— 120 — Bedeutende Herrscher aus dem Hause der Kapetinger waren: Ludwig VII. (1137—1180) nahm mit Konrad III. am 2. Kreuz¬ zug teil. Seine Gemahlin Eleonore von Poitou ließ sich von ihm scheiden und verheiratete sich mit dem Grafen Heinrich Plan- tagen et von Anjou, der Anjou, Maine und Touraine besaß. Nun vereinigte er damit die Besitzungen seiner Gattin: Poitou, Guiemte, Gascogne. Diese Gebiete zusammen machten die Hälfte des da- maligen Frankreich aus. Als Heinrich 1154 englischer König wurde, gingen diese Gebiete in den Besitz der englischen Könige über (frei¬ lich als französisches Lehen). Daraus entstand eine Reihe von Kämpfen zwischen Frankreich und England. Philipp II. August us (1180—1223) war am 3. Kreuzzug be¬ teiligt; dem englischen Könige Johann ohne Land entriß er fast alle Besitzungen in Frankreich. In diesem Kampf trat der deutsche König Otto IV. auf Seite Englands, der Hohenstaufe Friedrich II. auf Seite Frankreichs. In der Schlacht von Bouvines 1214 (S. 74) wurden Johann ohne Land und Otto IV. geschlagen. Ludwig IX. der Heilige unternahm die beiden letzten Kreuzzüge (S. 65). Philipp IV. der Schöne (1285—1314) entriß den Eng¬ ländern den Rest der Besitzungen auf französischem Boden. Durch den Papst ließ er den Orden der Tempelherrn (S. 65) aufheben und bereicherte sich mit ihren Gütern. — Mit feinem Sohne Karl IV. erlosch das Haus der Kapetinger in der geraden Linie. Es folgte das Haus Valois, das von einem Bruder Philipps IV. abstammte. Die Valois (1328-1589). Philipps IV. Tochter, Jsabella, war mit dem englischen Könige Eduard II. verheiratet gewesen. Aus dieser Ehe stammte Eduard III. Dieser machte als Nachkomme der Kapetinger (in weiblicher Linie) ebenfalls Ansprüche auf die franzö¬ sische Krone. So kam es zu einem mehr als 100 Jahre dauernden Krieg zwischen England und Frankreich (1339—1453). Die Engländer drangen allmählich bis an die Loire vor und griffen 142» sogar Orleans an. Da half dem französischen König Karl VII. (1422—1461) Jeanne d'Arc, ein Hirtenmädchen aus Dom Remy in Französisch - Lothringen. Sie, die „Jungfrau von Orleans", stellte sich an die Spitze der französischen Truppen, die ihr begeistert folgten, rettete Orleans und führte Karl VII. zur Krönung nach Reims. Als sie spater in die Hände der Engländer fiel, wurde sie als Zauberin auf dem Marktplatz von Ronen ver- brannt (1431). In der Folge wurden die Engländer mehr und mehr zurückgedrängt; sie verloren alle Eroberungen in Frankreich bis auf geringe Reste und konnten, durch innere Kriege in England selbst beschäftigt, das Verlorne nicht zurückerobern. Ludwig XI. (1461—1483), der Nachfolger Karls VII., erwarb nach dem Tode Karls des Kühnen von Burgund (S. III) das Herzog- tum Burgund und hob die Macht des Königtums in Frank-