser. Die T�rken vor Wien. Der Kurf�rst hatte noch einen zweiten Grund, dem Kaiser zu Schlesische z�rnen: er erhob berechtigte Erbanspr�che aus die seit 1675 erledigten Herzog-Erbanspruche. ^mer Liegnitz, Brieg und Woh lau in Schlesien, die vom kaiserlichen Hofe zur�ckgewiesen wurden. Darum stellte sich Friedrich Wilhelm auf die Wndnis mit Seite der Gegner des Kaisers und schlo� ein B�ndnis mit Ludwig XIV., subwig xiv. �|e eS aucj) andere bedeutende Reichsf�rsten getan hatten. So konnte damals Ludwig XIV. ungest�rt seine Raubpolitik fortsetzen. Er richtete nunmehr Die die Reunionskammern ein, d. h. franz�sische Gerichtsh�fe, die unter-Reunionen. ju^en mu�ten, welche Ortschaften und Gebiete zu dm in den Jahren 1648 and 1679 an Frankreich abgetretenen L�nderstrichen jemals geh�rt hatten. Diese Gebiete wurden auch franz�sischer Besitz. Ferner �berfiel er im Raub Stra�- Jahre 1681 mitten im Frieden die alte deutsche Stadt Stra�burg, die ur0� 168L Perle des Elsa�, und machte sie, ohne da� ihm jemand entgegentrat, zu einer franz�sischen Stadt.
Der Raub Stra�burgs lockerte das B�ndnis des tief entr�steten Kurf�rsten mit dem Franzosenk�nig; der Anla� zum v�lligen Bruch war, da� Ludwig XIV. im Jahre 1685 das Edikt von Nantes aushob und seine reformierten Untertanen in gewaltt�tiger Weise verfolgte. Da erlie� der Kurf�rst trotz der franz�sischen Drohungen dasPotsdamerEdikt, wodurch er den gemi�-handelten Hugenotten eine Zuflucht in seinen Landen er�ffnete. So wanderten denn unter ihm und seinem Nachfolger etwa 20 000 � R 6 fugi 6 s " in Brandenburg ein und siedelten sich in Berlin und anderen St�dten an; es-waren zumeist gebildete und kenntnisreiche Leute, Trie Kunstfertigkeit und Industrie mitbrachten und deren Ansiedelung Brandenburg zum gro�en Segen Vers�hnung gereichte. (Franz�sische Kolonie in Berlin.) Nunmehr s�hnte sich der Kur-"ffatfer" f�rst mit dem Kaiser aus, er trat wieder f�r die nationalen Angelegenheiten
ein und leistete dem Kaifer Hilfe gegen die T�rken.
Die T�rken Ein 200 000 Mann starkes T�rkenheer war 1683 vor Wien erschienen. t,0i6^icn' Es war der letzte gro�e Angriff der Ungl�ubigen auf Europa', veranla�t durch die mit der Herrschast der Habsburger unzufriedenen Ungarn und unterst�tzt durch Ostereichs Erbfeind Ludwig XIV. Die schwache Besatzung der Stadt,
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durch B�rger und Studenten verst�rkt, leistete unter dem Besehl des Grasen Ernst R�digervon Starhemberg den Angriffen und Mnen des Feindes tapferen Widerstand; doch machte dieser bereits gef�hrliche Fortschritte,
dazu drohten �Seuchen und Hungersnot. Da nahte ein Entsatzheer heran;
es war �ber 80 000 Mann stark und bestand aus Kaiserlichen unter Karl von Lothringen, aus Reichstruppen, bei denen sich zwar noch keine Brandenburger,
wohl aber der tapfere Kursurst Johann Georg III. von Sachsen mit 10 000 Mann befand, und aus Polen, die ihr K�nig Johann Sobieski f�hrte. Am Kahlen berge trug es einen gl�nzenden Sieg �ber die Bedr�nger Wiens davon; der Feind floh, und fem Lager wurde erbeutet. Darauf be-gann der Kaiser den Angriffskrieg auf Ungarn, das sich zum gr��eren Teile in der Hand der T�rken befand. 1686 wurde Ofen erobert; bei der Ein- ein* n�hme wirkten nunmehr brandenburgische Regimenter mit.
Friedrich Wilhelms innere Politik.
� 59. Das stehende Heer und der Kampf mit den Landst�nden. Tas Heer. Um in der europ�ischen Politik eine Rolle spielen zu k�nnen, war es von Anfang an des Gro�en Kurf�rsten Bestreben, ein starkes, schlagfertiges Heer zu besitzen. Er gr�ndete ein stehendes Heer, ein Heer von Berufs-soldaten, doch wurden die Soldaten nicht ausgehoben, wie jetzt, fondern an-geworben. Es z�hlte beim Tode des Kurf�rsten fast 30 000 Mann und war uniformiert. Die Reiterei befehligte der Generalfeldmarschall von Derff-l i n g e r, die Artillerie erhielt ihre Ausbildung durch den Generalfeld-marfchall von Sparr.
Zu der Erhaltung des Heeres brauchte der Kurf�rst ausreichende reget-m��ige Staatseinnahmen. Dabei stie� er auf den Widerstand der Landst�nde, Widerstand die sich besonders in Preu�en den Anordnungen des Kurf�rsten hartn�ckig st�nde, widerfetzten. Friedrich Wilhelm hat in milderer oder gewaltsamerer Weise die St�nde seiner Lande zur Unterwerfung gezwungen und wie Ludwig XIV. Begruntmng^ eine unbeschr�nkte F�rstengewalt begr�ndet. Es ist ihm gelungen, die ein- Arsten-zelnen Teile seines Landes, welche die verschiedensten Einrichtungen und ihre besonderen Regierungsbeh�rden hatten, zu einem einheitlichen Staatswesen zusammenzuschmelzen.
� 60. Die Ordnung der Staatseink�nfte. Besonders eifrig war der Kurf�rst auf die Ordnung und Steigerung der Staatseink�nfte bedacht,
die er bei feiner Thronbesteigung in g�nzlich verwahrlostem Zustande ge-funden hatte. Die wichtigsten Einnahmequellen waren die Ertr�gnisse aus $ie @ins den Krong�tern oder Dom�nen, sodann die Grundsteuer oder
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Deutsche Geschichte.
Kontribution, die auf dem Lande erhoben wurde. Dazu f�gte der Gro�e Kurf�rst eine Verbrauchssteuer oder Akzise, die bei Einf�hrung von Getreide, Fleisch und anderen Gebrauchsgegenst�nden in die St�dte, zu-meist an den Toren, gefordert wurde ; die Einnahmen aus den Grenzz�llen und dem Postbetrieb halsen weiterhin die j�hrlichen Staatseinnahmen erh�hen.1)
� 61. Die F�rsorge des Kurf�rsten f�r die Volkswirtschaft. Von
gro�er Bedeutung sind die Ma�nahmen, die der Gro�e Kurf�rst zur Hebung $cjchau.rt= des Wohlstandes seiner Untertanen tras. Er hatte zun�chst die L a n d w i r t -s ch a s t bei seinem Regierungsantritt in einer traurigen Lage, das Land entv�lkert, die Bauern verarmt vorgefunden. So berief er denn fremde Kolonisten ins Land, besonders Holl�nder; diese brachten ihre Kenntnisse in der Viehzucht, der Milchwirtschast und der Kunst des Gartenbaus, die sich in Holland seit alters einer hohen Bl�te erfreuten, in die neue Heimat mit. Der Kurf�rst selbst hatte Vorliebe f�r die Obstzucht und suchte sie zu bef�rdern; seine Gemahlin Luise Henriette pflanzte die ersten Kartoffeln in der Mark. Auch Tabak ist damals zuerst in der Mark angebaut worden. <8etoer6e' Auch das Gewerbe suchte der Kurf�rst dadurch zu heben, da� er fremde Arbeiter und Gewerbetreibende ins Land rief; besonders die Ein-Wanderung der R6fugi6s brachte gro�en Nutzen. Ferner legte er selbst
1) Die �lteste der drei Einnahmequellen sind die Dom�nen. Aus ihnen stammte der gr��te Teil der Eink�nfte der Merowinger, Karls des Gro�en und der alten deutschen Kaiser; die Dom�nen lieferten auch den F�rsten der deutschen Einzelstaaten im wesentlichen ihr Einkommen. Bei besonderen An-l�ssen, namentlich Kriegen, wurden im Mittelalter den F�rsten h�ufig von den St�nden des Landes einmalige Steuern, sogenannte Beden bewilligt.
Regelm��ig zu entrichtende Abgaben oder Steuern konnten erst dann einen reicheren Ertrag liefern, als das Geld allgemeines Verkehrsmittel ge-worden war. Die Steuern sind entweder direkte oder indirekte. Die direkten Steuern werden aus Grund der Absch�tzung oder Deklaration unmittelbar vom Steuerpflichtigen erhoben; indirekte Steuern zahlt z. B. der K�ufer beim Ein-kaus von Waren, wenn sich der Verk�ufer durch einen Preisausschlag f�r be-reits entrichtete Z�lle usw. schadlos h�lt.
Unter den direkten Steuern spielte anfangs die Grundsteuer die erste Rolle; denn den Grund und Boden, den jemand besa�, konnte man berechnen, seinen Wert einigerma�en absch�tzen und danach die Steuer ansetzen, w�hrend der Besitz an beweglichem Verm�gen sich schwer feststellen lie�; erst im 19. Jahr-hundert sind Einkommensteuern allgemein geworden. Unter den indirekten Steuern waren Z�lle schon bei den Athenern und R�mern gebr�uchlich und blieben w�hrend des ganzen Mittelalters in �bung. In der Neuzeit find neben ihnen die Verbrauchssteuern ausgebildet worden.
Friedrich Wilhelms innere Politik.
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Fabriken an, z.B. Glash�tten und Eisenwerke, ober unterst�tzte solche,
welche Fabriken anlegten, burch Geldsusch�sse oder Gew�hrung von Vorteilen.
Zugleich aber v e r b o t er, wie das damals in den meisten Staaten Europas Brauch war, die Einfuhr einer ganzen Reihe von fremben Erzeugnissen,
um seine Untertanen zu n�tigen, einheimische Waren zu kaufen unb so bie Jnbustrie ber Heimat zu unterst�tzen; oder wenn er bie fremben Waren nicht verbot, so legte er boch hohe Z�lle auf sie, was zur Folge hatte, ba� sie verteuert wurden und nicht so leicht den Weg ins Land fanden. Solche Z�lle nennt man, weil sie zum Schutze der einheimischen Jnbustrie eingef�hrt werben, Schutzz�lle. In der Tat erwuchsen in ben kurf�rstlichen Landen Schutzz�lle, neben dem Handwerk die Anf�nge einer Gro�industrie.
Der Hanbel ferner w�rbe von bem Kurf�rsten sorgf�ltig gepflegt. Handel. Er erleichterte den Verkehr zwischen den Oberlanben unb ben Elbgebieten,
inbem er ben Friedrich Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree baute. Er richtete eine Post ein, welche von Memel bis Eleve ganz Nordbeutschlanb durchquerte unb zur F�rderung des Verkehrs viel beitrug.
Zugleich aber war er bestrebt, Brandenburg am �berseeischen Hanbel, b. h. am Welthandel, zu beteiligen, der damals, wie oben erz�hlt, vornehm-lich in der Hand der Holl�nder, Engl�nber und Franzosen lag unb zwar gr��eren Gefahren als heute ausgesetzt war, aber auch gro�en Gewinn abwarf. Der Hafen von Stettin, ben er ben Schweben bereits entrissen hatte, war ihm burch den Frieden von St. Germain wieder genommen worden. Trotzdem gr�ndete er eine kleine Kriegsflotte, mit ber er sich 3[0tte-nicht scheute, gegen Spanien, bas seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach-kam, einen Kaperkrieg zu beginnen, sogar ein spanisches Kriegsschiff wurde von seinen Schiffen genommen. Ferner schuf er nach dem Muster ber gro�en holl�ndischen unb englischen Handelsgesellschaften eine Afrikanische Han-delsgefellschaft. Ihren Sitz verlegte er nach Emben in Ostfrieslanb,
wo ihm das Besatzungsrecht zugefallen war; preu�ische Schiffe gr�ndeten an der K�ste von Guinea einige Handelsniederlassungen, die ersten deutschen �ber-seeischen Kolonien, unter denen die wichtigste das Fort Gro�-Frieb-richsburg war. Diese Kolonien brachten, obwohl die eifers�chtigen Holl�nber bem branbenburgischen Hanbel vielerlei Schwierigkeiten machten,
mehrere Jahre lang reichen Gewinn. Nachher konnte bie Hanbelsgesellschaft sich nur mit M�he behaupten, unb Friedrich Wilhelm I. verkaufte bie afrikanischen Anfiebelungen an bie Holl�nber.1)
1) Bezeichnend f�r den Handel des 17. und 18. Jahrhunderts sind die gro�en Handelsgesellschaften, welche � �hnlich der Hanse � den Handel in bestimmten �berseeischen Gebieten allein in den H�nden hatten, wozu ihnen
Deutsche Geschichte
�eBe� F�r das geistigeLeben hat der Gro�e Kurs�rst insofern zu sorgen l'feSeS gesucht, als er zu den beiden vorhandenen Universit�ten in Frankfurt und K�nigsberg eine dritte Hochschule in Duisburg gr�ndete. In r e l i g i � s e r Beziehung ist bemerkenswert, da� er s�r die gegenseitige Duldung zwischen. Lutheranern und Reformierten eintrat. Er verbot durch ein Edikt, da� sich die Prediger beider Bekenntnisse gegenseitig von der Kanzel aus be-k�mpften; der Liederdichter Paulus Gerhardt, damals Diakonus in Berlin, der aus Gewissensbedenken diesem Erla� nicht gehorchen zu k�nnen erkl�rte, mu�te sein Amt niederlegen.
Gr?�?>: Kur- � 62. Der Ausgang des Gro�en Kurf�rsten. Im Jahre 1688 starb fiirften 1688. der Gro�e Kurs�rst. Er war ein Mann aus einem Gu�, eine kraftvolle, m�nnliche Pers�nlichkeit, hoheitsvoll und gewaltig schon in seinem �u�eren, so wie ihn sein m�chtiges, von Andreas Schl�ter gegossenes Reiter-standbild aus der Langen Br�cke zu Berlin der Nachwelt zeigt. Er war zugleich ein gro�er Feldherr, Diplomat und Regent. Stolz, von starkem � Selbstvertrauen 'und dem Bewu�tsein seiner Macht erf�llt, unterscheidet er sich doch dadurch von seinem Zeitgenossen Ludwig XIV., da� er nicht das Wohl des Staates dem eigenen Ehrgeiz opferte, sondern immerdar dem Staate diente und in der Sorge f�r sein Wohl ausging. Unter ihm hatten die Lmrdesverwaltung, das Heerwesen, die Finanzen, die Volkswirtschaft be-deutende Fortschritte gemacht; unter ihm hatte sich Brandenburg - Preu�en zuerst tatkr�ftig an den H�ndeln der europ�ischen Politik beteiligt; er ist der Gr�nder des preu�ischen Staates.
Friedrich (III.) I. 1688 (1701) -1713.
� 63- Die Erhebung Preu�ens zum K�nigreiche. Kurs�rst Fried-rich III. w�nschte nichts mehr, als sich die K�nigskrone auf das Haupt setzen zu k�nnen. Kaiser Leopold war zun�chst nicht geneigt, dem aufstrebenden Haufe der Hohenzollern eine solche Erh�hung seines Ansehens zuzugestehen. Aber es erschien ihm n�tig, sich die Hilfe der tapferen und bew�hrten bran-denburgischen Regimenter f�r den Fall eines Krieges zu sichern, und so gab $trafiatn= ^ ^ Krontraktat zu, da� der Kurf�rst f�r fein souver�nes Herzogtum den K�nigstitel ann�hme. Friedrich legte sich den Titel eines K�nigs in. Preu�en bei; erst Friedrich der Gro�e hat sich K�nig von Preu�en ge-
die Regierungen umfassende Vorrechte einr�umten. Die gr��ten dieser Handels-gesellfchaften sind die Holl�ndisch-Ostindische, die Holl�ndisch-Westin-dif che und die Englisch-O st indische Kompagnie.
Friedrich (III.) I. 1688 (1701) � 1713.
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normt. Nachdem der neue K�nig Friedrich I. am 17. Januar 1701 den Orden vom Schwarzen Adler gestiftet hatte, der den Wahlspruch Suum icuique (jedem das Seine) tr�gt, setzte er am 18. Januar zu K�nigsberg K�nigs-unter Entfaltung gro�er Pracht sich und seiner Gemahlin Sophie C h a r - ^-A�uuar lotte die K�nigskrone auf das Haupt. Darauf wurde er allm�hlich von den M�chten Europas mit Ausnahme des Papstes anerkannt.
� 64, Friedrich als Regent. Im Innern ist f�r Preu�en die Regierung seines ersten K�nigs wenig f�rderlich gewesen. Die gl�nzende ^andes^ Hofhaltung kostete gro�e Summen, und selbsts�chtige, charakterlose G�nstlinge erlangten verderblichen Einflu� aus die Regierungsgesch�ste. Die Finanzen gerieten daher in Verfall, der Staat belastete sich mit Schulden.
Nur auf dem Gebiete des geistigen Lebens hat dieser K�nig wichtige Wissenschaft. Sch�pfungen hinterlassen; hier zeigte sich besonders der Einflu� seiner Ge-mahlin, der aus dem Hause der Welsen stammenden geistvollen und hoch-gebildeten Sophie Charlotte, der �philosophischen K�nigin". Preu�en hatte bisher in Frankfurt a. D., K�nigsberg und Duisburg Hochschulen besessen. Jetzt gr�ndete Friedrich in Halle eine vierte Universit�t,
die sich schnell gro�en Ruf erwarb; an ihr wirkte damals der fromme und vom Geiste werkt�tiger Liebe erf�llte August Hermann Francke, der Stifter des Waisenhauses und der Schulanstalten, die noch heute seinen Namen tragen, und zugleich Christian Thomasius aus Leipzig, ein bedeutender Rechtsgelehrter, der zuerst in deutscher Sprache Vorlesungen hielt und gegen den gerichtlichen Gebrauch der Folter und die Hexenprozesse auftrat. Ferner gr�ndete der K�nig die Akademie der Wissenschaften zu Berlin, eine Vereinigung von Gelehrten, welcher Geld-mittel zugewiesen wurden, um wissenschaftliche Unternehmungen zu s�rdern.
Der erste Pr�sident der Akademie war der Leipziger Gottfried Wilhelm Leibniz, einer der gr��ten Philosophen Deutschlands, ein geistvoller, auf allen Gebieten des Wissens bewanderter Mann. Auch die Kunst fand Kunst, durch Friedrich starke F�rderung. Andreas Schl�ter, derselbe, der das Reiterstandbild des Gro�en Kurf�rsten schus, mar zugleich als gro�er Baumeister t�tig. Damals wurde das K�nigliche Schlo� zu Berlin unter Benutzung der fr�heren Schlo�bauten und das Zeughaus, die jetzige Ruhmes-halle, errichtet.
Der jungen preu�ischen Armee war es zwar verg�nnt, in den gro�en Heer. Kriegen der Zeit sich Waffenruhm und den Ruf der Tapferkeit zu erwerben,
doch hat sie dem Staate nur wenig politischen Gewinn gebracht. Im Jahre 1713 starb der erste Preu�enk�nig.
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Deutsche Geschichte.
Xic europ�ischen Kriege zur Zeit des ersten Prennenk�uigs.
Raubkrieg � 65. Der dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. Noch immer herrschte wig/�v in ^^kreich der l�ndergierige Ludwig XIV., der 1688 zum dritten Male 1688 h� 1697. einen Krieg vom Zaune brach und pl�tzlich einen Teil der deutschen Rhein-lande, besonders die Pfalz, auf die er Erbansprnche erhob, mit seinen Truppen besetzte. Gegen ihn schl�ssen sich Kaiser und Reich, England, Holland und Spanien zu einem Bunde zusammen. Die Seele des gro�en B�ndnisses war erhebung bCT neue Wilhelm III. von England, zugleich Erbstatchalter
von Holland, der, von den Engl�ndern gerufen, K�nig Jakob II. aus dem "9' Hause Stuart gest�rzt hatte (�Glorreiche Revolution"). Unter den deutschen F�rsten war die Beteiligung des Kurf�rsten Friedrich III., der ein t�chtiges Heer entsenden konnte, besonders wichtig. Dieser Krieg hatte eine au�er-ordentliche Ausdehnung; man k�mpfte in dm spanischen Niederlanden, am Rhein, in Italien und Spanien, in Irland und endlich zur See. Die preu�ischen Truppen fochten am Rhein und in den Niederlanden.
Verw�stung Die Franzosen haben sich in diesem Kriege durch die furchtbare V e r -4 W�stung der Pfalz einen traurigm Ruhm erworben. Als sie sich n�mlich gen�tigt sahen, dieses Land zu r�umen, gab der franz�sische Kriegs-minister, um feindlichen Truppen den Aufenthalt unm�glich zu machen, den scheu�lichen Befehl, �die Pfalz zu verbrennen"; Heidelberg mit seinem prachtvollen Schlo�, das heute Deutschlands sch�nste Ruine ist, Mannheim, Worms, Speyer mit dem Dom und den Kaisergr�bern wurden ein Opfer der Verw�stung und Zerst�rung.
Doch konnte Ludwig in diesem Kriege keine wesentlichen Fortschritte machen. Nachdem er seine Finanzen und die Steuerkraft feines Landes Friede von ersch�pft hatte, verstand er sich zum Frieden, der in dem Dorfe Ryswijk ^1�? beim Haag im Jahre 1697 abgeschlossen wurde. Die Reunionen gab er heraus, behielt aber SIra�burg.
Die T�rken- � 66. Die T�rkenkriege. In derselben Zeit setzte Kaiser Leo-hle9e" pold I. den Krieg mit den T�rken fort, der langwierig war, aber zu gro�en Erfolgen f�hrte. Der bedeutendste Feldherr �sterreichs in diefem Kriege, zugleich einer der hervorragendsten Staatsm�nner, die dem Hause Prinz Eugen. Habsburg gedient Haben, war Prinz Eugen von Savoyen. Sein Vater war ein franzosischer General, seine Mutter eine Nichte Mazarins gewesen; er selbst Hatte sich nicht entschlie�en k�nnen Geistlicher zu werden, wie seine Eltern es w�nschten, und war, da ihm Ludwig XIV. den Eintritt in das franz�sische Heer versagte, in �sterreichische Dienste gegangen. Er war klein von Wuchs, aber ebenso tapfer wie umsichtig, k�hn und entschlossen,
Die europ�ischen Kriege zur Zeit des ersten Preu�enk�nigs.
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von reinem und hochsinnigem Charakter; bei den Soldaten war er, der �edle Ritter" des Volksliedes, in hohem Grade beliebt. Im Alter von 34 Jahren trug er bei Zenta an der Thei� 1697 einen gl�nzenden Sieg �ber die T�rken davon. Zwei Jahre sp�ter wurde Frieden geschlossen;
fast ganz Ungarn siel damals an das Haus �sterreich. So entstand die �sterreichisch-ungarische Gro�macht, zu der einst die Heirat Ferdinands I.. den Grund gelegt hatte. S�.
� 67. Der Spanische Erbfolgekrieg. Im Jahre 1700 starb der K�nig Karl II. von Spanien, ohne Erben zu hinterlassen. Auf den erledigten Thron erhoben als Verwandte Kaiser Leopold I. und K�nig Lud-w i g XIV. Anspr�che. Bei Er�ffnung des Testamentes ergab sich, da� der �jj;JJeans verstorbene K�nig den Enkel Ludwigs XIV., Philipp von Anjou, zum Erben eingesetzt hatte, der als Philipp V. den Thron Spaniens bestieg.
Jetzt aber bildete sich ein europ�isches B�ndnis, das den Zweck hatte, den franz�sischen Prinzen wieder vom Throne zu sto�en und dm Habsburger Karl als Karl III. auf den Thron zu erheben. Die Teilnehmer am B�ndnisse waren der Kaiser � bis 1705 Leopold I., dann Joseph I. 1705�1711, Aiser ^ von 1711 an Karl VI. � das Reich, unter dessen F�rsten der neue K�nig ito�ms mi. vonPreu�eu durch sein Heer eine hervorragende Stellung einnahm. Eng-land, Holland, Savoyen und Portugal. Die bedeutendsten Feldherren der vereinigten M�chte waren Prinz Eugen von Savoyen und der Engl�nder Herzog von Marlborough.
Ludwig XIV. hatte auf feiner Seite zwei deutsche F�rsten: Kurf�rst Max Emanuel von Bayern und dessen Bruder, den Erzbischof von E�ln.
Der Krieg, einer der gr��ten in der Geschichte Europas, wurde in Deutschland, den spanischen Niederlanden, Italien und Spanien gef�hrt.
Im Jahre 1704 siegten Prinz Eugen und Marlborough �ber die vereinigten Franzosen und Bayern bei H � ch st � d t an der Donau; in der Schlacht Hochst�tt, zeichneten sich die Brandenburger unter Leopold von Dessau besonders aus. Die Franzosen und mit ihnen der Kurfurft von Bayern wurden nunmehr �ber den Rhein hin�bergetrieben. Zwei Jahre sp�ter gewann Prinz Eugen durch den Sieg bei Turin Oberitalien, wobei sich wiederum die Branden- Turin, burger ehrenvoll hervortaten; in demselben Jahre siegte Marlborough bei R a m i l l i e s in den Niederlanden und eroberte dieses Land. In dm beiden RamMes. blutigen Schlachtet! von Oudenardeim Jahre 1708 und Malplaquet Malpiaquet. im Jahre 1709 siegten die beiden Feldherren der Verb�ndeten gemeinsam und behaupteten nicht nur die Niederlande, sondern drangen bereits in Nord-
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Deutsche Geschichte.
frankreich ein. Auch in Spanien hatte damals Karl III. einige Erfolge, die freilich nicht dauernd waren.
F�r Ludwig XIV., dessen Heere geschlagen, dessen Geldmittel ersch�pft waren, traten bald nacheinander zwei g�nstige Ereignisse ein: in England wurden Marlborough und das kriegliebende Ministerium gest�rzt, und neue, zum Frieden geneigte Minister traten an seine Stelle; dazu kam, da� 1711 Kaiser Joseph I. ohne Erben starb und da� sein Bruder Karl (der oben-miMsmo genannte Karl III. von Spanien) nun als K a r l VI. deutscher Kaiser wurde.
England und Holland w�nschten aber nicht, da� die deutsche Krone mit der spanischen vereinigt wurde.
^Utrecht" So kam es 1713 zum Frieden von Utrecht: Philipp von 1713- Anjou behielt Spanien und die Kolonien; an �sterreich fielen die spa-nischen Niederlande, Mailand und Neapel; England blieb im Besitze von Gibraltar, das es im Verlause des Krieges (1704) besetzt hatte, auch erwarb es Kolonialbesitz in Nordamerika; Preu�en wurde mit einem Teile von Geldern, s�dlich von Cleve, abgefunden.
Der Kaiser, der anfangs diese Bedingungen nicht anerkennen wollte, sah Rastatt 1714. sich gen�tigt, im Jahre 1714 zu Rastatt dem Frieden beizutreten.
tot gl xiv Frankreich war bei Ludwigs XIV. Tode 1715 nicht mehr die erste 1716- Macht Europas. Vier Gro�m�chte: Ost erreich, Frankreich, Eng-l a n d und Spanien hielten nunmehr einander die Wage. Holland hatte seine Gro�machtstellung eingeb��t; dasselbe widerfuhr Schweden, das seine Gro�machtstellung an Ru�land abtreten mu�te. Das geschah durch den Nordischen Krieg, der um dieselbe Zeit wie der Spanische Erbfolgekrieg tobte.
� 68. Der Nordische Krieg. 1700�1721. Durch den Drei�igj�hrigen Krieg war Schweden zur nordischen Gro�macht geworden, welche ff@chroeIben0n Ostsee beherrschte. Als im Jahre 1700 der achtzehnj�hrige K�nig Karl XII. den schwedischen Thron bestieg, hielten die Nachbarf�rsten Peter von Ru�land, August von Polen (zugleich Kurf�rst von Sachsen s. �91) und der K�nig von D�nemark die Zeit f�r gekommen, Schwedens Macht zu brechen und schwedische Landesteile an sich zu rei�en. Der be-Ru�land" deutendste unter ihnen war der Zar Peter von Ru�land. Dieser arbeitete mit leidenschaftlichem Eifer daran, Ru�land gro� und stark zu machen, ein Heer und eine Flotte zu schaffen, Reformen nach europ�ischem Muster durchzuf�hren und sein Land auf eine h�here Kulturstufe zu erheben. Er hat zwei mehrj�hrige Reisen unternommen, um die europ�ische Kultur kennen zu lernen; auf der ersten arbeitete er einige Tage in Zaandam bei
Die europ�ischen Kriege zur Zeit des ersten Preu�enk�nigs.
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Amsterdam als Schiffbauer (Oper: �Zar und Zimmermanns. Zugleich zog er Europ�er in sein Land, damit sie als Lehrmeister und Erzieher seines Volkes ihm zutf Seite st�nden. Jetzt hoffte er, einen Teil der schwedischen Ostseeprovinzen zu gewinnen und so Ru�land bis zum Meere auszudehnen und dem Welthandel zu �ffneu.
Aber der jugendliche Schwedenk�nig war ein Held von gro�en Feld-Herrngaben, gr��ter Tatkraft und Entschlossenheit. Er zwang zuerst durch einen schnellen Angriff die D�nen zum Friedensschl�sse; dann landete er in Eschland und schlug bei Narwa ein s�nsmal st�rkeres russisches Heer; dar- Narwa auf besiegte er August den Starken mehrmals, vertrieb ihn aus Polen, ja, er folgte ihm bis Sachsen und n�tigte ihn im Frieden von Altranst�dt AKanstSdt (zwischen Merseburg und Leipzig) 1706 zum Verzicht aus die polnische Krone. 1706-W�hrenddessen hatte Peter Teile der Ostseeprovinzen besetzt und in sumpfiger Gegend an der Newa St. Petersburg gegr�ndet. Nunmehr wandte sich Karl gegen ihn, lie� sich aber durch Vorspiegelungen eines Kosakenf�hrers zu einem un�berlegten Zug in das s�dliche Ru�land verleiten und erlitt im Jahre 1709 bei Poltawa durch Peter eine v�llige Niederlage. Aus jener Schlacht, die dasEnde der s ch w edisch�nGro�macht bedeutet,
entkam Karl mit geringen Resten seines Heeres in die T�rkei. Hier blieb er in unbegreiflichem Eigensinn f�nf Jahre lang, w�hrend August der Starke Polen zur�ck eroberte und feindliche Truppen sich der schwedischen Besitzungen an der Ostsee bem�chtigten. Da sah sich auch der Preu�enk�nig Friedrich ^bentnt Wilhelm I. (s. �69) gen�tigt, Teile von Schwedisch-Pommern zu be-setzen. Jetzt endlich kehrte Karl XII. zur�ck; nach einem sechzehnt�gigen Ritt kam er in Stralsund an. Da er die Forderungen des preu�ischen K�nigs halsstarrig zur�ckwies, so schlo� sich dieser seinen Gegnern an und eroberte im Verein mit ihnen Vorpommern.
Im Jahre 1718 fand Karl bei der Belagerung der norwegischen Festung
Frederikshaid seinen Tod. Bald darauf kam es zu den Friedensschl�ssen von Friedens-
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Stockholm und N 9 st ad. Ru�land gewann die Ostseeprovinzen Livland, 1720�. 1721. Esthland und Jngermanland, Hannover, das ebenfalls in den letzten Jahren am Kriege teilgenommen hatte, Bremen und Verden; Preu�en erwarb Vor-pommern bis zur Peene. Schweden behielt von seinen deutschen Besitzungen nur R�gen, die Gegend um Stralsund und Greifswald, die es bis zu den Be-freiungskriegen besessen hat, und die Stadt Wismar, auf die es erst 1904 endg�ltig verzichtete; Preu�en aber hatte nun endlich Stettin und die Oderm�ndung in der Hand, die einst der Gro�e Kurf�rst vergeblich zu erwerben gesucht hatte.
Neubauer-Seyfert, Lrhrb. d. Gesch. II. 5
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Deutsche Geschichte.
2. Die Zeit Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Gro�en.
(1713�1786.)
Friedrich Wilhelm I. 1713�1740.
� 69. �u�ere Politik unter Friedrich Wilhelm I. Obwohl die ersten Jahre Friedrich Wilhelms I. von Kriegswirren erf�llt waren und dem Lande den l�ngst 'ersehnten Besitz Stettins und der Oderm�ndung brachten, war der zweite K�nig Preu�ens keineswegs kriegerisch gesinnt. Die verschlungenen Pfade der �u�eren Politik lagen seinem offenen und ehrlichen, Zugleich aber auch leidenschaftlichen Wesen fern. Er war am liebsten, feiner patriotischen Gesinnung gem��, �gut kaiserisch", wiewohl er f�r ferne kaifer-freundliche Haltung wenig Dank erntete, besonders als ihm Karl Vi. das versprochene Herzogtum Berg vorenthielt.
In seiner Anh�nglichkeit an das Kaiserhaus war Friedrich Wilhelm I �tetoma" bereit, die �Pragmatische Sanktion" Karls VI. anzuerkennen, �anfrioit. Der Kaiser hatte in diesem wichtigen Staatsgesetz bestimmt, da� die gesamten �sterreichischen Staaten f�r immer ungetrennt bei einander bleiben, und da�, wem m�nnliche Nachkommen fehlten, die weiblichen Nachkommen erbberechtigt sein sollten; danach mu�ten seine Lande, da er keine S�hne hatte, nach seinem Tode seiner �ltesten Tochter Maria Theresia zufallen.
� 70. Friedrich Wilhelms Pers�nlichkeit. Friedrich Wilhelm I. ist h�: ^otz seiner geringen Erfolge in der �u�eren Politik einer der bedeutendsten preu�ischen K�nige und seine Regierung eine der folgenreichsten gewesen. Seine Gro�taten liegen auf dem Gebiete der inneren Politik, der Landesverwaltung, der Finanzen, des Heerwesens, endlich auch des Schulwesens. Er war ein K�nig, der, in schroffstem Gegensatz zu seinem Vater, von �u�erem Glanz und Prunk nichts hielt; wenn nach Friedrichs des Gro�en Ausdruck Berlin unter Friedrich I. das nordische Athen gewesen war, so wurde es unter Friedrich Wilhelm I. ein Sparta. Sein Sinn war durchaus auf das Praktische gerichtet; hier bewies er einen au�erordentlich sicheren Blick f�r das, was n�tzlich und durchf�hrbar war; alles Scheinwesen war ihm durchaus zuwider. Bei dieser n�chternen Art hatte er freilich kein Verst�ndnis f�r h�here Bildung, f�r Wissenschaft und Kunst; die Akademie der Wissenschaften lie� er verfallen. Gelehrte liebte er zu verh�hnen, seine Bauten entbehrten jedes k�nstlerischen Schmuckes; seine Erholung suchte er im Tabakskollegium, wo er politische Dinge in zwangloser Weise zu besprechen pflegte, wo aber auch derbe Sp��e gemacht wurden.
Friedrich Wilhelm I. 1713�1740.
Er war ein K�nig, dem die Pflicht �ber alles ging. In rast-loser T�tigkeit verflossen ihm die Tage; er war, wie er selbst sagte, �sein eigener Finanzminister und Feldmarschall"; s�r die gro�en und ebenso f�r die kleinen Angelegenheiten des Staatslebens hatte er ein Auge. Auf all-j�hrlichen Reisen �berzeugte er sich von dem Stande der Dinge in den ver-schiedenen Provinzen und pr�gelte wohl einen faulen Torw�chter selbst aus dem Bette. Die Bemerkungen, die er an den Rand der ihm vorgelegten Schriftst�cke schrieb, legen noch heute von seiner unerm�dlichen Arbeitskraft und seiner Kenntnis aller Einzelheiten der Verwaltung Zeugnis ab. Freilich vertrug er keinen Widerspruch; �R�sonnieren" duldete er nicht; er war eigenwillig, oft j�hzornig und zuweilen von furchtbarer H�rte. Aber er war schlicht und t�chtig, kein Nachahmer ftanz�sischer Unsittlichkeit, wie es damals so viele deutsche F�rsten waren; er war sparsam und streng gegen sich selbst; er war fromm; er war endlich auch gut deutsch gesinnt.
�Meinen Kindern", sagte er einmal, �will ich Pistolen und Degen in die Wiege geben, da� sie die fremden Nationen aus Deutschland helfen abhalten"; und: �wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland attaqnierten, so m��te das ein Coujon von einem deutschen F�rsten sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran wagte, stch dagegen zu setzen".
�71. Friedrich Wilhelms Heeresorganisation. Um das Heer-wesen hat sich Friedrich Wilhelm I. solche Verdienste erworben, da� er als Sch�pfer der preu�ischen Armee bezeichnet werden darf. Denn er ver-mehrte sie nicht nur bis auf mehr als 80 000 Mann, obwohl Preu�en �eJ^^ng damals nur eine Bev�lkerung von 2y2 Millionen hatte; er gab ihr auch die Durchbildung, die Mannszucht, die Einrichtungen, auf denen zu einem Teile die Siege Friedrichs des Gro�en beruhen. Er liebte seine Soldaten, fetne �blauen Kinder", so streng er sie auch behandelte; mit besonderer Z�rtlichkeit war er seinem Leibgrenadierregiment zugetan, dem Regiment der �langen Kerls", die aus aller Herren L�nder f�r schweres Geld angeworben worden waren und die der K�nig auf dem Schlo�platze in der Soldatenstadt Potsdam selbst zu kommandieren pflegte. Friedrich Wilhelm war der erste preu�ische K�nig, der immer Uniform trug; er f�hlte sich am liebsten als Kamerad seiner Offiziere. Um die Ausbildung des preu�ischen Offizier st andes �erft^�ters hat er die gr��ten Verdienste; er ernannte sie alle selbst, was noch der Gro�e Kurf�rst nicht getan hatte, und gr�ndete Kadettenh�user, wo junge Edelleute f�r die Offizierslaufbahn ausgebildet wurden. Denn dem Adel entstammte fast das ganze Offizierkorps; von nun an wurde der brandenburgisch-preu�ische Adel, der noch zur Zeit des Gro�en Kurf�rsten sich so oft auf-s�ssig gezeigt hatte, ein Offiziersadel mit treu monarchischer Gesinnung.
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Deutsche Geschichte.
Werbung Die gemeinen Soldatm waren auch jetzt noch zum gro�en Teil ge-Aushebung, wordene Leute, vielfach Ausl�nder; die preu�ischen Werber, die ihre Werbepl�tze an vielen Orten im Reich hatten, waren ber�chtigt durch ihre Verschlagenheit und Dreistigkeit. Indessen hat dieser K�nig znm ersten Male den Grundsatz aufgestellt, da� die jungen Leute unter seinen Untertanen �schuldig und verpflichtet seien, ihm mit Gut und Blut zu dienen". Freilich lastete die Wehrpflicht fast allein auf den Bauern; die St�dter waren zumeist davon befreit, damit sie ihrem Gewerbe nachgehen k�nnten.
Manneszucht Das Heer stand unter einer scharfen, ja grausamen Manns zu cht. Ausbildung, ^rnnal die Desertion wurde auf das h�rteste, durch Spie�rutenlaufen oder den Tod, bestraft; und doch kam sie h�ufig vor, da die Soldaten ja zum gro�en Teil nicht aus dem Lande stammten und kein Vaterlandsgef�hl empfinden konnten. Die Ausbildung der Leute war vorz�glich. Hier stand F�rst Leopold von Dessau dem K�nig als treuer und gleich: gesinnter Helfer zur Seite; er f�hrte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein, der ein m�glichst schnelles Feuern erm�glichte. In unbedingtem Gehorsam, mit der gr��ten Genauigkeit machten die preu�ischen Regimenter ihre �bungen; bald sollten sie, was sie auf dem Paradefelde gelernt hatten, auf dem Schlachtfelde bew�hren.
� 72. Friedrich Wilhelms Landesverwaltung und Volkswirtschaft-liche F�rsorge. Nicht geringer sind die Verdienste'Friedrich Wilhelms I.
Absoiutis- um die Landesverwaltung. Davon zun�chst war keine Rede, da� sich die St�nde seinen Anordnungen nicht gef�gt h�tten. Er war ein absoluter Herrscher, dein sie �Ordre parieren" mu�ten; auf eine Eingabe der ost-preu�ischen St�nde schrieb er: �Ich stabilere die souverainet� wie einen rocher von Bronse". In seiner selbstherrlichen Art ging er sehr weit; er Hielt es z. B. f�r sein Recht, gerichtliche Urteile umzusto�en, nicht nur, um sie zu mildern, sondern auch, um sie zu versch�rfen.
tjermaitung. �on 9rofcer Bedeutung war es, da� er die Verwaltung einheitlich zusammenfa�te; an ihre Spitze stellte er das Generaldirektorium, das etwa die Befugnisse der heutigen Ministerien des Innern und der Finanzen vereinigte und dessen Pr�sident er selbst war. Dem Generaldirektor^ wurden die Kriegs- und Dom�nenkammern unterstellt, welche an der Spitze der einzelnen Landesteile standen. Von den Beamten forderte er, da� sie ihre ganze Kraft seinem Dienste widmeten; �die Seligkeit ist f�r Gott", schrieb er, �aber alles andere mu� mein sein". Bis ins einzelne wurde ihre Amtsf�hrung gepr�ft; insbesondere mu�te auf das genaueste Rechnung gelegt werden. So Hat derselbe K�nig, der das preu�ische Heer schuf und
Friedrich Wilhelm I. 1713�1740.
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durch das eigene Vorbild erzog, auch einen anderen Grundpfeiler des preu�i-schen Staatswesens errichtet; er hat die preu�ische Verwaltung geschaffen und das preu�ische Beamtentum durch das eigene Vorbild zur T�chtig-keit, P�nktlichkeit und Pflichttreue erzogen.
Der Finanzverwaltung widmete er die gr��te F�rsorge. Die Finanzen. Dom�nen, die direkte Steuer, die auf dem Lande, die Akzise, die in den St�dten erhoben wurde, waren auch unter ihm die wichtigsten Einnahme-quellen. Durch gro�e Sparsamkeit wurden die Einnahmen wesentlich erh�ht.
�Besonders eifrig war der K�nig darauf bedacht, die Einnahmen aus den Dom�nen zu steigern; er vermehrte sie durch Ankauf von G�tern und suchte sie zu musterhasten Wirtschaften zu gestalten. Bei weitem der gr��te Teil der Geldmittel des Staates wurde f�r das Heer ausgegeben. F�r seine Hof-Haltung brauchte der K�nig wenig; denn sobald er den Thron bestiegen hatte,
war der gl�nzende Hofstaat seines Vaters ausgel�st, die meisten Hofbeamten entlassen und Sie Geh�lter stark herabgesetzt worden. Was er�brigt wurde,
verwandte der K�nig zur Bildung eines Staatsschatzes.
Wie sein Gro�vater, der Gro�e Kurf�rst, so trat Friedrich Wilhelm f�r die Hebung der Volkswirtschaft ein. Besondere F�rsorge brachte er der Landwirtschast entgegen, sorgte f�r den Anbau von Kulwr- Ackerbau, pflanzen und lie� Br�che austrocknen. Am meisten hat er getan f�r das durch die Pest hart mitgenommene Ostpreu�en und Litauen; hier siedelte er auch �ber 20 000 lutherische Salzburg er an, die um ihres Glaubens willen von ihrem Erzbischof vertrieben worden waren und denen er in seinen Landen eine Freistatt er�ffnete. Auch in der F�rderung des Gewerbes Gewerbe, schritt er auf den Bahnen seines Gro�vaters fort, indem er die Einfuhr mancher fremden Waren verbot, andere mit hohen Z�llen belegte, um so seine Untertanen zu n�tigen einheimische Erzeugnisse zu kaufen. Besonders die brandenburgische Tuchfabrikation nahm durch seine f�rdernden Ma�regeln einm hohen Aufschwung.
Endlich hat dieser Korng, der von h�herer Bildung nichts wissen wollte,
doch dadurch die gr��te Bedeutung f�r die Volksbildung gewonnen, da� er den Schulzwang einf�hrte, damit jeder Untertan lesen, schreiben und Schulwesen, rechnen lernte und so f�r das praktische Leben bes�higt w�rde. Er hat denn auch eine Menge von Volksschulen gestiftet. An ausgebildeten Lehrern fehlte es freilich, weshalb vielfach ausgediente Unteroffiziere als Lehrer angestellt wurden.
Im Jahre 1740 starb der K�nig, innerlich l�ngst auf den Tod vor- �oi>^es bereitet. Er hinterlie� einen gefestigten Staat und ein treffliches Heer. Zu 1740.
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Deutsche Geschichte.
feinen Lebzeiten war er wenig beliebt, nach feinem Tode ift er lange verkannt worden; aber ohne feine vorbereitende T�tigkeit h�tte fein genialer Sohn Preu�en nicht zur Gro�macht erheben k�nnen.
Friedrich II. der Grotze. 1740�1786.
Friedrichs Jugend.
� 73. Friedrich wurde am 24.Januar 1712 auf dem Schl�ffe zu Berlin geboren. Seine Mutter, die K�nigin SophieDorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfifche Prinzessin. Zwei Offizieren und Eriehun Franzofen DuhaN d e Jandun, einem ausgewanderten Hugenotten, rjte U"9' wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der K�nig gab diesen M�nnern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, da� fein Sohn zu einem guten �hriften, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden sollte. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen auf gegen die strenge, soldatische Zucht, gegen das Einerlei der milit�rischen �bungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die franz�sische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Fl�tenspiel brachte er es unter der Anleitung des Dresdener Musikers Ouantz bald zu hervorragenden Leistungen.
So kam Friedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der �ber das weichliche und verstockte Wesen des �Querpfeifers und Poeten" emp�rt war; durch strenge Behandlung, ja, durch Schl�ge suchte er den Eigen-willen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die k�nigliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zur�ckzuf�hren; viel-mehr best�rkte sie ihn eher, im Verein mit der �lteren und Lieblingsfchwester des Prinzen, Wilhelmine, der sp�teren Markgr�sin von Bayreuth, in feinem Widerst�nde. Zumal seit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem Hofe Augusts des Starken zu Dresden machte, kam er auf Abwege. Der Zwang am v�terlichen Hofe wurde ihm allm�hlich unertr�glich, fa^te er ben unseligen Entschlu�, ins Ausland zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf einer Reife ins Reich; bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Mannheim die Flucht ausgef�hrt werden. Aber der Plan wurde durch einen Pagen, der mit im Geheimnis war, dem K�nig verraten. Dieser f�hrte im h�chsten Zorn den Sohn zun�chst zu Schiff nach Wesel, wo das erste Verh�r stattfand; dann lie� er ihn nach .K�str i n bringen und berief ein Kriegsgericht, um �ber ihn und feine Ver-
Die ersten beiden Schlesischen Kriege.
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trauten das Urteil wegen Desertion zu f�llen. Dieses lehnte ab, �ber den Kronprinzen zu Gericht zu sitzen; den Leutnant von Katte, bet um den Fluchtplan gewu�t hatte, verurteilte es zu lebensl�nglicher Festungshast. Der K�nig versch�rfte dieses Urteil und wandelte es in Todesstrafe um; zu K�strin wurde der Ungl�ckliche vor den Fenstern Friedrichs enthauptet.
Dem Sohn nahm Friedrich Wilhelm den Offiziersdegen und hielt ihn K�strin. von sich fern; er h�tte ihn am liebsten von der Thronfolge ausgeschlossen. Der Prinz arbeitete von nun an auf der Kriegs- und Dom�nenkammer zu K�strin, eine T�tigkeit, die f�r ihn segensreich wurde; denn er lernte damals das Getriebe der Verwaltung im einzelnen kennen und zugleich die landesv�terliche F�rsorge seines Vaters verstehen und ehren. Nach einem Jahre kam eine Vers�hnung mit dem K�nig zustande, dessen Willen er sich unterwarf. Auch als ihm dieser die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern zur Braut bestimmte, f�gte er sich. Im Jahre 1732 durfte er K�strin wieder verlassen und erhielt als Oberst ein Regiment,
das zu R u p p i n seine Garnison hatte. Darauf fand die Verm�hlung statt.
Im Jahre 1736 schenkte ihm der K�nig das Schlo� Rheinsberg Rheinsberg, bei Ruppin, und nun begannen f�r den Prinzen sch�ne Tage, in denen die Sorge f�r sein Regiment abwechselte mit heitrer, geistvoller Geselligkeit, anregenden Studien, der Pflege der Musik und der franz�sischen Dichtkunst. Des Prinzen Lieblingssprache blieb auch serner die franz�sische; auch seine eigenen Gedichte sind in dieser Sprache verfa�t, gegen die noch unentwickelte deutsche Literatur verhielt er sich v�llig ablehnend. Damals trat er in lebhaften Briefwechsel mit Voltaire, dem geiswollen, witzigen und auf den verschiedensten Wissensgebieten bewanderten Haupte derjenigen Schriftsteller,
die wir unter dem Namen der Aufkl�rer zusammenfassen. Mit seinem k�nig-lichen Vater stand er in gutem Einvernehmen. Da wurde er durch dessen Tod im Jahre 1740 auf den Thron berufen.
Die ersten beiden Schlesischen Kriege.
� 74. Die politische Lage zur Zeit des Regierungsantritts �sterreich. Friedrichs II. Die wichtigste Frage der europ�ischen Politik war es damals, ob es nach dem Tode Karls VI. seiner Tochter Maria Theresia gelingen w�rde, die Herrschaft �ber die �sterreichischen Erblande zu behaupten. Die Pragmatische Sanktion war zwar von den meisten M�chten Europas anerkannt worden; aber die Kurf�rsten Karl Albert von B a y e r n und F r i e d r i ch A u g u st II. v o n S a ch s e n, der zugleich K�nig von Polen war, erhoben auf Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Kaiserhause Anspruch auf Teile des Erbes; und es war zu erwarten, da� Frankreich,
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Deutsche Geschichte.
obwohl es die Pragmatische Sanktion anerkannt hatte, sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen m�rbe, Habsburg zu sch�bigen, zu bem es seit ben Tagen Karls V. in Gegnerschaft stand. Die Verh�ltnisse waren f�r Osterreich um so ung�nstiger, weil seine Finanzen in Unorbnung waren, und weil bie verschiedenen L�nber, aus denen es zusammengesetzt war, nicht, wie bie preu�ischen Gebiete, zu einem Einheitsstaate verbunden waren, sonbem jebes seine besondere Verwaltung hatte.
Frankreich. In Frankreich war auf Lubwig XIV. im Jahre 1715 sein Urenkel Lubw ig XV. gefolgt. Er war ein unselbst�ndiger, dazu sittenloser und ausschweifender Monarch, der eine verschwenderische Hofhaltung f�hrte; unter seinem Regiment lastete der Steuerdruck schwer auf dem Volke, ins-besondere aus den armen Bauern, w�hrend zugleich Frankreichs Machtstellung nach au�en mehr und mehr verloren ging. Frankreich besa� in Nordamerika ausgedehnte Kolonien, C a n a d a am Lorenzstrom und das nach Ludwig XIV. benannte Louisiana am Mississippi. Dadurch wurde es in Zwistigkeiten mit E n g l a n d verwickelt, welches seit Beginn des siebzehnten Jahrhunderts ebenfalls an der nordamerikanischen K�ste Kolonien gegr�ndet hatte, Neu-England, Virginien, Karolina u.a., und seine H�nde immer weiter ausstreckte.
England. Die Krone von England war nach dem Tode der K�nigin Anna im Jahre 1714 an das Haus Hannover gefallen. Damals hatte G eorg I. den Thron bestiegen, auf welchen Georg II. gefolgt war. Die Verfassung Englands nahm in dieser Zeit immer mehr die Form an, welche wir Parlamentarismus nennen. Das Parlament gab in allen wichtigen Fragen den Ausschlag; es kam allm�hlich dahin, da� die K�nige von England Ihre Minister jedesmal der im Parlament herrschenden Partei entnahmen. Indessen breitete sich der englische Handel, die englische Schiffahrt und der englische Kolonialbesitz immer weiter aus, und England �berfl�gelte in dieser Beziehung sowohl Holland wie Frank-reich. Infolge seines Gegensatzes zu Frankreich stellte es sich in dem gro�en Streite, der sich jetzt um die Pragmatische Sanftion erhob, aus die Seite �sterreichs.
Ru�land. Als eine Macht, die zwar noch immer halb asiatisch, aber durch den weiten Umfang der beherrschten Land strecken bedrohlich war und von vorn-herein einen erobernden Charakter hatte, griff jetzt auch Ru�land in die H�ndel der europ�ischen Politik ein: In Polen, wo die staatliche Ord-uung durch fortw�hrende Wirren ersch�ttert wurde, wo der K�nig ohnm�chtig und der herrschende Adel in Parteien gespalten war, herrschte bereits der
Die ersten beiden Schlesischen Kriege.
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russische Einflu�. Den Zarenchron bestieg im Jahre 1741 Elisabeth,
die j�ngste Tochter Peters des Gro�en.
�75. Der erste Schlesische Krieg 1740-1742 und die Anf�nge 1740M1742. des �sterreichischen Erbfolgekrieges. Als Friedrich seinem Vater aus dem Throne folgte, erf�llte ihn einerseits das Bewu�tsein, da� der F�rst die gr��ten Pflichten gegen�ber dem Staat habe, da� er der erste Diener des Staates (le premier domestique de l'Etat) sei, andrerseits die �ber-zeugung, da� Preu�en, um in der europ�ischen Politik eine Rolle spielen zu k�nnen, gr��er werden m�sse. Als nun unvermutet Kaiser Karl VI. im Herbst 1740 starb, entschlo� er sich sofort die g�nstige Gelegenheit zu benutzen, um �sterreich gegen�ber die alten, aber mi�achteten Anrechte feines Haufes auf Teile Schlesiens geltend zu machen. Er beanspruchte die Herzog- w||,en t�mer Li eg n i tz, Br i e g und W0 h l au und das F�rstentum J�gern - 3lnft>mc�e. d 0 rf, das einst Kaiser Ferdinand II. eingezogen hatte. W�hrend er Maria Theresia "ein B�ndnis zur Verteidigung ihres ganzen �brigen Besitzstandes anbot, falls sie ihm die Teile Schlesiens abtr�te, fiel er zugleich 1740 in Schlesien ein und befetzte schnell fast das ganze Land, wo er besonders von den protestantischen Einwohnern mit Freuden aufgenommen wurde.
Maria Theresia wies seine Anerbietungen zur�ck und lie� zu Beginn des Fr�hlings 1741 Truppen unter dem Feldmarschall Neipperg nach Schlesien einr�cken. Bei M 0 l l w i tz, unweit Brieg, kam es am 10. April 1741; zur Schlacht. Die preu�ische Reiterei wurde von der feindlichen Reiterei geschlagen, und der Kamps nahm zeitweilig eine so ung�nstige Wendung, da� der Feldmarschall Graf Schwerin um den Ausgang besorgt wurde; auf seinen Rat verlie� der junge Konig das Schlachtfeld. Dann aber bewies das preu�ische Fu�volk eine so unersch�tterliche Tapferkeit und feuerte so sicher und regelm��ig, da�' der Feind ins Wanken kam und floh.
Friedrich verdankte den Sieg der rastlosen Arbeit, welche sein Vater auf das Heer verwandt hatte. In diesem Jahre kam es zu keiner ferneren Schlacht; der Konig benutzte den Sommer, um feine Reiterei besser aus-zubilden.
Indessen brach der �sterreichische Erbfolgekrieg aus. Die Kurf�rsten von Bayern und Sachsen, unterst�tzt von Frankreich und Spanien, griffen �sterreich an, und Karl Albert von Bayern eroberte B�hmen. In dieser Not wandte sich Maria Theresia, der von den ausw�rtigen M�chten nur England beistand, an die Ungarn; sie erschien, ihren kleinen Sohn Joseph auf dem Arme, auf dem Reichstag zu Pre�burg, und ihr Auftreten entfachte dort hohe Begeisterung. Bald
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Deutsche Geschichte.
trat ein Umschwung ein. Zwar wurde der Kurf�rst von Bayern zu Beginn nm/iTis. beg Jahwes 1742 in Frankfurt als Karl VII. zum deutschen Kaiser ge-w�hlt, und so fiel zum ersten Male wieder seit dreihundert Jahren die deutsche Krone an einen F�rsten, der nicht dem Hause Habsburg entstammte; aber indessen eroberten die Truppen Maria Theresias seine Hauptstadt M�nchen.
Unter diesen Umst�nden siel 1742 Friedrich in M�hren ein. Zwar mi�lang der Feldzug, und er trat den R�ckzug an; als er aber von dem Prinzen KarlvonLothringen,dem Schwager der Maria Theresia, bei Ch otusitz in B�hmen angegriffen wurde, trug er �ber ihn den Sieg davon. Es war die erste Schlacht, in der er selbst den Oberbefehl f�hrte.
^Breslau" entschlo� sich Maria Theresia, um sich dieses Gegners zu ent-
1742' ledigen, zum Frieden. In Breslau wurde er abgeschlossen; sie trat Schlesien (au�er Troppau und J�gerndorf) und die Grafschaft Glcch an Preu�en ab. Der preu�ische Staat, bei Friedrichs Thronbesteigung 111000 qkrn gro�, war um fast ein Drittel des bisherigen Bestandes (38 000 qkm) vergr��ert worden; ein reiches, im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert durch die deutsche Einwanderung den Slaven ab-gewonnenes Land, wo der Boden fruchtbar war, wo seit alters die Leine-Weberei bl�hte, mit der wichtigen Wasserstra�e der Oder und der gro�en Handelsstadt Breslau war gewonnen worden. Zwei Jahre sp�ter fiel infolge Ostftiesiand. eines �lteren Vertrages Ostfriesland an Preu�en, das so auch an der Nordsee festen Fu� fa�te.
L7M6t5i745. � 76, Der zweite Schleiche Krieg 1744�1745 und der Fortgang des �sterreichischen Erbfolgekrieges. Seit dem Friedensschlu� mit Preu�en machten die �sterreichischen Massen immer weitere Fortschritte. Die Franzosen wurden aus B�hmen ganz hinausgedr�ngt und durch eine englische Armee �ber den Rhein zur�ckzugehen gezwungen. Der neue Kaiser, aus seinen Erb-landen vertrieben, befand sich in einer traurigen Lage; er war v�llig abh�ngig von den Franzosen.
Da entschlo� sich Friedrich zu einem zweiten Kriege gegen Oster-reich. Er hatte Nachricht davon, da� Maria Theresia daran denke, nach Besiegung der Franzosen auch Schlesien wiederzuerobern; so hielt er es denn sSfrich� ftr besser ihr zuvorzukommen. Er schlo� ein B�ndnis mit Lud-tu B�hmen w i g XV. von Frankreich und �berschritt im Sommer 1744 mit 80 000 Mann �kaiserlicher Hilfsv�lker", wie er sie nannte, die Grenze, nm nach B�hmen einzufallen. Er nahm Prag und drang bis in den S�den des Landes vor. Doch mu�te er infolge der Schwierigkeit, welche die Verpflegung der Truppen verursachte, wieder nach Schlesien zur�ckkehren.
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Der Siebenj�hrige Krieg. 1756 � 1763.
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Indessen hatten sich die Umst�nde f�r Preu�en sehr verschlechtert. Auf Frankreichs Hilfe konnte es nicht z�hlen. Dazu kam, da� Kaiser Karl VII.
wenige Monate nach feiner R�ckkehr in M�nchen ftarb; fein Sohn aber ver-trug sich mit Maria Theresia und entsagte den Erbanspr�chen auf �sterreichische Lande. Andrerseits hatte sich Friedrich August II. von Sachsen auf die Seite Maria Theresias gestellt. Im Jahre 1745 brach ein �sterreichischs�chsisches Heer von 70 000 Mann unter Karl von Lothringen �ber die P�sse der Sudeten nach Schlesien ein. Ihm konnte der K�nig nur 60 000 Mann gegen�berstellen. Durch einen Nachtmarfch f�hrte er sie in die N�he des Feindes, der bei Hohenfriedberg am Fu�e des Gebirges stand. In H�w^ der Morgend�mmerung wurden zun�chst die auf dem linken Fl�gel stehenden 1'45-Sachsen geschlagen. Dann kam es zu einem harten und blutigen Kampfe mit den �sterreichern; er wurde endlich durch einen gl�cklichen Reiterangriff eines preu�ischen Dragonerregiments entschieden. Um 8 Uhr morgens war die Schlacht gewonnen, der Feind ging nach B�hmen zur�ck. Friedrich folgte ihm und fchlug ihn ein zweites Mal bei S o o r. Soor.
Die letzte Schlacht des Krieges wurde im Dezember des Jahres 1745 bei Keffelsdorf, westlich von Dresden, geschlagen, wo der alteDessauer Kesselsdorf. ein bedeutend st�rkeres s�chsisch-�sterreichisches Heer auf das Haupt fchlug.
Wenige Tage sp�ter zog Friedrich als Sieger in Dresden ein und unter- ^d^von zeichnete hier den Frieden, in welchem Maria Theresia von neuem auf 1745-Schlesien verzichtete. Dagegm erkannte der K�nig ihren Gemahl Franz 1745M51765. von Lothringen, Gro�herzog von Toskana, der inzwischen zum deutschen Kaiser gew�hlt worden war, als solchen an. Franz I. ist der erste Kaiser aus dem Hause Habsburg-Lothringen.
Als �der Gro�e" begr��t, kehrte Friedrich nach Berlin zur�ck. Preu�en war Gro�macht geworden, deren es in Deutschland nun zwei gab. Die ^o�macht Frage, ob in Zukunft Preu�en oder �sterreich die f�hrende Macht in Deutsch-land fein solle, war aufgerollt.
Der Osterreichische Erbfolgekrieg, der besonders in den 5l^eb�n Niederlanden und Italien spielte, dauerte noch bis zum Jahre 1748. In 1748-diesem Jahre wurde er durch den Frieden von Aachen beendigt. Osterreich behielt in der Hauptsache seinen Besitzstand bei.
Der Siebenj�hrige Krieg. 1756�1763.
� 77. Vorgeschichte des Krieges. In rastloser T�tigkeit f�r die 2>i�j^cn�' Landesverwaltung, f�r das Rechtswesen, f�r die Hebung der Volkswirtschaft und nicht zuletzt f�r die Landesverteidigung verflossen Friedrich die zehn Friedensjahre, die ihm geschenkt waren. Das K�nigliche Kabinett war der
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Deutsche Geschichte.
Mittelpunkt des preu�ischen Staatswesens; dort liefen von allen Seiten die Berichte ein, von dort ergingen die Entscheidungen. Mitten in der geistvollen Geselligkeit, die der Monarch in seinem neuerbauten Lustschlo� Sanssouci �ei Potsdam um sich versammelte, umfa�te sein Auge das Fernste und das N�chste, die gro�en und die kleinen Interessen des preu�ischen Volkes. Er begann die Urbarmachung des Oderbruchs und gr�ndete Handelsgesellschaften f�r den Verkehr mit Asien; er schuf neue Ministerien und traf die Vor-kehrungen f�r eine umfassende Reform der Rechtspflege; er pr�fte mit Sachkenntnis und sch�rfstem Urteil die Einzelheiten der Verwaltung und fuhr zu-gleich fort, in Gedichten seine Gedanken �ber die h�chsten Fragen des Daseins niederzulegen. Nach dem Dresdener Frieden hatte er der Hoffnung gelebt, das Schwert nicht wieder ziehen zu m�ssen. Zwar war ihm wohl bekannt, da� Maria Theresia den Gedanken, Schlesien wiederzugewinnen, nie aufgegeben hatte, und da� ihr bedeutendster Staatsmann, Graf Kaunitz, sie in dieser Politik mit allen Kr�ften unterst�tzte. MU Ru�land ferner, das in dem emporstrebenden Preu�en einen unbequemen Nebenbuhler sah und dessen sittenlose und tr�ge Kaiserin Elisabeth unter dem Einflu� von Friedrichs Feinden stand, war das Verh�ltnis so gespannt, da� beide H�fe ihre Gesandten abriefen und der diplomatische Verkehr unterbrochen wurde. Dennoch schien die Gefahr eines Krieges fern, solange mit Frankreich, das mit Preu�en durch die gemeinsame Gegnerschaft gegen �sterreich verbunden war, gute Beziehungen bestanden.
Da wirkten in seltsamer Weise die kolonialen Streitigkeiten, die zwischen Frankreich und England entstanden, auf die Geschicke Preu�ens ein. Zwischen beiden L�ndern entstand ein Krieg um ihre Nordamerika-tuschen Besitzungen, und England mu�te f�rchten, da� Hannover, welches mit ihm durch Personalunion verbunden war, von den Franzosen besetzt w�rde. Verhandlungen mit Friedrich f�hrten zu Anfang des Jahres
Ncutralit�ts- 1756 zum Abschlu� eines Neutralit�t vertrag es, durch den sich.
England. England und Preu�en zum Schutze der Neutralit�t Norddeutschlands ver-einigten.
chisch-ftanz�- Dies verstimmte aber in hohem Grade den Hof von Versailles. Jetzt
pfS �nbnif erst kam zwischen Frankreich und Ost er reich ein B�ndnis zustande;
allerdings war es zun�chst auf die Verteidigung beschr�nkt, doch versprach Oster-reich schon jetzt f�r den Fall der Wiedererwerbung Schlesiens die Abtretung eines Teiles der Niederlande. Elisabethvon Ru�land trat diesem B�ndnis sofort bei. Der Ausbruch des Krieges wurde auf das Jahr 1757 festgesetzt.
