54 Preußische und deutsche Geschichte vom Regierungsantritt Friedrichs des Gr. an. Veneziens gegen die österreichische Herrschaft erhoben und mit Karl Albert von Sardinien verbündet. Aber durch seine Siege bei Custoza und Novara hatte Radetzky die österreichische Herrschaft wiederhergestellt. Zehn Jahre danach begann der Krieg um"die Freiheit Italiens. Nachdem der sardinische Minister Graf Cavour sich mit Napoleon III. verständigt hatte, trat König Viktor Emanuel, der Sohn Karl Ulberts, den Österreichern entgegen. Eine sranzösisch-sardinische Armee, bei der sich Napoleon III. selber befand, besiegte die Österreicher in den schlachten bei Magenta und Solferino (1859). Unmittelbar nach der letzten Niederlage kam Kaiser Franz Joseph in Villafranca mit Na- poleon zusammen und trat ihm die Lombardei ab, die dieser an Viktor Emanuel übergab. Die politischen Zustände in Mittel- und Süditalien konnten nach diesen Ereignissen nicht mehr aufrecht erhalten werden. Überall brachen Aufstände aus, und einstimmig erklärte die Bevölkerung ihren Anschluß an Sardinien und Piemont. In Sizilien landete Garibaldi mit seinen Freischaren und hatte unerwartet große Erfolge. Endlich wurde ganz Italien, mit Ausnahme von Venezien und der Stadt und Um- gebung von Rom, die als Kirchenstaat übrig blieb, vereinigt. 1860 war Viktor Emanuel König von Italien. Er verlegte feine Residenz von Turin nach Florenz. Napoleon hatte für seine Hilfe Savoyen und Nizza erhalten. Die Zeit Wilhelms I. V Die Gründung des Deutschen Reiches. § 63. König Wilhelm. Am 2. Januar 1861 bestieg Wilhelm I. nach dem Tode feines Bruders Friedrich Wilhelm IV. in dem Alter von 64 Jahren den preußischen Thron. Wilhelm war am 22. März 1797 als zweiter Sohn Friedrich Wilhelms III. und seiner Gemahlin Luise geboren. Weihnachten 1806 hatte ihm sein Vater, im Begriff, von Königsberg nach Memel zu flüchten, die Uniform eines preußischen Offiziers verliehen. Sechzehnjährig hat er an dem Feldzug in Frankreich vom Jahre 1814 teilgenommen und sich bei Bar-sur-Aube durch die Kaltblütigkeit, die er im Gefecht an den Tag legte, das Eiserne Kreuz erworben. Nach dem Frieden widmete er sich mit dem ganzen Ernst, der seiner Natur innewohnte, dem Heere. Sein Eifer hierfür wurde noch bestärkt, da der Kronprinz nur geringe Neigung für militärische Angelegenheiten an den Tag legte, und die Franzosenzeit die nnerschütter- liche Überzeugung in ihn gepflanzt hatte, daß Preußen nur durch eine tüchtige und schlagfertige Armee seine Stellung in Europa behaupten könne. 1840 war er als mutmaßlicher Thronfolger von seinem Bruder zum „Prinzen von Preußen" ernannt worden. Nach den März-