Die Griechen. 12. Der peloponnesische Krieg. 31 2. Der „zehnjährige" Krieg. Ein peloponnesisches Heer brach der- 431 wüstend in Attika eitt, während die Athener, die sich zu Lande darauf be- bis schränkten, ihre Hauptstadt zu verteidigen, Flotten aussandten, um sich an 421. den feindlichen Küsten zu rächen. Weit verderblicher als die feindlichen Scharen war für die Athener eine furchtbare Pest, welche bald nach Beginn des Krieges in der mit flüchtigen Landleuten überfüllten Stadt ausbrach, viele Tausende dahinraffte und durch das Entsetzen, das sie verbreitete, die Thatkrast lähmte. 429 fiel auch Perikles der Seuche zum Opfer. Dann 429. erlosch sie. Aber nach dem Tode des Führers zeigten sich die traurigen Folgen der gepriesenen demokratischen Verfassung. Der zügellose Hause folgte denen, die am lautesten zu schreien verstanden, besonders dem Gerberei- besitzet Kleon, einem ehrgeizigen Manne ohne tiefere Bildung, und an die Stelle reiflich erwogener Pläne traten übereilte Volksbeschlüsse. Ein Bei- spiel davon bietet die Bestrafung der vom Mischen Bunde abgefallenen Stadt Mytilene auf Lesbos: auf Kleons Antrag wurde anfangs be- schloffen, alle männlichen Einwohner hinrichten zu laffen; am folgenden Tage wurde dies Urteil auf taufend der Hauptschuldigen eingeschränkt. Mytilene war seit alter Zeit berühmt als eine Hauptstätte griechischer Bildung. Es war die Heimat der S apph o, der bedeutendsten griechischen Dichterin, welche um 600 lebte. Während die Spartaner und ihre Bundesgenossen zu Lande das Über- gewicht hatten und ihre Einfälle jährlich wiederholten, behaupteten sich die Athener zur See. Endlich brachte der reiche Nikias, das Haupt der ge- mäßigten Partei in Athen, nachdem Kleon in der Schlacht bei Amphipolis gefallen war, 421 einen Frieden zu stände, welcher den früheren Stand der 421. Dinge wieder herstellte. 3. Alkibiades und der Rriegszug gegen Syrakus. Die Fortsetzung des Krieges ging von Alkibiades aus. Er war ein Verwandter des Perikles und in dessen Hause erzogen. Durch tolle Jugendstreiche zog er die all- gemeine Aufmerksamkeit auf sich und wurde durch feinen Aufwand, feine Liebenswürdigkeit und Redefertigkeit*) der Liebling des Volkes. Er über- nahm die Rolle des Kleon, nur mit mehr Verstand, und riet den Athenern, durch einen Feldzug gegen das mächtige dorische Syrakus ihre Herrschaft auch über das westliche Meer auszudehnen. Alkibiades selbst erhielt zu- sammen mit dem bedächtigen Nikias den Oberbefehl und fuhr mit einer Flotte von 130 Dreiruderern ab i. I. 415. Aber in seiner Abwesenheit 415. wurde er von seinen Feinden des Hermenfrevels (Verstümmelung der Her- messäulen) und der Verspottung der eleusinischen Mysterien (§ 5, 5, c) angeklagt und zurückberufen. Unterwegs floh er nach Sparta, wo er die *) „Die Kinder der Thebaner mögen die Flöte spielen lernen, weil sie nicht zu reden verstehen wie wir Athener."