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� 78. Der Ausbruch des Krieges uud die Eroberung Sachsens. Auswich 1756. Indessen hatte Friedrich nicht nur �ber die russischen und �fter- Krieges, rei� ischen Truppenr�stungen, sondern auch �ber die Abmachungen der drei M�chte Nachrichten erhalten; die letzteren stammten teilweise von einem be-stochenen s�chsischen Kanzleibeamten. Er war sofort entschlossen, �lieber zuvorzukommen, als sich zuvorkommen zu lassen". Als nun mehrere An-fragen, die er an Maria Theresia richtete, von dieser ablehnend beantwortet wurden, fiel er im Sp�tsommer 1756 ohne Kriegserkl�rung in Sachsen �K5eiu ein. Der Kurf�rst dieses Landes, der schon mehrmals erw�hnte Friedrich 1756, August II., und sein verschwenderischer und gewissenloser Minister. Gras Br�hl waren ihm feindlich gefinnt; es stand bei Friedrich fest, da� er bei dem geplanten Einsall nach Osterreich nicht in seinem Mcken eine Regierung bestehen lassen durste, die sich bei der ersten Gelegenheit seinen Gegnern an-schlie�en w�rde. So war er denn entschlossen, Sachsen zu besetzen.
Auf die Nachricht, da� die Preu�en die Grenze �berschritten h�tten,
sammeltm sich die s�chsischen Truppen, 17 000 Mann, in einem befestigten Lager bei Pirna. Friedrich besetzte Dresden und lie� das Lager bei Pirna einschlie�en. Als ein �sterreichisches Heer sich n�herte, ging ihm der K�nig nach B�hmen entgegen und schlug es bei L o b o s i tz zur�ck. Bald darauf Tositz. mu�ten sich die Sachsen, die unter der schlechten Witterung und dem Mangel an Vorr�ten aus das schwerste litten, ergeben; der Kurf�rst begab sich �rS$nbcr nach Warschau. Die Mannschaften wurden gen�tigt, dem K�nige von Preu�en 0�L 1756-den Fahneneid zu leisten, und der preu�ischen Armee einverleibt; doch defer-tierten von ihnen viele zu den �sterreichern. Das Land trat unter preu�ische Verwaltung und hat einen gro�en Teil der Kriegskosten tragen m�ssen.
In den folgenden Monaten kam das endg�ltige Kriegsb�ndnis Vollendung gegen Friedrich zustande; es hatte den Zweck, ihn eines gro�en Teils seiner Lande zu berauben und so den preu�ischen Staat zu zerst�ren. Auch Schweden trat dem Bunde bei, in der Hoffnung, die verlorenen Teile Pommerns wiederzugewinnen. Ferner beschlo� das Reich gegen ihn wegen seines Friedensbruches den Reichskrieg. Friedrich hatte nur einen starken Erichs Bundesgenossen, England, das, solange William Pitt Minister war, 9enoffcn-ihm treu blieb und ihn mit Hilfsgeldern unterst�tzte; dazu kamen Han-nover. Braunschweig und andere kleine deutsche Staaten. Friedrich besa�,
von den Besatzungstruppen abgesehen, f�r den Kampf im Felde ein Heer von 150 000 Mann. Es waren trefflich ausgebildete Leute, Krieger von Berus,
deren Tapferkeit der K�nig oft in den ehrendsten Worten anerkannt hat, freilich zum guten Teile Ausl�nder und vielfach zur Desertion geneigt. Unter seinen Feldherren ragte hervor der Feldmarschall Schwerin, der bew�hrte und
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Deutsche Geschichte.
allgemein beliebte Sieger von Mollwitz; ferner ist der General Winter-f e l d t zu nennen, der dem K�nige wegen setner hohen Begabung und seiner offenen und ehrenhaften Art besonders nahe stand; dem Prinzen Hein-r t ch hat sein k�niglicher Bruder nach dem Kriege das Zeugnis gegeben, er sei der einzige General, der keinen Fehler gemacht habe; noch gr��eren Ruhm sollten sich der Husarengeneral Hans Joachim von Zieten, dessen unbedingte Furchtlosigkeit und Pflichttreue aus einem tiefen und herzlichen Gottvertrauen entsprangen, und der k�hne und frische Reiterf�hrer Seyd litz erwerben.
30 000 Mann stellte der K�nig unter dem greisen Feldmarschall Lehna l d t in Preu�en gegen die Russen auf, w�hrend er den Rest in Schlesien und Sachsen versammelte. Gegen die Schweden konnte er nur eine kleine Heeresabteilung aufbieten; doch gen�gte diese meist, um die schwedischen Truppen im Zaum zu halten. Dm Franzosen stellten die Engl�nder ein aus Hannoveranern, Hessen und anderen deutschen Truppen bestehendes Heer unter dem Befehl des Herzogs von Cumberland, des zweiten Sohnes K�nig Georgs II., entgegen. Einer Welt in Waffen stand K�nig Friedrich wie ein Held gegen�ber.
�Ich aber, dem der Schiffbruch droht,
Mu�, mutig trotzend dem Verderben,
Als K�nig denken, leben, sterben."
ordnungen traf iu einer Instruktion, die er einem seiner Minister �bergab, Friedrichs, die notwendigen Vorkehrungen f�r etwa eintretende Ungl�cksf�lle. Falls er entscheidend geschlagen w�rde, so solltet: die Familie des K�nigs und der Staats-sch�tz je nach den Umst�nden nach Magdeburg, K�strin oder Stettin gebracht werden; wenn er selbst fiele, so sollten �die Dinge ohne die geringste Ver-�nderung ihren Fortgang nehmen" und seinem Bruder August Wilhelm, der als Thronfolger den Titel eines Prinzen von Preu�en erhalten hatte, die Huldigung geleistet werden. �Wenn ich", f�hrt er fort, �das Ungl�ck haben sollte, in die H�nde des Feindes zu fallen, so verbiete ich, da� man auf meine Person die geringste R�cksicht nehme; sollte mich ein solches Ungl�ck treffen, so will ich mich f�r den Staat opfern, und man soll meinem Bruder ge-horchen, welcher so wie alle meine Minister und Gener�le mir mit seinem Kopfe daf�r haften wird, da� man weder eine Provinz noch einen Heller f�r mich opfern und den Krieg mit Verfolgung der eigenen Vorteile fortsetzen wird, gleich als wenn ich nie auf der Welt gewesen w�re."
1757. � 79. Von Prag bis Reuthen. 1757. Im Fr�hjahr 1757 brach Friedrich pl�tzlich �ber die P�sse des Gebirges in B�hmen ein, brachte
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die Magazine des Feindes, der seine Ankunft noch nicht erwartet Hatte, zum Teil in seine Gewalt und griff am 6.Mai den Prinzen Karl von Loth-ringen, der wieder den Oberbefehl f�hrte, bei Prag an. Der Feind 6^�( stand in starker Stellung auf Anh�hen, die durch sumpfige Wiesengr�nde gedeckt waren. Die Angreiser litten schwer unter dem feindlichen Feuer; der Feldmarschall Schwerin, der selbst eine Fahne ergriff und mit ihr den Truppen voranst�rmte, starb den Heldentod. Aber trotz schwerer Verluste .
wurde die feindliche Stellung von den tapferen Truppen erst�rmt und Karl von Lothringen gen�tigt, sich nach Prag zur�ckzuziehen, das nun von den Preu�en belagert wurde.
Da nahte von Osten ein Ersatzheer heran, das von dem Feldmarschall Daun befehligt wurde; der K�nig mu�te sich entschlie�en, ihm mit einem Teil seiner Truppen entgegenzugehen. Am 18. Juni kam es bei Kolin 18s�^t zwischen 54 000 �sterreichern und 30 000 Preu�en zur Schlacht. Um den Unterschied der Zahl auszugleichen, wandte Friedrich das Mittel der schiefen Schlachtordnung an, d.h. er verst�rkte den linken Fl�gel und bestimmte diesen zum Angriff, w�hrend er dem rechten Fl�gel den Besch!
erteilte sich zur�ckzuhalten. Schon neigte sich der Sieg auf seine Seite, als vier s�chsische Dragonerregimenter unter Oberst von Benckendorff durch einen ungest�men Angriff die preu�ischen Linien zum Wanken brachten. Dazu kam,
da� der rechte Fl�gel sich gegen den Besehl am Kampfe beteiligte; es fehlte dem K�nig an Reserven, um fernem linken Fl�gel Verst�rkungen zuzuf�hren. Er suchte selbst die weichenden Mannschaften zu sammeln und gegen eine Batterie zu f�hren; auch als die Seinen zur�ckblieben, ritt er weiter; erst als ein Offizier ihm zurief: �Sire, wollen Sie die Batterie allein erobern!"
machte er langsam Kehrt. �Noch vier Bataillone", sagte er nachher, �und die Schlacht war gewonnen." Zieten deckte den R�ckzug, den der Feind nicht st�rte. Aber Friedrich mu�te nunmehr die Belagerung von Pr�g ausgeben und B�hmen r�umen. Der Feldzug war mi�gl�ckt.
Friedrichs Lage war gef�hrlich. W�hrend er in der Lausitz den Oster-reichern gegen�berstand, wurde Lehwaldt von den Russen, die er trotz ihrer �bermacht bei Gro�j�gersdorf anzugreifen gewagt hatte, zur�ck- j�3�rf geschlagen. Schlimmer noch war, was auf dem westlichen Kriegsschauplatze geschah. Dort waren zwei franz�sische Heere erschienen. Das eine hatte die Richtung nach den Weserlanden genommen und bei Hastenbeck unweit Hastenbeck. Hameln �ber den Herzog von Cumberlaud gesiegt; dieser wich daraus nach Norden zur�ck und schlo� endlich die schimpfliche Konvention von K l o st e r Kloster Zeven, welche bestimmte, da� sein Heer sich teils aufl�sen, teils nicht mehr am K�mpft beteiligen sollte. So war der Feind im Besitz von Hannover und bedrohte die Elblime.
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Indessen hatte sich das andere franz�sische Heer, welches der Prinz von Soubise befehligte, mit der deutschen Reichsarmee vereinigt, die sich langsam versammelt hatte und von dem Prinzen von Sachsen-Hildburghausen angef�hrt wurde, und stand in Th�ringen. W�hrend sich der K�nig gegm diese Truppen wandte, gelang es einer fliegenden Ab-teilung des �sterreichischen Heeres bis Berlin zu kommen und die Haupt-stobt zu brandschatzen.
R^bach Nach l�ngerem Hinundherziehen traten in der Gegend von Ro�bach, nordwestlich von Wei�enfels, 33 000 Franzosen und 10 000 Mann Reichstruppen dem K�nig gegen�ber, der 22 000 Mann bei sich hatte. Die Feinde glaubten, die Preu�en umgehen und in der Flanke angreisen zu k�nnen. Da lie� Friedrich � es war am 5. November kurz nach Mittag � pl�tzlich die Zelte abbrechen. Die von �et)dUtz befehligte Kavallerie erschien auf einem langgestreckten H�gel, der sie bisher verdeckt hatte, und warf in zwei-maligem, gl�nzendem Angriff die feindliche Reiterei; es folgte ein kurzes Feuergefecht des Fu�volks; dann ri� allgemeine Flucht unter den Feinden ein. Die Preu�en hatten wenig �ber 500 Mann verloren, die feindliche Armee war zersprengt. Dar�ber aber, da� es gelungen war, die �berm�tigen Franzosen zu schlagen, entstand nicht in Preu�en allein, sondern weithin in deutschen Landen freudige Begeisterung; seitdem wurde der gro�e Preu�en-k�nig der Held der deutschen Nation.
Nunmehr mu�te Friedrich aber nach Schlesien zur�ckeilen, wo die Oster-reicher eingebrochen waren. Winterseldt war im Kampfe gegen sie unterlegen und, zum tiefen Schmerze des K�nigs, an seinen Wunden gestorben. Dann hatten die �sterreicher einen zweiten Sieg �ber die in Schlesien stehen-den preu�ischen Truppen davongetragen und Breslau genommen. Fried-rich mu�te dem �bern�chtigen Feinde eine Schlacht liefern, wenn er nicht f�r den Winter den gr��eren Teil der Provinz in der Hand des Feindes lassen wollte. Damals versammelte er seine Gener�le um sich und teilte ihnen seinen unbedingten Entschlu� mit, den Feind anzugreifen, wo er ihn f�nde; er erkl�rte, da� er jedem, der sich f�rchte, die Gefahr mit ihm zu teilen, gern den Abschied gew�hren wolle, f�gte zum Schlu� aber auch harte Straf-bestimnmngen f�r solche Regimenter hinzu, die nur einen Augenblick im Kampfe z�gerten und wankten.
S6?S Bei dem Dorfe Zeuthen, westlich von Breslau, stie� er am 5.De-zember mit 35 000 Mann auf das 70 000 Mann starke Heer Karls von Lothringen. Wieder wandte er die schiefe Schlachtordnung an, indem er sich mit dem gr��ten Teil der Armee auf den feindlichen linken Fl�gel warf. Dieser wurde geschlagen; dann kam es zum heftigen Kampf um Reuthen, den
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Mittelpunkt der feindlichen Schlachtlinie, das endlich erst�rmt wurde. Die Schlacht wurde entschiedm durch den Sieg der von dem General Dri esen gef�hrten Reiterregimenter �ber die feindliche Reiterei. Am Abend des blutigen Tages erscholl allenthalben auf dem Schlachtfelde der Choral: �Nun danket alle Gott!" Das feindliche Heer, das schwere Verluste erlitten hatte,
verlie� Schlesien, und Breslau ergab sich dem Sieger.
� 80. Krefeld, Zorndorf und Hochkirch. 1758. Im n�chsten Jahre nss. begann der Kampf zuerst auf dem westlichen Kriegsschauplatze. Die Konvention von Kloster Zeven war von der englischen Regierung nicht genehmigt und an die Spitze der in Hannover stehenden Truppen der preu�ische General Prinz Ferdinand von Brannschweig gestellt worden. Dieser begann schon im Februar den Angriff, und die franz�sische Armee, die jeden Halt verloren hatte, wich vor ihm Schritt vor Schritt bis �ber den Rhein zur�ck. Links des Stromes hielt sie endlich stand, erlitt aber bei Krefeld Krefeld, eine v�llige Niederlage.
Indessen war Friedrich in M�hren eingefallen und hatte die Belagerung der Festung Olm�tz begonnen. Aber diese mi�lang, zumal die Verpflegung des Heeres Schwierigkeiten machte. Der K�nig mu�te von Olm�tz abziehen und den R�ckzug antreten, um sich gegen die Russen zu wenden. Denn diese Hattert im Winter vorher die Provinz Ostpreu�en besetzt und waren nunmehr unter General Fermor, durch polnisches Gebiet marschierend,
an der Oder erschienen, wo sie das Land furchtbar verw�steten und K�strin beschossen. Bei Zorndorf, nord�stlich von K�strin, griff sie Friedrich mit Gorndorf 36 000 Mann an. Die Russen z�hlten 42 000. Sie leisteten mit gro�er "�'2tU0Uft Tapferkeit Widerstand, und zweimal nahm der Kampf eine sehr ung�nstige Wendung; zweimal aber stellte Seydlitz durch unwiderstehliche Kavallerie-angriffe zur rechten Zeit die Schlacht wieder her und trieb den Feind in die Flucht. Eine Verfolgung der Russen war trotzdem nicht m�glich; indessen trat Fermor einige Tage sp�ter den R�ckzug an.
Jetzt zog Friedrich wieder nach der Lausitz, wo Prinz Heinrich den �sterreichern unter Daun gegen�berstand. Daun war ein �u�erst bedacht-samer Feldherr, dessen Grundsatz es war, mit seinem Heere feste Stellungen zu beziehen, aus denen er. sich, trotzdem er dem K�nig an Zahl um das Doppelte �berlegen war, nicht zur Schlacht herauslocken lie�. Als aber Friedrich im Vertrauen auf die �ngstliche Vorsicht seines Gegners bei dem Dorfe Hochkirch in sehr gef�hrdeter Stellung ein Lager bezog, wagte dieser in der Fr�he des 14. Oktober einen �berfall, der ihm gl�ckte. Nur der Heldenmut und die Mannszucht der Truppen rettete das preu�ische Heer
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vor der Vernichtung. Nach mehrst�ndigem Kampfe konnte Friedrich den R�ckzug antreten, ohne vom Feinde verfolgt zu werden; aber fast alle Ge-sch�tze waren verloren und fast ein Drittel des Heeres tot oder verwundet. Trotzdem vermochte Daun sich nicht in Sachsen zu behaupten, sondern ging zu Beginn des Winters nach B�hmen zur�ck.
i<59. � 81. Kunersdorf und Maxen. 1751). Friedrich hatte, mit Aus-n�hme Ostpreu�ens, alle seine Provinzen nebst Sachsen behauptet; aber mit tr�ben Ahnungen sah er der Zukunft entgegen. Zwar die Kosten des Krieges vermochte er zu bestreiten; England schickte ihm Subsidien, ein Teil der Kriegskosten wurde auf Sachsen und das ebenfalls besetzte Mecklenburg abgew�lzt, endlich mu�te die Ausgabe von minderwertigen M�nzen und von Kassenscheinen aushelfen. Aber sein Heer war stark zusammengeschmolzen, und die neu eingestellten Rekruten k�nnten die gefallenen Veteranen nicht ersetzen. Zudem mu�te er f�rchten, da� in diesem Jahre die �sterreicher und Russen sich vereinigen w�rden. Einsam verlebte Friedrich den Winter in Breslau; seine Mutter, seine Schwester, die Markgr�fin Wilhelmine von Bayreuth, und mehrere seiner vertrautesten Freunde hatte der Tod hinweg-gerafft; ihn selbst �berschlich oft ein Gef�hl der Lebensm�digkeit, und er besch�ftigte sich viel mit dem Gedanken an das Ende.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatze drangen anfangs die Franzosen bis zur Weser vor, wurden aber von Ferdinand von Braunschweig in der Minden. Schlacht bei Minden v�llig auss Haupt geschlagen. Ungl�cklicher verlief der Krieg f�r Friedrich selbst. In der Tat n�mlich vereinigte sich jetzt ein Teil des �sterreichischen Heeres unter dem Feldmarschalleutnant Laudon mit den russischen Truppen, w�hrend Daun in Sachsen stehen blieb. Fried-rich konnte den 68 000 Russen und �sterreichern nur 48 000 Preu�en gegen-SS �berstellen. Dennoch griff er sie am 12. August bei dem Dorfe K u n e r s -d o r f an, das bei Frankfurt auf dem rechten Oderufer liegt. Die Seinen drangen anfangs, obwohl von einem langen Marsch erm�det, mit der gr��ten Tapferkeit vor und erst�rmten einen Teil der H�hen, welche die feindliche Armee besetzt hatte. Als es dann aber galt, durch eine tiefe Schlucht hin-durch die dahinter gelegenen H�gel zu erklettern, erlahmten unter dem furcht-baren Kugelregen allm�hlich die Kr�fte der preu�ischen Bataillone, und ein pl�tzlicher, zur rechten Zeit ausgef�hrter Reiterangriff Laudons entschied die Schlacht. Die preu�ische Armee wurde fast auseinandergesprengt; damals wurde auch der preu�ische Major Ewald von Kleist, der Dichter des �Fr�hlings", t�dlich verwundet. Dem K�nig selbst wurden zwei Pferde unter dem Leibe erschossen; eine Kugel, die ihn traf, prallte gl�cklicherweise von einem goldenen Etui ab, das er in der Tasche trug. Eine Husaren-
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abteilung rettete ihn vor der Gefangennahme durch die Kosaken. Er war tief ersch�ttert: �Ich werde den Untergang meines Vaterlandes nicht �ber-leben", schrieb er damals, �lebt wohl f�r immer!"
Aber Preu�en wurde gerettet. Die Feinde konnten sich nicht zu gemeinsamem Handeln zusammenfinden, Daun sich nicht zum Vor-marsch auf Berlin entschlie�en. Er griff vielmehr das von den Preu�en besetzte Dresden an, dessen Kommandant sich ihm ergab.
Beim Herannahen des Winters zogen die Russen ab; Friedrich konnte sich wieder nach Sachsen wenden, wo bisher Prinz Heinrich Daun gegen�ber den Befehl gef�hrt hatte. Er hatte den Mut so wenig verloren,
da� er sogar den Plan fa�te, die aus Sachsen abziehende Armee Dauns zu bedrohen, und ihr den General von F i n ck in dm R�cken schickte. Aber der k�hne Versuch schlug sehl; Finck wurde bei Maxen im �stlichen Erz- Maxen, gebirge mit �bermacht angegriffen, geschlagen und ergab sich mit dem Rest seiner Truppen. Es war ein schweres Ungl�ck f�r die preu�ische Armee, das den K�nig auf das schmerzlichste ber�hrte.
� 82. Liegnitz und Torgan. 1760. F�r das neue Kriegsjahr konnte neo. der K�nig nur 90 000 Mann an Feldtruppen ausbringen. Er selbst trat in Sachsen Daun gegen�ber, w�hrend der dem K�nig befreundete General Fouqu6 Schlesien gegen Laudon decken und Prinz Heinrich die Russen er-warten sollte. Da gelang es Laudon, mit gro�er �bermacht F o u q u 6 am Pa� von Landeshut zu �berw�ltigen; der General fiel schwer verwundet Landeshut. in die H�nde der Feinde, seine tapferen Truppen wurden fast vernichtet.
Da jetzt auch die Russen herannahten, w�hrend die �sterreicher Breslau be-lagerten, zog der K�nig selbst nach Schlesien; Daun marschierte vor ihm her,
andere �sterreichische Truppen folgten dem preu�ischen Heere. Friedrich mu�te alles tun, um einem Angriff der feindlichen �bermacht zu entgehen, Nacht f�r Nacht wechselte er den Ort. In der Nacht vorn 14. zum 15. August verlie� er sein in der Gegend von Lie gnitz befindliches Lager, lie� aber, um ^August den Feind zu t�uschen, durch Husarenpatrouillen die Wachtfeuer unterhalten und die Kommandorufe laut abgeben. Dann griff er in der ersten Morgen-fr�he mit der H�lfte seiner 30 000 Mann starken Armee den heran-marschierenden, auf keine Schlacht gefa�ten Laudon an, schlug ihn im Verlauf weniger Stunden und f�gte ihm starke Verluste zu. Indessen hatte Daun das preu�ische Lager leer gefunden und ebenfalls den Marsch be-g�nnen, traf aber auf die andere, von Zieten befehligte H�lfte des preu-�ischen Heeres, die seinen Angriff abwies. Der K�nig vermochte nunmehr den Prinzen Heinrich an sich zu ziehen; Schlesien war gerettet.
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Da gelang dem Feinde ein pl�tzlicher Vorsto� in die Mark Branden-b�rg. Eine russisch - �sterreichische Heeresabteilung besetzte Berlin und Potsdam und brandschatzte beide St�dte. Sowie freilich die Nachricht kam, der K�nig nahe in Eilm�rschen heran, zogen die Feinde eilig ab.
Torgau Friedrich wandte sich nun nach Torgau, wo Daun eine feste Stellung 0' eingenommen hatte. Er mu�te ihn unbedingt angreifen, wenn er nicht Sachsen in seiner Hand' lassen wollte; er war fest entschlossen, wie er damals schrieb, �alles, auch das Verzweifeltste zu wagen, um entweder den Sieg oder ein ruhmvolles Ende zu finden". Er hatte 44 000 Mann; der Feind z�hlte 50 000 Mann und hatte eine sehr g�nstige Verteidigungsstellung auf den S�ptitzer H�hen. Der K�nig gedachte, mit dem gr��eren Teile feiner Truppen von Norden her anzugreifen, w�hrend Zieten mit dem kleineren Teile von S�den her die feindliche Stellung umgehen sollte. Die Truppen des K�nigs wurden von einem furchtbaren Gesch�tzfeuer empfangen, und trotz ihrer Tapferkeit wurden alle ihre St�rme unter schweren Verlusten abgewiesen. Friedrich selbst wurde von einer Kart�tschenkugel getroffen, und nur der Pelz rettete ihm das Leben; doch sank er bewu�tlos vom Pferde und mu�te das Schlachtfeld verlassen. Indessen gelang es Zietens Truppen nach langem Kampfe, bei Einbruch der Dunkelheit die H�hen zu ersteigen und zu behaupten. Der Feind wurde nunmehr in die Flucht ge-schlagen; Daun, der bereits Siegesboten an die Kaiserin gesandt hatte, mu�te seine Stellung r�umen und sich nach Dresden zur�ckziehen.
i76i. � 83. Die letzten beiden Kriegsjahre. 1761 und 1762. Indessen waren Friedrichs Streitkr�fte sehr zusammengeschmolzen; w�hrend Prinz Heinrich im Jahre 1761 Sachsen gegen Daun verteidigte, konnte er selbst in Schlesien einem �sterreichisch - russischen Heere von '110 000 Mann nur Bunzelwitz. 55000 gegen�berstellen. Er bezog ein festes Lager bei Bunzelwitz in der Gegend von Schweidnitz, das die unter sich uneinigen Feinde nicht an-griffen, und blieb hier mehrere Wochen. Endlich zogen die Russen ab. Aber im Herbst gelang den Feinden noch die Einnahme von zwei wichtigen Festungen; Laudon nahm Schweidnitz, die Russen Kolberg, das sie zum dritten Male belagert hatten.
Die Lage wurde f�r Friedrich dadurch noch schlimmer, da� sich England von ihm zur�ckzog. Nach Georgs II. Tode hatte im Jahre 1760 G e o r g III. Sturz Pitts, den Thron bestiegen; im n�chsten Jahre war Pitt, der die Gunst des neuen K�nigs nicht geno�, gest�rzt worden, und der folgende Minister erneuerte den Subfidienvertrag mit Preu�en nicht. So versiegte Friedrichs wichtigste Geldquelle.
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Mitten in dieser Not trat ein Ereignis ein, das die allgemeine Lage 1702.
v�llig umwandelte. In den ersten Tagen des Jahres 1762 starb die Kaiserin Elisabeth, und den russischen Thron bestieg ihr Nesse, Herzog Peter von Holstein, als Peter III. Dieser war ein Bewunderer des gro�en ^eterra. Preu�enk�nigs. Er schlo� sofort mit Preu�en Frieden und daraus sogar m^na 1L ein B�ndnis; eine russische Heeresabteilung stie� zu dem preu�ischen Heere.
Auch Schweden trat von dem B�ndnis gegen Friedrich zur�ck und schlo� Frieden. Zwar wurde nach halbj�hriger Regierung Peter III. von seiner Gemahlin Katharina, einer geborenen Prinzessin von Anhalt - Zerbst,
gest�rzt und auf dem Landgute, wohin man ihn gebracht hatte, von einigen Teilnehmern an der Verschw�rung ermordet. Aber wenn auch Katharina von dem B�ndnis mit Friedrich zur�cktrat, so erneuerte sie doch die Feind-seligkeiten mchi. Dadurch, da� das von ihr zur�ckgerufene russische Hilss-korps, ohne weiter am Kampfe teilzunehmen, doch seinen Abzug um einige Tage verschob, wurde es dem K�nig m�glich, bei Burkersdorf Daun zu Burkersdorf, schlagen, der von den Anordnungen Katharinas noch nichts wu�te und einen Teil seiner Truppen den Russen entgegenstellte. Diesem Siege folgte die Wiedereroberung von Schweidnitz. Die letzte Schlacht im Kriege wurde bei Freiberg in Sachsen geschlagen, wo Prinz Heinrich die Reichstruppen Freiberg, und �sterreicher besiegte.
Im Februar 1763 kam der Friede! zustande. Er wurde auf dem M^von s�chsischen Jagdschlo� Hubertusburg abgeschlossen und bestimmte, da� b�rg der Besitzstand vor dem Kriege wiederhergestellt werden sollte.
� 84. Ergebnisse des Siebenj�hrigen Krieges. Der denkw�rdige Preu�en. Krieg war von bedeutsamen Folgen begleitet. Preu�en zun�chst verdankte es dem Feldherrngeiste, dem Heldenmut, der Beharrlichkeit seines genialen K�nigs, da� es aus dem Kriege, den es um seine Existenz hatte f�hren m�ssen, nicht nur mit ungemindertem Besitzst�nde, fondern mit verst�rktem Ansehen hervorging. Es blieb trotz feines immer noch geringen Um-sangs eine der Gro�machte Europas, und sein Wort fiel bei den politischen H�ndeln in die Wagschale. Das preu�ische Volk aber wuchs durch die Erinnerung an die Gro�taten und auch die Leiden dieses Krieges noch fester zusammen; immer kr�ftiger, immer stolzer wurde das preu�ische Volks-bewu�tsein. Auch in der Bauernstube fand man oft das Bild des �alten Fritz"; aus dem Stolz auf den gro�en K�nig entstand der Stolz auf das preu�ische Vaterland.
F�r Deutschland war das wichtigste Ereignis diefes Krieges, da� Deutschland, es nunmehr zweifellos zwei deutsche Gro�m�chte gab. Der deutsche
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Dualismus war eine Tatsache; die deutsche Einheit war noch st�rker er-sch�ttert als bisher. Aber gerade in Preu�en kam ein Staat empor, der einst den Kern bilden konnte f�r ein neues, st�rkeres deutsches Reich. Im Siebenj�hrigen Kriege war es Preu�en gewesen, das mit seinen eigenen Jnter-essen zugleich die Interessen Deutschlands verteidigt hatte; w�re es unter-legen, so w�re Ostpreu�en russisch oder polnisch, das Land an den Oder-M�ndungen wieder schwedisch geworden, und an der Westgrenze h�tte sich Frankreich durch Erwerbung eines Teils von Belgien vergr��ert. In der Tat wirkte der Siebenj�hrige Krieg st�rkend und kr�ftigend auf das gesunkene Nationalgef�hl ein. W�hrend der preu�ische Staat wenig beliebt war, erschien Friedrich der Gro�e als Held des deutschen Volkes. Auch die Poesie wurde durch diesen Krieg angeregt, insbesondere kn�pften Lessings �Minna von Barnhelm" und B�rgers �Lenore" an ihn an.
Volks- Die Volkswirtschaft hatte freilich unter dem Kriege schwer
totrtfcBcif t� ,
gelitten; die Bev�lkerung Preu�ens war zur�ckgegangen, manche Gegenden, wie die Neumark, waren auf das furchtbarste verw�stet, viele Kaufleute, Gero erb einreibende und Grundbesitzer waren schwer gesch�digt und tief ver-schuldet, andere hatten ihr Hab und Gut verloren. Neben Preu�en war Sachsen von dem Kriege am schwersten betroffen worden.
Friedrichs des Grofzcn Rcgentent�tigkeit.
Friedrich � 85. Friedrichs Pers�nlichkeit. Auch auf den gro�en K�nig, der
Regent, seinen Feinden siegreich widerstanden, hatten die Jahre des Krieges eine tieft Wirkung ausge�bt. Er hatte zu Ungeheures erfahren und gelitten, zu oft am Rande des Abgrundes gestanden; die ihm am liebsten gewesen waren und am n�chsten gestanden hatten, waren gestorben; es war einsam um ihn geworden, und einsam ist der K�nig geblieben bis an sein Lebensende. In rastloser Arbeit, in unbedingter Erf�llung dessen, was er f�r seine Pflicht hielt, suchte er Befriedigung, er opferte sich dem Wohle seines Volkes, ein gro�artiges Vorbild der Entsagung und Selbstverleugnung. �Ihr habt nicht n�tig, euch daf�r zu bedanken", erwiderte er einst einer reich von ihm beschenkten, dankbaren B�rgerschaft, �daf�r bin ich da."
Die Regierungsform war der Absolutismus. Der K�nig allein entschied, kein anderer Wille galt; auch die Minister waren nur Werkzeuge seines Willens. Es war eine Regierungsform, die eine ungeheure Arbeits-kraft, eine geniale Einsicht, eine umfassende Sach- und Personenkenntnis verlangte. Der K�nig brauchte nur wenige Stunden des Schlafes; um 4 Uhr fr�h pflegte er aufzustehen, und dann begann sofort die Arbeit. Er las die Berichte, Eingaben und Bittschriften, die aus allen Provinzen, von
Friedrichs des Gro�en Regentent�tigkeit.
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Personen aller St�nde an ihn einliefen, und versah sie mit kurzen Rand-Bemerkungen, auf Grund deren seine Sekret�re die Antwort abfa�ten; er h�rte den Vortrag der Minister; er besichtigte die Truppen; h�ufig bereiste er die Provinzen und pr�fte die Verwaltung und die Lage der Bev�lkerung bis ins einzelne. Seine Erholung bildeten Lekt�re, Poesie und Schrift-stellerei, dazu das Fl�tenspiel. Fl�tespielend durchwandelte er oft die Galerie von Sanssouci; die Musik befreite ihn von den Sorgen des Tages. Seine Gedichte und Schriften waren auch ferner franz�sisch; deutsch konnte er kaum richtig schreiben. Einst hatte er in einer geistvollen Geselligkeit Zerstreuung und Genu� gesunden; auch Voltaire, mit dem er seit der Rheinsberger Zeit in Briefwechsel stand, war einige J�hre sein Gast gewesen, bis er sich durch sein Betragen des K�nigs berechtigtes Mi�fallen zuzog. In den letzten Jahrzehnten war es dagegen-sehr still um Friedrich. Kaum jemand stand ihm innerlich nahe; fast die einzigen Gesch�pfe, die der K�nig liebte, waren seine Windhunde.
� 86. Friedrich als Volkswirt. Ein Gegenstand, der dem K�nig Landwirts von seiner Thronbesteigung an bis zu seinem Tode am Herzen lag, war ff0/0nnngt0n die Erh�hung der Bev�lkerungsziffer. Er war fortw�hrend bem�ht, aus West- und S�ddeutschland, der Schweiz und Holland Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach Beendigung des Siebenj�hrigen Krieges und nachdem er bei der ersten Teilung Polens Westpreu�en erworben hatte; man hat berechnet, da� er im ganzen mindestens 300 000 Kolonisten herangezogen und etwa 900 neue D�rfer gegr�ndet hat. Das Land dazu gewann er durch eine gro�artige, unausgesetzte T�tigkeit zur Urbarmachung des Bodens;
besonders denkw�rdige Taten waren die Austrocknung und Eindeichung des gro�en Oderbruchs, des Wartebruchs und des Netzebruchs, die trotz gro�er Kosten und langj�hriger Arbeit wohl von statten gingen und deren Ergebnis der Gewinn weiter, ftuchtbarer Landstrecken war. Auf Hebung der Feld-Wirtschaft, der Viehzucht, des Garten- und Obstbaus war er fortw�hrend bedacht; den Beamten erteilte er Vorschriften, wie sie im ein-zelnen die Landwirtschaft f�rdern k�nnten; er legte Wert darauf, da� sich unter den Kolonisten solche befanden, die Kenntnisse und Erfahrung mit-brachten. Unaufh�rlich unterst�tzte dieser sonst so sparsame Herrscher alt-angesessene wie neuangesiedelte Landwirte durch Geldgeschenke bei der Urbarmachung w�ster Landstriche. Zumal als der Siebenj�hrige Krieg be-endet war, gab er mit vollen H�nden Geld aus den Staatskassen, um die zerst�rten H�user wieder aufzubauen, Getreide aus den Magazinen, um die Saaten bestellen zu k�nnen, Pferde aus den Best�nden des Heeres, um den
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Boden zu beackern; dazu traten betr�chtliche Schenkungen an die Provinzen, um ihnen die Bezahlung ihrer Kriegsschulden zu erm�glichen, und Steuer-erlasse f�r die am schwersten betroffenen Gebiete. Die rechtliche Lage der Bauern h�tte der K�nig gern gebessert und wollte in Pommern �absolut und ohne das geringste Raisonnieren alle Leibeigenschaften von Stund an g�nzlich abgeschafft wissen", eine Ma�regel, die sich freilich noch als unausf�hrbar erwies.
Geweibe. Wie die Erzeugung von Rohstoffen, so suchte er ihre gewerbliche Verarbeitung nach Kr�ften zu f�rdern. Wie fein Vater, w�nschte er m�glichst zu verhindern, da� seine Untertanen im Auslande kauften; das Geld sollte im Lande bleiben. Daher unterst�tzte er die Anlage von F a -briken, unter denen die K�nigliche Porzellanfabrik, eine Tabakfabrik, eine Sammetfabrik hervorragten; er verbot die Einfuhr solcher gewerb-lichen Erzeugnisse, die auch im Lande hergestellt werden konnten, oder er-schwerte sie durch hohe Schutzz�lle; er bem�hte sich, geschickte Handwerker und Fabrikleiter ins Land zu ziehen. Besonderer F�rsorge erfreute sich unter ihm das Berg- und H�ttenwesen, das rasch aufbl�hte; ebenso eifrig nahm er sich der S e i d e n f a b r i k a t i o n an, zu deren Gunsten er den Anbau von Maulbeerb�umen und die Pflege des Seidenwurms an vielen Orten anordnete.
Handel. Zur Belebung des Geldverkehrs schuf er die Preu�ische Bank, deren Zweck war, Zahlungen zu vermitteln, Geld in Verwahrung zu nehmen, Darlehen gegen Zinsen zu gew�hren und auf andere Weise dem Kredit zu dienen. Von der Bedeutung des Handels war er tief durchdrungen. Den Binnenverkehr f�rderte er durch den Bau dreier Kan�le, des Plaueschen zwischen Havel und Elbe, des Finowkanals zwischen Havel und Oder, des Netzekanals zwischen Netze und Weichsel. Zugleich aber suchte er, wie sein Ahnherr, der Gro�e Kurf�rst, den Au�enhandel zu entwickeln. Stettin forderte er, indem er die Swine schiffbar machte; an deren M�ndung entstand Swinem�nde. Die Handelsgesellschaften, die er in Emden f�r den Handel nach Asien gegr�ndet hatte, mu�ten freilich im Siebenj�hrigen Kriege ihre T�tigkeit einstellen.
Das Heer. � 87. Friedrichs F�rsorge f�r das Heerwesen, die Verwaltung die Rechtsprechung, das geistige Leben. Friedrichs vornehmste F�rsorge galt naturgem�� dem Heere, auf dem Preu�ens Gr��e und Sicherheit beruhte. In der �berzeugung, da� Preu�en, von �belwollenden Nachbarn umgeben, toujours en vedette sein m�sse, suchte er durch strenge Aufsicht, durch Man�ver und Rev�en die Kriegst�chtigkeit und Mannszucht im Heere
Friedrichs des Gro�en Regentent�tiMt.
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zu erhalten. Er, der selbst mit Leib und Seele Soldat war, leuchtete als Vorbild milit�rischer Tugenden seinen Offizieren voran. Diese entnahm er, wenn m�glich, nur dem Adel; mit Ausnahme bestimmter Waffengattungen, ernannte er nur notgedrungen, in Kriegszeiten, B�rgerliche zu Offizieren. Von den Mannschaften bestand der gr��ere Teil aus ge-worbenenLeuten; denn aus wirtschaftlichen Gr�nden, um nicht zu viele Arbeitskr�ste dem Ackerbau und dem Gewerbe zu entzichen, befreite Friedrich noch gr��ere Teile der Bev�lkerung von der Wehrpflicht, als fem Vater fchon getan hatte. So war das Heer freilich weit davon entfernt, ein Volksheer zu fein; �der friedliche B�rger", fagte der K�nig, �soll es gar nicht merken, wenn die Nation sich schl�gt". Der Dienst war streng; doch wurde ein gro�er Teil der ausgebildeten Leute, wenn sie sich als zuver-l�ssig erwiesen hatten, j�hrlich auf l�ngere Zeit beurlaubt und konnte in dieser Zeit einem Handwerk nachgehen. Wenn Friedrich Wilhelm I. die preu�ische Infanterie geschaffen hat, so mu� Friedrich der Gro�e als der Sch�pfer der preu�ischen Kavallerie gelten, die sich bei Mollwitz schlecht bew�hrt hatte, nachher aber die �sterreichische sogar �berfl�gelte. Er ver-st�rkte allm�hlich die Armee bis auf ann�hernd 200 000 Mann. F�r die Invaliden trug er Sorge, indem er das Jnvalidenhaus zu Berlin erbaute.
Wie Friedrich alle Zweige der Staatsverwaltung leitete, �berall pers�nlich eingriff und entschied, ist oben berichtet worden. Von besonderer Bedeutung ist seine F�rsorge f�r die Finanzen. Durch sorgf�ltige und Manzen, sparsame Verwaltung hob er stetig die Staatseink�nfte. Um die Einnahmen aus der Akzise zu steigern, berief er einige Jahre nach dem Hubertusburger Frieden franz�sische Steuerbeamte und richtete mit ihrer Hilfe die �Regie" (Steuerverwaltung) ein. F�r manche Verbrauchsgegenst�nde wurden die Abgaben erh�ht, und au�er dem Salz wurden nun auch Kaffee und Tabak f�r Regierungsmonopole erkl�rt, d. h. ihr Verkauf dem Staate vorbehalten, der bestimmte Personen damit Betraute. Diese Bestimmungen, das Treiben der �Kaffeeriecher", die Verwendung franz�sischer Beamten erregte freilich viel Mi�fallen und Unmut.
Gro�e Verdienste hat Friedrich auch um die Ausbildung des Rechts- Rechtswesen, wesens. Eine seiner ersten Taten nach seiner Thronbesteigung war die Abschaffung der Folter. Nachher war er stetig darauf bedacht, die Rechts-pflege zu bessern; er darf als der Sch�pfer des preu�ischen Richterstandes bezeichnet werden. �Vor der Justiz sind alle Leute gleich", fagte er; �ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeit aus�bt, ift gef�hrlicher und schlimmer als eine Diebesbande." Das �Allgemeine Landrecht", dessen Be-arbeitung und Zusammenfassung er von feinen erften Regierungsjahren an
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betrieben hatte, war das Werk seines Gro�kanzlers, d. h. Justizministers C arm er; es wurde noch unter dem gro�en K�nig vollendet, trat unter seinem Nachfolger in Wirksamkeit und ist erst 1900 durch das neue, all-gemeindeutsche �B�rgerliche Gesetzbuch" abgel�st worden.
�5r religi�ser Beziehung vertrat er den Grundsatz der Duldung.
�Die Religionen m�ssen alle tolerieret werden", lautet einer seiner Rand-bescheide aus seinem ersten Regierungsjahre; �hier mu� ein jeder nach seiner Fagon selig werden." F�r die Pflege des geistigen Lebens blieben dem K�nig, der den gr��eren Teil der Staatseinnahmen s�r die Landesverteidigung aufwenden mu�te, nur geringe Mittel �brig. Doch hat er die Zahl der Volksschulen vermehrt und auch dem h�heren Schulwesen seine Sorge zugewandt. Unter seinen Bauten ist au�er dem Berliner Opernhause und Sanssouci vornehmlich das gro�artige Neue Palais bei Potsdam zu nennen, das er in den Jahren nach dem Siebenj�hrigen Kriege auff�hren lie�.
Dichtkunst Uber die neueren Erzeugnisse der deutschen Literatur urteilte er bis zu seinem Ende hart und absprechend. Und doch erbl�hte damals die d e u t s ch e Dichtkunst nach Jahrhunderte dauerndem Verfall zu neuem, herrlichem Leben. Zuerst war Klopstock aufgetreten, der Odendichter und Sch�pfer des religi�sen Epos �der Messias"; tiarm Lessing, der erste der gro�en deutschen Dramatiker und der erste gro�e deutsche Prosaschriftsteller. Ihnen war ein noch Gr��erer, Goethe, gefolgt, dessen �G�tz von Berlichingen" sich freilich besonders scharfen Tadel von feiten Friedrichs zuzog; feit 1775 weilte er am Hofe des Herzogs Karl August von Weimar, der ihn einige Jahre sp�ter zu seinem Minister machte. Schon vor Goethe hatte Wie-l a n d, der Dichter des �Oberon", seinen Wohnsitz nach Weimar verlegt, kurz nach ihm wurde Herder dorthin berufen. Zuletzt trat in diesen Kreis Schiller ein, neben Goethe Deutschlands gr��ter Dichter. So wurde Weimar eine geweihte St�tte des deutschen Landes.
Friedrichs ausw�rtige Politik in seinen letzten Jahrzehnten.
� 88. Die erste Teilung Polens. 1772. In der ausw�rtigen Politik bem�hte sich Friedrich seit dem Hubertusburger Frieden, im all-gemeinen ein gutes Einvernehmen Mit Katharina II. von Ru�land zu erhalten. Diese geistvolle und Willensst�rke F�rstin nahm damals die Er-o�erungsgedanken Peters des Gro�en wieder auf. F�r die Zukunft dachte sie sich gegen die T�rkei zu wenden; zun�chst tat sie Schritte, um Polen an
Polen, sich zu rei�en. Polen war ein in politischem und wirtschaftlichem Verfall begriffener Staat. Seit es ein Wahlreich war, hatte das K�nigtum immer
Friedrichs ausw�rtige Politik in seinen letzten Jahrzehnten.
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mehr an Macht verloren, und die Gewalt war dem Adel zugefallen, der sie in selbsts�chtiger Weise ausnutzte und die rechtlosen, leibeigenen und vor-kommenen Bauern in emp�render Weise bedruckte. So kam es, da� Aufst�nde und B�rgerkriege sehr h�ufig waren. Diese Zust�nde benutzte Katharina, sie besetzte einen gro�en Teil des Landes. Als infolge einer Grenzverletzung die T�rkei an Ru�land den Krieg erkl�rte, k�mpften die russischen Truppen auch in diesem Kriege siegreich.
Unter dem Eindrucke dieses gewaltigen Vordringens der russischen Macht n�herten sich Friedrich und Joseph II., der im Jahre 1765 seinem Vater Franz I. als deutscher Kaiser gefolgt war. Um nun zu verhindern, da� Ru�land sich ganz Polens bem�chtigte, zugleich um den Ausbruch eines Krieges zwischen Ru�land und �sterreich zu verh�ten, schlug Friedrich eine Teilung Polens vor. Der T e i l u n g s v e r t r a g kam im Jahre 1772 zustande. Ru�land erwarb gro�e Strecken des �stlichen Polens, Oster- P^ns reich Galizien, Preu�en das einst dem deutschen Orden entrissene W e st -preu�en, doch ohne die St�dte Danzig und Thorn, und dazu den Netze-distrikt. Seitdem nannte sich Friedrich K�nig von Preu�en. Er ver-wandte aus die verwahrlosten Gebiete sogleich eine eifrige und erfolgreiche Arbeit. Deutsche Kolonisten wurden ins Land gerufen, der Netzebruch aus-getrocknet, der Netzekanal gebaut, eine geordnete Verwaltung hergestellt. So wurden diese Gebiete f�r das Deutschtum und zugleich s�r die Kultur ge-wonnen.
� 89. Der Bayrische Erbfolgekrieg und der F�rstenbund. Mit
�sterreich kam es einige Jahre darauf zu neuen Mi�Helligkeiten. Kaiser Joseph II. w�nschte gro�e Teile Bayerns s�r �sterreich zu erwerben, da der bayrische Kurf�rst kinderlos war. Dagegen erhob der zuk�nftige Erbe Bayerns, KarlvonPfalz-Zweibr�cken, Einspruch; er war dazu von Friedrich dem Gro�en veranla�t worden, welcher eine Ausdehnung des �sterreichischen Besitzes in S�ddeutschland keinesfalls dulden wollte. Als Joseph trotzdem aus seinem Plane beharrte, entstand im Jahre 1778 ein Bayrischer Krieg. Noch einmal zogen preu�ische Truppen unter dem greisen K�nig er^|�g9C5 �ber die Sudeten und lagen im n�rdlichen B�hmen dem Feinde gegen�ber. 1778~1779' Aber es kam in diesem �Kartoffelkriege" zu keiner Schlacht. Zu Beginn des Jahres 1779 wurde der Friede von Teschen geschlossen, in welchem �sterreich nur das sogenannte �Jnnviertel" erwarb.
Ein Jahr sp�ter starb MariaTheresia. Sie war eine edle Frau, i78o.
eine vortreffliche Landesmutter gewesen, unter deren sorgf�ltigem Walten
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�sterreich trotz der Einbu�e Schlesiens gro�e Fortschritte gemacht hatte. i7656t?mo. erst trat Joseph, dessen Wirkungskreis bisher sehr beschr�nkt gewesen war, die Herrschaft in den Habsburgischen Landen an. Ganz von dem Wunsch durchdrungen, seine V�lker zu begl�cken und an alle Verh�ltnisse des Staates die bessernde Hand anzulegen, begann er eine Reihe von Reformen, die teil-weise sehr segensreich waren, aber mit der gr��ten �berst�rzung vorgenommen wurden; Friedrich Ber Gro�e sagte von ihm, er tue immer den zweiten Schritt vor dem ersten. Er hob die Leibeigenschast der Bauern aus, zog eine gro�e Anzahl von Kl�stern ein, �nderte die Verwaltung um; bald entstand gegen sein r�cksichtsloses Vorgehen vielfach gro�e Erbitterung.
Zugleich aber gab Joseph seine Anschl�ge auf Bayern nicht auf. Er schlug dem Kurf�rsten vor, Bayern gegen einen Teil der �sterreichischen Niederlande zu vertauschen, die dieser als ein K�nigreich Burgund be-herrschen sollte. Wieder aber erhob Karl von Zweibr�cken Einspruch, und wieder unterst�tzte ihn Friedrich der Gro�e. Zugleich gr�ndete er im Jahre F�rstenbund 1785 einen Bund deutsch er F�rsten zum Schutze der Reichsverfassung, welchem sich aus Furcht vor der Willk�rpolitik des Kaisers viele F�rsten an-schl�ssen. Der Erfolg des Auftretens Friedrichs war, da� Joseph auch dieses Mal auf seine Plane verzichtete.
Musikstad? Zur Zeit Kaiser Josephs II. wurde Wien zur wichtigen Musikstadt. Hier wirkten Joseph Haydn, der wunderbar begabte Wolfgang Amadeus Mozart aus Salzburg, nach ihm der gewaltige Ludwig van Beethoven aus Bonn und der gem�tvolle und melodienreiche Franz Schubert.
� 90. Der Ausgang Friedrichs des Gro�en. Am 17. August i7�3g"ft 1786 starb Friedrich der Gro�e zu Sanssouci. Auch in den Tagen 1786- der Krankheit hatte er die Arbeit f�r den Staat, dessen Gr��e er begr�ndet hatte, nicht ausgesetzt. Ihm folgte der Sohn seines verstorbenen Bruders August Wilhelm als Friedrich Wilhelm II.
Mit Friedrichs Tode endete ein Zeitalter der deutschen Geschichte: das Das Reich. Zeitalter des aufgekl�rten Absolutismus. Charakteristisch darin ist das Emporkommen Preu�ens. Das alte deutsche Reich schritt seiner Auf-l�sung entgegen. Der Zusammenhang der einzelnen Staaten war, seit zwei Gro�staaten nebeneinander standen, noch lockerer als bisher geworden, der v�llige Verfall des Reichsheerwesens hatte sich im Siebenj�hrigen Kriege aufs deutlichste gezeigt. Der Reichstag in Regensburg vergeudete die Zeit in endlosen Beratungen �ber nichtige Gegenst�nde; das Reichskammergericht
Sachsen in der Zeit des Emporkommens von Preu�en.
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in Wetzlar war ber�chtigt durch bie Verschleppung der Prozesse. Die F�rsten der deutschen Mittel- und Kleinstaaten schalteten meist als souve- Die Gnzel-r�ne Willk�rherrscher in ihren Landen. Luxus, Sittenlosigkeit und Mi�-�chtnng des Rechts herrschten an vielen deutschen H�sen. Deutsche F�rsten verkauften nicht selten ihre Lanbeskinder als Soldaten an England, das s�r seine Kriege in Nordamerika und im Kapland Truppen brauchte. Doch mehrte sich gegen Ende des Jahrhunderts die Zahl der F�rsten, die, dem Vor-bilde Friedrichs des Gro�en nachstrebend, ihre V�lker wahrhaft zu begl�cken suchten.
Da es keine reichsdeutsche Politik mehr gab, vermochte sich auch keine Mangeum nationale Gesinnung zu entwickeln. Die Siege des gro�en Preu�enk�nigs Gesinnung, hatten zwar in weiten Kreisen Begeisterung erzeugt, doch galt diese nur der Person des Helden, durchaus nicht seinem Staate. �So war ich denn auch preu�isch, oder um richtiger zu reden, fritzisch gesinnt: denn was ging uns Preu�en an!" schreibt Goethe in �Dichtung und Wahrheit" (2. Buch). Der bei weitem gr��te Teil des deutschen Volkes k�mmerte sich nicht um das Staatsleben, man war mti kleinlichen privaten Dingen besch�ftigt oder lebte der Kunst, besonders versenkte man sich in die sch�ne Literatur, die zu der Zeit des nationalen Tiefstandes die klassische H�he erklomm.
Sachsen in der Zeit des Emporkommens von Preuften.
� 91. Sachsens �u�ere Politik. W�hrend Preu�en zum Gro�staat emporwuchs und auch �sterreich seine Macht ansehnlich ver-gr��erte, sank Sachsen, das f�hrende deutsche Staatswesen der Refor-mationszeit, von seiner H�he herab. Es fehlten ihm im rechten Augenblicke der weitschauende F�rst und die innere Einheit, die Kurs�rst Johann Georg 1.1652 durch eine Vierteilung des Landes in Kursachsen, Sachsen- Sachsens Zeitz (bis 1718), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Wei�enfels ""LA?" (bis 1746) wieder gelockert hatte. Die n�chsten Kurf�rsten nach dem Drei�igj�hrigen Kriege Johann Georg II., III. unb IV. bachten nicht an eine Vergr��erung ihres Lanbes, sie hielten weiterhin treu zu �sterreich und waren bem�ht, das altersschwache deutsche Reich nach Kampfegegen Kr�ften gegen �u�ere Feinde zu sch�tzen. So lie� Johann Georg II. Franzosen, seine Sachsen in Ungarn gegen die T�rken k�mpfen; sein Sohn, der kriegerische Johann Georg III., schuf ein stehendes Heer, an dessen Spitze er 1683 die T�rken vor Wien besiegen hals und im dritten Raub-. kriege am Kampfe gegen Ludwig XIV. teilnahm.
Als freilich nach dem unerwarteten Tode Johann Georgs IV.
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Deutsche Geschichte.
August der Starke.
Erwerbung Polens.
Sachsen im Nordischen
Der Polnische Thronfolge-krteg.
Graf Br�hl.
Sachsens Niederlagen im Kriege.
im Jahre 1694 dessen Bruder Friedrich August I. (August der Starke) den s�chsischen Thron Bestieg, griff Sachsen selbst�ndig in die europ�ische Politik ein. Der neue Kurf�rst war ein Mann von stattlicher Gestalt und herkulischer K�rperkraft, hervorragende geistige Anlagen, Ehr-geiz und Prachtliebe zeichneten ihn weiterhin aus, eine �Kavalierstour" an die westeurop�ischen H�fe hatte ihn zum Bewunderer und Nachahmer Ludwigs XIV. gemacht. Ihm war Sachsen zu klein: einmal um seinem Ehrgeize zu gen�gen und sodann den wachsenden beiden Nachbarstaaten ein gr��eres Sachsen an die Seite zu stellen, bewarb er sich 1696 um die erledigte Krone Polens. Gro�e Summen, mit denen er die Wahlstimmen des polnischen Adels und der Geistlichkeit erkaufte, und sein �bertritt zur r�misch-katholischen Kirche �ffneten ihm den Weg zum Throne eines un-gleich gr��eren aber durchaus zerr�tteten Staates. Diese Verbindung mit Polen gereichte Sachsen zum Unsegen. Es mu�ten nicht nur die Un-smnmen, die der gl�nzende Hofhalt in Warschau verschlang, in Sachsen durch dr�ckende Steuern aufgebracht werden, sondern der neue Polenk�nig wurde auch in den Nordischen Krieg (f. � 68) verwickelt, von den Schweden entscheidend geschlagen und zum Frieden von Altranst�dt gezwungen, der August den Starken um die polnische K�nigskrone brachte und das arme Sachsen 23 Millionen Taler kostete. Nach der Niederlage Karls XII. bei Poltawa ergriff der Kurf�rst wieder Besitz von Polen und be-hauptete es bis zu seinem Tode 1733.
Sein Sohn und Nachfolger Friedrich August II., ein gut-m�tiger aber schwacher F�rst, der seinem Vater wohl an hervorragender K�rpergr��e aber nicht an geistiger Begabung gleichkam, wurde zun�chst nur Kurf�rst von Sachsen; erst der Polnische Thronfolgekrieg von 1733�1735, der meist am Rheine gef�hrt wurde und das deutsche Lothringen den Franzosen �berlieferte, verschaffte ihm die polnische K�nigs-kr�ne. Zu diesem Verh�ngnis f�r das arme Sachsenland kam noch ein zweites: der F�rst �berlie� ganz und gar die Regierung seinem Gunst-linge, dem Grasen Heinrich von Br�hl, einem Verschwender und Betr�ger schlimmster Art, der es vom Pagen bis zum Premierminister gebracht hatte. In einer Zeit, wo Preu�en sich zur Eroberung Schlesiens anschickte, lie� er aus �Sparsamkeitsr�cksichten" das s�chsische Heer ver-fallen und st�rzte dann das Land auf �sterreichs Seite in den zweiten und dritten Schlesischen Krieg. Sachsen erlitt die Niederlagen von Hohen-friedberg und Kesselsdorf, auf seinen Fluren tobte der Kampf bei Pirna, Ro�bach, Hochkirch, Dresden, Maxen, Torgau und Freiberg, der siegreiche Preu�enk�nig bezog hier meist seine Winterquartiere und erzwang von
Sachsen in der Zeit des Emporkommens von Preu�en.
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den verarmten Bewohnern hohe Kontributionen. Als endlich 1763 der Friede zu Hubertusburg dem Ringen ein Ende machte, war Preu�en gro� und m�chtig geworden, w�hrend Sachsen ohnm�chtig am Boden lag. Noch in demselben Jahre starb Friedrich August II., er hinterlie� ein verarmtes,
in seiner Bedeutung dauernd herabgedr�cktes Sachsen.
Kurf�rst Friedrich August III. der Gerechte bahnte nun- ISVu mehr ein freundschaftliches Verh�ltnis zu Preu�en an, da Osterreich unter �ieu6eiL Joseph II. auf neue Eroberungen ausging. S�chsische Truppen r�ckten vereint mit dem preu�ischen Heere in den unblutigen Bayrischen Erbfolge-krieg, und der Kurf�rst schlo� darauf mit Preu�en und Hannover den deutschen F�rstenbund. Als der Preu�enk�nig Friedrich Wilhelm II. den Bund nicht erneuerte, blieb Sachsen auf sich angewiesen, bis das Auf-treten Napoleons auch f�r unser Land von gr��ter Bedeutung wurde.
� 92. Die innere Entwicklung Sachsens. Die Mi�erfolge in der �u�eren Politik vermochten nicht, Sachsen in seiner Kulturarbeit auf-zuhalten. Es ist bezeichnend f�r die Z�higkeit und T�chtigkeit des Sachsen-volkes, da� es trotz allen politischen Mi�geschicks darin eine f�hrende Stellung im Reiche behielt. Besonders bedeuten die langen Regierungs-zeiten Augusts des Starken und Friedrich Augusts des Gerechten Perioden gro�en Fortschrittes. Viele erblicken ja in ersterem nur den Verschwender auf dem s�chsischen Throne, der ungeheure Summen in prunkenden Hoffesten vergeudete und seine Untertanen mit harten Steuern dr�ckte, ja, sogar Teile seines Landes ver�u�erte, um seinem Genu�leben fr�nen zu k�nnen;
aber unter seiner Regierung ist sehr viel Segensreiches geschaffen worden. Bemerkenswert ist, da� 1717 zuerst bei W�rschnitz im Erzgebirge die @rf(er 9Jn6au Kartoffel angebaut wurde, auch der Kaffee fand zu der Zeit der Kartoffel. Eingang im Lande. Neue Industriezweige gaben der zunehmenden Bev�lkerung Erwerb, so die Baumwollenweberei in der Chemnitzer Gegend Erfindung und nach der Erfindung des Porzellans durch den Apotheker des^Por-und �Goldmacher" Johann Friedrich B�ttcher die Herstellung der bald weltber�hmten Porzellanwaren in der 1709 aus der Mei�ner Albrechts-b�rg gegr�ndeten Porzellanmanufaktur. Der prunkvolle Hofhalt des F�rsten und das wenig kultivierte Polen bildeten f�r die s�chsische Industrie wichtige Absatzgebiete; doch waren Sachsens Erzeugnisse ob ihrer Vor-trefflichkeit auch in den �brigen L�ndern Europas sehr begehrt.
Infolgedessen herrschten lebhafter Handel und Verkehr, die der Kurf�rst durch Anlegung von Stra�en und Einrichtung eines regel-
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Deutsche Geschichte.
Einrichtung der Post.
Rechtspflege und Heer.
Segensreiche
Einrich-hingen unter
Friedrich August dem Gerechten.
Landwirt-schaft.
Bergbau.
Industrie.
Wohlstand.
Wissenschaft.
rechten Postbetriebs unterst�tzte. Er lie� dazu durch den Pfarrer Z�rner die Stra�en neu vermessen und steinerne Posts�ulen errichten, von denen noch einzelne erhalten sind. Leipzigs Bedeutung als Me�platz wuchs best�ndig, es war bereits der Hauptsitz des deutschen Buchhandels und besa� auch schon seit 1659 die �Leipziger Zeitung". Ferner widmete der Kurf�rst der Rechtspflege und dem stehenden Heere seine F�rsorge. Er gr�ndete in Dresden das Kadettenhaus, brachte das Heer auf 30 000 Mann und erh�hte seine Schlagsertigkeit, von der er sich wohl auch selbst �berzeugte. Das geschah u. a. in dem sogenannten LustlagervonZeithain im Jahre 1730, einer milit�rischen �bung gro�en Stils und nicht nur einer �u�erung kurf�rstlicher Verschwendung^ sucht.
Nach den Drangsalen des Siebenj�hrigen Krieges brach f�r Sachsen unter dem trefflichen Friedrich Christian, dem Administrator Prinzen Xaver und Friedrich August dem Gerechten auf wirtschaftlichem Gebiete wieder eine Zeit des Fortschritts an. Die gro�en Schulden des Staates waren bald durch eine musterhafte Finanzverwaltung getilgt, im Gerichtsverfahren wurde die Abschaffung der Folter verf�gt, ein �Sanit�tskollegium" wachte nunmehr �ber die Gesundheitspflege im Lande und ordnete die noch heute gebr�uchliche Schutzpockenimpfung an, treffliche Verordnungen zur Pflege der Armen wurden erlassen, zur Ver-teidigung des Landes stand bald wieder ein wohlgeschultes Heer in Bereit-schaft. Der Landwirtschaft widmete der Kurf�rst besondere Pflege, der Kartoffelbau wurde allgemeiner, und durch Einf�hrung spanischer Merinos wurde die s�chsische Schafzucht veredelt. Der s�chsische Bergbau, deffen Hauptprodukt nicht mehr das Silber, sondern die Steinkohle war, lieferte wieder reichere Ertr�ge seit Gr�ndung der ber�hmten Bergakademie zu Fr ei ber g, an der seit 1775 der gro�e Mineraloge Abraham Gottlob Werner wirkte, und die Einrichtung des Amalgamierwerkes in Hals-br�cke. Vor allem aber ist in dieser Zeit die Industrie vorw�rts ge-kommen, das Vogtland, das mittlere Erzgebirge, besonders die Gegend um Chemnitz, und die Oberlausitz wurden Jndustriebezirke, die dem Lande den Charakter des Industriestaates gaben und vielen Bewohnern zum Wohlstande verhalfen. Bald griff ein behaglicheres Leben Platz; die St�dte wurden versch�nt, vor den Toren G�rten und Parks angelegt, die einengenden Festungswerke abgetragen und vielfach Promenaden an ihrer Stelle errichtet.
� 93. Wissenschaft und Kunst. S�chsische Wissenschaft und Kunst haben in jener Periode gl�nzende Tage gesehen. In unserm Vater-
Sachsen in der Zeit des Emporkommens von Preu�en.
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lande wirkten zuerst die Pietisten Spener und Francke, allerdings ohne in ihrem werkt�tigen Christentums recht verstanden zu werden. Eine Frucht ihrer T�tigkeit aber ist die Gr�ndung des Grafen von Z i n z e n -dorf, die Br�dergemeinde zu Herrnhut, die sehr bald eine bedeutende �berseeische Mission ins Leben rief. Mit Stolz nennen wir weiter den gro�en Gelehrten Leibniz und den furchtlosen Universit�tslehrer Thomasius, der zuerst die abscheulichen Hexen-prozesse mannhaft bek�mpfte, die Unseren. Verschiedene Gelehrte waren t�tig, das h�here Schulwesen Sachsens zu heben; so entstanden unter Friedrich August dem Gerechten eine Anzahl Lateinschulen, denen sp�ter sogenannte B�rgerschulen folgten, f�r welche auf Semi-n a r i e n (das erste in Dresden-Friedrichstadt 1788 gegr�ndet) die Lehrer vorgebildet wurden.
Auf dem Gebiete der Musik leistete der unersch�pfliche Johann Musik. Sebastian Bach das H�chste, was die deutsche Kirchenmusik hervor-gebracht hat. Aus bescheidenen Anf�ngen entwickelten sich damals die sogenannten Gewandhauskonzerte, die Leipzig zur tonangebenden Musikstadt erhoben.
Die bildenden K�nste wurden auss gro�artigste durch August Mdenve den Starken und Friedrich August II. gef�rdert. Des ersteren Bestreben war besonders darauf gerichtet, die Stadt Dresden zu einer w�rdigen St�tte seines �u�erst prunkvollen Hofes zu gestalten. Aus seinen Befehl erstand unter anderem das abgebrannte Alten-Dresden als Dresden-Neustadt aus Versch�ne-der Asche und die Augustusbr�cke erhielt ihre heutige Gestalt; auch wurde das Dresdens. Schlo� des Grafen Flemming erworben und zum Japanischen Palais umgebaut; der geniale P�ppelmann schuf den Zwinger im Rokokostil, gedacht als Vorhof f�r ein pr�chtiges F�rstenschlo�, der Ratszimmermeister Bahr errichtete den m�chtigen Kuppelbau der Frau en-kirche, als neuer Stadtteil entstand die Friedrichstadt. Auch rief der Kurf�rst die Dresdener Malerakademie ins Leben und legte $ctt$90^ber den Grund zu den weltber�hmten Sammlungen seiner Residenz: der G e- lungw. m�ldegalerie, dem Gr�nen Gew�lbe und der Porzellan-
s a m m l u n g, die Dresden zur ersten Kunstst�tte im damaligen Deutsch-land erhoben.
