— 10 — er besiegt, seine Gattin Thusnelda als Gefangene nach Rom geführt. Indes hatten die Römer doch die Tapferkeit der Germanen so sehr fürchten gelernt, daß sie deren Land für immer räumten. Zu ihrer eigenen Verteidigung legten sie längs des Rheins und der Donau befestigte Lager an und bauten zwischen beiden Flüssen einen Grenzwall mit Türmen und Gräben (Pfahlgraben), von dem noch jetzt Spuren vor- Händen sind. Hermann wollte nun, um neue Angriffe der Römer sicherer abweisen zu können, eine Anzahl von Stämmen zu einem großen Bunde vereinigen und sich an dessen Spitze stellen. Dem widersetzten sich aber aus Eifersucht die anderen Häuptlinge und töteten ihn. An der Stelle seines Sieges über Varus (unweit Detmold) ist ihm ein weithin sichtbares Standbild errichtet worden, welches Kaiser Wilhelm I. feier- lich eingeweiht hat. Zweites Kapitel. |)ie Wötkerumnderung. Im 2. Jahrhundert n. Chr. finden wir an Stelle der vielen einzelnen Stämme, in welche früher die Germanen zerfielen, eine kleine Anzahl größerer, zu welchen jene ver- schmolzen sind. Zwischen Oder und Weichsel erscheinen Goten, Vandalen, Alanen, Burgunder, an der unteren Elbe Langobarden, längs der Nordsee Sachsen und Friesen, am Mittelrhein und Main Franken, am Oberrhein Alaman- nen, rechts von diesen Bojoarier, in der Mitte endlich Thü- ringer. Allmählich verlassen mehrere dieser Stämme ihre Wohnsitze und dringen gegen das römische Reich vor: Goten, Vandalen, Alanen gegen das östliche, Franken und Alamannen gegen das westliche. In die von den Goten u. s. w. verlassenen Länder im Osten rücken s l a v i s ch e S t ä m m e ein und breiten sich aus bis zur Elbe und Saale. Die von ihnen gegrün- beten Ortschaften sind kenntlich an den Namen, die ent- weder auf ow oder owe (au) oder auf icze, acze (itzfch, atzsch) endigen, wie Somit, Zwickau, Delitzsch, Lommatzsch u. s. w. Nun kam von Asien her ein wildes Volk, die Hunnen, setzte sich an der unteren Donau (im heutigen Ungarn) fest 375 «. Chr. und unterwarf sich die dort angesiedelten germanischen Stämme oder drängte sie fort. Damit beginnt die große Völker-