135 II. Geschichte Grandenburg-Preußens vom Regierungsantritt des Großen Kurfürsten bis 3um Tode Friedrich Wilhelms I. 1640—1740. Der Große Aurfürst. 1640—1688. Der Große Kurfürst ist der Schöpfer des brandenburgifch- preußischen Staates. Er übernahm eine Anzahl norddeutscher Terri- torten, die untereinander keinen inneren Zusammenhang hatten, und ver¬ knüpfte sie zu Gliedern eines Ganzen. Er schuf das brandenburgisch- preußische Heer und rief eine Flotte ins Leben. Er gab in den späteren Jahren seiner Regierung durch glückliche Teilnahme an den Kriegen gegen mächtige Fürsten Europas seinem Staate einen geachteten Namen. 1620 Friedrich Wilhelm geb. 1640—1688 Friedrich Wilhelm. 1656 Die Schlacht bei Warschau. 1660 Friedrich Wilhelm erwirbt im Frieden zu (Oliva die Souveränität in Greußen. 1675 Die Schlacht bei Fehrbellin. 1685 Das Potsdamer Edikt. A. Die Begründung des Staates. § 145. Jugend und Anfang der Regierung. Friedrich Wilhelm wurde 1620 in Cölln an der Spree geboren. Er verlebte eine freudenlose Jugend und wurde vor den Gefahren des Krieges bald hierhin, bald dort- hin geflüchtet. Als zwölfjähriger Knabe stand er an dem Sarge seines Oheims Gustav Adolf, vierzehnjährig kam er in die Niederlande, um an der Universität Leiden zu studieren. Er lernte hier ein kleines, durch seine Tüchtigkeit zur Freiheit gelangtes, durch Handel und Gewerbsleiß reich gewordenes Volk kennen. Im Lager Friedrich Heinrichs von Oranien wohnte er der Belagerung und Eroberung von Breda bei. Schon früh gab er dem lockeren Leben gegenüber, das an der Universität herrschte, Proben von Charakterfestigkeit. 1638 kehrte er an den Hof seines Vaters zurück und folgte ihm 1640 mit zwanzig Jahren. Da er keinen Hehl daraus gemacht hatte, daß seine Zuneigung der evangelischen Sache gehöre, so war er von der Schwarzenbergischen Partei argwöhnisch beobachtet und von allen Geschäften fern gehalten worden. Friedrich Wilhelm trat eine schwere Erbschaft an. Es gehörten ihm die Mark Brandenburg, das Herzogtum Preußen, Kleve, Mark und Ravensberg, aber fast in keinem dieser Länder war er wirklich Herr; in Preußen, wo er sich aufhielt, erst, nachdem er die Belehnung an dem königlich polnischen Hose in Warschau durchgesetzt hatte, worüber Jahr und Tag verging. Die Mark Brandenburg war in ihrem nörd-