Kurf�rst Friedrich August II., ebenso kunstsinnig wie sein Vater,
bereitete der italienischen Oper in Dresden eine gl�nzende St�tte (Kapell-meister Adolf Hasse), lie� die prachtvolle katholische Hofkirche durch Florenz, den Italiener Chiaveri erbauen und erwarb f�r die Gem�ldegalerie wert-volle Bilder italienischer Meister, darunter das ber�hmteste der Galerie:
Neubauer-Seyfert. Lehrb. d, Gesch. II. 7
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Deutsche Geschichte.
die Sixtinische Madonna. W�hrend so Dresden unter Friedrich August IL italienisches Gepr�ge erhielt und das �deutsche Florenz" (Herder) genannt ward, wurde in Leipzig deutsche Wissenschaft und Kunst inmitten eines regen Handels und einer feinen, die Franzosen nachahmenden Geselligkeit
Leipzig, (Klein-Paris) gepflegt. Hier schaltete Gottsched als Sprachreiniger Klein-Paiiz. ^ Gesetzgeber der deutschen Dichtkunst und schuf der fromme Gellert seine Fabeln und Lieder, hier lie�en sich die Geisteshelden Klopstock und L e s s i n g zuerst vernehmen; hier hat der junge Goethe studiert und sp�ter der landfl�chtige Schiller auf einige Zeit ein Heim gefunden (Schillerhaus in Gohlis).
Tie Entstehung der Vereinigten Stauten von Nordamerika.
� 94* Wenige Jahre vor Friedrichs Tode war jenseit des Ozeans ein Staat entstanden, dem eine gro�e Zukunft befchieden sein sollte.
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts waren an der Ostk�ste Nord-amerikas zahlreiche Kolonien gegr�ndet worden. Die nord�stlichsten von ihnen fa�te man unter dem Namen Neu-England zusammen; weiter nach S�den folgten New-Dork, Pennsylvanien, die Gr�ndung des Qu�kers William Penn, Virginien und andere. Der Kolonialbesitz der Engl�nder in jenem Erdteil war noch gr��er geworden, seit die Franzosen ihnen einerseits C a n a d a, andrerseits die L�nder am Mississippi hatten abtreten m�ssen.
^England* Da entstand in den erstgenannten Kolonien eine Erhebung gegen die 1776- englische Herrschaft, und 1776 erkl�rten 13 Kolonien von Neu - England bis Georgia ihre Unabh�ngigkeit. Ihr Feldherr war George Washington, ihr bedeutendster Diplomat Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzableiters. Sie fanden den Beistand Frankreichs, von wo zahlreiche Freiwillige, unter ihnen der Marquis von Lafayette, zu ihnen eilten. Im Jahre 1783, zwanzig Jahre nach dem Pariser Frieden, mu�te England die Unabh�ngigkeit der Republik der Vereinigten Staaten anerkennen.
Verfassung. Der neue Staat nahm die Form der Bundesrepublik an. An der Spitze steht ein auf vier Jahre gew�hlter Pr�sident; ihm zur Seite der Kongre�, der sich aus zwei H�usern, einer Vertretung der Bundesstaaten und einer gew�hlten Volksvertretung, zusammensetzt. Der Sitz der Regierung ist Washington.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat sich die �Unio n" bis zum Stillen Ozean ausgedehnt; sie wurde das Hauptziel der europ�ischen, insbesondere auch der deutschen Auswanderung und hat sich zugleich politisch wie wirt-
Die Ursachen der Franz�sischen Revolution.
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schaftlich gewaltig entwickelt, vor allem, nachdem in dem B�rgerkriege B�rgerkrieg, von 1861�1865 die die Negersklaverei bek�mpfenden Nordstaaten die S�d-staaten besiegt und eine allgemeine Befreiung der Sklaven herbeigef�hrt hatten.
III. Das Zeitatter der Zerst�rung des alten Meiches und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums 1786�1888.
1. Die Zeit der franz�sischen Revolution und der Gewaltherrschaft Napoleons. 1789 -1815.
A. .Die franz�sische Revolution. 1789 � 1799.
Tie Ursachen der Franz�sischen Revolution.
� 95. Frankreich, unter Ludwig XIV. trotz schwerer innerer Ge-brechen der erste Staat Europas, hatte diese Stellung im Laufe des acht-zehnten Jahrhunderts eingeb��t. Unter der langen Regierung seines Ur-enkels Ludwig XV., der in schwelgerischer Genu�sucht und Sittenlosigkeit, Ludwig xv.
1715 1774.
ohne alles Bewu�tsein von den Pflichten, die er als K�nig gegen den Staat und seine Untertanen hatte, seine Tage hinbrachte, war das Ansehen Frank-reichs nach au�en gesunken, w�hrend zugleich die inneren Sch�den eine immer furchtbarere Ausdehnung angenommen hatten und die Achtung vor dem K�nigtum und vor der bestehenden Staatsform den Franzosen verloren ge-gangen war. Im Siebenj�hrigen Kriege hatten die franz�sischen Heere sehr ungl�cklich gefochten; gleichzeitig waren die Nordamerika-nifchen Kolonien gr��tenteils an England verloren gegangen, yn-dessen wurde die Staatsschuld, teils infolge der verlustreichen Kriege,
teils wegen der ma�losen Verschwendung am Hofe, immer gr��er. Dies hatte zur Folge, da� die Steuern immer mehr erh�ht wurden. Nun hatten in Frankreich der Adel, die Geistlichkeit und der wohlhabende B�rger-stand das Vorrecht der Freiheit von direkten Steuern; so ruhten denn die Staatslasten mit verst�rktem Drucke auf den �rmeren Schichten der Bev�lkerung, vornehmlich auf dem Bauernstande, der durch die Abgaben und Dienste, die er dem Staat, dm Gutsherren und der Kirche zu leisten hatte,
v�llig erdr�ckt wurde. Auch als Ludwig XVI., LudwigsXV. Enkel, der Ludwigxvi. Maria Theresias Tochter Marie Antoinette zur Gemahlin hatte, den Thron bestieg, trat keine Besserung ein. Er war ein wohlwollender und gutm�tiger, aber schwacher und geiftig unbedeutender F�rst, der den Ernst der Lage kaum einsah und viel zu wenig Willenskrast besa�, um helfend ein-
7*
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zugreifen. Nachdem einige Reformversuche gescheitert waren, blieb alles beim alten. Indessen erreichten der Groll und die Erbitterung der Bedr�ckten eine furchtbare H�he; es bedurfte nur des �u�eren Anlasses, um eine Emp�rung herbeizuf�hren.
maEtu"9$= Gleichzeitig wurde auch bei den Gebildeten die Uberzeugung immer st�rker und allgemeiner, da� die bestehenden Verh�ltnisse unhaltbar seien. Die Schriftsteller, welche sich damals mit den Waffen der Gelehrsamkeit und des Witzes, des Hohns und der Verachtung gegen die Zust�nde des Staates, der Kirche, der Gesellschaft wandten, fassen wir unter dem Namen der Auf-^l�ttaire kl�rungsliteratur zusammen. Ihre F�hrer waren einerseits Vol-Rousseau, t (i i r e, ein h�chst geistvoller, witziger und vielseitiger, aber auch sehr frivoler Schriftsteller, andrerseits Rousseau, der mit aller Kraft seines schw�r-menschen Gef�hls nicht nur die Unsittlichkeit der damaligen Kultur verwarft sondern jede Kultur f�r verderblich erkl�rte und dieR�ckkehrzurNatur forderte.
Die Vernichtung des absoluten Staates in Frankreich.
� 96. Der Ausbruch der Revolution. Um f�r die Finanznot des Staates Abhilfe zu finden, entschlo� sich Ludwig XVI. endlich, auf Anraten seines Ministers Necker, eines protestantischen Bankiers aus Genf, die i78v. General st �nde zu berufen, eine Vertretung des Adels, der Geistlichkeit und des sogenannten dritten Standes. Infolge der Schw�che und Ratlosigkeit der Regierung gewannen bald die leidenschaftlich erregten, von dem Grafen Mirabean und anderen M�nnern geleiteten Vertreter des dritten n?lversamm- Standes die F�hrung. Sie erkl�rten sich als N a t i o n a l v e r s a m m -lung. l u n g, erhoben also den Anspruch, eine Vertretung des ganzen Volkes zu sein, und setzten es durch, da� der K�nig sich ihrem Beschl�sse f�gte.
W�hrend nun die Versammlung �ber die Verfassung zu beraten begann, die das neue Frankreich erhalten sollte, brach in Paris der offene Auf-r�hr aus. Auf die Nachricht, da� Necker vom K�nige entlassen worden sei, Bastillesturm erhoben sich die aufgeregten Volksmassen und erst�rmten die B a st i 11 e, eine Feste, die sich in Paris erhob und in der �fter willk�rlich Verhaftete ein-gekerkert worden waren. Die kleine Besatzung konnte sich nicht verteidigen und ergab sich, wurde aber niedergemacht; die Bastille wurde zerst�rt. Der K�nig gab auch diesmal nach und berief Necker wieder. Der Tag des Bastille-stnrmes aber wird heute noch in Frankreich als nationaler Festtag gefeiert.
Die Folge dieses Ereignisses war zun�chst, da� viele Mitglieder des hohen Adels, dabei mehrere k�nigliche Prinzen, Frankreich verlie�en und sich ins Ausland, besonders an die H�fe der deutschen Bisch�fe am Rhein begaben. So begann die Emigration. Zugleich aber erhoben sich jetzt in vielen
Die Vernichtung des absoluten Staates in Frankreich.
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Provinzen die Bauern, erst�rmten die Schl�sser des Adels und brannten
sie nieder. Die Rechte der Gutsherren auf Fronden und Abgaben, der Kirche
auf Zehnten wurden vernichtet, ja, es h�rte an manchen Orten alle Regierungs-
gewalt auf. Bald darauf machte die Nationalversammlung auch gesetzlich Aufhebung
allen gutsherrlichen Rechten, Zehnten, (Steuerbefreiungen und Standesvor- Standesrechten ein Ende. Vorrechte.
Indessen dauerten die Aufregung und die Stra�entumulte in Paris fort.
Endlich str�mten wilde Banden nach Versailles und forderten, da� der K�nig und die K�nigin nach Paris �bersiedelten. Da Lafayette, der zum Befehlshaber der in Paris gebildeten B�rgerwehr, der Nationalgarde,
gew�hlt worden und mit ihr dem K�nig zu Hilfe gezogen war, dieselbe For-derung stellte, so wagte das k�nigliche Paar nicht, sich zu widersetzen. Nach-dem in der folgenden Nacht die K�nigin nur mit M�he einem Mordversuch entgangen war, begab sich das K�nigspaar am n�chsten Tage nach Paris. �bersiedelung Ihm folgte bald darauf die Nationalversammlung. Der K�nig wie die Ver- Paris, sammlung standen nunmehr unter dem Einflu� des Pariser P�bels.
� 97. Die Konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. 1789 bis 1791. Die Nationalversammlung ging, als sie eine Verfassung f�r Frankreich schuf, von den Rechten aus, die der einzelne Mensch habe, den allgemeinen Menschenrechten. Dem Einzelmenschen wurden die Die sehr vieldeutigen Rechte aus Freiheit und Gleichheit und das Recht des Wider-standes gegen Unterdr�ckung zugeschrieben, w�hrend man die Pflichten, die er gegen den Staat hat, nicht betonte.
Durch die neue Verfassung wurde die k�nigliche Gewalt stark ein- Verfassung, geschr�nkt und der entscheidende Einflu� der Volksvertretung zugewiesen. Die Verwaltung wurde v�llig neugeordnet und Frankreich anstatt der fr�heren Provinzen in Departements eingeteilt.
In der Bek�mpfung der Standesvorrechte ferner ging man so Abschaffung weit, da� man den Adel �berhaupt abschaffte und Titel und Wappen verbot. be� Slbel�'
Die Versammlung erkl�rte ferner die reichen Kircheng�ter f�r Einziehung Nationaleigentum und zog sie ein. Um aber dem geldbed�rftigen Staate zu Kirchengutes, neuen Mitteln zu verhelfen, wurden Schuldscheine, Assignaten, ausgegeben, s�r die der eingezogene gro�e Grundbesitz als Pfand dienen sollte.
Die Zahl dieser Schuldscheine wurde im Laufe der n�chsten Jahre eine so gro�e, da� sie fast wertlos waren; der Staat mu�te sich f�r bankerott, d. h. zahlungsunf�hig erkl�ren, und die Eigent�mer wurden zugrunde gerichtet.
Der K�nig str�ubte sich lange, die neue Verfassung anzuerkennen; er und die K�nigin Marie Antomette h�rten nicht auf, die Hilfe des Auslandes
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Deutsche Geschichte.
zu erhoffen, besonders �sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph II. sein �iL Bruder Leopold II. gefolgt war. Indessen starb M i r a b e a u , der die
.TvU DIS X i vs.
Regierung durch geheime Berichte und Ratschl�ge unterst�tzt hatte. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem fr�heren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre F�hrer waren Robespierre, Danton, beides revolution�re Redner von gro�er Leidenschaft und gro�em Einflu� auf die Massen, und Marat, der blutd�rstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
S�gf Da fa�te die k�nigliche Familie im Sommer des Jahres .1791 den Ent-1791- Mu�, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagerelsen weit nach Osten, wurde dann aber erkannt und nach Paris zur�ckgef�hrt. Wenige Monate darauf sah sich der K�nig ge-n�tigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzuerkennen. Darauf l�ste sich die Konstituierende Versammlung auf und machte einer neuen Versammlung Platz, welche ein Gesetzbuch schaffen sollte.
Ter Umsturz des franz�sischen K�nigtums und die Campagne in Frankreich.
Nirondisten. � 98. Die Legislative ^gesetzgebende) Versammlung. 1791�1792.
In der neuen Nationalversammlung gewannen zwei Parteien den meisten Einflu�, welche das K�nigtum st�rzen und die Republik begr�nden wollten: die Girondisten, so genannt, weil mehrere ihrer F�hrer aus dem De-partement der Gironde stammten, Vertreter des wohlhabenden, gebildeten Bergpartei> sg�rgertums, und die Jakobiner, die Vertreter der besitzlosen Masse, die man auch die Bergpartei nannte, weil sie in der Versammlung die oberen B�nke innehatte.
Inzwischen entstand zwischen Frankreich und den beiden deutschen Gro�-m�chten eine Spannung, die schlie�lich zum Kriege f�hrte. Kaiser Leo-pold II. und K�nig Friedrich Wilhelm II. hatten zugunsten Ludwigs XVI. eine gemeinsame Erkl�rung erlassen, die kriegerische Drohungen enthielt. Andrerseits bestand bei den Franzosen eine Partei, die den Krieg w�nschte, teils weil sie dann eine Gelegenheit zu finden dachte, das K�nigtum zn st�rzen, teils weil sie die Gedanken der Revolution auch in dem �brigen Europa zu Krieg?-g verbreiten hoffte (�Krieg den Pal�sten, Friede den H�tten!"). Im Fr�h-179-- j�hr 1792 sah sich Ludwig XVI. von seinem Ministerium gen�tigt, an Kaiser Franz II., der eben seinem Vater Leopold gefolgt war, den Krieg zu er-kl�ren. Da aber �sterreich mit Preu�en durch ein B�ndnis vereinigt war, fo erkl�rte auch Friedrich Wilhelm II. an Frankreich den Krieg.
Ter Umsturz deS franz�sischen K�nigtums und die Campagne in Frankreich. 103
Wenige Monate sp�ter trat der von dm Republikanern angestrebte Sturz des K�nigtums ein. Am 10. August 1792 entstand ein Auf-stand der von ihnen ausgeregten Arbeiterbev�lkerung der Pariser Vorst�dte. Die Aufst�ndischen nahmen zun�chst Besitz von dem Rathaus, dann suchten sie in das K�nigsschlo�, die Tuilerien, einzudringen. Da der K�nig feiner treuen Schweizergarde verbot zu feuern, so siel das Schlo� in ihre Gewalt. Die Schweizer wurden hingemordet; die k�nigliche Familie entfloh und rettete sich nach dem Sitzungsgeb�ude der Nationalversammlung. Diese gew�hrte ihr eine Zuflucht, fa�te aber zugleich entscheidende Beschl�sse, welche die Aufrichtung der Republik vorbereiteten. Der K�nig wurde s u s p e n -d i e r t, d. h. vorl�ufig seiner Macht beraubt; eine neue Versammlung, der N a t i o n a 11 o n o e nl, sollte gew�hlt werden, um eine neue, republikanische Verfassung zu schaffen. Der k�niglichen Familie wurde ein Zufluchtsort im Temple, einem fr�heren Ordenshause des Templerordens, angewiesen.
Der Sturz des K�nigtums hatte ein furchtbares Nachspiel. Damit SeAember-n�mlich die Gem��igten eingesch�chtert w�rden und die Wahlen zum Konvent m0Ibe-m�glichst zugunsten der Jakobiner ausfielen, lie�en die F�hrer dieser Partei,
besonders D a n t o n, der Justizminister war, zu Beginn des Septembers eine gro�e Menge von Verhafteten, Priester, Schweizer, Adlige, ja auch Frauen und Kinder, in den Gef�ngnissen hinmorden (Septembermorde). Es war der Anfang der Herrschaft des Schreckens.
� 99. Die Campagne in Frankreich 1792. Indessen war ein preu- 1792. �isch-�sterreichisches Heer in Frankreich eingebrochen. Den Oberbefehl f�hrte der preu�ische General Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Auch Friedrich Wilhelm II. war im Lager anwesend,
ebenso Herzog Karl August von Weimar und Goethe, der diese �Campagne"
beschrieben hat. Die Verb�ndeten drangen nur bis nach Valmy, einem Valmy. Ort in den Argonnen, vor. Dort kam es zwischen den beiden sich gegen�ber-stehenden Heeren zu einer Kanonade, aber nicht zu einer Schlacht; der Herzog wagte nicht den Feind anzugreifen. Bald darauf trat das Heer, durch schlechte Witterung und Krankheiten gen�tigt, den R�ckzug an.
Nunmehr begannen die Franzosen den Angriff. Durch eine siegreiche Franz�sische Schlacht eroberten sie die �sterreichischen Niederlande, das heutige Belgien. Zugleich drang ein franz�sisches Heer vom Elsa� her in die deutschen Rheinlande ein und nahm Mainz. So begann die Periode der erobernden Ausbreitung des franz�sischen Volkes, die bis zum Beginn der Befreiungs-kriege gedauert hat.
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Deutsche Geschichte.
Die n�chste Folge dieser Eroberungspolitik war die Bildung einer euro-p�ischen Koalition gegen Frankreich, die �sterreich, Preu�en, Eng-land, Holland, Spanien und Sardinien umfa�te. So entstand der erste Koalitionskrieg.
Ter Konvent (1792-1795) und die Schreckensherrschaft.
� 100> Die Hinrichtung des K�nigs. Der erste Beschlu� des National-konvents war die Erkl�rung der Republik. Das Wichtigste, was ihn in den n�chsten Monaten besch�ftigte, warderProze�desK�nigs, der unter dem Namen �Louis Capei" vor den Schranken der Versammlung des Hochverrats angeklagt wurde. Er wurde f�r schuldig erkl�rt und in einer zweiten Abstimmung, wenn auch nur mit einer Stimme Mehrheit, zur f!�rS�tg� sofortigen Hinrichtung verurteilt. F�r die Enthauptung stimmten auch Jan. 1793. bie Girondisten, obwohl ihr bedeutendster Redner noch tags zuvor seinen Abscheu vor dem K�nigsmorde ausgesprochen hatte. Am 21. Januar 1793 siel das Haupt des K�nigs unter dem Fallbeil, das nach dem Namen des Ab-geordneten, der seine Einf�hrung beantragt hatte, Guillotine hie�; er starb gefa�t und w�rdig, wie er sich w�hrend des ganzen Prozesses gezeigt hatte.
Im Herbst des Jahres wurde auch die K�nigin Marie Antoinette hingerichtet. Ihren achtj�hrigen Sohn, den Dauphin, hatte man ihr schon vorher entrissen und einem Jakobiner, dem Schuster Simon, einem rohen und trunks�chtigen Menschen, �bergeben, der ihn auf das schm�hlichste mi�handelte. Nach einiger Zeit erl�ste man den Knaben von diesem Peiniger, ohne ihn aber in Freiheit zu setzen; in einer einsamen Gef�ngniszelle wurde er untergebracht. Dort erkrankte er und starb infolge mangelhafter Pflege im Jahre 1795.
llronbe" � M. Die jakobinische. Schreckensherrschaft. Die Girondisten, welche sich bei dem Proze� des K�nigs so charakterlos gezeigt hatten, ver-loren bald allen Einflu�. Infolge eines P�belaufstandes wurden viele von ihnen verhaftet und zum gro�en Teil nachher hingerichtet. Seitdem herrschten die Jakobiner mit v�lliger Willk�r; man nannte sie auch Sansculotten, weil sie anstatt der vor der Revolution �blichen Kniehosen (culottes) lange Hosen WoAfahrts- (pantalons) trugen. Die Regierungsgewalt �bte der Wohlfahrts -ansschu� (comit� de salut public) aus, und hier herrschte Robes-pierre, der nunmehr zum m�chtigsten Mann in Frankreich wurde. Ihm gegen�ber trat Danton mehr und mehr in den Hintergrund. Metrett aber wurde damals von Charlotte Corday, einem M�dchen, das f�r
Der Konvent (1702�1795) und die Schreckensherrschaft.
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die Republik begeistert, aber von tiefster Erbitterung �ber die Gewaltherr-schaft der Jakobiner erf�llt war, ermordet.
Die Herrschast der Jakobiner war eine Herrschaft des Schreckens. Revolutionsgerichte wurden eingesetzt und �bten eine schnelle und Herrschaft, grausame Justiz. Die Guillotine war immer in T�tigkeit; wo sie nicht schnell genug arbeitete, wurden die Menschen erschossen oder auch ertr�nkt. Unter dem Namen der �Freiheit, Gleichheit und Br�derlichkeit" spielte man �berall den Besitzlosen die Herrschast in die Hand und unterdr�ckte alle, die nicht der jakobinischen Partei angeh�rten. Wer verd�chtig war, eine andere poli-tische Gesinnung zu hegen, wer einen adligen Namen trug, wer der Kirche anhing, wer wohlhabend war, schwebte in dauernder Gesahr verhaftet zu werden; 400 000 Menschen sollen damals eingekerkert worden sein. Damit ging Hand in Hand eine unerh�rte Beraubung der Besitzenden; unter mannigfachen Vorw�nden nahm man ihnen einen gro�m Teil ihres Ver-m�gens weg, wobei sich die Mitglieder der herrschenden Partei in schamloser Weise bereichertet!. Den christlichen Glauben erkl�rte man f�r abgeschafft und verk�ndete anstatt dessen den Gottesdienst der Vernunft. Zu-gleich wurde der christliche Kalender beseitigt und ein republikanischer Ka-l e n d e r eingef�hrt. Die neue Zeitrechnung begann mit der Erkl�rung der Republik im Jahre 1792; die Monate erhielten neue Nomen und wurden in Dekaden anstatt in Wochen eingeteilt.
Gegen dieses Willk�rregiment erhob sich an verschiedenen Stellen Frank- Aufst�nde, reichs Widerstand; so entbrannte, w�hrend an den Grenzen die ausw�rtigen Feinde bek�mpft werden mu�ten, zugleich im Inneren der B�rgerkrieg.
In Lyon und Toulon erhob sich die B�rgerschaft zum Schutze ihrer Freiheit und ihres Eigentums gegen die Jakobiner, und die St�dte mu�ten belagert werden. Zun�chst wurde Lyon wiedergenommen, und der Konvent beschlo�,
da� zur Strafe die ganze Stadt zerst�rt werden sollte, ein Beschlu�, der nat�rlich nicht ausgef�hrt werden konnte. Der Aufstand von Toulon war deshalb gef�hrlich, weil die Bewohner englische Truppen aufgenommen hatten; die Wiedereroberung der Stadt verdankte man dem Eingreifen des Artillerie-Hauptmanns Bonaparte, der daf�r zum General bef�rdert wurde. Am furchtbarsten tobte der B�rgerkrieg in der V e n d 6 e, der Wiesen- und Weide- Vendse. landschaft s�dlich der Loirem�ndung, und in den angrenzenden Gebieten. Die Bauern der Vendse k�mpften f�r ihre Kirche und f�r dos K�nigtum mit solcher Tapferkeit und Hartn�ckigkeit, da� sie trotz der grausamen und greuelvollen Kriegf�hrung ihrer Gegner erst noch Jahren �berwunden werden konnten.
rv m ^ _ Robespierres
Parts warf indessen Robespterre alle seine Gegner nieder; Diktcttur
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jeder, der ihm entgegentrat, auch Danton, mu�te das Schafott besteigen. Sein Wille mar Gesetz. Als indessen seine Gewaltt�tigkeit so weit ging, da� selbst viele seiner jakobinischen Genossen sich nicht mehr sicher f�hlten, ent-schloffen sich diese, sich mit den Gem��igten zu verbinden und ihn zu st�rzen. Am 9. Thermidor (27.Juli 1794) wurde er verhaftet und am n�chsten Tage mit vielen seiner Anh�nger hingerichtet.
Damit war jedoch die innere Ruhe noch nicht wieder hergestellt. Im Das Herbst 1795 endlich l�ste sich der Konvent auf. Ein Direktorium um' von f�nf M�nnern trat an die Spitze Frankreichs; aber auch diese waren Jakobiner.
Die zweite und dritte Teilung Polens und der erste Koalitionskrieg.
� 102. Die zweite und dritte Teilung Polens. 1793 und 1795.
Zur tatkr�ftigen F�hrung der Koalitionskriege w�re ein herzliches Ein-Verst�ndnis zwischen Preu�en und Osterreich n�tig gewesen. Aber die zwischen ihnen seit langer Zeit bestehende Eisersucht erhielt eben damals durch die polnischen Verh�ltnisse neue Nahrung. W�hrend n�mlich die beiden deutschen M�chte gegen Frankreich Krieg f�hrten, benutzte Katharina II. von Ru�land die Gelegenheit, um ihre polnischen Eroberungspl�ne zu f�rdern, und lie� Truppen in Polen einr�cken. Um nicht das ganze Land eine Beute Ru�lands werden zu lassen, schlo� Friedrich Wilhelm II., wie sein Zweite gro�er Vorg�nger, mit der Kaiserin einen Teilungsvertrag, wonach Teilung 1793 gro�e St�cke des �stlichen Polens an Ru�land, Danzig, Thorn und die von nun an als S�dpreu�en bezeichneten Gebiete an Preu�en fielen. Osterreich war an dieser Teilung nicht beteiligt; um so eifers�chtiger beobachtete es die Vergr��erung Preu�ens.
Jetzt entstand in Polen eine starke nationale Bewegung zum Schutze des zerst�ckelten und in seinem Dasein bedrohten Vaterlandes; an ihre Spitze trat Kosciuszko. Aber trotz verzweifelten Widerstandes erlagen die Polen dem russischen General S uw orow, der Praga, die Vorstadt Warschaus, er-st�rmte und die Hauptstadt darauf einnahm. Nunmehr folgte die dritte DetSng 1795. Teilung Polens, das aufh�rte, ein selbst�ndiger Staat zu sein.
Preu�en erhielt Neuostpreu�en und Warschau, O st e r r e i ch Westgalizien, Ru�land die gro�en Gebiete, die �brig blieben.
� 103. Der erste Koalitionskrieg. 1793�1797. Die wichtigsten Schaupl�tze des ersten Koalitionskrieges waren Belgien, die Rhein-lande und Oberitalien. Der Organisator der franz�sischen Armeen ^�fimna8' war Carnot, welcher Mitglied des Wohlfahrtsausschusses war. Sie
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wurden auf Grund einer allgemeinen Aushebung gebildet, die unter den jungen Leuten vom 18. bis zum 25. Jahre stattfand; so brachte die franz�-fische Revolution wieder den Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht zur Geltung, w�hrend die Heere der Verb�ndeten aus Berufssoldaten bestanden.
Damit h�ngen andere Unterschiede zusammen. Die Preu�en und �sterreicher waren nach den Regeln der �berlieferten Taktik in langen, starren Linien aufgestellt; die Franzosen gaben diese Taktik auf und k�mpften in aufgel�ster Ordnung. Die Feldherren der Verb�ndeten suchten, wenn m�glich, eine Schlacht zu vermeiden und dem Feinde durch geschickte Man�ver Boden ab-Zugewinnen; die k�hnen, jungen Gener�le der Franzosen bevorzugten die Schlacht, zumal sie den Verlust an Menschen leicht durch neue Aushebungen ersetzen konnten. Die Verb�ndeten endlich verpflegten ihre Heere aus Maga-zinen, wodurch sie in der Schnelligkeit der Unternehmungen behindert wurden,
w�hrend sich die Franzosen, was sie brauchten, durch Requisition an Ort und Stelle beschafften.
Anfangs gelang es den �sterreichern, die verlorenen Niederlande wiederzugewinnen; sie mu�ten sie aber bald wieder r�umen. Im Jahre 1795 eroberte der franz�sische General Pichegru auch Holland und wan- erobcntnfl delte diesen Staat zur Batavischen Republik um, die mit Frankreich ein B�ndnis schlo�.
Die Preu�en waren indessen, nachdem sie in der Pfalz mehrfach gl�cklich gegen die Franzosen gefochten hatten, schlie�lich �ber den Rhein zur�ckgegangen. Da entschlo� sich Friedrich Wilhelm II., teils weil ihm die Geldmittel zur Fortf�hrung des Krieges fehlten, teils weil seine Truppen durch die polnischen Ereignisse in Anspruch genommen waren, zum Frieden friede von mit Frankreich, der zu Basel im Jahre 1795 abgeschlossen wurde. Durch a3afet 1796' eine Demarkationslinie wurde Norddeutschland von dem s�ddeutschen Kriegs-schauplatze geschieden; dort herrschte Friede, hier tobte der Krieg weiter.
W�hrend die Waffen �ber das Schicksal Europas entschieden, bekannte sich der Staat Friedrichs des Gro�en zur Neutralit�t und verharrte dabei bis zum Jahre 1806.
Auch Spanien schlo� 1795 mit Frankreich Frieden. Gegen Ost er-reich aber stellten die Franzosen im Jahre 1796 drei Heere auf. Die 1796 Gener�le Jourdanund Moreau sollten in S�ddeutschland, der General Bonaparte in Italien einbrechen. Den ersten beiden trat Erzherzog Erzherzog K a r l, der Bruder des Kaisers Franz, entgegen; er war einer der t�chtigsten Feldherren, die �sterreich gehabt hat, ruhig und umsichtig, nur gar zu be-d�chtig. Bei W�rzburg schlug er Jourdan aufs Haupt, worauf sich
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Moreau, der bis nach Bayern vorgedrungen war, zum R�ckzug �ber den Schwarzwald gen�tigt sah.
Einen anderen Ausgang nahmen die K�mpfe in Jalien, wo Bonaparte Napoleon, befehligte. Napoleone di Buonaparte � so lautet urspr�nglich sein Name � war am 15. August 1769 geboren. Er stammte aus Ajaccio auf Korsika, einer Insel, die im Jahre vorher aus genuesischem Besitz in den Besitz Frankreichs �bergegangen war, und war der Sohn eines Rechts-anwalts. Er erhielt seine Ausbildung auf den Kriegsschulen zu Brienne und Paris und wurde dann Offizier. Als die Revolution ausbrach, schlo� er sich der jakobinischen Partei an und geh�rte zu den Anh�ngern Robes-Pienes. Seine erste Tat von Bedeutung war sein Eingreisen in die Be-lagerung von Toulon. Durch die Gunst des Direktoriums, das er sich durch Niederwerfung eines Aufftaudes in den Stra�en von Paris verpflichtet hatte, erhielt er den Oberbefehl �ber die italienische Armee. Zu derselben Zeit verheiratete er sich mit I o s e p h i n e, der Witwe des guillotinierten Generals Veauharnais. Er war ein Mann von au�erordentlichen Geistes-gaben und gewaltiger Willenskraft, einer der gr��ten Feldherren der Weltgeschichte, dazu ein bedeutender Regent. Aber ihn beseelte eine ungeheure, unz�hmbare Selbstsucht, ein furchtbarer Ehrgeiz, der ihn zu immer ma�-loseren Entw�rfen verleitete. Andere Menschen verachtete er; selbst das eigene Volk galt ihm wenig; nicht Frankreichs Wohl war f�r ihn be-stimmend, sondern das Interesse der eigenen Person. So ist sein Auftreten nicht nur f�r das �brige Europa, sondern auch f�r Frankreich Verh�ngnis-voll gewesen.
In Italien f�hrte Bonaparte sein Heer von Sieg zu Sieg, zwang Sardinien, Frieden zu schlie�en und Savoyen und Nizza abzutreten, hielt in Mailand seinen Einzug und schlo� ein �sterreichisches Heer in Mantua ein, das er zu belagern begann. Alle Entsatzheere, die herannahten, schlug er und zwang die Festung zur Kapitulation. Dann drang er, obwohl ihm nunmehr der Erzherzog Karl entgegengestellt wurde, in die Alpen ein und gelangte bis m das Murtal. Da begann Osterreich im Jahre 1797 Friedens-Campoformio ^Handlungen, deren Ergebnis der Friede von Eampoformio (Bei 1797. lldme in Benetten) war. �sterreich trat Belgien sowie Mailand ab; das erstere wurde Frankreich einverleibt, das letztere wurde mit anderen Gebieten Oberitaliens zu einem Staate vereinigt, der den Namen einer C i s a l p i n i -schen Republik erhielt. Daf�r wurde der gr��ere Teil des Gebiets der Republik Venedig, der Bonaparte den Untergang bereitete, dabei auch Jstrien und Dalmatien, an Osterreich �berlassen. In einem geheimen
Napoleons Feldzuq nach �gypten und Staatsstreich.
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Artikel gab Kaiser Franz auch dazu seine Zustimmung, da� das linke Rhein-user vom deutschen Reiche abgetreten w�rde.
Napoleons FelSzug nach �gypten unv Staatsstreich.
� 104. Der Feldzug nach �gypten. 1798�1799. Jetzt stand nur noch England gegen Frankreich unter den Waffen. Da eine Landung in England selbst als ein zu schwieriges Unternehmen erschien, so sa�te Bona-parte den Plan, diesen See- und Kolonialstaat dadurch zu sch�digen, da� er �gypten besetzte und so die Verbindung Englands mit Indien, dem wich-tigften Teile seiner Kolonien, unterbr�che; zugleich hoffte er, fo eine wertvolle Erwerbung f�r Frankreich machen zu k�nnen, die als Ersatz s�r die franz�sischen und holl�ndischen Kolonien dienen k�nnte, welche die Engl�nder erobert hatten. Im Jahre 1798 fuhr er ab. Unterwegs landete er in Malta, das bisher dem Johanniterorden geh�rt hatte, und befetzte die Malta ms. Insel. Dann gelang es ihm, von dem englischen Admiral Nelson unbemerkt, bei Alexandria zu landen. Er besiegte darauf die Reiterscharen der Mame-luckeu, welche �gypten beherrschten, in einer Schlacht bei den Pyramiden, Schwebet von denen, wie er seinen Soldaten zuries, �vier Jahrtausende auf sie herab- miden. sahen", und zog in Kairo ein. Indessen aber hatte Nelson seine aus der Reede von Abukir liegende Flotte angegriffen und vernichtet. So war Abukir. das franz�sische Heer von der Heimat abgeschnitten.
Da ihm jetzt die T�rkei, der die Oberhoheit in �gypten zustand, den 1799.
Krieg erkl�rte, so machte Bonaparte einen Einsall nach Pal�stina und Syrien, gelangte aber nur bis St. Jean d 'Acre, dem alten, in den Feld^ug Kreuzz�gen oft umk�mpften Akkon, das er nicht einzunehmen vermochte; er Syrien, mu�te den R�ckzug nach �gypten antreten, wo er eine gelandete t�rkische Armee bei Abukir v�llig vernichtete. Als er nun aber durch Zeitungen,
die ihm von den Englandern zugeschickt wurden, von dem Ausbruch des zweiten Koalitionskrieges und den ungl�cklichen K�mpfen der Franzofen h�rte, fa�te er den Entschlu�, sein Heer zu verlassen. Mit zwei Schiffen trat er die Fahrt an, entging den Wachschiffen der Engl�nder und landete im Herbst 1799 in der Provence.
� 105� Napoleons Staatsstreich. 1799. In Frankreich fand 1799. Napoleon eine tiefe und allgemeine Mi�stimmung �ber die Regierung des Direktoriums vor, unter der das Land im Innern verfiel, w�hrend man nach au�en Verluste erlitt. Da st�rzte er das Direktorium durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) und gab dem Lande eine neue
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Deutsche Geschichte.
Nsiung! Verfassung. Als Erster Konsul trat er selbst mit au�erordentlicher Machtvollkommenheit an die Spitze Frankreichs; zwei andere Konsuln standen ihm zur Seite, waren aber ohne Macht. Der Erste Konsul befehligte die Heere, ernannte die Beamten, beeinflu�te die Gesetzgebung. So schlo� die Franz�sische Revolution, die Napoleon sich r�hmen konnte beendet zu haben, gleichwie einst die hundertj�hrigen inneren K�mpfe der r�mischen Republik mit der Aufrichtung der Milit�rdiktatur.
B. Die Aufrichtung der Weltherrfchaft Napoleons.
1799 � 1812.
Der zweite Koalitionskrieg und der Umsturz der deutschen Reichsversassung.
1793vis 1801. � 196. Der zweite Koalitionskrieg. 1798�1801. Die Ursache f�r
den Ausbruch eines neuen Koalitionskrieges hatte darin gelegen, da� Frankreich in immer r�cksichtsloserer Weise um sich griff und immer neue Tochter-republiken gr�ndete; die Schweiz war in eine Helvetische Republik, Genua in eine L i g u r i s ch e, Rom, von wo der Papst fortgef�hrt worden war, in eine R�mische Republik umgewandelt worden. Die Seele der neuen Koalition war der englische Minister Pitt, der Sohn des Staats-mannes, der einst den Bund mit Friedrich dem Gro�en geschlossen hatte. E n g-land, Ost erreich und Ru�land, wo seit dem Tode Katharinas II. Paul I. regierte, waren die verb�ndeten Staaten. Preu�en, wo seit 1797 der friedliebende K�nig Friedrich Wilhelm III. auf dem Throne fa�, schlo� sich von der Koalition aus.
Itonen 1799 Jln Jahre 1799 k�mpften die Verb�ndeten anfangs gl�cklich. Ins-besondere errang Suworow in Oberitalien einen Sieg nach dem andern und st�rzte die Cisalpiuische Republik. Sein �bergang �ber den St. Gott-hard aber, zu dem er wider seinen Willen veranla�t worden war, hatte nicht den gew�nschten Erfolg. Bald darauf rief ihn Kaiser Paul, verstimmt �ber das Verhalten der �sterreichischen Regierung, vom Kriegsschaupl�tze ab und trat vom B�ndnis zur�ck.
Mcirengo Im Jahre 1800 trug Napoleon, nachdem er mit seinem Heere den
Hoheitlinden. �rofjett St. Bernhard �berschritten hatte, bei Marengo einen Sieg �ber die �sterreicher davon und eroberte Mailand wieder. Am Schlu� desselben Jahres siegte der General Moreau, der in S�ddeutschland eingedrungen war, bei Hohenlinden, �stlich von M�nchen. Darauf wurden Verhand-lungen angekn�pft, die zu Beginn des Jahres 1801 zum Frieden von
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Lunsville f�hrten. In diesem wurde der Friede von Campoformio im allgemeinen best�tigt; das linke Rheinufer, das schon seit Jahren tats�chlich in der Hand der Franzosen war, wurde nunmehr f�rmlich abgetreten.
� 107. Der Umsturz der deutschen Neichsverfassung. In der Friedens-urkunde war bestimmt worden, da� diejenigen deutschen Staaten, welche durch die Abtretung des linken Rheinufers einen Gebietsverlust erlitten, auf dem rechten Ufer entsch�digt werden sollten. Um diese Angelegenheiten zu ordnen, setzte der deutsche Reichstag, ber noch immer in Regensburg tagte,
eine Reichsdeputation ein. Es war ein unw�rdiges Schauspiel, zu sehen, wie so viele deutsche F�rsten sich um die Gunst bestechlicher franz�sischer Staats-m�nner bewarben, deren F�rsprache entscheidend ins Gewicht fiel; auf so schimpfliche Weise kam nach langwierigen Verhandlungen der Roichs- ^Rctchs-^ deputationshauptschlu� zustande. Die Gebiete der geistlichen F�rsten wurden fast s�mtlich s�kularisiert, d.h. in weltliche Herr-schaften verwandelt, die Reichsst�dte, mit Ausnahme von N�rnberg, Augsburg, Frankfurt und der drei Hansest�dte, mediatisiert, d.h. aus unmittelbaren (immediaten) Untertanen des Kaisers zu mittelbaren gemacht und einem Landesherren verliehen; 112 deutsche Staaten h�rten zu bestehen auf. So wurden zwei wichtige Glieder des alten Reichs ausgetilgt und die Reichsverfassung umgest�rzt. Die Kleinstaaterei wurde, zwar zum Heile Deutschlands, aber unter wenig ehrenvollen Umst�nden stark beschr�nkt.
Von den eingezogenen Gebieten erhielt Preu�en einen betr�cht- ^eu�ens^ lichen Teil, etwa das F�nffache des Verlorenen, n�mlich die Bist�mer Hildesheim, Paderborn und einen Teil von M�nster, dazu Erfurt und das Eichsfeld, Gebiete, die fr�her zum Kurf�rstentum Mainz geh�rt hatten, und die Reichsst�dte M�hlhausen, Nordhausen und Goslar. Durchgreifende Ver-�nderungen wurden namentlich im S�dwesten Deutschlands vorgenommen, wo Baden, W�rttemberg und Hessen-Kassel ansehnliche L�ndereien und die Kurw�rde empfingen.
Das napoleonische Kaisertum und der dritte Koalitionskrieg.
� 108. Das napoleonische Kaisertum. Im Jahre 1804 lie� sich Napoleons Napoleon zum erblichen Kaiser der Franzosen w�hlen, nachdem ihm tr�imng die Volksabstimmung zwei Jahre zuvor das Konsulat auf Lebenszeit ^' i804?6ec �bertragen hatte. In der Kirche Notredame zu Paris lie� er sich am 2. Dezember 1804 von dem Papste Pius VII., dem er den Kirchenstaat zur�ckgegeben hatte, salben und setzte sodann sich und seiner Gemahlin Josephine die Kaiserkrone aufs Haupt. 1805 verwandelte er die Italienische (fr�her
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Deutsche Geschichte.
Cisalpinische) Republik in ein K�nigreich Italien und kr�nte sich im Dom zu Mailand mit der Eisernen Krone der Lombarden. So vereinigte er beide Lande in Personalunion; zum Vizek�nig von Italien ernannte er seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais. Er umgab sich mit einem gl�nzenden Hosstaat; eine Reihe seiner Gener�le ernannte er zu Marsch�llen und schm�ckte sie mit Titeln und W�rden (Orden der Ehrenlegion). Die gro�e Mehrheit des franz�sischen Volkes war mit der Wiederherstellung der Monarchie einverstanden; nach einer so langen Zeit der inneren Wirren sehnte man sich nach einer starken und stetigen Regierung, welche die innere Ordnung und Sicherheit verb�rgte.
Die Ordnung hatte Napoleon allerdings bereits seit seiner Erhebung zum Ersten Konsul mit starker Hand, ja mit r�cksichtsloser H�rte aufrecht erhalten. Die Mordanschl�ge, die ans ihn gemacht wurden, s�hnte er, indem er eine Menge seiner Gegner, Jakobiner wie Anh�nger des K�nigtums, verhaften, hinrichten oder nach Strafkolonien deportieren lie�. Vor. recht-lofer Gewalt schrak er nicht zur�ck; den jungen Herzog von Enghien, ein Mitglied der Familie der Bourbonen, lie� er unter der falschen An-schuldigung, an einer Verschw�rung gegen ihn beteiligt zu sein, aus badischem Gebiet ergreisen, nach Frankreich bringen und erschie�en.
Frankreichs? Gleichzeitig erwarb er sich aber auch um die Neuordnung des franz�sischen Staatswesens die gr��ten Verdienste. Er ordnete die Verwaltung, regelte die verwahrlosten Finanzen, gab dem franz�sischen Volke ein Gesetzbuch, den Code Napoleon, und forderte den Verkehr im Inneren, w�hrend er zugleich durch Schutzz�lle die Einfuhr fremder Waren erschwerte und dem darniederliegenden Gewerbe zu neuer Bl�te verhalf. Zugleich schmeichelte er durch feine glanzvolle europ�ische Politik und seine siegreichen Kriege, so viel Menschenleben diese auch kosteten, der nationalen Eitelkeit der Franzosen.
1805.
� 109. Der dritte Koalitionskrieg. 1805. F�r den Augenblick stand gegen Napoleon nur England unter Waffen, das 1802 Frieden ge-schloffen, 1803 aber den Krieg wieder begonnen hatte. Damals plante er trotz der �berlegenheit der englischen Flotte eine Landung an der englischen K�ste und sammelte bei B o u l o g n e ein Heer und eine Menge von Trans-2X�! portschiffen. Indessen bildete sich die dritte Koalition; sie umfa�te England, �sterreich und Ru�lands wo nach der Ermordung Pauls I. im Jahre 1801 Alexander I. den Thron bestiegen hatte. Kaum aber hatte Napoleon sichere Nachrichten �ber die R�stungen seiner Gegner, als er seine Truppen von Boulogne nach dem Rheine marschieren und in S�ddeutschland einbrechen lie�. Hier schloffen sich Bayern, W�rttem-
Das napoleonische Kaisertum und der dritte Koalitionskrieg.
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Berg und Baden an ihn an. Eine franz�sische HeeresaBteilung, die unter dem Befehl des Marschalls Bernadette stand, zog aus dem von ihr Bisher Besetzt gehaltenen Hannover herBei und marschierte, ohne Preu�ens Neutrali-tat zu achten, durch das preu�ische Ansbach; so wurde es m�glich, da� dem �sterreichischen General M a ck, der eine Stellung Bei Ulm einge- mm. Kommen hatte, der R�ckzug verlegt und er zur Ergebung gezwungen wurde.
In denselBen Tagen freilich erlitt die franz�sische Flotte, mit der sich die spanische vereinigt hatte, Bei Trafalgar an der spanischen S�dk�ste, Waigar. unweit Cadiz, durch die englische Flotte eine furchtbare Niederlage; zwar fiel der englische Seeheld Nelson, aber die feindliche Seemacht wurde ver-nichtet. Eine Zeitlang drohte auch der Eintritt Preu�ens in die Koalition;
denn Friedrich Wilhelm III. war �Ber die Verletzung der Neu-tralit�t mit Recht entr�stet. Er n�herte sich den VerB�ndeten und erneuerte mit Alexander, der nach Potsdam kam, am Sarge Friedrichs des Gro�en den fr�her geschlossenen FreundschaftsBund. Der K�nig von Preu�en ver-sprach, falls Napoleon die von ihm gemachten Vermittelungsvorschl�ge nicht ann�hme, der Koalition Beizutreten, und Begann, sein Heer in den Kriegs-zustand zu setzen. Ehe aBer die preu�ische Armee am Kampfe teilnehmen konnte, lieferten die Russen und �sterreicher den Franzosen am 2. DezemBer, dem Kr�nungstage Napoleons, die Schlacht bei A u st e r l i tz, die �Drei- 2^e2er kaiserschlacht"; sie war eine der gl�nzendsten Siege Napoleons. 1805�
Darauf schlo� Kaiser Franz mit Napoleon den Frieden von Pre� - Fried- von Burg, in welchem er das vor kurzem erst erworBene Venetien an das K�nig- SpTe*6urs" reich Italien, das treue Tirol an Bayern aBtreten mu�te. Bayern und W�rttemberg wurden zu K�nigreichen erhoben.
Preu�en aBer, eben noch Bereit, am Kriege gegen Frankreich teilzunehmen, Befolgte aus FriedenslteBe eine schw�chliche Politik. Der von dem K�nig an Napoleon gesandte Graf Haugwitz, mit welchem der viel-gewandte franz�sische Minister Talleyrand die Unterhandlungen f�hrte,
lie� sich Bestimmen, auf dem Schl�ffe Sch�nBrunn Bei Wien einen Ver- Preu�isch -trag zu unterzeichnen, der f�r Preu�en verh�ngnisvoll wurde. Beide B�ndnis. Staaten, die eben nahe daran gewesen waren, sich mit den Waffen zu Be-k�mpfen, schloffen miteinander ein B�ndnis: Preu�en �Berlte� Ans Bach an Bayern und erhielt daf�r Hannover, das die Franzosen zwei Jahre vorher Besetzt hatten, auf das aber Georg III. von England keineswegs verzichtet hatte. Friedrich Wilhelm z�gerte eine Zeitlang, diesen Vertrag zu genehmigen. Da er aBer gleichzeitig aBzur�sten Begann und sich so selbst der Mittel Bet�ubte, um einem pl�tzlichen �Berfall der an feinen Grenzen stehenden franz�sischen Heere zu widerstehen, so konnte er nicht umhin, sich
Neubauer-Seyfert, ScljrB. d. Gesch. II. 8
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Zu f�gen und einen Vertrag zu unterzeichnen, der noch dr�ckendere Be-dingungen enthielt als der von Sch�nbrunn.
� U0. Der Rheinbund und das Ende des deutschen Reiches.
Durch die Schlacht von Austerlitz hatte Napoleons Macht einen gewaltigen Herrschaft Aufschwung genommen. Mit tyrannischer Willk�r verf�gte er nunmehr Napoleons, �ber Staaten und V�lker. In Neapel erkl�rte er die dort herrschende Dynastie der Bourbonen f�r abgesetzt und setzte sehnen Bruder Joseph als K�nig ein; der Batavischen Republik machte er ein Ende, schuf ein K�nig-reich Holland und verlieh es seinem Bruder Ludwig; am Niederrhein stiftete er ein Gro�herzogtum Berg, das sein Schwager, der Reitergeneral Joachim Murat, erhielt. Ferner wurden jetzt nicht nur die drei in S�ddeutschland noch besiehenden Reichsst�dte, sondern dazu eine gro�e An-zahl von F�rsten, Grafen und Herren mediatisiert; dabei befanden sich die F�rsten von Hohenlohe, sowie die F�rsten von Thurn und Taxis, welche im alten Reiche dis Post verwaltet hatten. Die eingezogenen Gebiete wurden unter sechzehn Staaten verteilt, welche zu einem unter Napoleons Protektorat Rheinbund, stehenden Bunde, dem Rheinbunde, zusammentraten. Dazugeh�rten u. a. die K�nigreiche Bayern und W�rttemberg, die Gro�herzogt�mer Baden, Hessen-Darmstadt und Berg. Die Rhem�undstaaten stellten dem Kaiser der Franzosen Truppen f�r alle seine Kriege. So begannen f�r Deutschland die Jahre der Dem�tigung unter die Fremdherrschast. Bei dem N�rn-berger Buchh�ndler Palm erschien damals eine Schrift: �Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung"; da er sich weigerte, den Verfasser zu nennen, wurde er erschossen.
St�US Die Gr�ndung des Rheinbundes bedeutete die Aufl�sung des iW6. deutschen Reiches. Im August 1806 legte Kaiser Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder; das Reich, das einst die Sachsenkaiser geschaffen hatten, hatte aufgeh�rt zu sein. Schon im Jahre 1804 hatte Franz den Titel eines Kaisers von Ost erreich angenommen; er hei�t als solcher Franz I.
Die Besicgnng Preu�ens. 1806 �1807.
�Ki � 11L Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. Unter i?86bts 1797. Friedrich Wilhelm II. hatte sich der preu�ische Staat betr�chtlich vergr��ert. Zun�chst waren die beiden F�rstent�mer Ansbach und Bay-reuth, der bisherige Besitz der fr�nkischen Hohenzollern, an Preu�en ge-fallen, das so in S�d�eutschland Fu� fa�te. Dann hatte es durch die beiden polnischen Teilungen etwa 100000 qkm Landes er-
Ifcte Besiegung Preu�ens. 1806 �1807.
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worden, wodurch es bis aus rund 300 000 qkm anwuchs. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebietes machte Preu�en zu einem Halbslavischen Staat; es war in Gefahr, wie �sterreich, aus Deutschland herauszuwachsen. Die Teilnahme des K�nigs am ersten Koalitionskriege war serner v�llig erfolglos; ja, im Frieden von Basel gab er 1795 seine Zustimmung zur Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich. Dazu ergaben sich im Inneren mancherlei M i � st � n d e. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Gro�en so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, G�nstlinge herrschten, wo unter dem gro�en K�nig nur das Staatswohl gegolten hatte. Preu�en verlor trotz seiner Ver-gr��erung an innerer Kraft und �u�erem Ansehen.
Friedrich Wilhelm III. war in Charakter und Lebensauffassung Friedrich von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein F�rst von �u�erster Pflicht- 1797 bis 1340. treue, der sein k�nigliches Amt mit gr��tem Ernst auffa�te und es in selbst-losester Weise f�hrte; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Fr�mmigkeit, eine starte Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Aber mit diesen Z�gen verband sich in seinen: Wesen eine �bergro�e Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Entschl�ssen. Er zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zur�ck und f�hrte an der Seite seiner sch�nen und edlen Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-K�nigin Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei S�hne, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein �u�erst gl�ckliches Familienleben. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Kr�ften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergr��erung des Staates und die ver�nderten Zust�nde forderten, nicht durchgef�hrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl Die Armee, man auf einen kriegerischen Zusammensto� mit dem eroberungslustigen Frank-reich h�tte rechnen k�nnen. Sie blieb ein Heer von geworbenen Berufs-soldaten, w�hrend in Frankreich die Aushebung (Konskription) galt; sie ver-harrte bei der Taktik der langen, starren Linien, w�hrend die Heere Napo-leons in zerstreuter Schlachtordnung zu fechten pflegten; aus Sparsamkeit wurde sie ungen�gend vermehrt und ausger�stet; sie war mehr in den K�nsten der Parade als des Felddienstes ge�bt; ihre Befehlshaber warm zu einem gro�en Teile zu bejahrt und unt�chtig. Und doch meinten viele, die Armee des gro�en Friedrich sei un�berwindlich; �wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Gro�en", schrieb nach der Niederlage die K�nigin Luise.
Seit dem Vertrage, den Friedrich Wilhelm III. notgedrungen mit Napoleon geschlossen hatte, befand sich Preu�en, verb�ndet mit seinem nat�r-
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Deutsche Geschichte.
lichen Gegner Frankreich, verfeindet mit England, das eine Menge preu�ischer Handelsschiffe wegnahm, in einer unhaltbaren Lage. Bald er-hielt der K�nig deutliche Beweise von der r�ckfichts- und treulosen Politik Anw� zum Napoleons. Als er vollends erfuhr, da� dieser in Friedensverhandlungen, die mit England damals angekn�pft waren, die R�ckgabe Hannovers in Aussicht gestellt habe, war er �berzeugt, da� er ihn verderben wolle. Er f�rchtete, da� die franz�sischen Truppen, die noch immer in S�ddeutschland standen, zu einem pl�tzlichen Angriff auf Preu�en bestimmt seien; und um vor der Gefahr eines �berfalls gesichert zu sein, besaht er im August 1806 die Mobilmachung.
� 112. Der Krieg Napoleons gegen Preu�en und Ru�land. 1806�1807.
Das preu�ische Heer sammelte sich in Th�ringen, z�hlte aber mit Einschlu� von 20 000 Sachsen nur gegen 130 000 Mann, da man nicht alle verfug-baren Streitkr�fte herangezogen hatte. Den Oberbefehl f�hrte wieder der greise, unentschlossene Karl Wilhelm Ferdinand von Braun-schweig. Es fehlte im Hauptquartier an Einheit und Kraft des Willens; zahlreiche Beratungen fanden statt, aber es kam nicht zu entscheidenden Ent-M�ssen. Indessen zog Napoleon mit einem bedeutend st�rkeren Heer in mehreren Heers�ulen �ber den Frankenwald heran. Am 10. Oktober kam die preu�ische Vorhut, welche von dem hochbegabten und k�hnen Prinzen Saalfeld. Louis Ferdinand gef�hrt wurde, mit den Franzosen bei Saatfeld ins Gefecht; der Prinz fiel, sein Truppenkorps wurde v�llig zersprengt.
Jetzt wurde im preu�ischen Kriegsrat der Beschlu� gefa�t, die Stellung bei Jena und Weimar, die man bisher inne gehabt hatte, aufzugeben und das Heer in nord�stlicher Richtung wegzuf�hren, um Berlin zu decken. Da griffen die Franzosen am 14. Oktober die beiden Teile, in die das preu�ische Heer zerfiel, gleichzeitig an: Napoleon selbst dm F�rsten Hohenlohe bei Auerstedt 3ena, der Marschall Davout den Herzog von Braunschweig, bei dessen 14.Oktober. Heeresteil sich auch der K�nig befand/bei den D�rfern Auerstedt und Hassenhausen, unweit Kosen. Bei Jena waren Franzosen und Preu�en etwa gleich stark. Der Angriff h�tte zur�ckgeschlagen werden k�nnen, wenn man die H�hen am westlichen Rande des Saaltals gen�gend besetzt h�tte; aber 5ies war vers�umt wordm. Es kam dazu, da� die Teile der Armee getrennt ins Feuer gef�hrt wurden; so wurden sie nacheinander ge-schlagen, und der Feind errang einen gl�nzenden Sieg. Bei Auerstedt waren die Preu�en die st�rkeren. Aber auch hiet gelang es ihnen nicht den Feind zur�ckzudr�ngen, zumal der Herzog von Braunschweig t�dlich ver-wundet wurde, und sie r�umten das Schlachtfeld.
Tie Besiegurig Preu�ens. 1806�1807.
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Nun begann der ungeordnete R�ckzug des geschlagenen, mutlosen Heeres �ber den Harz nach Magdeburg und von da in nord�stlicher Richtung weiter.
Berlin war nicht mehr zu retten; dort hielt Napoleon seinen Einzug,
lie� die Viktoria vom Brandenburger Tor herabnehmen und schickte sie nebst dem Degen und den Orden Friedrichs des Gro�en nach Paris. Aber auch Stettin erreichte Hohenlohe, der jetzt den Oberbefehl f�hrte, nicht mehr;
vierzehn Tage nach der Schlacht bei Jena ergab er sich bei P r e n z l a u au Murat. Ein anderer Teil des Heeres, den der General Bl�cher f�hrte, 6et Prenzlau. schlug sich bis nach L� b e ck durch; hier mu�te auch Bl�cher kapitulieren, weil �g�6et er kein Brot und keine Munition mehr hatte. Der kleine Rest des preu�ischen Heeres, der noch erhalten mar, ging bis �ber die Weichsel zur�ck. Die K�nigin, welche das Ungl�ck Preu�ens auf das tiefste empfand, mu�te mit ihren Kindern nach K�nigsberg und dann nach Memel fl�chten.
Schm�hlicher noch als die Vernichtung der Feldarmee war die �bergabe �berg�be der preu�ischen Festungen, der St�tzpunkte der Landesverteidigung. Hungen. Erfurt, Spandau, Stettin, K�strin und das wohlbefestigte Magdeburg kapitulierten in schimpflicher Weise. Eine tiefe Mutlosigkeit hatte den gr��ten Teil der Bev�lkerung ergriffen. Es r�chte sich furcht-bar, da� die Regierung des absoluten Staates nur Gehorsam von ihren Untertanen verlangt und aus freie, patriotische Hingebung verzichtet hatte;
jetzt fehlte Preu�en die st�rkste St�tze, die opferfreudige Liebe der B�rger.
Nur an wenigen Punkten zeigte sich ein entschlossener Widerstand. Mit unverg�nglichem Ruhm bedeckte sich damals die kleine Festung Kol- Kolberg. Berg. Zuerst war es der Leutnant von Schill, der von dort aus durch verwegene Streifz�ge dem Feinde viel Schaden zuf�gte. Dann �bernahm der hochfinnige, heldenhafte Major Netthardt von Gneisenau den Oberbefehl, w�hrend sich die B�rgerschaft unter der F�hrung des alten Seemanns I o a ch i m N e t t e l b e ck auf das tapferste an der Verteidigung beteiligte. Ebensowenig konnte der Feind Graudenz nehmen, dessen Be-fehlshaber, der greise General Courbi^re, dieselbe Tapferkeit bewies wie einst in den K�mpfen des Siebenj�hrigen Krieges. Endlich hielten einige Festungen Schlesiens dem Feinde stand, u. a. das vom Grafen G�tzen verteidigte G l a tz.
Auch D a n z i g wehrte sich lange, mu�te sich aber schlie�lich ergeben.
Indessen hatte Alexander von Ru�land in den Krieg eingegriffen,
und ein russisches Heer erschien in Ostpreu�en. Im Februar 1807 wurde die blutige Schlacht von Preu�isch-Eylau geschlagen. Schon wichen Preu�isch-die Russen auf dem einen Fl�gel; da griff eine eben angekommene preu�ische Februar-Abteilung, von Scharnhorst gef�hrt, in den Kampf ein und warf den Feind zur�ck; es war die erste Schlacht, die Napoleon nicht gewann. Nach dieser
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Deutsche Geschichte.
flacht trat ein l�ngerer Stillstand in den kriegerischen Unternehmungen ein. Als sie wieder aufgenommen wurden, trug Napoleon im Juni 1807 den KMand @ies �on ^rieb[ctnb �ber die Verb�ndeten davon, die jetzt �ber die ' Memel zur�ckweichen mu�ten.
Da schlo� Alexander trotz aller Beteuerungen, die er Friedrich Wilhelm Iffie ^tte, mit Napoleon Frieden. Zu Tilsit kamen die beiden Kaiser
Juli 1807. auf einem in der Memel verankerten Flo� zusammen; am zweiten Tage wurde auch ^ der K�nig von Preu�en zu den Unterhandlungen zugezogen. Frankreich und Ru�land schl�ssen miteinander nicht nur Frieden, sondern ein B�ndnis. Den preu�ischen Staat lie� der Sieger, wie es in der Friedensurkunde hie�, nur aus Gef�lligkeit gegen den Kaiser von Ru�land bestehen- auch die F�rsprache der K�nigin Luise, die sich, obwohl von ihm schwer gekr�nkt, hatte bereden lassen, ihm als Bittende zu nahen, konnte ihn nicht bewegen, die harten Bedingungen zu mildern, die er dem geha�ten Staate auserlegte. Friedrich Wilhelm mu�te die H�lfte seines Gebietes abtreten, n�mlich alle Lande links der Elbe und dazu die bei der zweiten und dritten polnischen Teilung erworbenen Gebiete nebst dem Netze-distrikt. Die ersteren vereinigte Napoleon mit Braunschweig, Hessen-Kassel und anderen Gebietsteile^, machte daraus ein K�nigreich Westfalen und gab dies feinem j�ngsten Bruder Jerome, der in Kassel seine Residenz nahm und dort ein lustiges, verschwenderisches Leben f�hrte. Aus den polnischen Gebieten schuf er ein Herzogtum Warschau; das bekam Kur-f�rst Friedrich August III. von Sachsen, der nach der Schlacht von Jena dem Rheinbund beitreten mu�te und den K�nigstitel erhielt. Au�erdem wurde Preu�en die Zahlung einer Kriegssteuer auferlegt.
i?eS5T . Noch �ber ein Jahr lang blieb die franz�sische Armee in Preu�en; in jenen zwei Jahren ist in dem ungl�cklichen Lande mehr als eine Milliarde Franes von den Feinden erpre�t worden. Als die Armee endlich 1808 abzog, da sie in Spanien n�tig wurde, mu�te Friedrich Wilhelm einen neuen Vertrag abschlie�en, wonach er in die drei Oderfestungen bis zur endg�ltigen Bezahlung der Kriegskosten franz�sische Besatzungen ausnahm und sich ver-pachtete, sein Heer nicht �ber die Zahl von 42 000 Mann hinaus zu verst�rken.
Napoleon im Kampfe mit England, Spanien und �sterreich.
8Sreb= � 113; Die Festlandsperre. Der spanische Krieg. Als Napoleon
nach dem Siege von Jena in Berlin weilte, hatte er eine Verordnung erlassen, die darauf berechnet war, dem englischen Handel und der englischen Industrie den gr��ten Schaden zuzuf�gen, die sogenannte Kontinental- oder Festlandsperre.
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Jeder Handelsverkehr mit England wurde verboten; alle englischen Schiffe und Waren sollten mit Beschlag belegt, jeder Engl�nder verhaftet werden. Diese Verordnung galt f�r Frankreich und f�r alle von ihm abh�ngigen L�nder, zu denen auch Spanien und seit dem Tilsiter Frieden Preu�en geh�rte; auch Ru�land schlo� sich diesem Handelskriege gegen Eng-land an. In der Tat erlitt, w�hrend die franz�sische Industrie emporbl�hte, die englische Volkswirtschaft viel Schaden, zugleich aber auch die Volks-Wirtschaft Preu�ens, dessen Seehandel v�llig vernichtet wurde.
