76 Hannibal, der Feind Roms. was in Sizilien verloren war. Da kam sein neunjähriger Sohn Hannibal und wollte mitgenommen sein. Der Vater willigte ein; doch führte er ihn zuvor zum Altar der Götter und ließ ihn schwören, er wolle ewig ein Feind der Römer sein; und diesen Schwur des Knaben hat der Mann gehalten. In Spanien wuchs er zum Kriegsmann heran, und bald war er der Lieb- ling aller. In jeder Gefahr war er voran, jeder Beschwerde trotzte sein ab¬ gehärteter Körper. Hitze und Kälte, Hunger und Durst, durchkämpfte Tage und durchwachte Nächte konnten ihm nichts anhaben. Er war der schnellste Läufer und der wildeste Reiter, dazu bald ein listiger und kühner Führer. Wo er war, hatten die Soldaten Mut. Als nach einigen Jahren sein Vater neben ihm in der Schlacht fiel, war er noch zu jung; nach acht Jahren aber starb auch sein Schwager Hasdrubal, und nun trugen die Soldaten mit Jubelgeschrei den nennundzwanzigjährigen Hannibal auf ihren Schultern ins Feldherrnzelt, und der karthagische Senat bestätigte die Wahl des Heeres. Sobald aber Hannibal Feldherr war, griff er römische Besitzungen in Spanien an, und die Römer erklärten den Krieg. Man nennt den nun folgenden Krieg den zweiten Puuischeu Krieg oder den „Hannibali- -201 schen Krieg" 218—201 v. Chr. B. Hannibals Siegeslaufbahn. 1. Zug nach Italien. Nun be¬ schloß Hannibal, nach Italien zu ziehen; der kürzeste Weg mußte der beste sein, und sein Heer folgte ihm blind. Mit funfzigtausend Mann zu Fuß, mit neuntausend Reitern und siebenunddreißig Elefanten überschritt er leicht die Pyrenäen und zog durch das südliche Gallien. Am Rhonefluß ließ er schnell alle Kähne der Gegend zusammenbringen, um das Heer hinüber zu schaffen. Viele Soldaten schwammen auch hindurch auf ledernen Schläuchen, in die sie vorher ihre Kleider gesteckt hatten. Für die Elefanten wurde ein langes Floß erbaut, am Ufer festgebunden und mit Erde beschüttet, so daß die Tiere erst meinten, sie seien auf dem festen Lande. Unbemerkt wurden sie dann auf ein zweites, bewegliches Floß geführt, und dieses schleppte