§ 36. Der dreißigjährige Krieg. Wallenstein. Gustav Advlf. 101 § 36. Der dreißigjährige Krieg. Wallenstein. Gustav Adolf. Der Friede, durch welchen die evangelische Kirche freie Religionsübung zuerkannt erhielt, dauerte nur etwas länger als ein halbes Jahrhundert; dann brach jener unselige Krieg aus, welcher 30 Jahre unser armes deutsches Vaterland in fast allen feinen Teilen auf das grausamste ver,- wüstete, viele seiner Bewohner tötete, die überlebenden arm und elend zurückließ und das so blühende Land zu einer Einöde machte. Dieser schreck- liche dreißigjährige Krieg (1618- 1648) wurde zwischen den protestantischen und katholischen Bewohnern Deutschlands geführt; an der Spitze der letzteren stand der deutsche Kaiser Ferdinand II. aus der Familie der Habsburger. Sein bedeutendster Feldherr in diesem Kriege war Wallenstein. Albrecht von Wallenstein, aus einer böhmischen Adels- familie, war der Sohn evangelischer Eltern, nach deren frühem Tode er von einem Oheim in der katholischen Religion erzogen wurde. Schon auf der Schule und Universität zeigte er, was für ein herrischer und trotziger Jüngling er war; er liebte es mehr, sich mit "dem Schwerte zu üben, als in den Büchern zu studieren. Auf größeren Reisen durch Deutschland, Frank¬ reich und Italien lernte er die Welt kennen und wurde ein sehr kluger und im Umgange mit den Menschen schlauer Mann. Wie viele Leute seiner Zeit, beschäftigte er sich gern mit der Sternkunde (Astrologie) und glaubte, aus dem Gang der Sterne sein Schicksal und seine Zukunft zu erkennen. Ein italienischer Gelehrter, der diese Kunst besonders verstand, S e n i mit Namen, wurde sein Freund und begleitete ihn nach Deutschland. Durch die Heirat mit einer sehr reichen Gräfin und durch Schenkungen seines Kaisers, dessen Gunst er sich durch seine tapferen Taten im Anfang des Krieges erworben hatte, gelangte Wallenstein in den Besitz vieler böhmischer Güter und wurde schließlich zum Herzog von Friedland, einer Stadt in Böhmen, ernannt. Dieser tatkräftige, ehrgeizige und kriegserfahrene Mann erbot sich, dem Kaiser Ferdinand, der durch einige protestantische Fürsten arg be- drängt wurde und selbst keine Truppen besaß, ein Heer von 50 000 Mann zusammenzubringen und auf seine eigenen Kosten zu unterhalten. Dies konnte er wagen im Vertrauen auf seinen Reichtum, aber zugleich dachte er auch, den Unterhalt für diese große Zahl von Soldaten dadurch zu be- kommen, daß er ihnen überall, wo sie waren, besonders natürlich im Feindeslande, jegliche Plünderung bei den unglücklichen Bauern und den Bewohnern der Städte, die er eroberte, gestattete. So fing das Elend des großen Krieges an. Denn wie sich denken läßt, strömten von allen Seiten