Im Jahre 1808 lie� sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsenden Spanischer Herrschgier verleiten, an dem spanischen K�nigs geschlecht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung gr��ter Treulosigkeit zu begehen. Als n�mlich zwischen dem schwachen K�nig und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne in der S�dwestecke Frankreichs, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und �bertrug diese seinem �ltesten Bruder I o s e p h, den er vor zwei Jahren zum K�nig von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt Murat, der bisherige Gro�herzog von Berg. Da ergriff das spanische Volk, �ber die Beschimpfung entr�stet, die Waffen. Zwar f�hrte Napoleon, nachdem er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbund-f�rsten besuchten Kongre� zu Erfurt das B�ndnis mit Alexander von Ru�land erneuert hatte, selbst seine Heere �ber die Pyren�en und zog mit Joseph in Madrid ein; aber es gelang nicht, den spanischen Volks-krieg niederzuschlagen, zumal die Engl�nder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen K�mpfen drang dieser lang-sam vor, besiegte die Franzosen 1813 bei Vittoria, und als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verb�ndeten �ber den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, �berschritt er die Pyren�en.
� 114 Napoleons Krieg gegen �sterreich. 1809. Die heldenm�tige Er- isoe. Hebung des spanischen Volkes machte �berall in Europa den tiessten Eindruck; in Deutschland besonders weckte sie die Hoffnung, durch eine Volkserhebung das Joch des Weltherrschers absch�tteln zu k�nnen. Da war es Ost er -r e i ch, das an Frankreich den Krieg erkl�rte und das Zeichen zu einer natio-nalen Erhebung gab. Das Heer, an dessen Spitze Erzherzog Karl trat,
wurde stark vermehrt und eine Landwehr geschaffen; ein Zug st�rmischer Begeisterung ging durch das �sterreichische Volk.
Ein Ausstand der Tiroler gegen die bayrische Herrschaft leitete den Tiroler Krieg ein. Unter Andreas Hofer, Speckbacher und anderen k�hnen 9tufftonb' und begeisterten F�hrern erhoben sie sich und eroberten mit Hilfe einer �fter-
120__Deutsche Geschichte.
reichischen Heeresabteilung Innsbruck. Zugleich drang Erzherzog Karl in Bayern ein. Aber er ging zu langsam und bed�chtig vor. Indessen erschien Napoleon aus dem Kriegsschauplatze, zog seine zerstreuten Truppen zusammen und warf sich auf den Feind. In mehreren siegreichen Gefechten, Wt�die man unter dem Namen des Feld zugs von Regens b�rg zu-sammensa�t, schlug er ihn und zwang ihn, sich aus dem linken Donauuser nach B�hmen zur�ckzuziehen. Dam setzte er seinen Marsch auf dem rechten Ufer des Stromes fort und besetzte, ohne Widerstand zu finden, Wien. Zum zweiten Male hatte er Kaiser Franz aus seiner Hauptstadt vertrieben. Auch Innsbruck nahmen die Bayern wieder.
Als nun aber Napoleon den Versuch machte, die Donau zu �ber-schreiten und die auf dem n�rdlichen Ufer stehenden Truppen des Erzherzogs Karl anzugreisen, erlitt er in der verlustreichen, zweit�gigen Schlacht bei Mai 1809. Aspern eine Niederlage und wurde zum R�ckz�ge �ber den Strom ge-zwungeu. �berall erklang jetzt der Ruhm des �sterreichischen Heerf�hrers, durch den Napoleon geschlagen worden war. Von neuem erhoben sich Aufst�nde, die Tiroler und eroberten zum zweiten Male ihre Landeshauptstadt, in deren Schlosse nunmehr Andreas Hoser als Oberkommandant von Tirol schaltete. Uber Norddeutschland dagegen breitete sich der Krieg nicht aus. Ein Ausstand, der unter der Leitung des Obersten D�rnberg in der Gegend von Kassel gegen die Herrschaft Jeromes ausgebrochen war, hatte keinen Erfolg gehabt und w�r schnell unterdr�ckt worden. Preu�en nahm nicht am Kriege teil, obwohl die patriotische Partei den K�nig mit Bitten best�rmte, �sterreich zu Hilfe zu kommen. Das verwegene Unter-nehmen des Majors von Schill, auf eigene Hand den Kampf zu beginnen und Friedrich Wilhelm durch die Gewalt der Umst�nde in den Krieg hineinzuziehen, scheiterte. Mit seinem Husarenregiment und einer Kompanie Infanterie �berschritt er die Elbe; bald aber wurde er von der Uber-macht der Gegner durch Mecklenburg nach Stralsund gedr�ngt, wo er im Stra�enkampse fiel. Von den Feinden wurde ihm das Haupt abgeschnitten. Elf seiner Offiziere wurden zu Wesel aus Befehl Napoleons als R�uber erschossen; sie starben als Helden mit dem Rufe: �Es lebe der K�nig!"
Napoleon hatte indessen neue Truppen an sich gezogen. Zum zweiten S�. Male f�hrte er sein Heer �ber die Donau und trug bei Wagram einen entscheidenden Sieg davon. Darauf schlo� Kaiser Franz einen Waffen-fS" stillstand, dem einige Monate sp�ter der Friede von Wien folgte. �sterreich mu�te sich dazu verstehen, die �illyrischen Provinzen", d.h. die K�stengebiete am Adriatischen Meere, und andere Landesteile abzutreten. Au�erdem schlo� es sich der Festlandsperre an.
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Auf feiten der �sterreicher hatte auch der feines Landes beraubte Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des, bei Auerstedt verwundeten Herzogs, gefochten. Er hatte den Waffenstillstand nicht anerkannt; in k�hnem Zuge f�hrte er feine Truppen, die �Schwarze Schar", quer durch Norddmtfchland hindurch und erreichte die Weferm�ndung,
von wo ihn englische Schiffe nach England f�hrten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, da� ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschl�sse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, franz�sischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch '5off88103:ob �ber dem Passertale gelegenen Sennh�tte, ausgesunden und 1810 in Mantua erschossen.
� 115. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die H�he seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm III., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Ma�regeln Napoleons Verdacht erregt hatte, wurde gen�tigt, aus K�nigsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von franz�sischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zur�ckzukehren. Dazu traf den gedem�tigten K�nig und das un- f��nbigbt" gl�ckliche Land ein neuer schwerer Schlag: in bl�hendem Alter starb die durch 2ut,e 181�-den Niedergang Preu�ens tiefersch�tterte K�nigin Luise am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz.
Indessen schien sich Osterreich, wo nunmehr Gras Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschlie�en zu wollen.
Im Jahre 1810 verm�hlte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-mahlin Josephine getrennt hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers Franz. Diese gebar ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines K�nigs von Rom erhielt.
Immer r�cksichtsloser vergr��erte unterdessen Napoleon sein Reich. We^est^Aus-Im S�den verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegf�hren lie�. Femer vereinigte er, nachdem fein Bruder Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland fowie die ganze deutsche Nordseek�ste nebst den drei Hansest�dten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano in Mittelitalien und bis zur Trave reichte.
Napoleons Krieg gegen Runland. 1812.
� 116. Der russische Feldzug. W�hrend Napoleons Politik immer ^nlassung gewaltt�tiger wurde, erkaltete sein Verh�ltnis zu Alexander von Ru�-
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Deutsche Geschichte.
land. Dieser konnte die ungeheure Vergr��erung des ftanz�sischen Welt-reiches nicht ruhig mit ansehen; da� auch Oldenburg, dessen Herz�ge seine Verwandten waren, ihm einverleibt wurde, mu�te ihm als eine pers�nliche Beleidigung erscheinen. Die Festlandsperre endlich war f�r Ru�land, das der englischen Waren bedurfte, geradezu verderblich; als er sie aushob und gleichzeitig franz�sische Waren mit hohen Einsuhrz�llen belegte, entschlo� sich Napoleon zum Kriege.
$�m�''.6e Es war ein ungeheures Heer, das er f�r diesen Feldzug vereinigte, Fran-zosen. Rheinb�ndler, Italiener, Jllyrier, Polen. Dazu kamen au�er 30 000 �sterreichern auch 20 000 Preu�en. Denn neben �sterreich hatte sich auch Preu�en zum B�ndnisse mit Napoleon entschlie�en und sich ver-pflichten m�ssen, Hilfstruppein zu stellen und die Armee auf dem Durchzuge zu verpflegen; es h�tte sonst die sofortige Vernichtung s�rchten m�ssen. �ber 400 000 Mann zogen nach Ru�land, denen nachher noch etwa 200:000 Mann folgten. Den Kern der �Gro�en Armee" gedachte Napoleon selbst in der Richtung aus Moskau zu f�hren; den rechten Fl�gel unterstellte er dem �sterreichischen General S ch w a r z e n b e r g, den linken, der durch die Ost-seeprovinM vordrang und bei dem sich auch die Preu�en unter dem General Jork befanden, dem Marschall Macdonald.
1812- Nachdem Napoleon zu Dresden, wo sich au�er vielen anderen F�rsten auch Franz I. und Friedrich Wilhelm III. einfanden, mehrere Tage lang gl�nzend Hof gehalten hatte, �berschritt er im Juni 1812 die Meinet. Die russischen Truppen, die zun�chst kaum 170 000 Mann betrugen, stellten sich nicht zur Schlacht, sondern zogen sich in das Innere des Landes zur�ck. In schnellem Marsche folgte ihnen der Feind; aber die Landschaften, die er durchzog, waren �de und arm, es mangelte an Nahrungsmitteln, m�rderische Krankheiten rissen ein, und schon jetzt l�ste sich im Heere die Zucht und Ordnung in erschreckender Weise. Bei Smolensk kam es zur ersten Schlacht; die Russen wurden geschlagen und setzten ihren R�ckzug fort. Eine zweite Schlacht, die beide Teile zusammen etwa 70 000 Tote und Verwundete kostete, lieferten sie ihm bei B o r o d i n � an der Moskwa; auch hier siegten die Franzosen. Im September zog Napoleon mit etwa 100 000 Mann in ^Moskau." Moskau ein und nahm im alten Zarenpalast, dem Kreml, Wohnung. Da wurde die Stadt durch eine auf Befehl des Gouverneurs, des F�rsten Rostopschin, angelegte Feuersbrunst zum gro�en Teile in Asche gelegt, mit ihr ein Teil der Magazine, aus denen sich die Franzosen hatten verpflegen wollen.
L�nger als einen Monat blieb Napoleon in der verbrannten Stadt; er hoffte immer noch, da� Alexander Frieden schlie�en w�rde. Aber dieser beharrte dabei, den Krieg fortzusetzen, und wurde in diesem Entschlu� best�rkt
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Napoleons Krieg gegen Ru�land. 1812.
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durch den Freiherrn vom Stein, den von Napoleon ge�chteten fr�heren preu�ischen Minister, den er zu sich berufen hatte. Am 19. Oktober trat Napoleon den R�ckzug an. Die Hast des Marsches f�hrte bald eine vollige g^Meon�. Zerr�ttung der Mannszucht herbei; dazu traten der Hunger, die K�lte, das Glatteis, der Schnee und die Verfolgung durch die Feinde, um den Untergang der Armee herbeizuf�hren. Die Pferde st�rzten und wurdm von den Hungern-den aufgezehrt; von den Soldaten warfen viele die Gewehre fort, viele blieben ersch�pft liegen und erfroren, viele gerieten in die H�nde der Kosaken. Das schrecklichste Los traf das fl�chtige Heer beim Ubergang �ber die von Eis-schollen erf�llte Berefina. Zwar gelang es, Schiffbr�cken zu schlagen, Bereswa. �ber welche trotz der feindlichen Angriffe die Truppenteile, die noch Waffen trugen und in Reih und Glied marschierten, hin�bergef�hrt wurden; der ungeordnete Rest aber kam zumeist teils in dm Fluten, teils durch die Kanonen der Russen, teils durch die K�lte um. Geringe Reste des Heeres retteten sich in kl�glichem Aufzuge nach Preu�en. Der Kaiser selbst eilte �ber Warschau und Dresden Nach Paris. Der Welt verk�ndete er den Unter-gang der Gro�en Armee durch das 29. Bulletin, das mit den Worten schlo�: �Die Gesundheit Seiner Majest�t ist nie besser gewesen."
� 117. Die Konvention von Tauroggen und die ostpreu�ische Er-Hebung. Auch der linke Fl�gel der Gro�en Armee unter Macdonald hatte den R�ckzug angetreten. Indessen erhielt der preu�ische General von Jork York. Antr�ge der Russen, von den Franzosen abzufallen und zu ihnen �berzugehen.
Jork stammte aus einer pommerschen Familie. Er war von Friedrich dem Gro�en in Ungnade aus der Armee entlassen worden, hatte dann in holl�n-dischen Diensten in Indien gefochten, aber von Friedrich Wilhelm II. die Erlaubnis erhalten, wieder in das Heer einzutreten. Er war ein eisenfester Soldat, oft schneidend schroff und r�cksichtslos, aber von unbedingter Ehren-haftigkeit und Entschlossenheit. Auf wiederholte Anfragen in Berlin erhielt er ausweichende Antworten; in der Tat war der K�nig noch nicht in der Lage,
einen entscheidenden Entschlu� zu fassen. Da handelte er auf eigene Hand Am 30.Dezember 1812 unterzeichnete er in der M�hle zu Poscherun Konvention bei Tauroggen mit den russischen Bevollm�chtigten einen Vertrag, wo- Tauroggen durch das preu�ische Korps f�r neutral erkl�rt und ihm in der Gegend von 30' i8i2m6er Tilsit Quartiere angewiesen wurden. Dem K�nig meldete er seinen Entschlu� mit dem Bemerken, da� er f�r seine eigenm�chtige Tat die Kugel ebenso ruhig auf dem Sandhaufen wie auf dem Schlachtfelde erwarten werde.
Die n�chste Folge der Tat Jorks war, da� Macdonald, der sich nun nicht mehr in Ostpreu�en behaupten konnte, �ber die Weichsel ging. Wenige
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Deutsche Geichichte.
Ostpreu�ens. Wochen sp�ter erschien in K�nigsberg als russischer Bevollm�chtigter der Freiherr vom Stein. Auf seinen Antrieb wurden die St�nde der Provinz berufen; und diese bewilligten in opfermutiger Begeisterung die Aus-Hebung von Truppen, um das Jorksche Korps zu verst�rken, und die Auf-stellung einer Landwehr. So begann der deutsche Befreiungskrieg.
C. Die Befreiungskriege. 1813�1815.
Ter Neubau Preu�ens.
� 118. Die Staatsverwaltung des Freihcrru vom Stein. 1807�1808. Der preu�ische Staat war in den Jahren seit dem Tilsiter Frieden unter dem Einflu� Hervorragender M�nner, wie Stein, Scharnhorst, Hardenberg, und ihrer mutigen und begeisterten Mitarbeiter ein anderer geworden, als er vordem gewesen war. Die Verwaltung war reformiert, die sozialen Verh�ltnisse umgestaltet, das Heerwesen auf eine neue Grund-l�ge gestellt worden; zudem hatte der Geist der Nation unter dem ersch�ttern-den Eindruck des Zusammensturzes des angestammten Vaterlandes eine tief-gehende Wandlung erfahren.
Stew. Freiherr Karl vom und zum Stein stammte aus einem reichs-ritterlichen Geschlecht. Er war zu Nassau an der Lahn geboren; unweit der Ruine seiner Stammburg schaut heule von einem Bergvorsprung sein Denk-mal ins Tal hinab. Er war unter Friedrich dem Gro�en in den preu�ische:: Verwaltungsdienst getreten und zuerst im Bergwesen angestellt worden. Dar-auf war er allm�hlich zur Stellung eines Oberpr�sidenten der westf�lischen Landesteile unb zu der eines Ministers emporgestiegen. Als solcher war er nach der Schlacht bei Jena nicht in Berlin geblieben, wie viele seiner Amts-genossen, die ohne Bedenken unter Napoleon ihr Amt fortf�hrten; er hatte die Staatskassen nach Ostpreu�en gerettet und war dem K�nig selbst dorthin gefolgt. Dann hatte er infolge eines Zerw�rfnisses mit dem K�nig seinen Abschied erhalten. Nach dem Tilsiter Frieden aber berief ihn Friedrich Wilhelm zur�ck und �bertrug ihm die oberste Staatsleitung. Stein war ein stolzer, hochsinniger, idealgerichteter Charakter, von gewaltiger Kraft des Willens, von tiefer, echter Fr�mmigkeit, ganz deutsch gesinnt und ganz erf�llt von dem Glauben an sein Volk. Als er an die Spitze der preu�ischen Regierung trat, war sein Strebm auf das H�chste gerichtet: nicht nur die Formen der Verwaltung, sondern den Geist der Bev�lkerung wollte er um-wandeln, sie mit dem Geiste opferfreudiger Vaterlands lieb 6, mit dem Bewu�tfein ihrer Pflichten gegen den Staat erf�llen, in ihr das Gef�hl der politischen Verantwortlichkeit wecken.
Der Neubau Preu�ens.
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Die erste Reform, die unter semer Leitung durchgef�hrt wurde, war die Befreiung der Bauern. Die Bauern waren in Preu�en und bJ*gggjti anderen deutschen Staaten nicht frei, sondern standen in einem Untert�nig-keitsverh�ltnis zum Gutsherrn; sie waren ferner nicht Eigent�mer ihres Hofes, fondern der Gutsherr galt als Obereigent�mer; sie warm endlich verpflichtet, auf dem Gutshofe Frondienste zu leisten. Schon seit seiner Thronbesteigung war K�nig Friedrich Wilhelm III. bem�ht gewesen ihre Verh�ltnisse zu bessern. Jetzt wurde durch ein Edikt die Gutsunterk�nigkeit aufgehoben. �Mit dem Martinitage 1810", sagte das Edikt, �h�rt alle Gutsuniert�nigkeit in unfern s�mtlichen Staaten auf. Nach dem Martinitage 1810 gibt es nur freie Leute."
Durch dasselbe Edikt wurden die wirtschaftlichen Schranken, be^2tSm die bisher unter den St�nden bestanden hatten, aufgehoben. Nach den: f^r8�ungcrt. Willen Friedrichs des Gro�m war dem Adel der Besitz der gro�en G�ter vorbehalten gewesen, dem B�rgerstand waren Gewerbe, Handel und die gelehrten Berufe, dem Bauernstand der Betrieb der Landwirtschaft zugewiesen.
Von dieser Regel waren bisher nur in Ausnahmef�llen Abweichungen ge-stattet worden. Jetzt wurde dem B�rger erlaubt, adlige G�ter zu erwerben, dem Adligen wie auch dem Bauer, b�rgerliche Berufe zu ergreifen. So h�rte der fchroffe Standesunterschied auf, und allen B�rgern wurde Freiheit der Berufswahl zugesprochen.
Sodann wurde eine Neuordnung der Staatsverwaltung vor- Neuordnung bereitet. Ein einheitliches Ministerium, das aus Fachministern bestand, sollte Verwaltung, den Staat leiten; Oberpr�sidenten sollten den einzelnen Provinzen vorstehen.
Den St�dten aber wurde durch die St�dteordnung die Selbst- St�dw Verwaltung gegeben, d.h. das Recht, ihre Angelegenheiten unter Aus-ficht der Regierung selbst zu verwalten. Die B�rgerschaft w�hlt seitdem Stadtverordnete; diese w�hlen ihrerseits die Mitglieder des Magistrats: die B�rgermeister, die der Best�tigung des K�nigs bed�rfen, und die Stadtr�te,
und �ben eine Aufsicht �ber die st�dtische Verwaltung aus.
Die Selbstverwaltung dachte Stein noch weiter auszudehnen und auch den Landgemeinden zuzuerkennen. Er gedachte ferner trotz des vielfachen Widerstandes, auf den er traf, eine preu�ische Volksvertretung zu schaffen und Preu�en fo zu einem konstitutionellen Staat um-zubilden. Da wurde durch eine ungl�ckliche F�gung seiner T�tigkeit in Preu�en ein Ende gemacht. Ein Brief, in welchem er von der Notwendigkeit sprach, die Erbitterung gegen die napoleonische Fremdherrschaft zu n�hren,
geriet i,n die H�nde der Franzosen und wurde von ihnen ver�ffentlicht.
Darauf legte er im November 1808 sein Ami nieder. Aber Napoleon, der
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Deutsche Geschichte.
ihn leidenschaftlich ha�te, war damit nicht zufrieden; von Spanien aus, wo er sich damals befand, � ch t e t e er ihn und lie� seine G�ter einziehen. So mu�te Stein nach �sterreich fl�chten, wo er eine Zuflucht fand, und verweilte dort, bis ihn im Jahre 1812 Alexander von Ru�land zu sich rief.
�119. Hardenberg. Auch nach Steins Sturz nahm die Reform-t�tigfeit in Preu�en ihren Fortgang. ~ Friedrich Wilhelm III. gr�ndete im ,jahre 1810 die Universit�t Berlin, eine hochsinnige Tat inmitten der allgemeinen Not. In demselben Jahre berief er als Staatskanzler mit ausgedehnter Amtsgewalt den Grafen Hardenberg, einen Hannoveraner von Geburt. Hardenberg war ein geistvoller, feingebildeter, gedankenreicher Mann, der von der Notwendigkeit der Fortf�hrung der Reformen durch-drungen war.
^Reformen' neue Staatskanzler mu�te feine besondere Aufmerksamkeit der
Hebung der Staatseinnahmen und der Neuordnung der Steuern zu-wenden. Er hat ferner den wichtigen Schritt getan, die Gewerbe fr ei-heit einzuf�hren; w�hrend n�mlich fr�her nur die Mitglieder einer Zunft ein Handwerk betreiben durften, wurde jetzt der Gewerbebetrieb jedem ge-stattet, der die Gewerbesteuer zahlte. Die Neuordnung der b�uerlichen Verh�ltnisse endlich wurde fortgesetzt, indem dm Bauern die Abl�sung der Frondienste und die Erwerbung ihrer H�fe zu vollem Eigentum er-m�glicht wurde.
Scharnhorst. � 120. Scharnhorst und die Heeresreform. Mit der Neuordnung der Verwaltung und der wirtschaftlichen Befteiung ging die Reform des Heerwesens Hand in Hand. Sie ist vor allem Gerhard David von Scharnhorst zu verdanken, einem hannoverschen Bauernsohne, der fr�her in hannoverschen Diensten gestanden hatte und erst als Oberstleutnant in die preu�ische Armee �bergetreten war. Er war ein Mann von ebenso gro�er Klarheit des Denkens wie W�rme des Herzens, von schlichter Hoheit der Gesinnung, von gl�hender Vaterlandsliebe. Sein Ideal war, das preu�ische Heer zu einem wahrhaften Volksheer, das preu�ische Volk zu einem �Volk in Waffen" zu machen. In diesem Streben unterst�tzten ihn begeisterte hochgesinnte Freunde, vor allem August Neithardt von
Gneisenau. Gneisen au, der Verteidiger von Kolberg, ein Mann von hinrei�endem Zauber der Pers�nlichkeit. Er war in den St�rmen des Siebenj�hrigen Krieges zu Schilda als Sohn eines Leutnants der Reichsarmee, die gegen Preu�en zu Felde zog, geboren und hatte im Dienste des Markgrafen von Bayreuth gestanden und, an England �verkauft", an den K�mpfen
Ter Neubau Preu�ens.
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in Nordamerika teilgenommen. Mit Scharnhorst verband ihn eine unwandel-bare Freundschaft und Hochachtung.
Die allgemeine Wehrpflicht, das letzte Ziel der preu�ischen Patrioten, Heeresreform konnte, solange die Finanznot des Staates andauerte und 5a� Gebot Napoleons, die Armee nicht �ber 42 000 Mann zu verst�rken, in Geltung war,
nicht eingef�hrt werden. Aber die Werbungen h�rten nunmehr auf, und es wurde der Grundsatz ausgestellt, da� das Heer nur durch Aushebung von Einheimischen erg�nzt werden d�rse. Um serner doch m�glichst viele B�rger einigerma�en tn den Waffen auszubilden, griff man zu dem �Kr�mpevsystem"; man entlie� einen Teil der Mannschaften, nachdem sie notd�rftig einge�bt waren, aus Urlaub und zog an ihrer Stelle andere ein, die ebenfalls nur auf kurze Zeit bei der Fahne gehalten und dann als halbausgebil5ete Leute, �Krumper", beurlaubt wurden. So wurde allm�hlich die Zahl der Dienstf�higen bis auf 150 000 Mann gebracht. Ferner wurden die entehrenden Strafen, die Pr�gel, das Spie�rutenlaufen, abgeschafft. Endlich wurde auch das Offizierkorps reformiert; es wurde bestimmt, da� im Frieden nur Kenntnisse und Bildung, im Kriege ausge^
zeichnete Tapferkeit und Umsicht Anspruch aus Offizierstellen gew�hren sollten.
So ward den B�rgerlichen der Zutritt zum Osfizierstande ge�ffnet, w�hrend auch von den Adligen der Nachweis bestimmter Kenntnisse verlangt wurde.
� 121. Die vaterl�ndische Literatur. Gleichzeitig mit diesen Re- Wandlung formen trat ein gewaltiger Umschwung in der Volks st immung Volksgeistes, und dem Geiste der Literatur ein. Die meisten Deutschen hatten sich bisher von dem Gedanken an Staat und Vaterland mit Bewu�tsein sern-gehalten; jetzt hatte der Zusammensturz der �berkommenen Ordnung sie ge-lehrt, da� eine Nation, die nicht treu und fest zu ihrem Volkstum und zu ihrem Staate steht, untergehen mu�; die Schmach der Fremdherrschast hatte das erloschene nationale Ehrgef�hl wieder aufflammen lassen; in der Zeit der tiefsten Dem�tigung erwachte wieder das Bewu�tsein der Pflicht gegen den Staat, die Erinnerung an die Gro�taten fr�herer Zeiten, die Hoffnung auf die Neubegr�ndung eines machtvollen preu�ischen Staates und zugleich eines deutschen Kaiserreiches.
So bildeten sich denn Vereine, um die patriotische Gesinnung zu n�hren und zu verbreiten, wie der sogenannte Tugendbund, der in K�nigsberg zusammentrat. Es fehlte nicht an Denkern und Dichtern, welche diese Ge-sinnung st�rkten, belebken und in immer weitere Kreise trugen. Zwar von den F�rsten der deutschen Dichtkunst war der eine, Schiller, dessen letztes vollendetes Werk das Freiheitsdrama �Wilhelm Tell" gewesen war, im Jahre
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Deutsche Geschichte.
1805 gestorben; Goethe aber, so deutsch er im tiefsten Grunde war, konnte sich s�r den Gedanken einer Volkserhebung nicht erw�rmen; �sch�ttelt nur an euren Ketten", sagte er im Fr�hjahr 1813, �der Mann ist euch
Dichter und gro�." Aber jetzt trat ein neues Geschlecht auf das Feld. Der Philosoph Denker. Johann Gottlieb Fichte, aus Rammenau bei Pulsnitz, hatte 1808 seine begeisterten �Reden an die deutsche Nation" in Berlin gehalten; nicht minder unbek�mmert um franz�sische Spione, suchte der Theologe Schleier-macher durch seine Predigten den nationalen Geist zu kr�ftigen; der �Turn-vater" Friedrich Ludwig Jahn schrieb sein Buch vom �deutschen Volkstum" und war bem�ht, die Jugend auf der Hasenheide bei Berlin f�r den Freiheftskampf k�rperlich zu st�hlen. Heinrich von Kleist, der Dichter der �Hermannsschlacht" und des �Prinzen von Homburg" begleitete den �sterreichischen Krieg von 1809 mit Vaterlandsliedern, aus denen ein flammender Patriotismus hervorloderte; er starb leider bald daraus durch eigene Hand. Als nun im Jahre 1813 der gl�hend ersehnte Krieg f�r die Freiheit losbrach, da lie�en TheodorK�rner,derals L�tzowscher J�ger im August 1813, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, bei Gadebusch in Mecklen-b�rg den Heldentod starb, und' Max von Schenkendorf, den man den deutschen Kaiserherold genannt hat, ihre Lieder ert�nen; da dichtete Friedrich R�Zert die �geharnischten Sonette"; da erhob seine Stimme Ernst Moritz Arndt, der auf dem damals noch schwedischen R�gen geboren und 1812 der Begleiter des Freiherrn vom Stein in Ru�land war, ein kerndeutscher Mann, der auch durch seine kleineren Prosaschristen, wie den �Soldatenkatechismus" und die Schrist �der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Grenze" die gr��te Wirkung aus�bte. Tief innerlich ergriffen, voll patriotischen Feuers und religi�ser Inbrunst, zu den gr��ten Opfern bereit, trat das preu�ische Volk in den gro�en, den heiligen Krieg.
Ter Befreiungskrieg im Jahre 1813.
1813. � 122. Die preu�ische Erhebung. Solange Friedrich Wil-Helm III., rings von franz�sischen Garnisonen umgeben, in Berlin weilte, war er nicht frei in feinen Entschl�ssen. Erst als er im Januar 1813 sich nach Breslau begab, vermochte er die entscheidenden Schritte zu tun, Verhandlungen mit Ru�land anzukn�pfen und Kriegsr�stungen anzuordnen.
RWunge" 3- Februar erlie� er an die gebildete Jugend, die bisher von der Dienst-pflicht befreit gewesen war, die Aufforderung zur Bildung freiwilliger I � g e r k o r p s, die mit st�rmischer Begeisterung aufgenommen wurde. Die Studenten besonders, aber auch viele Gymnasiasten eilten zu den Waffen; in Berlin meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige. Wenige
Der Befreiungskrieg im Jahre 1813.
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Tage sp�ter wurden �berhaupt alle Befreiungen von dem Heeresdienst auf-gehoben und die allgemeine Wehrpflicht verk�ndet. Dann wurde das Verhalten Yorks, den der K�nig anfangs aus R�cksicht auf die Fran-zofen hatte verleugnen muffen, f�r untadelhaft erkl�rt. Gegen Ende Februar f�hrten darauf die Verhandlungen mit Alexander zum Abschlu� des B�nd- B�ndnis nifsesmitRu�land; Alexander verpflichtete sich, nicht eher die Waffen mSicmb. niederzulegen, als bis Preu�en den fr�heren Umfang wiedergewonnen habe.
Einige Wochen sp�ter kam er selbst nach Breslau.
Am 10. M�rz, dem Geburtstag der zu fr�h dahingeschiedenen, viel-beklagten K�nigin Luise, stiftet? der K�nig den Orden des Eisernen Kreuzes. Wenige Tage sp�ter erkl�rte er an dm Kaiser der Franzosen den Krieg. Zugleich erschien der �Aufruf an mein Volk", in dem �^f0lat!,L die Preu�en an alle die Unbilden und die Schmach erinnert wurden, die sie 17. M�rz, erlitten hatten. �Welche Opfer auch", so lauten die Schlu�worte, �von einzelnen gefordert werden m�gen, sie wiegen die heiligen G�ter nicht auf,
f�r die wir sie hingeben, f�r die wir streiten und siegen m�ssen, wenn wir nicht aufh�ren wollen, Preu�en und Dckltsche zu fem. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen f�r unsere Existenz, unsere Unab-h�ngigkeit, unsern Wohlstand; keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem w�rdet ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos der Preu�e und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir d�rfen mit Zuver-ficht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer gl�cklichen Zeit. Breslau, den 17. M�rz 1813. Friedrich Wilhelm."
An demselben Tage nmrde die Bildung einer Landwehr angeordnet,
welche alle nicht zum Heere geh�rigen dienstf�higen M�nner bis zum 40. Jahre umfassen sollte. F�r den Fall, da� der Feind ins Land br�che, sollte ein L a n d st u r m ins Leben treten, dem alle irgendwie dienstf�higen M�nner angeh�ren sollten. An Linientruppen, freiwilligen J�gern und Landwehr sind allm�hlich 270 000 Mann aufgestellt worden; der neunte Teil der m�nnlichen Bev�lkerung trat unter die Waffen, selbst Frauen haben f�r das Vaterland gek�mpft. Zu diesen Leistungen traten die Opfer, die das verarmte Volk, dem Rufe des K�nigs folgend, f�r die Kosten des Krieges brachte. Man gab Gold und Schmucksachen jeder Art; Ehepaare schenkten ihre goldenen Trauringe, f�r die fie eiserne mit der Inschrift: �Gold f�r Eisen" zur�ckerhielten; es gab Frauen, welche sogar ihr Haar darbrachten.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 9
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� 123. Der Friihjahrsfeldzug. Zun�chst standen Preu�en und Russen allein den Franzosen gegen�ber. Im April besetzten sie das K�nigreich Sachsen, dessen K�nig Mitglied des Rheinbundes war. Die Russen wurden von Wittgenstein, die Preu�en von Bl�cher befehligt, dem als Generalquartiermeister Scharnhorst zur Seite stand. Gebhard Bl�cher. LeberechtvonBl�cher war 1742 in Rostock geboren; dort steht heute sein Denkmal mit der von Goethe verfa�ten'Inschrift: �In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg bewu�t und gro�! So ri� er uns von Feinden los." Er war zuerst in ein schwedisches Husarenregiment getreten, geriet aber im Siebenj�hrigen Kriege in preu�ische Gefangenschast und nahm nun-mehr bei den preu�ischen Husaren Dienste. Sp�ter fiel er bei Friedrich dem Gro�en in Ungnade und erhielt den Abschied; erst unter Friedrich Wilhelm II. trat er wieder als Major in sein altes Regiment ein. 1806 war er einer der wenigen, welche die Ehre der Armee retteten. Schon damals hatte ihm Scharnhorst gesagt: �Sie sind unser Anf�hrer und Held, und m��ten Sie uns in der S�nfte vor- und nachgetragen werden." Jetzt wurde der �Mar-schall Vorw�rts", der jugendftische Greis, der F�hrer im Befteiungskriege.
Trotz aller R�stungen der Verb�ndeten war ihr Heer den gewaltigen Truppenmassen nicht gewachsen, die Napoleon durch eine neue Aushebung aufgebracht hatte und jetzt gegen sie heranf�hrte. Dennoch griffen sie ihn am 2. Mai 1813, w�hrend er �ber die Ebene von L�tzen nach Leipzig marschierte, 70 000 Mann stark, von S�dosten her an. Mit st�rmischem Gro�g�rschen Heldenmut eroberten sie Gro�g�rschen und andere D�rfer; erst als Napoleon gewaltige Artilleriemassen und zugleich immer neue Bataillone gegen sie aufbot, so da� ihnen schlie�lich �ber 120 000 Mann gegen�berstanden, r�umten sie die D�rfer wieder. Am Tage darauf traten sie den R�ckzug an. Das linke Elbufer mu�ten sie aufgeben. Bei Gro�g�rschen war auch Scharnhorst verwundet worden. Trotzdem trat er die Reise nach �sterreich an; er wollte das Seine tun, um diesen Staat zur Teil-n�hme am Kampfe zu verm�gen, �mit Blut um Osterreich werben"; da verschlimmerte sich die Wunde, und in Prag starb der Sch�pfer des neuen preu�ischen Heeres, ohne dessen Siege erleben zu d�rfen. An seine Stelle trat als Generalquartiermeister Gneisenau.
Bautzen Inzwischen waren die Verb�ndeten bei Bautzen am rechten Spree-2�./2i. 3Rot. bem Feind zum zweiten Male entgegengetreten; sie z�hlten 90 000, die Franzosen �ber 150 000 Mann. Wieder siegte Napoleon, doch erst nach schwerem Kampfe und unter gro�en Verlusten; die Verb�ndeten brachen die Schlacht ab und zogen sich zur�ck, ohne ein Gesch�tz oder Gefangene ein-zub��en. Die Lage war trotzdem bedenklich. Schon besetzten die feindlichen
Der Befreiungskrieg im Jahre 1813.
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Truppen einen Teil Schlesiens; schon rieten hohe russische Offiziere beut Kaiser Alexanber, sein Heer nach Polm zur�ckzuf�hren. Da bot Napoleon selbst einen Wasfenstillstanb an; er wollte seine Armee verst�rken, ^5. zumal im Hinblick aus bie Haltung �sterreichs, dem er nicht traute. Die Verb�nbeten nahmen ben Waffenstillstand an; auch sie gebachten, in ber Zeit ber Waffenruhe ihre R�stungen zu vollenben, und hofften zugleich, ba� jetzt �sterreich ihrem Bunde beitreten w�rbe. W�hrenb ber Waffenruhe lie� Napoleon bas L�tzowsche Freikorps, bas im R�cken seiner Truppen stand, bei Kitzen in der Gegend von L�tzen gegen bas V�lkerrecht �berfallen unb zum Teil niedermachen, wobei Theodor K�mer schwer verwunbet wurde.
Auf Einladung �sterreichs, welches seine Dienste f�r die VermiMung des Friedens anbot, traten jetzt in Prag Abgeordnete der kriegf�hrenden M�chte zu einem Kongre� zusammen, der �ber einen allgemeinen Frieben ^ngreff verhandeln sollte. Aber infolge ber Hartn�ckigkeit Napoleons verlief er ohne jedes Ergebnis. Als er im August geschlossen w�rbe, schlo� sich �sterreich den Verb�nbeten an unb erkl�rte an Frankreich ben Krieg.
� 124. Der Herbstfeldzug. Unterdessen kamen auch bie B�ndnisse mit Eng lanb und Schweden zustande, so da� nunmehr f�nf M�chte gegen Napoleon vereinigt waren. England unterst�tzte, abgesehen davon,
da� es in Spanien ein Heer hatte, die Verb�nbeten mit Gelb. Schweben,
dessen St�nde den franz�sischen Marschall Bernadette zum Kronprinzen gew�hlt hatten, war dem Bunde in der Hoffnung beigetreten, den D�nen Norwegen zu entrei�en. Die Verb�ndeten hatten im ganzen gegen 500 000 Mann unter den Waffen. Davon wurde fast die H�lfte, �sterreicher, Russen und Preu�en, unter dem Namen der Haupt-armee in B�hmen aufgestellt; hier befanden sich die drei Monarchen; den Oberbefehl f�hrte der �sterreichische Feldmarschall F�rst Schwarzen-berg. Die Schlesische Armee war etwa 100000 Mann stark unb wurde von B l�cher gef�hrt, dessen �eneralquartiermeister Gneifenau blieb. Fast zwei Drittel dieser Armee waren Russen; etwas mehr als ein Drittel machten die Preu�en aus, die von f) o r! befehligt wurden. In der Mark Branbenburg nahm die etwa 150 000 Mann starke Nordarmee Stellung, welche dem Kronprinzenvon Schweden unterstellt w�rbe. Sie bestaub zum gr��ten Teil aus Preu�en, bie von ben Gener�len Bulow unb Tauentzien gef�hrt wurden< dazu kamen russische und schwedische Truppen. Man kam dahin �berein, da� diejenige Armee, bie auf Napoleons Hauptmacht stie�e, sich zur�ckziehen solle, w�hrend die beiden anderen ihn in R�cken und Flanke zu bedrohen hatten. Man durfte hoffen, ba� so ber
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Augenblick kommen w�rde, wo die Armeen nach getrenntem Marschieren vereint schlagen w�rden. Freilich lebte der Geist k�hnen Kampfesmutes nur in dem Hauptquartier der Schleichen Armee. Bernadotte war ein vor-sichtiger Zauderer, und auch die Hauptarmee wurde im Geiste methodischer Langsamkeit gef�hrt.
Napoleon hatte ein nur wenig schw�cheres Heer, gegen 450 000 Mann. Er hatte den Vorteil des einheitlichen Oberbefehls und der konzentrierten Stellung; sein Hauptquartier war Dresden. Den ersten Schlag dachte er gegen die Nordarmee zu f�hren und das verha�te Berlin in Brand zu schie�en. Dorthin sandte er den Marschall O u d i n o t. Bernadotte hatte die Absicht, zur�ckzugehen und die preu�ische Hauptstadt dem Feinde zu �ber-lassen. Da griff sein Unterbefehlshaber, der preu�ische General von W.�Augus" B�low, am 23.August 1813, einem Regentage, bei Gro�beeren, s�dlich von Berlin, einen Teil der franz�sischen Truppen an, erst�rmte den Ort und warf den Feind in die Flucht. Darauf trat Oudinot dm R�ckzug an. Der erste Sieg war erfochten.
Indessen war Napoleon selbst nach Schlesien einger�ckt, wo er die Hauptmacht des Feindes vermutete. Bl�cher zog sich, dem Kriegsplan gem��, zur�ck. Da unterdessen die Hauptarmee die Passe des Erzgebirges �ber-schritt und auf Dresden losging, so kehrte Napoleon wieder um, lie� aber den Marschall Macdonald mit 100000 Mann Bl�cher gegen�ber zur�ck. Ohne die N�he der Bl�cherschen Armee zu ahnen, erstieg dieser am 26. August 26?uAt unter str�mendem Regen die H�hen am rechten Ufer der Katzbach unweit 8 Liegnitz, in der N�he der �Walstatt", wo einst die Mongolenschlacht ge-schlagen worden war. Da wurde er pl�tzlich angegriffen und nach heftigem Kampfe, in dem die Preu�en vielfach mit dem Kolben dreinschlugen, v�llig geschlagen. Viele Feinde fanden in dem angeschwollenen Flusse den Tod. Dem Siege folgte eine tatkr�ftige Verfolgung, durch die das feindliche Heer g�nzlich aufgel�st wurde; viele Kanonen wurden erbeutet, zahlreiche Gefangene gemacht. �Schlesien ist vom Feinde befreit!" so begann der Armee-befehl, in dem der siegreiche Feldherr seinen Truppen dankte.
Dresden^ In denselben Tagen freilich trug Napoleon einen Sieg �ber die 27.�ugust. Hauptarmee davon. Diese hatte Dresden am linken Elbufer an-gegriffen, wurde aber nach hartn�ckigem Kampfe in den Vorst�dten und G�rten, welche die Stadt umgeben, unter schweren Verlusten zur�ckgeworfen. Selbst der R�ckzug �ber die Erzgebirgsp�sse schien gef�hrdet, da der fran-z�sische General Vandamme bei der Festung K�nigstein �ber die Elbe gegangen war und dem Heere den Weg zu verlegen drohte. Da waren es zun�chst russische Truppen, die den Kampf mit Vandamme aufnahmen, indem
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sie beim Kulm, auf der b�hmischen Seite des Erzgebirges, obwohl nur halb �*��} so stark, dem Angriff des Feindes standhielten. Dann aber erschien der preu�ische General von Kleist aus der H�he bei Nollendors und griff den Feind im R�cken an; und so kam es, da� Vandammes Korps v�llig geschlagen wurde und zum Teil mit dem Befehlshaber selbst in Gefangen-schast geriet.
So war von der Hauptarmee ein schweres Schicksal gl�cklich ab-gewandt worden, w�hrend die beiden anderen Heere gl�nzende Siege davongetragen hatten. Noch einmal f�hrte Napoleon einen Schlag gegen Berlin. Der Marschall N e y, F�rst von ber Moskwa, le brave des braves,
wie ihn der Kaiser genannt hatte, sollte ein Heer gegen diese Stadt f�hren.
Aber fchon bei Bennewitz, unweit J�terbog, traf er auf Teile der Nord- ^September, armee, preu�ische Truppen unter B�low und Tauentzien,und wurde,
trotzdem er die �bermacht hatte, �berall zur�ckgeworfen; als gegen Abend Bernadotte herannahte, ergriffen die Franzosen die Flucht.
Nach der Schlacht von Bennewitz kam es l�ngere Zeit zu keinem er-heblicheren Zusammensto�. Napoleon erm�dete seine Truppen durch an-strengende M�rsche und zog mehrmals gegen Bl�cher, der ihm aber jedesmal auswich. Endlich entschlo� sich dieser, die Offensive zu ergreifen. Bei Wartenburg, unweit der M�ndung der Schwarzen Elfter, �berschritt Wanenburg. Jork, der sp�ter zum Grasen Jork von Wartenburg erhoben worden ist,
die Elbe und schlug die ihm gegen�berstehenden Truppen. Jetzt konnte auch der Kronprinz von Schweden, der sich lange unt�tig verhalten hatte, nicht umhin, den Strom zu �berschreiten. Zwar f�hrte Napoleon einen Sto� auf diese beiden Armeen wichen aus; aber sie wichen ihm bis auf das linke Saale-ufer aus, w�hrend zugleich die Armee Schwarzenbergs herannahte und auf Leipzig marfchierte. In der Ebene, die sich hier ausbreitet, erwartete nun-mehr Napoleon die Feinde.
Am 16. Oktober griff die Hauptarmee von S�den her,
Bl�cher von Nordwesten an. Die erstere k�mpfte besonders bei dem Dorfe Wachau; es gelang ihr nicht, den Feind aus seinen Stellungen zu ^mkerMacht verdr�ngen; aber auch Napoleon, der schon befohlen hatte Viktoria zu l�uten, i6.6t�i9.ott vermochte nicht, sie zur�ckzuwerfen. Indessen hatten bei M�ckern die Preu�en unter Jork den Marschall Marmont angegriffen. Mehrmals wurde das Dorf gewonnen und wieder verloren. Endlich gelang es den tapferen Angreifern, den Feind trotz der furchtbaren Gefch�tzwirkung endg�ltig zu besiegen. An diesem Tage haften 192 000 Verb�ndete gegen 177 000 Franzosen gefochten.
Am n�chsten Tage, einem Sonntage, wurde nicht gek�mpft. Napoleon
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machte einen erfolglosen Versuch, mit seinem Schwiegervater Franz von Osterreich Verhandlungen anzukn�pfen; indessen marschierte die Armee Verna-dottes heran, so da� nunmehr 255 000 Verb�ndete 160 000 Franzosen gegen�berstanden. Am 18. Oktober wurde �stlich und s�d�stlich von Leipzig auf dem R�ume zwischen der Plei�e und der Parthe die Entscheidungsschlacht ge-schlagen. Von der Quandtschen Tabaksm�hle aus, wo jetzt der Napoleonstein steht, leitete der Kaiser die Schlacht, w�hrend die drei verb�ndeten Monarchen vom �Monarchenh�gel" bei Meusdorf dem erbitterten Ringen zuschauten. Das Dorf Pro 6 stheida /) das den Mittelpunkt der franz�sischen Aufstellung bildete, konnte trotz aller St�rme der Verb�ndeten nicht genommen werden. Aber auf dem rechten Fl�gel siegten sie nach hartn�ckigem Kampfe und dr�ngten den Feind allm�hlich bis in die Stadt zur�ck. W�hrend der Schlacht waren 4000 Sachsen und einige hundert W�rttemberger zu den Ver-b�ndeten �bergegangen. Napoleon war geschlagen.
In der Nacht befahl er den R�ckzug und lie� am n�chsten Morgen seine franz�sischen Truppen �ber Lindenau, auf der Stra�e nach L�tzen und Wei�enfels abziehen. Dem Rest, der zum gr��ten Teile aus Rheinb�ndlern, Polen und Italienern bestand, uberlie� er die' Verteidigung der Stadt, die von den Verb�ndeten erst�rmt werden mu�te. Das ostpreu�ische Landwehr-bataillon K�nigsberg drang zuerst in die Stadt; ihm folgten von allen Seiten die verb�ndeten Truppen. Auf dem Marktplatz trafen Alexander und Friedrich Wilhelm mit Bl�cher zusammen; Friedrich Wilhelm, der ihn bereits zum �F�rsten von Wahlstadt" erhoben hatte, ernannte ihn tags darauf zum Generalfeldmarfchall. Indessen w�lzte sich der Strom der Fliehenden auf der L�tzener Stra�e dahin. Die Elsterbr�cke wurde fr�her, als Napoleon befohlen, gesprengt, und dadurch wurde vielen der Weg zur Flucht versperrt; der Marschall F�rst Poniatowski, der Befehlshaber der Polen, wurde, als er die Elfter zu durchreiten versuchte, von Kugeln getroffen und ertrank. Unter den 30000 Gefangenen befand sich auch K�nig Friedrich August von Sachsen. Furchtbar waren die Opfer des Riesenkampfes, furchtbar die Leiden der Verwundeten und Kranken, deren noch Tausende infolge des mangelhaften Sanit�tswesens elend umkommen mu�ten. Aber �der gro�e Colosh fihl wie die Eiche vom Stuhrm", wie Bl�cher schrieb; Deutschland war frei.
Schon vor der Schlacht war Bayern von Napoleon abgefallen und hatte sich den Verb�ndeten angeschlossen. Als nun Napoleon auf feinem eiligen R�ckz�ge bei Hanau den Main erreichte, versuchte ein bayrisch-�sterreichisches Heer unter dem bayrischen General Wrede, ihm den
1) Auf Probstheidaer Flur wird das V�lkerschlachtdenkmal errichtet.
Der Einfall nach Frankreich. 1814.
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Weg zu verlegen. Aber es wurde geschlagen; Napoleon konnte den Rest semer Truppen nach Frankreich surren. Die Heere der Verb�ndeten und die drei Monarchen selbst folgten ihm bis an den Rhein. Der Rhein-bund brach zusammen. Die deutschen F�rsten, die ihm ange-h�rt hatten, mu�ten den Verb�ndeten Truppen f�r den Krieg stellen; das K�nigreich Westfalen und andere von Napoleon geschaffene Staaten h�rten auf zu existieren. In den fr�her preu�ischen Gebieten, ebenso in Hannover, Hessen-Kassel und Braunschweig wurdm die fr�heren Regierungen wiederhergestellt. F�r die Verwaltung der augenblicklich herrenlosen Ge-biete, Sachsens und anderer L�nder, wurde ein Zentralverwaltungs-rat geschaffen, an dessen Spitze ber Freiherr vom Stein trat.
Der Einfall nach Frankreich. 1814.
� 125. Der Winterfeldzug. 1814. Nach der Leipziger Schlacht zog Bernadotte nach Norden, bekriegte D�nemark und zwang es, im Kieler Frieden Norwegen abzutreten, mit dem nunmehr Schweden in Personal-union trat. B � l o w brach noch im November 1813 in Holland ein und Befreite dieses Land. Die beiden anderen Armeen z�gerten mit dem Rhein-�bergang, teils weil sie selbst durch den Krieg stark gelitten hatten und der Ruhe bedursten, teils weil die Diplomaten und Feldherren der Verb�ndeten �ber die Fortf�hrung des Krieges und �ber den Feldzngsplan nicht einig Uneinigkeit waren. Metternich, der jetzt den F�rstentitel trug, h�tte gern mit Napoleon Verb�ndeten. Frieden geschlossen und ihm die Rheingrenze gelassen. Alexander dagegen w�nschte ihn zu st�rzen; nicht minder die preu�ischen Offiziere und der Frei-Herr vom Stein, welche st�rmisch verlangten, da� man erst nach dem Einz�ge in Paris Frieden schlie�e.
Endlich entschlo� man sich, �ber den Rhein zu gehen. Bl�cher �ber- 1814-schritt ihn in der NeUjahrsnacht 1814 bei der Pfalz von Caub. Dann zog er in s�dwestlicher Richtung �ber Nancy nach dem oberen Seine- und Aubetal und traf hier die Armee Schwarzenbergs, die bei Basel �ber den Strom gegangen war.
Da die Schwierigkeit, gr��ere Truppenmassen im Winter im Feindes-lande zu verpflegen, die Verb�ndeten zwang, getrennt weiter zu marschieren,
so gelang es Napoleon, noch manchen Sieg zu erringen, und er glaubte schon,
seine fr�here Machtstellung wieder zu gewinnen, zumal ihm Schwarzenberg einen Waffenstillstand anbot.
Da setzte es Bl�cher durch, die aus Holland heranmarschier enden Truppen B�lows an sich zu ziehen. Er schlug Napoleon bei L a o n und nahm den Laon. Marsch auf Paris auf. Indessen waren auch die �brigen Verb�ndeten bei
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Bar-sur-Aube, wo Prinz Wilhelm von Preu�en sich das Eiserne Kreuz ermar6/ und Arcis-sur-Aubesiegreich gewesen. Napoleons letzter Plan, gegen Osten durchzubrechen, im R�cken der Verb�ndeten zu operieren und sie dadurch von Paris abzulenken, blieb unausgef�hrt, da Bl�cher am 30. M�rz den Montmartre erst�rmte.
S� 31- M�rz zogen Alexander und Friedrich Wilhelm unter dem Jubel
31.M�rz, der Bev�lkerung in Paris ein. Ihnen folgte bald daraus Kaiser Franz. Der franz�sische Senat, sonst so gehorsam gegen Napoleons Befehle, sprach seine Absetzung aus. Am 11. April unterzeichnete Napoleon auf dem Schlo� zu Fontainebleau seine Abdankung. �Der Mensch ist am Boden" schrieb Stein. '
Nach Alexanders Vorschlag wurde dem gest�rzten Herrscher die Insel Elba mit dem Recht der Souver�nit�t angewiesen. Als er sich durch S�d-frankreich nach seiner neuen Residenz begab, geriet er durch die Wut des P�bels in Lebensgefahr. Auf den Thron von Frankreich kehrten die Bour-xvm. k�nen Zur�ck. Der Bruder des hingerichteten Ludwig XVI. wurde als K�nig anerkannt; er nannte sich Ludwig XVIII., da der ungl�ckliche Dauphin als Ludwig XVII. mitgez�hlt wurde. Mit ihm schl�ssen die M�chte den meb?mlr e r fte n Pariser Frieden, in welchem das besiegte Frankreich, dank der Gro�mut des Kaisers Alexander, sehr vorteilhafte Bedingungen erhielt. Es behielt den Umfang, den es vor den Koalitionskriegen gehabt hatte, und zahlte keine Kriegsentsch�digung. Selbst die allerorten geraubten Kunst-sch�tze wurden nicht zur�ckgegeben, mit Ausnahme der Viktoria, die ihren Platz auf dem Brandenburger Tore in Berlin wieder erhielt.
� 126. Der Wiener Kongre�. 1814�1815. Noch aber waren zahlreiche Fragen zu entscheiden. Polen mu�te zum vierten Male geteilt, Preu�en entsch�digt, Osterreich wiederhergestellt werden; �ber Norwegen, die Niederlande, die Schweiz mu�ten Bestimmungen getroffen werden; dazu kam die Frage, wie die deutschen Staaten zu einer Einheit zusammengefa�t werden k�nnten. Um diese Aufgaben zu l�sen, trat zu Wien ein Kongre� zusammen, auf dem die Monarchen von Osterreich, Preu�en und Ru�land, dazu eine gro�e Anzahl anderer F�rsten und die diplomatischen Vertreter der meisten europ�ischen Staaten anwesend waren. Es war eine gl�nzende Ver-sammlung. Ihre Beratungen wurden vielfach durch R�nke und Umtriebe gehemmt. Der vielgewandte F�rst Talleyrand, der aus dem Dienste Napoleons in den der Bourbonen getreten war und Frankreich auf dem Kon-gre� vertrat, benutzte die Uneinigkeit der M�chte in der polnisch-s�ch-sischen Frage, um eine ernste Spaltung herbeizuf�hren, bei der Ru�land
Der Einfall nach Frankreich. 1814.
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und Preu�en auf der einen, Osterreich, England und Frankreich auf der anderen Seite standen. Doch blieb der Friede erhalten, und man gelangte zu einem Einverst�ndnis. Aus den Beschl�ssen des Kongresses ging eine Neuordnung der europ�ischen Staaten hervor.
Ru�land zun�chst wurde der gr��te Teil des bisherigen Gro�herzog- ^?�<?uung. tums Warschau zugesprochen.
Preu�en erhielt also nicht alles wieder, was es 1805 besessen hatte. Von seinen fr�heren polnischen Besitzungen wurden ihm nur Posen,
Thorn und Dan zig zur�ckgegeben; von den linkselbifchen Gebieten blieben Ansbach und Bayreuth bei Bayern, Ostfriesland und Hildesheim dienten zur Vergr��erung von Hannover, das jetzt zum K�nigreich erhoben wurde. Daf�r wurde Preu�en dadurch entsch�digt, da� ihm die H�lfte des K�nigreichs Sachsen, dazu westf�lische Landesteile, die Rhein-lande und Schwedisch-Vorpommern zugewiesen wurden. Preu�en blieb infolge dieser Anordnungen in zwei unzusammenh�ngende Teile ge-spalten. Aber es wurde noch mehr als bisher der beherrschende Staat Nord-deutschlands; es war jetzt ein wahrhaft deutscher, nicht mehr ein halbslavischer Staat; es erhielt die Wacht zugleich an der Weichsel und am Rheine; seine wesentlichsten Interessen warm nicht verschieden von denen des gesamten Deutschlands.
Anders war die Entwickelung �sterreichs. Tirol, Salzburg und die illyrischen Provinzen erhielt es zur�ck; dazu wurden ihm V e n e t i e n und die Lombardei zugesprochen, w�hrend es auf Belgien verzichtete. Sein Gebiet war jetzt besser abgerundet als vordem; aber es war nur ein teilweise deutscher, zum andern Teil slavisch-ungarisch-italienischer Staat; seine Interessen waren in wichtigen Beziehungen andere als die Deutschlands.
Bayern erhielt als Entsch�digung s�r Tirol und Salzburg die Rheinpfalz.
Holland wurde mit Belgien zu einem K�nigreich der Vereinigten Niederlande verbunden. Die Schweiz wurde f�r neutral erkl�rt. In Italien wurden die fr�heren Regierungen wiederhergestellt.
Die Hoffnung vieler Patrioten, da� durch eine Zusammenfassung Die deutsche der einzelnen deutschen Staaten dn neues deutsches Reich aus den Tr�mmern des alten erstehen w�rde, erf�llte sich nicht. Vergeblich trat Stein, der ebenfalls in Wien anwesend war, mit aller Tatkraft f�r die deutsche Einheit ein. Nach Metternichs Ansicht lag eine Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs nicht in �sterreichs Interesse; die Mittelstaaten
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ferner wollten m�glichst wenig von der Souver�nit�t opfern, die ihnen Ncrpo-leon verliehen ha�e; auch Preu�en konnte sich einem Habsburgischen Kaiser unm�glich unterordnen. So dauerte der deutsche Dualismus fort, der durch die Siege Friedrichs des Gro�en begr�ndet worden war.
Butt? i8ise Anstatt eines deutschen Reiches wurde der D e u t s ch e B u n d geschaffen. Er umfa�te 39 Staaten; der K�nig von England geh�rte ihm als K�nig von Hannover, der K�nig von Holland als Gro�he^og von Luxemburg, der K�nig von D�nemark als Herzog von Schleswig-Holstein an. Von Oster-reich geh�rte nur die westliche H�lfte zum Bunde; auch die preu�ischen Pro-vinzen Preu�en und Posen standen au�erhalb des Bundes. Die Vertreter der 39 Bundesstaaten traten in Frankfurt am Main zum Bundestag zusammen, dessen Beratungen sehr schwerf�llig verliefen und der nur geringe Macht besa�. Osterreich f�hrte den Vorsitz. F�r die Fortbildung der deutschen Einheit hat der Bundestag fast nichts geleistet.
Ter Feldzng tum 1815.
� 127. Noch dauerten die Beratungen des Wiener Kongresses fort, SXg alsNapoleon Elba heimlich verlie� und am I.M�rz 1815 zu Cannes in i8ib. for Provence landete. Die Armee fiel ihm zu, der gegen ihn gesandte Mar-schall N e y ging p ihm �ber; Ludwig XVIII. floh aus Paris und begab sich nach Gent. Aber bie M�chte waren entschlossen, Napoleon nicht aus dem Throne Frankreichs zu dulden; sie erkl�rten ihn in die Acht, erneuerten ihr B�ndnis gegen ihn und lie�en ihre Heere nach dem Rheine marschieren.
In den Niederlanden, die zun�chst bedroht erschienen, nahmen ein preu-�isches Heer unter Bl�cher, dessen Generalstabschef wieder Gneisenau war, und ein aus Engl�ndern, Niederl�ndern, Hannoveranern und anderen deutschen Truppen zusammengesetztes Heer unter Wellington Auf-stellung. Hierher wandte sich Napoleon. Seine Armee z�hlte zwar kaum 130 000 Mann, aber sie bestand aus seinen aus der Gefangenschaft heim-gekehrten Veteranen; er hat nie eine bessere befehligt. Im Vertrauen auf das Versprechen Wellingtons, ihm zu Hilfe zu kommen, entschlo� sich Bl�cher, am 16. Juni bei Ligny, unwertt Namitr, mit 80 000 Preu�en die Schlacht anzunehmen, die ihm Napoleon mit ebenfalls etwa 80 000 Mann anbot. Aber Wellington war nicht in der Lage, sein Versprechen zu halten. Ein-mal lagen seine Truppen zu sehr auseinander, um schnell herbeigef�hrt ^is�Juni^ n,er^)en 6U k�nnen, sodann trat ihm bei QuatrebraS, westlich von Ligny, der Marschall Ney entgegen, der erst nach hartn�ckiger Gegenwehr zur�ckgeschlagen wurde; in dieser Schlacht fand der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der einstige F�hrer der �Schwarzen Schar", den Tod.
Der Feldzug von 1815.
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Indessen ersch�pften sich die Preu�en in blutigem Ringen um Ligny und 1GWL andere D�rfer. Langsam wurden sie zur�ckgedr�ngt. Bei einem Kavallerie-angriff wurde Bl�cher das Pferd unter dem Leibe erschossen, und er st�rzte;
nur sein Adjutant Graf Nostiz sch�tzte ihn in dem wilden Get�mmel. An seiner Stelle �bernahm Gneisenau den Oberbefehl. Er ordnete den R�ck-zug an, aber nicht, wie der Feind erwartete, dem Rheine zu, sondern nach Norden; er woAte die Verbindung mit Wellington nicht verlieren.
Dieser stellte sich, nachdem ihm Bl�cher zugesagt hatte, zu Hilfe zu kommen, bei Mont St. Jean, das an der gro�en, von Br�ssel s�dw�rts f�hrenden Stra�e liegt, in Schlachtordnung auf; er hatte 68 000 Mann;
fein Hauptquartier war Waterloo. Ihm gegen�ber nahm Napoleon bei dem Pachthofe L a B e l l e A l l i a n c e mit 72 000 Mann Aufstellung. Am �S|aUKce 18. Juni gegen Mittag begann die Schlacht. Der erste Angriff der Franzosen wurde von den Engl�nder,: und Deutschen zur�ckgewiesen; aber neue An-st�rme folgten, und langsam gewannen die Franzosen an Boden und drangen in die von den Gegnern besetzten Geh�fte ein. �Bl�cher oder die Nacht",
sagte der besorgte englische Feldherr. Da erschienen um y25 Uhr nachmittags in der rechten Flanke des franz�sischen Heeres die Preu�en, voran B�low mit seinem Korps. Auch jetzt trat Napoleon noch nicht den R�ckzug an, sondern warf die eine H�lfte seiner Garden, die er bisher in Reserve be-halten hatte, dem neuen Feind entgegen, w�hrend >er die andere H�lfte von Ney noch einmal gegen die Engl�nder f�hren lie�. Aber beide Angriffe mi�-langen; �berall geschlagen, st�rzten die Franzosen bald in ungeordneter Flucht dahin. Bl�cher und Wellington trafen einander erst bei Einbruch der Nacht am Geh�fte La Belle Alliance; Gneisenau aber leitete die Verfolgung,
die so gr�ndlich war, da� das feindliche Heer v�llig zersprengt wurde. Dabei fiel Napoleons Wagen mit seinem Hut und Degen und einem reichen Inhalt an Gold, Silber und Edelsteinen in die H�nde preu�ischer Soldaten.
Der geschlagene Kaiser eilte nach Paris, dann nach Rochefort an der Westk�ste, wo er sich auf ein englisches Schiff begab. Die verb�ndeten M�chte fa�ten jetzt den Beschlu�, ihn nach der Insel St. Helena zu ver-bannen. Dort ist er im Jahre 1821 gestorben.
In dem eroberten Paris trafen zum zweiten Male die Monarchen von Preu�en, �sterreich und Ru�land ein. Ludwig XVIII. kehrte auf seinen Thron zur�ck. Mit ihm wurde der zweite Pariser Friede abge-schloffen. Wieder wurde Frankreich sehr schonend behandelt. Es behielt das 5rlebe-Elsa�, trotzdem Preu�en daraus drang, die deutsche Westgrenze zu verst�rken;
nur das Saarbecken und Landau mu�te es abtreten, erstens an Preu�en, letzteres an Bayern. Dazu wurde ihm eine Kriegsentsch�di-
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gung von 700 Millionen Francs auferlegt, bis zu deren Bezahlung Truppen der Verb�ndeten im Lande blieben. Diesmal mu�te es die geraubten Kun st sch�tze herausgeben.
Sachsen tu der napoleonischen Zeit.
� 128. Wie bereits erz�hlt ist, war Sachsen besonders schwer durch die napoleonischen Kriege getroffen worden. Nach einer langen Reihe segens-reicher Friedensjahre hatte Kurf�rst FriedrichAugustderGerechte zu der Eroberungspolitik Napoleons I. Stellung nehmen m�ssen. Nach der %īef Niederwerfung �sterreichs 1805 schlo� er sich an Preu�en an, und s�chsische P;-u�e"s Truppen k�mpften tapser in der ungl�cklichen Schlacht bei Jena gegen den Weltbezwinger. Als nun Preu�en zerschmettert am Boden lag, blieb dem Kurf�rsten nichts �brig, als auf Napoleons Aufforderung hin dem Rhein-Napoleons Bimbe beizutreten und den Franzosen Truppen zu stellen. Zum Lohne daf�r �ette' verlieh ihm Napoleon den K � n i g s t i t e l und den preu�ischen Kreis Kott-bns, dazu sp�ter das Herzogtum Warschau. Im Jahre 1812 stellte Sachsen zur Gro�en Armee 21000 Mann, die mit den �sterreichern den rechten Fl�gel des gewaltigen Heeres bildeten; drei Reiterregimenter jedoch wurden dem Hauptheere zugeteilt und entschieden durch einen heldenm�tigen Angriff den blutigen Sieg Napoleons bei Borodino. Allein nur 3500 Sachsen sahen die Heimat wieder, die andern waren in Ru�land umgekommen.
