§§ 289—291. Kaiser Wilhelms wirken für sein Volk. 221 rung zustande, und von dem Gesetz über die Alters- und Jnva- lidenversicherung hat der Kaiser in seinen letzten Lebensmonden wenigstens noch die Vorlage erleben dürfen. — Es ist ein Bau des Friedens, den der Kaiser hier aufgeführt, den erst die Jahre werden recht würdigen lehren. § 290. Des Kaisers Jubiläen, des Volkes Anteil. Während der Kaiser arbeitete und sich sorgte für fein Volk, schwand Jahr um Jahr dahin. Mit jedem ward er seinen Deutschen lieber. Was ihn bewegte, das bewegte alle mit. Welche Bezeugungen der Ergebenheit und der Freude haben ihm die Jubiläen, die er in den letzten Regierungsjahren feierte, gebracht! Die Militärdienstjubiläen, am 1. Januar 1877 das siebenzigjährige und 10 Jahre später auch noch durch Gottes Gnade das achtzigjährige, sein und der Kaiserin Augusta Fest der goldenen Hochzeit (11. Juni 1879), das 25 jährige Regierungs¬ jubiläum (am 2. bez. 3. Jan. 1886), mit welcher Inbrunst sind sie vom ganzen deutschen Volke mitgefeiert worden! Wie freute es sich mit, als des Kaisers Enkel, unser jetziger Kaiser Wilhelm, sich ver- mahlte, als der greise Held das Denkmal, welches das Vaterland seinen für deutsche Einheit und Größe gefallenen Söhnen auf dem Niederwalde fetzte, 1883 enthüllen konnte. Doch alle Liebe und alle innige Hingabe, deren das Volk fähig war, sie strömte aus, als am 22. März 1887 Gott unseren Kaiser seinen 90. Geburtstag erleben ließ. § 291. Kaiser Wilhelms Ende. Nicht lange mehr hat Gott den geliebten Herrscher uns noch erhalten. Kaiser Wilhelm hat seinen Geburtstag nicht wieder erlebt, und was Gott ihm für dieses letzte Jahr noch ausbehalten, war schwer und hart. Kronprinz Frie- brich Wilhelm erkrankte unheilbar. Dazu rückten die Gefahren eines Krieges mit Rußland und Frankreich immer näher, und wenn die persönliche Zusammenkunft mit Kaiser Alexander III. von Ru߬ land, die in Berlin im Herbst 1887 stattfand, auch manche Wolken zerteilte, es blieben ihrer immer noch genug, um den greifen Herrscher sorgenvoll in die Zukunft sehen zu lassen. Wohl erquickte ihn die Einmütigkeit, mit der Deutschlands Vertreter im Reichstag eintraten für die Wehrvorlage, aber immer trüber wurden die Nachrichten aus San Remo, wo sein geliebter Sohn weilte, ganz unerwartet raffte der Tod einen kräftigen, dem Kaiser besonders lieben Enkel, den zweiten Sohn des Großherzogs von Baden, dahin — des Greises Kraft war gebrochen. Der Körper vermochte nicht mehr wie früher den Schmerzen, die das alte Nierenleiden des Kaisers über ihn brachte, zu widerstehen.