Griechische Geschichte. Abschnitt I. Die Siedelimg der Griechen; ca. 1000 v. Chr. § 1. Das Land. Griechenland ist der südlichste Teil der Balkanhalbinsel und selbst Lage und Größe, eine Halbinsel zwischen dem Ägäischen Meere im Osten und dem Jonischen Meere im Westen. Seine Nordgrenze zieht vom Berge Olympos an der Ostküste in nordwestlicher Richtung zu dem danmen- artigen Vorgebirge Acroeeraunia an der Straße von Otranto. An Größe entspricht es dem Königreich Bayern (ohne die Pfalz), und wenn alle die Küsteninseln und die Inseln des Ägäischen Meeres hinzugerechnet werden, so gleicht es den Königreichen Bayern und Württemberg zu- sammengenommen, d. h. dem sechsten Teil des Deutschen Reiches. Es ist ein eigentümliches, schönes Land. Denn nirgendwo sonst Einteilung, auf der Erde mengen Meer und Land, Berg, Tal und Ebene sich so miteinander. Kein Land der Erde ist so reich gegliedert, d. h. so reich an Halbinseln, Inseln und Meeresbuchten. Zwei Meerbusenpaare, die von Osten und Westen einander entgegen eindringen, zerlegen es in die drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland und Südgriechenland oder Pelopouues. Diese Meerbusenpaare sind im Norden der Malische (O.) und der Ambraeische (W.) Golf, im Süden der Saronische (O.) und der Korinthische (W.). Jene nähern sich einander auf 110 km, d. h. etwa so weit wie Hamburg von der Elbmündung entfernt ist; diese bleiben nicht einmal eine Meile voneinander entfernt. Denn die schmälste Stelle der trennenden Landenge, des Isthmus, ist kaum 6 km breit, so daß die Alten hier ihre kleineren Schiffe auf einer hölzernen Rutsch- bahn von Meer zu Meer zogen, wofür die heutigen Griechen einen Kanal gemacht haben. So kommt es, daß kein Punkt des Landes mehr wie einige Tagesmärsche vom Meere entfernt ist, daß Seeluft über das ganze Land hinweht und man fast von allen größeren Bergen das Meer zu sehen vermag. Schenk, Lehrbuch. HL z. Aufl. v. Pomtow. 1