Jahre Tsies! Im Jahre 1813 wurde von Preu�en und Ru�land der Versuch gemacht, auch Sachsen f�r die Befreiung vom Joche Napoleons zu gewinnen; doch wich der K�nig allen Werbungen aus, und der herbeieilende Franzosenkaiser zwang ihn nach dem Siege bei Gro�g�rschen, an seiner Seite auszuharren. Bis in den Oktober hinein war das ersch�pfte Sachsenland der Schauplatz blutiger Schlachten. Als der Riesenkamps bei Leipzig einen Sieg Napoleons nicht mehr erhoffen lie�, gingen die s�chsischen Truppen mitten in der Schlacht zu den Russen �ber; sie glaubten, durch diesen Schritt in letzter Stunde F�rst und Vaterland zu retten. Doch hatte ihre Tat nicht den gew�nschten Er-Augusts^Ge- solg; denn tags darauf wurde K�nig Friedrich August in Leipzig gefangen uft� genommen und nach Friedrichsfelde bei Berlin gebracht. Sachsen stand in der beSili5be8 folgenden Zeit erst unter russischer, dann unter preu�ischer Verwaltung, bis der Wiener Kongre� das Schicksal des Landes dahin entschied, da� der gr��ere Teil Sachsens (etwa 22 000 qkm mit 875 000 Einwohnern) an Preu�en als Siegesbeute fiel (die heutige Provinz Sachsen), w�hrend dem K�nige Friedrich August nur noch 15 000 qkm mit 1200 000 Bewohnern verblieben. Schweren Herzens mu�te der K�nig in diese Bestimmungen willigen und -kehrte 1815 tiefgebeugt in seine Hauptstadt Dresden zur�ck. Er trat
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nun zwar dem Deutschen Bunde bei, schlo� sich aber samt seinem Volke mehr und mehr nach au�en ab und widmete sich der Hebung seines darnieder-liegenden Landes.
Die Industrie hatte noch am wenigsten zu leiden gehabt; denn die Sachsen^ nach Festlandsperre hatte die englische Konkurrenz aus Jahre zur�ckgehalten; ontjchen aber Handel und Landwirtschast waren durch die Kriege schwer gesch�digt worden. Bald trat auch hierin Wandel ein, dazu wurden neue Stra�en gebaut und die Eilpost zwischen Dresden und Leipzig eingerichtet.
Auch f�llt in die Zeit nach dem Kriege die Gr�ndung der Forstakademie in Tharandt (Heinrich Cotta). In der Verwaltung des Landes blieb jedoch alles beim alten, und die Hoffnung vieler Vaterlandsfreunde auf eine Ver-saffung und Abstellung mancher Mi�st�nde wurde nicht erf�llt. Im Jahre 1827 starb der hochbetagte F�rst, ihm folgte als Regent sein Bruder Anton, ein Greis von 72 Jahren.
2. Die Zeit des Deutschen Bundes. 1815�1866.
Ereignisse der europ�ischen Politik.
� 129. Die Heilige Allianz. Die Revolutionen in S�deuropa. Die
letzten f�nfundzwanzig Jahre waren eine Zeit gewaltiger, unaufh�rlicher Kriege gewesen. Die politischen Verh�ltnisse hatten tiefgreifende Umwandlungen erfahren; die meisten Nationen Europas hatten ungeheure Opser an Geld und Blut gebracht. Unter diesen Umst�nden war es begreiflich, da� das Verlangen nach Ruhe und Frieden weit verbreitet war. Ein gro�er Teil der Bev�lkerung, zumal in Deutschland, das am meisten unter dem Kriege gelitten hatte, war vor allem daraus bedacht, den verlorenen Wohlstand wiederherzustellen. Die Regierungen aber w�nschten jede fernere St�rung der politischen Ruhe zu vermeiden und die bestehenden Zust�nde zu erhalten.
Dies war vor allem die Politik des �sterreichischen Staatsmannes F�rst Metternich, der alle freiheitlichen Regungen, alle auf nationale Einheit Metternich, und auf Schaffung von Volksvertretungen gerichteten Bestrebungen als revo-lution�r ansah und aus das sch�rsste bek�mpfte. Da� dieser Staatsmann in der n�chsten Zeit einen �berwiegenden Einflu� aus die europ�ische Politik aus�bte, lag vornehmlich darin begr�ndet, da� das Einvernehmen der drei �Ostm�chte", Ru�land, �sterreich und Preu�en, auch nach dem Friedensschlu� fortdauerte. Es sand seinen Ausdruck in der �Heiligen Allianz", deren Entwurf von Alexander I. im Jahre 1815 noch in Paris dem K�nig von Preu�en und dem Kaiser von �sterreich vorgelegt und von ihnen angenommen worden war; dadurch verpflichteten sich die drei Monarchen
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�ihr Verh�ltnis zueinander und zu ihren V�lkern nach den Worten der Heiligen Schrift zu regeln" und �sich insgesamt als Glieder ein und derselben christlichen Nation zu betrachten". Sp�ter sind der Heiligen Allianz auch die meisten �brigen Staaten Europas beigetreten.
Bald brachen in Spanien und Neapel Revolutionen aus, da man dort mit der Neuordnung der Dinge nicht zufrieden war; sie wurden schnell unterdr�ckt.
Griechen.^ Einen anderen Verlaus aber nahm der Aufstand der G r i e ch e n die sich erhoben, um das Joch der T�rkenherrschaft abzusch�tteln. Er wurde'von den Gebildeten in ganz Europa mit Begeisterung begr��t. Man brachte Geld f�r die Griechen zusammen. Dichter verherrlichten sie, so Wilhelm M�ller aus Dessau in seinen �Griechenliedern", und Freiwillige schl�ssen sich ihren Scharen an; unter den letzteren war auch der gro�e englische Dichter Lord Byron, der in Griechenland gestorben ist. Dennoch h�tten die Griechen ihren Gegnern nicht zu widerstehen vermocht, wenn nicht im Jahre 1827 sich England, Ru�land und Frankreich in den Kamps gemischt und eine vereinigte ^Iolte dieser M�chte die �gyptisch-t�rkische Flotte in der Bucht von Nava-t�rkischer rino vernichtet h�tte. Aus diese Schlacht erfolgte die Kriegserkl�rung des nC9' Kaisers Nikolaus I. von Ru�land, der im Jahre 1825 seinem Bruder Lander I. aus dem Throne gefolgt war, an die T�rkei; das Ergebnis des russisch-t�rkischen Krieges (1828�1829) war die Gr�ndung eines K�nigreichs Griechenland, dessen Thron der bayrische Prinz Otto bestieg.
� 130. Die Julirevolntion in Frankreich. 1830. Die bourbonischen K�nige, erst Ludwig XVIII., dann Karl X., hatten in Frankreich keine Sympathien gesunden, das Volk f�rchtete immer eine R�ckkehr des Regiments vor dem Jahre 1789. Ein Stra�enausstand in Paris bereitete 1830 der Bourbonenherrschast in Frankreich ein Ende.
Zum �K�nig der Franzosen" aber wurde der Herzog von Orleans, Louis Philipp, der Sohn des Philipp Egalite, gew�hlt, der als �B�rgerk�nig" zu regieren suchte, aber zwischen den streitenden Parteien eine schwierige Stellung hatte.
aKul Die Julirevolution machte �berall in Europa den gr��ten Eindruck.
Ihre wichtigsten Folgen waren ein gro�er Polenausstand, der von den Belgisch ^Uffen sp�t und unter vielem Blutvergie�en niedergeworfen werden Revolution. fowite, und eine Erhebung der Belgier, welche die Vereinigung mit Holland von vornherein nur ungern ertragen hatten und sich losrissen. Unter Genehmigung der gro�en M�chte wurde ein K�nigreich Belgien geschaffen und der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg zum K�nige gew�hlt. Von den Wirkungen der Julirevolution in Deutschland wird noch zu reden sein.
Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland.
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Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland.
� 131, Tie Burschenschaften und die Reaktion. Auch in Deutschland war ein Teil der Bev�lkerung von Mi�stimmung dar�ber erf�llt, da� die Fr�chte der gro�en Kriege so wenig den nationalen W�nschen entsprochen hatten, und sehnte sich nach einer Besserung der politischen Zust�nde. Die Zerrissenheit Deutschlands tvar wiedergekehrt, ein starkes, einiges Vaterland nicht geschaffen worden. Auch die Hoffnung, da� in den deutschen Staaten Volksvertretungen geschaffen w�rden, erf�llte sich nur teilweise. Die s�ddeutschen Staaten erhielten Verfassungen; �sterreich, Preu�en,
auch Sachsen wurden ferner absolutistisch regiert. Besonders die studierende Jugend war es, die freiheitliche und nationale Hoffnungen pflegte; und die Burschenschaft, welche im Jcchre 1815 auf der Universit�t Jena ge- $u^ert6 gr�ndet wurde und fich von dort bald nach anderen Hochschulen verbreitete, schiften, war der Sammelpunkt f�r die, welche diesen Bestrebungen huldigten. Der nationale und religi�se Geist, der die Mehrzahl ihrer Mitglieder erf�llte, kam auf dem Wartburg feste, das im Jahre 1817 zum Andenken an die deutsche Reformation veranstaltet wurde, deutlich zum Ausdruck. Da� indessen bei dieser Gelegenheit von einer Gruppe von Studenten auch einige politisch mi�liebige B�cher �ffentlich verbrannt worden waren, wurde von der �sterreichischen und anderen Regierungen als ein Anzeichen revolution�rer Gesinnung aufgefa�t; und dieser Verdacht schien sich zu best�tigen, als im Jahre 1819 ein irregeleiteter Student, namens Sand, den Lustspieldichter und russischen Staatsrat Kotzebue, weil er ein von der russischen Regierung besoldeter Spion sei, in Mannheim ermordete. Auf Metternichs Betrieb traten die Minister der deutschen Staaten zu Karlsbad zusammen und �ar�t6efibcr fa�ten gemeinsame Beschl�sse. Die Burschenschaften wurden unterdr�ckt, die Beschl�sse. Pre�steiheit aufgehoben und f�r alle Druckschriften von geringerem Um-fange eine staatliche Zensur eingef�hrt; ferner wurde in Mainz eine Zentral-Untersuchungskommission eingesetzt, der es indessen nicht gelang, die ver-muteten �demagogischen Umtriebe" nachzuweisen. Schwarz-rot-gold, die Farben der deutschen Einheit, endlich wurden als Zeichen revolution�rer Ge-sinnung verboten. Diese Ma�regeln weckten starke Erbitterung. Besonders die preu�ische Regierung, die sogar so patriotische und verdiente M�nner wie Arndt und Jahn durch Polizeima�regeln verfolgte, zog sich vielen Ha� zu; Preu�en galt weithin als das �Land der Reaktion".
Als nun im Jcchre 1830 die Julirevolution ausbrach und Erfolg hatte, trat auch in Deutschland eine st�rkere Erregung der Gem�ter ein, die sich an mehreren Orten in Aufst�nden Lust machte. Doch wurden diese meistens schnell �berw�ltigt. Auf Metternichs Betrieb fa�te darauf der
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Bundestag von neuem Beschl�sse zur Unterdr�ckung aller freiheitlichen Bestrebungen. Auch die Burschenschaft wurden von neuem verboten; mehrere ihrer Mitglieder, dabei der junge Fritz Reuter, wurden damals zun�chst zum Tode verurteilt, dann zu langj�hriger Festungsstrafe begnadigt.
� 132. Die Folgen der Julirevolution in Sachsen. In Sachsen gab die franz�sische Julirevolution zu einer Umw�lzung im Staatsleben "nigAnton. Anla�. Hier herrschte seit 1827 der greise K�nig Anton, der es nicht vermochte, die gro�en Sch�den im s�chsischen Staate zu beseitigen; denn noch immer mu�te der Mittelstand die Steuern ausbringen, w�hrend der Adel davon befreit war, zudem wurde die Industrie durch hohe Z�lle toSfl gesch�digt. Da kam es im September 1830 zun�chst in Leipzig, bald und Dresden, boraus in Dresden zu Zusammenst��en zwischen der Volksmenge und dem Milit�r. Der K�nig beschwichtigte das erregte Volk, indem er seinen Neffen, den allgemein beliebten Prinzm Friedrich August, zum Mit# v?m?S?p- regenten ernannte und dem Lande am 4.September 1831 eine Ver-tem&er i83i. fassung gab. Sie gilt mit einigen �nderungen noch heute und ench�lt u. a. folgende wichtige Bestimmungen:
� 1- Das K�nigreich Sachsen ist ein unter einer Verfassung vereinigter, unteilbarer Staat.
�4- Der K�nig ist das souver�ne Oberhaupt des Staates. Seine Person ist heilig und unverletzlich.
� 30- Die Verpflichtung zur Verteidigung des Vaterlandes und die Ver-Kindlichkeit zum Waffendienste ist eine allgemeine.
�32. Jedem Landeinwohner wird v�llige Gewissensfreiheit und Schutz in der Gottesverehrung seines Glaubens gew�hrt.
�42. Alle Staatsdiener sind f�r ihre Dienstleistungen verantwortlich.
� 52. Der K�nig hat in strafrechtlichen F�llen das Recht der Abolition (Niederschlagung des Strafverfahrens) sowie der Verwandlung, Minderung oder des Erlasses der Strafe, kann aber zuerkannte Strafen nicht sch�rfen.
� 56. Es d�rfen weder neue Kl�ster errichtet, noch Jesuiten oder ein anderer geistlicher Orden jemals im Lande aufgenommen werden.
�61. F�r das ganze K�nigreich besteht eine allgemeine, in zwei Kammern abgeteilte St�ndeversammlung.
�86. Kein Gesetz kann ohne Zustimmung der St�nde erlassen oder abge�ndert werden.
Die Verfassung hatte tiefeinschneidende �nderungen f�r K�nig unb Volk im Gefolge. Fr�her war der Unterhalt eines f�rstlichen Hofhaltes
Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland.
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von den Eink�nften aus den Dom�nen, Forsten, Bergwerken usw. und den Steuern bestritten worden, nunmehr fl�ssen alle diese Ertr�ge in die Staatskasse. Aus ihr bezieht der K�nig eine j�hrliche, mit dem Landtage vereinbarte Summe, die Z i v i l l i st e, zurzeit 3y2 Millionen swutste. Mark. Daneben gilt als vom Lande untrennbares und unver�u�erliches Eigentum des K�niglichen Hauses alles das, was zur Einrichtung und Zierde der K�niglichen Schl�sser dient, was zum Bedarse oder Gl�nze des Hofes bestimmt ist, auch alle die in den K�niglichen Sammlungen be-findlichen Kostbarkeiten: das K�nigliche Haussiderkommi�. Fideikommi�.
Die h�chsten verantwortlichen Diener des Staates sind nunmehr die Minister. Es gibt zurzeit in Sachsen die Ministerien des K�niglichen Minister. Hauses, der Justiz, der Finanzen, des Kultus und �ffentlichen Unterrichts, des Innern, des Krieges und der ausw�rtigen Angelegenheiten. Da unser K�nigshaus katholisch ist, so �ben in protestantischen Glaubenssachen der Minister des Kultus und zwei seiner Amtsgenossen als die in Evangelicis beauftragten Minister die landesherrliche Kirchengewalt aus.
F�r das ganze K�nigreich besteht eine in zwei Kammern abgeteilte S t�ndeversammlung, der Landtag. In der Er st enKammer Landtag, sitzen au�er den vollj�hrigen K�niglichen Prinzen noch 46 Mitglieder: Vertreter der Sch�nburgischen Herrschaften, Standesherren/) die h�chsten Geistlichen beider Konfessionen, ein Abgeordneter der Leipziger Universit�t, die Oberb�rgermeister von Dresden und Leipzig und eine Anzahl Ritterguts-besitzet: und B�rgermeister, die vom K�nige berufen werden. Die Zweite Kammer z�hlt heute 82 Mitglieder, die vom Volke gew�hlt werden und Wahlrecht mindestens 30 Jahre alt sein m�ssen. Das Wahlrecht kann jeder Sachse aus�ben, der das 25. Lebensjahr vollendet hat, im Besitze der b�rgerlichen Ehrenrechte ist und keine Armenunterst�tzung empf�ngt. Die Wahl ist seit 1896 indirekt, d. h. die Urw�hler w�hlen Wahlm�nner, die nun wieder den Abgeordneten w�hlen; sie ist ferner �ffentlich und erfolgt endlich nach drei Klassen, die nach der Steuerleistung abgestuft sind.
� 133. Zust�nde in Preu�en. Der Zollverein. Friedrich Wil-Helm III. hatte im J�hre 1815 auf des Staatskanzlers Hardenberg Ver-anlassung das Versprechen gegeben, Reichsst�nde, d.h. eine Volksvertretung zu schaffen. Aber in �ngstlicher Besorgnis, damit einen Schritt zu tun, der die revolution�ren Bestrebungen erleichtern und ermutigen k�nnte, hat er dies Versprechen nicht erf�llt; die von ihm geschaffenen Provinzial- Provwzial-
1) Standesherren hei�en die 1806 mebiatifierten F�rsten, Grafen und Herren, die fr�her reichsunmittelbar waren.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Geich. II. 10
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st�nde, d.h. Vertretungen des Adels, der St�dte und der Bauern in den Provinzen, konnten nicht als Ersatz f�r Reichsst�nde gelten.
Dennoch blieb Preu�en auch serner der Staat, aus dem die Hoffnungen Deutschlands ruhten. Eben jene Periode war erf�llt von einer angestrengten, vielseitigen und gesegneten Verwaltungst�tigkeit. Die Grundlage des Heer. Staates, das Heer, wurde neu organisiert. Die allgemeine Wehr-Pflicht, die zun�chst nur f�r die Zeit des Befreiungskrieges geschaffen worden war, hielt Friedrich Wilhelm fest. �Jeder Eingeborene, sobald er das 20. Jahr vollendet hat, ist zur Verteidigung des Vaterlandes verpflichtet", hie� es in dem neuen Wehrgesetz. So blieb das preu�ische Heer ein Volks-Verwaltung. Heer. Ferner mu�te die Verwaltung des Staates, der eine so starke Vergr��erung erfahren hatte, neu geordnet werden. Das Land zerfiel von nun an in acht Provinzen, diese in Regierungsbezirke, die Regierungsbezirke endlich wurden in Kreise geteilt. Das Beamtentum Preu�ens, pflichttreu und kenntnisreich, ward kaum von dem Beamtentum eines anderen Staates erreicht; seiner T�tigkeit besonders ist es zu danken, da� auch die neu-erworbenen Gebiete verh�ltnism��ig schnell mit den alten Provinzen zu-^Mges sammenwuchsen. F�r das geistige Leben sorgte der Staat in hervor-ragender Weise. Die allgemeine Schulpflicht blieb auch ferner eine der Grundlagen des preu�ischen Staatswesens. Das Schulwesen, dessen Pflege den Gemeinden �berlassen blieb, nahm einen hohen Ausschwung. Durch die Vereinigung der Lutheraner und Reformierten wurde 1817 die unierte evangelische Landeskirche geschaffen.
So vereinigte Preu�en die Pflege der Waffen mit der Pflege der all-gemeinen Bildung. Gleichzeitig nahm sich die Regierung der Volks-Wirtschaft an. Der Verkehr wurde dadurch gef�rdert, da� zahlreiche Chausseen gebaut und ein umfassendes Stra�ennetz geschaffen wurde.
Zollgesetz. Von gro�er Bedeutung war ferner die Einf�hrung eines neuen Zoll-g e s e tz e s. Alle Binnenz�lle wurden abgeschafft. Nur an den Grenzen wurden von nun an Z�lle erhoben, die man zwar nicht so hoch bema�, da� sie den Verkehr l�hmen konnten, die aber die heimische Industrie vor dem �berm�chtigen Wettbewerb der englischen Fabriken sch�tzten. Besonders be-deutungsvoll aber war es, da� die Regierung aus wirtschaftlichem Gebiete einen Weg einschlug, der bestimmt war, ein neues Band um die deutsche Nation zu schlingen. Aus diesem Gebiete herrschte n�mlich in Deutschland dieselbe Zersplitterung wie in politischer Hinsicht. An der Grenze jedes Staates, mochte er noch so klein sein, wurden Z�lle erhoben; dadurch wurde der Handelsverkehr erschwert, die Waren verteuert, der Schmuggel gro�-gezogen. Als nun die preu�ische Regierung das neue Zollgesetz einf�hrte.
Volkswirtschaft und geistiges Leben in Deutschland.
bot sie den �brigen deutschen Regierungen an, sich mit ihr �ber die Gr�ndung eines Zollvereins zu einigen, innerhalb dessen alle Zollschranken fallen Zollverein, und ein einheitliches Wirtschaftsgebiet geschaffen werden sollte. Lange z�gerten diese aus Besorgnis, Preu�en wolle die Zolleinigung benutzen, um seine politische Macht zu vergr��ern. Dann trat im Jahre 1828 H essen-Darmstadt mit Preu�en in einen Zollbund; andere Staaten, vor allen die drei s�ddeutschen Staaten und Sachsen folgten einige Jahre sp�ter, und so wurde ein gro�er Teil Deutschlands wirtschaftlich geeinigt.
In der Neujahrsnacht 1833/34 hoben sich zwischen den meisten deutschen L�ndern die Schlagb�ume, um die langen Reihen der wartenden Fracht-wagen zum ersten Male ohne Zoll hindurchzulassen; sie schl�ssen sich nicht wieder, und der Handel hatte freie Bahn. Die segensreichen Folgen des Zollvereins machten sich bald geltend. Seitdem zwischen den einzelnen Staaten die Zollschranken gefallen waren, �ffnete sich dem Gewerbe ein ein-heitliches Absatzgebiet, das vom Bodensee bis zur Memel reichte. Nach au�en traten die Zollvereinsstaaten gemeinsam auf und konnten die heimische Industrie durch gemeinsame Ma�regeln sch�tzen und f�rdern. Zugleich aber hatte der Abschlu� des Zollvereins eine politische Bedeutung. Der regere Verkehr brachte S�d- und Norddeutsche n�her zusammen; zum ersten Male war ein gro�er Teil Deutschlands unter Preu�ens F�hrung geeint; so war der Zollverein der Vorl�ufer der nationalen Einigung Deutschlands.
Volkswirtschaft und geistiges Leben in Teutschland.
� 134 Das wirtschaftliche Leben in Deutschland. In denselben Jahrzehnten begann in Deutschland der gewaltige Aufschwung des Gewerbes und des Verkehrs, der das neunzehnte Jahrhundert von allen fr�heren Jahrhunderten unterscheidet. Seit dem siebzehnten Jahrhundert war das F a b r i k w e s e n, der gewerbliche Gro�betrieb, vielfach durch die Staats-regierungen beg�nstigt, allm�hlich dem Handwerk, dem Kleinbetrieb, zur Seite getreten; es ist erz�hlt worden, wie preu�ische und s�chsische F�rsten die Anlage von Fabriken auf jede Weise f�rderten. Seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts trat nun dadurch ein gewaltiger Fortschritt im ge-werblichen Leben ein, da� man die Dampfkraft der menschlichen Arbeit Erfindungen, dienstbar machen lernte. James Watt, ein Schotte, hat um 1770 die erfte brauchbare Dampfmaschine gebaut; 1807 wurde zu New-Aork das erste Dampfschiff, 1814 von dem Engl�nder George Stephenson die erste Lokomotive erbaut. Die Engl�nder waren das erste Volk, das sich die neuen Erfindungen in gro�em Ma�stabe zu nutze machte; so wuchs England,
wie es bereits der erste Handels- und Kolonialstaat der Welt geworden war,
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nunmehr auch zum ersten Industriestaat heran. Deutschland folgte England langsam nach. 1825 fuhren die ersten Dampfer auf dem Rhein; 1835 wurde die erste deutsche Eisenbahn zwischen N�rnberg und F�rth dem Betriebe �bergeben; der erste gr��ere Schienenweg Deutschlands war die Bahn zwischen Leipzig und Dresden, deren Betrieb 1839 er�ffnet wurde. Kurz vorher war den deutschen Physikern Weber und Gau� zu G�ttingen eine neue wichtige Erfindung gelungen, die des elektrischen Telegraphen.
Die neuen Erfindungen erwiesen sich schnell als au�erordentlich folgen-reich; durch sie wurde ein neues Zeitalter des Wirtschaftslebens heraufgef�hrt. Der Gebrauch von Maschinen und die Verwendung der Dampfkrast, der jetzt die elektrische Kraft zur Seite getreten ist, verbreiteten sich in den ver-Gewerbe, schiedensten Zweigen der gewerblichen Produktion. Sie gestatteten, in k�rzerer Zeit und bei geringeren Kosten viel gr��ere Mengen von Waren zu erzeugen als fr�her; dadurch hat der allgemeine Wohlstand eine gro�e Steige-rung erfahren, und auch den weniger bemittelten Volksklassen ist im allge-meinen eine bessere Lebenshaltung erm�glicht worden. Dazu kam, da� in der aufbl�henden Industrie eine wachsende Zecht von Arbeitern Besch�ftigung und die M�glichkeit sand, etwas zu erwerben. Allerdings hatte diese Ent-Wickelung auch ihre Gefahren. Das Handwerk, das wenig oder gar nicht in der Lage war Maschinen anzuwenden, kam durch den Wettbewerb der billiger arbeitenden Gro�betriebe in eine immer schwierigere Lage und ver-mochte sich teilweise nur mit M�he zu behaupten. Andererseits kam es jetzt �fter vor, da� die Industrie weit mehr Waren erzeugte, als verkauft werden konnten, da� also �berproduktion eintrat; die Folge davon war, da� die Preise stark zur�ckgingen, da� eine Reihe von Unternehmern in Konkurs geriet, da� gro�e Verm�gen verloren gingen und viele Arbeiterfamilien ins Elend gest�rzt wurden. Besonders bedeutsam war es, da� sich ein neuer, an Zahl stetig zunehmender Stand, der Stand der Industriearbeiter, bildete, der im Gef�hl seiner unsicheren wirtschaftlichen Lage nach und nach in einen immer sch�rferen Gegensatz zu den �brigen Klassen des Volkes trat. Davon wird noch die Rede sein.
W�hrend sich die Industrie m�chtig entfaltete, begann zugleich der Handel. H a n d e l und der Verkehr einen ungeheuren Aufschwung zu nehmen. Eben erst war der Binnenhandel dadurch m�chtig gef�rdert worden, da� man ein Netz von Landstra�en geschaffen hatte, das sich �ber alle Gebiete Deutsch-lands erstreckte. Jetzt wurde ein Schienenweg nach dem andern gebaut; und nachdem die wichtigeren Verkehrspl�tze durch Eisenbahnen miteinander ver-bunden worden sind, ist man heute dazu �bergegangen, auch verkehrs�rmere Gegenden durch Kleinbahnen zu erschlie�en. Gleichzeitig nahm die See- und
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die Flu�schiffahrt stetig zu, so trat auf der Elbe die s�chsisch-b�hmische Dampfschiffahrt 1837 ins Leben. Durch die Ausbildung der Verkehrsmittel,
durch welche der Verkehr erleichtert, beschleunigt und verbilligt wurde, wuchs der Au�enhandel. Die Einfuhr fremder Erzeugnisse, die teils, wie Kaffee, Tabak, Getreide, dem Gen�sse dienen, teils, wie Baumwolle, Wolle,
Holz, von der Industrie verarbeitet werden, hat ebenso zugenommen wie die Ausfuhr der verschiedensten gewerblichen Erzeugnisse; es gibt heute in Deutschland Industrien, die vornehmlich f�r den Export arbeiten. Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts steht Deutschland, was die Gr��e des Au�en-Handels und die Tragf�higkeit der Handelsflotte anlangt, unter den Nationen an zweiter Stelle und wird nur von England �bertroffen. Um den Zahlungs-verkehr zu erleichtern, ist die K r e d i t w i r t s ch a f t ausgebildet worden. Die Tr�ger dieses Kreditsystems sind die Banken; nur der kleinere Teil der Zahlungen erfolgt durch Metallgeld, die meisten vollziehen sich durch Wechsel, Banknoten und andere Kreditmittel.
Die von allen Fronden und sonstigen mittelalterlichen Fesseln befreite Landwirtschaft lenkte auch in neue Bahnen ein, indem sie von der Landwirt-Dreifelder- oder Brachwirtschaft zur Wechselwirtschaft f4aft" �berging. W�hrend bisher immer ein Teil des Ackerbodens zur Erholung brach liegen geblieben war, wurde nunmehr die gesamte Ackerflur bestellt,
aber mit den Best�nden gewechselt (Albrecht Thaer, Justus von L i e b i g).
� 135. Das geistige Leben in Deutschland. W�hrend sich das wirt-schaftliche Leben so gewaltig entwickelte, fand auch das geistige eifrige Pflege. Die schweren Pr�fungen der napoleonischen Zeit hatten die Menschen wieder religi�ser gestimmt. Es entstanden Bibel-und Missionsgesell - fteugfes schalten und 1832 in Leipzig der segensreich wirkende G u st a v - A d o l f -Verein zur Unterst�tzung armer und bedr�ckter evangelischer Gemeinden in katholischen Gegenden. Gr��ere Erfolge als je in einem fr�heren Jahrhundert waren der Naturwissenschaft beschieden; ihren au�erordentlichen Leistungen war ja der Auffchwung des Gewerbes und des Verkehrs zum gr��ten Teile zu verdanken. Bis �ber die Mitte des Jahrhunderts hinaus lebte Alexander von Humboldt, der mit umfassendem Blick die ge- Wissenschaft, samte Naturwissenschaft �bersah. Seitdem haben sich ihre einzelnen Zweige sch�rfer voneinander geschieden; fast auf allen Gebieten sind durch die For-schung genialer M�nner gl�nzende Ergebnisse erzielt worden, die zu einem guten Teil auch praktische Verwendung gefunden haben. Neben den Natur-Wissenschaften haben sich die historischen Wissenschaften entfaltet. Als Geschichtsforscher und Geschichtschreiber steht an erster Stelle Leopold
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Deutsche Geschichte.
von Ranke. Als Begr�nder der Wissenschast von der deutschen Sprache und dem deutschen Volkstum sind zu nennen die Br�der Jakob und Wil-Helm Grimm.
Dichtkunst. In der D i ch t k u n st traten auch nach Goethes Tode bedeutende Talente auf, so Ludwig Uhland, Adalbert von Chamisso, Heinrich Heine, August von Platen und der Sachse Julius Mosen, der S�nger des �Andreas Hoser" und des �Trompeters an der Katzbach". Da-neben erbl�hte die deutsche Prosadichtung. Einer unserer ersten Roman-schriftsteller, dazu der Verfasser eines der besten deutschen Lustspiele, der �Journalisten", ist Gustav Frey tag.
^�Me* Auch die bildenden K�nste haben in diesem Zeitr�ume vielseitige Pflege erfahren. Dresden erhielt sich seinen Ruf als Kunststadt. Gott-fried Semper erbaute hier das prachtvolle Hoftheater und das Museum, Ludwig Richter zeichnete dort seine Bilder voll deutscher Innigkeit und Gem�tstiefe, auch Ernst Rie tsch e l, der Sch�pfer des Goethe - Schiller-denkmals in Weimar und des Lutherdenkmals in Worms, wirkte in Sachsens Residenz. Zu Kunstst�dten und Sitzen von K�nstlerschulen erwuchsen M�nchen, wo K�nig Ludwig I. das eifrigste Interesse f�r die Kunst be-t�tigte, D�sseldorf und Berlin, wo Friedrich Wilhelm IV. sie lebhaft zu s�rdern suchte. W�hrend Leovon Klenze M�nchen durch monu-mentale Bauten versch�nte, erbaute Friedrich Schinkel das Berliner Schauspielhaus, und Christian Rauch schuf das Grabmal der K�nigin Luise in Charlottenburg und das Berliner Denkmal Friedrichs des Gro�en. Die damalige Bildhauerkunst stand unter dem Einfl�sse des gro�en D�nen Bertel Thorwaldsen, dessen �Christus" allbekannt ist.
Musik. In der Musik behauptete Leipzig die f�hrende Stellung durch Felix Mendelssohn-Barthold y und Robert Schumann; es ist auch der Geburtsort des ber�hmten Dichterkomponisten Richard Wagner, der hier im Jahre der V�lkerschlacht das Licht der Welt erblickte. In Dresden wirkte der Komponist des �Freisch�tz", Karl Maria von Weber, als Hofkapellmeister.
Es ist bezeichnend f�r das neunzehnte Jahrhundert, da� sich Kennt-nisse und Bildung in einer fr�her ungekannten Weise unter allen Volks-schichten verbreiteten. Dies war zun�chst der allgemeinen Schulpflicht zu verdanken, die nach dem ruhmvollen Beispiel Preu�ens auch in den meisten �brigen Staaten Europas Eingang fand. Ferner aber war es von der gr��ten Bedeutung, da� sich infolge der Erfindungen, welche in der Buch-druckerkunst gemacht wurden, deren Leistungsf�higkeit in au�erordentlichem Ma�e steigerte; infolge der hierdurch bewirkten Verbilligung des Preises ist
Die Anf�nge Friedrich Wilhelms IV.
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die Zahl der B�cher und Zeitungen, welche dem Volke geistige Nahrung zu-f�hren, stetig gestiegen.
Tic Anf�nge Friedrich Wilhelms IV.
� 136. Friedrich Wilhelm IV. Im Jahre 1840 starb Friedrich Wil- JJgjpfv Helm III. Sein �ltester Sohn, FriedrichWilhelm IV., war bei des Vaters Tode fast 45 Jahre alt. Als er den Thron bestieg, wurde er mit den gr��ten Hoffnungen begr��t. Man kannte seine geiswolle, witzspr�hende Art, seine reiche Phantasie, sein tiefes Gem�t. Die Erwartung war all-gemein, da� er dem preu�ischen Volke die ersehnte Verfassung geben w�rde.
Bald freilich sah man ein, da� Friedrich Wilhelm IV. diese Absicht nicht hatte, und allm�hlich wurde es klar, da� diesem reichbegabten und edlen Herrscher das Ma� von Willenskrast und Entschlossenheit abging, das s�r die gro�en Aufgaben der Zeit notwendig gewesen w�re. So ist die Re-gierungszeit Friedrich Wilhelms IV. nicht eine Zeit der Erf�llung nationaler W�nsche, sondern eine Zeit der vergeblichen Versuche gewesen.
� 137. Die politische Lage in Deutschland. Indessen nahm in Deutschland die politische Erregung m�chtig zu. Das nationale Gef�hl hatte durch Ereignisse der letzten Jahre kr�ftige Anregungen erfahren. Im Jahre 1840 hatten die Franzosen, deren Politik im Orient eine Niederlage drangen erlitten hatte, zur Entsch�digung die Abtretung des linken Rheinufers ver-langt. Diese Anma�ung erregte einen gewaltigen Sturm der nationalen Entr�stung; Beckers Rheinlied �Sie sollen ihn nicht haben" wurde �berall gesungen; Schulenburgers �Wacht am Rhein", die ebenfalls damals ent-stand, sollte erst sp�ter zum Nationallied werden. Der erregten Volks-stimmung und der festen Haltung Preu�ens gegen�ber gaben die Franzosen ihre Kriegspl�ne auf, und Louis Philipp verabschiedete sein kriegslustiges Ministerium. Eine andere Angelegenheit, welche allm�hlich die ganze deutsche Nation in Erregung versetzte, war die schleswig-holsteinische Dieschleswig-Frage. Die Herzogt�mer Schleswig-Holstein, von denen Holstein zum Frage. Deutschen Bunde geh�rte, waren seit dem Ausgang des Mittelalters mit D�nemark durch Personalunion verbunden; der d�nische K�nig war also zu-gleich Herzog von Schleswig-Holstein. Aber die Herzogt�mer waren unabh�ngig von D�nemark; es war ihnen ferner zugesichert worden, da� sie untrennbar miteinander verbunden, �up ewig ungedeelt" fein sollten; endlich galt in ihnen die m�nnliche, in D�nemark die weibliche Erbfolge. Nun hatte der damalige K�nig von D�nemark, Christian VIII., nur einen kinderlosen Sohn; falls dieser starb, mu�ten die Herzogt�mer von D�nemark los-
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Deutsche Geschichte.
gel�st werden und an den n�chsten Verwandten in m�nnlicher Linie, den Herzog von Sonderburg-Augustenburg, fallen. Dies w�nschten Regierung und Volk in D�nemark zu verhindern, und im Jahre 1846 erlie� Christian VIII. in einem �Offenen Brief" die Erkl�rung, da� auch in den Herzogt�mern die weibliche Erbfolge gelte. Dieser Schritt erregte nicht nur in den bedrohten Landen, sondern in ganz Deutschland die st�rkste Entr�stung, die in der allgemeinen Verbreitung des Liedes �Schleswig-Holstein meerumschlungen" Ausdruck fand.
Erregung So wurden die nationalen, auf Einigung der Nation gerichteten Bestrebungen immer st�rker; sie waren innig verbunden mit den kon-stitutionellen, auf Schaffung von Verfassungen gerichteten Be-m�hungen. Man forderte, da� nicht nur in den Einzelstaaten Volksver-tretungen geschaffen w�rden, sondern auch, da� ein allgemeindeutsches P ar-lament dem Bundestag zur Seite tr�te. Mitten in diese Erregung hinein kam die Kunde von der franz�sischen Februarrevolution.
Die deutsche Revolution. 1848�1849.
zum zweiten � 138. Die franz�sische Februarrevolution und die Erhebung Napo-Repubttk leous III. Im Februar 1848 brach in Paris eine Revolution aus, welche 1848- binnen wenigen Tagen zum Sturze des unbeliebten K�nigs Louis Phi-tipp und zur Erkl�rung der Republik f�hrte. Der gest�rzte K�nig begab sich, wie einst Karl X., nach England.
Der republikanischen Regierung gelang es nur schwer, die Ordnung und Sicherheit aufrecht zu erhalten. Unter diesen Verh�ltnissen wurde Prinz Louis Napoleon, der Sohn Ludwigs, des einstmaligen K�nigs von Holland, und Neffe Napoleons I., zum Pr�sidenten der Republik gew�hlt. Der Prinz hatte unter Louis Philipps Regierung zweimal, in Stra�burg und in Boulogne, einen Erhebungsversuch gemacht; beide Male aber war der Versuch mi�gl�ckt, und er hatte mehrere Jahre in Festungshaft zubringen m�ssen. Am Z.Dezember 1851, dem Erinnerungstage an die Kr�nung Napoleons I. und an die Schlacht bei Austerlitz, unternahm er einen Staats-streich, lie� die bedeutendsten seiner Gegner verhasten und �nderte die Ver-fassung in dem Sinne, da� seine Machtbefugnisse wesentlich verst�rkt wurden. Nachdem er sodann �ber die Frage, ob das Kaisertum wiederhergestellt werden sollte, eine allgemeine Volksabstimmung veranstaltet und diese 7 800 000 bejahende gegen 250 000 verneinende Stimmen ergeben hatte, machte er sich Napoleon III. am 2. Dezember 1852 zum Kaiser der Franzosen. Er nannte sich 2" i852mBer als solcher Napoleon III.; dabei rechnete er den Sohn des ersten
Die deutsche Revolution. 1848�1849.
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Nqwleon, den einstigen K�nig von Rom, der nach dem Sturz� seines Vaters bei Kaiser Franz, seinem Gro�vater, in Wien erzogen und als Herzog von Reichstadt fr�hzeitig gestorben war, unter den Beherrschern Frankreichs mit.
Der neue Kaiser verm�hlte sich bald daraus mit der spanischen Gr�fin Eugenie von Montijo.
� 139. Die deutsche M�rzrevolution. Die Nachricht von dem Sturze Louis Philipps machte in Deutschland allenthalben den st�rksten Eindruck und rief eine st�rmische Erregung hervor. �berall wurden Volksversammlungen abgehalten, Volksaufl�ufe fanden statt, den Regierungen wurden Petitionen �berreicht, und nirgends suhlten sich diese stark genug, um der Bewegung Widerstand zu leisten. In den meisten Mittel- und Kleinstaatm wurden die bisherigen Ministerien gest�rzt, und neue, liberale Regierungen, die so-genannten �M�rzMinisterien", traten an ihre Stelle. In M�nchen f�hrte die Bewegung sogar dazu, da� K�nig Ludwig I. die Regierung niederlegte; ihm folgte Maximilian II.
Von der gr��ten Bedeutung aber war es, da� auch in Wien und Berlin Aufst�nde ausbrachen. In Ost erreich war im Jahre 1835 auf Kaiser FranzI. sein schwacher Sohn Ferdinand I. gefolgt; auch unter ihm war F�rst Metternich der leitende Staatsmann �sterreichs geblieben. Da ^ettSchs. entstand in Wien ein Auftuhr, durch den Metternich gest�rzt und zur Flucht ins Ausland gen�tigt wurde. Auch in Berlin erreichte die Erregung der Massen eine solche H�he, da� Friedrich Wilhelm IV. den bisher festgehaltenen Standpunkt aufgab und am 18. M�rz dem Volke durch einen Er-la� eine Verfassung versprach. Diese Nachricht erregte allgemeinen Jubel. Revolution Als aber Truppen den Befehl erhielten, die Volksmengen, die 18i848.r8 das K�nigliche Schlo� umlagerten, zur�ckzudr�ngen und dabei zwei Sch�sse fielen, schlug, obwohl niemand verletzt worden war, die Stimmung um: Agitatoren, teilweise polnischer Herkunst, regten die Massen auf; Barrikaden wurden gebaut, und es entstand ein Stra�enaufstand. Zwar wurden noch an demselben Tage die meisten der Barrikaden von den Truppen ge-nommen; aber der K�nig, der weiteres Blutvergie�en zu verhindern w�nschte,
lie� sich bestimmen, die Truppen zur�ckzuziehen; infolge eines mi�verstandenen Befehls verlie�en sie fogar Berlin.
Allm�hlich wurde die Ruhe in der Hauptstadt wiederhergestellt. Doch konnte das Palais des Prinzen Wilhelm, des Bruders des K�nigs, der als Thronfolger dm Titel eines Prinzen von Preu�en f�hrte, nur dadurch vor der Pl�nderung beh�tet werdm, da� man es als �Nationaleigentum bezeichnete. Der Prinz, der f�r einen Feind der Verfassung galt, ging da-
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Deutsche Geschichte.
maU auf Anordnung des K�nigs einige Wochen nach England. Das preu�ische K�nigtum hatte dadurch, da� es der Revolution nicht entschieden ent-gegengetreten war, �berall an Ansehen verloren. Nicht mehr auf Preu�en setzten he, welche von dieser Bewegung eine Einigung des deutschen Vaterlandes erhofften, ihre Zuversicht; sie schauten nach Frankfurt, wo im Mai des wahres zum ersten Male ein deutsches Parlament zusammentrat.
Nation?^ � 140. Die preu�ischen Verfassungsk�mpfe. Wie es der K�nig ver-Versammlung, sprechen hatte, trat indessen in Berlin eine preu�ische Nationalver-
sammlung zusammen, um gemeinsam mit der Regierung eine Verfassung zu schaffen. In dieser Versammlung aber �berwog die demokratische Partei welche darauf ausging, die Macht des K�nigwms m�glichst zu beschr�nke!, und dem Parlament den ma�gebenden politischen Einflu� zu verschaffen.
eichzeitig kam es in Berlin zu starken Ausschreitungen des Stra�enp�bels welcher unbeliebte Pers�nlichkeiten mit Mi�handlungen bedrohte und in einer Jtacht sogar einen Sturm auf das Zeughaus unternahm, Da fa�te der Konig Ml Herbst 1848 eutscheidende Eutschl�sse, Er lie� Truppen unter dem General von Wrangel in Berlin einr�cken und �ber die Stadt den Be-lagerungszustand verh�ngen; den Sitz der Nationalversammlung aber ver-legte er nach Brandenburg. Als die demokratische Mehrheit sich diesem Be-fehl nicht f�gen wollte und den Versuch machte, in Berlin weiter zu tagen, wurde sie mit Waffengewalt daran verhindert und die Versammlung nun-� h 6fM mei)V ^gel�st. Im Dezember aber verk�ndete der K�nig aus eiaener �erfaiTung.6 ^a$tooIlfomm<mheit eine Verfassung. Diese wurde von den beiden Kammern des preu�ischen Landtages, die auf Grund des K�niglichen Erlasses zusammentraten, revidiert und im Januar 1850 Gesetz. Sie besteht mit einigen �nderungen noch heute und gew�hrt im gro�en und ganzen den preu�ischen Untertanen dieselben Rechte und Freiheiten, die aus der s�chsischen Verfassung vom Jahre 1831 bereits bekannt sind.
$ inneren K�mpfe in �sterreich. Bedeutend schwerere Er-
sch�tternngen als Preu�en erlitt Osterreich; hier traten zu den K�mpfen um eine Verfassung die K�mpfe der einzelnen dem Reiche angeh�renden Nationen um ihre Selbst�ndigkeit hinzu. In Prag und Wien brachen Aufstande aus, die im Laufe des Jahres 1848 mit gro�er Strenge unter-druckt wurden. Im Dezember legte Kaiser Ferdinand die Krone nieder, und Jojeph. folgte sein achtzehnj�hriger Neffe Franz Joseph. Kurz vorher
hatte ein sehr tatkr�ftiger und entschlossener Staatsmann, F�rst Schwarzenberg, die Leitung des Ministeriums �bernommen.
Die deutsche Revolution. 1848�1849.
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Die Niederwerfung des Aufstandes in den italienischen Provinzen Oster-reichs und der Kampf gegen den K�nig KarlAlbertvonS a r d: n: e n,
der den Anfst�ndischm zu Hilfe gekommen war, war dem Feldmarschall Radetzky �bertragen worden. Im Jahre 1849 schlug dieser die Sardinier m der entscheidenden Schlacht bei N o v a r a; darauf legte Karl Albert die Regierung nieder, und sein Sohn und Nachfolger Viktor Emanuel schlo� Frieden.
Minder gl�cklich waren die �sterreichischen Truppen in ihren K�mpfen gegen die Ungarn, welche sich in offener Emp�rung befanden und das Haus AM^der Habsburg vom Throne ausgeschlossen hatten. Franz Joseph sah sich endlich gen�tigt, die Hilfe anzunehmen, welche ihm Zar Nikolaus I. von RuH-land zur Bek�mpfung des Aufstandes anbot. So r�ckte denn eme russische Armee im Sommer 1849 in Ungarn ein, der sich das ungarische Rebellenheer bei Vilagos ergab. Blutige Standgerichte wurden �ber die Anf�hrer der Aufst�ndischen verh�ngt.
In dieser Zeit der inneren Wirren, in welcher der �sterreichische Staat vor der Gefahr des Unterganges gestanden hatte, war die Regierung nicht in der Lage gewesen, in die innere Entwicklung der deutschen Verh�ltnisse einzugreifen. Erst jetzt war Schwarzenberg dazu f�hig; er tat es mit gro�er Energie und in einem den nationalen Bestrebungen und dem pren-�ischen Staate durchaus feindlichen Sinne.
� 142. Das Frankfurter Parlament. Das Parlament, das im Mai
des Jahres 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. zusammengetreten war,
z�hlte viele durch Begabung und Charakter hervorragende, f�r die Macht und Gr��e Deutschlands begeisterte M�nner. Es sah seine Aufgabe darin, Deutschland eine Verfassung zu geben; �ber die Art der Ausf�hrung waren freilich sehr verschiedene Meinungen vertreten. Es gab eine Partei, welche sgarteien-in Deutschland die Republik begr�nden wollte und der Hoffnung lebte, die deutschen F�rsten ohne wesentliche Schwierigkeiten von ihren Thronen st�rzen zu k�nnen. Eine starke Partei im Parlamente gedachte, Deutschland durch Wiederher st ellung des Kaisertums einheitlicher zu-sammenznfassen, als es in den letzten Jahrzehnten der Fall gewesen war.
Da es aber klar war, da�, solange es in Deutschland zwei Gro�m�chte gab,
eine straffere politische Einheit undurchf�hrbar war, so schlug sie vor, s�mt-liche deutsche Staaten mit Ausnahme �sterreichs zu einem Bundesstaate zu-sammenzufassen. Die F�hrung sollte Preu�en �bernehmen und dem K�nig von Preu�en die deutsche Kaiserw�rde �bertragen werden. Dieser engere Bund sollte dann mit Osterreich durch einen weiteren, unl�sbaren
___Deutsche Geschichte.
Bund vereinigt werden. Man nannte diese Partei die Erbkaiser-Partei oder die kleindeutsche Partei. Ihr standen verschiedene Gruppen gegen�ber, die man als die gro� deutsche Partei zusammen-fe un* die unter sich nur insofern einig waren, als sie erstens in dem Ausschlu� �sterreichs eine Verkleinerung Deutschlands sahen, die sie nicht zugeben wollten, und zweitens aus Abneigung gegen Preu�en Gegner eines preu�ischen Kaisertums waren.
geaalt�1 der ersten Ma�nahmen des Parlaments war, da� es eine vor-
l�ufige Zentralgewalt schufi Auf Vorschlag des Pr�sid-nt-n des Parlaments, Heinrich von Gagern, eines ber F�hrer ber Kaiserpartei wurde ^ zum Reichsverweser der wegen seines leutseligen Wesens beliebte �sterreichische Erzherzog Johann erw�hlt. Dieser nahm die Wahl an, kam nach Frankfurt und umgab sich mit einem Reichsministerium. Die Erwartung freilich, die Regierung des Reichsverwesers werde aus die innere und �u�ere deutsche Politik einen wesentlichen Einflu� aus�ben, erf�llte sich nicht; die gr��eren deutschen Staaten waren nicht gewillt, ihre Selbst�ndigkeit . 5 , "eUC Z-ntralgewalt beschr�nken zn lassen. Dies zeigt- sich be-D�nemark, sonders oi dem Kriege, den Preu�en damals mit D�nemark s�hrtc. Zu Beginn des Jahres 1848 hatte n�mlich nach dem Tode Christians VIII dessen Sohn Friedrich VII. den d�nischen Thron bestiegen und kurze Zeit nach seinem Regierungsantritt eine neue Verfassung erlassen, durch welche Schleswig D�nemark einverleibt wurde. Dies hatte zur Folge, da� die Herzogt�mer von D�nemark abfielen, und da� preu�ische Truppen unter dem General von Wrangel ihnen zu Hilfe kamen. Indessen schlo� Preu�en wenige Monate sp�ter mit R�cksicht auf die Haltung Ru�lands und Englands, die sich D�nemarks annahmen, mit dem Gegner einen Waffenstillstand ab und lie� sich in dieser Politik durch den Einspruch des Parlaments nicht st�ren.
In langwierigen, oft st�rmischen Beratungen, die den ganzen Winter hindurch dauerten, beendete nunmehr das Parlament das Verfassungswerk.
Kaiserwahl ^ F** 1849 f�nb bic Abstimmung �ber das k�nftige Oberhaupt statt;
M�rz 1849. geringen Mehrheit von 4 Stimmen wurde das erbliche Kaisertum
beschlossen. Darauf w�rbe mit 290 Stimmen � 248 Mitglieber enthielten lieh ber Wahl � Konig Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser gerollt. Eine Abordnung, an beren Spitze ber bamalige Pr�sident des Parlaments, EduardSimsou, stand, begab sich noch Berlin, beu K�nig um Annahm- ber Wahl zu bitten. Aber dieser l e h u t e ab. Das Parka-ment hott- bei fernen Beratungen auf die geschichtlich begr�ndeten Rechte der deutschen F�rsten sehr wenig R�cksicht genommen; der K�nig dagegen
Die preu�ische Union und der Bertrag von Olm�tz.
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wollte die Kaiserkrone nur aus der Hand der deutschen F�rsten annehmen.
So war der Versuch, Deutschland zu einigen, gescheitert.
Das Parlament l�ste sich nunmehr allm�hlich aus, da die Mehrzahl der Mitglieder ihren Austritt erkl�rten. Der Rest verlegte seine Sitzungen nach Stuttgart, wurde dort aber durch die Regierung unter Anwendung milit�rischer Gewalt zu tagen verhindert. Einen so schmerzlichen Ausgang nahm diese Versammlung, deren Zusammentritt einst mit so begeisterten Hoffnungen begr��t worden war. Leider entstanden jetzt Aufst�ndeder republikanischen Partei in Sachsen, in der Pfalz und in Baden. Aufst�nde. In Dresden kam es 1849 zu dem verh�ngnisvollen Mai ausst�nde, den die geringe Zahl der verf�gbaren Truppen � das s�chsische Heer mit Prinz Albert hatte soeben im Kriege gegen D�nemark ruhmvoll an der Erst�rmung der D�ppler Schanzen teilgenommen � nur mit preu�ischer Hilfe niederwerfen konnte. Auch in der Pfalz und in Baden trat erst Ruhe ein, als Prinz Wilhelm von Preu�en mit preu�ischen Truppen den Aufruhr d�mpfte. Ein gro�er Teil der Aufst�ndischen rettete sich nach der Schweiz.
Preu�en geb�hrte das Verdienst, die gesetzliche Ordnung in Deutschland wiederhergestellt zu haben.
Tic preu�ische Union und der Vertrag von Olm�iz.
� 143. Indessen hatte Friedrich Wilhelm IV., trotzdem er die Kaiserkrone abgelehnt hatte, den Gedanken an eine Reform des Deutschen Bundes nicht aufgegeben. Er plante die Gr�ndung eines Bundesstaates,
einer Union, unter preu�ischer Leitung, die dann mit Osterreich durch ein DK Union enges B�ndnis vereinigt bleiben sollte. Aber nur die kleineren Staaten Deutschlands schloffen sich der Union an; die Hoffnung, da� auch die K�nig-reiche freiwillig beitreten w�rden, erf�llte sich nicht. Unter langwierigen Verhandlungen verging kostbare Zeit.
Indessen erstarkte �sterreich und war wieder s�hig, Preu�en gegen-�ber seine �berlieferte Machtstellung in Deutschland tatkr�ftig zu verteidigen. Es st�tzte sich dabei auf die Hilfe des russischen Kaisers Nikolaus I., der in den preu�ischen Unionspl�nen revolution�re Versuche sah. Die �fter-reichische Regierung legte gegen die Bildung einer Union Verwahrung ein;
zugleich berief fie gegen den Willen Preu�ens den Bundestag, der vor zwei Jahren seine Befugnisse niedergelegt hatte, wieder nach Frankfurt. Als es ferner in Kur Hessen, einem zur Union geh�renden Lande, zu heftigen Streitigkeiten zwischen dem Kurf�rsten und dem gr��ten Teile seiner Unter-taren kam, r�ckten auf Verlangen des crsteren �sterreichische und bayrische
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Deutsche Geschichte.
Truppen von S�den her in das Land ein, w�hrend von Norden her preu�ische Truppen in Kurhessen einmarschierten. Es schien, als m�sse es zum Kampfe kommen. Die preu�ische Armee wurde mobil gemacht; besonders der Prinz von Preu�en hatte daraus gedrungen. Aber der Krieg wurde vermieden; er w�re allerdings, da Preu�en zwei Gro�m�chte zu bek�mpfen gehabt h�tte, ein gro�es Wagnis gewesen. Der K�nig lenkte ein. Mit seiner Genehmigung bat der Ministerpr�sident von Manteussel den F�rsten Schwarzen-d38i85o. berg um eine Unterredung, die zu Ende des Jahres 1850 zu Olm�tz stattfand. Hier gab Preu�en in allen Punkten nach. Es verzichtete aus die Union und versprach, den Bundestag wieder zu beschicken.
Ergebnisse. Es war ein durch die Verh�ltnisse gebotener, aber durch eine schw�chliche Politik verschuldeter und wenig ehrenhafter Vertrag. Der Bundestag trat nun wieder vollz�hlig zusammen; es war wenigstens ein Gl�ck, da� zum preu�ischen Bundestagsgesandten ein Mann von Mut und von starkem Ge-f�hl f�r Preu�ens Ehre ernannt wurde, Otto von Bismarck, der in keinem Falle geneigt war, eine Sch�digung der preu�ischen Interessen durch �sterreichische Ubergriffe zu dulden. In Kurhessen wurde durch die beiden deutschen Gro�m�chte gemeinsam die Ruhe wiederhergestellt.
Besonders schmerzlich s�r alle Patrioten war das Geschick der Schles-wig-Holsteiner. Im Jahre 1849 hatte nach Ablauf des Waffen-stillstandes der Krieg gegen D�nemark wieder begonnen; damals wurde bei Eckernf�rde durch zwei Strandbatterien ein d�nisches Kriegsschiff in die Luft gesprengt, ein anderes zur Ergebung gezwungen. Bald danach aber hatte Preu�en von neuem einen Waffenstillstand und im Jahre 1850 Frieden geschlossen. Nunmehr machten die Herzogt�mer den Versuch, ohne fremde Hilfe ihre Selbst�ndigkeit zu verteidigen; aber ihr Heer erlag bei Jdstedt der feindlichen Ubermacht, und Schleswig wurde von den Feinden besetzt. Nach Abschlu� des Olm�tzer Vertrages wurde unter Mitwirkung �sterreichs und Preu�ens auch in Holstein die d�nische Herrschaft wiederhergestellt.
Im Jahre 1852 kam die vier Jahre fr�her geschaffene deutsche Flotte zur Versteigerung; sie war das einzige gewesen, was noch an die deutsche Zentralgewalt erinnerte. Die Revolutionsjahre waren �ber Deutsch-land dahingegangen, ohne ihm die ersehnte Einheit zu bringen. Nur ein wichtiges Ergebnis hatten sie gehabt: P r e u � e n war ein V e r s a s s u n g s --staat geworden.
Tic Kriege Napoleons III. Ter Ausgang Friedrich Wilhelms IV.
� 144� Die Kriege Napoleons III. W�hrend der Unruhen der letzten Jahre hatte von allen Staaten des europ�ischen Festlandes Ru�land
Die Kriege Napoleons III. Ter Ausgang Friedrich Wilhelms IV.
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unzweifelhaft die machtvollste Stellung innegehabt. Zar Nikolaus f�hlte sich stark genug, um die t�rkischen Eroberungspl�ne wieder ausuehmen zu k�nnen, welche einst Katharina II. gehegt hatte. Da fand er einen Gegner in Napoleon III., der auf jede Weise bestrebt war, Frankreich zu der Stellung einer leitenden Macht zu erheben. Als Nikolaus einen Streit mit der T�rkei begann und, da sich diese seinen Forderungen nicht f�gte, kriegerische Ma�regeln ergriff, nahmen die beiden �Westm�chte" Frankreich und England, denen sich das K�nigreich Sardinien anschlo�, die Partei der T�rkei, und so entstand ein Krieg, der sich vornehm-lich aus der Krim abspielte und daher der Kr im krieg hei�t. Es handelte Krimkrieg
, . r 1853�185t>.
sich besonders um die Festung Sewastopol, die von den Truppen der verb�ndeten M�chte belagert und schlie�lich erst�rmt wurde. W�hrend des Krieges starb im Jahre 1855 Nikolaus; ihm folgte sein Sohn Alex an-der II., welcher sich gen�tigt sah, im n�chsten Jahre den f�r Ru�land un-g�nstigen Frieden von Paris abzuschlie�en.
Wenige Jahre, nachdem er Ru�land gegen�ber diesen gl�cklichen Erfolg davongetragen hatte, wandte sich Napoleon gegen �sterreich, um es aus Italien hinauszudr�ngen. Er stand im Bunde mit K�nig Viktor Emanuel von Sardinien, der, von seinem patriotischen und klugen Minister Eavour unterst�tzt, eine Politik verfolgte, deren Ziel die Gr�ndung eines K�nigreichs Italien unter dem Zepter des Hauses Savoyen war.
Im Jahre 1859 brach der Krieg aus. Bei Magenta und Solferino Neg?s�^ wurden die �sterreicher geschlagen. Da befahl der Prinz von Preu�en, der seit dem Jahre 1858 f�r seinen erkrankten k�niglichen Bruder die Regent-schaft f�hrte, die Mobilmachung der preu�ischen Armee; er war bereit. Osterreich durch einen Angriff auf die franz�sischen Grenzen zu Hilfe zu kommen, forderte aber f�r sich den Oberbefehl �ber die gesamten deutschen Bundestruppen, die am Rhein aufgestellt w�rden. Diese Be-dingung schien jedoch der �sterreichischen Regierung unertr�glich; sie wollte nicht zugeben, da� Preu�en die milit�rische F�hrung der deutschen Mittel-und Kleinstaaten �bern�hme. Lieber n�herte sich Franz Joseph dem Kaiser Napoleon, der auch seinerseits, um einen Krieg mit Preu�en zu vermeiden, zum Frieden geneigt war. Zu Villafranca, einem Orte bei Verona,
kam dieser zustande: Osterreich trat die Lombardei an Napoleon ab, der sie f�r den Preis von Nizza und Savoyen an Viktor Emanuel �berlie�.
Dieser Krieg hatte aber Folgen, die dem franz�sischen Kaiser sehr un- K�nigreich erw�nscht waren. In den kleinen Staaten Oberitaliens, in Toskana und dem gr��ten Teil des Kirchenstaates waren Volksaufst�nde ausgebrochen und die Regierungen gest�rzt worden. Jetzt schl�ssen sich diese Landesteile
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Deutsche Geschichte.
an Sardinien an. Ferner landete der Freischarenf�hrer Giuseppe Garibaldi an der Westecke Siziliens, eroberte diese Insel, setzte dann nach dem Festlande des K�nigreichs Neapel �ber und st�rzte auch hier die 186L bourbonische Regierung. So entstand ein K�nigreich Italien, dessen erster K�nig Viktor Emanuel war; mit Ausnahme von Venetien, das noch zu �sterreich geh�rte, und von Rom, wo noch der Papst herrschte, bildeten die italienischen Landschaften � zum ersten Male wieder seit den Tagen der V�lkerwanderung � einen Einheitsstaat.
� 145. Friedrich Wilhelms IV. Ausgang. Der Grund, weshalb K�nig im- Friedrich Wilhelm IV. die Regierung im Jahre 1858 an seinen Bruder abgeben mu�te, war ein schweres Gehirnleiden gewesen, das ihn 1861 � im Jahre 1857 befallen hatte. Am 2. Januar 1861 starb der K�nig zu Sanssouci.
Unter seiner Regierung hatte Preu�en einige friedliche Erwerbungen gemacht. Im Jahre 1849 hatten die F�rsten von Hohenzollern, die der schw�bischen Linie des Hauses angeh�rten, ihr Land Preu�en �ber-lassen, wogegen ihnen die Stellung preu�ischer Prinzen einger�umt wurde. Einige Jahre sp�ter kaufte der preu�ische Staat von Oldenburg ein St�ck Land am Jadebusen, um dort einen Kriegshafen anzulegen; hier ist sp�ter Wilhelmshaven entstanden. Dagegen verzichtete der K�nig auf das schweizerische F�rstentum Neuenburg (Neuschatel), das einst Friedrich I. erworben hatte, das aber seit den Befreiungskriegen zugleich als Kanton der Eidgenossenschaft angeh�rte.
Z. Das Zeitalter Maiser Wilhelms I. 1861 �1888.
A. Die Gr�ndung des Deutschen Reiches.
Wilhelms I. Anf�nge.
� 146. K�nig Wilhelms I. bisheriges Leben. K�nig Wilhelm i. war am 22. M�rz 1797 geboren. In seinem zehnten Lebensjahre erlebte er den Zusammenbruch Preu�ens; mit der K�nigin Luise, seiner Mutter, mu�te er damals bis Memel fliehen. 1809 kehrte er mit den tiefgebeugten Eltern nach Berlin zur�ck. Im n�chsten Jahre verlor er die geliebte Mutter durch den Tod.
Nach der Schlacht bei Leipzig durfte er sich der Armee der Verb�ndeten anschlie�en. Zum Lohne f�r sein tapferes Verhalten in dem Gefecht von
Wilhelms I. Anf�nge.
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Bar-sur-Aube, am 27. Februar 1814, erhielt er das Eiserne Kreuz und das russische St. Georgskreuz, die einzigen Orden, die er mit ins Grab genommen hat. Nach dem Kriege lebte er, der mit Leib und Seele Soldat war, vornehmlich seinen milit�rischen Pflichten. Im Jchre 1829 verm�hlte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, einer Enkelin Karl Augusts. Am 18. Oktober 1831 schenkte sie ihm einen Sohn, Friedrich Wilhelm; einige Jahre sp�ter wurde ihm eine Tochter geboren, Luise, die sp�tere Gemahlin des Gro�herzogs Friedrich von Baden. Lange Zeit nahm der Prinz die Stellung eines kommandieren-den Generals ein. In der Revolutionszeit richtete sich der Ha� des Volkes besonders gegen ihn; es ist erz�hlt worden, da� er damals einige Zeit in England verweilte. 1849 befehligte er die Truppen, die zur Bew�ltigung des Aufstandes in der Pfalz und in Baden aufgeboten wurden. Nachher lebte er als Milit�rgouverneur von Rheinland und Westfalen zu Koblenz.
Als er den Thron bestieg, war er ein Mann von s�st 64 Jahren,
eine in sich geschlossene Pers�nlichkeit, der die Ehre �ber alles ging,
ein fester Charakter, der keine Furcht kannte, den alle, die ihm n�her standen, wegen der Lauterkeit seines Wesens, seiner tiefinnerlichen Selbst-losigkeit, Bescheidenheit und Fr�mmigkeit auf das h�chste verehrten. Von dem Gef�hl f�r Preu�ens Ehre und Gr��e war er tief durchdrungen. Da� Preu�en �berufen sei, an die Spitze Deutschlands zu treten", war l�ngst ferne innerste Uberzeugung. Am n�chsten hatte ihm von jeher die Armee gestanden. An ihr hatte er Gebrechen bemerkt, die ihm eine Reform als dringend n�tig erscheinen lie�en, und an diese hatte er bereits als Prinz-regent die Hand gelegt.
