Sigmund 1411 — 1437. 93 Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als über dem Papste stehend betrachtete, alle drei Päpste aus, ihrer Würde zu entsagen. Während aber die Deutschen daraus drangen, daß man, ehe man einen neuen Papst wähle, die Kirchen- reform in Angriff nehme, setzten die romanischen Nationen es durch, daß zuerst die Wahl des neuen Papstes stattfand. Sie fiel auf einen Italiener, Martin V., der es mit großem Geschick zu der- Papstwahl, hindern wußte, daß die päpstliche Gewalt wesentlich beschränkt wurde, und im Jahre 1418 das Konzil auslöste. So war die geplante Reform der Kirche mißlungen. § 96. Der Hussitenkrieg. Die Verbrennung von Johann Huß aber rief in Böhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Aufläufen und Unruhen Luft machte und sodann einen der surcht- barsten Kriege hervorrief. Denn als im Jahre 1419 Wenzel starb, Tod Wenzels, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Huß das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rüsteten Heere aus, welche nicht nur die angreifenden Feinde zurückschlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff übergingen. Der einäugige JohannZiska, Ziskas Heere, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich des Deutschtums, war es vor allem,der aus den tschechischen BauernHeere schuf; nach seinem Tode übernahmen Prokop der Große und Prokop der Kleine die Führung. Mit fanatischer Begeisterung zogen die Hussiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen sie ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichs- truppen und Kreuzheere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu wider- stehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so Waffen- kräftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Hussiteu, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, auf das furcht- barste die deutschen Lande. Erst als eine gemäßigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldschlacht besiegte, nahm der Krieg nach fünfzehnjähriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals zu Basel ®ni?e beS versammelt war, den Hussiten den Kelch beim Abendmahl bewilligen ue0e' müssen. Sigmund konnte nun endlich in Prag als König einziehen; Tod Sig- aber ein Jahr daraus starb er. Da er keinen Sohn hinterließ, fielen 14378' seine Lande, Ungarn und Böhmen nebst Mähren und Schlesien, an seinen Schwiegersohn Albrecht von Oft erreich, der auch deutscher König wurde.