IV. Die Völkerwanderung. Untergang des Weströmischen Reiches. 27 christlichen Gotenkönigs, der die Bibel in silberner Schrift auf Purpur- Pergament zu schreiben befahl, verdanken wir es, daß wenigstens Teile davon erhalten geblieben sind (Upsala). Mit Konstantin dem Großen, der Begründung der unumschränkten kaiserlichen Gewalt und dem Siege des Christentums endet die Geschichte des Altertums, mit dem Eindringen der Germanen in das Römische Reich beginnt das Mittelalter. IV. Die Völkerwanderung. Untergang des Weströmischen Reiches. Im 4. Jahrhundert lagerten die Germanen, in Volksheeren, die von Königen befehligt wurden, geordnet, an der Donau und dem Rheine, bereit, in das Reich einzubrechen, sobald sich die Gelegenheit dazu böte. Aber im großen und ganzen behaupteten die Kaiser noch die Grenzen; zwar setzten sich die Franken auch am linken Ufer des Niederrheins fest, doch der Oberlauf des Flusses wurde gehalten. Als die Alamannen ins Elsaß einfielen, warf sie Julian in der Schlacht bei Straßburg (357) zurück. Auch die Goten mußten sich mit dem linken Donau-User begnügen; hier waren ihnen bestimmte, der Aufsicht der kaiserlichen Beamten unterworfene Märkte geöffnet; sie unterhielten mit den Römern friedlichen Verkehr. Aber die Kaiser konnten die Grenzen nur dadurch gegen die freien Germanen schützen, daß sie immer von neuem kleinere oder größere Volks- Heere oder einzelne Fürsten mit ihrem Gefolge als Verbündete in das Reich aufnahmen und sich dienstbar machten. Diese wurden in der Nähe der Grenzen angesiedelt und übernahmen die Verpflichtung, sie zu schützen, wogegen ihueu ein Teil des Landes überwiesen wurde. Auch das römische Heer bestand damals fast ganz aus Germanen, selbst in die höchsten Be- fehlshaberftellen rückten sie ein, man begegnete ihnen am Hofe, sie saßen mit der Toga, „dem weibischen Kleide", angetan im Senate. Im Felde war der Kaiser fast nur noch von Germanen umgeben. Sie legten im Unterschied gegen frühere Zeiten ihre Sprache nicht mehr ab, sie wurden nicht mehr romanisiert. Alles war dazu vorbereitet, daß nun auch die oberste Herrschaft im Reich in die Hände germanischer Könige überging. Dieser Wechsel voll- zog sich in den Jahrhunderten der Völkerwanderung (375—568). Da- mals erlosch das weströmische Kaisertum, und es entstanden selbständige germanische Königreiche. Zuerst (375—476) wurden die westlichen Pro- vinzen erobert, zuletzt (476—568) wurde auch Italien aufgeteilt.