� 147. Die Heeresreform und der Konflikt. Obwohl in Preu�en ge- Heeresreform, schlich die allgemeine Wehrpflicht galt, konnte sie doch nicht durchgef�hrt werden, da es an Regimentern fehlte, um die j�hrlich wachsende Zahl der Wehrf�higen aufzunehmen. Man hob immer noch ebenso viele Rekruten aus wie im Jahre 1815, n�mlich 40 000, und doch war die Bev�lkerung seit jener Zeit von elf auf achtzehn Millionen gestiegen. Das hatte zur Folge, da� im Falle einer Mobilmachung, wie im Jahre 1859, eine gro�e Zahl verheirateter Landwehrm�nner aufgeboten werden mu�te, w�hrend zahlreiche diensttaugliche junge Leute nicht eingestellt wurden. Der Plan des Prinzregenten war nun, durch Schaffung neuer Regimenter die Feld-armee wesentlich zu verst�rken, um so die j�hrliche Einstellung von 63 000 Rekruten zu erm�glichen. Er hatte die Einzelheiten der Ausf�hrung dieses Planes fo eingehend erwogen, da� er die Armeereform als sein eigenstes
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gescki. II.
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Deutsche Geschichte.
Werk bezeichnen durfte. Sein treuer und erfahrener Genosse aber in ihrer Rvon. Durchf�hrung war Albrecht von Roon, den er zum Kriegsminister er-nannt hatte. Dem Prinzregenten war er l�ngst bekannt als vorz�glicher Offizier und als ein Charakter von unantastbarer Lauterkeit, von unbedingter ritterlicher Ehrenhaftigkeit, von eiserner Willenskrast und zugleich von herz-licher, auftichtiger Fr�mmigkeit, als das Musterbild eines preu�ischen Soldaten.
Als nun der Reformplan im Jahre 1860 dem Abgeordnetenhause vorgelegt wurde, stich er bei der Mehrheit auf Schwierigkeiten. Diese war nur dann zur Bewilligung geneigt, wenn die Regierung auf die dreij�hrige Dienstzeit verzichtete und statt ihrer die zweij�hrige Dienstzeit einf�hrte; darin aber waren der K�nig und Roon auf Grund ihrer milit�rischen Er-fahrung einig, da� die dreij�hrige Dienstzeit unentbehrlich sei. Schlie�lich wurden die Kosten der Reform �einstweilig" bewilligt und auf Grund dessen die neuen Regimenter geschaffen, die Offiziere ernannt und den neuen Truppen-teilen Fahnen verliehen.
Indessen versch�rfte sich der Widerstand gegen die Regierung. Die Der Konflikt, neuentstandene �Fortschrittspartei", welche die Mehrheit des Ab-geordnetenhauses bildete, erhob immer dringender das Verlangen nach der zweij�hrigen Dienstzeit, und als dem gegen�ber die Regierung fest blieb, wurden im Jahre 1862 die Kosten f�r die Heeresvermehrung nicht bewilligt. Nun konnte die Regierung, auch wenn fie gewollt h�tte, die Reform nicht r�ckg�ngig machen, die neuen Regimenter nicht wieder aufl�sen. So entstand der unheilvolle Konflikt zwischen der Regierung und der Volksvertretung.
In dieser schweren Zeit berief der K�nig den Mann an feine Seite, Bismarck, dessen genialer Politik Preu�en und Deutschland ihre jetzige Gr��e ver-danken, Otto von Bismarck. Dieser war am 1. April 1815 zu Sch�nhausen in der Altmark, dem Stammgut seiner Familie, geboren. In Berlin besuchte er das Gymnasium und studierte dann in G�ttingen und Berlin die Rechte. Eine Zeitlang war er im preu�ischen Verwaltungsdienst t�tig, gab aber diese Laufbahn bald auf und widmete sich der Bewirt-schaftung der ihm zugefallenen Familieng�ter; damals wurde er zum Deich-Hauptmann gew�hlt. In der Revolutionszeit tat er sich als geschickter und ' mutiger K�mpfer f�r die Rechte der Monarchie hervor. Er trat darauf dem K�nig Friedrich Wilhelm IV. nahe und wurde von ihm mehrfach als politischer Vertrauensmann verwandt. Im Jahre 1851 wurde er als preu-�ischer Bundestagsgesandter nach Frankfurt gefchickt. Als er dorthin kam, war er davon durchdrungen, da� Preu�en, wenn m�glich, immerdar mit Osterreich zusammengehen m�sse; als er dagegen acht Jahre sp�ter ab-
Der D�nische Krieg. 1864.
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berufen wurde, hatte er sich auf Grund genauer Einsicht in die �sterreichische Politik die Uberzeugung gebildet, da� der eigentliche Gegner Preu�ens Oster-reich und da� die deutsche Frage nur durch Eisen, und Blut zu l�sen sei. Im Jahre 1859 wurde er zum preu�ischen Gesandten in St. Peters-b�rg, im Fr�hjahr 1862 zum Gesandten in Paris ernannt. Am 1862-23. September 1862 �bernahm er das M i n i st e r p r � s i d i u m und das Ministerium des Ausw�rtigen: ein Mann von unvergleichlichem politischen Genie, der mit unersch�pflicher Kunst immer neue Mittel und Wege zur Durchf�hrung seiner gro�en Gedanken fand; ein Mann von ungeheurer Willenskrast, von unbedingter Furchtlosigkeit, freilich auch von gewaltiger Leidenschast; ein Mann von umfassender Bildung, gro�en, nie versagenden Kenntnissen, packender Beredsamkeit; ein Mann endlich von gro�er Tiefe des Gem�ts und starkem Familiensinn; der gr��te Staatsmann des Jahrhunderts und einer der gr��ten deutschen M�nner �berhaupt.
Erst verspottet, dann befehdet,
Vielgeschm�ht in allen Landen,
Hat er dennoch hohen Mutes Aufrecht stets und fest gestanden.
Dann geha�t und dann gef�rchtet,
Dann verehrt, geliebt, bewundert,
Also steht er, eine S�ule,
�berragend das Jahrhundert.
Von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses wurde der neue Minister mit Abneigung, ja mit Ha� empfangen. Versuche zur Verst�ndigung hatten keinen Erfolg; vielmehr wurde das ganze Budget, d.h. der Entwurf des Staatshaushalts, den die Regierung vorlegte, verworfen. Da erkl�rte Bismarck, da� die Regierung ohne Budget regieren m�sse, da die Staats- Budgetlose Maschine nicht stillstehen d�rfe; dies Verfahren wurde von den Gegnern als 3hsieruu0' verfassungswidrig bezeichnet. So wurde der Kampf immer erbitterter; erst als sich in zwei ruhmreichen Kriegen die Berechtigung der Heeresreform er-wiesen hatte, kam die Stunde der Vers�hnung.
Der T�msche Krieg. 1864.
� 148. Vorgeschichte des Krieges. Die Herzogt�mer Schleswig und Holstein hatten unter der wiederhergestellten d�nischen Herrschast viel zu leiden gehabt. Endlich tasteten die D�nen auch von neuem die staatsrechtliche Selbst�ndigkeit Schleswigs an, trotzdem Friedrich VII. im Jahre 1852 den deutschen Gro�m�chten hatte versprechen m�ssen, dieses Land dem d�ni-schen Staate nicht einzuverleiben. Im Jahre 1863 lie� der K�nig, von
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Deutsche Geschichte.
seinem Ministerium gedr�ngt, eine Verfassung ausarbeiten, durch welche die Verlegung Einverleibung Schleswigs angeordnet wurde. Da starb er im Schleswigs November 1863. Zu seinem Nachfolger war von einer Konferenz der Ge-D�nemark sandten der europ�ischen Gro�m�chte, die im Jahre 1852 zu London stattfand, der Prinz Christian von Sonderburg-Gl�cksburg bestimmt worden; er bestieg nun als Christian IX. den Thron und gab der neuen Ver-sassung, wmn auch ungern, seine Unterschrift.
Uber diesen Rechtsbruch entstand in Schleswig-Holstein ungeheure Emp�rung; und als der Erbprinz Friedrich von Augustenburg, trotzdem sein Vater, der Herzog von Augustenburg, im Jahre 1852 gegen eine Geldsumme auf das Erbfolgerecht verzichtet hatte, auf die Regierung in den Herzogt�mern Anspruch erhob, fand er nicht nur dort, sondern in ganz Deutschland jubelnde Zustimmung. Der Bundestag beschlo� die Bundes-exekution, d.h. milit�rische Ma�regeln zur Durchf�hrung der Bundes-beschl�fse, und lie� Holstein durch s�chsische und hannoversche Truppen besetzen. Darauf nahmen die beiden Gro�m�chte die Angelegenheit in die Hand. Bismarck sah den Augenblick gekommen, wo die Herzogt�mer durch einen Krieg f�r Deutschland erworben werden konnten; die �fter-reichische Regierung aber wollte Preu�en in dieser Frage nicht allein handeln lassen und lie� sich, nachdem sie den ersten Schritt getan hatte, durch Bismarcks diplomatische Meisterschaft auf der einmal betretenen Bahn immer weiter f�hren.
� 149. Der Feldzug. Im Februar 1864 �berschritt ein preu�isch-1864. �sterreichisches Heer von 57 OOO Mann die Eider. Den Oberbefehl �ber das ganze Heer f�hrte zun�chst der achtzigj�hrige Generalfeldmarschall von Wrangel; die Preu�en befehligte Prinz Friedrich Karl, der sp�ter an Wrangels Stelle den Oberbefehl �ber die ganze Armee �bernahm, die �sterreicher der Feldmarschalleutnant von Gablenz. Den allgemeinen Kriegsplan hatte General von Moltke ausgearbeitet, dessen Ernennung zum Chef des Generalstabes der Armee eine der ersten Regierungshandlungen des Prinzen von Preu�en gewesen war.
Die D�nen erwarteten die Angreifer in dem Danewerk, einer Reihe von Verschanzungen, die sich zwischen der Stadt Schleswig und der Eider hinzogen. Als aber die Preu�en durch �berschreitung der Schlei sie zu umgehen drohten, verlie�en sie diese Stellung und zogen sich nach der Halbinsel von D�ppel zur�ck, die stark befestigt war. Die deutschen M�chte lie�en darauf den gr��ten Teil von I � t l a n d durch ihre Truppen besetzen.
Der Deutsche Krieg 1866.
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Ferner wurden die Schanzen von D�ppel von dem Prinzen Friedrich Karl einem heftigen Bombardement unterworfen, und nachdem die Laufgr�ben bis auf wenige hundert Schritt an die Stellungen der Feinde herangef�hrt worden waren, auf den 18. April, vormittags 10 Uhr, der Sturm festgesetzt. Binnen 10 Minuten waren von den sechs Sturmkolonnen die sechs ersten Schanzen genommen; darauf wurden auch die �brigen Schanzen erobert und der Feind nach der Insel Alfen gedr�ngt, die nur durch einen schmalen Sund vom Fest-lande getrennt ist. Die Preu�en hatten 1200 Mann an Toten und Ver-mundeten. Wenige Tage sp�ter erschien K�nig Wilhelm beim Heere und hielt auf dem Schlachtfeld �ber seine braven Truppen eine Revue ab.
Zur See hatten die D�nen die Ubermacht, da sie die st�rkere Flotte besa�en. Doch lieferten ihnen bei Arkona preu�ische, bei Helgoland �sterreichische Schiffe gl�ckliche Gefechte. Verhandlungen, die unter Ver-Mittelung der ausw�rtigen Gro�m�chte mit D�nemark stattfanden, scheiterten infolge der Halsstarrigkeit der d�nischen Regierung. Darauf begannen die kriegerischen Unternehmungen von neuem. In der Nacht vom 28. zum 29.Juni wurde die Insel Alsen, das letzte St�ck schleswigschen Landes, 28./^!fguni. das noch von den D�nen besetzt war, erst�rmt und der Feind gezwungen sich einzuschiffen. Jetzt f�rchteten die D�nen, ihre Gegner, die indessen J�tland bis zum Kap Skagen besetzt hatten, w�rden auch nach F�nen hin�bergehen. So begannen sie Friedensunterhandlungen, und diese f�hrten zum Abschlu� des Friedens von Wien. D�nemark trat Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preu�en und �sterreich ab.
Der Deutsche Krieg 1866.
� 150. Vorgeschichte des Krieges. Preu�en und �fter reich �rge verwalteten die Herzogt�mer zun�chst gemeinsam. �ber die Frage aber, �er4og^mcr, welches ihr endg�ltiges Schicksal sein sollte, entstanden zwischen beiden Staaten Meinungsverschiedenheiten, die schlie�lich zum Kriege s�hrten.
Osterreich w�nschte eine Annexion der Herzogt�mer durch Preu�en, bei der es selbst leer ausginge, zu verhindern und war daher geneigt, den Erb-prinzen von Augusten b�rg als Herzog einzusetzen. Die preu�ische Regierung war hierzu nur in dem Falle bereit, da� die Herzogt�mer in ein enges Verh�ltnis zum preu�ischen Staate tr�ten, das insbesondere ihre Truppen der Kriegshoheit des K�nigs von Preu�en unterstellt und der wichtige Kieler Hafen an Preu�en abgetreten w�rde; falls hier ein neuer Staat entstand, fo wollte sie wenigstens verhindern, da� dieser in Gemein-fchaft mit den �brigen Mittelst�dten eine Preu�en feindliche Politik triebe.
Schon im Jahre 1865 wurde infolgedefftn die Spannung fo gro�, da� der
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Ausbruch des Krieges zu bef�rchten war. Doch wurde er durch den Abschlu� �afwn ber Konvention von Gastein verhindert, wo sich K�nig Wilhelm 1865, damals zur Kur aufhielt; hier wurde festgesetzt, da� die Verwaltung Schles-wigs an Preu�en, die Holsteins an Osterreich �bergehen sollte. Das kleine Herzogtum Lauenburg �berlie� �sterreich gegen eine Geldzahlung an Preu�en. Damals wurde Bismarck von seinem dankbaren K�nig in den Grafenstand erhoben.
Bald zeigte sich, da� der Abschlu� der Konvention nur ein Notbehelf gewesen war. �sterreich beg�nstigte nach wie vor den Erbprinzen von Augustenburg und lie� es zu, da� dessen Anh�nger in Holstein eine um-fassende T�tigkeit entfalteten. Dieses Verhalten sah Bismarck als Ver-letzung der abgeschlossenen Vertr�ge an. Er war entschlossen, es nunmehr zum Kriege kommen zu lassen, um nicht nur den Streit um Schleswig-Holstein, sondern zugleich die deutsche Frage mit den Waffen zu Mndnis entscheiden. Zugleich kn�pfte er Verhandlungen mit Italien an, das, stalten, solange �sterreich nicht auf Venetien verzichtet hatte, dessen nat�rlicher Gegner war; diese Verhandlungen f�hrten zum Abschlu� eines Kriegs-b�ndnisses.
Da legte die �sterreichische Regierung den schleswig-holsteinischen Streit dem Bundestage vor. Diesen Schritt erkl�rte die preu�ische Regierung f�r einen Bruch der Gasteiner Konvention, und auf ihren Befehl lie� General von Manteuffel einen Teil seiner Truppen aus Schleswig in Holstein einr�cken, das von den �sterreichern ger�umt wurde. Nunmehr beantragte �sterreich am Bundestage die Mobilmachung der Bundestruppen Ausbruch gegen Preu�en. Am 14. Juni 1866 erfolgte die Abstimmung: 9 Stimmen srteges. waren f�r, 6 gegen den Antrag; da erhob sich der preu�ische Gesandte und
erkl�rte den Deutschen Bund f�r aufgel�st. Der Krieg begann.
deutschen W�hrend Preu�en Italien zum Bundesgenossen hatte, k�mpften die Staaten, deutschen Mittel st aaten s�mtlich auf �sterreichs Seite, auch Baden, dessen Gro�herzog, der Schwiegersohn K�nig Wilhelms, sich seinem Ministerium und der Kammermehrheit f�gen mu�te. Hannover, Kurhessen und Sachsen wurden von preu�ischer Seite aufgefordert, neutral zu bleiben, wiesen dies aber zur�ck. Zu den entschiedensten Gegnern Preu�ens geh�rte der s�chsische Minister Freiherr von B e u st, der die Hoffnung aussprach, Preu�en werde ein neues Jena erleben. Nur Mecklen-b�rg, Braunschweig, Anhalt, Oldenburg und einige kleinere Staaten standen auf preu�ischer Seite.
Armeen �sterreicher stellten den kleineren Teil ihrer Armee, 82 000 Mann,
unter dem Erzherzog Albrecht, dem Sohne des Siegers von Aspern,
Der Deutsche Krieg 1866.
den Italienern entgegen; der gr��ere Teil, mit den dazu sto�enden Sachsen 260 000 Mann, sammelte sich unter dem Oberbefehl des Generalseldzeug-meisters Benedek, der sich bei Solferino ausgezeichnet hatte, in M�hren und B�hmen. Auf preu�ischer Seite konnten zur Bek�mpfung der Hanno-veraner und der s�ddeutschen Truppen nur etwa 50 000 Mann aufgeboten werden. Der bei weitem gr��te Teil der Armee wurde an der �sterreichisch-s�chsischen Grenze versammelt; es waren ebenfalls etwa 260 000 Mann.
Wenn fo die Truppenst�rke bei Preu�en und �sterreichern ungef�hr die gleiche war, fo erwies sich andrerseits bald, da� nicht nur das preu�ische Z�ndnadelgewehr der �sterreichischen Schu�waffe �berlegen war, sondern da� die preu�ischen Truppen auch besser ausgebildet waren und besser gef�hrt wurden als die �sterreicher. Auf preu�ischer Seite wurden drei Armeen gebildet: die Elb arme e, die kleinste, stand unter dem General Her-warth von Bittenseld und war bestimmt, durch Sachsen in B�hmen einzubrechen; die erste Armee, welche drei Armeekorps umfa�te, nahm unter dem Befehl des Prinzen F r i e d r i ch K a r l in der Lausitz Aufstellung;
an die Spitze der zweiten Armee, die sich in der Gegend von Neiffe sammelte und zu der vier Armeekorps geh�rten, trat Kronprinz Friedrich Wilhelm, dessen Generalstabschef der General von Blumenthal war. Die Losung der drei Armeen war: �Getrennt marschieren, vereint schlagen." Der preu�ische Feldzugsplan war das Werk des Generals Hellmuth von mottle. Moltke. Dieser war am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg ge-boren und zuerst in d�nische Dienste, aber schon als Leutnant in die preu�ische Armee eingetreten; die Jahre 1835�1839 verbrachte er in der T�rkei und nahm an der Neubildung des t�rkischen Heeres hervorragenden Anteil; er hat �ber jene Jahre in den �Briefen �ber Zust�nde und Begebenheiten in der T�rkei" berichtet, die ihn ebenso als Geographen wie als Schriftsteller ber�hmt machten. Er war ein Mann von. der �u�ersten Klarheit im Denken, von der gr��ten Ruhe und Entschlossenheit im Handeln, zugleich ein reiner und lauterer Charakter. Er war fast 66 Jahre alt, als er seine Feldherrn-gr��e seinem Volke und der Welt zum ersten Male beweisen durste.
� 151. Die Besetzung Norddeutschlands. Die Elbarmee r�ckte in Sachsen ein. Unter dem Oberbefehle des Kronprinzen Albert stand das wohlger�stete s�chsische Heer in fester Stellung bei Dresden und erwartete �sterreichische Hilfe. Da diese ausblieb, so mu�ten die s�chsischen Truppen den R�ckzug nach B�hmen antreten, um sich dort mit den �sterreichern zu vereinigen. Die Preu�en besetzten Dresden, das K�nig Johann verlassen hatte, Einquartierungen und Durchm�rsche trafen das Land. Unterdessen
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Deutsche Geschichte.
brachen preu�ische Truppen von Holstein und Westfalen aus in H a n n o v e r, von den Rheinlanden aus in Kur Hessen ein. Der Kurf�rst von Hessen wurde auf Wilhelmsh�he bei Kassel gesangen genommen. Der blinde K�nig Georg V. von Hannover zog mit seiner Armee nach S�den ab, um sich mit den Bayern zu vereinigen, traf aber bei Gotha aus preu�ische Truppen. Am 27. Juni griff der preu�ische General F l i e s mit 9000 Mann Langensalza, die 19 000 Mann starke hannoversche Armee bei Langensalza an, wurde aber durch die Ubermacht zur�ckgeworfen. Indessen sammelte sich nunmehr eine so starke preu�ische Truppenmacht im Angesicht der hannoverschen Armee, da� diese keinen anderen Ausweg hatte als die Kapitulation. Der K�nig begab sich nach Wien, die Soldaten wurden entwaffnet und in die Heimat entlassen.
� 152. Der b�hmische Feldzug. Inzwischen waren die Elbarmee -?stenundder und die erste Armee in B�hmen einger�ckt; f�r sie galt es schnell vorzudringen, Elbarmce. um der zweiten Armee, die n�her am Feinde stand, den �bergang �ber die Gebirgsp�sse zu erleichtern. An der Jser trafen sie aus ein �sterreichisches Armeekorps, erzwangen aber durch die Gefechte von Podol und M�nchen-gr�tz den �bergang �ber den Flu� und dr�ngten den Feind nach G i t s ch i n zur�ck. Auch dieser Ort wurde durch ein blutiges Gefecht genommen, in dem besonders die Sachsen schwere Verluste erlitten. Der Feind zog sich nunmehr auf die Hauptarmee zur�ck.
Gefechte-der Die zweite Armee hatte indessen den �bergang �ber die P�sse begonnen.
Armee. Das erste Armeekorps erlitt zwar, als es von Landeshut her die Grenze �berschritt, am 27.Juni bei Trautenau durch Gablenz eine Niederlage und mu�te sich wieder zur�ckziehen; aber am n�chsten Tage wurde Gablenz durch das Gardekorps ebenfalls bei Trautenau angegriffen und zum R�ckzug gen�tigt. Indessen errang das f�nfte Korps, das von dem General von Steinmetz gef�hrt wurde, einen Sieg nach dem andern. Von Glotz herankommend, warf es zuerst am 27. Juni bei Nach od ein feindliches Korps zur�ck, am n�chsten Tage bei Skalitz ein anderes, am 29. Juni bei Schweinfch�del ein drittes. So wurden die �sterreichischen Truppen, die im Kamps gestanden hatten, s�mtlich gen�tigt, sich zum Hauptheer zur�ck-zuziehen.
Benedek war schon jetzt davon �berzeugt, da� der Feldzug einen schlimmen Ausgang nehmen w�rde, und bat seinen Kaiser, Frieden zu schlie�en. Als dieser Vorschlag abgelehnt wurde, beschlo� er, eine ent-scheidende Schlacht zu wagen, und stellte seine Truppen bei K�ttiggr�tz am rechten Elbufer auf. Die �sterreichische Armee stand aus H�hen, denen
Der Deutsche Krieg 1866.
das Tal der Biftritz vorgelagert war; sie nahm eine g�nstige Verteidigung^
stellung ein, die durch Erdwerke und Verhaue noch verst�rkt worden war. Die Schlachtordnung, deren Mittelpunkt die H�he von Chlum bildete, war nach Westen gerichtet, da Benedek zun�chst den Angriff der ersten Armee und der Elbarmee zu erwarten hatte; doch waren zwei Armeekorps mit der Front nach Norden ausgestellt, um dem Kronprinzen entgegenzutreten, falls dieser ebenfalls auf dem Schlachtfelde erschiene. Au�erdem hatte Benedek starke Reserven zur�ckbehalten.
Am Abend des 2.Juli ersuhr Prinz Friedrich Karl, da� der Feind vor K�niggr�tz stehe, und war sosort zum Angriff entschlossen ; er be-nachrichtigte den K�nig, der mit dem Hauptquartier in Gitschin eingetroffen war, und dieser genehmigte unter Moltkes Zustimmung den Entschlu� und lie� sosort in der Nacht dem Kronprinzen den Befehl zugehen, von Norden her in den Kampf einzugreifen. Am n�chsten Morgen stieg K�nig K�niggr�tz Wilhelm zu Pferde, um die Leitung der Schlacht zu �bernehmen; 3' �Uh' um 8 Uhr schritten die Truppen der ersten und der Elbarmee, nur 124 000 Mann, zum Angriff gegen den Feind, der 222 000 Mann z�hlte. Die Schlacht begann mit einem furchtbaren Gesch�tzseuer. Dann stiegen die Preu�en in das Tal der Biftritz herab, �berschritten, im S�den die Elb-armee, bei dem Orte Sadowa die erste Armee, den Flu� und begannen den Angriff auf die H�hen. Hier aber hatten sie unter dem Feuer der Feinde schwer zu leiden. Die furchtbarsten Verluste erlitt die Division des Generals vonFransecky; sie besetzte den Swiepwald und behauptete ihn mit dem gr��ten Heldenmut trotz des Granatseuers und der Angriffe der feindlichen �bermacht. Dennoch war die Lage bedenklich; Prinz Friedrich Karl hatte keine Reserven mehr. Da erschienen, w�hrend im S�den die Elbarmee Boden gewann und den Feind zur�ckdr�ngte, kurze Zeit nach Mittag die Truppen des Kronprinzen, deren Marsch dadurch erschwert worden war,
da� die Wege durch Regenwetter aufgeweicht waren. Der Angriff wurde ihnen dadurch erleichtert, da� die beiden Armeekorps, welche Benedek nord-w�rts aufgestellt hatte, ihre Kr�fte im Kampse um den Swiepwald ersch�pft hatten. Unter dem Schutze des Pulverdampfes erklomm das Gardekorps, unbemerkt vom Feinde, die H�he von Chlum und nahm fie; dadurch wurde die Schlacht entschieden. Zwar lie� Benedek jetzt seine Reserven angreisen,
aber vergeblich. Ein furchtbarer Reiterkampf endete mit der Niederlage der �sterreichischen Kavallerie ; freilich hatte auch die preu�ische Kavallerie schwer gelitten. In eiliger Flucht str�mten die �sterreichischen Truppen nach K�nig-gr�tz. Nur Kronprinz A l b e r t v o n S a ch s e n, der aus dem �u�ersten linken Fl�gel der �sterreicher �nfangs der Elbarmee erfolgreichen Widerstand ge-
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leistet hatte, trat nach schweren Verlusten einen wohlgeordneten Mckzug an und deckte dadurch die fliehende �sterreichische Armee. Der tapfere F�hrer war inmitten feines ersten J�gerbataillons einer der letzten, die das Schlacht-feld verlie�en.
Es war die gr��te Schlacht des Jahrhunderts gewesen. Die Prm�en hatten 9000 Mann, die �sterreicher mit Einschlu� der Gefangenen �ber 40 000 Mann verloren. Der Feldzug, der die Entscheidung brachte, hatte nicht mehr als sieben Tage gedauert. Benedek zog sich zun�chst auf Olm�tz, dann auf einem Umwege �ber die Kleinen Karpathen und Pre�burg in der Richtung auf Wien zur�ck. Unterdessen r�ckten die preu�ischen Truppen ebenfalls auf die �sterreichische Hauptstadt los. Schon erblickten die Vor-posten aus der Ferne den Stephansturm, als am 22.Juli ein Waffen-stillstand abgeschlossen wurde. Das letzte Gefecht des Feldzuges wurde sBiumetmit. bei Blumenau, unweit Pre�burg, geliefert; es wurde auf die Nachricht von der Waffenruhe abgebrochen.
Kaiser Franz Joseph hatte sich sofort nach der Schlacht bei K�nig-gr�tz an Napoleon III. mit der Bitte um Vermittelung gewandt und V e n e t i e n an ihn abgetreten; seine Hoffnung war, da� Italien, wenn es aus Napoleons Hand diese Provinz empfinge, vom Kriege zur�cktreten und vielleicht Napoleon selbst auf �sterreichs Seite treten w�rde. Die Italiener hatten bisher ungl�cklich gefochten. Zuerst war ihr Landheer von dem Erz-euj2iffa.unb herzog Albrecht bei Custoza in der Gegend von Verona geschlagen worden; dann erlitt ihre Flotte eine Niederlage bei der Insel Lissa. Aber dagegen emp�rte sich das Ehrgef�hl des italienischen Volkes, sich Venetien, wie 1859 bie Lombardei, von Napoleon schenken zu lassen; die italienischen Truppen r�ckten vielmehr in Venetien ein und besetzten den gr��ten Teil der Provinz, von den �sterreichern kaum gehindert, da diese alle verf�gbaren Truppen nach dem n�rdlichen Kriegsschaupl�tze sandten. Indessen nahm K�nig Wilhelm zwar die Vermittelung Napoleons an, setzte aber die kriegerischen Unter-nehmungen fort, bis es zu dem bereits erw�hnten Waffenstillstand und wenige Tage darauf zum Abschlu� des Pr�liminarfriedens von Nikolsburg kam.
Friede. Am 23.August wurde der endg�ltige Friede zu Prag unterzeichnet.
Bismarck hatte es bereits auf dem Schlachtfelde von K�niggr�tz ans-gesprochen, da� es nunmehr gelte, die alte Freundschaft mit Ofterreich wieder-herzustellen. Um die �sterreicher nicht zu erbittern, wurden ihnen sehr milde Friedensbedingungen auferlegt. Zwar mu�te �sterreich die Aufl�sung des Deutschen Bundes und die Neugr�ndung eines Norddeutschen Bundes, an dessen Spitze Preu�en trat, anerkennen; auch gab es seine Zu-stimmung dazu, da� sich Preu�en durch Annexion von Schleswig-Holstein
Der Deutsche Krieg 1866.
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und anderen Gebieten stark vergr��erte. Aber von Venetien abgesehen,
das an Italien fiel, niurde ihm keine Landabtretung zugemutet, und an Kriegs kosten hatte es nur 20 Millionen Taler zu bezahlen.
� 153. Der Mainfeldzug. W�hrend in B�hmen die Entscheidung fiel, hatte ein anderes preu�isches Heer, befehligt von dem General Vogel von Falckenstein, gegen die s�ddeutschen Staaten zu k�mpfen. Zwar hatte er kaum 50 000, die Gegner 80 000 Mann; aber dieses Mi�verh�ltnis niurde durch die bessere Bewaffnung und Ausbildung der Preu�en und die Uneinigkeit der Feinde ausgeglichen. Vogel von Falckenstein wandte sich zu-n�chst gegen die Bayern, marschierte durch das Rh�ngebirge und schlug sie in den Gefechten bei Kissingen und Hammelburg. Da der Kissingen. General jetzt den Befehl erhielt, m�glichst viel Land n�rdlich des Mains zu besetzen, gab er die Verfolgung der Bayern auf und zog nach Westen aus Frankfurt los, von wo unterdessen der Bundestag seinen Sitz nach Augsburg verlegt hatte; unterwegs siegte General von G�ben bei Aschaffenburg �ber hessische und �sterreichische Truppen. Eben hatte Vogel von Falckenstein Frankfurt besetzt, als er abberufen wurde; an Frankfurt, seiner Stelle �bernahm General von Manteuffel den Oberbefehl. Manteuffel f�hrte die Truppen durch den Odenwald in s�d�stlicher Richtung,
siegte in mehreren Gefechten an der T c� u b e r, drang dann bis nach W�rz- W�rzburg. b�rg vor und zwang die Gegner, auf das rechte Mainufer hin�berzugehen. In diesem Augenblicke trat auch hier Waffenruhe ein.
Auch den s�dlichen Staaten gegen�ber beobachteten K�nig Wilhelm und Bismarck M��igung. Nur geringe Gebietsabtretungen wurden von Bayern und Hessen gefordert. Dazu traten Kriegsentsch�digungen, welche alle vier s�ddeutschen Staaten zu leisten Hattert; auch mu�te die hessische Provinz Oberhessen in den Norddeutschen Bund eintreten.
Ganz S�ddeutschland in den neuen Bund aufzunehmen und so schon jetzt ein einiges Reich aufzurichten, das von den Alpen bis zum Belt gereicht h�tte,
war aus R�ckficht auf Frankreich nicht m�glich, mit dem Bismarck f�r jetzt einen Krieg vermeiden wollte.
Eine Forderung dagegen, die Napoleon jetzt durch seinen Ge-Franz�sische sandten Benedetti erheben lie�, lehnte er ab. In Frankreich war die �ber- Menmgen raschung �ber die schnellen Siege der Preu�en sehr gro� gewesen; die Fran-zosen empfanden die Schlacht von K�niggr�tz fast wie eine eigene Niederlage und forderten, wenn Preu�en sich vergr��erte, auch f�r sich einen Gebietszuwachs (�Revanche pour Sadowa"). Als aber jetzt Napoleon durch seinen Gesandten Benedetti Entsch�digungsanspr�che erhob, und aus die
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Rheinpfalz und Rheinhessen hindeutete, wurde er von Bismarck rundweg ab-gewiesen. Zugleich enth�llte er die franz�sischen Anspr�che den s�ddeutschen
Regierungen; und diese, welche vorher um Napoleons Beistand gebeten hatten, jetzt aber erkannten, wo ihr wahrer Freund zu suchen sei, schl�ssen Ig&iS? mit Preu�en geheime Schutz -und Trutzb�ndnisse ab, wonach im S�ddeutschen* Kriegsfall ihre Truppen unter den Oberbefehl des K�nigs von Preu�en Staaten, treten sollten. So umschlo� bereits jetzt ein enges Band die nord- und s�d-deutschen Staaten. Im n�chsten Jahre wurden die B�ndnisse auch ver-�ffentlicht.
� 154. Die Annexionen und der Norddeutsche Bund. H�rter als die s�ddeutschen Staaten wurden die Gegner Preu�ens in Norddeutschland be-handelt. Sachsen wurde zwar aus R�cksicht auf Osterreich, das f�r diesen treuen Waffengef�hrten mit aller Entschiedenheit eintrat, in seinem bis-herigen Besitzstande belassen; dagegen wurden nicht nur die Elb herzog-Annexionen, t�mer, sondern auch Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurt dem preu�ischen Staat einverleibt. Dieser wuchs von ungef�hr 280 000 auf 352 000 qkm; drei neue Provinzen traten zu den bisherigen hinzu, und die beiden Teile, in die Preu�en bisher zerfallen war, wuchsen nun zu einer Einheit zusammen.
Konflikt? Gro� waren die Erfolge dieses Krieges; die Heeresreform' K�nig Wilhelms hatte sich auf das gl�nzendste bew�hrt. Die Folge davon war ein Umschwung in der Stimmung des preu�ischen Volkes. Den Verfaffungs-streit w�nschte es, wie die Wahlen bewiesm, in seiner Mehrheit nicht er-neuert zu sehen; und da auch die Regierung sich ma�voll und entgegen-kommend erwies, so wurde der Konflikt beigelegt. Der K�nig hatte wieder Frieden mit seinem Volke.
Dem Norddeutschen Bunde aber traten folgende Staaten bei: Norddmtsche K�nigreiche Preu�en und -Sachsen, die Groffherzogt�mer M e ck -Bund. lenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar, die Herzogt�mer Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, die F�rstent�mer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Reu� j�ngere und �ltereLinie,die freien St�dte Hamburg, Bremen und L�beck, dazu die Provinz Ob er Hessen.
vnfasstlng. Der neue Bund unterschied sich durch zwei Dinge wesentlich von dem alten Deutschen Bunde: einmal dadurch, da� er eine geschlossene Einheit bildete, ein Bundesstaat und kein Staatenbund war; zweitens dadurch,
Der Deutsche Krieg 1866.
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da� der Vertretung der verb�ndeten Regierungen, dem Bundesrat, eine Volksvertretung, ein Reichstag, zur Seite trat. Die innere Einheit des Bundes beruhte daraus, da� ihm nur eine einzige Gro�macht angeh�rte,
der ein ma�gebender Einflu� einger�umt war. Der K�nig von Preu�en vertrat den Bund nach au�en, hatte das Recht, Krieg und Frieden abzuschlie�en, und f�hrte den Oberbefehl �ber das Bundesheer, das nach preu�ischem Muster und nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehr-pflicht organisiert wurde, und �ber die neue Bundesmarine, welche die schwarz-wei�-rote Flagge f�hrte. Er ernannte auch den Bundes-k a n z l e r, der an die Spitze der Bundesverwaltung trat; Bundeskanzler wurde Graf Bismarck. Der Reichstag kam aus Grund desselben allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts zustande, das einst vom Frank-furter Parlament beschlossen worden war.
Der Zollverein wurde wieder erneuert. Er umfa�te au�er dem Norddeutschen Bunde die s�ddeutschen Staaten und Luxemburg. Zur Be-ratung der Zollfragen trat in Berlin ein Zollparlament zusammen, pav^nt das aus den Mitgliedern des norddeutschen Reichstages und s�ddeutschen Abgeordneten bestand.
� 155. Sachsen im Norddeutschen Bunde. �Mit derselben Treue, mit welcher ich zum alten Bunde gestanden, werde ich zur neuen Ver-bindung halten", mit diesem Gel�bnis trat K�nig Johann in den Nord-deutschen Bund ein und gab damit seinem Sachsenvolke endlich die poli-tische Ruhe und Sicherheit, die ihm seit dem Beginne der Gegnerschaft zwischen Preu�en und Osterreich gefehlt hatten. Sachsen bildete mit seinen 21/2 Millionen Bewohnern und seinem hohen Wohlstande ein wichtiges Glied des Bundes. Es war w�hrend der letzten Jahrzehnte auf dem Wege der inneren Vervollkommnung r�stig weiter gegangen;
es war in die Reihe der konstitutionellen Monarchien ein-getreten, und seine F�rsten bauten aus, wozu die Verfassung den Grund gelegt hatte. Die St�dte erfreuten sich einer geregelten Verwaltung, dem Bauernstande war endlich die Befreiung von allen dr�ckenden Lasten zuteil geworden, Rechtspflege und Steuerwefen waren vereinfacht und f�r die Volksschule war ein neues Gesetz geschaffen worden. Das hatte sich alles ereignet, als K�nig Friedrich August II. die Geschicke Fried-Sachsens lenkte. 1836-1854."
Unter seiner Regierung wurde auch 1837 die s�chsisch-b�hmische Dampfschiffahrt begr�ndet und 1839 die Eisenbahn von Leipzig nach Dresden,
die erste des Landes, er�ffnet. Aber er starb bereits 1854: aus einer Tiroler Reise verungl�ckte er t�dlich bei Brennbichl im obern Jnntale
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durch einen Sturz aus dem Wagen. Nunmehr �bernahm sein Bruder Johann die Regierung und damit die Vollendung der Reformen. Er war ein Herrscher, der sich nicht nur durch sein weises Regiment, sondern auch durch seine gelehrte Bildung ber�hmt gemacht hat, von ihm stammt eine ausgezeichnete �bersetzung der �G�ttlichen Kom�die" des gro�en italienischen Dichters Dante.
Bald sprachen in Sachsen K�nigliche Gerichte (Bezirksgerichte und Gerichts�mter) Recht, w�hrend diese T�tigkeit vorher St�dte, Standes-Herrn und Rittergutsbesitzer ausge�bt hatten (Patrimonialgerichte). Durch das Gewerbegesetz von 1861 wurde endlich der mittelalterliche Jnnungs-zwang aufgehoben und der Betrieb eines Gewerbes jedermann gestattet (Gewerbefreiheit). Das Eisenbahnnetz wurde erweitert, der elektrische Telegraph trat als neues Verkehrsmittel auf, die Elbschiffahrt wurde durch Aufhebung der Z�lle und Einrichtung der Kettenschleppschiffahrt bedeutend gehoben. Den Schulen des Landes, vor allem der Universit�t, widmete der K�nig die gr��te F�rsorge und besuchte sie oft. Besonders charakteristisch f�r diese Zeit ist jedoch der ungeahnte Aufschwung der s�ch-fischen Fabrikindustrie. Hatte es 1822 im Lande nur zwei Dampfmaschinen zum Betriebe von Fabriken gegeben, so gab es deren im Jahre 1856 bereits 550 mit �ber 7000 Pferdekr�ften. Da wuchs der Wohlstand, auch der �rmere Mann konnte ans Sparen denken, die neugegr�ndete Altersrentenbank und viele Sparkassen dienten diesem Zwecke.
Der Deutsch-Franz�sische Krieg. 1870�1871.
� 156. Vorgeschichte des Krieges. Preu�ens gro�e Erfolge im Kampfe gegen �sterreich verletzten Napoleon III. aufs tiefste, besonders da seine kriegerischen Unternehmungen nicht den erhofften Erfolg gehabt hatten. Er hatte durch den Krieg mit Osterreich im Jahre 1859 ein Ubergewicht Frankreichs nicht begr�nden k�nnen, vielmehr einen neuen m�chtigen Nach-bar, ein gednigtes Italien, erhalten; auch sein Feldzug in Mexiko war � kl�glich gescheitert und kostete den Bruder des �sterreichischen Kaisers, den ritterlichen Erzherzog Maximilian, den er zur Annahme der mexi-konischen Kaiserkrone �berredet hatte, das Leben. Napoleon mu�te unter diesen Verh�ltnissen eine Ersch�tterung seines Thrones und eine Gef�hrdung feiner Dynastie f�rchten, wenn es ihm nicht gelang, die verletzte Eitelkeit der Franzosen durch eine Gebietserweiterung zu befriedigen. Nachdem seine Forderung einer Gebietsentsch�digung im Jvhre 1866 von Bismarck zur�ck-^burgisch^' gewiesen worden war, versuchte er 1867 das Gro�herzogtum Luxem-b�rg zu erwerben, das damals in Personalunion mit dem K�nigreich der
K�nig Johann 1851 � 1873.
Reformen.
Der Deutsch-Franz�sische Krieg. 1870�1871.
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Niederlande stand. Der K�nig der Niederlande war bereit, das Land an Frankreich zu verkaufen. Nun war aber Luxemburg zur Zeit des Deutschen Bundes Bundesfestung gewesen, und es stand dort auch jetzt noch eine preu-�ische Besatzung. So drohte bereits ein Zusammensto�. Doch kam es durch die Vermittelung der europ�ischen M�chte zu einem Vergleich: Frankreich verzichtete auf dm Kauf des Landes, Preu�en aber zog seine Besatzung zur�ck.
Indessen best�rkte sich in Napoleon die �berzeugung von der Unver- Ngsvor-meidlichkeit eines Krieges mit Preu�en. Er war aus Vermehrung seiner 6erettim8�t. Armee bedacht, die freilich nur in sehr unvollkommener Weise gelang, und f�hrte ein neues, weittragendes Jnfanteriegewehr, das Chassepot-Gewehr,
ein. Er sah sich serner nach B�ndnissen um. Mit Osterreich, wo jetzt Beust, der fr�here s�chsische Minister, als Reichskanzler die Regierung leitete, und mit Italien, dessen K�nig Viktor Emanuel sich Napoleon pers�nlich verpflichtet s�hlte, kn�pfte er Unterhandlungen an, die zwar nicht zu einem geschriebenen B�ndnis, aber zu bestimmten milit�rischen Verabredungen f�hrten.
Es kam nun darauf an, den Anla� zu einem Kriege zu ftnden, und dieser schien sich aus der spanischen Thronfolgefrag.e zu ergeben.
Im Jahre 1868 war die spanische K�nigin Jsabella durch eine Revolution vonSpanten. gest�rzt worden; um den inneren Wirren ein Ende zu machen, bot die spanische Regierung die Krone dem Prinzen Leopold von Hohen-zollern an. Dieser war der �lteste Sohn des F�rsten von Hohenzollern;
sein Bruder Karl war im Jahre 1866 zum F�rsten von Rum�nien gew�hlt worden, hatte die Wahl angenommen und in dem verwahrlosten Lande eine segensreiche Wirksamkeit" begonnen. Prinz Leopold hatte die Rechte eines preu�ischen Prinzen, war aber mit dem preu�ischen K�nigshause nicht n�her verwandt; dagegen stand er zu Napoleon in verwandtschaftlichen Beziehungen, war �brigens katholisch. L�ngere Zeit z�gerte der Prinz, obwohl ihm sein Vater und auch Bismarck rieten, die Krone anzunehmen; im Juni 1870 erst erkl�rte er seine Bereitwilligkeit sie anzunehmen und teilte diesen Entschlu� dem K�nig Wilhelm mit, der ihm seine Genehmigung nicht versagte.
Kaum aber wurde diese Angelegenheit bekannt, als in Frankreich eine von der Regierung gesch�rte ungeheure Entr�stung dar�ber ausbrach, da� �eine fremde Macht einen ihrer Prinzen auf den Thron Karls V. zu setzen beabsichtige". Auf Anweisung des Ministers des Ausw�rtigen, des Herzogs von Gramoni, begab sich der franz�sische Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, nach Ems, wo K�nig Wilhelm zur Kur weilte, und stellte an Benedet�s ihn das Ansinnen, er m�ge dem Prinzen befehlen zur�ckzutreten. Der K�nig Forderung.
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lehnte es ab, in diesem Sinne auf ihn einzuwirken; da kam die Nachricht von dem Prinzen Leopold selbst, da� er aus die spanische Krone Verzicht leiste, um nicht einen Krieg heraufzubeschw�ren. Der Anla� zum Streit schien beseitigt.
Aber die franz�sische Regierung war mit dem diplomatischen Erfolge, den sie errungen hatte, nicht zufrieden, sondern stellte nunmehr eine neue Forderung. Grarnont wagte es, dem norddeutschen Botschafter in Paris nahezulegen, K�nig Wilhelm m�ge an den Kaiser Napoleon einen Brief Zweite18 schreiben, welcher eine Entschuldigung enthielte. Zugleich wies er Benedetti Forderung, an, von dem K�nig die Erkl�rung zu verlangen, da� er auch in Zukunft eine Bewerbung des Prinzen um den spanischen Thron nicht dulden w�rde. Als der Botschafter diese Forderung dem K�nig am Morgen des 13. Juli auf der Emser Brunnenpromenade vortrug, lehnte dieser weitere Zugest�ndnisse ab. Er beschlo�, Benedetti nicht wieder zu empsangen, und lie� ihm durch den Adjutanten mitteilen, da� er ihm nichts weiter zu sagen habe. Zugleich lie� er den Bundeskanzler Grafen Bismarck von dem Vorgefallenen telegraphisch benachrichtigen, welcher die Depesche in verk�rzter Form sofort ver�ffentlichte. Indessen war die nationale Erregung im deutschen Volke aus das h�chste gestiegen ; �berall empsand man das Verhalten der franz�sischen Regierung und des franz�sischen Volkes als eine dem ganzen deutschen Volke zugef�gte Be-leidigung, und die vor drei�ig Jahren gedichtete �Wacht am Rhein" ward jetzt zum nationalen, mit Begeisterung gesungenen Liede. Arn 15. Juli reiste der K�nig, von dem Jubel derBev�lkerung begr��t, nach Berlin. Am Abend desselben Tages ordnete er auf die Nachricht von den kriegerischen Er-kl�rungen der franz�sischen Regierung und dem st�rmischen Beifall, den sie uiKutig *n ^er Kammer gefunden hatten, die Mobilmachung an. Am 19. Juli trat der Reichstag des Norddeutschen Bundes zusammen. �Hat Deutsch-land", so hie� es in der vom K�nig verlesenen Thronrede, �Vergewaltigungen seines Reiches und seiner Ehre in fr�heren Jahrhunderten schweigend er-tragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wu�te, wie stark es war. Wir werden nach dem Beispiel unserer V�ter f�r unsere Freiheit und f�r unser Recht gegen die Gewalttat fremder Eroberer k�mpfen, und in diesem Kampfe wird Gott mit uns fein, wie er mit unseren V�tern war." Dem versammelten Reichstage teilte der Bundeskanzler mit, da� eben Kriegs- die franz�sische Kriegserkl�rung eingelaufen fei. Die Geldforderungen i? Ju?i? der Regierung wurden sofort bewilligt.
Am 19. Juli, dem Todestage seiner verewigten Mutter, der K�nigin Luise, erneuerte K�nig Wilhelm f�r die Dauer dieses Krieges den Orden des Eisernen Kreuzes. Gleichzeitig befahlen die s�ddeutschen
Der Deutsch-Franz�sische Krieg. 1870 � 1871.
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F�rsten bie Mobilmachung ihrer Truppen und unterstellten sie, den Ver-tr�gen getreu, dem Oberbefehl des K�nigs von Preu�en. Nun hie� es: Allbeutschlcmb in Frankreich hinein!
�157. Der Aufmarsch der Armeen. Die franz�sische Feld-armee betrug etwa 350000 Mann. Sie war dadurch innerlich von ben deutschen Truppen verschieden, da� in Frankreich der Grundsatz der Stell-Vertretung, also nicht bie allgemeine Wehrpflicht galt; bie Besitzenben pflegten sich loszukaufen unb hielten sich von ber Armee fern. Mit gro�er Schnellig-keit w�rben bie Truppen nach ber Grenze gesanbt unb waren dort ver-sammelt, ehe die deutschen Heere herangekommen waren; aber obwohl der Kriegsminister Leboeuf in der Kammer auf die Frage nach der Kriegsbereit-sch�ft geantwortet hatte: �Nous sommes archipr�ts", herrschte die gr��te Unordnung, die Verpflegung war ungen�gend, so da� die Mannschaften teilweise Hunger litten, und die Ausr�stung war keineswegs vollendet. Die franz�sische Armee wurde von bem Kaiser Napoleon selbst besehligt, ob-wohl er krank war; in Paris f�hrte inbessen bie Kaiserin Eugenie bie Regentschast. Die franz�sische Kriegsleitung hatte ben Plan gehabt, schnell mSISl �ber ben Rhein in bie Mainlanbe einzudringen; wenn man hier einige Erfolge erzielt h�tte, hoffte man, da� �sterreich und Italien ebenfalls den Krieg erkl�ren, da� die s�ddeutschen Staaten sich Frankreich anschlie�en, ja,
da� in den 1866 annektierten norddeutschen Gebieten Volkserhebungen ein-treten w�rden. Die Ausf�hrung scheiterte, abgesehen von der Vertragstreue ber S�ddeutschen, schon daran, da� die sranz�sische Armee nicht fertig ausger�stet war. Da� sich aber auch sp�ter �sterreich und Italien am Kriege nicht beteiligt haben, verdanken wir in erster Linie der Schnelligkeit unsrer Siege, in zweiter dem Umstand, da� Ru�land eine Deutschland wohlwollende Haltung einnahm.
Die deutschen Feldtruppen betrugen rund 500000 Mann; �l|trb^tJ1?e" im ganzen haben im Lause des Krieges 1 100 000 Mann die franz�sische Grenze �berschritten. Das preu�ische Z�ndnadelgemehr trug nicht so weit wie der sranz�sische Chassepot. Dagegen hat sich unsere Artillerie als be-deutend besser denn die feindliche erwiesen; auch die franz�sischen Mitrail-leusen haben die gro�en Hoffnungen, die man auf sie setzte, nicht erf�llt. Die Hauptsache war, da� unser Heer das Volk in Massen darstellte,
das s�r sein Vaterland focht, und da� es von einem besseren und ernsteren Geiste erf�llt war als die Mehrheit der franz�sischen Truppen; sodann da� unser Offizierkorps an allgemein wissenschaftlicher wie milit�rischer Durchbildung das franz�sische weit �berragte; endlich da� die meisten unserer
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 12
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Heerf�hrer denen der feindlichen Truppen �berlegen waren, insbesondere da� dem K�nige Wilhelm ein so genialer Stratege wie M o l t k e zur Seite stand.
Wie im Kriege von 1866, wurden drei Armeen gebildet. Die kleinste, die erste Armee, stand unter dem Befehl des �L�wen von Nachod", des Generals von Steinmetz; sie versammelte sich in den Moselgegenden. Die zweite Armee wurde gefuhrt von dem Sieger von D�ppel, dem Prinzen Friedrich Karl; sie nahm in den Landschaften an der Nahe Stellung. Ihr wurde das zw�lfte, s�chsische Armeekorps zugeteilt, das sich Anfang August unter F�hrung des kriegst�chtigen Kronprinzen Albert bei Mainz sammelte. Die dritte Armee, die au�er drei preu�ischen Armeekorps die Bayern, W�rttemberger und Badenser umfa�te und sich im Rheintal zusammenfand, wurde dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm unterstellt, der durch sein ritterliches, leutseliges Wesen wie durch seine m�nnliche Sch�nheit schnell aller Herzen, f�r sich gewann; er w�hlte sich zum Generalstabsches wieder den General von Blumenthal.
� 158. Wei�enbnrg, W�rth und Spichern. Die ersten kriegerischen Saarbr�cken. Ereignisse spielten sich bei Saarbr�cken ab, wo drei Schwadronen Ulanen und ein Jnfanteriebataillon lagen. Am 2. August r�ckte ein ganzes franz�-fisches Armeekorps gegen die Stadt heran und zwang schlie�lich die schwachen preu�ischen Truppen, sie zu r�umen. Napoleon war mit seinem Sohne selbst anwesend und sandte �ber den angeblichen Sieg und das tapfere Verhalten des Prinzen prahlerische Berichte nach Paris. Doch wagten die Franzofen nicht die Saar zu �berschreiten, sondern r�umten den Ort bald wieder.
Die deutsche Armee, welche zuerst die Grenze �berschritt, war die des Kronprinzen. Am 4. August griffen ihre Vortruppen, Bayern und Preu�en, Wei�enburg die Stadt Wei�enbura und den dahinter sich erhebenden Gaisberg an, die der General AbelDouaymit �ber 6000Mann besetzt hielt. Der tapfere General hatte den verlorenen Posten nicht r�umen wollen, aber obwohl seine Truppen, unter denen sich auch algerische Turkos befanden, unterst�tzt durch das zur Verteidigung g�nstige Gel�nde, hartn�ckigen Wider-stand leisteten, wurde zuerst die Stadt genommen und darauf auch der Gais-berg, wenn auch unter starken Verlusten, erst�rmt. General Douay fiel, seine Division wurde zersprengt.
Als nun die kronprinzliche Armee in s�dwestlicher Richtung weiter W�rth marschierte, trafen ihre Vortruppen am 6. August bei W�rth auf den 6..lugust. gj�ac Mahon, der dort mit 50000 Mann stand. Obwohl sie in
der Minderheit waren und der Feind auf einem nach Osten abfallenden Plateau eine sehr starke Stellung inne hatte, begannen sie sofort den Angriff.
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Erst allm�hlich verst�rkten sich die Deutschen durch Zuzug neuer Truppen. Die feindlichen Stellungen wurden nunmehr genommen. Vergeblich opferte sich die franz�sische Kavallerie; nachdem das Dorf Fr�schweiler erst�rmt worden war, ergriffen die Feinde �berall die Flucht. Der Sieg hatte die Deutschen gro�e Opfer gekostet, �ber 10 000 Mann an Toten und Ver-wundeten. Aber die Armee Mac Mahons war aufgel�st; sie zog sich in s�d-westlicher Richtung zur�ck und wurde dann nach dem Lager von Chalons gef�hrt, wo der Marschall ein neues Heer bildete.
An demselben 6. August waren Truppen der ersten und zweiten Armee 6E�Q' in der Gegend von Saarbr�cken auf das dort stehende franz�sische Armeekorps gesto�en und hatten es angegriffen, obwohl die Feinde ihnen an Zahl �berlegen waren und ihre Stellung auf den steilen H�hen von Spichern au�erordentlich g�nstig war. Mit gr��ter Tapferkeit gingen die Preu�en vor; die Anh�hen wurden trotz der gro�en Verluste erst�rmt und Kanonen hinaufgeschafft; schlie�lich mu�ten die Franzosen auf allen Punkten weichen.
� 159. Tie Schlachten um Metz. Das siegreiche Vordringen der Deutschen hatte zur Folge, da� sich die Feinde aus die starke Festung Metz zur�ckzogen. Zugleich trat der Kaiser den Oberbefehl �ber die hier ver-sammelten Truppen an den Marschall Bazaine ab. Von den deutschen Armeen zogen die erste und zweite auf Metz los; die dritte nahm ihren Weg �ber den Wasgau nach Nancy.
Bazaine hatte mehrere Tage geschwankt, ob er den Angriff des Feindes bei Metz erwarten oder sich auf Verdun zur�ckziehen sollte. Eben hatte er sich f�r das letztere entschieden und die Fortsetzung des R�ckzuges angeordnet,
als am 14. August die Vorhut der ersten Armee bei den �stlich von Metz gelegenen D�rfern Colombey und Nouilly die franz�sischen Stellungen angriff. Nach hartn�ckigem Widerstand zogen sich am Abend die Franzosen u-2ai0Uft-unter den Schutz der Metzer Forts zur�ck. Die Bedeutung der Schlacht be-stand darin, da� der Abmarsch Bazaines verz�gert worden war. Am n�chsten Tage bereits �berschritten Truppen der zweiten Armee s�dlich von Metz die Mosel; die deutsche Kriegsleitung hatte den gro�en Plan gefa�t, dem Feinde die Abzugsstra�en zu verlegen.
Am Morgen des 16. August erschien das dritte, brandenburgische Korps bei dem Dorfe Vionville westlich von Metz, �berraschte die dort stehenden ^"rg^iaT franz�sischen Truppen und begann trotz der au�erordentlichen �berlegenheit lG.^ugust. des Feindes an Zahl augenblicklich den Angriff. Die deutschen Truppen bew�hrten eine gl�nzende Tapferkeit. Um einige feindliche Batterien zum Schweigen zu bringen, erhielt die Kavalleriebrigade von Bredow, die aus
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den altm�rkischen (16.) Ulanen und den Halberst�dter (7.) K�rassieren bestand, den Befehl zum Angriff; bei diesem �Todesritt" verlor sie die H�lfte ihrer Mannschaften. Erst am Nachmittag kam Hilfe; das zehnte, hann�versche Korps erschien aus dem linken Fl�gel bei Mars-la-Tour; den Oberbefehl �bernahm jetzt Prinz Friedrich Karl, der nach dem Schlachtfeld geeilt war. Auch jetzt noch standen nur 64 000 Mann gegen 130 000 Franzosen. Die furchtbarsten Verluste erlitt die Brigade Wedell, die beim Angriff eine tiefe Schlucht zu durchschreiten hatte und hier dem Feuer des Feindes schutzlos ausgesetzt war. Noch einmal opferte sich preu�ische Kavallerie, das erste Gardedragonerregiment, um das Vordringen des Feindes aufzuhalten. Am Abend hatten die Deutschen ihre Stellungen behauptet; der Abmarsch der Feinde war verhindert worden. Beide Teile hatten je 16 000 Mann verloren.
1T� Bazaine lie� jetzt seine Armee, die Front nach Westen, auf den H�hen ig.August. Stellung nehmen, die sich von dem Dorse St. Privat s�dlich nach der Ortschaft Gravelotte und bis zur Mosel hinziehen; er konnte diese Stellung wohl f�r uneinnehmbar halten. Er hatte 180 000 Mann; etwa die gleiche Zahl hat auf deutscher Seite an der blutigen Schlacht teilgenommen, die am 18. August geschlagen wurde. Der Kampf begann in der Mitte des Schlachtfeldes; doch gelang es hier den Deutschen nicht vorzudringen. Auch aus dem s�dlichen Teile hielt der Feind, durch eine tiefe Schlucht gedeckt und in starkbefestigten Geh�ften stehend, hartn�ckig stand; am sp�ten Abend noch traf hier das pommersche Armeekorps ein und griff den Feind an, ohne ihn zur�ckdr�ngen zu k�nnen. Indessen fiel die Entscheidung im Norden, bei St. Privat. Beim Angriff auf diesen burgartig sich erhebenden Ort hatte das Gardekorps lange auf ungedecktem Gel�nde aushalten m�ssen und die schwersten Verluste erlitten. Nach 7 Uhr abends erschienen die Sachsen, welche die feindlichen Stellungen umgangen hatten, und nun ward das Dorf erst�rmt und der Feind geschlagen. Die Franzosen verloren an diesem Tage 12 000, die Deutschen 20 000 Mann; darunter die Sachsen �ber 2200. ?n Metz."^ Bazaines Armee zog sich in den Bereich der Festungswerke von Metz zur�ck. Zu ihrer Einschlie�ung wurden sieben preu�ische Korps bestimmt, �ber welche Prinz Friedrich Karl den Oberbefehl �bernahm. Aus drei Armeekorps wurde eine neue, die vierte oder Maasarmee gebildet, an deren Spitze Kronprinz Albert von Sachsen trat.
� 160. Die Schlacht von Sedan und der Sturz des Kaiserreiches.
Die Maasarmee schlug nunmehr, ebenso wie die dritte Armee, die Richtung nach Westen ein. Zwischen ihnen und Paris stand die neugebildete Armee
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MacMah 0 ns. Indessen erhielt dieser von der Pariser Regierung immer dringendere Befehle, Bazaine in Metz zu entsetzen; endlich entschlo� er sich,
obwohl voll b�ser Ahnungen, seine Truppen nach der belgischen Grenze zu f�hren,, um den Versuch zu machen, von Norden her dem eingeschlossenen Heere die Hand zu reichen. Kaum aber war sich Moltke aus Grund der Berichte, welche von der das Gel�nde aufkl�renden Kavallerie einliefen, und andrer Nachrichten �ber die franz�sischen Pl�ne klar geworden, als er im Einvernehmen mit K�nig Wilhelm eine vollst�ndige Rechtsschwenkung der dritten und vierten Armee anordnete. Mit der gr��ten Schnelligkeit und Ordnung wurde diese ausgef�hrt; der Marsch ging nunmehr nach Norden, anstatt nach Westen.
Am 30. August traf Kronprinz Albert mit seiner Armee einen Teil der Truppen Mac Mahons bei B e a u m o n t und schlug ihn. Mac Mahon, j^amnont der nun sah, da� es unm�glich sei, Bazaine zu erreichen, zog seine Armee,
in welcher Zucht und Ordnung bereits zu schwinden begannen, bei der Festung Sedan am rechten Maasufer zusammen. Er hatte 120 000 Mann; bei t @fptbe^6er dem Heere befand sich auch der kranke Kaiser. Die Franzosen standen im Norden und Osten von der Stadt; hier wurden sie am 1. September von den beiden deutschen Armeen, zusammen 200 000 Mann, angegriffen. Von Osten zogen die Truppen der Maasarmee heran; im S�d-Osten �berschritt ein Teil der dritten Armee, die Bayern, die Maas und be-gann den Sturm auf das Dorf Bazeilles, das nach einem langen, au�er-ordentlich harten und verlustreichen Kampfe genommen und, weil sich die Einwohner an der Verteidigung beteiligt hatten, v�llig zerst�rt wurde. In-dessen waren andere Truppen der dritten Armee unterhalb Sedan �ber den Flu� gegangen; n�rdlich von der Stadt reichten sie den Truppen der Maasarmee die Hand, so da� die Franzosen nunmehr v�llig eingeschlossen waren, und griffen die feindlichen Stellungen von Nordwesten her an.
General Wimpffen, der an Stelle des verwundeten Mac Mahon den Oberbefehl �bernommen hatte, versuchte vergeblich, die Armee durch einen Durchbruch zu retten. Dem Feuer der deutschen Gesch�tze, dem siegreichen Andringen der Jnsanterie, die sich auch durch wiederholte todesmutige An-st�rme der franz�sischen Kavallerie nicht ersch�ttern lie�, erlag allm�hlich der Feind; er wurde nach Sedan hineingedr�ngt. Jetzt wurde auf den W�llen die wei�e Fahne aufzogen. Gegen Abend erschien ein Generaladjutant Napoleons bei K�nig Wilhelm, der von den Anh�hen, die sich s�dwestlich von Sedan erheben, den Verlaus der Schlacht beobachtet hatte, und �ber-brachte ihm einen Brief des Kaifers Napoleons, worin dieser mitteilte, da� er sich ihm ergebe. In der Nacht fanden zu Donchery Verhandlungen der Heer-
Deutsche Geschichte.
2.September, sichrer �ber die Kapitulation der Armee statt. Sie wurde am n�chsten Morgen abgeschlossen: das feindliche Heer, 83 000 Mann, ergab sich; 21000 Mann waren bereits w�hrend der Schlacht gesangen genommen worden. Der gefangene Kaiser hatte am fr�hen Morgen des 2. September Scdan verlassen und eine Unterredung mit Bismarck und sodann mit K�nig Wilhelm gehabt; das Schlo� Wilhelmsh�he bei Kassel wurde ihm als Aufenthaltsort angewiesen. �Welch eine Wendung durch Gottes F�hrung!" telegraphierte der K�nig -<m seine Gemahlin.
franz�sischen �ie $oI9e der Gefangennahme des Kaisers war der Ausbruch einer Kaisertums. Revolution in Paris. Die Kaiserin Eugenie floh nach England; die Republik wurde ausgerufen. An die Spitze der neuen Regierung trat der General Trochu, der Kommandant von Paris; die Seele des W�der-standes aber wurde bald der damals zweiunddrei�igj�hrige Gambetta, fr�her: Rechtsanwalt und Mitglied des Parlaments. Die Losung der neuen Regierung war �der Krieg bis aufs Messer"; sie erkl�rte �keine Scholle Landes, keinen Stein der Festungen" abtreten zu wollen.
So nahm denn der Krieg seinen Fortgang. Er hatte bisher den Deutschen zwar schwere Verluste, aber gl�nzende Ergebnisse gebracht; im Lause eines Monats war die Feldarmee Napoleons v�llig zu Boden ge-schlagen worden; sie war mit Ausnahme eines einzigen Armeekorps, das nach Paris entkam, entweder gefangen oder in Metz eingeschlossen. Es be-ginnt nunmehr der zweite Teil des Krieges, der Krieg gegen das republikanische Frankreich; in ihm handelt es sich einerseits um die Be-l a g e r u n g von Paris, Metz und anderen Festungen, andererseits um die Bek�mpfung der von der republikanischen Regierung neu ausgestellten Provinzialarmeen.
� 161. Die Belagerungen. Nach dem Siege von Sedan marschierten die deutschen Truppen vor Paris und schl�ssen die Stadt von allen Seiten ein; im Norden und Osten nahm der Kronprinz von Sachsen mit der vierten Armee Stellung, im S�den und Westen der preu�ische Kronprinz mit der dritten Armee. Der K�nig verlegte sein Hauptquartier nach Versailles. Die Einschlie�ungsarmee z�hlte anfangs nur 150 000, sp�ter selten mehr als 200 000 Mann. Paris wurde verteidigt von etwa 80 000 Mann Linientruppen, etwas �ber 100 000 schlecht ausgebildeten Mobilgarden und einer B�rgerwehr (Nationalgarde), die wohl �ber 200 000 Mann z�hlte, aber sehr geringen milit�rischen Wert hatte. Die Stadt war von 16 Forts umgeben. Sie war mit Lebensmitteln sehr gut versehen, so da� sich die Hoff-nung, da� sie der Hunger bald zur �bergabe zwingen w�rde, nicht erf�llte.
