66 Donar (Thor). Dieser, ein Sohn Wodans, ist der gewaltige Gott des Gewitters. Er fährt auf einem mit Böcken bespannten Wagen durch die Luft, während sein langer roter Bart im Winde flattert. In der Faust hält er den Steinhammer, mit welchem er die Feinde zermalmt, besonders die Niesen, welche den Göttern und Menschen feindlich gesinnt sind. Aber so oft er auch den Hammer wirft, stets kehrt dieser von selbst in seine Hand zurück. Donar ist ein Wohlthäter der Menschen, denn mit dem Blitze öffnet er die Wolken, daß der befruchtende Regen daraus herunterströme, mit dem Hammer zerbricht er den Fels, daß die Quellen zu Tage kommen, zermalmt ihn, daß sich fruchtbarer Ackerboden daraus bildet. Er grenzt die Ackerfluren zu einander ab und schützt die Brücken, welche über scheidende Ströme die Länder verbinden. Heilig sind ihm Tiere von roter Farbe, wie der Fuchs und das Eichhörnchen. — Einer seiner Böcke war lahm. Als der Gott nämlich abends bei einem armen Bauer eingekehrt war, schlachtete er seine Böcke, häutete sie ab und bereitete sie zum Abend¬ brod, zu welchem er den Wirt mit den Seinen einlud. Die Knochen hatte er auf den Fellen in der Küche liegen lassen. Der Sohn des Bauern aber nahm einen Beinknochen, zerbrach ihn, um das Mark zu genießen. Als Thor am andern Morgen weiter fahren wollte, be¬ rührte er die Felle und Knochen mit seinem Hammer; sofort sprangen die Böcke auf. Der eine aber war lahm. Da flammte das Auge des Gottes in so heftigem Zorne auf, da packte er- den Hammer so gewaltig mit der Hand, daß der Bauer mit den Seinen vor Angst bebte, denn nun erkannten sie den Gott und fürchteten für ihr Leben. Flehend warfen sie sich auf die Erde und baten um Gnade; alles wollten sie hingeben, wenn sie nur das Leben behielten. Thor zeigte sich auch hier als ein milder Gott. So sehr er auch darüber be¬ trübt war, daß sein Bock lahmte, er begnadigte die Bauernfamilie unter der Bedingung, daß zwei Söhne ihm als Diener folgten. Aber auch diese verwandte er zum Wohle der Menschen, denn sie mußten den Wald roden und in Ackerland verwandeln. Untergang der Wett. Diese Welt wird einst, weil sie böse geworden ist, mit Göttern und Menschen untergehen. Ein großer Weltenbrand wird sie verzehren. Dann aber entsteht eine neue und bessere, in welcher kein Übel herrscht, sondern Friede und Glück bet Göttern und Menschen. Die Götter nehmen ihren alten Platz wieder