— 13 — Höder ? um mich her ist Nacht, Nacht vor mir, Nacht hinter mir.“ „Hier hast du einen Wurfger,“ sprach der Versucher, indem er ihm die Mistel reichte, „ich will dir die Richtung geben, du schleudre mit Macht.“ Höder that nach der Weisung, und der Brudermord war vollbracht; vom Speere getroffen lag Balder am Boden, sein Blut strömte über die Erde. Sprachlos standen die Götter und vermochten das Ungeheure nicht zu fassen; dann umdrängten sie die Leiche des Ge¬ liebten und mischten ihre Thränen mit dem Blute, das wie Abendrot leuchtete. 2. Endlich nahm die Mutter der Götter das Wort. „Der Liebste unter euch allen,“ sprach sie, „sollte mir der sein, der zu Hels Wohnung reiten wollte, um zu versuchen, ob sie Lösegeld nehmen und den Gott wieder heimkehren liefse zu den Seinen.“ Da erbot sich H e r- mod, ein anderer Bruder Balders, die Fahrt zu unter¬ nehmen; eiligst bestieg er seines Vaters windschnelles- Ross und ritt von dannen. Inzwischen nahmen die Götter auf Wodans Geheifs den Leichnam und brachten ihn ans Meer, um ihn auf dem Schiffe des Toten zu bestatten. Ein Holzstofs wurde auf demselben aufge¬ türmt für den Leichenbrand. Noch stand Balders Ge¬ mahlin, die blühende Nanna, bei dem verblichenen Ge¬ liebten; sie hatte keine Thränen mehr, um zu weinen, nur ihr Schluchzen verriet den Schmerz, der ihre Seele erfüllte. Als aber die Fackel aufleuchtete, die den Holzstofs entzünden sollte, da brach ihr das Herz vor Jammer, und sie sank bleich und leblos neben der Leiche nieder. Da legten die trauernden Götter auch sie auf den Holzstofs, dazu das edle Rofs des Gottes, das mit dem Gebieter sterben mufste. Bald loderten die Flam-