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Allerdings hatte die republikanische Regierung einen schweren Stand gegen-�ber dem unruhigen P�bel, der wiederholt Aufstandsversuche machte. Trotz-dem versuchte sie mehrmals, den Ring der deutschen Armeen zu durchbrechen.
Besonders blutig verlief der Durchbruchsversuch, den der General Ducrot am 30. November nach Osten, in die Gegend der D�rfer Ehampigny und WM Brie, unternahm, wo die Sachsen und W�rttemberger standen. Es gelang ihm an diesem Tage, da er mit gro�er �bermacht angriff, Boden zu ge-winnen; nachdem aber auf deutscher Seite neue Tuppen herangezogen worden waren, wurde er in einer zweiten Schlacht am 2. Dezember zum R�ckzug gezwungen, wobei die Sachsen die schwersten Verluste erlitten. Zu Beginn des Jahres 1871 wurde das lange verz�gerte Bombardement auf die Stadt er�ffnet. Am 19. Januar machte der Feind einen letzten gro�en Ausfall, diesmal nach Westen, unterst�tzt von dem Gesch�tzfeuer des Forts Mont Valerien; aber auch dieser wurde abgeschlagen. In-zwischen gestaltete sich die Verpflegung in der Stadt immer schwieriger. Am 23. Januar mu�te Paris kapitulieren; die Forts wurden �bergeben und von deutschen Truppen besetzt. 28.3an.i871,
Die Festung Stra�burg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht bei W�rth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl �ber i870-die Belagerungstruppen f�hrte General von Werder; in der Stadt kommandierte General Uhrich. Erst nachdem die Stadt bombardiert und Bresche geschossen worden war, entschlo� sich dieser am 28. September zur Kapitulation; so kam Stra�burg, nachdem es 190 Jahre lang franz�sisch ge-wesen war, wieder in deutschen Besitz.
Einen Monat sp�ter fiel Metz. Bazaine hatte in denselben Tagen,
in denen Mac Mahon den Versuch machte ihn zu entsetzen, einen Ausfall nach Norden gemacht, um die deutschen Linien zu durchbrechen; so kam es zur Schlacht bei N 0 i s s e v i l l e, die nach mancherlei Wechself�llen mit dem R�ckzug der Franzosen endete. Auch nachher machten die Belagerten mehr-mals Ausf�lle, ohne da� es zu gro�en Schlachten kam; Bazaine w�nschte seine Armee zu erhalten, weil er hoffte, sie zur Wiederherstellung des Kaiser-tnms verwenden zu k�nnen. Die langwierige Belagerung legte den deutschen Truppen gro�e Beschwerden auf; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Verpflegung zeitweise k�rglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und andere Krankheiten f�gten ihnen gro�en Schaden zu. Endlich entschlo� sich Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde am 27.Oktober abgeschlossen. Es war die gr��te Kapitulation ^.Tober. der Weltgeschichte: 173 000 Mann und 6000 Offiziere gerieten in Kriegs-gefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit geg�nnt
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werben; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschaupl�tzen. K�nig Wilhelm aber ernannte jetzt ben Kronprinzen unb ben Prinzen Friebrich Karl zu Generalfeldmarsch�llen unb erhob Moltke in ben Grafenstanb.
�amteua. � 162. Die K�mpfe mit den Provinzialarmeen. Die franz�sische Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte Gam-betta, der anfangs in Paris geblieb-en war, dieses aber im Luftballon verlassen hatte, zu Anfang des Oktobers an unb �bernahm mit ber ihm eigenen au�erorbentlichen Tatkraft die Regierungsgesch�fte. Ihm verdankte es Frankreich, da� es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte durch Anleihen im Auslande Geld aus, kaufte ebenfalls im Auslande Uniformen, Waffen, Gesch�tze und organisierte den nationalen Widerstand. (Sin gro�er �Mjtcmb war es jeboch, ba� er sich bei seiner gebieterischen Art, obwohl er selbst nicht Solbat war, nicht entschlie�en konnte, bie Generale frei hanbeln zu lassen, fonbern h�ufig in bie Unternehmungen eingriff unb d^se daburch sch�digte. Es handelte sich bei den K�mpfen der n�chsten Monate um einen westlichen, einen n�rdlichen und einen s�d�st-lichen Kriegsschauplatz.
Im Oktober erhielt der bayrische General von der Tann den Be-sehl, die sich bei Orleans sammelnden feindlichen Streitkr�fte zu zer-sprengen; er nahm bie Stadt und trieb den Feind zur�ck. Als aber im November der General Aurelle de Paladines mit 150 000 Mann heranzog, mu�te er vor der �bermacht zur�ckweichen; die Schlacht von Coulmiers. Coulmiers, wo 15000 gegen 71 000 Feinde standen, war das einzige Treffen in diesem Kriege, das die Deutschen verloren. Indessen war Metz gefallen, und drei deutsche Armeekorps r�ckten in schleunigem Marsche unter dem Prinzen Friedrich Karl heran, um Orleans von neuem zu nehmen und bas Belagerungsheer vor Paris vor einem Angriffsversuch ber ftan-zosifchen Loirearmee zu sch�tzen. Eube* November unb Anfang Dezember kam es zu heftigen K�mpfen. VeiBeaunelaRolanbe standen lange 11 000 Mann vom zehnten Korps gegen 55 000 Feinde und hielten aus, bis Hilse kam. Dann wurde der Feind in einer Reihe von Gefechten, die man
Orleans als S ch l a ch t v o n O r l e a n s zusammenfa�t, geschlagen und Orleans zum zweiten Male genommen. Die Feinde wichen nach verschiedenen Richtungen zur�ck. Tours wurde bald daraus von den Deutschen besetzt; die franz�sische Regierung verlegte ihren Sitz nach Bordeaux.
Unterdessen bildete der General Chanzy, der an Aurelles Stelle den Oberbefehl �bernommen hatte, bei Le Mans eine neue Armee von 120 000 Mann. Prinz Friedrich Karl erhielt die Weisung, auch dieses Heer
Der Deutsch - Franz�sische Krieg. 1870 � 1871.
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auseinanderzutreiben. Zu Neujahr 1871 brach er auf; er hatte 74 000 Mann zur Verf�gung. Der Marsch war erschwert durch die K�lte, das Glatteis und die Ungunst des Gel�ndes, das von Geh�ften, Hecken und Gr�ben durchsetzt war. Das Ergebnis aber war, da� der Feind in der drei-t�gigen Schlacht von L e M a n s geschlagen und zersprengt wurde. Le Maus.
Auch im Norden Frankreichs hatte sich eine Armee gebildet; sie stand unter dem Befehl des Generals Faidherbe. Den Austrag, diese Truppen zu bek�mpfen, erhielt der General von Manteuffel mit zwei Korps, die ebenfalls der Metzer Belagerungsarmee angeh�rt hatten. Er besiegte den Feind zuerst bei Amiens, s�uberte dann das Gebiet bis Amiens. Rouen von feindlichen Truppen, wandte fich darauf nach Norden und schlug Mdherbe noch einmal in der Gegend von Amiens, an dem Flusse H a l l u e. Als Manteuffel dann eine andere Aufgabe erhielt, wurde der General von G�ben, der schon in dem Mainfeldzuge 1866 sein Genosse gewesen war, sein Nachfolger. Er schlug Faidherbe im Januar 1871 endg�ltig bei St- QueNtiN. St.Que.tti
Eine letzte ernstliche Gefahr sollte sich auf dem s�d�stlichenKriegs-schauplatze ergeben. Werder hatte nach der Einnahme von Stra�-b�rg seine Truppen �ber den Wasgau gef�hrt und war bis nach Dijon, der Hauptstadt von Burgund, vorgedrungen; zugleich war die starke Festung B elf ort eingeschlossen worden. Die Deutschen hatten es auf diesem Teile des Kriegsschauplatzes mehr noch als anderswo mit Banden von Franktireurs zu tun, welche die Gegend unsicher machten und die Verbindung der Armee mit der Heimat bedrohten; ihnen gesellte sich sogar eine von dem italienischen Freiheitshelden Garibaldi gef�hrte Freischar hinzu. Schwierig wurde Werders Lage, als pl�tzlich eine starke franz�sische Armee unter dem General B o n r b a k i auf dem s�d�stlichen Kriegsschauplatz er-schien; dieser hatte von Gambetta den Befehl erhalten, Belfort zu entsetzen, die Verbindungen der Deutschen im R�cken zu bedrohen, vielleicht sogar einen Einfall nach S�ddeutschland zu wagen. Werder r�umte nunmehr Dijon und zog seine Truppen an dem Fl��chen Lisa in e, s�dwestlich von Belfort, zu- st�nde an sammen. Er hatte 43 000, der Feind 130 000 Mann. Aber in drei- %lmve t�gigen, ruhmvollen Gefechten, die bei bitterer K�lte ausgefochten wurden, W1' wurden alle Angriffe des Gegners abgeschlagen; v�llig ersch�ttert trat er den R�ckmarsch an. Indessen nahte von Norden Manteuffel mit zwei deutschen Armeekorps heran. Bourbaki, unf�hig zum Widerstande, lie� sich nach der Schweizer Grenze dr�ngen und �berschritt, sie. Auf dem neutralen Boden wurde seine Armee, 80 000 Mann, entwaffnet; der ungl�ckliche Feld-Herr machte einen Selbstmordversuch. Kurz vorher war in einem Gefecht,
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Deutsche Geschichte.
das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingeb��t haben, die Fahne des zweiten Bataillons vom 61. Regiment; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
� 163. Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris war ein Waffenstillstand verabredet worden, von dem nur der s�d�stliche Kriegsschauplatz ausgeschlossen blieb. Auf diesem ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Erst von diesem Tage an ruhten auch Belfort. vor Belsort die Waffen; die Festung wurde �bergeben, der tapferen Be-satzung aber, die trotz der furchtbaren Beschie�ung ausgehalten hatte, freier Abzug bewilligt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen begonnen. Gambetta hatte sich geweigert, seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben, und war von seinem Amte zur�ckgetreten; als Haupt der franz�sischen Regierung f�hrte die Verhandlungen der greise Staatsmann und Geschichtschreiber Thiers. Am 26.Februar 1871 wurde der Vorfriede zu ^eRatnel11 Versailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa� und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (4 Milliarden Mark) Kriegsentsch�digung; au�erdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1. M�rz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschm�ckt, wieder in die Heimat ziehen.
Die In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die
tn Paris. Arbeiterbev�lkerung von Paris, die w�hrend der Belagerung als Nationalgarde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen F�hrern geleitet, ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emp�rte sich und setzte einen Gemeinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen K�mpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regienmgs-truppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommunarden sahen, da� fernem: Widerstand vergeblich sei, zerst�rten sie in rasender Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt: das alte K�nigsfchlo� der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesaule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgten viele Erschlie�ungen gefangener Kommunarden.
� 164. Die Aufrichtung des deutscheu Kaisertums. F�r Deutschland hatte dieser Krieg ein Ergebnis gehabt, das der Krieg von 1866 infolge des Einspruchs Frankreichs nicht hatte haben k�nnen: die Einheit und das Kaiser-
Der Deutsch - Franz�sisch e Krieg. 1870�1871.
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reich. Die �berzeugung war allgemein im deutschen Volke, da� der Waffen-Br�derschaft, welche die deutschen St�mme im Felde bet�tigt hatten, die Her-stellung der politischen Einheit folgen muffe. Auf Antrag der s�ddeutschen Staaten, unter denen Baden voranging, hatten schon seit dem September 1870 Verhandlungen �ber ihren Anschlu� an den Norddeutschen Bund stattgefunden,
sie f�hrten im November zum Abschlu� von Vertr�gen. Bayern und W�rttemberg empfingen wesentliche Zugest�ndnisse: beide Staaten erhielten die selbst�ndige Verwaltung ihres Post- und Telegraphenwefens, Bayern au�erdem f�r Friedenszeiten die milit�rische Selbst�ndigkeit. Nunmehr for-derte K�nig Ludwig von Bayern durch ein Schreiben, das sein Oheim,
Prinz Luitpold, in Versailles pers�nlich �berreichte, den siegreichen K�nig von Preu�en auf, die deutsche Kaiserw�rde anzunehmen. Die �brigen deutschen F�rsten und die drei Hansest�dte sprachen ihre Zustimmung aus; eine Abordnung des norddeutschen Reichstags, gef�hrt von seinem Pr�sidenten, Simson, der schon im Jahre 1849 die Abordnung an Friedrich Wilhelm IV. geleitet hatte,
bat den K�nig um Annahme der Kaiserkrone, und am 18. Januar 1871 fand die Kaiserproklamation statt. Der Schauplatz der Feier war der Jamaitmi Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles, das einst Frankreichs m�ch- 18-|�7Juat tigster K�nig in einer Zeit der tiefsten Ohnmacht und Zerrissenheit Deutsch-lands gebaut hatte. Ein Gottesdienst leitete sie ein. Dann richtete der K�nig einige Worte an die Versammlung und forderte darauf den Bundeskanzler Grafen Bismarck auf, die Proklamation zu verlesen. Darin versprach der neue Kaiser, �in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu sch�tzen, den Frieden zu wahren, die Unabh�ngigkeit Deutschlands,
gest�tzt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen"; er bat Gott, er m�ge ihm und seinen Nachfolgern verleihen, �allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den G�tern und Gaben des Friedens aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Darauf brachte der Gro�herzog von Baden das erste Hoch auf den neuen Kaiser aus.
Am 17. M�rz kehrte Kaiser Wilhelm in seine jubelnde Hauptstadt zur�ck.
Wenige Tage sp�ter er�ffnete er den ersten deutschen Reichstag. Den Kronprinzen Albert von Sachsen ernannte er zum Generalfeldmarschall; den Grafen Bismarck erhob er in den F�rstenstand.
Am 10.Mai wurde zu Frankfurt am Main von Bismarck und Friede vvn Jules Favre, dem Bevollm�chtigten Frankreichs, der endg�ltige Friede io. Mai i87i. abgeschlossen. Bis zur Bezahlung der Kriegskosten blieb ein Teil Frankreichs von deutschen Truppen besetzt; da diese von den Franzosen sehr beschleunigt wurde, konnten im Herbst 1873 die letzten deutschen Soldaten den fran-z�sischen Boden verlassen.
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Deutsche Geschichte.
B. Die Zeit des inneren Ausbaus des Deutschen Reiches-Die Reichsverfassimg.
� 165. Die Reichsverfassung, die von dem ersten deutschen Reichs-tag angenommen wurde, beruht ans der Verfassung des Norddeutschen Bundes.
Artikel 1 handelt von dem Bundesgebiet; dieses umfa�t au�er den Staaten des Norddeutschen Bundes und den vier s�ddeutschen Staaten das Reichsland Elsa�-Lothringen, das im Namen des Kaisers von einem Statt-Halter regiert wird.
Art. 2. Die R eichsgesetze gehen den Landesgesetzen vor.
Gesetzgebung. Art. 4. Der Gesetzgebung des Reiches unterliegen u. a. die Zoll- und Handelsgesetzgebung und die f�r die Zwecke des Reiches zu verwendenden Stenern, die Ordnung des Ma�-, M�nz- und Gewichtssystems, der Schutz des deutschen Handels im Auslande, das Post- und Telegraphenwesen, die Gesetzgebung �ber das gesamte b�rgerliche Recht, das Milit�rwesen und die Kriegsmarine.
Art. 5. Die Reichsgesetzgebung wird ausge�bt durch den Bundesrat und den Reichstag.
Bundesrat. ^ Der Bundesrai besteht ans den Vertretern der Mitglieder des Bundes. Von den 58 Stimmen des Bundesrats f�hrt Preu�en 17, Bayern 6, Sachsen und W�rttemberg je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklen-bnrg-Schwerin und Braunschweig je 2, die �brigen Staaten je eine Stimme.
Art. 7. Der Bundesrat beschlie�t: 1. �ber die dem Reichstag zu machenden Vorlagen; 2. �ber die zur Ausf�hrung der Reichsgesetze erforderlichen allgemeinen Verwaltungsvorschriften und Einrichtungen.
Ter Kaiser. Art. 11. Das Pr�sidium des Bundes steht dem K�nige von Preu�en zu, welcher den Namen DeutscherKaiser f�hrt. Der Kaiser hat das Reich v�lkerrechtlich zu vertreten, im Ncrnten des Reiches Krieg zu erkl�ren und Frieden zu schlie�en, B�ndnisse und andere Vertr�ge mit fremden Staaten einzugehen, Gesandte zu beglaubigen und zu empfangen. Zur Erkl�rung des Krieges ift die Zustimmung des Bundesrats erforderlich, es fei denn, da� ein Angriff auf das Bundesgebiet oder dessen K�sten erfolgt.
Art. 12. Dem Kaiser steht es zu, den Bundesrat und den Reichstag zn berufen, zu er�ffnen, zu vertagen und zu schlie�en.
Art. 15. Der Vorsitz im Bundesrat und die Leitung der Gesch�fte stehen dem Reichskanzler zu, welcher vom Kaiser zu ernennen ist.
Der Art.20. Der Reichstag geht aus allgemeinen und direkten Wahlen mit geheimer Abstimmung hervor. � Die Gesamtzahl der Abgeordneten be-
Die Reichsverfassung.
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tr�gt 397. Die Wahlberechtigung (aktives Wahlrecht) und die W�hlbarkeit (passives Wahlrecht) sind an die Vollendung des 25.Lebensjahres gekn�pft. F�r Personen des Soldatenstandes ruht die Berechtigung zum W�hlen so lange, als sie sich bei der Fahne befinden. Von der Berechtigung zum W�hlen ausgeschlossen sind Personen, welche unter Vormundschaft oder Kuratel stehen,
ferner solche, �ber deren Verm�gen Konkurs er�ffnet worden ist, sodann die-jenigen, welche eine Armenunterst�tzung beziehen, oder denen die b�rgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind.
Art. 24. Die Legislaturperiode dauert s�rts Jahre. Zur Aufl�sung des Reichstages w�hrend derselben ist ein Beschlu� des Bundesrats unter Zustimmung des Kaisers erforderlich.
Art. 29. Die Mitglieder des Reichstages sind Vertreter des ganzen Volkes und an Auftr�ge und Instruktionen nicht gebunden.
Art. 32. Die Mitglieder des Reichstages d�rfen als solche keine Be-soldung oder Entsch�digung beziehen.
Art.33. Deutschland bildet ein Zoll- und Handelsgebiet, Zollgrenze, umgeben von gemeinschaftlicher Zollgrenze.
Art. 53. Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter dt^runb dem Oberbefehl des Kaisers. Der Kieler Hafen und ber Jadehafen sind Reichskriegsh�fen. Die gesamte seem�nnische Bev�lkerung des Reiches ist vom Dienst im Landheer befreit, dagegen zum Dienst in der Kaiserlichen Marine verpflichtet.
Art.57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Aus-�bung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. � Die Wehrpflicht beginnt jetzt mit dem vollendeten 17. Lebensjahre und dauert bis zum vollendeten 45. Lebens-j�hre. Die aktive Dienstzeit betr�gt 2 Jahre, f�r die Kavallerie und die reitende Artillerie, ebenso wie f�r die Marine 3 Jahre ; dann folgen 5 (bezw. 4)
Jahre Dienstzeit in der Reserve und 5 Jahre in der Landwehr ersten Auf-gebots; bis zum 39. Lebensjahre bleibt der Dienstpflichtige bei der Landwehr zweiten Aufgebots, bis zum 45. Jahre im Landsturm.
Art. 63. Die gesamte Landmacht des Reiches bildet ein einheitliches Heer, welches in Krieg und Frieden (im Frieden mit Ausnahme der bayrischen Truppen) unter dem Befehl des Kaisers steht. Der Kaiser ist berechtigt, sich jederzeit durch Inspektionen von der Verfassung der einzelnen Kontingente zu �berzeugen.
Art. 69. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reiches m�ssen f�r jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaushaltsetat gebracht werden.
Art. 70. Zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben dienen zu- Reichs-n�chst die etwaigen �bersch�sse der Vorjahre, sowie die aus den Z�llen, den flnan�en'
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Deutsche Geschichte.
gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern und aus dem Post- und Telegraphen-wesen flie�enden gemeinschaftlichen Einnahmen. Insoweit dieselben durch diese Einnahmen nicht gedeckt werden, sind sie, solange Reichssteuern nicht eingef�hrt sind, durch Beitr�ge der einzelnen Bundesstaaten nach Ma�gabe ihrer Bev�lkerung aufzubringen (Matrikularbeit�ge).
An der Spitze der Reichs Verwaltung steht nicht ein kollegialisch gegliedertes Ministerium, sondern allein der Reichskanzler, dem samt-liche Reichsbeh�rden untergeordnet sind und der zugleich preu�ischer Minister-Pr�sident zu sein pflegt. Staatssekret�re sind die Leiter der einzelnen Reichsbeh�rden; zu ihnen geh�ren das Ausw�rtige Amt, das Reichsamt des Innern, das Reichsmarineamt, das Reichsjustizamt, das Reichsschatzamt, das Reichspostamt, das Retchseisenbahnamt, dem die Eisenbahnen im Reichslande unterstehen.
Die �u�ere Politik des Deutschen Reiches.
� 166, Das Dreikaiserbiindnis. Der Dreibund. Das neue Reich war ein Reich des Friedens; seine starke Wehrkraft sollte dazu dienen, ihm Frankreich, den Frieden zu sichern. Besonders zu Frankreich blieb das Verh�ltnis gespannt; die Franzosen grollten �ber die erlittene Niederlage und den Verlust zweier Provinzen. Das Verlangen nach Revanche erf�llte weite und einflu�-reiche Kreise; und so viele innere Ersch�tterungen auch die dritte ftanz�sische Republik seit ihrer Entstehung erlebt hat, so haben es die jedesmaligen Macht-Haber im Einverst�ndnis mit dem Parlament doch immer als ihre h�chste Aufgabe betrachtet, eine starke Armee und eine starke Flotte zu schaffen. Die Armee wurde nach deutschem Muster organisiert und die allgemeine Wehr-Pflicht eingef�hrt.
Demgegen�ber war es die erste Aufgabe der deutschen Staatsm�nner, das Vaterland so verteidigungsf�hig zu machen, da� es im Notfall jeden feindlichen Angriff allein zur�ckzuweisen imstande w�re. �Ein gro�es Volk besteht nur durch sich selbst und aus eigener Kraft", erkl�rte G r a f M o l t k e 1874 im Reichstage, als er eine weitere Verst�rkung des Heeres bef�rwortete; und F�rst Bismarck sagte in der ber�hmten Reichstagsrede, die er am 6. Februar 1888 hielt und in welcher er einen �berblick �ber Deutschlands ausw�rtige Politik gab: �Wir Deutsche f�rchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!" Doch hielt es der gro�e Staatsmann von vornherein f�r seine Pflicht, durch B�ndnisse mit anderen M�chten die Machtstellung Deutsch-lands zu verst�rken und den Frieden zu sichern. Zun�chst war es ebenso f�r Kaiser Wilhelm wie f�r seinen Kanzler ausgemacht, da� Deutschland in erster Linie mit Ru�land ein gutes Verh�ltnis zu wahren habe, dessen Zar
Die �u�ere Politik des Deutschen Reiches.
Alexander II., der Neffe des Deutschen Kaisers, auch seinerseits zu Deutsch-land hinneigte. Da es Bismarcks kluger und vers�hnlicher Staatskunst ge-lang, auch mit Ost er reich wieder gute Beziehungen anzukn�pfen, entstand im Jahre 1872 das Dreikaiserb�ndnis, das, solange es bestand, als Drettatw-ein Bollwerk des Friedens wirkte; in ihm nahm Deutschland die f�hrende Stellung ein.
Da trat infolge der orientalischen Verwickelungen eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Ru�land ein. Seit dem Jahre 1875 entstanden Aufst�nde der unter t�rkischer Herrschaft lebenden Christen in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien. Als diese von den T�rken in greuelvoller Weise bek�mpft wurden, mischte sich Ru�land ein und erkl�rte an die Hohe Pforte den Krieg. Der Krieg zwischen Ru�land und der T�rkei, der von 1877 bis 1878 dauerte, f�hrte nach mancherlei Wechsel-f�llen zur Besiegung der T�rkei, die zu einem sehr ung�nstigen Frieden gezwungen wurde. Da trat England f�r sie ein. Ein Weltkrieg drohte aus-zubrechen und wurde nur dadurch abgewandt, da� die Gesandten der Gro�-m�chte zu einem Kongre� zusammentraten, der in Berlin abgehalten Beriwer wurde; den Vorsitz f�hrte F�rst Bismarck, der, wie er selbst sagte, 1878-als �ehrlicher Makler" sein Amt verwaltete. Auf dem Kongre� wurden die politischen Verh�ltnisse der Balkanhalbinsel neu geordnet, ein neues, von der T�rkei abh�ngiges F�rstentum Bulgarien geschaffen, Bosnien der �fter-reichischen, Cypern der englischen Verwaltung unterstellt. Die Russen aber,
die sich durch die Bestimmungen des Kongresses benachteiligt f�hlten,
schoben die Schuld daf�r ohne jede Berechtigung Deutschland zu. Seitdem trat eine Erkaltung in den gegenseitigen Beziehungen beider M�chte ein.
Diese Wahrnehmung brachte Bismarck zu dem Entschl�sse, ein engeres B�ndnis mit �sterreich einzugehen, und er erhielt dazu die Genehmigung Buud^mu seines Kaisers. Der Zweibund, der 1879 abgeschlossen wurde, verwandelte 18<9. sich vier Jahre sp�ter durch den Beitritt Italiens in einen Dreibund. Die Italiener hatten sich den Umstand zu nutze gemacht, da� die franz�sische Besatzung, die bisher zum Schutze des Papstes in Rom gestanden hatte, ab-gezogen war, da sie im Kriege gegen die Deutschen gebraucht wurde. Im Sep-tember 1870 hatten sie Rom besetzt; jetzt erst war die Einheit Italiens vollendet. Aber der junge Staat litt unter der Mi�gunst Frankreichs ; und als Frankreich die Schutzherrschaft �ber das Algerien benachbarte Tunis �ber-nahm, das die italienischen Staatsm�nner f�r ihr Vaterland einst zu erwerben gehofft hatten, schlo� sich Italien, wo im Jahre 1878 auf Viktor Emanuel sein Sohn Humbert gefolgt war, im Jahre 1883 an das deutsch-�sterreichische $er B�ndnis an. Der D r e i b u n d ist seitdem regelm��ig verl�ngert worden. �r'^nb
Deutsche Geschichte.
Einige Jahre sp�ter, im Jahre 1887, schien es wirklich zu dem Kriege zwischen Frankreich und Deutschland, der so lange gedroht hatte, kommen zu sollen; es war die Zeit, wo der General Boulanger franz�sischer Kriegsminister war. Doch blieb auch dieses Mal der Friede gewahrt. Zu Ru�land wu�te Bismarck ein leidliches Verh�ltnis zu erhalten, obwohl Alexander III., der 1881 seinem durch ein Dynamitattentat ermordeten Vater Alexander gefolgt war, nicht zu Deutschlands Freunden z�hlte; erst nach Bismarcks R�cktritt trat eine Ann�herung zwischen Frankreich und Ru�land ein. Im Jahre 1894 starb Alexander III., und ihm folgte Zar Nikolaus II.
� 167. Die deutsche Kolonialpolitik. In derselben Zeit, in der Deutschland eine so machtvolle Stellung unter den Nationen einnahm, betrat Kolonien eS neue Bahnen, indem es �berseeische Kolonien erwarb. 1884 wurden 1884- zuerst die Erwerbungen des Bremer Kaufmanns L�deritz in den s�d-westafrikanischen Gebieten n�rdlich des Oranjeflusses unter deutschen Schutz gestellt und sodann die deutsche Flagge in Togoland und Kamerun gehi�t. Im n�chsten Jahre wurden die Erwerbungen, welche Dr. Karl Peters und andere im Austrage einer deutschen Gesellschaft in Dftafrif a gemacht hatten, ebenfalls unter den Schutz des Reiches gestellt. So fa�te Deutschland Fu� in Afrika und sicherte sich bei der Aufteilung dieses Erdteils, die sich in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts vollzogen hat, seinen Anteil. Ein Ausstand der arabischen Sklavenh�ndler, die sich durch die deutsche Besitzergreifung in ihrem Erwerbe bedroht sahen, wurde durch den Reichskommissar vonWi�mann niedergeschlagen. Auch der deutschen Neuguineakompagnie wurde f�r ihre Besitzungen an der Nord-k�ste von Neuguinea und im Bismarck-Archipel ein kaiserlicher Schutzbrief erteilt und auf einem Teile der S a l o m o n s i n s e l n und den Marschallinseln die deutsche Flagge gehi�t.
Ter innere Ausbau des Deutschen Reiches.
� 168. Innere K�mpfe. Der innere Ausbau des neuen Reiches hat sich nicht ohne starke Ersch�tterungen vollzogen. Zun�chst entstand ein heftiger Kampf mit der katholischen Partei, die gleichzeitig mit der Entstehung des Reiches ins Leben getreten war. Im Juli 1870 hatte das Vatikanische Konzil unter der Leitung des Papstes Pius IX. er-kl�rt, da� der Papst in Sachen des Glaubens unfehlbar sei, und das neue Dogma war auch von den Katholiken Deutschlands, mit Ausnahme einer kleinen Minderheit, die sich als A l t k a t h o l i! k e n bezeichnete, anerkannt worden.
Der innere Ausbau des Deutschen Reiches-
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Wenige Wochen sp�ter waren die Italiener in Rom eingezogen und hatten
dem Kirchenstaat ein Ende gemacht. Nun erhob die neue Partei, die
sich den Namen Zentrumspartei beilegte, die Forderung, die deutsche
Regierung solle einerseits s�r die Wiederherstellung der weltlichen Macht
des Papsttums eintreten, andrerseits selbst aus eine staatliche Aufficht �ber die
katholische Kirche verzichten. Da diese Forderungen abgelehnt wurden, trar
sie der Regierung heftig entgegen, und so entstand der sogenannte �Kultur- Kulturkampf.
kamps", in welchem die Regierung 1873 eine Reihe von Kampsgesetzen,
die �Maigesetze", erlie�. Erst nachdem PiusIX. gestorben und Leo XIII.
auf ihn gefolgt war, ist durch Nachgeben aus beiden Seiten ein Friedens-
zustand hergestellt worden. W�hrend des Kulturkampfes wurde das Reichs-
gesetz �ber die Zivilehe erlassen; dadurch ist die Eheschlie�ung und die
Beurkundung der Geburten und Sterbes�lle von den Geistlichen auf b�rger-
liche Beamte, die Standesbeamten, �bertragen worden.
� 169� Heer und Flotte, Recht, Volkswirtschaft und Reichsfinanzen.
Der st�rksten Grundlage des neuen Reiches, dem Heere, wurde von vorn- Reichsheer, herein die gr��te Sorgfalt gewidmet. Es wurde, besonders mit R�cksicht auf die mehrmaligen Verst�rkungen der franz�sischen Wehrkraft, stetig vermehrt;
zurzeit betr�gt seine St�rke im Frieden 495 500 Mann, wozu �ber 24 000 Offiziere und 82 000 Unteroffiziere kommen; im Kriege beinahe 4 y2 Mill.
Mann. An feiner Fortbildung wurde rastlos gearbeitet, die besten Waffen beschafft, alle neuen, f�r den Krieg nutzbaren Erfindungen sorgf�ltig gepr�ft und durch fortw�hrende �bung und sch�rfste Aufficht die Kriegst�chtigkeit der Armee erhalten. Sie zers�llt jetzt in 23 Armeekorps; davon entfallen auf W�rttemberg, Baden und Hessen je eins, aus Sachsen zwei (das XII. und XIX.), auf Bayern drei, die �brigen auf Preu�en und die kleineren Staaten. Ein Armeekorps zerf�llt in zwei Divisionen, die Division in zwei Jnsanteriebrigaden, deren jede zwei Regimenter umfa�t, eine Kavalleriebrigade und eine Feldartilleriebrigade. Die Vorbereitung der Mobilmachung und der Entwurf der Pl�ne f�r etwaige k�nftige Kriege liegt dem Generalstab ob.
Gleichzeitig wurde eine deutsche Flotte geschaffen. Sie besteht aus Reichsflotte, gepanzerten Linienschiffen und K�stenpanzerschiffen, gro�en und kleinen Kreuzern, Kanonenbooten, Avisos, Schulschiffen, Schiffen zu besonderen Zwecken, unter denen sich auch die Kaiserjacht �Hohenzollern" befindet, und Torpedobooten. Sie untersteht dem kommandierenden Admiral und zerf�llt in eine Ostseeflotte mit dem Kriegshafen Kiel und eine Nordseeflotte mit Wilhelmshaven als Basis.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 13
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Deutsche Geschichte,
3tec�u Wie das Deutsche Reich im Unterschiede von dem Deutschen Bunde eine Wehreinheit ist, so ist es auch eine Rechtseinheit. Ein Strafgesetzbuch war schon zur Zeit des Norddeutschen Bundes geschaffen worden und wurde von diesem �bernommen. Es wurde serner eine einheit-liche Gerichtsverfassung geschaffen. Die Gerichte zerfallen in Amts-gerichte, Landgerichte und Oberlandesgerichte; an der Spitze steht das Reichs-gericht, das seinen Sitz in Leipzig hat und in mehrere Senate geteilt ist. Leichte Straff�lle werden von den Sch�ffengerichten, die aus einem Richter als Vorsitzenden und zwei Laien als Sch�ffen bestehen, schwerere von den Strafkammern, die nur aus Berufsrichtern zusammengesetzt sind, bestimmte Gruppen von Verbrechen von den Schwurgerichten, die aus je 12 Laien als Geschworenen bestehen, abgeurteilt. Die deutsche Rechtseinheit ist abge-schl�ssen worden durch die Einf�hrung des B�rgerlichen Ges e tz -b u ch e s, dessen Entwurf von Rechtsgelehrten im Auftrage der Regierung fertiggestellt und vom Reichstag angenommen worden ist und das seit dem Jahre 1900 Geltung hat.
Das Deutsche Reich ist endlich eine Wirtschaftseinheit Ein
Miwzwesen. einheitliches M�nz Wesen trat an die Stelle der Zersplitterung, die fr�her auf diesem Gebiete herrschte. Ebenso wurden einheitliches Ma� und Gewicht geschaffen. Von besonderer Bedeutung f�r den Aufschwung des
Reichspost. Verkehrs war die Sch�pfung der Reichspost, deren langj�hriger, ver-dienstvoller Leiter, der Generalpostmeister Heinrich von Stephan, zugleich der Gr�nder des Weltpostvereins war, der heute alle Kulturstaaten der Welt umfa�t.
Schutzz�lle. Die Zollpolitik des Reiches beruhte zun�chst auf den Grunds�tzen des Freihandels; die Z�lle, welche, z. B. von Kolonialwaren, erhoben wurden, hatten nur den Zweck, als Finanzz�lle dem Reiche gewisse Einnahmen zu ver-schaffen. Da leitete Bismarck seit 1879 aus dem Gebiete der Zollpolitik einen Umschwung ein. Er hatte dabei zweierlei im Auge: erstens wollte er dem Reiche, das f�r seine Finanzen bis jetzt vornehmlich auf die Beitr�ge der Einzelstaaten angewiesen war, eigene, reichlich flie�ende Einnahmequellen er�ffnen; zweitens gedachte er, der einheimischen Produktion, der �nationalen Arbeit", die nach seinen Beobachtungen durch die ungehinderte Einsuhr aus-l�ndischer Waren gesch�digt wurde und sich nicht zu entwickeln vermochte, durch Schutzz�lle aufzuhelfen. Trotz des heftigen Widerstandes, den diese Pl�ne im Reichstage fanden, hat er sie gr��tenteils durchgef�hrt. Es wurden Jndustriez�lle und Getreidez�lle eingef�hrt, die ersteren zum Schutze des einheimischen Gewerbes gegen den Wettbewerb der englischen Industrie, die letzteren zum Schutze der einheimischen Landwirtschaft gegen die Verbilligung des Getreides durch die �berseeische Getreideeinfuhr.
Die soziale Gesetzgebung. _195
Unter dem Schutze der Z�lle hat die deutsche Industrie einen Auf- Industrie schwung genommen, da� Deutschland bald die zweite Industrie- und Handelsmacht der Welt wurde und selbst England ernstlich Kon-kurrenz macht. Der Wert des Au�enhandels ist von 1894 bis 1900 um beinahe die H�lfte gewachsen/) und die deutsche Seehandelsflotte .nimmt nach ihrer Tragf�higkeit ebenfalls die zweite Stelle unter allen Handelsflotten der Erde ein.2)
Durch das ungeahnte Aufbl�hen der deutschen Industrie wurde zu-gleich die Absicht Bismarcks, dem Reiche eigene, gen�gende Einnahmen zu verschaffen, v�llig erreicht. Die Einnahmen des Reiches stammen heute wesentlich aus den Z�llen und Verbrauchssteuern, die auf Bier, Branntwein, Zucker, Salz, Tabak und Schaumwein ruhen, ferner aus den Reichs st empelabgaben, wie sie z. B. von Kaufvertr�gen, Wert-papieren, Wechseln, Spielkarten erhoben werden, der Post und Tele-graphie, den elsa�-lothringischen Eisenbahnen, endlich den Bei-tr�gen der Einzelstaaten, die 1904 236 Millionen betrugen. Der Reichshauishalt belief sich im Jahre 1904 auf 2037 Millionen Mark,
wovon die Einnahmen aus Z�llen und Verbrauchssteuern auf 844 Millionen berechnet wurden. Unter den Ausgaben stehen die Kosten des Heeres und der Marine obenan; die Kosten f�r das Heer betrugen in demselben Jahre 647 Millionen, f�r die Marine 229 Millionen Mark. Dazu kommen u. a. die AusZaben zur Verzinsung der R e i ch s s ch u l d, die bis zum Jahre 1902 auf etwa 3 Milliarden Mark gestiegen war.
Die soziale Gesetzgebung.
� 170. Der gewaltige Aufschwung unserer Industrie und die Um-Wandlung unserer gesamten Volkswirtschaft hat zu einer Umbildung der stand.
1) Der Wert der deutschen Ein- und Ausfuhr betrug:
Einfuhr Ausfuhr Summa des Au�enhandels
1894 4285 Mill. Ji> 3051 Mill. J6 7337 Mill. M
1900 6043 � � 4752 � � 10795 �
1901 5710 � � 4512 � � 10222 �
1903 6321 � � 5130 � � 11451 �
2) Im Herbst 1900 wurde die Tragf�higkeit der bedeutendsten Handelsflotten nach Tonnen (= 1000 kg) folgenderma�en berechnet:
Dampfer Segler Zusammen
England........ 11859000 t 2503000 t 14362000 t
Deutschland....... 2169000 � 551000 � 2 720000 �
Vereinigte Staaten .... 1183000 � 1360000 � 2543000 �
Norwegen....... 769000',, 898000 � 1667000 �
Frankreich....... 1060000 � 341000 � 1401000 �
13*
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Deutsche Geschichte.
sozialen Verh�ltnisse gef�hrt, die nicht ohne Gefahren ist. Es bildete sich ein neuer Stand, der der Industriearbeiter: ein Stand besitzloser Lohnarbeiter, die nur zum kleinen Teile in die Lage kamen, etwas zu sparen und ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern, und deren gesamte Existenz unsicher war, da sie der Brotherr bei ung�nstiger Lage der Gesch�fte oder wenn ihre Arbeitsf�higkeit durch Alter oder Krankheit beeintr�chtigt wurde, entlassen konnte. Mancherlei Mi�br�uche kamen hinzu, welche durch das Bestreben der Unternehmer, m�glichst billig zu produzieren, hervorgerufen wurden: da� die L�hne teilweise zu gering bemessen, die Arbeitszeit zu sehr ausgedehnt wurde, da� man Frauen und Kinder �berm��ig zur Fabrikarbeit heranzog, da� man in solchen Betrieben, die Gefahren f�r Leib und Leben mit sich brachten, die Wohlsahrtseinrichtungen vernachl�ssigte. Diese Verh�ltnisse hatten zur Folge, da� sich unter dem Arbeiterstande eine steigende Erbitterung �ber die Unternehmerklasse, �ber den Kapitalismus, �ber die gesellschaftlichen Verh�ltnisse �berhaupt geltend machte; und wie in fr�heren Zeiten sozialer Not, so sand auch jetzt der Glaube zahlreiche Anh�nger, alles Soziatismus. soziale Elend k�nne beseitigt werden, wenn das Privateigentum aufgehoben w�rde und alles,, was zur Produktion dient, in den Besitz der Gesamtheit, der �Gesellschaft", �berginge, die dann dem einzelnen seine Arbeit zuzu-weisen und seinen Lohn zuzuerteilen h�tte. Solche Lehren bezeichnet man im allgemeinen als sozialistisch oder kommunistisch. Sie ver-schmolzen in der heutigen Arbeiterschaft mit demokratischen Grund-s�tzen. Man verwarf die bestehende Staatsordnung, weil sie dem einzelnen zu wenig Freiheit gew�hre, man verwars insbesondere die Monarchie und erkl�rte die Republik s�r die beste Staatsform; gleichzeitig bek�mpfte man die bestehende Kirche und den Gottesglauben �berhaupt. So entstand die sozialdemokratische Partei, als deren Begr�nder in erster Linie Ferdinand Lassalle und Karl Marx gelten.
Die Erregung der Massen erreichte in den Jahren, die dem Kriege gegen Frankreich folgten, einen hohen Grad. Verbrecherische, anarchisti-sche Grunds�tze wurden laut, wonach jede staatliche Ordnung umgest�rzt werden m�sse und selbst der Meuchelmord zu solchen Zwecken erlaubt sei. Wie gef�hrlich dieses Treiben war, erkannte jedermann, als im Jahre 1878 Mlf den Kaiser auf ken einundachtzigj�hrigen, geliebten und verehrten Kaiser zwei Atten-1878- t�te ver�bt wurden, deren erstes erfolglos war, w�hrend er bei dem zweiten fchwer verletzt wurde; es war fast ein Wunder, da� der Greis wieder genas. Jetzt schritt die Regierung ein. Bismarck setzte beim Reichstag ein Gesetz gegen die gemeingef�hrlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie durch, das zw�lf Jahre lang bestanden hat. Zugleich aber entschlo� sich der Kaiser,
Tie soziale Gesetzgebung.
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beraten von seinem Kanzler, die Bahn sozialer Reformen zu beschreiten, um.
soweit es m�glich w�re, die Verh�ltnisse der Arbeiterschaft zu bessern. Am 17. November 1881 verlas F�rst Bismarck im deutschen Reichstag eine Kaiserliche Botschaft. In ihr hie� es, da� �die Heilung der UsM sozialen Sch�den nicht ausschlie�lich auf dem Wege der Repression sozial- 18til-demokratischer Ausschreitungen, sondern gleichm��ig aus dem der positiven F�rderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es f�r Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstage die Aufgabe aufs neue ans Herz zu legen, und w�rden Wir mit um so gr��erer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zur�ckblicken,
wenn es Uns gel�nge, dereinst das Bewu�tsein mitzunehmen, dem Vater-lande neue und dauernde B�rgschaften seines inneren Friedens und den Hilfsbed�rftigen gr��ere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen."
Seitdem sind, teils zu Lebzeiten Wilhelms I., teils unter der Regierung und lebhaftesten F�rderung unseres jetzigen Kaisers eine Reihe von Gesetzen gegeben worden, durch welche das Deutsche Reich allen anderen Staaten auf dem Wege der sozialen Reformen vorangeschritten ist.
Zun�chst trat das Krankenkassengesetz ins Leben, das den Asoziale Arbeiter zwingt, sich f�r den Krankheitsfall zu versichern. Zu diesem Zwecke wurden Krankenkassen gebildet; die Beitr�ge werden zu zwei Dritteln vom Arbeitnehmer, zu einem Drittel vom Arbeitgeber aufgebracht. In Krankheitsf�llen erhalten die Arbeiter freie �rztliche Behandlung und Arznei,
sowie eine Krankenunterst�tzung.
Darauf folgte das Unfallversicherungsgesetz. Dieses Gesetz sichert dem Arbeiter, der in seinem Beruf w�hrend des Betriebes einen Un-fall erleidet, eine Entsch�digung zu, die in den Kosten des Heilverfahrens und f�r den Fall der Erwerbsunf�higkeit in einer Rente besteht. Die Kosten werden von den Arbeitgebern getragen.
Im Jahre 1889 kam sodann das Jnvalidenv ersicherungs-gesetz zustande. Es gew�hrt allen Arbeitern, auch abgesehen von Krank-heit und Betriebsunf�llen, f�r den Fall, da� sie erwerbsunf�hig werden,
und s�r den Eintritt des siebzigsten Lebensjahres eine Rente. Die Kosten der Versicherung werden zur H�lfte von dem Arbeitgeber, zur H�lfte von dem Arbeitnehmer getragen; dazu kommt ein Reichszuschu�.
W�hrend so der Staat f�r Krankheit und Erwerbsunf�higkeit des Ar-beiters F�rsorge traf, wurde die Arbeiterschutzgesetzgebung, be-sonders durch die 1891 getroffenen Bestimmungen, weiter ausgedehnt. Die Sonntagsarbeit wurde verboten oder doch stark beschr�nkt; die Arbeitgeber
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Deutsche Geschichte.
wurden verpflichtet, Ma�regeln zu treffen, um die Gesundheit der Arbeiter zu sichern und sie vor Gefahren zu sch�tzen.
Das Ende Kaiser Wilhelms I. tttib Kaiser Friedrichs.
�unbatfer � 171. Kaiser Wilhelms I.^Ausgang. Noch siebzehn Friedensjahre
der Kanzler, nach Beendigung des Krieges gegen Frankreich war es Deutschland beschieden, unter der Herrschast des greisen Monarchen zu stehen, der seine Heere zum Siege gef�hrt hatte. Er war ein g�tiger, milder, gerechter F�rst, in dem sich Hoheit und Ernst, schlichte Seelengr��e, herzliches Gottvertrauen und unbedingte Pflichttreue zu einer wunderbaren Harmonie vereinigten. Ihm zur Seite stand der gro�e Staatsmann, dessen Abschiedsgesuch der Kaiser 1877 mit dem Worte �niemals" beantwortet hatte; der, wie er mit unvergleichlicher diplomatischer Meisterschaft Deutschland nach au�en sch�tzte und gro� machte, so des Reiches Wohlfahrt im Innern mit genialem Blick und unersch�tterlicher Tatkraft f�rderte.
Nationale Mehrmals in diesen siebzehn Jahren hat das deutsche Volk mit seinen F�rsten zusammen in freudigem Stolze nationalere st e begangen. Im Jahre 1875 wurde in Anwesenheit des Kaisers das Denkmal des A r m i n i u s auf einem Berge bei Detmold im Teutoburger Walde enth�llt. Im Juni 1879 beging die Nation die Feier derGoldenenHochzeit ihres Kaiser-paares. Das Jahr darauf wurde in seiner Gegenwart und im Beisein fast aller deutschen F�rsten die Vollendung des C�lner Domes in dem gl�nzenden Dombaufeste gefeiert. Drei Jahre sp�ter wurde das Standbild der Germania auf dem Niederwald feierlich eingeweiht. Wieder waren zahlreiche deutsche F�rsten anwesend; ein fluchw�rdiger anarchistischer Mord-anschlag wurde durch einen gl�cklichen Zufall verhindert. Am 1. April 1885 feierte Deutschland, vornehmlich die deutsche Jugend, den siebzigsten Geburtstag des gr��ten deutschen Staatsmannes, des F�rsten Bis-marck. Am 22.M�rz 1887 endlich durste die begeisterte, dankbare Nation den neunzigsten Geburtstag ihres Kaisers festlich begehen.
K^ro Up Unzen'' Indessen war �ber den Herrscher schweres Leid hereingebrochen. Sein ritterlicher Sohn, �unser Fritz", wie ihn die Soldaten im Felde gehei�en hatten, wurde von einem Halsleiden befallen, das sich allm�hlich als unheilbar herausstellte. In San Nemo an der Riviera suchte er Linderung, aber ohne Erfolg; im Februar 1888 mu�te, um den Erstickungstod zu verhindern, der Luftr�hrenschnitt gemacht werden. In demselben Monat traf den Kaiser ein zweiter schwerer Schlag: sein Enkel, Prinz Ludwig von Baden, wurde in bl�hendem Alter dahingerafft. Bald darauf erkrankte er selbst. Am 8. M�rz noch besprach er mit dem Reichskanzler und mit seinem Enkel, dem Prinzen
Das Ende Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs.
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Wilhelm, politische Dinge; mit zitternder Hand unterschrieb er die Urkunde,
welche den Schlu� des Reichstages anordnete. Gegen Abend, als die Schw�che zunahm, versammelte sich die Familie, dazu Bismarck und Moltke, um sein Lager. Als ihn seine Tochter, die Gro�herzogin Luise von Baden, mahnte, seine Kr�fte zu schonen, erwiderte er: �Ich habe nicht Zeit, m�de zu sein!" In der Nacht schien eine kleine Besserung einzutreten;
aber am n�chsten Morgen wurde der Puls immer schw�cher. Der Oberhos-Prediger K�gel sagte dem Sterbenden Spr�che vor; die greise Kaiserin hielt seine Hand; Prinz Wilhelm kniete neben dem Bette. Am 9. M�rz, vormittags 7,9 Uhr, schied der Kaiser aus dem Leben; gleich darauf sank die auf dem AK^ser Schlosse wehende Kaiserstmidarte halbmast und verk�ndete der harrenden s^M�rz Menge, da� Deutschlands erster Kaiser entschlafen war. Wenige Stunden sp�ter teilte der Reichskanzler, selbst auf das tiefste ergriffen und mit den Tr�nen k�mpfend, dem Reichstage das ersch�tternde Ereignis amtlich mit. �Die heldenm�tige Tapferkeit", sagte er damals, �das nationale, hoch-gespannte Ehrgef�hl und vor allen Dingen die treue, arbeitsame Pflicht-erf�llung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verk�rpert waren, m�gen sie ein unzerst�rbares Erbteil unsrer Nation sein!"
Inzwischen war der in San Nemo weilende Thronerbe telegraphisch benachrichtigt worden. Als er, im Garten weilend, die Depesche mit der Aufschrift �An des Kaisers und K�nigs Majest�t" erhielt, brach er in heftige Tr�nen aus. Am n�chsten Tage bereits eilte der sieche Kaiser �ber die schnee-bedeckten Alpen nach seiner Hauptstadt. Am 16. M�rz wurde, geleitet von der tiefen und herzlichen Trauer seines Volkes, von Kundgebungen des Beileids ans allen Teilen der Welt, die Leiche Kaiser Wilhelms I. in das Maus oleum zu Charlottenburg �berf�hrt, wo seine k�niglichen Eltern ruhten.
Am 7. Januar 1890 folgte ihm seine Gemahlin, die K a i s e r i n Kaiserin Augusta, im Tode nach und wurde an seiner Seite beigesetzt. Besondere 8lU0Uftn' Teilnahme hatte sie immer den Bestrebungen entgegengebracht, die auf bessere Pflege der Verwundeten im Kriege gerichtet waren. Auf Anregung des Genfers Dunant, der auf dem Schlachtfelde von Salferino die Schrecken des Krieges kennen gelernt hatte, war n�mlich 1864 die Genfer Konvention geschaffen worden, die ganz bestimmte, von allen Kultur-staaten anerkannte Abmachungen �ber die Aushebung und Pflege der Ver-wundeten im Kriege traf (Rotes Kreuz).
� 172. Kaiser Friedrich III. Kaiser Friedrich III. hatte seinen Kaiser
r t t urtc�rtcy Iii.
Wohnsitz zun�chst im Schlo� zu Charlottenburg, dann im Neuen Palms bei
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Deutsche Geschichte.
Potsdam. F�rst Bismarck blieb auch unter ihm der Leiter der deutschen Politik.
Aber die furchtbare Krankheit machte immer weitere Fortschritte; zu sprechen vermochte der Kaiser nicht mehr. Er trug sein Schicksal mit ent-sagender Geduld; �lerne leiden, ohne zu klagen", schrieb er auf eines der Bl�tter, durch die er mit seiner Umgebung verkehrte, und reichte es seinen: Me?�" Sohne, dem Kronprinzen. Neunundneunzig Tage dauerte seine Regierung. 15il8Ut 2W 15. Juni verschied er; Deutschland stand zum zweiten Male an der Bahre seines Kaisers. �Mit einem frommen Duldermute, dessen Gr��e wohl nur wenige ermessen", sagt Heinrich von Treitschke, �mit einer Heldenkraft, die allen Glanz feiner Schlachtenfiege �berstrahlt, hat er die Dualen feiner Krankheit ertragen, der Sprache beraubt, im Angesicht des Todes immer und immer die alte Pflichttreue der Hohenzollern, feine warme Begeisterung f�r alle ewigen G�ter der Menschheit bew�hrt. W�rdig der V�ter ist er zum ewigen Frieden eingegangen, und solange deutsche Herzen schlagen, werden sie des k�niglichen Dulders gedenken, der uns einst als der gl�cklichste und frohmutigste der Deutschen erschien und nun in so tiefem Leiden enden mu�te."
Kaiser Friedrich hat seine letzte Ruhest�tte in dem Mausoleum neben der Friedenskirche zu Potsdam gefunden.
Friedrich. Seine Gemahlin Viktoria, die Kaiserin Friedrich, zog sich nach Schlo� Friedrichshof bei Cronberg im Taunus zur�ck und starb da-selbst 1901.
� 173. Sachsen als Glied des Deutschen Reiches. Mit dem Blute von mehr als 6000 braven Sachsen war die Zugeh�rigkeit des Landes zum Deutschen Reiche erkauft worden, und bald zeigten sich die Segnungen der neuen Sch�pfung auch im Staate der Wettiner.
ne?en?n�eil Nach der Reichsverfaffung wurde das s�chsische Heer, das nach dem Ein-in Sachsen, tritt Sachsens in den Norddeutschen Bund nach preu�ischem Muster um-gestaltet worden war, ein Teil der gesamten Landmacht des Reiches, die dem Kaiser untersteht; doch leistet der f�chfifche Rekrut- dcn Diensteid feinem K�nige, der auch die Offiziere der Armee ernennt. Die neuen Gesetze und Verordnungen des Reiches hoben eine Reihe von Landesgesetzen und Ein-richtnngen auf (Reichsstrafgefetzbuch, Reichsgewerbeordnung); die Deutsche Reichspost l�ste die alte Post ab, und an die Stelle unserer Taler und Groschen, Ellen und Zoll, Acker und Morgen usw. traten nunmehr die jetzt geltenden M�nzon, Ma�e und Gewichte. Die s�chsische Gerichtsverfassung mu�te ebenfalls der neuen deutschen weichen, Amtsgerichte, Landgerichte und
Sachsen als Glied des Deutschen Reiches.
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in Dresden das Oberlandesgericht sprechen in Sachsen seit 1879 Recht; auch das Reichsgericht hat seinen Sitz in Sachsen und zwar in Leipzig, der in der Mitte Deutschlands gelegenen Gro�stadt, aufgeschlagen.
An das Reich zahlt Sachsen j�hrlich Matrikularbeitr�ge, die im Jahre Matrikular-1904 ziemlich 18 Millionen Mark betrugen; ihnen stehen Uberweisungen seitens des Reiches in ann�hernd gleicher H�he gegen�ber. In den Bundesrat sendet es 4, in den Reichstag 23 Vertreter.
Neben all diesen Neuerungen, die Sachsen als Glied des Reiches ^ernngcn erfuhr, gingen inners�chsische Reformen her. Im Jahre 1873 erschienen neue St�dte- und Landgemeindeordnungen, sie brachten der Selbstverwaltung der Gemeinden, die der von Stein einst f�r Preu�en geschaffenen �hnelte (� 118), erhebliche Erweiterungen. Ausschlie�lich f�r die Verwaltung des Landes wurden die Amtshauptmannschaften auf 27 erh�ht; ihre vorgesetzten Beh�rden wurden die 4 Kreishauptmannschasten, zu denen vor mehreren Jahren noch eine f�nfte, die Kreishauptmannschast Chemnitz, gekommen ist.
Ferner wurde f�r alle Schulen des Landes durch Gesetze in umfassender Weise Sorge getragen, unter den h�heren Schulen entwickelten sich besonders die Realschulen.
Die vorhandenen Eisenbahnen wurden vom Staate angekauft, der das Bahnnetz noch wesentlich erweiterte, so da� es 1904 3200 km umfa�te.
Die wirtschaftlichen Fortschritte im Reiche machten sich in Sachsen ganz besonders bemerkbar, vor allem wuchsen Handel und Industrie ins riesen-hafte; sie besch�ftigen zurzeit 70 �/0 der Bev�lkerung, die jetzt �ber 4y4 Millionen (280 auf 1 qkm) betr�gt. Ein hoher Wohlstand ist �berall im Wohlstand. Lande zu Hause und macht das an Umfang geringe Land zu einem der wichtigsten Glieder des Deutschen Reiches.
Die ersten Jahre der Zugeh�rigkeit Sachsens zum Reiche erlebte noch K�nig Johann, er starb 1873. Ihm folgte sein Sohn Albert in der K�nig Albert Regierung. Er war am 23. April 1828 geboren. Durch den Geheimrat 1873 19(L' von Langenn empfing er eine gr�ndliche und vielseitige Erziehung. Mit Leib und Seele war der Prinz Soldat, wir sind ihm bereits auf seiner ruhmreichen Laufbahn in Schleswig 1849., in B�hmen 1866 und auf den Gefilden Frankreichs 1870 begegnet. Kein Geringerer als Moltke erkannte die bedeutenden Feldherrngaben des s�chsischen Kronprinzen voll und ganz an, und Kaiser Wilhelm verlieh ihm die h�chste milit�rische W�rde eines Generalfeldmarschalls. Seit 1853 war er mit Karola, der Tochter des Prinzen Gustav von Wasa verm�hlt, die durch die Gr�ndung des Albert-Vereins h�chst segensreich gewirkt hat. 1873 bestieg K�nig Albert den s�chsischen Thron und hat ihn beinahe 30 Jahre lang zum gr��ten Segen
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Deutsch<Geschichte.
mm �eor ^ ba� �a"b ^"^ehabt. Als er am 19. Juni 1902 kinderlos starb, wurde i9�2-�904� sein 1832 geborener Bruder Georg K�nig von Sachsen. Doch harte Schicksalsschl�ge in der Familie und schwere Krankheit tr�bten seine kurze Regierungszeit, er starb am 15. Oktober 1904. Seit jenem Tage lenkt Friedrich sein �ltester Sohn als K�nig Friedrich August III. die Geschicke
August III. , 1 y
seil 1904. toOCt)]en�.
Kaiser Wilhelm II.
� 174 Nach Kaiser Friedrichs Tode hat unser jetziger Kaiser Wil-Helm II. den Thron bestiegen. Am 27.Januar 1859 wurde er im Kr�n-27. Januar Prinzenpalais zu Berlin geboren. Er erhielt zun�chst Privatunterricht. Dann bezog er zusammen mit seinem j�ngeren Bruder, dem Prinzen Heinrich, das Gymnasium zu Kassel. Hier brachte er 2y2 Jahre zu; die Prinzen bewohnten das Schlo� Wilhelmsh�he. Zu Beginn des Jahres 1877 bestand er das Abiturientenexamen.
Daraus trat der Prinz, der nach altem Brauch der preu�ischen K�nigs-samilie bereits seit Vollendung des zehnten Lebensjahres der Armee angeh�rte, als Oberleutnant bei dem ersten Garderegiment zu Fu� ein. Doch unterbrach er seine milit�rische Ausbildung im Herbst 1877, indem er die Universit�t Bonn bezog. Hier weilte er zwei Jahre und trieb juristische, volkswirtschaftliche und geschichtliche Studien. Im Jahre 1880 verlobte er sich mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, der als Erbprinz im Jahre 1863 Erbauspr�che aus die Elbherzogt�mer erhoben, sich aber nicht mit Preu�en hatte einigen k�nnen. Am 27. Februar 1881 sand die Verm�hlung statt. Am 6. Mai 1882 wurde dem hohen Paare der erste Knabe geboren, Wilhelm, der jetzige Kronprinz. Unterdessen war der Prinz eifrig bem�ht, sich mit allen Zweigen des Heeresdienstes vertraut zu machen. Sein kaiserlicher Gro�vater kommandierte ihn zur Dienstleistung Bei den verschiedenen Waffengattungen; l�ngere Zeit f�hrte Prinz Wilhelm das Gardehusarenregiment. Gleichzeitig wurde er unter Anleitung des Oberpr�sidenten der Provinz Brandenburg in die Zivil-Verwaltung eingef�hrt.
Regicrungz- Als er nunmehr die Regierung �bernahm, war er entschlossen, das gro�e 1888.' Erbe, das ihm seine V�ter hinterlassen hatten, zu wahren, �ein treuer F�rst eines treuen Volkes zu sein", mit seiner Armee �unaufl�slich zusammenzu-halten, m�ge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein", und �f�r die Ehre der deutschen Flagge einzustehen, wo es immer sei"; zugleich aber ein
Kaiser Wilhelm II.
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friedliches Regiment zu f�hren, �um in friedlicher Arbeit zu wahren und zu festigen, was k�mpfend erstritten wurde". Es war ein denkw�rdiges Schau-spiel, wie sich am Tage der Er�ffnung des Reichstages die Bundes-f�rsten oder ihre Thronfolger, 22 an der Zahl, um ihn scharten, unter ihnen K�nig Albert von Sachsen, Prinzregent Luitpold von Bayern, Gro�herzog Friedrich von Baden und der damalige Kronprinz, jetzige K�nig Wilhelm von W�rttemberg.
F�r st Bismarck blieb zun�chst Kanzler des Reiches; bald aber traten Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und ihm ein, und am 20. M�rz 1890 erhielt er seine Entlassung. Er zog sich in das Schlo� Friedrichsruh im Sachsenwalde zur�ck. Obwohl er nicht mehr im Amte 189�" war, begleitete er auch serner mit lebhaftester Aufmerksamkeit, mit ratenden und warnenden Worten, als ein getreuer Eckart der Nation ihre politische Entwicklung. Indessen wuchs die Begeisterung f�r den gro�en deutschen Mann immer h�her. Mit unbeschreiblichem Jubel beging das deutsche Volk am 1. April 1895 den achtzigsten Geburtstag des nationalen Helden, ves Gr�nders des Deutschen Reichs; und es war ein Tag tiefer nationaler Trauer, als er am 30. Juli 1898 durch den Tod hinweggerafft wurde. Bismarcks Lange vor ihm war Graf Moltke gestorben. Am 26.Oktober 1890 so.^Juli war sein neunzigster Geburtstag in ganz Deutschland feierlich begangen worden; noch im M�rz 1891 sprach er im Reichstag; ohne krank gewesen zu sein, starb er am 24. April 1891.
Zum Reichskanzler hatte der Kaiser an Bismarcks Stelle den General der Infanterie von Caprivi berufen. 1894 trat in sein Amt der im Staatsdienst grau gewordene F�rst von Hohenlohe-Schillings-f�rst, der von 1866 bis 1869 bayrischer Minister des Ausw�rtigen, sp�ter deutscher Botschafter in Paris und zuletzt als Nachfolger des Generalfeld-Marschalls von Manteuffel Statthalter des Reichslandes Elsa�-Lothringen gewesen war. Ihm folgte 1900 Graf B�low, der vor kurzer Zeit in den F�rstenstand erhoben worden ift.
Auch unter Wilhelm II. ist das Deutsche Reich einer Politik des �u�ere Friedens treu geblieben. Dem Frieden dienten die Besuche, die der Kaiser vielen fremden H�fen abstattete; ein Hort des Friedens blieb auch ferner das B�ndnis mit Osterreich und Italien. Auch mit Ru�land wurden feit der Thronbesteigung Nikolaus^ II. wieder herzlichere Beziehungen an-gekn�pft. Mit England, das die Anf�nge der deutschen Kolonialpolitik nicht ohne Eifersucht beobachtet hatte, wurde 1890 ein f�r das Reich nicht g�nstiger Vertrag abgeschlossen: England �bernahm das Protektorat von Sansibar,
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Deutsche Geschichte.
trat aber Helgoland an Deutschland ab. Im Jahre 1897 wurde ein zukunftsreicher St�tzpunkt in China, das Gebiet von Kiautschou, er-worben. Zwei Jahre darnach verkauften die Spanier, nachdem ihnen die Amerikaner die wichtigsten St�cke ihres Kolonialbesitzes, Euba und die Philippinen, im Kriege entrissen hatten, den Rest ihres Besitzes in der S�d-see, die Karolinen und Marianen, an Deutschland. Als es in China 1900 zu einer Volkserhebung gegen die Fremden kam, viele Missio-nare und eingeborene Christen niedergemetzelt und der deutsche Gesandte in Peking ermordet wurde, beteiligte sich Deutschland an einer Gesamtunter-nehmung der Gro�m�chte gegen China, schickte zum ersten Male Truppen �ber See und stellte auch den Oberkommandierenden, den Generalfeldmarschall Grafen Wald er see. Die Chinesen wurden zum Ersatz der Kriegskosten ge-zwungen, und ein chinesischer Prinz kam nach Berlin, um f�r den Bruch des V�lkerrechts um Verzeihung zu bitten.
Anfang des Jahres 1904 mu�ten deutsche Truppen nach S�dwestafrika gesandt werden, wo ein blutiger Aufstand der Eingeborenen, der Hereros, ausgebrochen war. Er hat bereits schwere Opfer gefordert, ist aber bei der ungeheuren Schwierigkeit der Kriegf�hrung in jenen gro�en, wasserarmen Steppengebieten noch nicht niedergeworfen.
^Marine Fortbildung der Armee, mit deren Leben der Kaiser auf das
innigste verkn�pft ist, wird unabl�ssig und rastlos gearbeitet. Mit gr��tem Interesse verfolgt der Kaiser auch die Marin e. Durch ein neues Flotten-gesetz ist eine starke Vermehrung ihres Bestandes angeordnet worden. Auch bei dem Bau des Kaiser-Wilhelms-Kanals, dessen Vollendung unter Teilnahme der meisten seefahrenden Nationen im Jahre 1895 feierlich begangen wurde, wurden vornehmlich milit�rische Zwecke verfolgt.
Innere Zwei wichtige Glieder der Sozialreform, das Jnvalidenversiche-rungsgefetz und das Arbeiterschutzgesetz sind, wie bereits erw�hnt, unter der Regierung Wilhelms II. zustande gekommen, auch gelangte das B�rger-tiche Gesetzbuch zum Abschlu� und trat am I.Januar 1900 in Kraft. Lebhaftes Interesse bekundet der Kaiser f�r die h�heren Schulen feines Landes, mannigfache Neuerungen im Schulwesen sind auf fein perf�nliches K�nstlerische Eingreifen zur�ckzuf�hren. Er ist fodann ein eifriger Freund der Kunst und d�ngen, l��t einheimischen und ausl�ndischen K�nstlern reiche Auftr�ge zuteil werden,
vor allem tut er viel zur Versch�nerung Berlins.
Verh�ltnis Den deutschen Bundesf�rstett bewahrt er treue Freundschaft, oft stattet Bundes- er ihnen Besuche ab, und an jedem frohen oder traurigen Ereignisse in einem deutschen F�rstenhause nimmt er teil. Innig befreundet war er mit K�nig
Kaiser Wilhelm IL
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Albert und K�nig Georg von Sachsen, auch unfern neuen K�nige ist er in Freundschaft zugetan.
So weit die Geschichte des deutschen Volkes: sie ist reich an Gl�ck und Ungl�ck, an Zeiten h�chsten Glanzes und tiefsten Elends. Das angefangene Jahrhundert wird unserm Volke neue, schwere Aufgaben stellen. M�ge es sie unter seinem Kaiser und seinen F�rsten stark und k�hn, einig und opfer-freudig, treu und gottvertrauend l�sen!
Dazu verhelfe Gott!
Die HohenMern feit K�nig Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm in. f 1840.
Gem. Luise, Pr. v. Meckl.-Strelitz f 1810.
tc
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01
Friedrich Wilhelm IT. Wilhelm I. Charlotte.
J2?A ,, t 1888. Gem. Nikolaus I.
�S h �^ m�em< Augusta, v. Ru�land. Pr. v. Bayern. Pr. v. S.-Weimar.
Karl.
Alexandrine. Gem. Grhz. Paul Friedrich v. Meckl.-Schwerin.
Luise. Gem. Pr. Friedrich d. Nieder-lande.
Albrecht, f 1872.
Srirtrichm fl888. Luise, Friedrich Karl,
Gem. Viktoria, Gem. Grhz. Friedrich f 1885. Pr- v. England. v. Baden.
Albrecht, Prinzregent v. Braunschweig.
Wilhelm II. Charlotte.
Gem. Auguste Gem. Erbpr.
Viktoria, Bernhard
Pr.v.Schl.-H. v. Meiningen.
Heinrich. Gem. Irene, Pr. v. Hessen.
Viktoria.
Gem. Pr. Adolf v. Schaum-
Sophie. Margareta. Friedrich Gem. Kronpr. Gem. Leopold. Konstantin Pr. Friedrich v. Griechen!. Karl V.Hessen.
Friedrichs Joachim Friedrich Heinrich. Albrecht. Wilhelm.
Wilhelm, Kronpr. geb. 1882. Gem. Cecilie, Pr. ix Meckl.-Schw.
Eitel Adalbert. Friedrich.
August Oskar. Wilhelm.
Joachim.
Viktoria Luise.
Stammtafel.
Das Hans Wettin.
Heinrich von Eilenburg,
Markgraf von Mei�en, 1089 � 1103.
Heinrich II., t H23. fein Vetter Konrad von Wettin, 1123 � 1156.
Otto der Reiche, f H90. Dietrich von Dedo von Heinrich von Friedrich von _ I_Eilenburg. Rochlitz. Wettin. Brehna.
Albrecht der Stolze, Dietrich der Bedr�ngte, f 1221. t 1195. |
Heinrich der Erlauchte, f 1288.
Wibrecht der Entartete, f 1314. Dietrich von Landsberg.
Friedrich I. der Freidige, f 1324. Diezmann, + 1307.
Friedrich U. der Ernsthafte, t 1349.
Friedrich III. der Strenge, + 1381. Balthasar, f 1406. Wilhelm, f 1407.
Friedrich IV. der Streitbare,
seit 1423 Kurf�rst, 1- 1428._
Fried eich V. der Sanftm�tige, f 1464. Wilhelm III. der Tapfere, f 1482.
_Ernst, Km f�rst, 1 1486. Albrecht der Beherzte, Herzog, f 1500.
Friedrich VI. d. Weise, Johann d. Best�ndige, Georg d. B�rtige, Heinrich d. Fromme, t 1525. t 1532. t 1539. f 1541.
Moritz, 1547 Kurf�rst, August, 1 1586. t 1553. |
Johann Friedrich der Gro�m�tige, Christian I., 11591.
t 1554. |
Christian II., f 1611.
Johann Georg I.,
t1656.
Johann Georg II., August von Magdeburg Christian von Moritz von Kurf�rst,^ f 1680. und Sachsen-Wei�enfels. Sachsen - Merseburg. Sachsen-Zeitz.
Johann Georg III.,
f 1691.
Johann Georg IV., + 1694. Friedrich August I., 1697 K�nig von Polen, + 1733.
Friedrich August II., K�nig von Polen, 1 1763.
__Friedrich Christian, 1 1763. Franz Xaver, bis 1768.
Friedrich August III. (I.) der Gerechte, Anton Klemens Theodor, Maximilian, f 1838^ seit 1806 K�nig, f 1827. K�nig, f 1836. |
Friedrich August II., f 1854. Johann, f 1873.
___Albert, f 1902. Georg. + 1904.
Mathilde. Friedrich August III.. Josepha. Johann Georg. Max. Albert. + 1900.'
K�nig seit 1904. ' '
Georg. Friedrich Christian. Ernst Heinrich. 3 T�chter.
Regententafel.
1438-1740
1519 � 1556 1558 � 1564 1564 � 1576 1576 � 1612 1612 � 1619 1619 � 1637 1637 � 1657 1658 � 1705 1705 � 1711 1711 � 1740 1742 � 1745 1745-1806 1745 � 1765 1765 � 1790 1790 � 1792 1792 � 1806 |
1804�1835 I 1835 � 1848 seit 1848
1640 � 1688 1688�(1701) 1713 1713 � 1740 1740 � 1786 1786 � 1797 1797 � 1840 1840 � 1861 1861 � 1888 1888 seit 1888
Das alte deutsche Reich
(seit der Reformation). Das Haus Habsburg.
Karl V.
Ferdinand I.
Maximilian II.
Rudolf II.
Matthias.
Ferdinand II.
Ferdinand III.
Leopold I.
Joseph I.
Karl VI.
Karl VII. (Wittelsbach).
Das Haus Habsburg-Lothringen.
Franz I.
Joseph II.
Leopold II.
Franz II.
Osterreich.
Franz I.
Ferdinand I.
Franz Joseph.
Brandenburg-Preuszen.
Friedrich Wilhelm, der Gro�e Karf�rst.
Friedrich (III.) I.
Friedrich Wilhelm I.
Friedrich II. der Gro�e.
Friedrich Wilhelm II.
Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm IV.
Wilhelm I.
Friedrich III.
Wilhelm II.
Regententafel.
209
1486 � 1525 1525 � 1532 1532 � 1547
1485-1500-1539-1541-
1547 1553-1586-1591 1611 1656-1680 1691 1694-
1500 1539 �1541 1547 r
1553 1 1586 �1591 -1611 �1656 -1680 -1691 -1694 -1733
1733 � 17.63 1763 Okt. �Dez. 1763 � 1827
1827 � 1836 1836 � 1854 1854 � 1873 1873 � 1902 1902�1904 seit 1904
1806 � 1825 1825 � 1848 1848 � 1864 1864 � 1886 seit 1886
Sachsen.
Ernestinische Kurf�rsten:
Friedrich der Weise.
Johann der Best�ndige.
Johann Friedrich der Gro�m�tige.
Albertinische Herz�ge:
Albrecht der Beherzte.
Georg der B�rtige.
Heinrich der Fromme.
Moritz.
Albertinische Kurf�rsten und K�nige:
Moritz.
August.
Christian I.
Christian II.
Johann Georg I.
Johann Georg II.
Johann Georg III.
Johann Georg IY.
Friedrich August I. der Starke, K�nig von Polen.
Friedrich August II. K�nig von Polen. Friedrich Christian.
(Prinz Taver) Friedrich August III. der Ge-rechte, seit 1806 als Friedrich August I. K�nig von Sachsen.
K�nig Anton.
Friedrich August II.
Johann.
Albert.
Georg.
Friedrich August III.
Die K�nige von Bayern.
Maximilian I. Joseph.
Ludwig I.
Maximilian II.
Ludwig II.
(Otto) Prinzregent Luitpold.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II.
14
210
Regententafel.
1588 � 1792
1589 � 1610 1610 � 1643 1643 � 1715 1715 � 1774 1774 � 1792 1792�1804 1804 � 1814 1814�1824 1824�1830 1830�1848 1848 � 1852 1852 � 1870
seit 1870
1603 � 1625 1625 � 1649 1649 � 1660 1660 � 1685 1685 � 1688 1689 � 1702 1702 � 1714
seit 1714 1714�1727 1727 � 1760 1760 � 1820 1820 � 1830 1830 � 1837 1837 � 1901
seit 1901
1762 � 1796 1796 � 1801 1801�1825
Frankreich.
Das Haus Bourbon. Heinrich IV.
Ludwig XIII.
Ludwig XIV.
Ludwig XV.
Ludwig XVI.
Die erste Republik.
Kaiser Napoleon I.
Ludwig XVIII. (Bourbon). Karl X.
Louis Philipp (Orleans). Die zweite Republik.
Kaiser Napoleon III. Die dritte Republik.
England.
Jakob I. (Stuart).
Karl I.
Republik.
Karl II. (Stuart).
Jakob II.
Wilhelm III. von Dranien. Anna.
Das Haus Hannover.
Georg I.
Georg II.
Georg III.
Georg IV.
Wilhelm IV.
Viktoria.
Eduard VII. (Koburg).
Ru�land.
Katharina II.
Paul.
Alexander I.
Regenten tafel.
211
1825 � 1855 1855 � 1881 1881 � 1894 seit 1894
(1849) 1861 � 1878 1878 � 1900 seit 1900
Nikolaus I.
Alexander II. Alexander III. Nikolaus II.
Italien.
Viktor Emanuel II. Humbert.
Viktor Emanuel III.
14 =
Geschichtliche Tabellen.
1519�1648
1492 1498
1519 � 1522
1483 io. Nov. 1501 1505
1517 31. Ott.
1518
1519
1520
1520 10. Dez.
1519 � 1556 1519 � 1532
1521 18. April
I. Das Zeitalter der religi�sen K�mpfe. 1. Der �bergang vom Mittelalter zur Neuzeit, a) Das Zeitalter der Entdeckungen.
Entdeckung von Amerika (Guanahani) durch Columbus. Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch den
Portugiesen Vasco da Gama.
Die erste Weltumsegelung; Magalhaes.
Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez, von Peru durch Franz Pizarro.
d) Umwandlung des Heerwesens (Landsknechte,
Schie�pulver) und Staatswesens (Sieg des Absolutismus �ber das Lehnswesen).
e) Das Zeitalter des Humanismus und der Re-
naissance.
d) Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
e) Die Reformation.
Martin Luther, zu Eisleben geboren,
bezog die Universit�t Erfurt,
trat in das Augustinerkloster und wurde an die Universit�t Wittenberg berufen. Die 95 Thesen.
Verh�r durch Cajetan zu Augsburg.
Disputation mit Eck zu Leipzig.
Die drei gro�en reformatorischen Schriften. Verbrennung der Bannbulle.
2. Karl V. und die Reformation.
A. von Maxis V. Thronbesteigung bis zum N�rnberger Religionsfrieden.
Luther vor dem Reichstag zu Worms.
Das Wormser Edikt. Luther aus der Wartburg. Die Schwarmgeister in Wittenberg.
Geschichtliche Tabellen.
213
Ulrich Zwingli und bte Reformation in Z�rich.
Erhebung unb Tob Sickingens.
Der gro�e Bauernkrieg.
Siege bes Truchse� von Walbburg �ber bte s�d-beutfchen Bauern; Nieberlage Thomas M�nzers bei Frankenhausen.
Erster Krieg mit Franz I. von Frankreich.
Schlacht bei Pavia. Franz gefangen.
Erster Reichstag zu Speyer. Gr�nbung evan-gelischer Lanbeskirchen.
Die Reformation in Preu�en (Albrecht von Branben-b�rg), Schweben (Gustav Wasa) unb D�ne-mark.
Ferbinanb, Karls V. Bruber, erbte Ungarn unb
B�hmen.
Zweiter Krieg mit Franz I.
Pl�nberung Roms burch die beutschen Lanbsknechte. Der �Damenfriebe" von Cambrai.
Der zweite Reichstag zu Speyer; bie Pro-testation.
Reichstag zu Augsburg; bie Augsburgische Konfession.
Der Schmalkalbische Bunb.
Tob Zwinglis bei Kappel.
Der N�rnberger Religionsfriede.
1532 �1545 �. vom N�rnberger Religionsfrieden bis zum
Schmalkaldischen Kriege.
Die Wtebert�ufer in M�nster.
Eroberung W�rttembergs burch Philipp von Hessen.
Reformation bes Lanbes burch Herzog Ulrich. Reformation in Branbenbnrg (Joachim II.), Herzogtum Sachsen (Heinrich ber Fromme) unb ber Kurpfalz. Heinrich VIII. von Englanb fiel vom Papsttum ab. Johann Calvin in Genf; bie reformierte Lehre.
214
Geschichtliche Tabellen.
Karls V. Unternehmungen gegen Tunis und Algier. Karls V. dritter und vierter Krieg mit Franz I.
Friede mit Franz; sein Verzicht auf Italien. Waffenstillstand mit Suleiman, der den gr��ten Teil Ungarns behielt.
1546�1555 C. vom Schmalkalbischen Kriege bis zum Augsburger
Religionsfrieden.
1546 i8. Febr. Tod Martin Luchers zu Eisleben.
1546 �1547 D5r S chmalkaldische Krieg.
1546 Der s�ddeutsche Krieg; Sebastian Sch�rtlin; Einfall
des Herzogs Moritz in Kursachsen. 1^47 Niederlage und Gefangennahme des Kurf�rsten Jo-
Hann Friedrich bei M � h l b e r g. �bertragung der Kur auf Moritz.
Philipp von Hessen ergab sich in Halle. 1548 Das Augs burger Interim.
Belagerung von Magdeburg durch Moritz.
1552 Moritz erzwang von Karl V. den Passauer Vertrag. � Metz, Toni und Verdun kamen an Frankreich.
1553 Moritz fiel bei Elvershausen im Kampf mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach.
1555 Der Augsburger Religionsfriede.
1556 Abdankung Karls V. Mailand und 5te Niederlande gingen an Spanien �ber.
1558 Tod Karls in San Juste.
1556 �1618 3. Die Zeit der Gegenreformation.
Das Konzil von Trient.
Der Jesuitenorden (Ignatius von Loyola).
Erneuerung der Inquisition.
1581
Philipp II. von Spanien.
Abfall der Niederlande (Herzog Alba; Egmont; Hoorn; Wilhelm von Oranien).
Unabh�ngigkeitserkl�rung der sieben n�rdlichen Pro-vinzen der Niederlande.
Geschichtliche Tabellen.
215
1588
1572
1589
1598
1558 � 1564 1564�1576 1576 � 1612
1609
1612 � 1619 1618-1648
1618 1619 � 1637
1619
1620
1626 1626
Elisabeth von England. Maria Stuart.
Untergang der Armada.
Religionskriege in Frankreich.
Ermordung der Hugenotten in der Bartholom�usnacht. Ermordung Heinrichs III., des letzten K�nigs aus dem Hause Valois; Thronbesteigung Heinrichs IV. (Bourbon).
Das Edikt von Nantes.
Ferdinand I.
Maximilian II.
Rudolf IL Die protestantische Union und die katholische Liga. Der clevische Erb st reit zwischen Johann Sigis-mund von Brandenburg und Wolsgang Wilhelm von Psalz-Neuburg.
Rudolf wurde durch seinen Bruder Matthias aus den Besitz B�hmens beschr�nkt. Der Majest�tsbrief.
Matthias.
4. Der Drei�igj�hrige Krieg.
a) Der b�hmisch-pf�lzische Krieg.
Der Fenstersturz zu Prag und der b�hmische Aufstand.
Ferdinand II.
Wahl Friedrichs V. von der Psalz zum K�nig v. B�hmen.
Schlacht am Wei�en Berge. Achtung Friedrichs 'V.; gewaltsame Bekehrung B�hmens zum Katholizismus.
Eroberung der Pfalz durch Tilly und die Spanier. Be-siegung Ernsts von Mansfeld, Georg Friedrichs von Baden-Durlach und Christians von Braun-schweig.
�bertragung der Kur aus Maximilian.
b) Der nieders�chsisch-d�nische Krieg.
Sieg Wallensteins �ber Ernst von Mansseld bei der
Dessauer Elbbr�cke.
Sieg Tillys �ber Christian IV. von D�nemark bei Lutter am Barenberge.
Flottenpl�ne Wallensteins; vergebliche Belagerung von Stralsund.
216
Geschichtliche Tabellen.
1629
1629
1630
1630
1631
1631
1632
1632 16. Nov.
1634
1634
1635
1637 � 1657
1648 1648
1648-1786
1134�1320
1324�1373 137 3 � 1411'
1411
Friede von L�beck mit Christian IV.
Das Restitutionsedikt.
Wallensteins Absetzung.
c) Der Sieges zug Gustav Adolfs von Schweden.
Landung auf Usedom; Eroberung Pommerns.
Eroberung von Magdeburg durch Tilly und Zerst�rung der Stadt.
Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld �ber Tilly; sein Siegeszug bis Mainz.
Sieg bei Rain am Lech; Tod Tillys; Eroberung von M�nchen.
Gustav Adolf und Wallenstein bei N�rnberg.
Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei L�tzen; R�ck-zug Wallensteins.
6) Der schwedisch-franz�sische Krieg.
Ermordung Wallensteins zu Eger.
Sieg der Kaiserlichen bei N�rdlingen.
Friede zwischen dem Kaiser und den Kurf�rsten Johann Georg von Sachsen und Georg Wilhelm von Brandenburg zu Prag.
Ferdinand III.
Bernhard von Weimar im Oberelsa�. Sein Tod.
Banir (Sieg bei Wittstock); Torstenson; Wrangel; K�nigsmark.
Eroberung der Kleinseite von Prag durch K�nigsmark.
Der Westf�lische Friede.
II. Das Zeitalter des Absolutismus und des Emporkommens vou Preu�en.
Vorgeschichte der Mark Brandenburg.
Die Askanier in der Mark.
Albrecht der B�r.
Die Wittelsbacher.
Die Luxemburger.
Karl IV. F�rsorge f�r die Mark.
^Sendung des Burggrafen Friedrich VI. von N�rnberg nach der Mark.
Geschichtliche Tabellen.
217
1415 � 1701
1415 � 1440 .1417
1470 � 1486
1539 1608 � 1619
1619 � 1640
1640 � 1713
1640 � 1688
1648 1658�1705 1655 � 1660 1656
1660
1672 � 1679
1675 28. Juni
Die Kurf�rsten aus dem Hause Hohen-
zollern.
Friedrich I.
Friedrichs feierliche Belehnung zu Konstanz. Dem�tigung des m�rkischen Adels. Hussitenkriege. Albrecht Achilles. Das achilleische Hausgesetz. Kurf�rst Joachims Ubertritt zum Luthertum. Johann Sigismund.
�bertritt zur reformierten Lehre.
Erwerbung von Cleve, Mark und Ravens-berg.
Erwerbung von Preu�en nach Albrecht Friedrichs Tode.
Georg Wilhelm.
1. Die Zeit Friedrich Wilhelms, des Gro�en Kurf�rsten, und K�nig Friedrichs I.
Der Gro�e Kurf�rst.
Der Westf�lische Friede.
Kaiser Leopold I.
Der schwed isch-polnische Krieg.
B�ndnis mit Karl X. von Schweden gegen Kasimir von Polen; Sieg bei Warschau.
Vertr�ge von Labiau und Weh lau; Zugestand-nis der Souver�nit�t in Preu�en durch Schweden und Polen. � Anschlu� des Kurf�rsten an Karls X. Gegner.
Friede von Oliva.
Der erste Raubkrieg Ludwigs XIV. gegen die spanischen Niederlande.
Der zweite Raubkrieg; Angriff auf Holland (Wilhelm III. von Oranien).
Der Kurf�rst zog den Holl�ndern zu Hilfe, schlo� einen Sonderfrieden, beteiligte sich aber von neuem am Kriege.
Besiegung der in die Mark eingefallenen Schweden bei Fehrbellin; Eroberung von Schwedisch-Vorpommern.
Vertreibung der Schweden aus Preu�en.
218
Geschichtliche Tabellen.
1679
1681 1683
1685
1688
1688 (1701) �1713 1688
1688 � 1697
1701 18: Jan.
1701 � 1714
1704
1705 � 1711
1706 1708, 1709
Friedensschl�sse von Nimwegen und St. Ger-main; R�ckgabe der schwedischen Eroberungen. Die Reunionen Ludwigs XIV.
�berfall von Stra�burg.
Die T�rken vor Wien (Kara Mustafa, Starhemberg)
und ihre Besiegung.
Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV.;
das Edikt von Potsdam; die Rifugies. Tod des Gro�en Kurf�rsten.
Dem�tigung der preu�ischen Landst�nde durch den Kur-f�rsten.
Schaffung eines stehenden Heeres.
Neuordnung der Finanzen (Akzise).
F�rsorge f�r Ackerbau, Gewerbe, Handel; Gr�ndung einer Flotte, Anlegung von Kolonien.
Friedrich (III.) I.
Sturz Jakobs II. Stuart, K�nigs von England, durch Wilhelm III. von Dramen.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. Ver-w�ftung der Pfalz.
T�rkenkrieg; Prinz Eugen von Savoyen.
Sieg von Zenta. Eroberung Ungarns.
K�nigskr�nung Friedrichs I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte zu K�nigsberg.
Friedrichs F�rsorge f�r Wissenschast und Kunst (Leibniz).
Der Spanische Erbfolgekrieg. Philipp von Anjou, der j�ngere Enkel Ludwigs XIV., und Karl, Leopolds I. zweiter Sohn.
Sieg des Prinzen Eugen und Marlboroughs bei H�ch-st�dt; Leopold von Dessau.
Kaiser Joseph I.
Sieg Eugens bei Turin, Marlboroughs bei Ramillies.
Siege beider Feldherren bei Oudenarde und Mal-plaquet.
Geschichtliche Tabellen.
219
1711 � 1740 1713
1714 1700 � 1721
1709
1718 1720, 1721
1713 � 1786
1713 � 1740 1720
1740 � 1786 1740 � 1780
1740 � 1742
1741
1742
1741 � 1748
1742 � 1745
Kaiser Karl VI.
Friede von Utrecht. Anerkennung Philipps V. Mailand, Neapel und die Niederlande fielen an �sterreich.
Der Kaiser trat dem Frieden bei.
Der Nordische Krieg. Ru�land (Peter der Gro�e), Polen (August der Starke) und D�nemark gegen Karl XII. von Schweden.
Sieg Karls XII. bei Narwa �ber Peter.
Friede von Altranst�dt; August der Starke verzichtete auf Polen (Stanislaus Leszczynski).
Niederlage Karls XII. bei Poltawa; Karls Ausent-halt in der T�rkei.
Tod Karls XII. vor Frederikshald.
Die Friedensschl�sse zu Stockholm und N y st a d.
Die Zeit Friedrich Wilhelms L und Friedrichs II. des Gro�en.
Friedrich Wilhelm I.
Erwerbung von Vorpommern bis zur Peene im Frieden von Stockholm.
Der Polnische Erbsolgekrieg (Friedrich August II. und Stanislaus Leszczynski). Lothringen fiel an Stanis-laus, dann an Frankreich.
Ausbildung des preu�ischen Heeres. � Ausbildung der Landesverwaltung. Das Generaldirektorium. � Sorge f�r die Landwirtschaft und das Gewerbe (Ein- und Ausfuhrverbote). � Einf�hrung der Schulpflicht.
Friedrich II. der Gro�e.
Maria Theresia.
Der erste Schlesische Krieg.
Sieg bei Mollwitz (Schwerin).
Sieg bei Chotusitz. Friede von Breslau; Erwerbung Schlesiens.
Der �sterreichische Erbsolgekrieg.
Kaiser Karl VII., Kurf�rst von Bayern.
220
Geschichtliche Tabellen.
1744�1745
1744 1745 4. Juni
1745 � 1765 1756 � 1763
1756
1757
6. Mai 18. Juni
6. November 5. Dezember
1758
25. August
1759
12. August
1760
1761
1762
1763
1765 � 1790 1772
Der zweite Schlesische Krieg.
Ungl�cklicher Einfall in B�hmen.
Sieg bei Hohenfriedberg.
Sieg des K�nigs bei Soor, des alten Dessauers bei Kesselsdorf. Friede von Dresden.
Kaiser Franz I., Gemahl der Maria Theresia. Der Siebenj�hrige Krieg.
Einsall Friedrichs in Sachsen. Sieg Bei Lobofitz �ber die �sterreicher, ErgeBung der Sachsen Bei Pirna. Einsall in B�hmen.
Sieg Bei Prag.
Niederlage Bei Kolin (Daun); R�ckzug Friedrichs. Sieg der Franzosen �Ber den Herzog von CumBerland
bei Hastenbeck; Konvention von Kloster Zeven. Sieg der Russen bei Gro�j�gersdorf �ber Lehwaldt. Sieg Friedrichs �ber Soubise und die Reichsarmee
bei R o � b a ch.
Sieg �ber Karl von Lothringen bei Zeuthen. Einsall Friedrichs in M�hren; Belagerung von Olm�tz. Sieg Ferdinands von Braunschweig bei Crefeld. Sieg Friedrichs �ber die Russen bei Zorndorf. Niederlage bei H o ch k i r ch (Daun).
Sieg Ferdinands bei Minden.
Besiegung Friedrichs durch Laudon und Ssaltikow bei
Kunersdorf.
Kapitulation Fincks bei Maxen.
Sieg Friedrichs bei L i e g n i tz �ber Laudon.
Sieg Friedrichs �ber Daun bei Torgau.
Das feste Lager bei Bunzelwitz.
Sturz Pitts; Entziehung der englischen Subsidien. Thronbesteigung Peters III. in Ru�land; sein Stittj durch Katharina II.
Sieg Friedrichs bei Burkersdorf.
Steg des Prinzen Heinrich bei Freiberg.
Friede von Hubertusburg.
Kaiser Joseph II.
Erste Teilung Polens: Westpreu�en an Friedrich, Galizien an Joseph II.
Geschichtliche Tabellen.
221
1778 � 1779 1785
1786 17. Aug!
1786-1888
1789�1815
1789�1799
1789
1786 � 1797
1790 � 1792 1792 � 1806 1792
1792
1792 � 1795
1793
Der Bayrische Erbfolgekrieg. Der Furstenbund.
Friede von Teschen.
Friedrichs Kabinettsregierung. Seine F�rsorge f�r innere Kolonisation, den Ackerbau, Gewerbe und Handel (Kan�le).
Einf�hrung der Regie.
Das Allgemeine Landrecht.
Tod Friedrichs des Gro�en.
III. Das Zeitalter der Zerst�rung des alten Meiches und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums.
l. Die Zeit der Franz�sischen Revolution und der Weltherrschast Napoleons.
A. Die franz�sische Revolution-Berufung der Generalst�nde in Frankreich durch Lud-wig XVI.
Die Konstituierende Versammlung; der Bastillesturm.
Fluchtversuch des K�nigs.
Die Legislative Versammlung.
Friedrich Wilhelm II. von Preu�en. Erwerbung
von Ansbach und Bayreuth.
Kais er Leopold II.
Kaiser Franz II.
Die Campagne in Frankreich; Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Kanonade von Valmy. Eroberung der Niederlande und Einnahme von Mainz durch die Franzosen.
Erst�rmung der Tuilerien durch den P�bel; Sturz des
K�nigtums.
Der Konvent.
Hinrichtung des K�nigs.
Jakobinische Schreckensherrschaft.
Aufst�nde in Lyon, Toulon und der Vendie.
Diktatur und Sturz Robespierres. Das Direktorium.
1793
Zweite Teilung Polens; Erwerbung S�dpreu�ens. Aufstand Koseiuzkos; Suworow.
222
Geschichtliche Tabellen.
1795 Dritte Teilung Polens; Erwerbung Neuostpreu�ens. 1793 � 1797 D er erste Koalitionskrieg (�sterreich, Preu�en, England, Spanien, Sardinien).
1795 Friede von Basel; R�cktritt Preu�ens und Spaniens
vom Kriege.
1796 Sieg des Erzherzogs Karl bei W�rzburg.
Siegeszug Bonapartes in Italien.
1797 Friede von Campoformio. �sterreich trat Mai-
land und die Niederlande ab, erhielt Venetien; Gr�ndung der Cisalpinischen Republik.
1798 � 1799 Napoleojns Feldzug nach �gypten und Syrien.
Vernichtung seiner Flotte durch Nelson bei Abukir. [f 1799 Napoleons Staats st reich.
1799 �1812 B- Ihe Aufrichtung der Weltherrschaft Napoleons.
1797 � 1840 Friedrich Wilhelm III.
1799 �1804 Napoleon als Erster Konsul.
1798 �1801 Der zweite Koalitionskrieg (England, Oster-
reich, Paul I. von Ru�land).
1799 Siege Suworows in Oberitalien.
1800 Sieg Napoleons bei Mar eng o, Moreaus bei Hohenlinden.
1801 Friede von Luniville; Abtretung des linken Rheinusers. 1803 Der Reichsdeputationshauptschlu�. S�kularisation der geistlichen Reichsst�nde und Mediati-sierung der Reichsst�dte (au�er den drei Hanse-st�dten, Frankfurt a. M., N�rnberg,, Augsburg).
1804 �1814 Napoleons Kaisertum. K�nigreich Italien. 1805 Der dritte Koalitionskrieg (England, �fter-
reich, Alexander I. von Ru�land).
Kapitulation Macks bei Ulm.
1805 Niederlage der franz�sischen Flotte bei Trasalgar.
Nelsons Tod.
2. Dez. Dreikaiserschlachtl bei Austerlitz.
Friede von Pre�burg: �sterreich trat Venetien
an Italien, Tirol an Bayern ab. Preu�isch-sranz�sisches B�ndnis (Graf Haugwitz); Preu�en erhielt Hannover, gab Ansbach an Bayern.
Geschichtliche Tabellen.
223
1806 1806
1806 � 1807 1806 14. Okt.
1807 Febr. 1807 Juni.
1808 1809
Mai Juli
Napoleon verlieh Neapel an seinen Bruder Joseph, Holland an Louis, Berg an Murat. Der Rheinbund; Mediatisierung s�ddeutscher Reichs-
st�dte, F�rsten, Grasen und Herren.
Franz II. legte die deutsche Kaiserkrone nieder.
Napoleons Krieg gegen Preu�en und Ru�-land.
Tod des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalseld.
Niederlage Hohenlohes bei Jena, des Herzogs von Braunschweig bei Auerstedt.
Kapitulation Hohenlohes bei Prenzlau.
Kapitulation Bl�chers bei L�beck.
Kapitulation preu�ischer Festungen. Verteidigung von Kolberg (Gneisenau), Graudenz sCourbisre), Glatz, (Gras G�tzen).
Eingreisen der Russen.
Unentschiedene Schlacht bei Preu�isch-Eylau.
Sieg Napoleons bei Fried land.
Tilsiter Friede: Abtretung der linkselbischen Be-sitzungen Preu�ens (K�nigreich Westfalen unter Jerome) und der polnischen Erwerbungen au�er Westpreu�en (Herzogtum Warschau).
B�ndnis Napoleons und Alexanders.
Aussaugung Preu�ens durch die sranz�sische Armee.
Napoleons Festlandsperre gegen England.
Entthronung der spanischen Bourbonen, Erhebung Jo-sephs zum K�nig von Spanien, Murats zum K�nig von Neapel.
Napoleons Krieg in Spanien. Wellington.
Die Erhebung �sterreichs.
Tiroler Ausstand, Hofer. D�rnberg. Schill. Fried-rich Wilhelm von Braunschweig.
Feldzug von Regensburg.
Sieg des Erzherzogs Karl bei Aspern.
Niederlage bei Wagram.
224
Geschichtliche Tabellen.
Friede von Wien: Osterreich trat die illyrischen Provinzen ab.
Verm�hlung Napoleons mit Maria Luise von �sterreich.
Vereinigung der Nordseek�ste und Roms mit dem fran-z�stschen Reiche.
Napoleons russischer Feldzug.
B�ndnis Preu�ens und �sterreichs mit Napoleon.
Smolensk. Borodin�. Brand Moskaus.
R�ckzug und Vernichtung der Gro�en Armee; Uber-gang �ber die Beresina.
Konvention Dorks zu Tauroggen. Erhebung von Ost-preu�en.
C. Die Befreiungskriege.
Der Neubau Preu�ens.
Staatsverwaltung des Freiherrn vom Stein.
Befreiung der Bauern; Aushebung der st�ndischen Beschr�nkungen. Neuordnung der Staatsverwaltung. St�dteordnung.
Gr�ndung der Universit�t Berlin.
Staatsverwaltung Hardenbergs. Steuerreform. Ge-werbefreiheit. Regelung der b�uerlichen Verh�ltnisse.
Reform des Heeres durch Scharnhorst, Gneise-n a u u. a. Abschaffung der Werbung und' der entehrenden Strafen, Neuordnung des Eintritts in das Offizierkorps, Kr�mpersystem.
Die Befreiung Deutschlands.
Ausruf zur Bildung freiwilliger J�gerkorps, Aufhebung
der Befreiungen von der Wehrpflicht.
�Aufruf an mein Volk"; Kriegserkl�rung. Fr�hjahrsfeldzug des preu�isch-russischen Heeres. Bl�cher und Wittgenstein.
Schlacht von Gro�g�rschen.
Schlacht von Bautzen.
Waffenstillstand. Prager Kongre�.
Herbstfeldzug.
Sieg B�lows �ber Oudinot bei Gro�beeren. Sieg Bl�chers �ber Macdonald an der K a tz b a ch.
Geschichtliche Tabellen.
225
Sieg Napoleons �ber die Hauptarmee (Schwarzen-berg) bei Dresden.
Niederlage Vandammes bei Kulm und Nollen-dorf.
Sieg B�lows und Tanentziens bei Bennewitz �ber Ney.
Elb�bergang der Schleichen Armee bei Wartenburg (York). "
Schlacht bei Leipzig. Wachau und M�ckern. Probst-heida.
Sieg Napoleons �ber Wrede bei Hanau.
Aufl�sung des Rheinbundes. Zentralverwaltungsrat unter dem Freiherrn vom Stein.
Der erste Zug nach Paris.
Sieg Bl�chers bei La Rochiere.
Ungl�ckliche Gefechte Bl�chers. R�ckzug.
Vereinigung Bl�chers und B�lows und Sieg bei Laon.
Sieg Schwarzenbergs bei Arcis-sur-Aube.
Einnahme von Paris. Abdankung Napoleons; Elba. .Einsetzung Ludwigs XVIII.; der erste Pariser Friede.
Der zweite Zug nach Parrs.
Napoleons Landung in Cannes. Die hundert Tage.
Sieg Napoleons �ber Bl�cher bei Ligny, Wellingtons �ber Ney bei Quatrebras.
Sieg Bl�chers und Wellingtons bei Belle A l l i a n c e.
Abdankung Napoleons; St. Helena.
Der zweite Pariser Friede. Frankreich trat das Saarbecken und Landau ab, zahlte Kriegskosten, gab die geraubten Kunstsch�tze zur�ck.
Der Wiener Kongre�. Vierte Teilung Polens.
2. Die Zeit des Deutschen Bundes.
Gr�ndung der Heiligen Allianz. Metternich.
Nationale und konstitutionelle Bestrebungen in Deutsch-land.
1819 Ermordung Kotzebues durch Sand. Die Karlsbader
Beschl�sse.
Neubauer-Seyfert, Lehrb. d. Gesch. II. 15
226
Geschichtliche Tabellen.
1827
1830
1840 � 1861 1840
1848
1849
1848 � 1849
1849
1850
1851
1852 1853�1856
Preu�isch-Hessische Zolleinigung, der Ansang des Zoll-Vereins.
Der griechische Aufstand. Schlacht bei Navarino.
Russisch-t�rkischer Krieg. Gr�ndung des K�nigreichs Griechenland.
Die Julirevol�tion in Frankreich. Sturz des Bourbonen Karl X. Erhebung Louis Philipps von Orleans.
Aufstand der Polen.
Losrei��ng Belgiens von den Niederlanden.
Friedrich Wilhelm IV. von Preu�en.
Verlangen der Franzosen nach der Rheingrenze.
Die schleswig-holsteinische Frage. Offener Brief Christians VIII. von D�nemark.
Die franz�sische Februarrevolution. Sturz Louis Philipps und Erkl�rung der Republik.
Die deutsche M�rzrevolution. Aufst�nde in Wien und Berlin.
Die preu�ische Nationalversammlung.
Verleihung einer Verfassung durch Friedrich Wil-Helm IV.
Thronbesteigung Franz Josephs.
Siege Radetzkys �ber die Sardinier.
Niederwerfung des ungarischen Ausstandes mit Hilfe des Kaisers Nikolaus I. von Ru�land. Kossuch.
Das erste deutsche Parlament zu Frankfurt.
Schleswig-Holsteinischer Krieg.
Kaiserwahl. Friedrich Wilhelms IV. Ablehnung.
Republikanische Aufst�nde in Dresden, der Pfalz und Baden.
Friedrich Wilhelms IV. Unionspl�ne.
Vertrag von Olm�tz. Dem�tigung Preu�ens. Wieder-berufung des Bundestages.
Herstellung der d�nischen Herrschaft in Schleswig-Holstein.
Staatsstreich Louis Napoleons.
Erhebung Napoleons III. zum Kaiser der Franzosen.
Der Krimkrieg. Sewastopol.
Geschichtliche Tabellen.
227
1859
1861 � 1888
1858 1861
1862
1864
18. April Juni
1865
1866
Juni
3. Juli
Krieg Frankreichs und Sardiniens (Viktor Emanuel, Graf Cavonr) gegen Osterreich. Magenta. Solferino. Friede von Villafranca. Entstehung des K�nigreichs Italien.
3. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
A. Die Gr�ndung des Deutschen Reiches-
Beginn der Regentschaft des Prinzen von Preu�en.
Thronbesteigung Wilhelms I.
Die Heeresreform. Albrecht von Roon.
Der Verfasfungskonflikt.
Berufung Bismarcks zum Ministerpr�sidenten.
Thronbesteigung des d�nischen K�nigs Christian IX. und Einverleibung Schleswigs in D�nemark.
Der D�nische Krieg.
Erst�rmung der D�ppeler Schanzen.
Erst�rmung von Alsen.
Friede von Wien; Abtretung der Elbherzogt�mer an Preu�en und �sterreich.
Konvention von Gastein. Teilung der Verwaltung de? Herzogt�mer, Anfall Lauenbnrgs an Preu�en.
Der Deutsche Krieg. Preu�ens B�ndnis mit Italien.
Niederlage der Italiener bei Eustoza (Erzherzog Albrecht).
Schlacht bei Langensalza. Kapitulation der Han-noveraner.
Siegreiche Gesechte der ersten und der Elbarmee bei Podol, M�nchengr�tz und Gitschin.
Niederlage und Sieg derzweitenArmeebei Trau-tenau; Steinmetz' Siege bei Nachod, Skalitz und Schweinsch�del.
Sieg der preu�ischen Armeen bei K�niggr�tz �ber< Benedek.
Niederlage der italienischen Flotte bei Lissa.
Siege der Mainarmee bei Kissingen, Aschaffen-b�rg (Einnahme von Frankfurt), an der Tauber, bei W�rzburg.
15*
228
Geschichtliche Tabellen.
1866 � 1870
1870 � 1871
19. Juli
4. August 6. August 6. August 14. August
16. August 18. August
1. September
2. September
28. September 27. Oktober
30. Nov. 2. Dez.
1871 Januar
Der Norddeutsche Bund.
Schutz- und Trutzb�ndnisse Preu�ens mit den s�d-deutschen Staaten; das Zollparlament.
Versuch Napoleons, Luxemburg zu erwerben.
Der Deutsch-Franz�sische Krieg.
Die franz�sische Kriegserkl�rung.
Krieg gegen die kaiserliche Armee.
Erst�rmung Wei�enburgs und des Gaisberges.
Sieg des Kronprinzen �ber Mac Mahon bei W�rth.
Sieg von Teilen der 1. und 2. Armee bei Spichern.
Sieg der ersten Armee bei Colombey-Nouilly vor Metz; Bazaines Abzug wurde verz�gert.
Schlacht bei Mars - la - Tour; das 3. und 10. Korps verlegten Bazaine den Abmarsch.
Sieg bei Gravelotte und St. Privat; Ein-schlie�ung Bazaines in Metz durch den Prinzen Fried-rich Karl.
Mac Mah�ns Versuch, Bazaine zu entsetzen.
Sieg der Maasarmee bei Beaumont.
Schlacht bei Se d an.
Gefangennahme des Kaisers und der feindlichen Armee.
Revolution in Paris; Ausrufung der Republik.
Krieg gegen die Armeen der Republik (Pro-vinzialarmeen).
Die Belagerungen.
Kapitulation von Stra�burg.
Kapitulation von Metz.
Belagerung von Paris; Ausf�lle der Pariser Be-satzung bei Champigny und Brie und am Moni Valerien.
Der westliche Kriegsschauplatz (an der Loire).
Von der Tann besetzte Orleans, wurde vertrieben durch Aurelle (Coulmiers).
Prinz Friedrich Karl eroberte Orleans von neuem.
Er schlug Chanzy bei Le Mans.
Der n�rdliche Kriegsschauplatz.
Manteuffel besiegte Faidherbe bei Amiens und an der Hallue.
G�ben schlug ihn bei St. Quentin.
Geschichtliche Tabellen.
229
Januar
1871, 18. Jan. 28. Januar Februar 10. Mai
1872
1878
1879
1883
1884
Der s�d�stliche Kriegsschauplatz.
Werder drang bis Dijon vor; Belagerung Belforts.
Bourbaki wurde an der Lisaine zur�ckgeschlagen und von Manteuffel zum �bertritt auf Schweizer Ge-biet gen�tigt.
Kaiserproklamation zu Versailles.
Kapitulation von Paris; Waffenstillstand.
Vorfriede von Versailles; Einzug in Paris.
Friede von Frankfurt.
B. Die Zeit des inneren Ausbaus des Deutschen Reiches.
Das Dreikaiserb�ndnis mit Ru�land (Alexan-der II.) und �sterreich (Franz Joseph).
Der Krieg zwischen Ru�land und der T�rkei.
Der Berliner Kongre�, politische Neuordnung der Balkanhalbinsel (Bulgarien).
Der Zweibund zwischen Deutschland und Osterreich.
Beitritt Italiens (Humbert); der Dreibund.
Beginn der deutschen Kolonialpolitik.
Die deutsche Reichsversassung. Deutschland als politische Einheit, Wehreinheit, Rechtseinheit, wirtschaftliche Einheit.
Kulturkampf; die Maigesetze.
1878 Die Attentate auf Kaiser Wilhelm I.
1881 Die Kaiserliche Botschaft; die soziale Reform.
1888,s.M�rz Tod Kaiser Wilhelms I.
Kaiser Friedrich III.
1888, i5. Juni Tod Kaiser Friedrichs III.
Kaiser Wilhelm II.
1890,20.M�rz F�rst Bismarck schied aus dem Amte.
Graf Caprivi; F�rst Hohenlohe; F�rst B�low. Erwerbung von Helgoland, Kiautschou, der Karolinen und Marianen.
1898,3o. Juli Tod des F�rsten Bismarck.
230
Geschichtliche Tabellen.
Tabellen znr s�chsischen Geschichte.
1486 � 1525
1525 � 1532 1526 1528
1531 1532 � 1547 1547
1485�1500
1531 1500 � 1539
1539�1541 1541�1547
L Sachsen in der Zeit der Reformation.
(16. Jahrhundert.)
A. Das Ernestinische Sachsen:
Kurf�rst Friedrich der Weise wirkte s�r eine
Reichsreform, lehnte die deutsche Kaiserkrone ab, unterst�tzte aber aufs nachdr�cklichste Luther und die Reformation.
Kurf�r st Johann der Best�ndige f�hrte in Kursachsen die Reformation ein,
lie� Kirchen und Schulen visitieren (Lucher, Melanch-
thon, Gro�er und Kleiner Katechismus)
und half den Schmalkaldischen Bund begr�nden.
Kur s�r st Friedrich der Gro�m�tige verlor kim Schmalkaldischen Kriege durch die Schlacht bei M�hlberg die Freiheit und durch die Wittenberger Kapitulation Kursachsen an den Albertiner Herzog Moritz.
Den Ernestinen: verblieben noch Besitzungen in Th�-ringen, aus denen sp�ter Sachsen-Wetmar-Eisenach, Sachsen - Koburg - Gotha, Sachsen - Meiningen und Sachsen - Altenburg entstanden.
B. Das Albertinische Sachsen:
Herzog Albrecht der Beherzte hatte die Albrechtsburg in Mei�en erbauen lassen,
er k�mpfte f�r den Kaiser Maximilian in Ungarn, so-
wie in Friesland und starb zu Emden am Dollart aus dem Kriegszuge.
Herzog Georg der B�rtige war ein eifriger Gegner der Lehre Luthers.
Unter seiner Regierung wurde im Erzgebirge Joachims-tal gegr�ndet (Taler).
Herzog Heinrich der Fromme f�hrte im Albertinischen Sachsen die Reformation ein.
Herzog Moritz half dem katholischen Kaiser im K�mpft gegen den Schmalkaldischen Bund und emp-
Geschichtliche Tabellen.
231
1547 � 1553
1552
1553
1553 � 1586
1586 � 1591 1591 � 1611
fing nach der Gefangennahme Johann Friedrichs bei M�hlberg Kursachsen und die Kurw�rde.
Als Kurf�rst ordnete er die Verfassung des Landes (vier Kreise),
zog die Kircheng�ter ein und unterst�tzte damit die pro-testantischen Kirchen und Schulen (3 F�rstenschulen), r�ckte gegen den Kaiser siegreich zu Felde,
zwang ihn zum Passauer Vertrag, wurde dadurch der
Retter des Protestantismus und erhob Sachsen zum f�hrenden Staate des Reiches. Er fiel im Kampfe gegen den Markgrasen von Branden-burg-Kulmbach bei Sievershausen.
Kurs�rst August (Vater August) betrat nicht die Bahnen der �u�eren Politik, sondern betrieb mit gr��tem Erfolge die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens.
Er wahrte nicht nur, sondern er vergr��erte auch den Besitzstand des Landes (Grumbachsche H�ndel � Vogtland, Einziehung der drei s�chsischen Bist�mer, Grafschaft Henneberg),
gab weise Gesetze,
f�rderte die Landwirtschaft (Mutter Anna),
hob den Bergbau (s�chsisches Bergrecht in Amerika), pflegte Handel und Gewerbe,
sorgte f�r Postverbindungen und unterst�tzte die Industrie durch Ausfuhrverbote und Zuzug ausl�ndischer Handwerker (Spitzenkl�ppelei, Barbara Uttmann).
Christian I.
Christian II.
II. Sachsen zur Zeit des Drei�igj�hrigen Krieges, der T�rken- und Lraiyofenk�mpfe.
(17. Jahrhundert.)
1611 �1656 Johann Georg I. trat bei Beginn des Drei�ig-j�hrigen Krieges ans die Seite des katholischen 1620 Kaisers und besetzte die Lausitz und Schlesien;
nach Erla� des Restitutionsediktes verband er sich mit
232
Geschichtliche Tabellen.
1631
1635
1652
1656 � 1694
1680 � 1691 1683
1694 � 1733 1697
1709
Gustav Adolf und half Tilly bei Breitenfeld besiegen.
Darauf schlo� er mit dem Kaiser den Frieden zu Prag und gewann die Lausitzen und mehrere kleine Gebiete. (Verheerung Sachsms erst durch die Kaiserlichen, dann durch die Schweden).
Leider zersplitterte er seinen Besitz in Kursachsen, Sachsen-Zeitz, Sachsen - Merseburg und Sachsen-'Wei�enfels in der Zeit, in der Brandenburg machtvoll emporstieg.
Sachsen erholte sich schnell von den Schrecknissen des Krieges (B�hmische Exulanten, St�dtegr�ndungen, neue Erwerbszweige).
Johann Georg IIV III. und IV. halfen als Freunde �sterreichs das Reich gegen T�rken und Franzosen sch�tzen.
Johann Georg III. gr�ndete ein stehendes Heer und nahm an der Spitze desselben hervorragenden Anteil an der Befreiung Wiens von den T�rken.
III. Sachsen in der Verbindung mit Polen.
(18. Jahrhundert.)
Friedrich August I. der Starke bewarb sich aus Ehrgeiz und aus Gr�nden �u�erer Politik um die erledigte Krone Polens und trat zu dem Zwecke zur Acholischen Kirche �ber.
Als K�nig von Polen wurde er im Nordischen Kriege von Karl XII. entscheidend geschlagen und im Frieden von Altranst�dt zur Niederlegung der polnischen Krone gezwungen; doch erwarb er die K�nigsw�rde nach dem Zusammenbruch der schwe-bischen Macht bei Poltawa wieder.
Unter Augusts des Starken Regierung sanden in Sachsen Kartoffeln, Kaffee und neue Industriezweige (Baumwollweberei um Chemnitz) Eingang,
wurde nach Erfindung des Porzellans durch B�ttcher die Porzellanmanufaktur auf der Mei�ner Albrechts-b�rg gegr�ndet;
Geschichtliche Tabellen,
233
1730
1722
1733 � 1763
1745 1756 � 1763
1763 Okt. �Dez.
1763 � 1768 1768 � 1806 (1827)
auch wurden f�r den steigenden Handel und Verkehr neue Stra�en und ein regelrechter Postbetrieb ein-gerichtet (Pfarrer Z�rner � Meilensteine); ein neues Gesetzbuch wurde geschaffen, das Heer ver-gr��ert und verbessert (Kadettenhaus in Dresden � Lustlager zu Zeithain) und Dresden durch herrliche Bauten und Anlegung von Kunstsammlungen ver-sch�nt (Wiederaufbau des abgebrannten Alten-Dres-den als Dresden - Neustadt, Japanisches Palais, Augustusbr�cke, Zwinger [P�ppetmann], Frauenkirche [S�hr] � Gem�ldegalerie, Gr�nes Gew�lbe, Porzellansammlung).
Gras Nikol. Ludwig von Zinzendors gr�ndete Herrn-Hut (Br�dergemeinde � umfangreiche Missionst�tigkeit).
Friedrich August II. erwarb durch den Polnischen Erbfolgekrieg den Thron Polens und �berlie� in Sachsen das Regiment v�llig seinem G�nstlinge, dem verschwenderischen Grasen Br�hl. Dieser lie� das s�chsische Heer versallen und st�rzte das wehr-lose und ausgesogene Land aus �sterreichs Seite in den zweiten Schleichen und den Siebenj�hrigen Krieg. Durch die Niederlagen wurde Sachsen in seiner Bedeutung dauernd herabgedr�ckt.
Unter Friedrich August II., einem Bewunderer italienischer Kunst, wurde Dresden das �deutsche Florenz" (italienische Oper mit Joh. Adolf Hasse, Sixtinische Madonna, katholische Hofkirche von Chiaveri).
Leipzig war der Sitz deutscher Wissenschaft und Kunst (Gottsched, Gellert, Lessing, sp�ter Goethe � Johann Sebastian Bach) und seiner weltm�nnischer Bildung (�Klein-Paris").
Friedrich Christian,
der Administrator Prinz Xaver und Friedrich August III. der Gerechte waren mit gro�em Erfolge t�tig, den gesunkenen Wohlstand des Landes zu heben (musterhaste Finanzverwaltung, Ausbreitung des Kartoffelbaues, Veredlung der
234
Geschichtliche Tabellen.
Schafzucht, Gr�ndung der Bergakademie zu Frei-berg, Entwicklung Sachsens zum Jndustriestaate). Zu der Zeit wurde die Folter abgeschafft und die Schutz-
pockenimpfung eingef�hrt.
Auch bahnte Friedrich August III. ein freundschaft-
liches Verh�ltnis zu Preu�en an,
trat dem deutschen F�rstenbunde bei, blieb aber nach Aufl�sung desselben auf sich angewiesen.
IV. Sachsen in der Zeit Uapoleons und der deutschen Ginheitsbestredungen.
(19. Jahrhundert.)
Kurf�rst Friedrich August der Gerechte lie� seine Truppen auf Seite Preu�ens bei Jena k�mpfen,
wurde nach dem Zusammenbruche Preu�ens von Na-poleon gezwungen, dem Rheinbunde beizutreten und erhielt daf�r den
K�nigstitel, den preu�ischen Kreis Kottbus und sp�ter das Herzogtum Warschau.
S�chsische Truppen k�mpften tapfer unter Napoleon bei Wagram und in der �Gro�en Armee" mit schweren Verlusten in Ru�land.
Der K�nig, als solcher FriedrichAugustl., wurde gen�tigt, auf Napoleons Seite auszuharren, geriet nach der Schlacht bei Leipzig in die Gefangenschaft der Verb�ndeten (K�nigshaus in Leipzig), nachdem seine Truppen zu den Russen �bergegangen waren, und wurde nach Friedrichsfelde bei Berlin gebracht.
Durch die Bestimmungen des Wiener Kon-g r e s s e s verlor Sachsen an Preu�en �ber 20 000 qkm mit 875 000 seiner Untertanen (Provinz Sachsen) und behielt ungef�hr 15 000 qkm mit iy4 Millionen Bewohnern.
Der K�nig trat dem Deutschen Bunde bei und heilte durch weise Ma�nahmen die Sch�den des na-poleonischen Krieges, so da� bald Landwirtschaft, Industrie und Handel wieder emporbl�hten (Gr�n-dung der Forstakademie Tharandt � H. von Cotta).
Geschichtliche Tabellen.
235
1827 � 1836
1831, 4. Sept. 1834, 1. Jan.
1836 � 1854
1837
1839 1849 1854
1854 � 1873
1866
Der greife K�nig Anton nahm feinen Neffen, den Prinzen Friedrich August zum Mitregenten an und gab dem Lande eine Verfassung,
auch trat unter ihm Sachsen dem Deutschen Zoll-verein bei.
Unter K�nig Anton und Friedrich August II. begannen mit Hilfe des neuen Landtages gro�e Um-gestaltungen im Lande (sechs Ministerien, Kreis-direktionen, St�dteordnung, Abl�sung der b�uer-lichen Lasten, Neuordnung der Steuern, Volksschul-gesetz).
Die s�chsisch-b�hmische Dampsschiffahrtsgesellschast wurde gegr�ndet.
Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn wurde er�ffnet. In Dresden brach der Maiausstand aus.
K�nig Friedrich August II. verungl�ckte t�dlich bei Brennbichl im oberen Jnntale (Tirol).
Auch in damaliger Zeit behaupteten Dresden und Leipzig ihren Ruf als St�tten der Kunst:
in Dresden: der Komponist Karl Maria von Weber � der Baumeister Gottsried Semper, die Maler Ludwig Richter und Schnorr von Carolsfeld, die Bildhauer Ernst Rietschel und Ernst H�hnel;
in Leipzig: die Musiker Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann.
K�nig Johann vollendete die Reformen seines Bruders (K�nigliche Gerichte, Aufhebung der Pa-trimonialgerichtsbarkeit, Gewerbefreiheit) und f�rderte das Schulwesen, die Industrie, den Handel, besonders die Elbschiffahrt.
Im Deutschen Kriege lie� er sein Heer unter dem Befehle des Kronprinzen Albert auf Seite �sterreichs k�mpfen (Sachsen bei Gitfchin und K�niggr�tz) und trat darnach dem Norddeut-schen Bunde bei, woraus sich verschiedene Neuerungen im Staatsleben ergaben (Einrichtung des Heeres nach preu�ischem Muster, �berweisung des s�chsischen Post- und Telegraphenwesens an den Bund).
236
Geschichtliche Tabellen.
1870 � 1871
1873
1873 � 1902 1902 � 1904
Seit 1904
15. Okt.
Der Deutsch-Franz�sische Krieg rief auch die Sachsen unter dem Kronprinzen Albert und dem Prinzen Georg zu glorreichen Siegen (St. Privat, Beaumont, Sedan, Brie, Villiers, St. Quentin) und zur Mitbegr�ndung desDeutschenReiches ins Feld.
Nach dem Kriege machte K�nig Johann sein Land noch der ersten Segnungen des Reiches teilhaftig und erlie� neue St�dte- und Gemeindeordnungen, sowie das Volksschulgesetz (Fortbildungsschulen).
Unter K�nig Albert und seinem Bruder K�nig Georg entwickelte sich Sachsen in langen Friedensjahren unter dem m�chtigen Schutze des Deutschen Reiches vollends zu einem Staate mit musterhaften Einrichtungen, mit bedeutendem Han-del, mit gro�artiger und vielseitiger Industrie und mit hohem Wohlstande.
lenkt K�nig Friedrich August III. die Geschicke des Sachsenlandes.
Buchdruiterei des Waisenhauses in Halle a. S.
Abbildungen.
Luther sieht zum ersten Mate die Bibel.
Nach dem Gem�lde von W. Lindenschmit.
3
Albrecht D�rer: Kurf�rst Friedrich der Weise von Sachsen. Kupferstichbtldnis aus dem Jahre 1524.
Lukas Krauach: Kurf�rst Moritz von Sachsen. Dresdner Galerie.
Lukas Kranach d. I.: Kurf�rst August (Vater August). Dresdner Galerie.
Tillys Verwundung in der Schlacht am Lech, 1632. N�ch J>0.1� 0}om�($i6 Hon N F MFerWmjpt
Gustav Adolfs Gebet vor der Schlacht bei L�tzen, IG. November 1632. �
Nach bcm Gem�lde von Louis Braun.
Kronprinz Friedr. Der K�nig. Der �atte Dessauer"
Adolf von Menzel, 1815 � 1905: Im Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I.
P�ppelmann, August der Starke.
K�nig August der Starke ordnet den Zwingerbau an, 1711.
Nach einer Zeichnung von Sachbe.
Erst�rmung des Kirchhofes in Zeuthen durch das III. Bataillon Garde, 5. Dezember 1757.
Nach dem Gem�lde von C. R�chling.
I. Schnorr von Carolsfeld:
Karl Freiherr vom und zum Stein.
General von Scharnhorst.
G. Bleibtren: Freiwillige vor K�nig Friedrich Wilhelm III. zu Breslau im M�rz 1813.
------
Erst�rmung des �u�eren Grimmaischen Tores in Leipzig 19. Oktober 1813. Original tm �Historischen Museum der V�lkerschlacht", Napoleonstein-Leipzig.
12
Telaroche: Napoleon I. zu Fontainebleau am 31. M�rz 1814.
Originalgem�lde im Museum zu Leipzig.
Bl�cher auf dem Marsch nach Belle-Alliance. 18. Juni 1815. �na�.
Nach dem Gem�lde von Rudolf Eichstaedt. � Original im Besitze der Verbindung f�r historische Kunst in Berlin. Photographie im Verlag der photographischen Union in M�nchen,
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�ie Sachsen decken den R�ckzug der �fierreicher in ber Schlacht Bei K�niggr�tz am 3. Juli 1866.
Oberstleutnant von Schweinitz +.
Der Sturm des Kgl. s�chs. Infanterieregiments Nr. 107 auf St. Privat am 18. August 1870.
Aus dem gleichnamigen Schlachtenpanorama-Gem�lde von Louis Braun.
H. L�ders: Einzug des Kaisers und seiner Umgebung durch das Brandenburger Tor in Berlin am 16. Juni 1871.
Aus der Illustrierten Kriegs - Chronik von I. I. 2Bc* *r
F�rst Bismarck im Reichstage.
Nach einer Originalzeichnung von Professor E. Henseler.
Graf Albrecht von Roon.
1803 � 1879.
Graf Hellmut von Moltke. 1800 � 1891.
Hissung der deutschen Flagge in Kamerun 1884. Nach einer Skizze vom Leutnant z. See Mandt.
Der engl. Vizeadmiral Seymour. Kapit�n z. See von Usedom. Kapit�n Buchholz.
C. R�chling: �The Germans to the front!" 22. Juni 1900. Originalgem�lde im Sternsaal des Berliner Schlosses.
Michelangelo: Moses. Am Grabmal des Papstes Julius II. in Rom.
St. Peterskirche in Rom mit den Kolonnaden des Bernini.
21
Michelangelo Buonarroti. Raffael Santi.
1475-1564. 1483�1520.
Pinacoteca Capitolim, Rom.
Raffael: Die Sixtinische Madonna. Dresdner Galerie.
22
Hans Holbein d. I.: Die Madonna des B�rgermeisters Meyer.
Originalgem�lde in Darmstadt.
Lukas Kranach d. �., 1472 � 1553: Selbstbildnis. Albrecht D�rer, 1471 � 1528: Selbstbildnis.
�lgem�lde in der Uffiziengalerte zu Florenz. (1500).
24
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Matth�us Merian, 1593 � 1650: Stra�burg im 17. Jahrhundert.
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Matth�us Merian: Das Heidelberger Schlo�.
Ruine des Heidelberger Schlosses: Otto-Heinrichsbau, errichtet 1556, Renaissancestil.
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�aeterno Chiaveri, 1751: Katholische Hoskirche in Dresden.
�eorg Bahr, 1727: Frauenkirche in Dresden,
28
Bildhauer Ernst Rielschel, 1804�1861.
Maler Ludwig Richter, 1803;�1884.
Ernst Rietschel: Das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar.
Er�ffnung der Leipzig-Dresdener Eisenbahn: Abfahrt des ersten Zuges von Leipzig nach Althen bei Borsdorf, 1837.
Nach einem zeitgen�ssischen Bilde.
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Paul Wallot: Das Reichstagsgeb�ude in Berlin, erbaut 1883 � 1894. Reinhold Begas: Das Bismarckdenkmal.
31
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Christian Rauch, 1777-1857: Das Denkmal Friedrichs des Gro�en in Berlin, enth�llt 1851.
32
Bruno Schmitz: Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffh�user.
Bruno Schmitz: V�lkerschlacht-Denkmal bei Leipzig. Nach dem zur Ausf�hrung gelangenden Entwurf.
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----3. Das Nibelungenlied im Auszuge nach dem Urtext mit
den entsprechenden Abschnitten der W�lsungensage erl�utert und mit den n�tigen Hilfsmitteln versehen von Dr. G. B�tticher und Dr. K. Kinzel. Neunte verbesserte Auflage. Ji 1,40.
II. Die Kunstdichtung des Mittelalters, l. Walther von der Vogel-weide und des Minnesangs Fr�hling ausgew�hlt, �bersetzt und erl�utert von Dr. K. Kinzel. Vierzehnte bis sechzehnte verbesserte Auflage. Ji 1,10.
----2. Der arme Heinrich nebst dem Inhalte des Erek und
Jwein von Hartmann von Aue und Meter Helmbrecht von Wernher dem G�rtner �bersetzt und erl�utert von Dr. G. B�tticher. Vierte durchgesehene Auflage. Ji 1,10.
----3. Die �ltesten deutschen Messiaden: Heliand nebst einem Anhange
�ber Otsrids Evangelienbuch ausgew�hlt, �bersetzt und erl�utert von Dr. J oh. Seiler, Professor. Ji 1,�.
III. Die Reformationszeit. 1. Hans Sachs ausgew�hlt und erl�utert von Dr. K. Kinzel. F�nfte verbesserte Auflage. Mit Bildnis des Hans Sachs.
Ji 1,20.
----2. Martin Luther ausgew�hlt, bearbeitet und erl�utert von
Dr. Richard Neubauer, Professor. Erster Teil: Schriften' zur Reformationsgeschichte und verwandten Inhalts. Mit einem Holzschnitt nach Lukas Cranach. Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. Ji 2,60.
----3. Martin Luther ausgew�hlt, bearbeitet und erl�utert von
Dr. Richard Neubauer. Zweiter Teil: Vermischte Schriften weltlichen Inhalts, Fabeln, Dichtungen, Briese und Tischreden. Zweite vielfach ver-besserte Auflage. Ji 2,20.
----4. Kunst- und Volkslied in der Reformationszeit, aus-
gew�hlt und erl�utert von Dr. K. Kinzel. Zweite verbesserte Aufl. Ji 1,20.
IV. Das 17. und 18. Jahrhundert. 1. Die Literatur des siebzehnten Jahrhunderts. Ausgew�hlt und erl�utert von Dr. G. B�tticher. Dritte Auflage. Ji 1,20.
----2. Die Literatur des achtzehnten Jahrhunderts vor
Klopstock. Ausgew�hlt und erl�utert von Dr. G. B�tticher. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Ji 1,10.
----3. Klopstocks Messias und Oden. Ausgew�hlt und erl�utert
von Dr. K. Kinzel. Zweite und dritte Auflage. 1,20.
Kinzet, Dr. K., Professor. Das deutsche Volkslied des 16. Jahrhunderts. M l